Fragt mich nicht, wo ich das ausgebuddelt habe. Ich kann mich nicht mal mehr dran erinnern, das geschrieben zu haben.
Warnung: Gewalt und andeutungsweise Sexualität.
Der Siren
Einst lebte in den Hügeln des Aschedorfs ein kleiner Junge, den das Schicksal herauszufordern beschloss. Seinen Vater kannte er nicht, und seine Mutter wurde als Hure beschimpft und war gezwungen, für ihr Überleben zu betteln.
Der Junge war nicht älter als sieben, als er mit ansehen musste, wie die Mutter von einem Betrunkenen geschändet und schliesslich, als sie um Hilfe schrie, getötet wurde. Ganz still sass er da, versteckt in dem alten Fass, das ihm als Schlafplatz diente, und sah, wie seine Mutter zu Boden fiel, nackt, blutend. Als der Betrunkene das Weite suchte und der Junge sich aus seinem Fass heraustraute, war ihr Körper schon kalt und starr; die knochigen Hände, die ihn so oft gehalten hatten, zu Klauen verzerrt. Leise weinend sass er bei dem Ding, das einst seine Mutter gewesen war, und konnte sich kaum rühren.
Es war in dieser Nacht, da er beschloss, dass die Menschheit schlecht sei.
Er kehrte Aschedorf den Rücken zu und begab sich in den Wald. Dessen wilde Schönheit hatte ihn schon immer fasziniert. Er sah die vielen Tiere, die Vögel, die Eichhörnchen und Rehe, die hier lebten und sich nichts zuleide taten. Hier wollte er bleiben.
Doch er war ein kleines Kind, und die Natur, mit der er leben wollte, hätte ihn beinahe getötet – hätte ihn nicht ein Einsiedler gefunden, der sich auf der Suche nach den Wurzeln der Magie in den Wald zurückgezogen hatte.
Der Einsiedler nahm das Kind bei sich auf und lehrte es die Kunst der Magie. Begeistert saugte der Junge dieses Wissen in sich auf wie ein trockener Schwamm, begierig, die Magie in ihrer vollkommenen Schönheit zu begreifen – bis der Einsiedler ihn schliesslich nichts mehr lehren konnte. Sein Wissen war erschöpft.
Der Junge reifte zum Mann heran und begab sich nun seinerseits auf Reisen, um die Wurzeln der Magie zu finden. Erfolglos bereiste er das Land, die Menschen stets meidend, auf der Suche nach etwas, von dem er nicht wusste, was es war. Doch als er eines Tages zu seinem Lehrmeister zurückkehrte, um ihm Bericht zu erstatten, fand er nichts als dessen vermoderte Leiche vor der Hütte, in der er so viele Jahre verbracht hatte. Ein Messer steckte dem armen Einsiedler im Rücken, und die Schriften, die er in seinem Haus aufbewahrt hatte, waren verschwunden.
Angewidert verliess der junge Magier die Stelle. Eines hatte er in seinem Leben wohl gelernt: für die Menschheit gab es keine Hoffnung mehr. Sie war schlecht, verdorben, abgewandt von der Natur. Er schwor sich, nicht nur den Menschen, sondern auch der Menschheit den Rücken zu kehren, um endgültig eins mit der Natur zu werden.
Verzweifelt suchte er einen Weg, dies zu erreichen. Doch erst viele Jahre, viele Lehrbücher und Studien später sollte es ihm gelingen.
Es war eine Vollmondnacht, als der Magier versuchte, sein eigenes Wesen zu verändern. Der Vollmond sollte seinem Zauber die nötige Kraft verleihen.
Niemand kennt den Zauber, den der Mann anwandte, denn er hatte ihn selbst erdacht. Die Magie fuhr in seinen Körper und veränderte dort das, was das Wesen eines Menschen ausmacht.
Schmerzerfüllt fuhr der Magier zusammen und sollte erst Stunden später wieder erwachen. Doch sein Zauber hatte nicht die gewünschte Wirkung: Der Körper des Magiers war mit dunklen Malen bedeckt, und sein Haar leuchtete flammend rot, doch er war immer noch menschlich. Nur die Natur hatte sich verändert: Die Wälder erschienen plötzlich dunkelrot, der Himmel violett, sogar die Blumen hatten auf wundersame Weise ihre Farbe geändert.
Wut und Verzweiflung überkamen den Mann, und er rannte in den Wald. Auch hier hatte die seltsame Veränderung Fuss gefasst. Die Natur war verdorben. Die Magie hatte die Natur verdorben.
Der Magier sah ein kleines Kaninchen, dessen Fell so unnatürlich rot flammte wie sein Haar. Mit einem wütenden Aufschrei stürzte er sich darauf, packte es am Kragen und riss an seinem roten Pelz, bis Blut darüber lief. Das Blut rann über die Arme des Magiers, seine schäbigen Kleider, tropfte auf den Boden und beschmierte ihn überall. Seine unbändige Wut gab ihm die Kraft, dem Kaninchen die Gestalt zu stehlen. Er verwandelte sich und hoppelte in den roten Wald, um nie wieder einem Menschen zu begegnen.
Doch das Schicksal hatte sein Werk noch nicht beendet. Ein Wolf fiel über das Kaninchen her, und nur mit Mühe gelang es dem Magier, zu entkommen. Seine Hinterläufe war verletzt, er blutete stark, und all das Blut erinnerte das Kaninchen an seine menschliche Mutter. Die Natur, auf die er so vertraut hatte, hatte den Magier enttäuscht. Die ganze Welt war böse und verdorben.
Und so legte er sich unter einen Busch, um sich vom Leben zu verabschieden.
Doch eine Frau kam des Weges, und wie sie das verletzte Kaninchen sah, hatte sie Mitleid. Sie nahm es behutsam mit sich und verband ihm die Hinterläufe, und zum ersten Mal erkannte der Magier, dass die Menschen auch Gutes tun können. Und er schenkte der Frau sein Herz.
Er legte die Kaninchengestalt ab und gestand ihr seine Liebe. Die Dame war schockiert, als auf einmal ein Mann in zerlumpten Klamotten vor ihr stand, doch sie hatte ein gutes Herz. Sie erkannte, was der Magier durchmachen musste, und wollte ihm helfen, glücklich zu werden. Und schliesslich beschlossen sie, gemeinsam weiterzuleben. Doch der Magier wurde immer noch von Malen entstellt, und seine Augen glänzten silbern wie Münzen. Und so beschlossen er und seine Geliebte, abseits des Aschedorfs zu leben.
Jahre zogen ins Land, und die Frau gebar zwei Söhne und eine Tochter. Wie erleichtert war der Magier, als er sah, dass sie seine Male nicht geerbt hatten. Und wie schockiert, als seine Tochter mit dem elften Lebensjahr plötzlich begann, sich zu verwandeln. Male wie Schlangen verunzierten ihr Gesicht, und ihre Augen wurden dumpf und silbern.
Voller Angst davor, noch mehr Unmenschen zu zeugen, nahm er seine Tochter und zog mit ihr in den Wald. Seine Geliebte sollte ihn niemals wieder sehen.
Der Siren
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Schreibt eure eigenen Geschichten, die vor, nach oder während Ragnarök spielen
oder auch ganz ausserhalb der "offiziellen" Handlung stattfinden.
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