Ragnarök 3

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Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Emizel

„Hast du dich verlaufen?“ Ich antworte nicht. „Wo ist deine Familie?“ Ich antworte nicht und schaue auf meine von Blut beschmierten Hände. „Ich verstehe... komm mit!“ Und so stieg der Mann im Anzug wieder in die Kutsche, die aus dem Nichts kam und neben mir anhielt.
Für einen Moment zögere aber steige ein. Die Tür der Kutsche wird geschlossen. Der dichte Nebel lichtet sich wieder und lässt die Kutsche ihren Weg fahren.
Ich sitze direkt gegenüber des Fremden. Meinen Augen fehlen das Licht von Leben. Es ist vielleicht ein Tag vergangen oder auch mehr seitdem meine einzige Familie ermordet wurde und ich die Mörder, ohne Bewusstsein, getötet habe. „Interessant, das du eingestiegen bist.“ , sagt der Fremde im Anzug fasziniert. „Ich habe keine Familie mehr...kein Leben.. tötet mich, wenn ihr wollt. Mir egal..“, antworte ich ihm monoton und emotionslos. „Wie ist dein Name, Junge?“ „..Emizel..“
„Ich bin Edward Constantin Rozengard.“ Edward sieht aus wie 39. Er trägt einen feinen Anzug in dunkelrot. Seine Augen sind genau so rot aber seine Haare sind weiß wie der Schnee und zurückgekämmt. Trotz seines “Alters“ besitzt er nicht viele Falten.

Nach einer langen Zeit fährt die Kutsche durch ein schön verziertes Gittertor. Aus dem Fenster sehe ich Bäume, Wiesen und schöne Blumen. Kurz darauf hält die Kutsche an. Ein Diener öffnet die Tür und begrüßt Edward. „Mylord. Es ist schön, euch bei bester Gesundheit zu sehen.“ Edward winkt ab und deutet mir ihm in ein sehr großes Haus zu folgen. Das Haus ist riesiger als unser Waisenhaus. Der Eingangsbereich ist bereits groß genug für bestimmt 100 Kinder. Viele Gemälde hängen an den Wänden. Ein Kronleuchter aus silbernen Metall hängt oben in der Mitte des Raumes herab. Der Boden besteht aus Marmor und so glatt, dass ich mich darin spiegeln könnte. Im hinteren Bereich führen zwei Treppen, links und rechts, in das nächste Obergeschoss.
Ein weiterer Diener läuft zu Edward und nimmt ihm das jackenähnliche Oberteil ab. „Edward..wo sind wir hier?“, frage ich ihn. Der Diener sieht mich giftig an und antwortet auch so. „Es heißt Mylord Rozengard, du Wicht!“ In diesem Augenblick sehe ich die vor Wut glühenden roten Augen und die scharfen Zähne des Dieners. Er faucht mich an. Ein normales Kind wäre wahrscheinlich vor Angst davongelaufen. Ich aber habe bereits Terror erlebt und nix macht mir mehr Angst als das, was ich erleben durfte. „Lass ihn! Ich habe ihn auf dem Heimweg aufgelesen.“, befiehlt Edward dem Diener. Erschrocken zieht er sich zurück.

In einem kleineren Zimmer brennt ein Feuer im Kamin. Diese Wärme lässt meinen, bereits erfrorenen, Körper aufwärmen. Wir beide sitzen je in einem Sessel. Man hat mir neue Kleidung gegeben. „Was hast du mit mir vor?“, frage ich meinen Gastgeber. Edward schaut mich interessiert an. „Sag mir, Emizel, hast du etwas getan was du dir nicht selbst erklären kannst?“ Ich antworte nicht. „Es ist bestimmt unbewusst passiert und deshalb das Blut an deinen Händen.“ Ich antworte nicht und schaue auf meine sauberen Hände. „Was willst du von der Welt? Da du ja niemanden mehr hast..“ Ich antworte nicht und meine Hände zittern. Sie zittern nicht wegen meiner tiefen Trauer, sondern durch das brodelnde Feuer in mir. Es kocht. Es ist heiß. Die Tränen laufen über meine Wangen. „Ich will... ich....“ Meine Worte kommen kaum heraus. Mit geballten Händen schlage ich auf den Sessel. „Ich will allen den gleichen Schmerz erleben lassen, den ich empfunden habe!!“ Edward sieht mit meiner Antwort zufrieden aus. „Ich werde einen prächtigen Mann aus dir machen.“, erklärt er und holt ein Deck Karten hervor. „Aber zuerst solltest du dich beruhigen. Wie wäre es mit einem Spiel?“

Seit diesem Tag stand ich unter den Fittichen von Edward. Er war das Oberhaupt der Rozengard, ein Vampir, und hat mir alles beigebracht was ich wissen musste. Eigentlich hätte es ihm egal sein können. Seinen Grund hatte er mir nie erklärt, selbst als wir darum gespielt hatten. Immer entkam er der Frage.
Ich erfuhr von den Vampiren. Ihre Stärken und Schwächen. Ich lernte die anderen Lords und Ladys, sowie Alice und Aldin, kennen. Meine Kräfte wurden mit der Zeit stärker und das Töten fiel mir recht leicht. Mein Leben wurde wieder einen Sinn gegeben. Meine Rache wird kommen aber von den Plänen der Rozengard habe ich bis heute noch keine Ahnung. Die Zeit war wieder in einem schönem Glanz bis zu dieser- im Blutmond getränkten- Nacht....

„Mein Freund?“ Plötzlich erwache ich aus meinen Tagtraum. Der Priester sah mich verwirrt an. „Möchtest du noch etwas Suppe?“ Noch leicht abwesend nicke ich ihm zu.
13 Jahre ist es bereits her...und seit 6 Jahren wiederholte es sich...
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Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Emizel

Vampire. Ihre Kräfte stehen weit über denen der Menschen. Der Ursprung ihrer Existenz ist bislang unbekannt aber es gibt jegliche Theorien. Ein Mann soll angeblich einen Pakt mit dem Teufel eingegangen sein, um übermenschliche Kräfte zu bekommen, und im Gegenzug seine Seele geopfert, sodass er für immer, vom Himmelstor ausgesperrt, als wandelnder Schatten seiner Selbst auf der Erde umherwandeln muss. Andere behaupten jedoch ein gefallener Engel habe sich mit dem Leichnam eines Toten verbunden und so die Unsterblichkeit wiedererlangt aber muss dafür das Leben anderer aussaugen. Etliche Geschichten und Mythen fließen im Strom der Zeit. Die meisten sind vergessen.

Vor 6 Jahren.... vor dem Blutmond

„Jetzt halte doch mal still, Emizel! Du zerstörst deine Frisur.“, schimpft Alice mit mir. „Ich mag es aber nicht, wenn meine Haare so platt und gebunden sind.“ Die Dienstmädchen müssen ihr Kichern stark unterdrücken während sie mitansehen müssen wie mich Alice- ich am Stuhl gefesselt- frisiert. Sie will meine Haare durchkämmen und daraus einen fürstlichen Männerzopf machen. Mir jedoch gefällt das nicht. „Warum muss ich bei diesem Ball dabei sein?! Ich bin kein Adeliger.“, fauche ich sie an. In aller Ruhe zerrt sie den Kamm durch mein Haar. Meine Haare sind so durcheinander dass es fast schmerzt, wenn sie da durch geht. „Du bist Vertrauter des Grafen und außerdem hast du dieses schöne rote Haar.... und mir macht es Spaß dich damit zu ärgern.“ Alice`s weiße Haare wurden von den Dienstmädchen gebürstet und zu einem langen Zopf geflochten, dieser mit goldenen Rosenspangen verziert ist. Ihr Kleid ist tiefblau mit roten Bändern und hat hinten einen tiefen Ausschnitt. Im Spiegel ist nur eine Silhouette von ihr zu sehen. Vom Aussehen her sieht sie wie Anfang dreizig aus. Ihr wirkliches Alter ist mir nicht bekannt.
„Ed ist es doch egal, ob ich dabei bin oder nicht. Das macht keinen Unterschied.“ Ein grausamer Ruck zerrt mich nach hinten. Das hat sie mit Absicht gemacht! „Der Graf, mein Vater, hat dich aufgelesen und dich wie einen Sohn aufgezogen. Du musst ihm zeigen wie dankbar du bist.“ „-wie einen Auftragsmörder aufgezogen..“, korrigiere ich sie, was sie nicht weiter beachtet.
Nachdem Alice fertig geworden ist steh ich auf und lege mir meinen roten Schal um. Etwas verständnislos schaut mich die weißhaarige Frau an. „Willst du wirklich diesen Schal dabei tragen?“ Ich nicke. „Er ist ein Geschenk von Ed...“ Alice musste schmunzeln. „Und beim Aussuchen hat Aldin geholfen. Er sieht zwar nicht so aus aber er mag dich auch.“ Was alle am meisten mögen ist mein Blut, denk ich mir. Fast jeder hier ist ein Vampir. Nur wenige Menschen gibt es hier.
Es klopft an der Tür. Ohne auf eine Antwort zu warten tritt Edward herein. Seine Kleidung ist die eines Grafen würdig. Elegant, Wohlstand und Würde strahlt er aus. Alice und die Dienstmädchen hinter ihr machen einen Knicks, während ich nur mich leicht nach vorn beuge. „Seid ihr endlich soweit? Wir mussten den Ball schon ohne euch anfangen.“, seine Stimme klingt wie die eines netten Mannes aber seine Miene ist wie in Stein gemeißelt und die Augen hart. „Es tut uns leid, Vater.“, entschuldigt sich Alice. „Es gab einpaar Schwierigkeiten.“ Ihre spürte ihren Blick, denn ich versuche den Augenkontakt zu vermeiden indem ich aus dem Fenster blicke. Es ist Vollmond. Eine Nacht für einen Ball.

Wir laufen den Gang Richtung Ballsaal. Links und rechts sind Fenster und in beiden Richtungen sind die Gärten Rozengards zu sehen. Vorallem im Mondlicht erstrahlen die „Sternenanbeter“- eine Blumenart die nur Nachts ihre Blüte öffnet- am hellsten.
Wir kommen zu einer großen Tür aus Eichenholz. Zwei Diener verbeugen sich und öffnen sie. Schon bei einem kleinen Spalt dringt laut die Musik des Balls und erfüllt den stillen Gang mit Leben.
Zuerst schreitet Edward durch die Tür, dann Alice und dann mir und den Dienstmädchen. Es sind reichlich Leute anwesend. Männer und Frauen haben sich gut gekleidet. Tanz und Lachen vermischen sich mit der Musik des Orchesters. Von der Decke hängen 3 kleine Kronleuchter, die einen großen Kronleuchter umzingeln. Ein Bild von Blumen und tanzenden Vögeln und Schmetterlingen schmückt die Decke. Der Saal hat einpaar Spiegel hängen und sehr große Fenster, wodurch man auf der einen Seite den Mond erblicken kann.
Edward wird von einpaar Gästen zu einem Gespräch angehalten. Sie sprechen von Politik und sonstigen Zeug. Mich interessiert so etwas nicht. Am liebsten wäre ich nicht hier, sondern in meinem Zimmer. Leider habe ich gegen GRAF Edward in einem Spiel verloren und muss dem jetzt beiwohnen. Es ist anstrengend den kleinen Diener zu spielen. Meine eigentliche Aufgabe ist es: Auf Eindringliche, ungebetene Gäste, zu achten und höflich zu “bitten“ den Ort zu “verlassen“.

Unauffällig schaue ich durch die Spiegel. Viele Menschen hier sind Vampire und nur wenige Menschen. Dadurch fällt es einem leichter den Feind ausfindig zu machen. Plötzlich werde ich von der Seite angerempelt. Es ist ein Dienstmädchen, scheinbar unerfahren und unschuldig; ja vielleicht noch nicht einmal gebissen. Viele Diener sind Menschen. Sie dienen zudem als Blutbank aber die Vampire trinken selbst nicht viel menschliches Blut. Nur wenn es zum Kampf kommt würde ein Vampir das Blut des Gegner trinken. Vampire können es kontrollieren, ob sie ihr Opfer nur Blut trinken wollen oder es verwandeln.
„Bitte verzeiht, mein Herr. Ich bin über meine eigenen Beine gestolpert. Mein Dienstkleid ist mir glaube zu lang.“, entschuldigt sie sich beschämt. Ich lächle sie an, komme nah an ihr Gesicht um ihre Augen zu sehen. Blaue Augen so blau wie der Himmel. „Nein, entschuldigt euch nicht. Es ist die Schuld eures Chefs, der einen so schäbigen Fehler begangen hat.“ Das Dienstmädchen verneigt sich kurz und läuft davon.
Sie ist ein Mensch.
Edward ist noch immer in ein Gespräch vertieft. Von hinten schleiche ich mich leise an ihn heran. „Bitte verzeiht. Ich brauche eine Erfrischung.“, flüster ich ihm hinter seinem Rücken zu. Ohne eine Andeutung zu zeigen, das er mich gehört hat, spricht er weiter mit seinen Gesprächspartnern. „-natürlich, das wird demnächst sofort erledigt. Im Wes-“ Schon leicht amüsiert kann ich mein Schmunzeln nicht unterbinden und entferne mich.
Ich öffne eine der weiteren Eingänge und schreite schnell hindurch. Nun stehe ich da in diesem stillen Flur.
Es gibt nicht viele Lichtquellen hier. Jedoch kann man den Flur noch gut sehen. Genauso was hier rumsteht. Mit langsamen Schritten geh ich den Flur entlang. Ich betrachte einpaar Gemälde, Topfpflanzen und Statuen. Nicht gerade die schönsten hier.
Etwas weiter geh ich gemütlich an einer Säule vorbei und bleibe kurz nach dieser Säule stehen. Ich kann es fühlen, diese Anspannung in der Luft. „Wie gesagt: Es ist die Schuld eures Chefs, der diesen schäbigen Fehler begangen hat.“ Von hinten packt mich eine Hand am Hals. Eine weitere sticht mir direkt in den Hals. Es ist ein scharfes Messer. So scharf das man den Schnitt kaum spüren mag. Zu diesem grausamen Bild des Mordes verschwindet aber mein Körper. Mein reales Ich packt den Täter von hinten, entfernt das Messer aus der Hand und hält es nun dem Dienstmädchen, das mich angerempelt hat, an den Hals.
Sie sieht erschrocken aus. Man kann fast ihr Herz rasen hören. „Unsere Chef-Butler und -Dienstmagd suchen die genaue Größe der Diener aus.“
Ich lächle sie an. „..ihnen würde so etwas wie ein zu großes Kleid, damit man stolpern kann, nie passieren.“ Die falsche Dienerin knirscht mit den Zähnen. „S-seid Ihr etwa ein Vampir?“ Diese Frage ist sehr amüsant. „Ein Vampir? Bloß weil ich hier wohne muss ich nicht auch ein Vampir sein. Ratet einfach weiter, wenn Ihr noch könnt.“Sanft drücke ich ihr das Messer an die Kehle. Blut rinnt leicht an ihrem Hals runter. „Nun stelle ich eine Frage: Wer hat dich geschickt?“ Die Spionin versucht zu grinsen. „Könnt Ihr euch das nicht denken?...Roter Teufel..“ Außerhalb, vor allem in der Unterwelt der Geschäfte, sowie Mafia und Gangster und weiteren Missgeburten von Organisationen, werde ich “Roter Teufel“ genannt aber dieses plötzliche Selbstbewusstsein kann nur von einen kommen. „..van Trancy.“ „Genau.“ , beginnt sie und kommt nicht mehr aus dem Grinsen heraus,„ Gut zu wissen, das Ihr ein Mensch seid. So können wir die Steitkraft der Vampire halbieren!“ Mit einem kräftigen Tritt auf meinem Fuß lasse ich das Messer fallen. Dieses Miststück!
Im gleichen Moment versucht sie nach dem Messer zu greifen aber als sie es an sich nahm verschwand es gleich wieder aus ihrem Blick. Stattdessen binden sich Ketten um ihre Handgelenke. Die Ketten ziehen sie zur Wand. „Was ist das?! Woher kommen diese Ketten her?“, kreischt sie. Ich weiß nicht was sie meint, denn in Wirklichkeit ließ sie das Messer fallen und kroch selbst rückwärts an die Wand.
Sie mag zwar den van Trancy angehören aber so schlau- um meiner Illusionen ein zweites Mal zu verfallen- ist sie doch nicht. Langsam näher ich mich ihr. Halte ihr Kinn fest, sodass sie mir in meine grünen Augen sehen kann. „Sag, mein kleines Vögelchen, werden Geier, wie du einer bist, aus einem Käfig frei gelassen?“ Mein Blick ist kalt und in diesen blauen Augen weicht das Selbstbewusstsein und macht Platz für die Angst. „Zu denken mich einfach töten zu können ist nur töricht. Welche wie dich, töte ich aus Spaß.“ „Du kannst mich mal!“, faucht sie mich an. Die Verzweiflung steht ihr ins Gesicht geschrieben. Ich hebe das Messer auf und lege es ihr in die Hand. „Dann ist es bedauerlich, so ein Menschenleben zu vergeuden.“
Mit diesem Satz bewegt sich ihre Hand von selbst. Das Messer gleitet von der linken Seite ihrer Kehle zu ihrer rechten, wodurch das Blut nach und nach den weißen Stoff färbt. Sie selbst merkt es nicht, nein, denn aus ihrer Sicht würgt sie ein Seil so sehr, dass ihr der Atem stocken bleibt. Mit dem Messer versucht sie verzweifelt das Seil zu durchtrennen.
Die Arbeit ist getan. Für einen Moment betrachte ich die Leiche. Blutüberströmt liegt sie da. Die blauweiße Dienstbekleidung ist dunkel gefärbt. Nach diesem Anblick wende ich mich von ihr ab. Für das Entsorgen sind die Diener verantwortlich. “Klick Klack Klick Klack“ Was ist das? “Klick Klack Klick Klack“ Dieses Geräusch kommt von hinten. Direkt hinter mir! Schnell dreh ich mich um, schon steht die Leiche der Spionin etwas zusammengesackt vor mir. Doch irgendwas stimmt nicht. “Klick Klack Klick Klack“ Diese Geräusche kommen von ihr. Selbst ich bekomme bei diesem Anblick eine Gänsehaut.

Fortsetzung folgt...
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Ryokina
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Ryokina »

Sasquehama

Schweigend sitze ich im Schneidersitz hinter den Kisten, die Hände vor mir auf den Oberschenkeln ruhend und betrachte meine verbundenen Hände, während ich einen Finger nach dem anderen spielerisch anhebe. Auf meinem Gesicht ist keine Regung zu sehen, als das Schiff sich langsam in Bewegung setzt und der Junge auf uns fliegt. Ich bleibe weiterhin sitzen, sitze und lausche, regungslos. Schließlich zuckt mein Kopf nach oben und ich betrachte meine Gefährten genauer. Die Elfe, die uns in diese ungeschickte Situation gebracht hat, weil sie nicht auf mich hören wollte… Dann diese Windkriegerin und den Jungen. Er schien nicht gerade viel Ahnung vom Kampf zu haben. Oder generell irgendetwas im Leben. Meine rechte Hand spannt sich kaum merklich an, ehe ich sie wieder entspanne. Ich hätte ihnen nicht folgen dürfen. Ich hätte sie einfach in ihren Tod rennen lassen müssen. Nun sitze ich hier mit ihnen im Schlamassel. Andererseits, wer weiß, ob sie nicht dank meiner Hilfe doch noch dem Tod entkommen. Würden sie nur einmal auf mich hören!
Ich spüre, wie ein Funken Wut in mir aufsteigt, schließe die Augen und atme tief ein und aus, um mich wieder zu beruhigen. Schließlich antworte ich dem Jungen, der so hilflos zu sein scheint karg: „Wir warten. Ganz einfach.“ Dann öffne ich wieder meine Augen und blicke mich um. „Bevor wieder jemand hier runter kommt, müssen wir die Decke wieder richten.“ Ich erhebe mich und ziehe das Tuch, das uns versteckt wieder zurecht. Dann setze ich mich wieder und tippe mir mit dem Zeigefinger an die Schläfe. Denk, denk…. Es muss doch irgendeinen Weg geben hier wieder raus zu kommen! Ich gehe im Kopf noch einmal den Weg durch, den wir genommen haben. Durch den Eingang, dann runter ins Schiffsinnere, dann sind wir… zweimal links und dann einmal rechts gelaufen, bevor wir hier ankamen. Nun, es hilft nichts, wir haben keine Fluchtmöglichkeit, solange wir fliegen. Sollten wir landen, könnten wir vielleicht entkommen. Ob wir es schaffen in den hinteren Teil des Schiffs zu kommen und dort eine Diele heraus zu biegen?
Meine Überlegungen werden durch die Tatsache unterbrochen, dass wir wieder an Höhe verlieren. Verwirrt runzele ich mit der Stirn. Was hat das zu bedeuten? Man hört dumpfe Jubellaute und dann eine einzelne Stimme, die laut etwas proklamiert, doch ich kann trotz meiner guten Ohren nur einzelne Worte ausmachen. „Luftschiff – Trollkampf – Front – Sieger!“ Erst als wir etwas holprig landen und ich mich an der Wand stützen muss, um nicht gegen einen der anderen zu stoßen, wird mir klar, wo wir uns befinden. Wir sind in der Arena! Es juckt mir in den Fingern diese Chance zu nutzen, um zu fliehen, doch ich weiß, dass das keine wirkliche Möglichkeit ist, denn dann sitzen wir wieder in der Löwengrube. Doch wir können diese Chance zumindest nutzen, um uns Essen zu besorgen. Ich höre, wie es über uns rumort und laut wird. Während die Wachen die Gefangenen holen, wird keiner sich hier unten in den Lagerräumen umsehen. Ich stehe auf.
„Hey, was ist in den Fässern? Und den Kisten?“, frage ich die anderen. Die Elfe springt sofort auf und macht sich mit einem ihrer Dolche am ersten Fass zu schaffen, während ich mein Falchion ziehe und damit eine der Kisten aufbreche. „Sauerkraut“, kommt von hinten und ich schmunzele leicht. Naja, die Leute des Hauses Zephyr scheinen einen interessanten Geschmack bei Reiseproviant zu haben. „Hier ist Trockenfleisch drin“, sage ich, nehme einige Packen heraus und schiebe sie in meine eingenähte Tasche. „Übrigens werden wir uns ein anderes Versteck suchen müssen, wenn hier das Essen gelagert wird. Das tragen sie definitiv irgendwann weg.“ Nach dieser Information mache ich mich auch schon daran unser Versteck zu verlassen und sage noch kurz zu den anderen: „Ich gehe Zwieback suchen. Findet ein neues Versteck, wir haben nicht viel Zeit.“ Dann laufe ich los und versuche möglichst leichtfüßig zu laufen. Ich höre gerade noch, wie die andere Elfe irgendwas von „Fliegen“ und „Wie das wohl funktioniert“ redet und seufze leise. Warum kann man sich nicht einfach mal um die wichtigen Dinge kümmern?
Als ich zur hinteren Tür komme, ziehe ich meine Gesichtsverhüllung ab und entflamme ein kleines Flämmchen auf der Kleidung. Dann trete ich in den dunklen Gang hinein und versuche mit meinem kleinen Lichtlein genug zu erkennen. Es dauert nicht lange, bis ein weiterer Raum erscheint, der geradezu vollgestapelt ist mit Kisten. Ich laufe zur ersten, ergreife mit den Händen die obere Kante und ziehe mich hinauf. Dann krieche ich über die Kisten bis ins hinterste Eck, wo ich mich wieder mit meinem Falchion zu schaffen mache. Da die Decke sehr niedrig ist, muss ich aufpassen, beim Kriechen nirgends anzustoßen. Nach einer gefühlten Ewigkeit des Kriechens und Hebelns schaue ich endlich in die erste Kiste. Noch mehr Trockenfleisch, das bringt uns jetzt erstmal nichts. Ich prüfe die Kiste daneben und werde glücklicherweise schon fündig. Logisch. Viel mehr, als Zwieback und Trockenfleisch gibt es hier ja nicht. Eilig ziehe ich meinen Beutel hervor und stopfe so viel Zwieback herein, wie ich kann, dann versuche ich mit meinem Schwert eine Planke aus der Kiste zu hebeln, doch ohne Erfolg. Über mir ist das Trampeln von vielen Menschen zu hören und es kommt näher. Mist! Ich nutze mein ganzes Körpergewicht und lege mich auf das Falchion und endlich springt die Planke heraus. Mit einer Berührung meiner Fingerspitze, entflamme ich sie und nutze sie als Beleuchtung, während ich wieder zurückkrieche. Dann springe ich von den Kisten herunter, die Fackel in der einen Hand, den Beutel in der anderen und eile zurück zu unserem Raum. Ich hoffe die anderen haben schon ein neues Versteck gefunden!

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Alinea
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Alinea »

Irrin

"Was für ein aufgeblasener Angeber!", regt Damien sich auf, sobald die Tür zufällt. Er reibt sich das Kinn, wo Emizel ihn gepackt hat. "`Irgendwann passiert ein Fehler', was für ein Quatsch. Der hat doch keine Ahnung! Als ob mit Elementarmagie keine Fehler passieren würden."
"Mir ist er nicht ganz geheuer.", murmle ich. Beim Gedanken an die Illusion läuft mir ein Schauer über den Rücken. "Warum ist er hier?"
"Was interessiert mich das?" Damien tritt gegen die Tür, um seinen Frust abzubauen. "Der kann mich mal."
Ich setze mich wieder aufs Bett und warte, bis Damien sich beruhigt hat. Emizel's plötzliche Reaktion hat ihn erschrocken, doch das will er sich nicht eingestehen, darum wird er stattdessen wütend.

Ich frage mich, ob der Fremde uns die Wahrheit erzählt hat. Einerseits ist seine Geschichte so verrückt, dass sie eigentlich nicht wahr sein kann. Andererseits ist seine Geschichte so verrückt, dass er sie sich eigentlich nicht ausgedacht haben kann. Hüterin des Ostens aus dem Hochland des Südens? Wer kommt denn auf sowas? Zunächst hätte ich nicht gedacht, dass dieser Mann ein Auftragsmörder sein könnte, aber seine forschen Reaktionen geben mir zu denken. Erneut läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter.

"Denkst du, was er gesagt hat ist wahr?", frage ich schliesslich, als Damien sich etwas beruhigt hat.
"Na ja, der Teil mit der Elementarmagie ist wahr.", meint er zögerlich. "Ich frage mich, was ein Anhänger der Rozengards so weit im Osten verloren hat... andererseits weiss man das ja nie bei den grossen Häusern."
"Du kennst diese Rozengard?"
Damien schüttelt den Kopf. "Nur vom Hörensagen. Die Rozengards sind ein mächtiges Haus südlich der Narbe, sie kontrollieren da das ganze Gebiet. Sie kabbeln sich immer mal wieder mit den Van Trancy."
"Also haben sie einen Auftragsmörder nach Tannbach geschickt wegen der Van Trancy?", versuche ich aus der Sache schlau zu werden.
"Nein, das Gebiet der Van Trancy ist weiter im Westen..." Plötzlich dreht Damien sich wieder zur Tür. "Wir müssen sofort Abt Kolja davon erzählen!"
"Stimmt!", pflichte ich bei. "Der will bestimmt wissen, dass er so eine fragwürdige Person im Kloster zu Gast hat."
"Äh, ja, das auch.", meint Damien. "Aber viel wichtiger - er hat gesagt, dass dieses Luftschiff, das wir brauchen, praktischerweise direkt zur Eiswüste fliegt!"
"Stimmt, das hätte ich beinahe wieder vergessen! Aber - glaubst du ihm das?"
"Wieso sollte er lügen? Er kann ja nicht wissen, dass das genau die Information ist, die wir jetzt gerade brauchen." Damien's Gesichtsausdruck sieht nicht halb so sicher aus, wie seine Stimme vermuten lässt.
Ich stehe auf. "Wahr oder nicht, wir sollten dem Abt auf jeden Fall davon erzählen.", beschliesse ich, und trete zu Damien.
"Du kommst mit?", fragt dieser, etwas überrascht.
"Ich habe genug davon, nur in diesem Zimmer zu hocken, während du rausgehst und den Krieg verhinderst.", meine ich nur.
Damien zuckt mit den Schultern und öffnet die Tür.
A cloud of mystical dust appears, shrouding Alinea in its magic. You roll a four. The cloud dissipates and Alinea is gone.

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Rael
Feuermaschinen.

Das Brummen und Dröhnen des Schiffes ist beengend, aber auch verheißungsvoll. Mein Magen macht einen Hops als das Schiff den festen Boden verlässt. Es fühlt sich gut an, wenn auch weit weniger frei und wild als der Ritt mit dem Greifen. Die Halle jubelt und das Schiff gewinnt an Höhe. Schade, dass wir von hier nicht erkennen können was passiert, ich würde es zu gerne sehen. Erneut ist die Müdigkeit vergessen und die angespannte Euphorie ist wieder da. Ich sollte häufiger auf Luftschiffe einbrechen, fliegen ist großartig. Anhand der Kräfte, die auf meinen Magen wirken versuche ich zu ermessen, wohin das Luftschiff sich bewegt. Es ertönt ein lautes Rasseln, das nicht vom Schiff auszugehen scheint und ich frage mich, was das wohl sein mag. Vor meinem inneren Auge versuche ich die Halle zu betrachten. Die Galerie... die Treppe... die ganzen Menschen... das Tor! Eine Seite der Halle, diejenige, die der Schlucht zugewandt war, sah aus wie ein riesiges Holztor. Sie müssen es geöffnet haben, damit das Luftschiff hinausfliegen kann. Eine Weile verfolge ich still die Bewegungen des Schiffes und versuche die Flugbahn zu erraten, doch ohne das Gefühl zu kennen und ohne Sicht ist es unmöglich. Das Schiff könnte sich wild im Kreis drehen und ich würde es nicht von einem ruhigen Flug unterscheiden können. Das Rauschen der Luft um den Schiffsrumpf und das stetige Brummen, das von ihm ausgeht wirken jedoch einschläfernd... vielleicht ist es auch nur die Erschöpfung. Ich kann es kaum glauben, dass ich heute morgen noch in die Arena eingebrochen bin, es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Mittlerweile müsste die Sonne bereits auf dem Weg zum Horizont sein und in der Arena werden die Kämpfe sich wohl dem Ende neigen, und doch kommt es mir vor wie eine Woche ohne Schlaf. Meine Augen fallen zu, als das Schiff plötzlich erneut einen Ruck macht und für eine Sekunde zu fallen scheint. Wir verlieren wieder an Höhe. Sind wir noch in der Stadt? Wird wohl so sein, schließlich werden sie wohl kaum so heimlich ihr riesiges Luftschiff starten und dann nicht einmal eine große Sache draus machen. Ein Luftschiff, das ist wahrhaft eine Revolution. Und ich dachte, die Völker würden nun ersteinmal tausend Jahre mit dem Strom leben, der erst vor einigen Jahren entdeckt wurde. Ich habe eigentlich keine Ahnung, was der Unterschied zwischen Strom und Magie ist, aber dass es eine große Sache ist, ist mir schon bewusst. Und jetzt Luftschiffe? Was wohl die Zukunft noch alles bringen kann, wenn sich die schlauen Köpfe der Adelshäuser wieder hinsetzen?

Mit einem Ruck setzt das Schiff auf. Als das Dröhnen nachlässt, können wir Jubelrufe und eine laute Stimme außerhalb des Schiffes hören: „... von den großartigen Köpfen des Hauses Zephyr erdacht. Als erstes Haus werden wir den Himmel erobern und somit erreichen, was uns zusteht! Als rechtmäßige Nachfolge des Königreichs werden wir uns erheben und ein Reich errichten, das dem der Sonne Konkurrenz machen wird!“ Erneut dröhnt Jubel um das Schiff. Wir müssen in der Arena gelandet sein. Diese Großmäuler von Zephyr schwafeln wieder. Pah, wie ich diese Adeligen hasse. Ob das wohl Rhelia ist, die da wieder große Reden schwingt? Die Stimme fährt fort: „Doch obliegt uns damit selbstverständlich auch die Verpflichtung das Reich zu schützen. Wie unsere Truppen berichten, sammeln sich im Osten erneut die Trolle, wie einst vor dreihundert Jahren. Und genau wie vor dreihundert Jahren werden wir an der Spitze des Heeres stehen, das diese Daimonen zurückjagt, zurück in die Eishölle, aus der sie gekommen sind!“ Während die da draußen weiter ihre eigene Großartigkeit besingt, regt sich auf einmal die andere Elfe. Sie wirkte die letzten Minuten etwas beleidigt, doch jetzt meldet sie sich zu Wort:
„Hey, was ist in den Fässern? Und den Kisten?“. Wie auf Kommando knurrt mein Magen und ich springe auf. Vielleicht ist die ja doch gar nicht so doof, wie ich dachte. Mit meinem Dolch öffne ich eins der Fässer. „Sauerkrauft“, rufe ich, halb begeistert, halb enttäuscht und schaufele mir eine Hand voll in den Mund.
„Hier ist Trockenfleisch drin“, berichtet die Elfe. Na immerhin müssen wir hier nicht auf Kraut versauern, denke ich mir, eilig kauend.
„Übrigens werden wir uns ein anderes Versteck suchen müssen, wenn hier das Essen gelagert wird. Das tragen sie definitiv irgendwann weg.“
Verdammt. Sie hat Recht.
„Ich gehe Zwieback suchen. Findet ein neues Versteck, wir haben nicht viel Zeit.“, kommandiert die Elfe und huscht davon. Toll. Was glaubt die denn, wer sie ist? Und was will sie mit trockenem Brot? Doch die Aussicht das Schiff zu erkunden lenkt mich von ihrer Frechheit ab. „Los kommt, ich will sehen wie das Schiff fliegt. Wie das wohl funktioniert?“, sage ich und mache mich ebenfalls in die andere Richtung davon, viel zu aufgeregt um mich nach den anderen Beiden umzusehen. Ich finde eine Treppe, die nach unten führt und husche schnell nach unten. Ohne Lichtquelle ist es schwer die Umgebung zu erkennen, doch die Schatten verraten mir alles, was ich wissen will. Als würden sie es mir zuflüstern, erkenne ich die Seitengänge, Türen und sogar Unebenheiten in der Holzwand. In der Dunkelheit fühle ich mich wohl, da weiß ich was um mich herum passiert. Am Ende des Ganges ist eine schwere Türe aus Metall. Die anderen Türen waren aus Holz. Interessiert drücke ich die Klinke herunter und zu meiner Freude gleitet die Tür auch sofort auf. Praktisch.

Gedeckt von der Dunkelheit betrete ich den Raum... oder vielmehr den weiteren Gang. Das Dröhnen ist wieder viel lauter, als noch weiter oben: hier muss der Ursprung der Geräusche liegen, also bin ich richtig. Ich befinde mich auf einem Metallenem Steg, der aus dünnen Streben geflochten zu sein scheint. Zwei Geländer begrenzen den Laufsteg und bewahren einen Unvorsichtigen davor, in die Maschinerie zu fallen, die sich links davon erhebt. Ich sehe mehrere gewaltige Räder mit Zacken, die ineinander greifen, etliche Rohre und einige Räder, die an den Rohren befestigt sind. Überall laufen Schläuche und Drähte entlang der Maschinen. Hier muss die Magie passieren, die das Schiff fliegen lässt. Weiter vorne endet der Steg in einer Metalltreppe, die zwischen die Maschinen führt. Ich luge hinunter und sehe ein merkwürdiges Bild. Zwei sehr muskulös wirkende Frauen und ein Mann stehen vor einigen Ofenklappen, hinter denen gewaltige Feuer brennen. Unterhalb des Metallsteges, über den ich geschlichen bin befinden sich dutzende Kisten, von denen einige geöffnet sind und den Blick auf Kohle freigeben. Eine der Frauen öffnet eine Ofenklappe und bedeutet den anderen Kohle nachzuschaufeln. Was machen die da? Wieso befeuern die vier riesige Öfen an Bord eines Luftschiffs? Langsam und verwirrt ziehe ich mich zurück, um einer Entdeckung zu entgehen und schaue mich wieder zwischen den Maschinen um. Hinter etwas, das aussieht wie ein überdimensioniertes Fass aus Metallblech finde ich in etwa das, was ich suche. Eine kleine freie Stelle, wo sich drei oder vier... Besucher zwischen den Rohren verstecken könnten, ohne vom Ofen oder vom Laufsteg aus gesehen zu werden. Ich beschließe den anderen meinen Fund zu zeigen und laufe zurück. Hoffentlich finde ich sie vor den Wachen...
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Emizel

Die Sagen der Dämonen sind endlos. Von niedrigen bis zu den mächtigen Dämonen reichen sie. Das Adelshaus Van Trancy ist durch das erste Oberhaupt, seit Gründung dieses Hauses, sehr bekannt. Im Volk erzählt man sich sie seien selbst Dämonen. Das erste Oberhaupt soll einen Dämonen zur Frau genommen und mit ihr Nachkommen gezeugt haben. Andere sagen, Gott habe einen damaligen Engel bestraft und auf die Erde fallen lassen. Ohne Flügel und durch die Dunkelheit verpestet, als Mensch, durch die Welt streifend. Ich selbst weiß nicht was wahr ist oder nicht. Nur die Familie van Trancy selbst kennt die Wahrheit.

In der Mondnacht...kurz vor dem Kampf...

“Klick Klack“ Was für ein Bild zeigt sich mir da? Voller Blut und eigentlich leblos steht diese Person, die ich gerade getötet habe, direkt vor mir. „Tö....ten...hihihi...“ Ihre Stimme klingt so als ob zwei Personen gleichzeitig sprechen. Sie wirft ihren Kopf in den Nacken. „...ten....töten... ah..ah...ahAHAHAHAHAHAHA!!“ Die Augen dieser... Leiche sind schwarz. Sie zittert. „Was BIST du?“, flüster ich geschockt. Ist so etwas überhaupt möglich? Erwachen die Toten wirklich zum Leben? Nein, das ist unmöglich! Ihr hysterische Lache beruhigt sich langsam. Genauso langsam richtet sie ihren Blick auf mich. „Teufel...“, gibt sie von sich. Wenn sie tot ist aber ihr Körper trotzdem lebt, dann kann es nur... „Doch nicht etwa-“ Noch bevor ich meinen Satz sagen konnte macht sie einen Schritt nach vorn. Was nach einem Stolpern aussieht, entpuppt sich als einen Anlauf zum Sprint. Die Entfernung zwischen uns beiden ist zu gering um darauf reagieren zu können. Sie wirft mich zu Boden. Mit ganzer Kraft versuche ich mich gegen sie zu stämmen. Breit grinsend liegt das Ungetüm über. Fauler Atem kommt mir entgegen. „HahaAhahaHahaAHAaaha-Urgs“ Mit meinem Knie kicke ich sie in den Bauch. Schwarze Tränen fließen aus ihren pechschwarzen Augen heraus. „Ich habe schon einiges... einiges über diese Dämonenanbeter gehört..Gnngaaah!“ Mit einem Ruck werf ich sie zur Seite und versuche schnell wieder aufzustehen. Sie selbst ist abgerollt und dabei aufgestanden. „Aber...aber Besessenheit schlägt alles in den Schatten!“ Ihr lebloser Körper muss von einem Dämonen oder ähnlichem eingenommen worden sein. Mein Gegner grinst nur wieder so hässlich, dass mir übel wird. „Hihihihihiiiiii... Und wenn es so wääääreeeeeee?? Ich existiere nach dem Tod und werde erst sterben wenn mein Auftrag erfüllt ist!“ Vorsichtig hebe ich meine Hände. Jetzt darf ich nur keine Fehler machen. Langsam löse ich meinen roten Schal von meinem Hals und halte ihn fest in meinen Händen. Lachend zeigt die Leiche auf diesen. „Und was willst du damit machen? Willst du mich warm halten bis ich es angenehm empfinde und dann dabei einschlafe? Jämmerlich!“ Sie lässt mir keine Wahl. Wahrscheinlich haben meine Kräfte hier gar keine Wirkung auf sie.....aber ich darf sie nicht hier weglassen. „Schon mal was von “Vorstellungskraft“ gehört?“ „Häääääääää?“ Ich pfeife. Es verwirrt sie zunächst. Sie macht einen Schritt nach den anderen nach vorn. „Was soll das, du Pfeife?“ Doch plötzlich wird ihr klar was gerade passiert ist. Wir befinden uns außerhalb des Hauses. Hinter mir brennen die Lichter. Musik ist schwach zu hören und der Mond erhellt die Wiese voller Blumen. „Was soll das? D-das ist doch nicht echt!?“, sagt sie zögerlich. „Wenn das nicht echt sein soll..“, ich straffe meinen Schal, dieser seine Form verändert und zu einer roten Sense wird. „.. dann teste doch den Stahl meiner Sense!“

Ein Glück, es hat funktioniert! Sie ist gefangen aber nur..für wie lange? Zähneknirschend rennt sie auf mich zu. Aus dem Spalt zwischen ihren Brüsten holt sie ein Messer in einer Scheide hervor. Schnell zieht sie es heraus und versucht mich damit zu attackieren. Ich pariere die Angriffe, indem ich mit dem Griff meiner Sense sie ins Leere umlenke. „Was ist denn los? Das ist doch alles nur Hokupokus!!“ Ihr Gelächter ist noch schriller und wahnsinniger als vorher.
Die Bewegungen meines Feindes werden mit der Zeit immer mehr unüberlegter. Es ist so als würde sie im Wahn verfallen und einfach drauf losstürmen. Zeit... die habe ich selbst nicht mehr. Durch meine Unaufmerksam trifft sie meinen linken Oberarm. Dieses Messer ist sehr scharf. Sie hat damit nicht nur den Oberärmel abgetrennt, sondern auch mir eine Schnittwunde verpasst. Mein Arm brennt. Meine Konzentration lässt immer mehr nach. Während mein Gegner weiter angreift muss ich in der Defensive bleiben.
Der Raum um uns flackert leicht. Die Illusion verschwindet nach und nach. Nicht jetzt!
Mit dem letzten Stichversuch und der letzen Umlenkung dreh ich mich einmal um mich herum und versuche den wahnsinnigen Feind mit meiner Sense zu erwischen. Nur knapp konnte ich ihr Kleid zerfetzen. „Eine Illusion aber trotzdem schneidet sie?“ So etwas nehme ich als Kompliment an. „Vorstellungskraft ist die stärkste Waffe eines Lebewesens. In dem Moment, als du ausgewichen bist, hast du diese Sense für echt gehalten und genau darin liegt meine Kraft. Sie ist leicht zu durchschauen, das gebe ich zu, aber ist trotzdem wirksam.“
Für wie lange kann ich noch kämpfen? Meine Sicht verschwimmt langsam und mein Körper wird immer müder. Ist das Messer vergiftet? Das wäre ein Problem. Vielleicht.... sollte ich... „Ich hab keine Lust mehr mit dir zu spielen..“ Ich atme tief ein und aus. Ein Windstoß lässt Blütenblätter umherwirbeln. Die Leiche deckt sich mit ihren Armen. Gleichzeitig renn ich auf sie zu, berühre sie mit meiner Sense- diese sich biegt und wieder zu meinem Schal wird- und binde damit ihre Arme fest. Unsere Umgebung verändert sich. Mit dem Fall der Blüten stehen wir vor einem brennenden Haus. Umgeben von Leichen und dem Geruch von Tod. Der Himmel ist durch den Rauch dunkel. Schreie voller Schmerz und Verzweiflung dringen durch unsere Ohren. „Was ist das? Wieso zitter ich?“, fragt das Opfer panisch. Ich darf nicht nachlassen. Sie fällt auf die Knie und starrt mich an. „Aufhören....aufhöreeeeeeeeeen!!!“, brüllt sie. Sie schlägt wild um sich. Aus dem Hintergrund erscheinen nichterkennbare Personen... sie umkreisen sie und....und.... ich falle selbst auf die Knie. Das Bild meiner Kraft verblasst. „Shit!...“ Das Gift setzt mir zu. Nur etwas mehr und... ich hätte sie.... Wir beide befinden uns wieder im gleichen Flur wie zuvor. Beide sind wir kraftlos aber mir geht es am schlimmsten. „Ha...ha... ich.. gewinne..“, keucht mein Feind, befreit sich von meinem Schal, aber bemerkt nicht, dass eine weitere Person direkt vor ihr steht. Weißes Haar. Rote Augen. Eine Aura von Respekt aber auch, dass diese Person angeekelt ist. „Al...Aldin..“, kommt gerade noch aus meinem Mund heraus. Aldin, der Sohn des Grafen Edward Constantin Rozengard, steht direkt zwischen uns. Er betrachtet das Wesen vor ihm. Das Wesen selbst zeigt keine Angst und wollte gerade aufspringen um anzugreifen. „Erbarmen zeigt der der seinem gegenüber für würdig hält.“, zitiert Aldin und sticht mit einem Rapier in die Brust des Leichnams. „Zuflucht wird den Hilflosen gewährt. Verbannung den Sündern. Verbannung aus den paradiesischen Gärten und Bestrafung in der Ödnis erwartet den Sünder!“ Der Leichnam zittert wieder heftig. „Au..aufhör..ren..“, winselt es. Die Körperteile fallen nach und nach ab. Aber Aldin zitiert weiter. „Tot ist das ewige Leben. Leben ist die endlose Qual. Gebe dich dem Leben hin und büße....Amen.“ Mit dem letzten Wort zerfällt der gesamte Leichnam zu Staub.

„Tsk! Ein Fluch durch Elementarmagie des Blutes. Keinen Respekt vor den Toten.“ Er wendet sich nun mir zu. „Bist du noch bei Trost ES bei diesem niedrigen Gegner zu verschwenden?“ Ich hatte keine Wahl, wollte ich sagen aber es geht nicht mehr. Diener kommen mir zu Hilfe und stützen mich. „Du bist immernoch so schwach und dazu lässt du dich so zurichten. Erbärmlich!“ So etwas nettes und fühlsorgliches habe ich schon lange nicht mehr von ihm gehört. Er nimmt mich am Arm, macht meinen Nacken frei und beißt mich.
Ich hasse diesen süß-bitteren Schmerz. Der Sohn des Grafen saugt einen Teil meines Blutes aus. Doch trinkt er es nicht, nein, sondern spuckt es in ein verschließbares Fläschen wieder aus. „Ruh dich aus. Du wirst wieder geheilt.“ Mag ich noch zu vernehmen bevor die Welt um mich herum komplett schwarz wird.



Ich bin immernoch nicht stark genug gewesen. Damals hatte ich noch Glück. Alle sind so stark. Selbst Alice war stärker als ich. Wir hatten schon den Verdacht ein Spion könnte erscheinen. Aldin und ich haben gewettet, wer den Spion zuerst tötet. Leider hab ich verloren. Wir machen solche Spiele nur ab und zu. Wie wir halt lustig sind. Naja... bis zu der Nacht...


Vor 6 Jahren... der Blutmond..


Ich bin gerade aufgestanden als die Uhr 21 schlägt. Ich habe ein paar Tage nur im Bett gelegen. Aus meinem von Gift verseuchtem Blut wurde ein Gegenmittel entwickelt. Dank den Ärzten wurde ich geheilt aber musste strenge Bettruhe einhalten. Der Arzt hat mich jeden Tag besucht. Außer dem Arzt, den Dienern und unseren Spionen hat mich niemand weiteres besucht. In dieser Zeit hab ich mitbekommen wie van Trancy versuchen will uns heute Nacht anzugreifen. Wahrscheinlich habe ich sie enttäuscht... wäre auch kein Wunder.

Die Tür zu meinem Zimmer öffnet sich. Ein Diener kommt herein um mir neue Kleidung zu bringen. „Sind alle schon unterwegs?“, frage ich ihn während ich mich umziehe. Der Diener nickt. „Ja Herr, sie sind nicht lange weg aber Ihr könnt sie noch einholen!“ Ohne weiteres verlasse ich das Haus. Das Schlachtfeld erwartet mich!
Mit einem Pferd reite ich zum westlichen Wald des Rozengard-Gebietes. Er ist dicht und trotzdem besitzt er viele Lichtungen. Die Tiere des Waldes sind still geworden, je näher ich komme. Schon einpaar Kilometer weiter treffe ich auf die ersten Leichen. „Sie haben schon angefangen...“ und meine Vermutung ist richtig. Weiter weg höre ich Schreie und das Klirren von Metall. Ich steige von meinem Pferd ab, dieses sofort aus dem Wald fliehen will.

Ich sehe wie Rozengardleute gegen van Trancy kämpfen. Blut bemalt die Stämme der Bäume und Blut ertränkt den Waldboden. Je mehr Blut ein Vampir trinkt desto stärker wird er aber es hat auch Nebenwirkungen. Manchmal passiert es dass der Vampir einen Blutrausch bekommt. In Gedanken versunken stoße ich mit meinem Fuß gegen eine der Leichen. Sie... sie ist in saubere kleine Stücke geschnitten worden. So etwas stammt nicht aus meinem Lager. Wie geht so etwas? Wenn ich mich so umsehe sieht jede Leiche anders aus. Eine wurde sogar verbrannt. Eine andere ist im Gesicht blau und es tropft eine merkwürdige Flüssigkeit aus ihrem Mund.

Immer weiter folge ich den Weg aus Leichen. Auf einer Lichtung entdecke ich den Grafen. Er und einpaar weitere Vampiren stehen einer großen Gruppe van Trancy gegenüber. Sie scheinen eingekesselt zu sein. Was soll ich tun? Ich kann nicht ALLE in eine Illusion versetzen, dafür reicht meine Kraft nicht. Schon wieder bin ich in Gedanken. In diesen Moment muss ich ansehen wie Edward von einem Schwert durchbohrt wird. Sein Blut fließt aus seiner Wunde. Unaufhörlich bildet sich um ihn eine Pfütze aus Blut. Sein Gesicht ist schmerzverzerrt. Alle anderen sind mit den anderen Gegnern zu beschäftigt als ihn helfen zu können. Eine Sache verwirrt mich.... es ist verstörend. Unlogisch. Geradezu furchteinflößend. Das Gesicht des Grafen, er...er... er fängt an zu lächeln und daraufhin lauthals beginnt er zu lachen! Er zieht das Schwert aus seinem Körper heraus und leckt daran. In diesem Moment wird es dunkel. Zuerst dachte ich ich sei blind aber.... nach nicht mal 20 Sekunden erhellt sich der Himmel und der Wald wieder. Ein beklemmendes Gefühl macht sich in mir breit. Getränkt in Blut steht der Wald da und getränkt im roten Licht des Mondes stehen die Vampire auf. Sie lachen. Es ist gruselig. Ihre Augen glühen rot. Die Zähne funkeln spitz.

„Blutmond, die Wiedergeburt der Vampire..“

„Emizel!“, befreit mich Edward aus meiner Starre. Ich trete aus dem Gebüsch hervor. Dieses Gefühl... seine Mordlust, seinen Blutdurst kann man fast greifen. Wenn ich es näher beschreiben müsste dann wäre seine Mordlust ein Riese. „Du bildest die Nachhut. Das Oberhaupt der van Trancy werde ich übernehmen.“, befiehlt er und läuft mit den anderen los. Einfacher gesagt: Ich soll hinter ihnen aufräumen, wie ein Kindermädchen das Spielzeug der Kinder aufräumt. Nachdem sie fort sind betrachte ich die Opfer des Grafen. Zerfleischt bis auf die Knochen. Das Blut wurde komplett ausgesaugt. Es ist ein bestialischer Anblick.
Ohne weiteres Nachdenken folge ich den anderen. Da ich ein Mensch bin kann ich nicht so schnell rennen wie die Vampire. Als Vorhut wäre ich zu langsam.

Bei nahe wäre ich über einen Ast gestolpert. Das rote Mondlicht lässt den Wald unheimlicher wirken als sonst. Immer mehr Schreie ertönen wenn der Graf vorbeikommt und so schnell verstummen sie. Bis jetzt folgt uns niemand. Bis jetzt. Ich halte an. Vor mir liegt ein Rozengardmitglied, sauber in kleine Einzelteile geschnitten. Es ist wie die Leiche am Anfang. Was mir komisch vorkommt ist das Blut. Wenn jemand eine Person aufschneidet dann müsste überall das Blut rumspritzen. Hier aber ist eine normale Pfütze mit Blut zu sehen. Beim genauen Hinsehen entdecke ich einpaar Bluttropfen in der Luft. Vorsichtig berühre ich die Tropfen und..„Aua!“ schneide mich. Mein Blut läuft seitwärts in der Luft runter. „Fäden... sehr viele. Aber... was ist das für ein Material?“, murmel ich vor mich hin. Bestimmt eine Falle der van Trancy. Ich darf keine Zeit verlieren! Ich umgehe die Falle und folge weiter den Grafen.
Kurze Zeit später stinkt es. Es stinkt nach... ist das Rauch? Er kommt direkt aus der Richtung wo ich hinlaufe. Auf einer weiteren Lichtung sehe ich über den Baumwipfeln viele aufsteigende Rauchwolken. Verdammt, jemand brennt den Wald ab! So schnell ich kann renne ich weiter. Durch den Rauch beginnen meine Augen zu tränen.
Nicht weit von mir höre ich eine Stimme. „Vallma!“ Was ist das für eine Sprache? Ich biege am nächsten Baum ab und muss es ansehen.
Ein Mann, Jahre älter als ich, steht dem Grafen gegenüber. Mit einem Rapier durchbohrt er die Brust des Grafen. Die Spitze des Rapiers schaut am anderen Ende heraus und glüht wie die Flammen, die den Wald nach und nach verschlingen. Regungslos steht Edward da. Seine Augen sind leer. Seine Arme hängen schlaff und seine Kleidung komplett verbrannt. Das glühende Rapier wird schnell herausgezogen, woraufhin der Graf Edward C. Rozengard zu Boden fällt. „Edw-“, bevor ich schreien konnte hält mir eine Hand von hinten den Mund zu und zieht mich weiter hinter. Ich brauchte einen Moment bis ich sah dass es Aldin ist. „Lauf nicht blind in den tot!“, flüstert er mir zu. „Aber wir müssen ihn retten! Lass mich los, Aldin!“ Sein Griff lässt sich nicht lösen. Mir kommen die Tränen. Wir müssen mitansehen wie Edward davongetragen wird. Geradeso höre ich noch etwas von den van Trancys. „Gut gemacht, Ascheprinz.“, wird der Mann gelobt. Ich wehre mich immer mehr aber komme nicht frei. „Wie kannst du nur einfa-“ Gerade wollte ich Aldin anmaulen aber musste sehen wie er, der scheinbar kalte Sohn, Tränen vergießt. Wir beide mussten zusehen wie der Mann, der seinen Sohn und mich wie “als seinen eigenen Sohn“ aufzog, sterben musste. Aldins Hände zittern fürchterlich. Sein Herz zerspringt wohlmöglich gerade in hunderte von Einzelteilen. Was ist mit mir? Ich fühle auch Trauer aber es ist nicht so tragisch, irgendwie. Dieses Gefühl von Traurigkeit wenn man ein Familienmitglied verliert ist sehr schmerzhaft. Ich verstehe ihn, weil ich selbst meine ganze Familie auf einen Schlag verloren habe.
Ich halte seine eine Hand und umarme ihn. „Es tut mir leid.. Aldin..“ Ich weiß nicht ob es ihn tröstet oder ob er es überhaupt weggenommen hat. Er gibt keinen Ton von sich...

Damals habe ich es noch nicht verstanden. Erst später erfuhr ich von dem Ascheprinzen.
Außerdem erfuhr ich von einem Gespräch zwischen Edward und Aldin und Alice. Edward wusste anscheinend, dass es dazu kommen würde. Er befahl seinen Kindern nix zu unternehmen, falls er umgebracht werden sollte. Seinen Tot zu rächen wäre sinnlos. Beiden wurde aufgetragen auch mich zurück zu halten und mich für einpaar Wochen einzusperren bis ich mich beruhigen sollte. Ich habe es nicht verstanden. Aldin erzählte mir, das mein Waisenhaus aus bestimmten Gründen zerstört wurde und einpaar Oberhäupter der Adeligen- Edward einbezogen- den Befehl dazu gaben. Tatsächlich wurde ich wütend. Rasend, wie ein Berserker. Ich zerstörte und tötete alles um mich herum. Aldin und Alice mussten mich im Kerker hinter zwei dicken Türen und starken Ketten einsperren, wo ich mich in Wut und Trauer ertränken konnte. „Ich hätte Edward umbringen sollen nicht du, Ascheprinz!!“, schrei und fluche ich im Kerker. Nach dieser Tobsucht begann meine Spielsucht. Früher haben alle mit mir um etwas gespielt. Heute spiele ich oft. Im Gedenken an Edward Constantin Rozengard. Du Bastard hast mein Leben zerstört, mich aufgenommen und wieder einen Sinn gegeben!!! Ich werde alle leiden lassen, selbst wenn die ganze Welt darunter leiden soll!
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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Manu
Der Pfad der Götter.

Ich finde mich in der Kirche wieder. Die Nachmittagssonne sendet milchig weiße Strahlen durch die hohen Kirchenfenster, wann immer sie es schafft zwischen den Wolken hervorzubrechen. Einer trifft genau auf den Altar und verleiht dem hellen Stein, aus dem er gebaut ist, einen fast mystischen Schein. Die Kirche ist leer bis auf zwei Mönche, die mit gesenkten Köpfen in den Bankreihen sitzen und beten. Ich verneige mich selbst vor dem Altar und trete in eine leere Bankreihe. Ich senke ebenfalls den Kopf und schließe die Augen. Die hohe Kirche, der Geruch der alten Holzbänke und des schweren Steinbodens, der Staub in der Nase – all das wirkt beruhigend. Was Kolja mir erzählt hat klingt wahnsinnig. Doch die rasenden Gedanken, die Zweifel, die Angst vor dem, was in den letzten Tagen geschah: All das wird leichter. Ich atme durch. Eine Ruhe, wie sie nur in einer Kirche zu finden sein kann.
Oh Herr, weist mir den Weg in dieser Zeit. beginne ich ein Gebet an Ilvar, den Gott, dem ich mich einst verschrieb. Sagt, Herr, sendet mir ein Zeichen. Ich zweifle an meiner Aufgabe, die mir übertragen wurde. Sagt, Herr, bin ich der richtige?
Die Worte, die ich an meinen Gott richten kann versiegen. Wieder kommen die Zweifel. Ich soll erwählt sein? Von meinen Göttern? Es kommt mir so unwahrscheinlich vor. Erst meine magische Begabung... die dämonischen Kräfte. Wie kann unsere Kirche eigentlich Elektrizität so sehr verteufeln, während aber Abt Jakub und Abt Kolja beide nicht sofort auf dämonische Ursprünge schließen? Andererseits scheint Kolja ohnehin eine liberalere Haltung zur Religion zu haben. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass er dennoch Abt geworden ist. Meistens werden solche Priester Abt, die die Schriften besonders eingehend studiert haben, und dadurch in Geistesfragen stets eine Antwort aus den Schriften geben können. Die Schriften unter dem Kloster... vielleicht sind sie der Grund für die Einstellung Abt Koljas. Ich sollte sie weiter studieren...
Ich höre, wie eine weitere Person die Kirche betritt. Ich bin immernoch versunken in meiner Bankreihe, doch nun kreisen meine Gedanken trotz der Kirchenatmosphäre wieder zu schnell. Zu viel ist passiert, ich finde einfach keine Ruhe. Leicht seufzend, um die beiden Mönche nicht zu stören, erhebe ich mich und will mich auf den Weg zur Bibliothek machen. Vielleicht bieten diese Schriften ja Antworten. Doch nun erblicke ich die Gestalt, die die Kirche nach mir betreten hat. Es ist Ritter Tolkin, der mich nun auch bemerkt und mir freundlich zunickt. Er sieht meinen Gesichtsausdruck und bedeutet mir, ihm zu folgen. Ich begleite ihn aus der Kirche hinaus, denn etwas anderes habe ich ohnehin nicht zu tun.

Über den Klosterhof wandernd, zwischen den dicht gedrängten steinernden Gebäuden etwas vor dem Wind geschützt, beginnt der Ritter ein Gespräch. Er fragt mich nach meiner Ausbildung und meinem Mentor, Ritter Tomaŝ. Fragt, wie ich mich schlage und wie die Kämpfe sind. Ob ich mir meine Ritterschaft wünsche, und was ich von der Zukunft erwarte. Ob Ritter Tomaŝ ein guter Lehrer sei und wie das Leben weiter im Norden ist. Wie ich meine Kräfte erkannt habe und wie die Reise hier her verlief. Irgendwann erzähle ich ihm von meinen Zweifeln. Von der Aufgabe, die die Götter offenbar für mich haben, und wie sie auf mir lastet. Der Ritter nickt nur und bedeutet mir fortzufahren. Und so erzähle ich ihm von meiner Angst vor meinen Kräften und ihrem Ursprung. Schließlich beginnt er von sich zu erzählen. Er erzählt von seiner Ausbildung und seinem Weg zu den Göttern. Wie die Götter ihm einen Sinn gegeben haben und die Angst vor dem Tod. Unser Spaziergang führt uns auf eine Art Terrasse, die direkt an der Klostermauer endet. Von hier kann man ins Tal blicken und der Eindruck, dass das Kloster eigentlich eine Burg ist, verstärkt sich noch. Tolkin stützt sich auf die niedrige Mauer, die die mit Steinplatten geflieste Terrasse begrenzt und blickt nachdenklich an den wolkenverhangenen Himmel.
„Weißt du, die Wege der Götter sind nicht immer einfach und nicht immer klar. Manchmal gibt es auch mehrere Wege, und nicht nur einer muss der richtige sein. Dann obliegt es uns Menschen, zu entscheiden, welcher der rechte Pfad ist. Ich kann dir deine Aufgabe nicht von den Schultern nehmen und ich kann dir nicht sagen, wohin die Pfade führen. Doch kann ich dir versichern, wenn dein Glaube stark und dein Gewissen rein ist, dann ist dir der Beistand der Götter sicher. Dämonen werden immer versuchen den Frommen vom Pfade abzubringen und du musst gefeit sein gegen ihre Tricks und ihre Scharaden. Doch wenn du den Glauben nicht verlierst, dann werden auch ihre mächtigsten Intrigen scheitern. Deine Kräfte mögen von den Dämonen sein oder aber ein Geschenk unserer Götter, wer vermag das schon zu sagen. Doch lass dich nicht durch diesen Zweifel verunsichern, denn selbst wenn es eine Gabe des Bösen ist, so ist es deine Entscheidung, wie du sie verwendest. Wenn die Dämonen dieser Welt hoffen, dich mit der Magie zu verderben, so ist es an dir, ihnen zu trotzen und die Magie gegen sie zu verwenden. Du bist derjenige, der den Pfad der Götter verlassen muss, also bist du auch derjenige, der ihn weiter beschreiten kann. Nutze deine Kräfte, um deine Mission zu erfüllen.“

Seine Worte geben mir die Kraft, die ich gebraucht habe. Ich lächle ihn an:
„Hast du dir mal überlegt Priester zu werden?“
Er zwinkert mir zu und meint: „Ich habe meinen Pfad gewählt und diene den Göttern mit all meinen Kräften. Was spielt es da noch für eine Rolle, wo meine Kräfte zum Einsatz kommen? In diesem Sinne: Lass uns doch eine Runde kämpfen, ich will mir selbst ein Bild von der Arbeit deines Mentors machen“. Und mit diesen Worten erhebt er sich von der Brüstung und geht hinunter in Richtung des Trainingsplatzes des Klosters. Ich folge ihm, noch immer inspiriert von seinen Worten.
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Kanon

Während alle unterwegs sind warte ich. Der ganze Tag war eine Achterbahn von Action. Erst der Arenakampf, dann der Fluchtversuch und nun sind wir auf einem Luftschiff. Mein Magen knurrt fürchterlich. Aufmerksam schaue ich durch den Raum, es könnte sein dass jetzt eine Wache oder so reinkommen könnte.
Mit knurrendem Magen nehme ich mir etwas vom Trockenfleisch. „Mmh... lecker..!“, murmel ich. Dieser intensive salzige Geschmack macht einen ja süchtig! ...naja mich jedenfalls.
Hach was gebe ich nicht alles her um wieder Rosalys wunderbare Gulaschsuppe zu kosten. Plötzlich geht die Tür auf. Zwei kräftige Männer reden miteinander und packen je ein Fass. Geradeso sind es Fässer,zwei Reihen, vor mir. Für einen kurzen Moment halte ich den Atem an. Alles was ich nurnoch höre sind die Männer und mein Herz, was wie wild klopft. Ich atme wieder auf, nachdem sie wieder verschwunden sind. Das war knapp.
Ein weiteres Mal beobachte ich aufmerksam den Raum und nehme mir wieder Trockenfleisch aber diesmal mit etwas Kraut. Etwas argwöhnisch betrachte ich diese Kombination. Schlimmer als ekelhaft kann es nicht werden. Mit etwas Kraut umwickel ich einen Streifen Trockenfleisch und beiße davon ab. Das schmeckt gar nicht so schlecht wie ich gedacht habe. Zwar nicht so gut wie Gulasch aber immerhin etwas. Mit der Zeit kommen alle anderen wieder zu unserem Versteck. Zuerst kommt unsere neue Bekanntschaft, die weiteres Essen gefunden; Elevyn war keine Ahnung wo gewesen und Rael hat ein gutes Versteck gefunden, meint sie.
Mit Proviant im Gepäck schleichen wir uns durch die Gänge. Das Luftschiff ist bestimmt schon weit über dem Boden. Vielleicht sind wir ja über den Wolken? Diese Aussicht würde ich liebend gern sehen aber leider müssen wir uns verstecken.
Wir kommen in einen Raum mit sehr vielen Rohren und....weiterem me...chanischem Kram, den ich nicht kenne. Knapp mussten wir auf dem Weg stark aufpassen, dass ein Arbeiter uns nicht sieht. Es ist laut. Bestimmt so laut dass man einen lauten Nießer nicht hören würde.
Schließlich kommen wir an unserem neuen Versteck an. Es ist schön warm hier. Dann müssen wir uns um die Kälte keine Sorgen machen. Müde und erschöpft lassen wir uns nieder. Keiner scheint uns bemerkt zu haben. Rael ist sofort eingeschlafen. Kein Wunder. Es war ein harter Tag.
Ich frage mich, ob wir noch gesucht werden? Wenn ja, dann würden die uns hier nicht finden. Vielleicht werden wir doch noch entdeckt und werden als Arbeiter oder als die Gewinner der Arenakämpfe gehalten. So viel darüber zu grübeln bringt gar nix. Was wohl Ramon macht? Dieser frostige Typ kommt bestimmt vor lauter Arbeit und Ärger nicht mehr zur Ruhe.

In einem Gang irgendwo....
Ramon:„ Haaaatschi!“

Diese Wärme lässt einen müde werden....
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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Rael
Heiße Luft.

Ich schrecke hoch, mit dem Kopf direkt gegen ein Rohr. Kloooongggggg… Wo bin ich? Wie bin ich hier… Oh. Ach natürlich. Ich bin auf diesem Luftschiff. Ich reibe mir den schmerzenden Kopf. Was eine Schnapsidee, hierherzukommen. Nur aus dieser plötzlichen Laune heraus dieser Kriegerin… Elena, oder wie sie heißt, zu helfen. Und jetzt sitze ich hier, eingezwängt zwischen einigen Rohren, auf dem ersten Luftschiff der Welt als blinder Passagier und fliege aus einer Stadt raus, aus der ich nicht raus wollte an eine Front, an der ich schon gleich zweimal nicht sein will. Ich raffe mich auf und schaue mich um. Die anderen liegen auch hier im Halbschatten zwischen den Rohren, sie müssen auch irgendwann eingeschlafen sein. Ich habe keine Ahnung wie spät es ist und wo wir sind. Aber ich habe Hunger. Vorsichtig schleiche ich zu der anderen Elfe hinüber. Die hat doch Essen gesucht, die sollte was haben. Tatsächlich entdecke ich nach einigem vorsichtigen Suchen und einigen geschickten Handgriffen Essen in einer ihrer Taschen. Lecker… Etwas gestärkt klettere ich über die Rohre in Richtung der Öfen. Zwar tut mir noch immer der Schädel weh und mindestens die Hälfte meiner Knochen erinnert mich daran, dass ich eigentlich keine Kriegerin bin und mich doch gefälligst auch nicht so verhalten sollte, aber immerhin ist die Müdigkeit verschwunden. Die Schatten wirbeln um mich herum, als ich zufrieden nach ihnen greife. In wachem Zustand ist es viel einfacher.

Ich luge um einen Tank herum und sehe wieder die zwei Frauen von gestern. Der Mann ist verschwunden. Die größere der beiden steht vor zwei offenen Ofenklappen und sagt irgendwas zu der anderen, während sie immer wieder auf die beiden Öfen zeigt. Die andere steht daneben und sieht etwas ratlos aus, während sie sich am Kopf kratzt. Neugierig krieche ich zwischen den Rohren noch näher, um vielleicht zu verstehen, was die Große zu sagen hat. Plötzlich, und ohne Vorwarnung dreht diese sich jedoch um und sieht mir direkt ins Gesicht. Verflucht!

„Hey! Was machst du da?“, brüllt sie über das Brummen des Schiffs und die Geräusche der Maschinen hinweg. Meine Gedanken fangen an zu rasen. Verdammt, was mache ich jetzt. Ich springe auf und klettere zwischen den Rohren hervor.
„Tschuldige, ich dachte ich hätte ein Tier gesehen, aber hier ist nichts!“, stammele ich zurück, während ich auf sie zu gehe. Hoffentlich kennt sie die Schiffsbesatzung nicht.
„Wenn ich hier eine Ratte sehe, kann die Wache was erleben“, droht die Frau. Die andere sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an. Sie ist von schmächtigerer Statur als die große blonde. Schweißperlen glitzern zwischen ihren kurzgeschorenen braunen Haaren und ihr Gesicht ist Rußverschmiert. Zwar kann sie vermutlich weniger kräftig zupacken als die blonde, doch das scheint sie nicht von der Drecksarbeit zu befreien.
„Was tust du hier unten?“, fragt sie. „Und wer bist du überhaupt, ich habe dich in der Crew noch nicht gesehen! Gehörst du zu den Kriegern?“
Der Trick funktioniert also nicht immer. Na großartig. „Nein,“ antworte ich. „Ich bin in der Küche eingesprungen. Kurz vor Abflug ist da einer ausgefallen“. Und mit diesen Worten überreiche ich der misstrauischen Frau eine Hand voll Trockenfleisch. „Der Chef sagt, es gibt nachher was besseres, aber er wollte nicht, dass wir abstürzen, weil ihr hier unten bis dahin verhungert seid. Und ich hatte oben ohnehin nichts zu tun.“ Ich grinse sie herausfordernd an. Wenn das nicht funktioniert, habe ich ein Problem. Die kleinere nimmt das Fleisch und beißt sofort was ab. „Na endlich, ich sterbe hier beinahe“. Die blonde scheint nicht vollends überzeugt, doch als die andere ihr ebenfalls etwas vom Essen reicht, überkommt wohl auch sie der Hunger.
„Wie heißt du?“, fragt sie.
„Rael“, antworte ich und kaue selber an einem weiteren Stück. Gut, dass die Elfe so viel davon geklaut hat, das war knapp. „Und ihr?“
„Ich bin Friederike und das ist Franziska.“, stellt sich die große Frau vor.
Neugierig deute ich auf die offenen Öfen. „Und wofür sind die eigentlich?“
Friederike dreht sich um und breitet ihre Arme aus. „Das hier ist das Herz des Schiffs. Die Motoren treiben uns nach vorne, aber nach oben kommen wir hauptsächlich hiermit. Die Öfen erzeugen heiße Luft, die wir nach oben in den Ballon leiten. Sie erzeugt den Hauptteil des Auftriebs. Der Rest kommt aus den Motoren“. In ihrer Stimme schwingt Begeisterung mit. Sie scheint voll in ihrem Element. Dann blickt sie auf die beiden offenen Ofentüren. „Die äußeren beiden Ofen funktionieren prächtig. Aber die hier in der Mitte, die bekommen nicht genug Luftzufuhr.“
Ich nähere mich dem Ofen und versuche hineinzublicken. Doch das Feuer ist zu hell um irgendwas zu erkennen. „Und was bedeutet das?“
Diesmal antwortet Franziska: „Es bedeutet, dass wir Schwierigkeiten haben das Feuer heiß genug zu halten. In allen Tests und Prototypen haben wir weniger Öfen benutzt, da gab es das Problem nicht. Aber dieses Schiff hier wurde noch nie in der Höhe getestet. Die Holzköpfe oben in der Regierung wollten es geheim halten und befürchteten, dass es zu groß zum Verstecken sei.“
„Wie schlimm ist es, wenn das Feuer nicht so heiß ist?“, frage ich. Plötzlich ergreift mich eine klaustrophobische Angst. Wir sitzen in einem Holzkasten und fliegen irgendwo am Himmel. Abstürzen wäre tödlich.
„Am Boden war das kein Problem“, antwortet Franziska und Friederike fährt fort: „Aber hier oben scheint die Luft dünner zu sein. Das Problem haben wir bisher nicht beobachten können. Jetzt wissen wir nicht, ob wir das Feuer auf Dauer heiß genug halten können, um den Auftrieb zu erhalten.“
„Heißt das, dass wir abstürzen werden?“, frage ich und kann ein leichtes Zittern nicht verbergen. Wir um meine Frage zu unterstreichen rumpelt es plötzlich über uns und ein leichtes Beben geht durch das Schiff, doch Friederike beruhigt mich:
„Nein, so schlimm ist es nicht. Meine Maschine ist robust, zur Not müssen wir einfach runtergehen.“
„Deine Maschine?“, frage ich.
„Jawohl!“, lächelt sie und klopft gegen die Metallverkleidung der Öfen. „Das hier ist mein Baby. Sieben Jahre Blut, Schweiß und Schuften. Und so leicht lässt sie uns nicht aus dem Himmel fallen!“
„Aber was macht ihr jetzt wegen der Hitze?“, frage ich.
„Keine Sorge, wir finden eine Lösung“, sagt Franziska. „Michail, mein Mann, er ist schon unterwegs und schaut, ob er das mit den Motoren ausgleichen kann. Er ist für die Elektrik zuständig.“

„Schlechte Nachrichten!“, ertönt hinter uns auf einmal eine männliche Stimme. Ich fahre herum und sehe den Mann, der gestern noch hier Kohle geschaufelt hat.
„Das ist Michail!“, erklärt Franziska und auf den fragenden Blick ihres Mannes fährt sie fort: „Und das ist Rael aus der Küche". Dieser lässt sich jedoch nicht lange beirren und erzählt:
„Ich habe versucht die Motoren weiter hochzudrehen, aber das funktioniert nicht. Einzeln könnten die schon mehr leisten, aber zusammen bricht mir die Spannung zusammen. Ich habe es eben probiert, aber dabei fast die komplette Seite abgewürgt. Einer der Motoren ist verreckt, aber ich konnte uns stabilisieren. Wir versuchen grade, ihn wieder zum Laufen zu bringen. Aber den Auftrieb können wir so nicht ausgleichen“.
Ich verstehe nur jedes zweite Wort, das der Mann sagt, aber es klingt nicht nach der Lösung, die Franziska eben noch versprochen hatte.
Fluchend dreht sich Friederike um und fängt an ein wenig Kohle in die offenen Ofenklappen zu schaufeln. „Wir brauchen dafür eine Lösung, sonst hängen wir auf halber Höhe herum und geraten in Schussweite der Hammersburg.“
Michail runzelt die Stirn und erwidert: „Wir sind ziemlich hoch. Selbst wenn wir weit runter müssen, damit wieder genug Luft da ist, sollten wir doch wohl noch außer Reichweite für Schusswaffen sein?“
Friederike schüttelt den Kopf: „Ich will es nicht drauf anlegen. Bei jedem anderen Haus hättest du Recht, aber ich lege mich nicht mit den Speerschleudern von Donnersstatt an.“
„Aber wir sind doch kein Kriegsschiff...“, beginnt Franziska doch Friederike fällt ihr ins Wort: „Und woher wissen die das? Du hast die Holzköpfe gehört, die wollen uns bereits mit Sprengsätzen ausstatten, die wir hier runterwerfen sollen. Und jetzt fliegt unangekündigt ein riesiges Luftschiff über die Hammersburg? Ich glaube nicht, dass die da lange fackeln.“
„Und wenn wir die Route ändern?“, fragt Michail.
Die große Frau haut frustriert mit der Faust auf die Ofenverkleidung. „Ja verdammt, geh zum Kapitän und schau was du machen kannst. Aber wir sind jetzt schon knapp bei Kohle, weil wir ständig ausgleichen müssen. Also weit können wir nicht vom Kurs abweichen.“

Während die drei da beraten stehle ich mich davon und springe weiter vorne, kaum dass ich aus direkter Sichtweite bin, vom Metallsteg wieder zwischen die Rohre. Was die da bereden klingt nicht gut. Ich wecke die anderen. „Hey! Hey, wacht auf, es gibt ein Problem“, zische ich.
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Das Haus Donnersstatt

Während die alten Adelshäuser wie das Haus Rozengard oder das Haus Van Trancy ihren Machtanspruch auf ihr Erbrecht bezogen, und Kriegerhäuser wie das Haus Zephyr auf ihre taktische Bedeutung und die Leistung ihrer Krieger im letzten Trollkrieg pochten, begründete das Haus Donnersstatt seine Macht und sein Ansehen auf den hervorragenden strategischen Leistungen seiner Generäle im Krieg. Zwar waren die einzelnen Krieger ihres Reiches nicht so hoch angesehen und berüchtigt wie die Kämpfer Zephyrs oder die Söldner aus dem Hause Wendel, wenn man von den Ritterorden des Haus Hohentann, das sich in engem Bündnis mit Donnersstatt befindet mal absieht, doch dafür glänzte das Reich durch ein unbeschreiblich effizientes Militär. Dank einer Wehrpflicht in der eigenen Bevölkerung, einer stolzen Generalität, und guter Besoldung hatte das Haus zweifelsfrei die größte kombinierte militärische Macht aller Häuser aufzubieten. Dies zeigte sich nicht in Duellen oder Turnieren ihrer Soldaten, die für die Tugenden der Ritterschaft nicht ausgebildet wurden, sondern vor allem in der Disziplin, der Effizienz und dem Erfolg, mit dem das Heer in den Scharmützeln um die Narbe vorging. Dazu ist das Haus bekannt für seine hervorragenden Ingenieure, sodass es fast schon verwunderlich war, dass das Haus Zephyr es fertigbrachte, das erste Luftschiff zu erbauen und nicht etwa die klugen Köpfe aus dem Hause Donnersstatt. Doch zumindest die Kriegsmaschinerie von Donnersstatt konnte auch das Haus Zephyr nicht überbieten. Niemals seit dem Fall des Königreiches hatte das Haus Donnersstatt eine Burg im Kampf verloren, so tödlich waren die Speerschleudern und Triböcke auf ihren Mauern. Und selten hielt eine Burg einem Angriff ihrer Belagerungswaffen stand. Die Politik und die Wirtschaft des Adelshauses waren gänzlich vom Militarismus geprägt. Generäle waren die höchst angesehensten Menschen an den Höfen und wer sich einen Namen machen wollte, verpflichtete sich für lange Zeit im Heer. Einzig die zahlenmäßige Unterlegenheit hielt das Haus von der Dominanz an der Narbe ab. So war das Haus in den meisten Schlachten, die es führte siegreich, doch musste sich die Generalität immer genau überlegen, wann ein Angriff gegen eine feindliche Stellung möglich war und wann man die Stellung im Falle eines Sieges unmöglich verteidigen konnte. Die Ländereien im Osten des alten Königreiches gaben nicht genug essen für das gleiche Bevölkerungswachstum wie in den westlichen und südlichen Regionen her und so geriet auch dieses Haus in die Pattsituation an der Narbe und musste verharren.


„Das Königreich der Hochebenen“, Buch VII, „Die sechs Häuser“,
gesammelt in der Bibliothek von Hohenstett
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

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Alinea
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Alinea »

Irrin

Verhalten klopft Damien an eine Tür. "Ich hoffe, das ist die Richtige.", meint er. Ich habe da keinerlei Zweifel - Damien hat viel Zeit damit verbracht, durch das Kloster zu tigern, weil er sich nicht traut an seinen Erfindungen zu arbeiten. Er wirkt überhaupt etwas ängstlich. Er hat darauf bestanden, einen Umweg aussen ums Gebäude herum zu nehmen, damit wir nicht zu vielen Mönchen begegnen.

"Komm herein", erklingt eine Stimme aus dem Raum, und Damien kommt der Aufforderung sofort nach. Die Kammer ist relativ bescheiden, womöglich sogar noch kleiner als unser Gästezimmer. Kolja sitzt an einem hölzernen Arbeitstisch, über ein Buch gebeugt. Er beäugt uns einen Moment, dann fragt er: "Was kann ich für euch tun?"

"Nun...", macht Damien, während ich im gleichen Moment mit "Also...", anfange. Wir zögern beide, dann fährt Damien fort: "Der Mann, der in unserem Zimmer war, hat - na ja - er wirkt etwas suspekt? Und er hat uns erzählt, ein Luftschiff sei unterwegs hierher. Und ich weiss nicht ob ich ihm glauben soll."

Der Abt blickt uns etwas konsterniert an, also versuche ich etwas Ordnung in Damien's konfuse Erklärung zu bringen: "Was Damien sagen will ist: Ein Mann, der wie wir im Kloster zu Gast ist, hat uns in unserem Zimmer besucht. Nachdem er eine Art Wette gegen Damien verloren hat, hat er erzählt, dass er ein Auftragsmörder von den Rozengard sei. Emizel ist sein Name. Angeblich war er wegen eines Auftrags in Tannbach und hat sich dann hierher verlaufen. Und wie Damien gesagt hat, erzählte er auch von einem Luftschiff, welches zur Eiswüste fliegen soll. Das klingt alles ziemlich absurd, aber wir wollten dir dennoch davon erzählen."
"Oh, und er macht Illusionen.", ergänzt Damien. "Also, er ist ein Illusions-Elementar." Ach ja, stimmt. Beim Gedanken daran schaudert mir wieder.

Kolja atmet tief durch und scheint sich erst mal zu sammeln. "In Ordnung, der Reihe nach.", meint er schliesslich. "Dieser Gast sagt, er sei ein Auftragsmörder. Dass das eigentlich eine ziemlich dumme Aussage von einem Auftragsmörder ist, sei mal dahingestellt. Hat er näheres zu seiner Arbeit in Tannbach gesagt?"
"Er sagte... wie war das?", beginnt Damien. "Ein Geschenk, das..."
"Er musste einem Helfer etwas bringen, das ihm nicht geschmeckt hat.", helfe ich ihm aus. "So hat er es formuliert."
"Hm.", überlegt der Abt. "Also nicht sehr hilfreich... Ich werde nachforschen. Aber zum interessanten Teil: Das Luftschiff. Sagte er, wo es herkommen soll?"
"Zephyr.", sagen Damien und ich gleichzeitig. "Er sagte, Haus Zephyr baut das Luftschiff.", präzisiert Damien dann.
Der Abt faltet seine Hände und stützt sein Kinn darauf. "Das ist ja interessant.", sinniert er. "Ich habe Widersprüchliches gehört, aber das deckt sich mit einer meiner Quellen. Aus dem Hause Hohentann, beziehungsweise eigentlich von Informanten Donnersstatts hört man ähnliches, während weiter im Süden behauptet wird, Donnersstatt selbst würde ein Luftschiff bauen. Vielleicht sollte ich selbst mal mit unserem Gast reden. Wisst ihr denn, wohin das Schiff fliegen soll?"
"Zur Eiswüste.", meint Damien nur.

"Das ist natürlich sehr unpräzise.", stellt Abt Kolja fest. "Allerdings würde es natürlich helfen zu wissen, ob eines der Häuser in der Nähe Truppen sammelt, oder eine Stellung unterhält. Auch in diese Richtung sollten wir nachforschen. Es wäre natürlich grossartig, wenn wir ein Schiff direkt vor die Füsse geliefert bekämen. Wir müssten nur noch einen Plan machen, wie wir an das Schiff kommen. Stehlen ist ja eigentlich nicht der Weg des Aufrechten, aber andererseits drängt die Zeit."
Ich will schon nachfragen, inwiefern man eine Stellung denn unterhalten muss, doch Damien kommt mir zuvor: "Es ist ein Luftschiff. Das müsste man doch von Weitem sehen."
Der Abt nickt. "Natürlich. Allerdings erst wenige Stunden vor der Ankunft. Ich hätte es lieber, wenn wir die Situation unter Kontrolle hätten." Mit einem amüsierten Lächeln fügt er hinzu: "Ansonsten müssten wir mit einem Sturmtrupp an Rittern da auftauchen und einfach hoffen, dass wir der Besatzung überlegen sind."
"Wir könnten sie sabotieren, wenn sie am Boden sind, um etwas Zeit zu gewinnen.", schlägt Damien vor. "Sie werden ohnehin eine Weile unten bleiben, vermutlich brauchen sie frische Vorräte und Treibstoff. Kohle vermutlich? Sie werden ihre Batterien aufladen müssen, das braucht alles Zeit."
"Treibstoff...", wiederholt Kolja. "Darüber hatte ich gar nicht nachgedacht. Kohle könnten wir vermutlich beschaffen. Aber was sind Batterien?"
"Speicher für Strom.", erklärt Damien kurz, dann fährt er schon fort. "Wenn sie denn Kohle benutzen. Ich habe Konzepte gesehen, da werden Erdgase für Auftrieb benutzt statt Hitze, und in einem erzeugen sie die nötige Energie mit Schwarzpulver. Das halte ich für zu teuer und gefährlich, aber wer weiss schon, was so ein Haus denkt?"
"Strom. Auch das noch. Wo bekommen wir Batterien her?" Dieses neue Problem scheint den Abt völlig aus der Bahn zu werfen. "Kohle und Schwarzpulver können wir von den Adelshäusern erfragen, ich habe ausreichend Verbindungen. Aber ich denke nicht, dass viele Leute von diesem Batterien gehört haben."
Ich kann praktisch sehen, wie Damien ein Augenrollen unterdrückt. "Wir brauchen keine neuen Batterien.", erkläre ich schnell. "Die werden schon an Bord sein, nur eben leer. Wie ein leeres Fass. Wir müssen sie wieder mit Strom füllen. Tannbach hatte einen Generator, ich bin mir sicher, die meisten Städte haben das."
"Nur die grösseren.", korrigiert mich Damien. "In Tannbach nutzen sie den Fluss, um Strom zu erzeugen. Aber prinzipiell muss das Luftschiff ja irgendwo landen, wo sie Zugang zu Strom haben, also können wir den wohl von derselben Quelle hernehmen. Hey, wir könnten das Schiff ja erst stehlen, wenn es voll aufgeladen ist."
"Es muss nur Strom rein?" Abt Kolja scheint erleichtert. "Nun, dann soll Manu das doch erledigen!"

Das verschlägt Damien beinahe die Sprache. "Daran hatte ich jetzt nicht gedacht." Kurz denkt er angestrengt nach. "Wir reden von recht viel Energie, vermutlich ziemlich hohe Spannungen. Wie gut hat Manu das unter Kontrolle? Kann er genaue Spannungen erzeugen? Erzeugt er eigentlich Spannungen oder Stromflüsse? Vermutlich Spannungen. Stromflüsse wären einfacher, aber Spannung macht mehr Sinn. Wahrscheinlich müsste er sie recht lange aufrechterhalten..."
"Es wäre wohl sinnvoll, wenn Manu mit uns ein paar Versuche macht, um all diese Fragen zu beantworten.", schalte ich mich ein.
Kolja sieht uns einfach nur entgeistert an. Damien stoppt seinen Redefluss, und für einen Moment tauschen wir konfuse Blicke aus. "Zu viel Information?", fragt Damien dann betreten.

"Ja.", meint der Abt nur. "Vielleicht sprecht Ihr mal mit Manu? Er wird sicher froh sein, wenn er sich mal mit jemandem unterhalten kann, der seine Kräfte auch versteht."
Damien nickt, und wir verabschieden uns. Der Abt verlässt sein Zimmer zusammen mit uns, doch dann geht er in eine andere Richtung als wir. Kurz bevor er um eine Ecke verschwindet, wendet er sich noch einmal zu uns: "Könnt ihr das Schiff fliegen? Oder braucht ihr die Besatzung dazu?"
Damien zögert. "Das... kommt aufs Schiff an. Wir wissen nicht, wie gross es ist, oder wie es gebaut ist."
"Ich fürchte, ich kann euch nicht mit Leuten dienen, die ein Luftschiff fliegen können. Das heisst, dieses Problem ist auch noch zu lösen..." Damit verschwindet er in einem anderen Gang.

Damien führt uns wieder den langen Weg zurück zum Gästezimmer. Er schweigt, völlig in Gedanken versunken. Vermutlich überlegt er sich schon einen Versuchsaufbau, um Manus Fähigkeit zu testen.
"Warum unterbrichst du mich andauernd, wenn ich mit jemandem rede?", fragt er mich plötzlich.
"Hä?", bringe ich nur hervor, von der Frage völlig überrascht. "Ich unterbreche dich?"
Damien seufzt. "Ja, du unterbrichst mich, und du nimmst mir die Worte aus dem Mund."
Die Redewendung kenne ich nicht, aber die Bedeutung ist ziemlich klar. Ich denke kurz an unser Gespräch mit dem Abt zurück. Ich glaube, ich weiss was er meint. "Damien, manchmal bist du einfach richtig schlecht im Erklären.", gebe ich zurück.
Damien antwortet nicht. Ist er beleidigt?
Schweigend gehen wir nebeneinander her, bis wir zu unserem Zimmer gelangen.
A cloud of mystical dust appears, shrouding Alinea in its magic. You roll a four. The cloud dissipates and Alinea is gone.

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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Kanon

Noch etwas schläfrig sitze ich in meiner Ecke und höre Rael etwas zu. Im Groben und Ganzen muss ein Ofen beheizt werden. Ich wünschte ich könnte das Feuer kontrollieren, dann würde ich gerne helfen, aber wie es aussieht will das Schicksal mich als Tierliebhaber haben. Wovon ich auch kaum eine Ahnung habe wie das funktioniert. Es gibt aus meinem Land die Legende der Anima. Jeder Anima schließt einen Pakt mit einer Tierseele und bekommt dessen Fähigkeiten. Heute noch weiß ich nicht, wie ich diese Bindung mit der Bärin Hana beschlossen habe. Ich muss mehr wissen über meine Kultur. So groß hatte es mich nicht interessiert. Doch zuallererst brauch ich frische Luft. Hier drinnen ist es mir langsam zu eng.

Ich steh auf und versuche mich an die anderen vorbeizuschieben. „Ich brauche frische Luft. Hier drinnen ist es mir langsam zu eng..“, erkläre ich den anderen, deren Blicke mich schon fragend durchlöchern. Ich lächle müde. „Keine Sorge! Ich passe auf, dass mich niemand über Bord wirft.“ Nachdem Rael mir den sicheren Weg erklärt hat begebe ich mich auf den Weg nach oben. Es ist schön warm hier aber.... zwischen den Rohren sich zu bewegen ist schwieriger als man denkt. Rael ist kleiner als ich, da hätte sie bedenken sollen das es für mich schwerer sein wird. Aus der Ferne höre ich leise Raels Stimme aber ich verstehe kein einziges Wort, da die Maschinen zu laut sind. Vorsichtig öffne ich die Tür, laufe durch, und schließe sie hinter mir wieder. Nach wenigen Minuten finde ich den Weg nach oben.
Links: Einpaar Menschen die Karten spielen. Rechts: Leute aus der Mannschaft, die arbeiten. Allgemein ist oben einigermaßen wenig was los. Unterm Deck habe ich viele Stimmen hinter verschlossenen Türen vernommen. Grob geschätzt würde ich sagen, das Schiff wird von der Mannschaft, den Gefangenen, die Gewinner der Arenakämpfe und uns vieren besetzt. Doch wer soll diese Krieger anführen? Es wäre ziemlich dumm ein “Heer“ ohne einen Anführer zu einem Kampf zu schicken.
Unauffällig gehe ich über das Deck auf die Steuerbordseite. Wir sind weit oben. Über uns der klare blaue Himmel und unter uns die Erde. Die Sonne scheint fröhlich durch die einzelnen Wolkengruppen. Für einen Moment ist das Schiff selbst durch eine Wolke geflogen. Der Wind weht ab und zu leicht an uns vorbei. Es ist fantastisch! Wir fliegen! In mir kommt ein Gefühl von Freude und Neugier. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich muss zugeben, ich bin froh in diese Situation zu sein. Nach allem was mir passiert ist ist das das himmlischte, was ich sehe. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Luft tut richtig gut. Ein Lächeln ziert mein Gesicht. „Freiheit...“, murmel ich vor mich hin.
„Wenn das mal nicht die Bärentatze ist.“, ertönt eine tiefe Stimme hinter mir. Brutal, groß und tief. Eine Stimme dessen Mordlust einen umschlingt und am liebsten die Kehle zuschnüren würde. Eine starke Hand packt meine Schulter und dreht mich um. Mir klappt der Mund runter. Narben am Körper. Tätowierungen auf beiden Armen die zur Brust verlaufen und in sich gegenseitig verschlingen. Eine hölzerne Wolfsmaske mit einem Fell verbunden, dieses den Rücken bedeckt. Eine Kette aus Knochen und Steinen schmückt einen breiten Hals. Einpaar Verbände im Bauchbereich und an beiden Armen. „Ich dachte, du seist abgehauen? Dann hat dich dieser Ramfutzi (meint Ramon) also doch noch dazu überredet? Was für ein Schwachsinn ist das?!“ Er ist es! Der Berserker aus der Arena, mein Gegner.
Seine Ohren zucken kurz. Danach packt er mich am Kragen und zerrt mich in einen Art Abstellraum. Ich kann nix sagen. Meine Beine, meine Arme, ich kann nix bewegen. Draußen, vor der Tür, läuft jemand an uns vorbei. Am liebsten würde ich um Hilfe schreien. Ich kann die Augen des Berserkers deutlich durch die Maske spüren. Nachdem der Jemand vorbeigegangen ist holt er tief Luft und atmet aus. „Wa..was willst du von mir?“, frage ich ihn mit zitternder Stimme. „Was ich von dir will? Ich will wissen warum du überhaupt auf diesem Schiff bist?!“
Er ballt seine Hände zu Fäusten. „Noch dazu hast du dich als Anima präsentiert. Jetzt weiß das ganze Reich Zephyrs von der Existenz der Animas!“ Seine Stimme klingt wütend aber auch traurig. Endlich fasse ich meine Mut zusammen. „Und was hast du damit zu tun? Ich wusste auch erst vor nicht so langer Zeit, dass ich einer bin!“ Der Mann hebt eine seiner Hände. Zuerst dachte ich er will mich schlagen und weiche deswegen zurück aber er greift nach seiner Maske und nimmt sie, samt Fell, ab. Dunkle graue Augen starren mich an. Dunkelblondes Haar, dessen Haarspitzen heller werden, hängen bis über den Ohren. Das ist jedoch nicht alles. Seine Haut verändert sich plötzlich. Haare- nein- Federn wachsen rasant aus seinem Körper. Seine Hände werden zu großen Krallen und an seinen Armen entlang wachsen Federn bis sie sich komplett zu Flügel verwandelt haben. Sein Aussehen hat sich komplett verändert. Wie ein Harpyie aus den Märchen sieht er aus. „Du bist e-ein Anima!?“ Er nickt nur und verwandelt sich wieder in seine menschliche Form an. „Kommst du etwa auch aus Ramja oder aus einem anderen Ort aus dem Tiefland? “, frage ich ihn neugierig. Er schüttelt nur den Kopf und setzt wieder Fell und Maske auf. „Schon mal was von Ausziehen und Fortpflanzung gehört? Ich komme aus den Bergen vom Süden und da wir beide Anima sind, heißt es nicht das wir sind verwandt.“
„Ja, aber warum bist du so sauer wegen gestern in der Arena?“ Seufzend lehnt er sich an die Wand. „Du kennst die Geschichte nicht oder? Dann erzähl ich sie dir.“ Ich setze mich auf einen umgedrehten Eimer. Er schaut in Richtung Tür. Zuerst sieht es aus als ob er auf ungebetene Gäste wartet aber nach einer Weile erkennt man, wie sehr er es hasst dies zu erzählen. Vorallem mir, der sich hunderten Menschen verwandelt hat. „Es einmal das 14. Jahr der Herrschaft des damaligen Königs. Alle Rassen bekämpfen die Daimonen. Unter ihnen waren auch zahlreiche Animas, diese sich die Kraft der Tiere aneignen konnten und damit große Kräfte besaßen. Daher waren sie “lebende Waffen“ für die Generäle. Nach dem Sieg der Heere haben sich die Animas zuerst in einem Teil des Kontinents zurückgezogen und haben friedlich gelebt...“, am Ende des Satzes klingt seine Stimme traurig. „..Die Animas wurden von allen akzeptiert. Mit der Zeit wurden sie aber gejagt. Aus Angst vor ihren Kräften und wegen dem Fell der Tiere oder andere “Trophäen“ die man sammeln konnte. Nurnoch wenige überlebten diese schreckliche Zeit bis sie sich in alle Winde aufteilten und in der Geschichte verschwanden. Vor sehr. langer Zeit wurde zuletzt der noch letzte lebende Anima gesichtet. Alle dachten sie seien ausgestorben. Hah! In Wirklichkeit haben wir uns nur versteckt. Unsere Blutlinie wurde immer dünner bis kaum oder gar keine Anima zur Welt kamen. Die Eltern leben jedoch immer in der Angst, weil ihr eigenes Kind zu einem Anima werden könnte. Und wenn... jedenfalls soll nicht alle Welt wissen, dass wir wieder da sind. Das könnte zu einem Problem werden. Vorallem würde das Militär auf uns aufmerksam werden.“
Nach einer langen Pause schaut er zu mir rüber. „Die Anima binden die Seelen der Tiere an einen Gegenstand oder einer Tätowierung. Du hast gesagt, dass du vor einer nicht langen Zeit erst von deiner Kraft erfahren hast. Wie kannst du, als unerfahrener, dich verwandeln?“
Ich erzähle ihm meine Geschichte mit Hana, dem Kampf und dieses Gefühl von Groll von gestern. Nachdenklich hört er mir zu und musste beim Teil - Wo der Karawanenanführer flieht- kurz lachen. „Du scheinst deine Kräfte nicht vollständig kontrollieren zu können.“ sagt er. Daraufhin kommt er zu mir rüber, nimmt meinen linken Arm und zieht den Ärmel hoch. „Hmm...“, macht er als er die fast verheilte Narbe sah,„ Ich würde sagen, dir bleibt nicht viel Zeit.“ Was sagt er da? Muss ich etwa sterben? Er lässt von mir ab und liest in meinem schockiertem Gesicht meine Gedanken. „Nein, du wirst nicht sterben. Deine Bindung zu dieser Bärenseele ist durch diese Narbe entstanden. Aber wenn diese verschwunden ist, verschwindet auch die Seele.“
Wie von einer Wespe gestochen steh ich auf. „Aber ich brauche doch nur einen Gegenstand oder so etwas oder? Oder?“ Ich möchte nicht, dass Hana von mir geht. Dank ihr bin ich noch am Leben. Wieder seufzt der Anima. „Die Bindung einer Seele ist ein Ritual, das sehr überlegt sein muss. Es ist einmalig. Wenn der Gegenstand zerstört wird wird auch die Bindung zerstört.“, antwortet er schließlich und zeigt auf seine Tätowierung. „ Ich habe mich mit einem Habicht verbunden und diese Tätowierung ist das Symbol unserer Bindung. Man kann nicht einfach Trauben zu Wein verarbeiten und dann wieder zu Trauben verarbeiten.“ Enttäuscht setze ich mich wieder hin. Der Anima legt eine Hand auf meine Schulter, um mich zu trösten. „Du magst diesen Bären sehr, das seh ich dir an, aber du brauchst Hilfe. Diesen Groll, den du erwähnt hast, ist nicht gerade gesund. Wir müssen dich zu einen Art Heiler bringen und diese Seele von dir trennen, solange es noch geht.“
Ich blicke zu ihm auf. „Wie willst du da-“, bevor ich den Satz zuende sagen konnte fällt es mir wie Schuppen von den Augen. „Nein. Nein, das kann nicht dein ERNST sein?!“
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

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Itaga
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Itaga »

Arun:

Gegen Nachmittag überschreite ich die Grenze, die Nachricht scheint die Grenzposten noch nicht erreicht zu haben und sie lassen mich problemlos passieren.
Nach ungefähr einer halben Stunde erreiche ich dann auch Steinfeld, es ist ein kleines Örtchen, es ist bekannt für sein besonders hartes Gestein, welches hier aus dem Boden gewonnen wird, die Mauern Gaias bestehen daraus, weshalb sich an einem so kleinen Ort viele Menschen niederlassen, die ebenfalls von dem Gewinn profitieren wollen.
Der Alte sagte das es hier einen fähigen Arzt und eine Hexe gäbe, definitiv suche ich als erstes die Hexe auf, wenn mir alle Tränke ausgehen bin ich eine größere Gefahr ... um meine restlichen Verletzungen kann ich mich auch noch später kümmern.

Ich laufe dort den Ort, auf der Suche nach der Kräuterhexe " Entschuldigen Sie?" spreche ich einen Passanten an
"Ja, werter Herr?" antwortet er, kann sich aber nicht verkneifen einen Blick auf meinen linken Arm zu werfen
"Ich habe mir sagen lassen, dass hier eine fähige Kräuterhexe ihre Waren feil bietet, ich bin auf der Suche nach ihr"
"Seit ihr ein Soldat? Ein Jäger der Inquisition?" er baut etwas Abstand auf. Das ist nicht gut, weshalb ist er denn so eingeschüchtert?
"Macht euch keine Sorgen, diese Wunde habe ich aus meiner Zeit beim Gaiaschen Militär, weshalb ich meinen Dienst frühzeitig beenden musste. Ein Freund gab mir den Tipp, dass die hier ansässige Kräuterhexe ein äußerst wirkungsvolles Potenzmittel herstellen kann ... wissen Sie, ich will immerhin meinem Land dienen, indem ich ihm fähige Nachkommen liefere." Peinlich berührt sieht er mich an.
"Oh, ich dachte Sie seien auf Hexenjagt." antwortet er mir ... so ein Blödsinn, würde er sich nur ein wenig auskennen, dann wüsste er das meine Ausrüstung dafür kein bisschen geeignet ist.
"Keine Sorge, die Alchemie der Kräuterhexen sehe ich als eine außerordentliche Bereicherung unserer Medizinischen Versorgung an." versuche ich ihn weiter zu beruhigen.
"Da bin ich aber froh" lächelt er mich an und verringert den Abstand zu mir wieder "Es gibt immer noch viele, die dem Handwerk der Hexen mit Vorurteilen gegenüberstehen, aber wir Steinfelder passen aufeinander auf!" prahlt er stolz, als würde er einen Orden für seine Dienste erhalten. Ich habe keine Zeit für so einen Nonsens.
"Können Sie mir bitte verraten wo ich die werte Frau Hexe finde? Ich kann es kaum abwarten nach Hause zurückzukehren, wenn Sie verstehen" lächle ich ihn zwinkernd an.
"Selbstverständlich, ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Sie wohnt dort oben, an dem kleinen Feld, das Haus ist braun, mit Karmesin farbenen Dach." lächelt er mir verlegen zurück und geht weiter "Viel Erfolg!" ruft er mir nach.

Ich folge dem beschriebenen Weg und finde mich nach kurzer Zeit tatsächlich vor dem beschriebenen Haus wieder, es hat sogar ein Ober- und ein Untergeschoss ... die Geschäfte scheinen sich hier tatsächlich zu lohnen.
Voller Tatendrang will ich eintreten, jedoch ist die Türe verschlossen. Ich scheine aktuell nicht vom Glück verfolgt zu sein, mir rennt die Zeit weg!
Ein Blick durch das Fenster rechts neben der Eingangstüre verrät mir, dass niemand zuhause ist.

Folgende Optionen bleiben mir jetzt:
1.) Ich suche den Arzt auf, lasse meine Wunden versorgen und komme dann später wieder.
2.) Ich harre hier aus bis sie zurück kommt und lasse mich direkt von ihr behandeln.
3.) Ich breche ein und mische mir die Medizin selber, durch meine schlechten Fähigkeiten beim Trankmischen werden diese mich aber höchstens ein bis zwei Tage über Wasser halten und sind weitaus toxischer als die vom Profi.

Nummer drei fällt somit schon mal raus, ich bin schon geschwächt, jetzt auch noch mehr Toxizität in Kauf zu nehmen als nötig, könnte letale Folgen haben. Von der Option erwischt und angegriffen zu werden sehen wir hier einmal ab.

Option Nummer eins würde mich körperlich etwas aufpäppeln und mir die Möglichkeit geben, mich zumindest ein wenig gegen Widersacher zur Wehr zu setzen. Aber je nach Behandlungsdauer könnte ich erst nach Ladenschluss wieder bei der Hexe ankommen und je nach Behandlungskosten des Arztes, hätte ich nicht mehr genügend Geld.

Dann bleibe ich bei Option Nummer zwei, ich verschwende Zeit ohne wirklichen Inhalt, komme aber garantiert in den Genuss der Behandlung, da ich sowohl pünktlich, als auch liquide bin. Lieber bin ich verwundet und bei Sinnen, als körperlich geheilt und blutrünstig.

Ich setze mich auf die Treppe vor der Eingangstüre, vielleicht ist sie ja auch nur kurz Wasser holen oder eine andere Zutat ... der Passant hätte mir ja wohl hoffentlich mitgeteilt, wenn sie das Dorf für längere Zeit verlassen hätte ... hoffentlich!
Nach zwei Stunden beginne ich meinen Plan zu hinterfragen, ich hätte wohl aktiv im Dorf nach ihr suchen sollen oder einen Passanten mit etwas mehr Grips fragen sollen, selbst wenn ich dafür eine Stunde veranschlagt hätte, wäre meine Tagesplanung erheblich effektiver ausgefallen.
Die Sonne verabschiedet sich langsam hinter den Bergen, als sich die Türe hinter mir plötzlich öffnet "Oh, hallo ... sitzen Sie schon lange hier?" grüßt mich eine Kinderstimme.

Ein Blick über die Schulter bestätigt meine Vermutung, ein Kind hat die Türe geöffnet, es ist ein junges Mädchen, mit langem, blondem Haar und unschuldigen, grünen Augen, auch wenn der Glanz in ihren Augen auf ein unbeschwertes Leben hindeutet, so ist dies keineswegs der Blick eines Kindes.
Ich erhebe mich und trotz meines Misstrauens antworte ich freundlich "Ja, ich habe mir sagen lassen, dass hier eine Kräuterhexe lebt, ich benötige einen Trank."
"Dann Folgt mir!" lächelt sie mich an. Ich kann keine Feindseligkeit von ihr spüren, dennoch bin ich misstrauisch.

Im inneren angekommen begrüßt mich eine aufgeräumte Wohnecke und ein improvisierter Tresen, in einem hinteren Bereich steht ein Kamin mit Bildern und Pflanzen geschmückt und ein weiterer Bereich, hier vermute ich den Kessel bzw. die Kräuterküche, allerdings ist er vom Tresen aus nicht genau einsehbar.
"Willkommen, Ihr benötigt einen Trank?" Eine junge Frau begrüßt mich, sie ist eine wahre Augenweide und besitzt bestimmt viele Verehrer in Steinfeld. Ihr Haar ist braun und reicht ihr bis zu den Schultern, zudem scheint ihr Kleid so geschnitten, dass die Aufmerksamkeit gen Dekolleté gezogen wird ... vermutlich ist dieses Haus mit Trinkgeld finanziert.
"Ja, ich benötige einen besonderen Trank, er ist ziemlich schwer zu brauen" erkläre ich ihr und schreibe ihr die Zutaten auf "Ich bin verzweifelt auf der Suche nach einem fähigen Alchemisten, welcher mir meinen Vorrat wieder auffüllt."
"Lasst mal sehen, mmhmm, ahja, okee. Das sollte aber kein Problem sein, die Zutaten sind bis auf wenige Ausnahmen Basiskomponenten, dazu ein Wirkstoffverstärker, diesen hier besitze ich nicht direkt, aber dafür einen anderen, die Wirkung ist identisch. Aber die beiden seltenen Zutaten die ich dafür verkoche, werden euch einiges kosten" lächelt sie mich an, eine wohlige Wärme legt sich um mein Herz und ich fühle mich dieser Frau hingezogen ... ich wusste hier stimmt etwas nicht.
"Ich habe genug Geld bei mir um euch zu entlohnen, wie lange benötigt ihr für den Trank?" Ich muss das Gebäude so schnell wie möglich verlassen, sonst war es das für mich, aber ich brauche auch den Trank.
"Wie schnell benötigt ihr es denn?" beugt sie sich über den Tresen. Ich tue so als würde ich in meinem Notizbuch lesen, ich muss den Augenkontakt zu ihr unterbrechen.
"So schnell wie möglich, wenn es Ihnen möglich ist, dann noch heute, ansonsten morgen früh." antworte ich plump und packe mein Notizbuch weg.
"Das ist aber ein sehr enger Zeitrahmen, das mache ich nur per Vorkasse."

Ich lege ihr die Hälfte meines Geldes auf den Tisch und verlasse den Laden "Ich kommen um 2 Uhr wieder" mit diesen Worten fällt die Türe ins Schloss.
Der "Kräuterhexe" bleiben so sechs Stunden um die Tränke zu mischen und mir genauso viel Zeit mich auf eine möglich Auseinandersetzung mit einer Vampirin vorzubereiten, dass eben war definitiv die Verführende Magie der Vampiraugen ... eine eher passive Art um seine Beute zu fangen.
"Grundsätzlich ist davon auszugehen das Sie deshalb vielleicht nicht sonderlich kampferprobt ist" murmle ich vor mich her, als ich in Richtung Gasthaus gehe.
Angekommen schließe ich mich direkt in meinem Zimmer ein und stelle meinen Schlachtplan auf.

Das Obergeschoss ist mir gänzlich unbekannt, allerdings vermute ich das Sie im Keller schläft. Das Kind war kein Vapir, das wäre mir aufgefallen, jedoch stimmt auch mit ihr etwas nicht.
Da das Haus aus Stein ist, kann ich den Plan es anzuzünden schon mal vergessen, aber das Interieur ist aus brennbarem Material, hier kann ich mir schon mal einen Vorteil schaffen.
Allerdings, auch wenn sie eher unerprobt ist, was den direkten Kampf angeht, so sollte sie mir körperlich definitiv überlegen sein, weshalb ich auf meine Distanz achten sollten zudem schätze ich mal, dass mir höchstens zwei Benutzungen meines Elementes verbleiben, bevor ich die letzte Medizin nehmen muss.
Hätte sie mich erkannt, wäre ich vermutlich nicht aus dem Laden entkommen und auch wenn sie per Brief das Haus Rozengard informiert, so sollte die Zeit immer noch reichen um meine Angelegenheiten mit ihr alleine zu klären und mich aus dem Staub zu machen. Der Grenzposten ist ungefähr eine Stunde entfernt, wenn ich ein Pferd stehle sind es 30 Minuten, die hohe Anzahl an Grenzwachen sollte die Verhältnismäßige Stärke zu meinen Gunsten verändern.

Der Arzt sollte noch geöffnet haben, dass Gift der Hochlandviper wird, stark verdünnt gerne als Medizin verabreicht, da es das Blut verdünnt, zusammen mit zerstoßenen Donnerbeeren, deren ölig, klebriges innenlegen gerne benutzt wird um Wunden zu schließen oder Wirkstoff auf Waffen zu halten, sollte an meinen Wurfmessern einen weiteren Vorteil darstellen, so heilen Vampire nicht allzu schnell und treffe ich direkt das Herz, sollte ich ca. 2 Minuten Zeit haben blutende Wunden zu verursachen.
Natürlich sind die Mittel der van Trancy erheblich potenter, aber mir fehlt das Wissen, sowie die Zutaten dafür, also die guten Alten Rezepte der Inqusitionseinheit.
Schnell stürme ich aus meinem Zimmer.

Gerade rechtzeitig erreiche ich die Praxis und trete hinein.
"Nein, nein es ist überhaupt nicht schlimm, wir erhalten morgen sowieso eine neue Lieferung des Hochlandvipergiftes, Ihr könnt gerne alles mitnehmen" höre ich einen alten Mann voller Entzückung sagen und glaube nicht was ich erblicke.
"Das ist zu freundlich, kaum zu glauben das mir meines eben ausgegangen ist, vielen Dank Herr Doktor, gewiss werde ich mich hierfür erkenntlich zeigen." Die "Hexe" verlässt den Laden und lächelt mich an ... hat sie mich durchschaut?
"Euer Trank wird pünktlich fertig, ihr könnt ihn um 2 Uhr abholen, bis später, mein süßer."

Geschockt sehe ich den Arzt an, sein Kopf glüht förmlich rot und er setzt sich in seinen Stuhl, kichernd wie ein kleiner Junge, welcher seine erste Liebe erlebt.
Es waren drei Phiolen mit Gift, das habe ich gesehen ... die Menge die ich bestellt habe reicht für zwanzig Flaschen, wenn sie das gesamte Gift in meine Tränke kippt, dann kann finde ich mich schneller im Jenseits wieder als mir lieb ist.
Sie scheint zumindest theoretisch kampferprobt zu sein. Wenn Sie schon von der Tinktur weiß, die die Regeneration einschränkt, muss sie zumindest bereits mit Opfern der Vampirjäger gesprochen haben.

Entrüstet gehe ich zurück ins Gasthaus, es ist Abends, die junge Frau wird von ihren Kräften Gebrauch machen und sich schneller durch die Stadt bewegen als ich, außerdem kann sie auch einfach meinem Geruch folgen, wenn sie darauf aus ist mich zu beschatten.
Um zumindest einem Überraschungsangriff zu entgehen, setze ich mich mit dem Rücken in eine Ecke meines Raumes, das Fenster und die Türe im Blick. Das letzte was ich nun gebrauchen kann ist ein Überraschungsangriff.
Wie gehe ich weiter vor?
Letztlich kenne ich die Antwort doch bereits, wenn sie mir in allen offensichtlichen Plänen einen Schritt voraus ist, dann bleibt mir nur das, was Sie noch nicht weiß und das ist mein Element, dafür muss ich aber zielsicher ihr Herz durchbohren und ihren Körper zerstören.
Wenn dies die einzige Möglichkeit ist, dann muss ich es versuchen.

Die Uhr zeigt 1:50 Uhr und ich trinke mein letztes Fläschchen Medizin, jetzt kommt es drauf an, ich darf mir keine Fehler erlauben, Sina hat oberste Priorität.

Ich gehe den Weg hinauf zum Haus der Hexe, meine Hand leicht feucht vor Schweiß, doch obwohl ich angespannt bin, bewahre ich einen kühlen Kopf, ich habe meine Strategie und ich weiß was mein Körper aushält ... Sina, Schatz, gib mir Kraft.
Als ich das Haus erreiche, werde ich von zwei Leichen begrüßt, ihnen wurden die Köpfe abgerissen und das Blut läuft langsam den Berg hinab.
Der Kleidung nach zu urteilen sind es Vampirjäger, denke ich zumindest.
Im Haus ertönen Schreie, das ist die Kleine die mit der Vampirin zusammenlebt.

Schnell renne ich hinein und sehe wie die "Hexe" gerade einen Angreifer den Kopf von den Schultern reißt und mit einem Tritt aus der Drehung, dem nächsten den Brustkorb zertrümmert.
Über diesen Erfolg kann sie sich nicht allzu sehr freuen, denn unverzüglich auf diese Aktion wird sie mit einer Lanze an die Wand genagelt und dann von einer weiteren.
"Schnappt euch die Kleine und lasst uns abhauen!" befiehlt die Person, die die Hexe gerade an die Wand genagelt hat.
Eine der anderen Gestalten schnappt sie, führt sich jedoch ihre Kehle Richtung Mund ... sind das etwa auch Vampire?
"Rette Sie!!" schreit mich die Hexe an, vermutlich hat sie mich gerade im Türrahmen entdeckt, dass Überraschungsmoment ist somit dahin, die Kerle drehen sich allesamt um und erblicken mich.
"Tötet ihn, wir hinterlassen keine Zeugen!" befielt die Person erneut und die fünf anderen setzen sich in Bewegung, der sechste hält immer noch das Mädchen in der Hand.

Schnell greife ich an meinen Gürtel und schmettere ein Wurfmesser durch die anlaufende Menge, welche zielsicher das rechte Auge des Vampires trifft, der das Mädchen gefangen hält ... zu meinem Erstaunen reißt sie es ihm aus dem Auge und sticht auf ihn ein ... ich wusste du bist kein gewöhnliches, kleines Mädchen.
Mein Gedanke wird unterbrochen, als ich aus dem Türrahmen in die dunkle Nacht geschlagen werde.
Schnell raffe ich mich auf und sehe wie die fünf aus der Türe nach draußen kommen ... das ist leider ein Kampf den ich normalerweise meiden würde.
Zweimal kann ich mein Element benutzen ohne die Wirkzeit der Medizin großartig zu reduzieren, aber die fünf scheinen gut koordiniert zu sein, sie versuchen sich um mich zu positionieren, gelingt ihnen dies, sinken meine Chancen weiter.

Langsam weiche ich zurück und versuche alle fünf im Auge zu behalten.
Um mich herum gibt es drei Fackeln, welche den Weg beleuchten sollen ... sie strahlen werde großartig viel Licht, noch Wärme aus. Ich kann sie allerdings befeuern, das würde etwas weniger yaneca kosten als die Flammen gänzlich neu zu entfachen, zusätzlich kann ich sie als Fallen benutzen oder kurz die Aufmerksamkeit von mir nehmen.
Das gibt mir alles eine Sekunde Vorteil, allerdings ist aktuell nur eine Fackel in meiner Reichweite, die rechts hinter mir.
Ich beginne mit einer leichten Tendenz nach links zurückzuweichen und blicke den Vampir ganz vorne rechts an "Dann bist du mein erstes Opfer" murmle ich mit geschlossenem Mund.

Sie sind erstaunlich vorsichtig, normalerweise greifen solche Gruppen unkoordiniert und wenig taktisch an, ich vermute mal der Anführer hat sie trainiert oder zumindest koordiniert.
Los geht´s! Der Vampir hat die Fackel im Rücken, ein weiterer hat sie ungefähr einen Meter vor sich. Ich strecke meine Hand aus und die beiden halten kurz inne, vermutlich erwarten sie ein weiteres Wurfmesser.
Die Flamme wächst explosionsartig und ich renne auf die beiden, in Flammen gehüllten Vampire zu, meine Knochen schmerzen, ich glaube mir läuft Blut die Wade hinunter.
Bei den beiden angekommen sammle ich die Flammen um den Kopf des ersten und treibe dem zweiten mein Rapier ins Herz. Als der erste sogleich, recht knusprig obenrum, zu Boden geht ist die Zeit gekommen "Vallma!" die Hitze des Feuerballs fließt in meine Hand, durch das Rapier und in den Körper des zweiten, der sofort Feuer fängt, ohne Herz machen diese Bastarde es nicht allzu lange.

Ich weiche erneut zurück und lasse die Nummer zwei, glühend zu Boden gehen und vor sich hinlodern.
Die verbleibenden drei weichen etwas zurück, meine Chance!
Mein verbleibendes Yancea lasse ich aus meiner linken Schulter austreten, es entzündet sich unverzüglich "Vallma!" die Hitze wandert erneut auf mein Rapier und ich trenne Nummer drei den Kopf ab, ein sauberer Schnitt.
Nummer vier schlägt nach mir, ich kann knapp ausweichen, dennoch zerkratzt er mir die obere, rechte Brust und die rechte Schulter, bevor ich ihn von seinem rechten Arm und seinem Kopf befreie ... diese Verletzung war ein notwendiges Opfer.

Als ich nach dem fünften schlage, dreht sich dieser und verpasst mir einen Tritt, der meine Organe durchfährt, wie durch einen Reflex lasse ich das Rapier fallen und sinke zu Boden.
"Ich werde dich bestimmt nicht unterschätzen ... die Tatsache das du nur einen Arm hast hat dich schwach wirken lassen, aber an mir kommst du nicht vorbei!" spricht eine tiefe, männliche Stimme zu mir.
Er legt die Kapuze der Vampirjägeruniform ab, vermutlich damit er weniger tote Winkel in seinem Blickfeld hat, ein Mann mittleren Alters mit leicht gräulichen, kurzen Haaren kommt zum Vorschein.
Ruckartig zieht er ein Messer von seinem Gürtel "Das Militär Donnersstatt hat mich viel gelehrt, aber weshalb sterben? Ich werde die kleine Ausliefern und unsterblich, DU hältst mich nicht auf!"

Er ist kein Vampir?
Ein Ruck durchfährt seinen Körper, er greift an! Schnell rolle ich mich nach links ab und versuche schnell aufzustehen, jedoch bin ich dafür zu sehr mitgenommen und er trifft mich in die Seite.
Mit einer rotierenden Bewegung zieht er das Messer wieder Heraus ... so wird die Wunde größer und braucht länger um sich zu schließen.
Ich versuche seinen weiteren Bewegungen zu folgen und kann ein paar Angriffe abwehren, jedoch verpasst er mir die nächste Wunde in den Oberschenkel, die nächste Attacke streift mich über die gesamte Brust ... ein sauberer Schnitt, der direkt zu bluten beginnt.
Dieser Kerl ist zu schnell, ich habe keine Chance mein Rapier aufzuheben.

Um mich irgendwie zur Wehr setzen zu können hole ich die Wurfmesser hervor, ich lege sie übereinander. Eine Idee habe ich noch.
Die nächsten Attacken kann ich parieren, jedoch machen mir die Verletzungen schwer zu schaffen, da passiert es, er trifft mich erneut, jedoch verkeilt sich das Messer in meinen Rippen.
Geistesgegenwärtig drehe ich die Dolche im 90° Winkel voneinander weg und ramme ihm das erste in den rechten Oberarm, bevor ich mich vorbeuge und daran verbeiße, das zweite findet sein Ziel unter seinem linken Schulterblatt, da er sein Gesicht beschützt.
Ich ziehe ihn an mich ran, mit Stumpen und verbissen in des Wurfmesser will ich ihn daran hindern, dass er sein Messer weiter bewegen kann.

Menschen sind instabil, es braucht nicht viel Hitze um sie zu töten. Ich breche mit meinem Plan und beschwöre erneut die Flammen die mir innewohnen, sie verbrennen den Großteil des neuen Oberteils, welche ich mir besorgt habe.
Der Mann versucht sich loszureißen, aber ich lasse nicht locker, durch das wilde zappeln und losreißen schneidet das Wurfmesser ein paarmal in meine Lippen, aber ich lasse ihn nicht gehen, nein, ich heiße noch mehr auf.
Dich backe ich schön durch!
Wir beide verschwinden in den Flammen, es nimmt mir die Sicht.
Als die Gegenwehr und die Schreie aufhören, lösche ich die Flammen und lasse von meinen Messern ab, woraufhin ein sehr unappetitlicher Leichnam auf den Boden fällt.

Zischend entnehme ich sein Messer aus der ausgebrannten Wunde.
Mit dem noch heißen Messer brenne ich auch die anderen Wunden aus, ich muss den Blutverlust stoppen!

Geschwächt und gezeichnet vom Kampf mit den fünf Vampiren hebe ich mein Rapier auf und stecke es zurück in seine Scheide, dass Messer des Soldaten nehme ich mit, immerhin habe ich zwei Wurfmesser an dem Kerl verloren und es sieht qualitativ äußerst hochwertig aus.
Ich betrete das Haus erneut, der Vampir dem ich das Messer ins Auge warf ist tot, die Kleine hat ihn getötet ... wenn man das so nennen kann, sie hat ihm das Herz entfernt und dann anscheinend mit einer Tinktur die sie greifen konnte davon abgehalten sich zu regenerieren ... war es das Gift der Hochlandviper?

Der Anführer und die "Hexe" scheinen auch am Ende ihrer Konfrontation angelangt zu sein, denn die Hexe hat sin in ihrer Kehle verbissen und reißt ihr gerade, vermutlich auch für einen Vampir lebenswichtige Teile heraus.
Blutend geht die Anführerin zu Boden und die Hexe schiebt sich an den Lanzen entlang um sich von der Wand zu lösen, ich halte das Messer der Soldaten bereit, der Kamin ist in Reichweite, also sammle ich seine Hitze an der Klinge.
Ruckartig erhebt die Anführerin sich wieder, unbeeindruckt des Schadens an ihrem Kehlkopf und springt über den Tresen, Richtung Kamin.
Ungläubigen Blickes mustert sie mich, der immer noch mit offener Hand auf sie deutet, das Messer des Soldaten zischend in ihrem Hinterkopf, während der Kamin, dem Tor zur Hölle ähnelnd ein Fegefeuer Richtung Tresen ausspuckt.

Die brennende Anführerin erhebt sich wieder, verliert allerdings im nächsten Augenblick ihren Kopf ... Köpfe abreißen scheint die Spezialität der Hexe zu sein.
Nachdem sie ihr auch noch das Herz entriss und eine Tinktur über dem Körper vergoss schein der Kampf gewonnen, zumindest ihrer.
Ich muss mich bereit machen, ich werde hier heute nicht den Kopf verlieren.

Mit diesem Gedanken sacke ich zusammen.
Der Geruch des ersten Frühlings, der wahren Liebe und des ersten Sonnenstrahlt weckt mich.
Ich öffne meine Augen, das kleine Mädchen steht über mir, den linken Arm angeschnitten und sie träufelt ihr Blut auf meinen Mund, nein, es läuft schon fast.
Schockiert presse ich meine Lippen zusammen und will aufstehen, doch die Hexe fixiert mich mit einem Fuß auf der Brust.
"Na los, trink schon endlich. Du kannst mein Dankeschön ruhig annehmen."
Ich weigere mich, das scheint ihr nicht zu gefallen und mit dem verbleibenden Fuß tritt sie mir zwischen die Beine. Voller schmerz schreie ich aus und öffne dabei meinen Mund.

Es ist das köstlichste was ich jemals gekostet habe. Als würde man den Nektar der Götter selbst vertilgen, zeitgleich spüre ich eine Rauschgefühl, mein Körper fühl sich so leicht an.
Die Hexe nimmt ihren Fuß von meiner Brust und ich will ...iCh wIlL MeHr!!
Ruckartig schnelle ich hoch, nur um von einer rechten geraden getroffen zu werden.
Das letzte was ich vernehme ich der Schmerz des Schlages, der mir den Schädel gebrochen haben muss und der Aufprall auf dem steinernen Boden, der mir den Rest gibt.


NEXT^^
Probleme mit Mitgliedern?
Etwas auf dem Herzen?
Brauchst du wen zum reden?

-> PN oder im Skype anschreiben.
Ich habe für jeden ein offenes Ohr und hin und wieder einen guten Ratschlag ^-^

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Orruk Mah Senna
Schnee und Asche

“Mir reicht es. Ich habe genug von ewigem Schnee und Frost. Unsere Vorfahren hatten Land und Holz, warum sollten wir darauf verzichten?”, poltert Grimar Mah Tandenost. Die anfänglich noch sachliche Diskussion droht mehr und mehr in einen Streit zu eskalieren, bei dem keine Partei der anderen noch zuhören will.
„Ich sage nicht, dass wir auf das Land verzichten sollen“, wiederholt Olvir seine vorherige Aussage und fährt fort: „Ich habe lediglich daran erinnert, was beim letzten Mal passiert ist, als sich die Stämme vereinigt haben um die Hochebenen zurückzuerobern. Wir müssen nicht mit Waffengewalt nehmen, was wir uns auch mit den Menschen teilen könnten.“
„Es ist unser Land. Selbst wenn wir es teilten, sollten wir es sein, die darüber entscheiden, mit wem wir es teilen. Ich werde nicht bei einem von diesen Kümmerlingen betteln, damit ich dort ein Haus errichten darf!“, beharrt nun auch Geirr Mah Tandenost auf der Position seines Anführers.

Während er spricht, betritt ein Neuankömmling die Langhalle. Es ist Angoor Mah Keronn und er fällt Geirr geradezu ins Wort: „Olvir Mah Teir hat Recht. Krieg führt zu nichts. Die Menschen richten die Schwertspitzen bereits auf ihre Herzen. Sie sind bis an die Zähne bewaffnet. Jetzt einen Krieg zu ihnen zu führen bedeutete unseren Tod.“
„Sei gegrüßt, Angoor Mah Keronn. Du bist spät.“, mahnt Grimar.
„Wie kommt es, dass ein Mah Keronn die menschliche Politik kennt, sind nicht Fische dein Geschäft?“, spottet Geirr, doch Angoor übergeht die Bemerkung.
„Ich habe mit einem Troll gesprochen, die im Reich der Menschen lebt. Es ist nicht alles schlecht dort. Man kann mit ihnen verhandeln und ich sah sogar einen Menschen, der unsere Sprache spricht“.

Nun schaltet sich ein weiterer Troll ein, Varin Mah Neikar: „Ich habe mit Svani Mah Urruk gesprochen. Sie erzählt eine andere Geschichte. Die Menschen hassen die Trolle und wenn die Menschen im Eis überleben würden, dann würden sie uns auch das Eis nehmen. Ich stimme Grimar Mah Tandenost zu, wir sollten uns nehmen, was uns rechtlich zusteht.“
Angoor widerspricht erneut: „Die Menschen bereiten Krieg gegen sich selbst. Sie sind kampfbereit wie nie zuvor!“ Noch bevor Angoor fortfahren kann, fällt ihm Geirr ins Wort: „Na also, die Menschen überfallen sich gegenseitig, wir können sie überraschen!“
„Wenn sie uneins sind, können sie sich nicht verteidigen!“, pflichtet Varin ihm zu, doch hier fühle ich mich dann doch verpflichtet in die Diskussion einzugreifen. Seit Stunden geht das nun schon so, immer im Kreis. Seit die Oststämme in die Eiswüste vordringen, stimmt ein Stamm nach dem anderen in den Taktschlag der Kriegstrommeln ein. Dabei sollte jedem klar sein, dass ein Krieg gegen die Menschen nicht gewonnen werden kann.
„Die Menschen sind keiner deiner Händlerstämme! Wenn wir sie angreifen, werden sie sich zusammenschließen und ihren Streit vergessen. Vor dreihundert Jahren griffen unsere Mütter und Väter die Menschen an, als sie stritten, und sie schlugen uns. Wir sollen den Fehler unser Mütter und Väter nicht wiederholen!“, sage ich. Ich hasse diese Diskussion, denn sie führt zu nichts. Wann immer ein Stamm den Worten Mah Urruks lauscht und sich von einem Krieg überzeugen lässt, hören seine Anführer nicht mehr auf Argumente. Ich fahre fort: „Wenn Varin Mah Neikar Krieg möchte, wird er bezahlen müssen: Die Händler werden nicht mehr über die Flüsse fahren, weil sie kämpfen. Die Fischer werden nicht mehr fischen, weil sie kämpfen. Die Holzfäller werden nicht mehr nach Osten ziehen, weil sie im Westen sterben werden. Wir haben so wenig zu gewinnen, aber wir haben große Familien und gesunde Stämme, die verhungern werden. Mein Stamm wird diesem Wahnsinn nicht beiwohnen! Ich hoffe dass Varin Mah Neikar seinen Stamm stets vor seine Ansprüche stellt!“
„Wie kannst du...“, beginnt Geirr, doch Varin schlägt ihm das Wort entzwei.
„Ich spreche für mich selbst“, ermahnt er Geirr und wendet sich an mich: „Genau wie ich für meinen Stamm spreche. Die Händlerallianz Mah Neikar a Mah Katen a Mah Grondyr mag vielleicht weniger Holz bringen solange wir kämpfen. Doch reicht uns das Holz aus dem Osten nicht und die Ressourcen aus den Hochebenen stehen uns ebenso zu wie euch. Wir verlangen sie zurück.“

Angoor schüttelt den Kopf. „Ich flehe euch um Vernunft. Wir können mit den Menschen um das Holz handeln, aber der Preis muss nicht Blut sein.“ In diesem Moment wird die Türe erneut aufgestoßen und ein weiterer Troll betritt die Halle. Kalte Luft und Schneeflocken wehen herein und das Feuer flackert kläglich. Der Geruch von nasser Asche steigt mir in die Nase. Im Türrahmen steht Svani Mah Urruk, die aus dem Osten kam und den Klang der Kriegstrommeln mitbrachte. Sie schließt die Tür und tritt in die Runde. Fast schon beschwörend wendet sie sich an Varin, Grimar und Geirr, an Thora und Runa Mah Katen und an Junir und Maknar Mah Grondyr. Aber auch an uns, die letzten Zweifler, die letzten, die dem Wahnsinn ein Ende bereiten wollen und sagt: „Lasst euch nicht beirren von den Worten eines Schwächlings. Die Menschen nahmen den Trollen die Heimat, die Wälder und den Stolz. Wir fordern zurück, was uns genommen wurde und der Preis wird Blut sein. Seht euch doch um: Eine ewige Wüste mit nichts als Eis und ein paar Steinen. Ist es das, wofür ihr den Frieden bewahren wollt? Die Menschen haben uns genommen, was uns am Leben erhielt, also nehmen wir es zurück. So ist der Lauf der Dinge! Entweder Rüstet sich Angoor Mah Keronn, oder er wird seinen Stamm in den Untergang führen!“
„Grimar Mah Tandenost unterstützt Svani Mah Urruk. Wir kämpfen an deiner Seite!“
„Varin Mah Neikar unterstützt Svani Mah Urruk“, bekräftigt auch Varin den Schwur und fügt an: „und auch die Händler Mah Katen a Mah Grondyr der Allianz werden uns zweifellos nicht verlassen!“ und die Anführer der angesprochenen Stämme pflichten bei.
„Gebt mir Zeit, ich will wenigstens versuchen, mit den Menschenstämmen in den Hochebenen zu reden!“, wirft Angoor verzweifelt ein.
„Unsinn!“, speit Svani aus: „Das ist Zeitverschwendung. Die Menschen werden gewarnt!“
Angoor wendet sich hilfesuchend an mich und Grimar: „Der Sommer geht zu Ende. Zweifellos werden wir nicht im Winter einen Krieg beginnen?“
Grimar neigt den Kopf und überlegt. Ich schweige, die Entscheidung der anderen Stämme ist gefallen und mein Wort wird kein Gewicht mehr haben. Schließlich antwortet Grimar: „Nein. Es ist zu spät. Bevor wir Krieger gesammelt haben wird der Ostwind hier sein. Wir können uns vorbereiten, aber wir müssen warten, bis der Winter vorübergezogen ist.“
„Dann gebt mir diese Zeit. Wenn ich bis zum Schneetau keinen Menschen gefunden habe, der geben kann, was ihr verlangt, dann will ich mich beugen!“
Geirr will gerade antworten, doch nun schaltet sich Runa Mah Katen ein: „Wir sollten einen Krieg nicht führen, wenn sich die Stämme nicht trauen. Du kannst gehen, doch darfst du den Willen der Allianz bei Schneetau nicht mehr verweigern!“
Nun öffnet Varin seinen Mund zum Protest, doch Runa wirft ihm einen Blick zu und er schweigt. Ich bin etwas verwirrt, denn Varin ist der Anführer der Händlerallianz, also wieso kann Runa das entscheiden? Doch ich sage nichts, denn ich bin froh, dass Angoor seinen Willen bekommen hat. Ein halbes Jahr um diesen Wahnsinn zu verhindern. Und mit der Einigung der Krieger fallen die letzten Flammen des Feuers endgültig zusammen und etwas Asche, die aus der Glut in den Raum geweht wird, besiegelt den Pakt des Krieges.
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Manu
Daemon ex Machina.

Die Tage am Kloster vergehen zäh. Abt Kolja ist viel beschäftigt und Ritter Tolkin hat oft Aufgaben außerhalb des Klosters zu erledigen. Der Abt scheint fieberhaft nach Mitteln und Wegen zu suchen, wie wir möglichst schnell an ein Luftschiff kommen können. Manchmal wundere ich mich über die Dringlichkeit seiner Suche, bin ich sonst doch nur den friedlichen Alltag am Kloster Mornstein gewohnt. Während meiner Ausbildung hatte es keine Kriege gegeben und auch keine drohenden Konflikte mit anderen Häusern und Mächten und so war nur das Training eine streng strukturierte Einheit, nicht aber der Alltag und die Kirchengeschäfte. Aber immer wenn mir die Hektik und die Akribik des Abtes auffällt, erinnere ich mich wieder an die Ausgangslage und das beklemmende Gefühl, das der drohende Krieg mit sich brachte. Ob der Abt solch einen Alltag immer hatte? Oder ist es hier im Kloster üblicherweise wie in Mornstein? Nach zwei Tagen hatte mir der Abt von den ersten Ergebnissen berichtet, und davon, dass ein weiterer Gast am Kloster von einem angeblichen Luftschiff aus dem Hause Zephyr berichtet hatte, das bald seine Jungfernfahrt haben sollte. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie so ein Luftschiff aussehen sollte. Erinnert es an ein Schiff, wie der Name suggeriert? Selbst solche hatte ich bisher nur auf Bildern gesehen. Das Meer liegt weit im Norden, ich war noch nie dort. Und wie kann es fliegen? Ist auch das ein Wunder der Elektrizität?

Doch außerhalb solcher Überlegungen gibt es kaum etwas zu tun. Ich stöbere noch etwas in der Bibliothek – ungestört, denn hier kommt nie ein Mönch oder ein Priester hin. Die üblichen Schriften sind in der Kirche gelagert, hier unten gibt es nur historische Aufzeichnungen des Klosters und eben jene Briefsammlungen und alternativen Schriften. Ob der Abt sie hier sammelt, oder liegen sie schon länger hier? Und wenn ja, wer hat die Bibliothek hier angelegt? Fragen, deren Antworten ich auch in den Büchern nicht finde. Insgesamt liefern die Bücher weniger Antworten, als ich vermutet habe. Neben des Briefverkehrs, den mir der Abt bereits gezeigt hat, finden sich etliche Interpretationen und Aufsätze über die Schriften und einige Texte, die zwar entfernt etwas mit den drei Göttern und dem Engelskanon zu tun haben, jedoch längst keine so vehementen Eingriffe in die Religion darstellen, wie die alternative Schöpfung, die ich hier zuerst las. Außerdem hat irgendjemand Aufzeichnungen über frühere Konflikte zwischen unserer Religion und einigen anderen politischen Mächten gesamelt, hauptsächlich Fürstentümer und Städte, selten andere Religionen und Geistliche. Ich lese immer wieder über die tiefe Stadt, aber ich verstehe noch immer nicht, was das für ein Ort sein soll. Wenn ich mich recht entsinne hatte der Mönch im ursprünglichen Brief davon geschrieben, aber es ist schwer einen roten Faden in den Texten zu finden.

Nach etwa einer Woche finde ich mich in der Messe wieder. Ich lausche der Predigt des Priesters, wie er von der Trennung von Licht und Dunkelheit erzählt, und wie die Rechtschaffenen die Pfade im Dunkeln finden. Er liest eine Erzählung aus den Schriften, von einem Ritter, der von Ornar, dem dunklen Engel, verführt wurde und seinen Gott hintergeht. Bevor Ornar den Ritter jedoch in die Finsternis führen kann, offenbart sich Ilvar und bietet dem Ritter Vergebung, und darauf erkennt der Ritter, dem Ornar nie Vergebung anbot, dass er auf dem falschen Pfade war und bat seinen Gott um Läuterung. Ich muss wieder an das Gespräch mit Tolkin denken, wie er auch von Pfaden sprach.

Ich sehe Damien in der Messe, Irrin sehe ich nicht. Wenn ich es richtig verstanden habe, machen sich Trolle nicht viel aus Religion. Vielleicht will sie auch nur niemanden erschrecken? Oder vielleicht hat sie eine andere Beschäftigung. Ich sollte Damien mal danach fragen, was ihn und Irrin zusammenführte und wieso sie gemeinsam reisen. Nach der Messe verliere ich ihn aus den Augen, nur um plötzlich angesprochen zu werden:
"Manu? Hättest du kurz Zeit?" Er steht direkt hinter mir.
"Äh Natürlich. Worum geht es?", frage ich, leicht irritiert und trete einen Stück vom Eingang der Kirche weg, um einigen Mönchen Platz zu machen.
Damien schweigt kurz und folgt mir etwas zögerlich. Dann sagt er: "Ähm... ich habe letztens mit Abt Kolja gesprochen und er hat vorgeschlagen, dass wir... versuchen mehr darüber herauszufinden, wie deine Fähigkeit funktioniert."
Die Frage überrascht mich. Ich muss erneut an das denken, was Ritter Tolkin mir gesagt hat. Dass ich meinen Göttern stets dienen kann, unerheblich, wie ich ihre Wege beschreite.
„Das ist… gar keine so schlechte Idee. Wisst Ihr denn etwas darüber?“, frage ich und füge schnell an, kaum das mir bewusst wird, mit wem ich hier spreche: „Natürlich wisst Ihr etwas darüber, das ist ja Euer Forschungsgebiet. Was schwebt Euch vor?“
„Ich habe mir ein paar Gedanken dazu gemacht, und ich möchte ein paar Experimente durchführen um herauszufinden wie genau du Elektrizität kontrollierst, wie stark, und wie viel Kontrolle du darüber hast.“ Er scheint plötzlich wieder mitten in seinem Element zu stecken. Die vorherige Unsicherheit weicht kindlichem Enthusiasmus: „Mich interessiert, ob du Spannungen erzeugen kannst oder Stromflüsse - möglicherweise auch beides. Das könnte die Anwendung beeinflussen. Und natürlich wäre es gut die genauen Werte zu kennen. Und inwieweit du den Strom dazu bewegen kannst, sich, äh, unnatürlich zu verhalten. Das kannst du ja, das ist ja der Punkt, aber in welchem Ausmaß?“
Ich bemerke einen irritierten Blick eines Mönches. Verständlich, auch ich bin etwas überwältigt von dem Redeschwall Damiens. Abgesehen davon, dass ich kaum etwas verstanden habe und die Geschwindigkeit des Mannes hilft dabei auch nicht wirklich weiter. Ich würge ihn ab: „Lasst uns doch an einen Ort gehen, an dem wir das ungestört erörtern können.“
„Ja. Sicher. Wir haben die Versuche in unserem Gästezimmer aufgebaut, da kommt zumindest niemand rein, ich hoffe einfach dass es nicht zu laut wird.“
„Nun, das wird wohl pass...“, will ich antworten, doch ich habe eine andere Idee: „Nein, besser. Ich kenne einen Raum im Keller, wo garantiert niemand hinein kommt und es sollte auch niemandem auffallen, wenn es etwas lauter wird.“
„Klingt gut.“ Damien überlegt kurz. „Dann müssten wir die Geräte dahin schaffen. Eine große Kiste wäre vielleicht gut.“
„Mit einer Kiste kann ich leider nicht dienen. Aber vielleicht kann Irrin ja helfen? Zu dritt werden wir ja wohl tragen können, was ihr zu zweit zum Kloster gebracht habt?“
„Ja... das geht natürlich auch. Letztes Mal, als ich meine Geräte ausgepackt habe, war das nicht so gern gesehen... aber wie du meinst.“
„Das wird schon niemanden stören, solange es nicht leuchtet!“, beschwichtige ich ihn und wir machen uns zu seinem Raum im Schlaftrakt auf.

In Damiens Zimmer angekommen betrachte ich das Chaos auf dem kleinen Tisch, der dort steht. Einige Geräte mit Metallkugeln stehen und liegen darüber verteilt und überall sind kleine Zylinder dran, um die kupferfarbener Draht gewickelt ist, als wären es Spindeln. Seine Lampe ist aufgeschraubt und dieses Ding mit den Glasbehältern und den Flüssigkeiten liegt offen auf dem Tisch zwischen etlichen Drähten und anderem Kram. Dazwischen liegen allerlei kleine Kästchen mit verschiedenen kreisförmig angeordneten Beschriftungen und Zeigern, die auf verschiedene Bereiche der Beschriftung zeigen und fast wie Uhrzeiger wirken. Dahinter zeigt sich jedoch das absurdeste Bild, denn Irrin sitzt dort, an dem viel zu kleinen Tisch und schraubt an irgendetwas herum. Sie blickt auf und scheint erstaunt, mich zu sehen, begrüßt mich jedoch freundlich. Ich grüße zurück, werde jedoch von einem aufgeregten Damien unterbrochen, der Irrin erklärt, dass all das Zeug nun woanders hingetragen wird. Irrin sieht ihn einen Moment verständnislos an, packt dann aber mit einem kurzen Blick auf das Chaos an und beginnt alles in einen Beutel zu packen. Einige größere Teile passen nicht hinein, aber ich nehme einfach welche unter den Arm und zusammen tragen wir all die Gerätschaften und Bauteile in den Trakt, in dem auch Abt Kolja sein Arbeitszimmer hat und zu der Treppe, die zur Bibliothek hinunter führt. Ich öffne die Tür und entzünde die Fackeln an den Wänden, die durch meine Stunden, die ich dort verbracht habe, schon stark heruntergebrannt sind. Auf einen der Lesetische legen wir Damiens Werkzeuge und Materialien und ich schaue ihn gespannt an.

„Okay. Ich möchte zuerst wissen, ob du direkt Stromflüsse erzeugst oder Spannungen. Ich stell mir das so vor. Wir...“, doch Damien wird von Irrin unterbrochen, die gerade zwei Eisenkugeln, die auf Stangen stecken auf den Boden stellt: „Manu, weißt du überhaupt wovon Damien gerade redet?“
Ich schaue sie dankbar an und antworte: „Nein, keinen blassen Schimmer!“
Damien scheint die Unterbrechung aus dem Konzept zu bringen. „Ach ja. Also, im Prinzip - Moment. Du kontrollierst Elektrizität also ohne sie zu verstehen.“ Er wendet sich um: „Irrin, war das bei dir auch so?“
„Ich bin in einem Stamm von Bergbauern und Schmieden aufgewachsen. Ich wusste schon, wie Metall funktioniert, bevor ich meine Fähigkeit entdeckt hatte. Aber es ist nicht dasselbe. Meine Fähigkeit gibt mir ein gewisses... Gespür für Metall. Dass ich weiß, was das bedeutet, hilft - aber es würde bestimmt auch sonst funktionieren.“
Damien nickt und dreht sich wieder um: „Manu, wenn du deine Fähigkeit verwendest, wie fühlt sich das an?“
Ich nehme mir eine Metallstange von dem Tisch und betrachte sie nachdenklich. Ich habe die Kraft bis jetzt noch nicht oft verwendet und auch nicht wirklich erfolgreich. Ich betrachte die Stange und je länger ich sie anstarre, desto klarer wird mir eine Eigenschaft des Metalls. „Wie ein Fluss...“, murmele ich und ein Funke schlägt vom Metall in meine Hand. Ob des Einschlags erschrocken lasse ich sie fallen. „Es fühlt sich wie ein Fluss an, der sich kaum bewegt, aber ich kann die Richtung ändern und das Wasser beschleunigen. Aber es ist nicht einfach und ich verliere schnell das Gefühl, wie das Wasser auf meinen Einfluss reagiert und dann entgleitet es mir.“

„Vielleicht testen wir besser zuerst sein Gespür", schlägt Irrin vor. "Bevor wir ihm unser Verständnis von Elektrizität erklären und ihn damit möglicherweise in eine falsche Richtung lenken.“
Damien zuckt mit den Schultern. Irrin holt die Metallkurbel, die mal an der Lampe war, und ein Metallteil, das aus zwei parallelen Metallplatten besteht, die sich nicht berühren. Die Kabel an der Kurbel werden mit den Metallplatten verbunden und dann fragt Irrin: „Kannst du den Fluss wahrnehmen, ohne auf ihn Einfluss zu nehmen? Einfach nur beobachten?“
„Der Fluss… tut für gewöhnlich nichts...“, werfe ich ein.
Irrin nickt. „Ich werde gleich Dinge tun, die möglicherweise Einfluss auf den Fluss nehmen, und ich möchte dass du für mich beschreibst, wie du das wahrnimmst.“
Irrin beginnt an der Kurbel zu drehen. Wieder suche ich den Fluss und kaum dass sie dreht, ist es viel einfacher ihn zu finden. Ich versuche den Fluss nicht zu berühren… wie auch immer man dieses Berühren nennen mag, da ich meinen Arm ja nicht tatsächlich ausstrecke. Ich spüre, wie dieser unsichtbare Fluss, durch das Kabel in eine der Platten fließt. Als würde das Metall selbst fließen… und dann auch wieder nicht. Das Metall verharrt, aber irgendetwas unbeschreibliches fließt in die Platte. Doch je länger Irrin dreht, desto merkwürdiger verhält sich der Fluss in der Platte. Zunächst wirkt es so, als würde er sich sammeln, wie Wasser, wenn es an einen Damm kommt. Doch da ist kein Damm. Kein Metall, nichts was den Fluss aufhält. Es ist, als würde der Fluss mit aller Macht versuchen auf die andere Platte zu fließen, doch von einer unbeschreiblich hohen Kraft dabei aufgehalten werden. „Es ist ein bisschen wie Wasser, das an einen Damm fließt. Aber dann auch wieder nicht. Wenn Wasser an ein Hindernis kommt, dann fließt es außen herum. Hier nicht, hier ist es, als würde der Fluss mit aller Macht… gegen den Damm ankämpfen. Als würde er stillstehen und ein stilles Kräftemessen mit diesem Damm ausführen, das er niemals gewinnen kann!“
Damien scheint diese Erklärung nur zu verwirren, aber Irrin fragt: „Kannst du mir sagen, wo dieser Damm ist?“
Ich versuche noch einmal den Fluss zu beobachten. Er ist wesentlich mächtiger, aber dafür langsamer. Als würde die Luft vor einem Gewitter auf die erste Entladung warten. In der Platte endet der Fluss, aber es ist nicht wie in ruhigem Gewässer, sondern das, was dort hineingeflossen ist, ist weiterhin in mächtiger Präsenz im stummen Wettstreit mit jener unsichtbaren Macht, die den Fluss dort gefangen hält. Die andere Platte wirkt nun nicht mehr wie normales Metall, eher wie ein unendlich tiefes Loch. Das Gefühl erzeugt Herzklopfen. „Nein. Nicht so einfach. Es ist eine unsichtbare Kraft, die den Fluss einfach in der Platte da anhält, egal wie stark er wird. Und die andere Platte, sie ist wie ein unendlich tiefes Loch.“
„Also in der Platte, in Ordnung.“ Irrin hört auf zu kurbeln. „Was passiert jetzt?“
Ich spüre noch immer die Präsenz dessen, was dort in der Platte ist. Es drückt noch immer mit unfassbarer Wucht gegen jenen Damm, aber dieser gibt nicht nach. Sehr, sehr langsam scheint der Fluss und die Macht, die er aufgebaut hat, in alle Richtungen abzufließen. „Der Fluss… ist weg und das was übrig ist, fließt ganz langsam davon.“
„Also merkst du, dass irgendwo mehr... ‚Wasser‘ ist? Oder weniger?“, fragt sie.
„Es ist nicht direkt wie Wasser, es schlägt keine Wellen. Eher als man die Zeit eingefroren und der Fluss wartet nur darauf, weiterzufließen. Und wie gesagt, in der anderen Platte ist ein Loch, ich denke dort will der Fluss hin.“
Irrin nickt. „Der Fluss ist Elektrizität. Sie ist immer da, in allem. Aber normalerweise gibt es überall gleich viel davon, und dann passiert nicht viel. Erst, wenn es einen Unterschied gibt, wird es spannend.“
Ich betrachte die Platte nachdenklich. Sie sieht aus wie immer. Kein Material hat sich verschoben, kein Unterschied ist zu sehen. Und doch fühle ich deutlich, wie etwas in einer der Platten sitzt und etwas in der anderen fehlt.
Damien schaltet sich ein: „Ein Unterschied in elektrischem Potential wird Spannung genannt. Zwischen den beiden Platten gibt es eine Spannung, weil sie unterschiedlich viel elektrisches Potential haben. Aber die Elektrizität möchte zurückfließen, sodass alles wieder ausgeglichen ist.“
Irrin nimmt sich einen Draht vom Tisch. „Wenn die Elektrizität fließt, nennt man das Strom,“ und mit diesen Worten hält sie den Draht zwischen die beiden Platten. Mit einem plötzlichen Ruck fließt der Fluss weiter und schlägt sofort in das Loch ein. Einige kleine Wellen rasen durch die Metallkonstruktion und dann kommt alles zur Ruhe. Irrin scheint von alldem nichts mitbekommen zu haben. „Du hast den Damm entfernt“, bemerke ich.
Irrin nickt bestätigend. Jetzt wirkt auch sie ein wenig wie Damien, während sie sagt: „Die Elektrizität kann leicht durch den Draht fließen, aber nicht so leicht durch Luft. Und auch nicht durch die Kurbel. Jedes Material bietet einen gewissen Widerstand, und der Strom wird dort entlang fließen, wo der Widerstand am geringsten ist.“
Das verwirrt mich wieder ein wenig, aber ich nehme an, dass sie mit Widerstand den Damm meint, der so unüberwindbar schien.
„Kannst du den Fluss… die Elektrizität nochmal wieder in die Platten bewegen?“, frage ich, jetzt auch neugierig.
Irrin nickt und kurbelt wieder. Der Fluss beginnt wieder und ich kann dieselbe Beobachtung wieder machen. In der Platte hält der Fluss einfach an. Diesmal versuche ich, dem Fluss beim fließen zu helfen. Ich versuche den Damm zu bezwingen, doch es ist, als würde ich versuchen einen Felsen zu zerquetschen. Egal wie hart ich es versuche, der Damm weicht nicht. „Ich kann den Damm nicht...“, beginne ich und versuche dabei, den Fluss einfach durch den Damm zu leiten, ohne ihn zu verändern. Meine Erklärung wird von einem Blitz unterbrochen, mit dem der Fluss in das Loch einschlägt. Es braucht nur einen Herzschlag und schon ist die Metallkonstruktion wieder im Ausgangszustand. „Ich kann den Damm nicht verändern, es ist als würde ich einen Berg verschieben wollen. Aber ich kann den Fluss weiterhin bewegen und den Damm ignorieren“, beende ich meinen Satz.
Damien scheint das zu begeistern. Irrin versucht sich an einer Erklärung: "Der Damm, den du spürst, ist die Luft zwischen den Platten. Du kannst die Luft nicht verändern, aber du kannst die Elektrizität trotzdem durch sie hindurch bewegen."
Ich bin unsicher, ob ich das verstanden habe. Wieso ist der Damm die Luft, Luft könnte doch niemals solch eine Kraft aufbringen. Andererseits scheint es für Damien und Irrin selbstverständlich zu sein, dass Luft das kann…

Doch bevor ich fragen kann, bringt Damien ein anderes Gerät mit zwei Kugeln rüber. „Wenn wir mit unseren konventionellen Mitteln Strom erzeugen, bauen wir meistens zuerst einen Spannungsunterschied auf und lassen den Strom dann durch irgendwas durchfließen. Mich interessiert, ob du das auch so machst oder ob du den Strom einfach direkt bewegst. Ich denke, mit diesem Experiment können wir das feststellen.“
Er hält eine von den Kistchen in der Hand, an dem ein Zeiger ist, sowie zwei Metallstäben, die mit Drähten mit der Kiste verbunden sind.
„Kannst du einen Blitz zwischen diesen zwei Kugeln erzeugen? Keinen allzu großen, bitte, das Messgerät ist nicht für beliebig hohe Spannungen ausgelegt.“
Irrin erklärt: „Wenn du den Blitz mittels eines Spannungsunterschieds erzeugst, dann müssten die Kugeln am Ende ausgeglichen sein - der Spannungsunterschied war zuerst da, und durch den Blitz ist die Elektrizität wieder zurückgeflossen. Wenn du hingegen direkt den Strom erzeugst, müsste am Ende eine Spannung da sein - zunächst war es ausgeglichen, aber dann hast du eine gewisse Menge Elektrizität von einer Kugel in die andere bewegt.“
Ich habe keine Ahnung was sie jetzt gesagt hat. „Also einen Blitz...“, fasse ich zusammen. „Wenn er nicht so groß sein soll, musst du die Kugeln wohl nahe zusammenhalten“
„Stimmt.“ Damien schiebt die Kugeln nahe zusammen und ich suche wieder den Fluss in ihnen. Es ist wieder wie bei der Metallstange deutlich schwerer zu finden als der Fluss an den Platten. Aber schließlich entdecke ich etwas, das wohl einen Fluss bilden könnte, wenn es sich bewegt. Ich steuere den Fluss, wie auch zuvor, in die andere Kugel. Es ist nicht so einfach, wie bei den Platten, vor allem, weil der Fluss nicht schon von selbst dort hin will. Doch letztendlich gelingt es mir und ein Funke schlägt zwischen den Kugeln.
Damien hält die Stäbe an die Kugeln und der Zeiger auf dem Kistchen bewegt sich in eine Richtung. „Sehr interessant“, kommentiert Damien und springt bereits auf, um weitere Teile vom Tisch auszusuchen.
"Also Strom!", stellt Irrin fest, auch sie ist jetzt sichtlich begeistert. "Lasst uns herausfinden, wie viel!" Auch meine Neugierde ist noch lange nicht gestillt und ich erwarte gespannt, was Damien als nächstes vorhat.
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

Haku
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Re: Ragnarök 3

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Emizel

“Lieber Aldin, liebste Alice,
Wie geht es euch? Seit einigen Tagen sitze ich in diesem Kloster. Alle sind sehr freundlich. Ich habe mich meinem Glücksspielproblem und dem Morden abgesagt. Jetzt bin ich ein Mönch geworden und lebe ein gescheites Leben.
Mit freundlichen Gruß Emizel“

Ich halte den Brief im Kerzenlicht hoch und betrachte mein Werk. „Man ist mir langweilig.“, stöhne ich und zünde das Papier mit der Flamme der Kerze an. Eine Weile halte ich das brennende Papier noch in meiner Hand bis es kurz vor meinen Fingern ankommt. Dann lasse ich es los.
Seit einpaar Tagen sitze ich hier fest. Ich habe das Gefühl, dass diese Leute mich nicht gehen lassen wollen. Wenn ich nach einer Karte frage bekomme ich ein „Nein“ als Antwort. Nunja nicht so direkt halt. Frage ich nach dem nächstliegenden Ort, so tun alle so als wüssten sie von nix. „Und niemand hat Lust auf ein Spiel! Gaaah, ich werde noch verrückt!“, quengel ich in meinem Zimmer vor mich hin. Kohlra ist derweil auch gereizt. Wir zanken uns schon aus Langeweile miteinander. Das muss ein komisches Bild abgeben. Wenn ich diesen Typen doch nur wiedersehen könnte, dann wäre ich für einen halben Tag schon ruhig. Seufzend lehne ich mich auf dem Stuhl zurück. „Ich glaube er meidet mich...“, mit etwas Schwung steh ich auf. „Dann muss ich mir halt jemanden suchen, dem auch langweilig geht!“ Mit voller Hoffnung verlasse ich mein Zimmer. „......oder wenigstens auf ein Spiel Poker mit mir.“ Das macht mich irgendwie depressiv. Kohlra fliegt in der Zwischenzeit irgendwo im Kloster herum. Der hat es gut. Er kann machen was er will und niemanden stört es.

Mein Weg führt wieder durch das Labyrinth aus Gängen. Mal biege ich hier ab. Mal biege ich da ab. Einmal bin ich sogar im Kreis gelaufen.
Ich habe vor nach rechts abzubiegen aber halte vor der nächsten Ecke an, denn es sind Stimmen zu hören. „...also ist dieser Mann in Tannbach tatsächlich tot. Mögen die Götter ihm gnädig sein.“, spricht eine ältere männliche Stimme. Die zweite Stimme klingt jünger. „Die Informationen über das Luftschiff sind auch wahr. Berichten zufolge ist das Luftschiff unterwegs.“
Ah sie reden über die Informationen, die ich rausgerückt habe. Anscheinend haben mein neuer Mitspieler und seine mysteriöse Begleitung jemanden über meine Tätigkeiten erzählt. Aber sie sind bestimmt nicht so dumm es irgendjemanden zu erzählen. Naja mir soll es egal sein. Mit einem Schulterzucken drehe ich mich um und wollte gerade losgehen. „Das kommt uns sehr gelegen, wenn wir eine Reise zur Narbe antreten wollen.“ Wie eine Statue bleibe ich stehen. Narbe? Hat er tatsächlich...DIE Narbe gemeint? „Was aber gedenkt Ihr zu tun, wenn das Schiff überhaupt hier ankommt? Es wird bestimmt kein einfaches Spiel das Schiff an sich zu reißen und mit einpaar Leuten in die Narbe zu fliegen.“ Die jüngere Stimme klingt besorgt. Nachdenklich und ruhig antwortet ihm der alte Mann. „Wir werden später darüber reden. Ich habe noch etwas zu tun. Bitte halten Sie mich auf den Laufenden.“ Damit bewegt sich eine der Stimmen mit schnellen Schritten davon. Ist es nur Zufall oder eine Fügung des Schicksal? Vielleicht wollen die Götter mir ja ein Zeichen geben.
Ich muss näheres erfahren! Es bringt nichts. So sehr ich es auch versuche es zu unterdrücken aber die Freude in meinem Herzen zeigt sich in meinem Gesicht. Mein Herz springt auf und ab. Mein Weg zum Chaos wird hier ankommen.
Schnell husche ich um die Ecke, um die übrig gebliebene Person abzufangen. „Hä? Wo ist er hin?“ Niemand hier. Verdammt, der kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben! So schnell wie möglich laufe ich den Gang entlang. Ich lasse ihn nicht entkommen!, rede ich mir immer wieder in den Kopf. Bei der nächsten Abbiegung entdecke ich einpaar Mönche. Sie unterhalten sich. Darunter erkenne ich die ältere Stimme. Er ist wirklich sehr alt. Vom Aussehen her unterscheidet er sich von den herkömmlichen Mönchen. Seine Kleidung trägt mehr religiösen Kram.

Nach einer kurzen Zeit verlassen ihn die Mönche. Ohne Rücksicht auf Verluste näher ich mich den alten Mann. Er bemerkt mich sofort. „Was kann ich für euch tun?“, fragt er mich. Seine Stimme klingt so weise, so sanft und so nett wie die eines Großvaters, der gerade seinen Enkel begrüßt, dass es mir fast schlecht wird. „Ich bin auf der Suche nach etwas aber so sagt, werter Herr, mit wem rede ich?“, begrüße ich ihn mit einem Lächeln. „Ich bin der Abt dieses Klosters. Wer seid Ihr mein Sohn? Ihr kommt nicht von hier?“ Seine Augen strahlen eine starke Aura aus, das gefällt mir. „Mein Name ist Emizel, euer Gnaden, und Ihr habt recht. Ich habe mich verlaufen und bin hierher gestrandet. Jetzt suche ich einen Weg um meinen Pfad wieder folgen zu können. So sagt, hättet Ihr vielleicht eine Karte für mich? Ich wüsste gern, wie ich wieder nach Hause komme.“
Was war das? Seine Augen haben für einen kurzen Moment gefunkelt. Der Abt überlegt kurz und nickt mir mit freundlicher Miene zu. „Da kann ich euch helfen. So folgt mir bitte!“, fordert er mich auf.

Unser Weg führt durch einpaar Gänge, durch die ich vorhin gelaufen bin. Er öffnet eine Tür und wir finden uns in einer Art kleinen Bibliothek wieder. Auf einem Tisch liegen bereits verschiedene Karten. „Hier könnt Ihr euren Weg finden.“, deutet er mir und wollte gerade die Tür öffnen. Die Tür hat aber leider keinen Türknauf mehr. „Seltsam..“, bemerkt er nachdenklich „ Ich war mir sicher, dass man die Tür von Innen öffnen kann.“ Er versucht weiter die Tür zu untersuchen. „Ah, da ist es ja!“, sagt er. Seine Hand greift nach der, scheinbar, leeren Luft und ergreift schließlich den Türknauf. „Ich wurde bereits über euch und euren Kräften unterrichtet. Bitte unterlasst es einen alten Mann in die Irre führen zu wollen.“ Langsam dreht er sich zu mir um. In seinen Augen sehe ich keine Furcht. Es sind genau dieselben Augen, wie am Anfang. „Ich habe mir schon gedacht, dass dieser junge Neugiersuchti und seine mysteriöse Dame über mich die eine oder andere Sache ausgeplaudert haben. Aber dass sie zu dem Abt gleich gehen...?“, schulterzuckend mache ich einen Schritt nach vorn und drehe mich einmal um mich selbst. In meiner Ausgangspose verbeuge ich mich leicht. „Was habt Ihr mit mir vor? Mich töten? Was wäre davon euer Vortei“, fragt er mich ohne groß zu zögern. Ich erhebe mich wieder und halte meine Hände hoch, als würde man mit Pfeilen auf mich zielen. „Aber euer Gnaden! Niemals würde ich einen heiligen Mann, wie Ihr es seid, töten wollen. Nunja einpaar Heilige gab es da, aber das waren nur Aufträge.“ Der Abt zieht eine Augenbraue hoch. „Seid Ihr wirklich so dumm so öffentlich zu sagen, dass Ihr ein Auftragsmörder seid?“ Tatsächlich ist das dumm aber so groß verheimliche ich es ja auch nicht.

„Warum sollte ich es denn noch verheimlichen, wenn Sie es schon wissen?“
„Warum sollte es der Wahrheit entsprechen, euch zu kennen?“, antwortet er. Hat er mich da etwa aus meinem Versteck gelockt? Er sagt aber auch nicht, dass es stimmt. „Ich will gleich auf den Punkt kommen.“ Meine Stimme wird etwas ernster. „Ihr wollt zu einem bestimmten Ort- sagen wir mal zum Mittelpunkt Ragnaröks „die Narbe“?- und dazu braucht Ihr ein Luftschiff, was zuuuu~fälligerweise in Richtung Eiswüste steuert.“ Trotz der Erkenntnis, dass ich ihn belauscht haben könnte, bleibt der Alte ruhig und gelassen. Mit dem Alter kommt die Weisheit und Erfahrung. „Was möchtest du mir damit sagen?“, fragt er mich herausfordernd. „Uuh wir sind also schon beim “du“? Dann lasst mich antworten, da wir schon so enge Freunde anscheinend sind. Ich will auch zur Narbe. Ich möchte diese Gegend erkunden. Sie interessiert mich sehr.“ Er scheint unbeeindruckt zu sein.
Undankbarer alter Götterbettler! „Vergesst nicht: Dank mir weißt du von der Existenz dieses Luftschiffes. Da finde ich es nur fair, wenn ich mitfahren darf.“
Der Abt lässt sich auf einen der wenigen Stühle nieder. „Dafür bin ich auch sehr dankbar aber ich sehe keinen Grund euch mitzunehmen.“


„Dann sagt mir, wie willst du es bewerkstelligen das kommende Luftschiff, samt Besatzung, unter deinen alten verunzten Nägeln zu bekommen?“ Überrascht schaut er mich an, als meine Tonlage und Wortwahl sich plötzlich veränderten. Dazu weiß er jedoch keine Antwort und überlegt lange. „Nun..“, beginnt er zu sprechen. Ich jedoch falle ihm ins Wort. „Du bittest den Kapitän ganz höflich und sie werden hoffentlich zustimmen.“, vervollständige ich seinen Satz mit einer übertriebenen Kinderstimme. „Schwachsinn, sage ich.“ Ich wende ihm den Rücken zu. „Was würden die Obrigkeiten davon denken? Ein Abt stiehlt ein Schiff? Kapert es, passt besser. Eine große Enttäuschung und wohlmöglich verlierst du dadurch deinen Posten?“
„Wenn du mir drohen willst, dann vergeblich. Mir jagst du keine Angst ein.“, verteidigt er sich. Wieder drehe ich mich zu ihm, dabei halte ich meinen rechten Arm hoch in die Luft und mit der linken Hand berühre ich meine Brust. Wie in einem Theater, wenn der Schauspieler seinen Text vorsagt, stehe ich da. „Ich habe bereits bemerkt, dass Ihr, euer Gnaden, ein weiser Mann seit. So zeigt mir wie weise Ihr seid und bittet mich euch dienen zu dürfen!“

Mit einem Fingerschnipsen schmilzt die Bibliothek dahin. Der Abt sitzt weiterhin auf seinen Stuhl. Vor ihm flammen viele Kerzen auf und enthüllen aus der Dunkelheit eine Bühne. Vorhänge hängen links und rechts. Im Hintergrund ist eine Wüstengegend als Bühnenbild aufgebaut. In der Mitte stehe ich, immernoch in meiner Pose. Aus der Finsternis, hinter dem Abt, ertönt Applaus.
„Ja, ich habe viele getötet. Ich gebe es zu. Ich beichte es vor den Göttern selbst! Die Sünden- die ich begann- sind nicht mehr zu zerstreuen. So lasset mich Buße tun und denjenigen helfen, die Hilfe benötigen. So lasset mich Buße tun und euch in der Not helfen!“ Es war schon immer mein Traum, einmal vor Publikum zu sprechen. Dieses Theater gab es im Grenzgebiet der Rozengard und van Trancy, bevor es durch den Konflikt niederbrannte. Das unsichtbare Publikum jubelt und feiert bis es plötzlich aufhört und die Dunkelheit der Stille wieder ihren Platz einnimmt.

„Und wobei könntet Ihr mir helfen, mein werter Herr?“, fragt der alte Knacker. Wie unhöflich er doch ist! Ich habe mir die größte Mühe gemacht das ganze zu errichten und er tretet es mit Füßen!
Ich halte wieder eine normale Pose ein. „Vielleicht helfe ich euch, vielleicht nutze ich euch aus. Das weiß niemand. Ich biete euch daher meine Kräfte an. Wie Ihr wisst, erzeuge ich Illusionen. In Sachen Töten kenne ich mich ebenfalls aus.“ Er schnaubt kurz und räuspert sich. „Ich hege nicht den Gedanken daran Gewalt anzuwenden. Es fließt bereits zu viel Blut auf dieser Welt.“ Mit diesem Satz erhebt er sich von seinem Platz. „Ihr seit wahrhaftig ein harter Brocken.“, entgegne ich und klatsche in die Hände. Das Licht der Bühne erlischt langsam. Der Abstand zwischen uns beiden verringert sich wieder rasant bis zu unseren vorherigen Positionen und wir befinden uns wieder in der kleinen Bibliothek. Auf meinen Kommentar geht er nicht weiter ein.

Der alte Mann geht langsam an mir vorbei, in Richtung Tür. „Ich habe keine Verwendung für euch. Tut mir leid.“, sagt er und will gerade die Tür öffnen.
„So zeigt mir das Ihr weise seid..“, wiederhole ich mich. „Ihr braucht mich. Ich habe die Informationen. Ihr wisst es ja vielleicht nicht aber ich habe Kontakte zu Adelshäusern. Bestimmt braucht Ihr mehr Informationen und vorallem die Ressourcen. Wäre schlecht wenn das Schiff abstürzen würde und ihr könntet es nicht reparieren? Noch dazu würde jemand das Schiff finden.“ Ohne den Knacker anzusehen grinse ich. „Überlegt es euch ein letztes Mal. Geld, Wissen und die Täuschung. Ihr braucht nur zu fragen. Für die Reise werde ich euer Schild sein. Ehrenwort.“
Ich höre wie der Abt zögernd die Tür öffnet und durch diese verschwindet.
Er soll nicht glauben, dass ich das alles gerade umsonst gemacht habe. Er hat meine Kräfte gesehen. Also bettel du nutzloser Mann!
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Re: Ragnarök 3

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Kanon

Er schaut mich fragend an. „Hä? Was meinst du?“, fragt mich der Anima. „Du wolltest doch bestimmt vom Schiff springen und davonfliegen!“, antworte ich ihm. Er verschränkt die Arme nachdenklich. „Hmm.. eigentlich wollte ich warten bis wir gelandet sind aber das ist auch eine gute Idee!“ Ich glaube- „Oh...“- ich habe mir gerade selbst mein eigenes Grab geschaufelt. „Warte warte warte mal! Ich kann meine Freunde nicht hier allein lassen.“ „Welche Freunde? Du meinst doch nicht etwa diese drei Weiber? Ihr kennt euch keine 3 Tage.“ Er hat Recht.. wir kennen uns kaum und trotzdem wollte ich ihnen helfen. Eigentlich habe ich meine Pflicht getan und wir sind auf das Luftschiff gekommen.

„Egal.. je nach Situation gehen wir von diesem Schiff runter.“, meint der große Mann und geht zur Tür. „Sag mal..“, beginne ich und hoffe dass er mich nicht gleich schlägt, „Wie heißt du eigentlich?“ Es vergehen gefühlt drei Minuten bis er auf meine Frage antwortet. „Remus.“, antwortet er endlich.
Ich muss versuchen nicht zu lachen. Er sieht mich an. Seine Blicke durchbohren mich wie hundert Speere. „Was?! Das ist mein Name!“
„Tut mir leid-haahahaha- du siehst aus wie ein furchteinflößender Krieger aber..haha.. so ein Name passt irgendwie nicht zu dir. Da ist mein Name: Kanon, ja ganz normal. Ich hab eher an Goldorr oder Brutus oder sowas gedacht. Hahaha!“ Remus schlägt gegen die Wand. Ich erschrecke mich und hätte fast einen Herzstillstand bekommen. „Wie gesagt, lass uns damit abwarten.“

Wir verlassen den Raum. Neben der Tür steht eine Frau und starrt uns mit rotem Gesicht an. Nachdem Remus ein mürrisches „Was?“ von sich gegeben hat läuft die Frau in windeseile davon. „Du äh... solltest versuchen netter zu sein.“ Aber diesen Rat wollte er nicht hören. Es ist deutlich spürbar wie angepisst er gerade ist. Er wirkt zwar brutal aber scheint doch gutherzig zu sein und es ist irgendwie erleichternd jemanden zu treffen, der wie ich ist. Auch wenn er ein typischer Schlägertyp ist.

Nach dem Gespräch überlege ich, ob ich jetzt zu den anderen zurückkehren sollte. Momentan gibt hier niemand darauf wirklich acht wer ungewünscht an Bord gekommen ist. „Macht mal Platz hier!“, ruft ein Mann uns zu. Er trägt einen Kasten mit Werkzeugen mit sich und läuft in Hast an uns vorbei. „Seit letzter Nacht laufen sie hin und her, ohne eine Pause zu machen. Vielleicht hat das Schiff einpaar Probleme.“, meint Remus und schaut vom Schiffrand aus zur Erde runter. Probleme? Davon merkt man gar nichts. Remus starrt weiter in die Ferne. Er ist so vertieft, dass man ihm seine Sachen klauen kann.
Vorsichtig berühre ich seinen Arm. „Remus..?“ BAAAMM!! Er schlägt mich zur Seite. „Du brauchst mich nicht zu schlagen, verdammt!!“ Er dreht seinen Kopf zu mir rüber und meint nur:„Oh, tut mir leid. Das war ein Reflex.“ Toller Reflex! Nur einpaar Zentimeter weiter und er hätte mir die Rippen brechen können. Natürlich ist er nicht SO stark aber hätte ja sein können. „Heul nicht so rum! Es ist deine eigene Schuld.“ Grr... aua. „Du brauchst noch etwas Training.“
Nach dieser Aktion stelle ich mich wieder neben ihn hin und schaue in die Richtung, wo Remus gerade hingesehen hat. „Was hast du beobachtet?“, frage ich ihn. „Ich habe geschaut, wo wir uns gerade befinden. Wir fliegen am Gebirge entlang und erreichen in ca einem halben Tag das Gebiet eines weiteren Adelshaus.“ antwortet er. Das glaube ich ihm nicht. Wie kann er so weit sehen? Er seufzt und zeigt auf sein Gesicht. „Habichte haben gute Augen. Sie können sehr weit sehen, kapiert?“, erklärt er stumpf.
Da fällt es mir wieder ein, er sagte, er habe die Seele eine Habichtes in sich. So etwas ist sehr nützlich. Die Animas waren wirklich gute Krieger gewesen- äh ich meine sind gute Krieger.

„Wo sollen wir denn einen Arzt, von dem du gesprochen hast, denn finden?“, frage ich ihn und drehe meinen Kopf dabei zu ihm. „Wa- Warum ziehst du deine Stiefel aus?!“ „Ich will nicht, dass sie kaputt gehen. Das sind meine Lieblingsstiefel.“
Er sagt es so als ob es das normalste auf der Welt sei und wirft sie mir zu. „Halt sie gut fest!“ Gerade so hab ich das Paar Stiefel auffangen können. Sie sind aus Leder und Fell gefertigt. Von Innen sind sie gefüttert und von außen scheinen sie so stabil, dass man problemlos mit diesen einen Berg besteigen kann ohne kaputt zu gehen. Man hat er große Füße. Er selbst ist noch einen Kopf größer als ich.

Remus hebt mich hoch, wie ein Mann seine Frau bei einer Hochzeit tragen würde. „W-warte, das geht mir zu schnell!“, bettel ich ihn an. Ich spüre sein Herz pochen. Es schlägt so schnell, dass es fast rasen würde und seine Arme zittern. Hat er etwa Angst?

„He was machst du mit ihm?! Lass ihn runter!“, ruft eine Stimme von der Seite. Ich kann nicht erkennen was für eine Stimme es ist. Gleich darauf nimmt Remus schwung und wirft mich über Bord.

In diesem Augenblick läuft alles so plötzlich langsam. Ich spüre die Tiefe unter mir. Mein Körper fühlt sich so leicht an und doch zieht es mich nach unten. Mit den Stiefeln, ganz fest in meinen Armen, falle ich vom Himmel herab, wie ein Engel, dessen Flügel versagen. Keine Ahnung ob ich mich freuen oder Angst haben haben soll. Alles was ich sehe ist das Luftschiff das sich immer weiter von mir entfernt.

Um mich herum wird alles dunkel. Der Wind peitscht an mir, es tut weh. Nie hätte ich gedacht, wie hart der Wind sein kann. Mein Körper wird langsam taub. Ich spüre nurnoch einen Ruck und habe komplett das Bewusstsein verloren.


Nachdem ich wieder zu mir gekommen bin finde ich mich auf einem Moosbett wieder. Um mich herum ist eine kleine Wiese mit einzelnen Bäumen. Weiter weg erstreckt sich ein Wald. Ich höre das Plätschern von Wasser, vielleicht ist es ein Bach. Über mir ist der blaue Himmel, wo ich eben gewesen bin.
„Du bist wach?“ Remus sitzt auf einem Stein und hat wieder seine Stiefel an. „Was... ist passiert? Ich weiß gerade gar nichts mehr.“, sage ich und halte mir den Kopf, dieser sich schwer anfühlt. Remus steht auf und macht einpaar Bewegungen mit seinen Armen, wahrscheinlich um sie zu lockern. „Nun, ich habe dich in die Tiefe geworfen, mich in einen Vogel verwandelt und dich im Flug aufgefangen. So habe ich uns beiden vom Luftschiff gebracht.“ Ich richte mich langsam auf.
Das kann er doch nicht einfach so sagen, als wenn das alles selbstverständlich sei. „Aber warum jetzt?! Ich dachte nur je nach Situation?“
„Hmpf! Ich habe heute Morgen eine Siedlung gesehen. Da könnten wir jemanden für dich finden.“
Der tickt doch nicht ganz richtig.
„Ich brauche aber keinen Heiler! Mir geht es gut. Es war bestimmt nur Einbildung.“, zische ich genervt.

Er steht von seinem Felsen auf. „Wie gesagt, dieser Groll ist nicht gerade gesund. Ich habe es schon einmal miterlebt und... komm jetzt!“ Mit diesem Satz packt er mich am Kragen und zieht mich mit.
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

Ryokina
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Ryokina »

Sasquehama

Als ich wieder in unserem ursprünglichen Raum ankomme, sehe ich, wie die andere Elfe den Kriegern gerade von einem Versteck berichtet. Glück gehabt. Ich nicke ihr zu. „Dann zeig es uns“, sage ich und lasse sie an mir vorbei, damit wir ihr folgen können. Als wir jedoch einen warmen stickigen Raum mit vielen Maschinen betreten, seufze ich leise. Na toll. Warum sind wir nochmal hier gelandet? Die Elfe zeigt uns eine Lücke zwischen ein paar Rohren und wir quetschen uns hinein. Unauffällig leite ich die Wärme über die Rohre hinter uns ein wenig weg, damit es hier drin nicht ganz so eklig heiß wird und setze mich. Während die anderen langsam einschlafen, starre ich nachdenklich vor mich her. Wir fliegen zur Eiswüste. Das war nicht wirklich mein erster Plan, aber vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Vor Ort zu sein könnte mir ermöglichen, dass ich mehr ausrichten kann und wenn ich es schaffe einen gewalttätigen Troll nach Donnerstatt zu bekommen, dann werden wenigstens sie sich daran erinnern, welche Gefahr von diesen Monstern droht. Doch wie ich das schaffe, ist fraglich. Selbst diese Wesen sind nicht so dumm und rennen einfach alleine ins Feindesgebiet ein. Oder ich täusche einfach einen Angriff vor. Die Windkriegerin könnte mir mit ein paar Luftstößen sicher einige schicke blaue Flecken zufügen. Dann noch etwas Schminke und zerrissene Kleidung und ich kann in einer der Grenzstädte behaupten zwei Trolle wären auf mich losgegangen und ich wäre nur dank meiner hervorragenden kämpferischen Ausbildung entkommen. Ja, das klingt nach einem guten Plan. Ich hoffe nur, dass das auch wirklich erfolgreich ist. Nicht gerade wahrscheinlich, aber was soll ich sonst tun? Noch eine Weile sitze ich da und überlege hin und her, ob es vielleicht einen besseren Plan gibt, doch schließlich übermannt auch mich die Müdigkeit und ich schlafe ein.

Ein dumpfer Knall reißt mich wieder aus dem Schlaf. Es fühlt sich an als hätte ich kaum geschlafen. Für einen kurzen Moment zucke ich, dann öffne ich meine Augen einen Spaltbreit und sehe, wie sich die andere Elfe den Kopf reibt. Sie scheint aufgewacht zu sein und sich dabei den Kopf gestoßen zu haben. Gut, also droht keine Gefahr. Sofern ich die einzige bin, die dieses Geräusch gehört hat. Ich beschließe, dass es mir nicht schaden wird noch ein wenig länger zu schlafen und schließe die Augen wieder vollständig. Ich bin noch nicht wieder richtig eingeschlafen, als ich ein leises Knirschen höre. Irritiert halte ich inne, besinne mich dann jedoch eines Besseren und versuche möglichst normal und ruhig weiter zu atmen. Mein Körper ist angespannt, die Schritte nähern sich und schließlich spüre ich auch etwas wärmere Luft nicht weit von meinem Gesicht. Ich bemühe mich nicht zu zucken, wer auch immer vor mir steht, scheint mich nicht anzugreifen, solange ich mich nicht bewege. Meine Hände verkrampfen sich, als ich spüre, wie mein Oberteil leicht angehoben wird, dann, kaum merklich streift mich kurz etwas, und die Schritte entfernen sich. Ich entspanne mich wieder und luge unter meinen Lidern hervor. Die Elfe macht sich aus dem Acker, mit einem Bündel Trockenfleisch in der Hand. Beeindruckend, sie scheint Talent zu haben. Ich schließe die Augen und verfalle wieder in einen leichten Schlaf.

Leider währt auch dieser Schlaf nicht lange. Kurze Zeit später rüttelt die Elfe an meiner Schulter und sagt, dass es ein Problem gebe. Das Trockenfleisch ist weg. Beeindruckend. Wenn ich gewusst hätte, dass sie so einen Hunger hat, hätte ich mehr mitgenommen. Für einen Moment bin ich geneigt mein Schwert zu ziehen und mich potentiellen Gegnern zu stellen, die die Ursache unseres Problems sein könnten, doch dann fällt mir auf, dass die Elfe gar nicht so gehetzt wirkt. Ich löse die Hand wieder von meinem Schwertgriff. Also keine akute Gefahr. Gut, das hätte wohl nur Aufsehen erweckt. „Und, was ist das Problem?“, frage ich sie also, nachdem alle wach sind. Die Elfe wirkt als müsse sie einen Moment nachdenken, dann antwortet sie zögerlich:
"Ich... äh... hatte eine... äh... Unterhaltung mit den Arbeiterinnen vorne im Maschinenraum. Sie sagen, dass das Schiff sich nicht oben in der Luft halten kann. Die Öfen sind zu kalt, oder so..." Sie hatte eine Unterhaltung mit – ich rolle genervt mit den Augen. Wir sollten doch nicht auffallen!
„Zu kalt?“, frage ich und runzele die Stirn. „Wieso zu kalt? Kann es denn so schwer sein ein Feuer am Leben zu erhalten? Und haben sich die Arbeiterinnen nicht gefragt, wer du überhaupt bist?“
"Naja es brennt schon. Aber die haben irgendwas von zu wenig Luft gesagt, oder so. Jedenfalls sinken wir, und die glauben, dass wir angegriffen werden könnten." Meine zweite Frage scheint sie nicht zu beachten, aber gut, das ist jetzt auch nicht das Wichtigste. Ich lege nachdenklich den Kopf schief.
„Und wir müssen ihnen jetzt aus der Patsche helfen?“
"Naja, wir müssen nichts. Aber wir sitzen ja auch hier fest", antwortet die Elfe und ich seufze.
"Und wie stellst du dir das vor? Wenn wir der Crew beitreten und das Schiff retten, wird sich sicher irgendwann jemand fragen, wo wir eigentlich alle herkommen." Die Elfe scheint meinen Gedankengang überhaupt nicht nachvollziehen zu können.
"Der Crew beitreten? Warum sollten wir das tun?" Ich sehe die Elfe etwas perplex an.
"Wie genau stellst du dir das vor? Wir sollen das Feuer warm halten, ohne dass jemand merkt, dass wir das tun?" Nun gerät auch die Elfe ins Stocken.
„Hm, drüber nachgedacht habe ich eigentlich nicht. Wie sollen wir das Feuer überhaupt warm halten?“ Ich starre sie an. Sie hat nicht drüber nachge… Ein, zwei Sekunden spiegelt sich in meinen Augen nur vollkommene Fassungslosigkeit wider, dann fasse ich mich wieder und zucke mit den Schultern.
„Naja… Wenn dem Feuer Luft fehlt, dann geben wir ihm eben Luft. Wozu haben wir denn Elevyn dabei? Die beherrscht doch den Wind“, erkläre ich wie selbstverständlich. Die Elfe blickt etwas irritiert zu Elevyn.
„Wie, Elevyn? Ich dachte du heißt Elena?“ Ich muss schmunzeln. Oh, oh, da war wohl jemand nicht ganz ehrlich mit den anderen. Elevyn sieht etwas genervt zurück.
„Ja, ich heiße Elevyn. Ich wusste ja nicht, ob ich euch trauen kann, da nenne ich doch nicht meinen echten Namen“, entgegnete sie etwas schnippisch. Die Elfe sieht etwas verärgert aus, macht sich dann aber nichts weiter daraus. Stattdessen wendet sie sich wieder an mich.
"Und wie machen wir das dann mit der Crew?"
„…“ Stille. Ich starre die Elfe einfach nur an. Was geht in ihrem Kopf vor? Sie ist so… kopflos, ich könnte denken, sie wäre dumm, wenn ich es nicht besser wüsste. Aber nachdenken, bevor man handelt, scheint nicht ihre Stärke zu sein. Schließlich öffne ich meinen Mund. Meine Stimme trägt schon einen Hauch von Zynismus, während ich ihr wenig begeistert erkläre:
„Nun, genau das habe ich dich vor zwei Minuten gefragt.“
"Äh ja, wir gehen da einfach hin, lösen das Problem und gehen wieder, bevor sie Fragen stellen?", fragt die Elfe hoffnungsvoll und ich rolle nur mit den Augen. Na das kann ja heiter werden.
"Und du denkst ein kurzer Luftstoß reicht? Es wäre vielleicht umsetzbar, wenn wir den Zugang zum Rohr finden, das das Feuer mit Luft versorgt. Gibt es so ein Rohr? Dann könnten wir von der anderen Seite Luft zuführen, wo keiner vorbeikommt.“
„Öh… naja, es gibt ein paar Rohre. Ob die Luft darüber reinkommt, weiß ich nicht“, antwortet die Elfe zögerlich und ich erhebe mich von meinem Platz.
„Also gut. Du zeigst mir jetzt, wo dieser Ofen ist und wir finden es heraus. Schleichen kannst du ja scheinbar.“

Einen Moment scheint sie wenig begeistert, doch dann akzeptiert sie meine Aufforderung, wendet sich um und huscht voran. „Komm“, flüstert sie noch, ehe ich ihr auf Zehenspitzen folge. Auf dem Metallsteg ist es gar nicht so einfach zu schleichen, doch irgendwie schaffen wir es doch, ohne bemerkt zu werden. Dann kommen wir bei einer Menge von Rohren an, die nicht weit über uns hängen. Die Elfe greift nach ihnen, stößt sich ab und zieht sich auf die Rohre, dann folge ich ihr. Während wir darüber klettern, merke ich wie es um uns herum deutlich dunkler wird. Ich runzele die Stirn. Das scheint von ihr auszugehen, damit wir nicht entdeckt werden. Schlau, sie ist ein guter Helfer bei unserem Vorhaben. Damit ich sie im Dunkeln nicht verliere, beschleunige ich, bis ich schließlich dicht hinter ihr krieche. Die Decke ist nun direkt über unseren Köpfen und wir haben knapp 50cm Platz, sodass wir uns nicht mehr aufrichten können. Wenn wir jetzt entdeckt werden, sind wir schutzlos ausgeliefert. Schließlich kommen wir an einen Ort, an dem es deutlich wärmer ist. Ich kann es spüren. Nicht weit von uns lodern zwei große Feuer. Die Elfe schiebt sich an den Rand, dann dreht sie sich auf den Bauch, lässt die Beine runterhängen und sich selbst hinter den Rohren hinunter. Dort scheint es etwa 40 cm Platz zu geben. Ich folge ihr und sie führt mich hinter zwei Öfen. Auf der anderen Seite vor den Öfen gibt es eine Bank auf der zwei Frauen sitzen und gerade ihr Mittagessen verspeisen. Ich halte inne und lausche ihrem Gespräch.

„Was machen wir jetzt? Wenn wir doch nur mehr Kohle hätten, aber so kriegen wir das Feuer sicher nicht warm genug“, fragt die eine und beißt in ihr Brot.
„Darüber machen wir uns nachher Gedanken. Jetzt essen wir erstmal. Vielleicht zieht ja noch ein Wind auf und facht über das Rohr unser Feuer weiter an.“
„Aber wir können uns doch nicht abhängig davon machen, ob es windet. Außerdem befinden wir uns über den Windströmen.“
„Haben wir eine Wahl?“ Die Frauen beenden ihr Gespräch bereits wieder und essen weiter. Enttäuscht blicke ich zu der anderen Elfe. Das war wohl nichts. Ich nähere mich ihrem Ohr und flüstere leise: „Du hältst Wache.“ Dann lege ich meine Hände an den hinteren Teil des Ofens und schließe die Augen. Ich spüre die Wärme. Sie greift nach meinen Fingerspitzen, nach meiner Haut und will sie verbrennen, doch ich dränge sie zurück. Ich fokussiere meine Kraft und die Wärme des Ofens und fokussiere sie in dem Feuer in der Mitte. Das Feuer wird größer, heißer. Ich lasse ihm Freiraum und versuche zu spüren, von wo es sich ernährt. Es gelingt nicht. Keine Chance, ich kann das Feuer spüren, aber nicht den Luftzug. Ich drehe den Kopf zu der Elfe.

„Schaffst du es darüber? Hinter die Frauen? Ich muss wissen in welche Richtung die Flamme gezogen wird, wenn das Feuer größer wird. Du musst mir bei beiden Öfen sagen, von welchem Rohr es kommt.“ Die Elfe grinst. „Klar“, sagt sie und huscht dann nach rechts fort. Zwei Minuten später kommt sie den Gang entlang spaziert und grüßt die beiden Mechanikerinnen. Ich beiße mir auf die Lippen, um nicht laut zu fluchen. Was tut sie da? Die Mechanikerinnen grüßen sie ebenfalls und sie beginnen ein Gespräch über das Essen. Dabei ruht der Blick der Elfe unauffällig auf den Öfen. Okay, sie wartet. Ich lege meine Hände wieder auf den Ofen, schließe die Augen und verstärke das Feuer leicht. Dann blicke ich zu ihr, ob sie das Rohr bereits ausgemacht hat. Sie scheint erfolgreich gewesen zu sein, denn sie sieht zum zweiten Ofen. Ich husche hinüber und verstärke auch dort kurz das Feuer. Kurz darauf verabschiedet sich die Elfe wieder und meint sie müsse wieder zurück in die Küche. Während ich auf ihre Rückkehr warte, lege ich mich hinter den Öfen quer auf den Rücken und konzentriere mich. Möglichst gleichmäßig versuche ich sie zu erhitzen und warm zu halten. Ich spüre, wie unter mir Maschinen vibrieren und ein leichtes Gefühl der Schwerelosigkeit meinen Körper einnimmt. Es scheint wohl zu helfen. Wir gewinnen wieder ein wenig an Höhe. Doch lange wird das nicht reichen.

Ein Fuß an meiner Schulter reißt mich aus meiner Konzentration. Ich reiße die Augen auf und blicke direkt in die gelben Augen der anderen Elfe, die sich über mich beugt und mich skeptisch mustert. „Was tust du da?“ Schnell setze ich mich auf und erhebe mich. „Ich arbeite schonmal ein wenig vor für Elevyn“, entgegne ich ihr leise und sehe sie dann fragend an. „Also? Wo liegen die Rohre?“ „Ganz links. Auf beiden Seiten. Von uns ausgesehen rechts“, antwortet sie mir kurz und ich nicke ihr dankend zu. „Gute Arbeit.“ Diesmal verkneife ich mir den Kommentar über ihr unüberlegtes Handeln. Ich blicke über uns und nun beginnt die wahre Arbeit. Während mein Blick auf den beiden Rohren ruht, die schon relativ bald zusammenkommen, folge ich ihrem Verlauf. Die Elfe folgt mir ebenfalls, denn ich höre ab und zu ein leises Rascheln hinter mir. Bald kommen wir zurück an die Menge von Rohren. Da es hier hinten eng ist und ich nicht ganz so geübt im Klettern bin, wie die andere Elfe, befördert sie mich mit einer Räuberleiter nach oben, dann folgt sie selbst. Sobald ich die Rohre wiedergefunden habe, folgen wir ihrem Verlauf weiter. Irgendwann erreichen wir eine Wand. Sie ist aus Holz und ein Metallrahmen ist darin eingefasst. Dieser ist verbunden mit den beiden Rohren. Ich drehe mich um. „Das muss es sein. Die Rohre scheinen von außen mit Luft versorgt zu werden. Ich kann das nicht beurteilen, aber Elevyn sollte das problemlos spüren können“, stelle ich fest, ehe ich mich wieder daran mache zurück zu kriechen. „Merk dir den Weg, du wirst ihn Elevyn nachher zeigen müssen. Denn ich werde mich dann wahrscheinlich bereits ausruhen müssen.“

Den Weg zurück zu den anderen legen wir schnell zurück. Dort angekommen ist der Mann verschwunden, nur noch die Windkriegerin sitzt da und scheint sich noch ein wenig von dem Abenteuer zu erholen. Ich erkläre ihr die Situation: „Wir haben einen Schaft gefunden, der über Rohre die Feuer mit Luft versorgt. Ich kann eine Weile lang das Feuer heiß genug halten, doch dann gehen meine Kräfte aus. Dann wird sie dir den Weg zum Schacht zeigen“, bei diesen Worten deuteich auf die andere Elfe, „und du sorgst für mehr Luftzufuhr. Nachts sinken wir dann wieder ab, aber da kann man uns sowieso nicht aus weiter Entfernung sehen.“ Dann greife ich mir ein Stück Trockenfleisch aus meiner Tasche und beiße hinein. Ich werde mir noch ein wenig Essen genehmigen, bevor ich an die Arbeit gehe. „Sagt mal, wo ist eigentlich der kleine Junge?“, frage ich beim Kauen und runzele die Stirn.

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Gralaer
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Gralaer »

Godrick

„Guten Morgen.“ hallt es in meinem Schädel.
„Gut das du langsam wach wirst, sechsten Stunden hast du geschlafen. Ich dachte schon an ein Hirnschaden...oh ähm so war das nicht gemeint. Deine psychische Erkrankung ist instabil und...“
Jetzt freue ich mich für das Brummen im Schädel, ich versteh kaum ein Wort.
„Aber ist nicht so wichtig, wir können das gleich untersuchen und sicher gehen, aber schon von hier aus sehe ich keine bedenklichen Anzeichen. Außerdem konnten wir deine neuen Wunden diesmal ganz gut verartzen, die Chancen auf Narben sind minimal.“ Ptrar richtet sich als verschwommene Silhouette auf.
„Meine Diener haben dir etwas zur Stärkung hier gelassen. Iss und dann treffen wir uns im Obsaktorius.“ Der Magier verlässt den Raum.
Die Kopfschmerzen kommen mir bekannt vor, früher hab ich viel getrunken und jeden Morgen diese Schmerzen gehabt...irgendwann sollte man die Sinnlosigkeit des Betrinkens verstehen.
Ich presse meine Hände an meinem Kopf und drücke ihn leicht zusammen, das hilft, vorerst.
Auf dem kleinen Tisch, neben dem ungewöhnlichem gemütlichem Bett, liegen undefinierbare Riegel, in verschiedenen Farben.
Ich greife nach dem bläulichen Riegel, er ist schwer und leicht feucht. Ich beiße ab und...es fühlt sich so an als würde ich Wasser trin...essen?
Der Grüne schmeckt nach irgendwelchem Gemüse...der Braune nach Fleisch und bitterer Schokolade.
Von den drei Riegeln habe ich nur ein Bissen genommen und fühl mich mehr als gesättigt.
Meine Ausrüstung samt Schwert liegen bei der Tür des kleinen Raumes. Schälchen hängen von der Decke, befestigt mit komplizierten Knoten, überall wachsen Pflanzen und...naja es sieht aus wie die Hütte eines Druiden oder Naturfreund.
Mein Rucksack, mit den neuen Riegeln, am Rücken und das Schwert an der Hüfte drücke ich die Tür auf.

Draußen sieht es nicht anders aus als in der Hütte...nur eben draußen.
Das Gras und die Blätter viel zu grün, die Blumen viel zu bunt, der Bach viel zu blau. Die Kleintiere viel zu friedlich und zahm. Es erinnert an ein Wunderland von dem man nur in Märchen hört, was dann meist schnell zerstört wird von einem Bösewicht und so weiter.
Sehe ich das richtig verläuft der Garten in großem Bogen um einen riesigen Turm, gemeißelt aus hellem Stein und violetter Verzierung. Auf der anderen Seite ist ein hohe Mauer überwuchert mit Pflanzen. Wo ist dieser Ort? Und wo sollte ich nochmal hin? Obsastaris?

Ich laufe nun schon eine Weile um den Turm herum finde aber keinen Eingang, endlose grüne Wiesen, der zehnte Bach den ich mit zwei Schritten überquere, das fünfte Kaninchen das ich zur Seite treten musste und immer noch keine einzige Tür. Auch in der Mauer ist kein Eingang zu sehen.
Es wirkt wie ein riesiges Gefängnis, bislang das Schönste.
„Heda!“ höre ich in der Entfernung. „Heda! Du! Kalktan schickt nach dir.“ Eine laufende Robe begrüßt mich keuchend mit einer Verbeugung.
„Hörst du nicht? Kalktan, er möchte dich sehen.“ Ich sehe richtig es ist nur eine Robe, leer innen drin.Wie kann es sprechen...oder außer Atem sein?
„Hallo? Ach momentchen...Ptrar schickt dich zuerst...ungünstig. Aber wie gesagt, Kalktan. Er wartet in der Bibliothek.“
„Wo ist die.“ frage ich direkt im Vorfeld.
„Puh, lass mich kurz nachdenken.“ Die Robe bewegt sich kein Stück, außer eben das sie leicht auf und ab schwebt.
„Du musst erst mal durch die Eingangshalle, von dort nach links in den Raum des Atmens. Dann führt dich eine gewundene Treppe, sie ist spiral das ist wichtig! Diese führt dich runter ins Azrotidid, toller Ort. Von dort führt nochmal nach links, gerade aus bis zur fünften grünen Tür, grün! Dort müsste es eigentlich sein...vielleicht. Hm, verstanden?“
„Wie komme ich zur Eingangshalle?“
Die Robe zeigt keine Regung, wie auch. Stattdessen dreht sie sich stumpf um, in Richtung Turm und schwebt direkt darauf zu. Kurz vor der Wand stoppt sie.
„Pass auf. Du stellst dich vor den Turm, denkst an die Eingangshalle und dann öffnet sich ein Portal, dieses bringt dich zum gewünschten Ort auf dem Anwesen der Magier, sehr komplexe Magie. Hat Jahre gedauert diese zu entwickeln.
„Also kann ich direkt zur Bibliothek?“
Die Robe zeigt wieder keine Regung, und nach kurzer Zeit fällt sie einfach zu Boden. Nehm ich als ja.
Also, Obsktoriobla oder Bibliothek...ich hab bei beiden keine Ahnung was die von mir wollen.
Ich will nur weg hier.
„Ausgang.“ denke ich mir und stelle mich vor die Wand des Turmes. Nichts passiert.
„Eingang.“ wieder passiert nichts. Vermutlich ist es nicht so leicht.
Vielleicht bin ich es Ptrar auch ein wenig schuldig, nur weiß ich nicht mehr wie der Raum hieß…
„Bibliothek.“ aus dem Stein bricht eine normale Holztür hervor, hab ich mir anders vorgestellt.
Ich greife nach dem Knauf und ziehe sie auf und trete in einen sehr schlecht beleuchtenden Raum.
Überall stehen Bücherregale, nun ja, wo Bücher drin sein sollten, sind keine.
Die Regale stehen auch nur wild im Raum umher.
„Wer ist da! Ach, Godrick, oder? Sehr schön, komm her.“
„Wo…?“
„Hier!“ ein leuchtender Punkt bildet sich in der Mitte des Raums und erleuchtet auch den gesamten kleinen schäbigen Raum. Aus dem Punkt bildet sich eine leuchtende Gestalt die langsam an Gestalt annimmt und an Helligkeit verliert, bis schließlich ein alter Mann vor mir zusammenklappt.
„Puh, die Auftritte konnte ich mal besser.“ keucht der alte Mann stützend an einem alten Stock.
„Hallo. Ich bin Kalktan, der Hausherr des Anwesens. Solange ich eben noch lebe, haha!“
Ein Stuhl kommt aus einer schattigen Ecke geflogen und schiebt sich direkt unter den Hintern von dem Magier.
„So, da ich nicht mehr so viel Zeit habe, komme ich direkt zum Punkt. Ptrar ist ein guter Magier, keine Frage. Aber halte dich fern von ihm. Es ist zu gefährlich das ihr mehr Zeit als nötig verbringt. Er ist jung, voller Tatendrang, Motivation. Aber ihm fehlt die Erfahrung über die Magie. Du verstehst wahrscheinlich kein Wort.“
Schweigend stimme ich zu.
„Bleib ihm einfach fern, soweit schaffst du das ja gut. Es gibt Mächte jenseits von der physischen und magischen Welt. Wir beobachten hier so einiges. Die Narbe, die Trolle, Menschen, alle Häuser und so weiter. Es ist alles so viel größer wo ihr nur eine Rolle einer Ameise spielt die glaubt Dampf und Mechanik wäre ein Weltwunder. Es ist alles...wie erklär ich es dir. Alles ist klein und groß...nein...ich komme nicht drauf. Halte dich von Ptrar fern, bitte.“
„Ich...verstehe rein garnichts.“ gebe ich zu.
„Um so besser, schätze ich. Ich bringe dich fort, wo musst du hin? Nenn mir einen Ort und du wirst hinkommen, relativ sofort. Also?"
Faal sosin se laas!

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Kanon

Der Wald, der direkt auf unserem Weg lag, war ziemlich klein. Kaum 20 Minuten und schon ist man durchgekommen. Dafür war der Rest des Weges lang. Wir erreichen gegen Abend einen kleinen Ort. Mir ist der Name nicht bekannt. So weit bin ich von Ramja nie weggewesen.
Remus erkundigt sich nach einem Kräuterladen oder ähnlichem.
Ein Mann beschreibt uns den Weg zu einem kleinen Haus. Auf dem Weg dahin begegnen wir Menschen an ihren Ständen, die alles mögliche verkaufen wollen, aber so groß ist der Markt nun doch nicht. Zu guter Letzt stehen wir vor einem kleinen Haus.
Remus klopft an die Tür. Es dauern nicht mal 10 Sekunden schon öffnet sie sich.

Eine alte Frau öffnet die Tür. „Oha! Zwei hübsche junge Männer, kommt rein!“, begrüßt sie uns. Wir treten ein und finden uns in einer Art Mischladen aus Apotheke, Kräuterladen, Antiquitätladen und Voodookram wieder. „Was kann ich für euch beiden hübschen tun? Vielleicht einen neuen Verband? Aber den brauchst du wahrscheinlich nicht mehr, mein Großer.“, fragt sie uns aus. Remus redet nicht so viel herum und kommt gleich zum Punkt: „Wir brauchen Kräuter für eine Geisteraustreibung! Wenn du was hast, dann gib es her!“
Die alte Frau ignoriert seine Unhöflichkeit und überlegt stark. „Ich bin kein Exorzist, auch wenn ich diesen Voodookram hier habe, aber wenn ich einpaar Details erfahren dürfte könnte ich helfen.“ und lächelt während ihrer Antwort. Es ist schon fast zum fremdschämen wie Remus sich aufführt. Dabei scheint die gute Frau nett zu sein. Nett scheint aber dieser Gestank nicht zu sein. Seit ich dieses Haus betreten habe, umgibt mich ein unangenehmer Geruch. Es ist nicht normal.

Nachdem Remus einpaar Einzelheiten erklärt hat, sucht die Alte in ihren Sachen herum. Aus der Ferne höre ich wie Töpfe runterfallen. „Wo ist es denn...“, spricht sie mit sich selber während sie eine Vase runterschmeißt. „Ach... ich sollte mal wieder aufräumen.“ Sie scheint unbekümmert zu sein was ihre Ware angeht. Für mich als gelernter Händler ist das ein Supergau! Am liebsten würde ich ihr helfen und den Laden ordentlich gestalten aber ich kann nicht wegen dem Geruch so viel herumgehen. Für einen kurzen Moment erwische ich die Oma, wie sie zu mir rübersieht. Ein ungutes Gefühl breitet sich in mir aus.

Nach einer guten Weile kommt sie mit einem großen Bündel an Kräutern zurück. „Sooo.. das sollte genügen.“, sagt sie mit gütiger Stimme und überreicht mir den Strauß. „Danke s-sehr.“, bedanke ich mich bei ihr. Der Strauß an Kräutern stinkt für mich bestialisch. Nun wendet sie sich wieder zu Remus. „Nun zur Bezahlung..“, beginnt sie. Remus nimmt mich wiedr am Kragen und stellt mich vor die Tür mit dem Satz „Warte hier!“. Ich bin kein Hund!!

Eine halbe Stunde vergeht bis sich die Tür öffnet und Remus erscheint. „Ist alles in Ordnung?“, frage ich ihn. Er nickt mir zu und hält eine kleine Phiole Flüssigkeit in der Hand. „Tut mir leid, aber mir ist noch was wichtiges eingefallen. Deswegen hier,“, er hält die Phiole hoch, „ hat es so lang gedauert.“ Am liebsten würde ich gern wissen, was da drinnen passiert ist. „Und frag nicht!“
Dieses geheime Getue geht mir auf die Nerven.

Wir versuchen in einem Gasthaus unterzukommen aber wir haben dafür kein Geld. Man hat uns jedoch angeboten in einer Scheune mit Stroh und Tieren zu übernachten. Uns bleibt keine andere Wahl, also sind wir in die Scheune gegangen.
In der oberen Etage der Scheune haben wir Platz zum Schlafen gefunden, dazu haben wir wenigstens warme Decken bekommen.

Das Bündel der Kräuter lege ich etwas Abseits von mir. „Warum brauchen wir das Zeug?“, frag ich Remus. Der Anima nimmt seine Maske ab, legt sich mit, hinter den Kopf, verschenkten Armen hin und schaut aus dem Scheunenfenster hinaus. „Das soll dir helfen. Wir hatten Glück einen Kräuterladen zu finden. Somit brauchen wir nicht mehr viel..“ Das stimmt mich nicht zufrieden. Ich will mehr wissen! „Das soll wohl zum “Geistervertreiben“ helfen? Und was fehlt uns noch?“, hacke ich nach.
„Hach.. wie anstrengend du bist.“, seufzt er. „Das Kraut, was anscheinend schon eine Wirkung auf dich hat, soll deinen Geist zur Besinnung verhelfen. Natürlich findest du es abstoßend aber dank dem könntest du dich verwandeln, ohne auch dieses ungute Gefühl zu bekommen.“
In seiner rechten Hand hält er die Phiole hoch. „Als zweites brauchen wir das Blut eines weiteren Animas, als von mir. Es ist mit einer Blume Namens: Sternenanbeter und einpaar weiteren Blumen vermischt.“
Das war es also, weswegen er so lange auf sich warten gelassen hat? „Was ist mit der “Bezahlung“?“
Er schweigt kurz und dreht sich wieder um. „Männersache.“, so kurz und knapp wie möglich. Bin ich etwa kein Mann?!

„Die nächsten zwei Dinge, die wir brauchen, sind eine weitere Tierseele und ein Gefäß für diese Seele. Das Gefäß sollte sie beruhigen und du kannst eine neue Bindung mit dieser neuen Seele eingehen. Wie du es mir erklärt hast kann ich nur daraus ziehen, dass du neben dem Bären noch eine weitere Seele beherbergst. Das erklärt zumindest dieses Grollgefühl.“

Eine weitere Seele? Hana ist aber das einzige Tier gewesen, zu dem ich eine Bindung eingegangen bin. Nach reichlichem Überlegen fällt mir etwas ein. „In der Arena... dieser Aufruhr der Tiere.. wurden viele getötet...“ Ich wage es kaum auszusprechen und das muss ich auch nicht, denn Remus beendet meinen Satz.„..und da könnte ein Tier direkt in dich reingefahren sein. Du bist sehr unerfahren. Hinzu kommt deine UNSICHERE Bindung der Bärenseele.“

So langsam versteh ich es... aber ich weiß leider gar nicht WELCHES Tier es ist. Wissen... warte.. woher weiß er eigentlich von dem ganzen Kram? Wer ist er eigentlich überhaupt? Schon wieder bin ich jemanden gefolgt, den ich gar nicht kenne. Wie naiv bin ich überhaupt?!

Kanon:„Remus? Bevor wir das durchziehen will ich mehr über dich wissen.“
Remus:„ Hä? Wieso denn? Reicht doch wenn wir beide Anima sind.“
Kanon:„Natürlich nicht! Du könntest mich auch aus Rache für deine Niederlage töten.“ Remus zuckt nur mit den Schultern.
Kanon:„....warum hast du auf dem Schiff gezittert bevor wir über Bord gingen?“
Remus:„................ich habe gezögert dir zu helfen.“
Kanon:„Wolltest du mich etwa...?“
Remus:„Vor langer Zeit hatte ich eine Frau. Wir haben jung geheiratet und beide waren wir Anima. Wir hatten keine Kinder aber wollten welche. Jedes Mal haben wir es versucht und jedes Mal lief etwas schief.“
Er wirkt immer trauriger. „Meine Frau hatte es mit jedem Fehlschlag immer mehr getroffen als vorher. Sie war verzweifelt. Nicht nur das, auch wurde unser Heimatdorf ausgeraubt und zerstört. Die Trauer zerfraß sie bis ihre Tierseele sie verschlang...“ Er setzt sich hin hält seine hölzerne Wolfsmaske in der Hand. „Die Bestie hat von ihr Besitz ergriffen und wurde wahnsinnig. Der damalige Schamane half mir bei der “Seelentrennung“aber vergebens. Die Trauer meiner Frau war so tief, dass nicht mal meine Stimme sie erreichte. Also...habe ich sie getötet.“
Mir läuft ein kalter Schauer über meinen Rücken. So schlimm habe ich es nicht eingeschätzt. „Auf dem Luftschiff habe ich gezittert und gezögert dir zu helfen, weil ich Angst davor hatte ein weiteres Leben sterben zu sehen. Zuerst wollte ich dich einfach fallen lassen und ich hätte es nicht mitansehen brauchen, wie du stirbst...aber das zu Wissen, das du wegen mir gestorben bist, hätte mich zerfressen.“
„Tut mir leid..“, entschuldige ich mich bei ihm. Ich konnte nicht ahnen was er damals tun musste. „Warum hast du an den Arenakämpfen teilgenommen?“ Remus lässt einen genervten Seufzer los und legt sich wieder hin, mit dem Rücken zu mir. „Ich wollte das Gebiet wo mein altes Heimatdorf lag zurück und neu anfangen. Es gibt nicht mehr viele von uns. Ich will unsere Art nur erhalten. Nacht!“

Mit dem letzten Wort verstummt der Krieger. Egal was ich zu ihm sage, er reagiert einfach nicht.
Ich gebe auf und lege mich auch endlich hin. Draußen kann man die Sterne sehen.

Was für ein Tier wohnt in mir?, frage ich mich. Es waren so viele Tiere gefangen gewesen und getötet worden. Da käme jedes in Frage.

Es dauert nicht lange bis die Müdigkeit über mich kommt...und....einschlafe...


Vogelgezwitscher? Der Wind berührt sanft mein Gesicht. Langsam öffne ich meine Augen. Ich finde mich vor einer Klippe wieder. Vor mir erstrecken sich Wälder und Wiesen, vereint unter dem weiten Himmel.
Neben mir fließt ein Fluss die Klippe hinab wird dabei zum Wasserfall. Das Rauschen dieses Gefälls klingt wunderschön.
Fische springen aus dem Wasser und tauchen wieder ab, sie versuchen wohl sich vom Wasserfall zu entfernen. Doch dann ertönt ein Donnerschlag. Der Himmel verdunkelt sich. Blitze schlagen ein. Ein tiefes Grollen ertönt jedes Mal wenn ein Blitz den Boden berührt.
Die schöne Landschaft verwandelt sich in ein Feld aus Flammen, aus der Ferne kann man die Rufe von Menschen und der verängstigten Tiere hören.
Ehe ich mich versah erscheint ein in Nebel gehülltes Wesen. Nur leichte Umrisse sind zu erkennen. Es läuft auf vier Beinen und sein Knurren klingt bedrohlich. Weiter neben ihm erscheinen Menschen mit Netzen und Speeren. Sie rufen sich etwas zu, aber ich kann sie nicht verstehen, denn jedes Mal ertönt ein Donnerschlag.

Das Wesen im Nebel bekämpft die Menschen, jedoch ohne Erfolg und wird gefangengenommen. Die glühenden Augen des Wesens suchen nach mir, sie suchen nach Hilfe, während es in einen Käfig gezogen wird. Mit dem Zuklappen des Käfigs ertönt nochmal ein Donnerschlag. Die Erde stürzt unter mir ein und ich falle in die Tiefe. Ich schreie vor Angst.

Mit einem Ruck richte ich mich auf und öffne meine Augen. Mit Schweiß im Gesicht und rasendem Herzen sitze ich auf dem Stroh. Remus hockt direkt neben mir, sein Gesicht sieht erschrocken aus. „Ein... Traum? Nein eine Erinnerung, wie bei Hana..“, murmel ich. Meine Hände zittern. Remus setzt sich in den Schneidersitz. „Was war das für ein Traum?“
Ich erzähle ihm alles was ich gesehen habe. Ruhig und aufmerksam hört er mir zu. Nach dem Schluss überlegt er erstmal eine Weile. „Es gab tatsächlich so ein Ereignis, vor nicht so vielen Jahren. Das Haus Zephyr hatte sein Territorium erweitern wollen und musste “Platz“ schaffen. Sehr wahrscheinlich wurde das Tier dort gefangen genommen..“

Dass das Haus Zephyr so etwas tun würde hätte ich nicht gedacht, aber es ist wohl die Wahrheit.
Ich klatsche mir selbst ins Gesicht. Mit roten Wangen blicke ich Remus an. „Wir müssen dieses Ritual schnell hinter uns bringen!“ Er sieht mich überrascht an. „Nun...,“,beginnt er. “.. wir brauchen immernoch eine Seele und-“ Weiter kommt er nicht, denn ich falle ihm ins Wort. „Ich nehme die Seele die bereits in mir ist! Dann brauchen wir nurnoch ein Gefäß.“ Was rede ich da? Ich weiß doch nicht mal WAS für eine Seele das ist.
Wieder überlegt Remus, dieses Mal aber sieht er besorgt aus. „Dann..beeilen wir uns besser. Das Träumen der Erinnerung der Seele ist ein Teil der Bindung und wenn kein Gefäß gefunden wird wird es deinen Körper übernehmen.“ Aber da ist noch etwas. Irgendwas will er nicht sagen. „Wo ist der Haken?“, frag ich ihn. Am Kopf kratzend schaut er aus dem Fenster raus. „Wir bekommen eine Kette, Armband oder sonstiges von ihr umsonst wenn...“ Ich ahne schlimmes.


Emizel

Noch ein letztes Mal zubinden und der Brief ist fertig. Ich befestige den Brief an Kohlra's Fuß und öffne das Fenster. „Bring diese Nachricht zu Aldin und Alice, viel Glück!“, sage ich zu den Raben und lasse ihn losfliegen. Kohlra fliegt durch das offene Fenster in Richtung Westen. Meine Vorbereitungen sind zur Hälfte abgeschlossen. In meiner Zeit hier, in diesem Kloster, stehen einpaar Leute bei mir in der Kreide. Entweder schuldet man mir Geld oder einen Gefallen, da ich sonst offen lege das ein Mönch zum Beispiel heimlich von den Feldern was klaut oder eine Nonne ein heiliges Relikt zerstört und so gut es ging zu vertuschen oder sonstiges. Sollte irgendwas passieren was schlecht für mich ist habe ich eine “Versicherung“ zu entkommen. Mir fehlt nurnoch die Zustimmung dieses alten Mannes namens Kolja. Aber in diesem Moment sollten einpaar meiner verschuldeten Vögel versuchen ihn dazu bringen mich zur Narbe geleiten zulassen. Er ist ein harter Brocken das geb ich zu aber auch er ist ein Mensch und gebrechlich. Und gebrechlich sind die restlichen Menschen auch.
Dumm nur dass es da noch zwei weitere Personen gibt die mich nicht besonders mögen zu scheinen, da muss ich mir auch etwas einfallen.

Immer weiter sehe ich Kohlra zum Horizont fliegen bis er verschwindet. „Sobald ich das bekommen habe... werde ich noch das nachholen was ich damals angefangen habe..“, murmel ich vor mich hin.
Genau, das Massaker im Anwesen der Rozengard ist noch nicht vorbei. Aber... was habe ich da nochmal getan?
Leicht schwankend setze ich mich auf das Bett. „Überall Blut.. Leichen... aber wie habe ich sie umgebracht?“ Ich kann mich nicht mehr erinnern.
Gleichzeitig muss ich kichern. Wenn ich mich nicht daran erinnern kann dann ahne ich wohl WIE ich das angestellt haben könnte. Genau wie bei den anderen beiden, meinen Lieblingsspieler und seiner Begleitung. Was habe ich ihnen da nochmal gezeigt?

Ich lege mich hin und halte meine linke Hand gen Decke hoch. „Es war.. warm. Grün. Ein...Wald. Ja genau!“ Ich seufze tief, denn mein Element ist ein Segen und ein Fluch zugleich. Man kann nix einfach so aus dem Nichts erschaffen. Um etwas zu erschaffen muss zuerst etwas verschwinden...

Langsam dreh ich mich auf den Bauch und presse mein Gesicht in mein Kissen.
Mein Gerede ist kaum zu hören. Es sind nur stumpfe Töne zu hören. „Irgend...ver..es..ich.....lles...“
Für eine Weile bleibe ich so liegen bis ich plötzlich wieder erwache.
Es müssen wohl einpaar Stunden verstrichen sein, auf jeden Fall ist es draußen schon dunkel.

Draußen sind Laternen aufgestellt und erhellen die Wege sowie die winzigen Gärten und den großen Hof. Gemütlich geh ich durch die Gänge bis zum Hof. Ein kalter Wind zieht durch das Kloster. Der Himmel ist meistens bewölkt, mir ist leicht kalt. Mein Atem verwandelt sich in Wolken, sobald er meinen Mund verlässt. Während ich durch das Kloster wander singe ich leise ein Lied.

»Komm kleines Kind komm mit mir,
Ich führe dich heraus..
Der Wald ist tief und geisterhaft,
Lass dich führen von mir.

Schließe deine Augen,
schließe dein Ohr, Hör nicht auf sie.
Die Feen des Waldes kommen hervor,
aber fort werden sie dich nehm.

Tanzen tanzen sie geschwind,
lachen hoch und grell.
Schau nicht hin und hör nicht hin,
Dann übersehen sie dich bestimmt.«

Es ist ein alter Kinderreim aus vergangener Zeit. Der Elfenwald, weit im Westen, soll in Wahrheit finster und voller schrecklichen Kreaturen sein. Zumindest hat man damit den Kindern im östlichen Teil des Kontinents erschrecken wollen. Es ist so nostalgisch, das ich leicht lächeln muss.

»Am Ende des Waldes bist du frei,
Doch vergiss eines nicht,
Dafür muss dein Herz bei ihnen sein,
Sonst bist du so wie ich.«, endet das Lied. Einmal gefangen, verstoßen, gebrandmarkt und so weiter und so fort, so bleibt man es für immer.
Ich bleibe mitten auf dem Hof stehen und richte meinen Blick nach oben. Es wird eine schöne Nacht.
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

In der Zwischenzeit wo sich die vier Gefährten, Elevyn, Rael, Sasquehama und Kanon, unvorhersehbar durch deinen Wurf ins Blaue getrennt haben; Irrin und ihr Assistent an Manuel “Verrückter Wissenschaftler“ spielen; der arme Arrun eine verführerische nutti- oh..»räusper« bezaubernde Vampirin rettet und Godrick-weiß Gott wie es ihm geht- seinen Weg aus einer komischen Welt findet, schauen wir doch mal wie es momentan beim Hause Zephyr zugeht!

Nach dieser ganzen Aktion gab es ersteinmal einen Haufen Arbeit. Die restlichen Gefangenen und vorallem die Arenatiere mussten wieder eingefangen werden! Wer macht den Sand und die Tribünen der Arena wieder sauber? Und gab es während dem Spektakel überhaupt Essen, sowas wie Zwiebelbrot mit Speck und gesüßtem Bier?
Fragen über Fragen gibt es gerade am Ratstisch der Zephyr. Gerade in diesem Moment stößt Ramon mit seinen zwei Söhnen im Schlepptau dazu.

„Wie geht es dem Oberhaupt Rhelia?“, erkundigt sich Ramon. Dietar, der älteste des Rates durchkämmt mit seiner linken Hand seinen Bart. „Es geht ihr gut, sie ist außer Lebensgefahr.“, antwortet er. „Doch es ist eine Schande sie so körperlich verletzt zu sehen.“ In diesem Augenblick klopft der Oberminister auf den Tisch. Er ist dürr , so weiß wie eine Birke und sein Haar lässt darauf hinweisen dass er eine prächtige Mähne auf dem Kopf besessen hatte, da wo nur ein kahler Kopf zu sehen ist. Seine Stimme klingt wütend und hochmütig. „Ist es nicht Eure Aufgabe gewesen, mein lieber Ramon, auf das Oberhaupt des Hauses Zephyr Acht zu geben?“ Ramons Miene blieb kalt und emotionslos. „Ich war zu sehr damit beschäftigt die Tiere und fliehenden Gefangenen wieder einzufangen. Wenn Euch das Geld für Söldner der Wendel zu knapp geworden ist, um fähige Beschützer zu bekommen, dann wendet euch doch an die Staatskasse?!“gibt er zurück. Der Minister knirscht verbissen mit seinen Zähnen. „Da fällt mir gerade das junge Fräulein ein, sie ist unter den Kämpfern gewesen und auch eine der Flüchtlinge, die der »berühmte« Godrick entkommen ließ.“ „Elevyn...“, seufzt Dietar tief, „Diese Göre hat vor allen Leuten auf ihr Erbrecht bestanden. Aber durch den verlaufenden Abend mit dem Jungfernflug des Luftschiffes ist das untergegangen.“ „Wie ein Stück Blei!“, kichert der Minister gehässigt. Ohne den Minister weiterhin zu beachten nimmt Ramon auf einen Stuhl Platz, hinter ihm seine Söhne Theodor, der jüngste, und Mart, der älteste von beiden. „Was könnt Ihr, Gefängnismeister Ramon, über die Lage des Arenainventars erzählen?“, fragt der Finanzminister sorgend, da er Angst verspürt nicht genug »Ware in seinen Regalen« zu haben. „Viele der Tiere sind durchgedreht und mussten getötet werden. Fast alle, außer einer kleinen Menge, Gefangene konnten wieder eingefangen werden. Die Sieger sind wie geplant auf dem Luftschiff unterwegs. Ihr könnt beruhigt sein, Finanzminister“, erklärt Ramon. Schließlich verschränkt er seine Arme so als würde er über etwas nachdenken, dabei richtet er seine Brille auf. „Leider ist mir etwas wichtiges entkommen, was sehr ärgerlich ist.“, gibt er nach einer Minute zu. Die anderen Ratsmitglieder schauen sich fragend an. Keiner will ihm glauben, dass etwas IHM WICHTIG sei. „Ich rede von meinem neuesten Gefangenen, der auf Verdacht von Spionage etc gefangen genommen wurde. Der Anima, der sich vor allen Leuten verwandelt hatte.“ Der Oberminister schaut ihn schief an. „Es ist schon eine Weile her seit der letzten Sichtung dieser »Art« aber was macht ihn so wichtig, das Ihr es bedauert?“ Schon fast höhnisch grinst der Oberminister in die kalten blauen Augen von Ramon. Wenn Blicke Wirkungen auf ihre Umgebung hätten, dann würden diese Augen seinen Feind zu einem Eiszapfen werden lassen. „Nunja... damit hätter Ihr wieder ein neues Haustier aber vorsicht! Solche Tiere könnten beißen!“, lacht der Oberminister.

„Ich habe mir schon vorgestellt ihn als meinen Diener einzustellen aber mehr stelle ich mir vor, wie er unsere militärische Streitkraft verstärken könnte.“ Sofort erhebt Dietar mit ernstem das Wort. „Wir wissen über eure Herkunft und dem Dienst im Militär von Donnersstatt; dass Ihr die Gefangenen zu Soldaten heranzieht und über die Fähigkeiten eines Generales besitzt aber Ihr seid euch dennoch im klaren was das heißen könnte, wenn aufeinmal Animas wieder als Waffen benutzt werden?!“ Zu allen Überraschung lächelt Ramon höhnisch und braucht keine weitere Antwort zu geben. Es ist wahr, das Animas damals im Trollkrieg als Waffen benutzt wurden und Zephyr an dritter Stelle an militärischer Macht steht aber so etwas riskantes wollen der Rat nicht annehmen. Ein Anima als Soldat könnte sich immerhin dagegen wehren. Schließlich zuckt Ramon mit den Schultern. „Wenn man einen Fisch mit bloßen Händen nicht fangen kann, dann nimmt man einen Köder und eine Angel. Ihr habt gesehen wie sehr dieser Anima diesen Berserker namens Remus Kiedar, oder so, fertig gemacht hat!“, und steht wieder auf. „Meinen Informationen zufolge kommt dieser junge Mann aus Ramja, einem Ort aus nord-westlicher Richtung. Wir könnten seine Heimat besetzen und als Druckmittel gegen ihn wenden“
Kurz darauf erhebt der Finanzminister das Wort und öffnet demonstrativ sein Finanzbuch. „Das Haus Zephyr ist schon durch den Mineralhandel reich geworden. Außerdem stehen und bereits Feldarbeit und Försterei zur Verfügung. Es gibt nix was wir von einem unabhängigen Ort holen könnten!“ Ramon schnippt mit den Fingern und sein Sohn Mart tritt hervor. Durch seine langen, gebundenen Haare und seinem fürstlichen Aufzug wirkt er wichtiger als der Finanzminister selbst. „Ramja, oder besser gesagt, der Staat Dargahn liegt direkt am Meer. Es ergeben sich dadurch viele Vorteile, sowie Fischhandel aber auch der Seehandel mit anderen Ländern ist sehr bedeutend. Hinzukommt die Lage des Staates Dargahn. Mit dem Schiffbau kann das Haus Zephyr ihre Konkurrenten vom Meer aus, also von hinten, angreifen, kommt es zu einem aktiven großen Krieg zwischen den Häusern. Durch den Luftschiffbau sind viele Kosten gefallen und nebenbei haben Van Trancy-Spione wohlmöglich etwas über die Absichten des Hauses Zephyr als eigentlich durchsickern sollte erfahren?“
Der Minister, der sich um das Geld und sämtlichen Sortiment der Zephyr kümmert, stammelt vor sich hin.

Dietar kämmt wieder nachdenklich seinen Bart. „Und das alles nur wegen eines einzigen Anima?“, fragt er herausfordernd. „Auch um die restlichen Anima zu bekommen.“, antwortet Ramon eisig und will sich wieder zurück ziehen bis der Oberminister sich einmischt. „Ihr seid nicht in der Position so etwas zu befehlen oder sonstiges!“, ruft er ihm hinterher. Der eisige Mann setzt seine Brille wieder auf und blickt über seine Schulter. „Wenn Theodor die Tochter von Rhelia Zephyr heiratet, dann schon. Und den Aufenthaltsort dieser Elevyn ist nicht bekannt, so kurz am Rande.“ und verschwindet. „Kalt wie Eis...“ murmelt Dietar. Weiterhin besprechen sie den Bau eines zweiten Luftschiffes.

Während Ramon und seine Söhne den Gang entlanglaufen bettelt ihn Theodor an. „Warum soll ICH eines der Kinder dieser arroganten Frau heiraten?! Lasst es bitte eure Tochter tun, werter Vater!“ Abrupt bleibt Ramon stehen und wendet sich zu Theodor um. „Weil du mich mit deiner Frauenheldengeschichte nervst und endlich erwachsen werden sollst, statt zu beten keine hunderte von Bastarden erzeugt zu haben! Entweder so oder ich versetze dich ins Militär und du wirst niemals mehr das Lachen einer Frau zu hören bekommen. Und jetzt schweig!!“


Ja ja, der Arme Theodor hat es dank seines Talents als Frauenmagnet nicht einfach.

Weiter im Süden hinter der großen Narbe, auf den Hochebenen, hat Emizels Nachricht das Haus der Rozengard erreicht.

Alice, die von ihrer Villa zum Hauptanwesen gereist ist, läuft hastig in das Studierzimmer von Aldin, ihrem Zwillingsbruder. Sie findet ihn auf einem Sessel sitzen, die Füße auf den Rücken einer Leiche gelegt und dipt Teegebäck in eine rote Flüssigkeit. Es ist schwer zu sagen ob es Blut sei, Tomatensaft oder andere süße rote Substanzen sei, die man für Kekse verwendet. Aber offensichtlich liegt die Leiche vor nicht mal einer Stunde unter Aldins Füßen. Unbeeindruckt schließt Alice die Tür hinter sich. „Ich habe den Brief von Emizel erhalten..“, fängt sie nach etwas Zögern mit dem Gespräch an. Wütend verschlingt Aldin den mit roter Substanz bedeckten Keks und wirft mit Gewalt den Rest der Flüssigkeit in das Feuer des Kamins. Das Feuer flammt kurz auf und ein stechender Geruch von Eisen liegt in der Luft. „Du weißt, dass wir Gefangene nicht einfach abschlachten sollten?“, kommentiert sie diese Aktion und setzt sich mit ihrem seidenblauen Kleid auf den Sessel gegenüber Aldin. „Dieser Idiot von Zocker nimmt eine Reise zur Narbe und behauptet, dass er unseren Wunsch auch noch erfüllen würde indem er das nächste Luftschiff nimmt was anhält!“, zischt Aldin und leckt sich seinen Zeigefinger sauber. „Sollte er nicht zurückkommen? Nein, er macht wieder was ihm Spaß macht.“ Dagegen lächelt Alice müde. „Du kennst ihn doch, lieber Bruder.“ Versucht sie ihn zu beruhigen. „Seit dem Mord an Vater hat sich sein Charakter... verändert.“

„Sein Charakter habe sich verändert? Als er rausbekommen hat das Vater damals etwas mit dem Ausrotten des Waisenhauses zu tun hatte hat er in seinem Amoklauf neunzig Prozent der Dienerschaft getötet bis man ihn einsperren konnte! Selbst die Blumenwiese weißer »Sternenanbeter« hatte sich rot gefärbt.“ Aldin steht auf um sich aus einem Schrank eine Flasche Whisky zu holen und sich einzuschenken. Dabei schaut aus dem Fenster. Weiter weg, hinter der Mauer, bildet sich dichter Nebel. Der Himmel ist von dunklen Wolken bedeckt. „Aber..“, sagt Aldin als er einen Schluck nahm, „Dass er einen Weg zur Narbe gefunden hat ist ein Vorteil für uns. Die van Trancy wollen uns ausrotten und unsere Einheiten, am Rande der Gebirgskette, sind bereits geschwächt..“ Ist es Freude, Stolz oder Zufriedenheit was Alice in ihrem Bruder sieht? Ein Lächeln schmückt ihr bezauberndes Gesicht. Als würde sie schweben steht sie elegant auf und bewegt sich zur Tür. „Alice!“, ruft Aldin nach ihr. Fragend dreht sie sich zu ihm. „Wollen wir nicht mal wieder einen Ball veranstalten, zum Niedergang unserer Gegner?“ „Erst wenn alles vorbei ist, mein lieber Bruder. Emizel bleibt für uns immernoch eine Gefahr, egal als Verbündeter oder nicht. Er ist eine tickende Zeitbombe.“, antwortet sie ihm und verabschiedet sich.

Ein komisches Verhältnis haben sie alle miteinander. Bei den Van Trancys weiß man auch nicht was Arrun für ein genaues Verhältnis mit dem Oberhaupt dort hat. Mysteriös.

Und das waren sie, unsere Nachrichten aus der Umgebung! Schalten Sie wieder ein wenn es heißt: Was passiert in Ragnarök?

Kanon

Remus lässt sich mit der Antwort Zeit. „Jetzt spann mich nicht auf die Folter!“, sag ich ihm. Er holt einmal tief Luft. „Du sollst für ein Bild Model spielen.“ Es herrscht Stille zwischen uns beiden. „Moment.“, fange ich an. „Nur um an einen kostenlosen Gegenstand zu kommen soll ich für ein Bild stehen? Das ist alles?“ Remus nickt mir zustimmend zu und fügt noch hinzu: „Ja, du sollst nackt vor einem Obstkörbchen stehen.“ Ich bin geschockt! Diese alte Frau ist pervers! Lachend auf sein Bein klopfend beruhigt er mich wieder. „Nein, wir sollen ihren vermüllten Laden aufräumen. Seit ein andere Laden aus der Nachbarschaft Konkurrenz macht stapelt sich das Zeug bei ihr, wie du gesehen hast.“

Am nächsten Tag haben wir uns außerhalb der Siedlung Fische geangelt, an einem Lagerfeuer gebraten und gefrühstückt. Naja mehr oder weniger habe ich sie mit meinen bloßen Händen gefangen. Remus hat mir erklärt wie das Verwandeln funktioniert und somit habe ich mit Bärenpfoten und dem Instinkt eines Bären die Fische gefangen, fast aus Versehen roh gegessen. Pfui!
Später sind wir wieder beim Laden der alten Frau. Zu unserem Erstaunen steht die Oma schon mit Besen und Teppichklopfer bewaffnet hinter der Tür.

„So Jungs! Zuerst muss der ganze Kram ins Lager und in den Keller.“ kommandiert sie rum. Wir tragen die ganz schweren Sachen hin und her. Einmal ist wieder etwas kaputt gegangen und einmal fiel etwas auf die alte Frau, weil sie mit dem Besen wild umherwedelt als wäre der Teufel hinter ihr.
„Sagt Großmütterchen, warum kommen zu euch kaum Leute, da Ihr doch eine große Auswahl besitzt?“, frage ich sie beim Bodenschrubben. „In der nächsten Siedlung ist eine alte Hexe die mir das Leben schwer machen will!“ Sie wird wütend wenn sie darüber spricht. Also sie selbst ist bestimmt auch keine 50 mehr. „Noch dazu verführt diese Hexe ihre Kunden mit ihren Melonen!“ Das versteh ich nun gar nicht. „Was ist so schlimm an Melonen? Die sind doch lecker.“ Sie schwingt den Besen, fast hätte sie mich getroffen. Remus kommt gerade in den Raum. „Du weißt wohl nicht was für »Melonen« sie meint?“, grinst er breit. „Sie meint DIIIIEEEESE Melonen.“, meint er und macht komische Bewegungen um seine Brust, als würde er Bälle putzen. Es dauert einpaar Sekunden bis ich weiß was beide meinen. „Oh...Oooooh!! Dann ist das verständlich.“ Remus legt einen Arm um meinen Nacken und piekst mich mit dem Stiel von einem Mopp in die Seiten. „Du hast anscheinend null Erfahrung in solche Sachen, ne? Vielleicht sollte ich dich mal in ein »Paradieshaus« mitnehmen.“, zieht er mich auf. Ich schiebe ihn ablehnend von mir weg. „He Ihr sollt arbeiten!“, ruft uns die Oma zu, während sie schon mit Mühe die erste Kiste wieder zurückschleppt. Mit einem Arm hebt Remus die Kiste, die die Frau versucht hatte zu tragen, und meint: Sie könne es und überlassen und sich einen Tee kochen. Zustimmend macht sie sich davon.

Wir haben alles ordentlich wieder eingeräumt. Die Regale sind mit Medizin sortiert, Antiquitäten sind mit Preisen versehen und wenn keiner sie will sind diese schon am richtigen Ort als Dekoration. Einige Voodoozubehöre stehen auf und hinter ihrem Tresen, um einen Effekt von Ehrfurcht bei Kunden zu bewirken.
Zu guter Letzt öffnet uns die Frau mit einem rostigen Schlüssel eine mittelgroße braune Truhe. Armbänder, Halsketten, Ringe für die Finger und Ohren, Mäntel und und und kommen zum Vorschein. „Sucht euch irgendwas aus. Ihr habt es euch verdient!“, sagt sie zufrieden.

Ich musste etwas suchen bis ich das richtige gefunden habe. Am Ende habe ich eine Lederhalskette mit einem Obsidianedelstein, in Form eines Fangzahns, ausgegraben. Schließlich bedanke ich mich bei der netten alten Dame, diese mir noch etwas sagt. „Passt auf euch auf, wasauchimmer ihr da tut! Solche jungen Leute wie euch sind kostbar für die heutige Zeit.“

Wir verlassen den Laden und die Siedlungen in Richtung der Wälder. In Gedanken frage ich mich wie es Elevyn, Rael und... äh... unsere andere Mitstreiterin, dessen Name ich vergessen habe falls sie ihn uns gesagt hat, geht. Hoffentlich haben sie es heil geschafft zu landen und überleben ihr Abenteuer. „He! Hörst du zu?“, brüllt mich Remus an. Ich schrecke auf, denn in Gedanken versunken habe ich nicht mitbekommen was er mir gesagt hat. Der Anima seufzt genervt.
Wir finden eine Höhle und machen in ihr ein Lagerfeuer. Ein letztes Mal erklärt mir Remus den Ablauf des Rituals. Ich bin nervös. Was ist wenn es nicht klappt? „Wird schon schief gehen.“, meint mein Partner.

Wir setzen uns neben dem Lagerfeuer hin, sodass wir gegenüber des anderen sind. Das Bündel Kräuter, was für mich unausstehlich riecht, lasse ich kuru anbrennen und lösche die Flammen damit es als Räucherstäbchen dient. Remus öffnet die Phiole mit dem Gemisch aus Blut und Blumen und Kräutern. Was jetzt kommt lässt mir Übelkeit aufkommen. Ich verwandel meinen linken Arm-wo meine Narbe ist- in eine Bärenpfote und lasse mir das Blutgemisch auf dessen Arm schmieren. Normalerweise wäre es ein Objekt was damit eingeschmiert werden sollte aber da meine Narbe das Symbol als Bindung dient habe ich keine andere Wahl.
Währenddessen murmelt Remus etwas. Es klingt wie eine Zauberformel oder ein schrecklicher Gesang. Beides könnte zutreffen. Er lässt von mir ab und faltet seine Hände zusammen. Mir ist schwindelig das soll angeblich normal sein, nur darf ich mein Bewusstsein nicht verlieren. Mein linker Arm brennt aufeinmal fürchterlich. Es fühlt sich heiß an. Am liebsten würde ich mir den Arm abhacken wollen! Remus sieht mein verzerrtes Gesicht aber macht weiter. Er nimmt den rauchenden Kräuterbund und hüllt mich mit dem Rauch ein.

Es wird schlimmer. Langsam fange ich zu halluzinieren an. Außer Remus Stimme höre ich noch andere oder seine Stimme hallt von den Wänden ab? Jedenfalls verschwimmt die Sicht. Es brennt immer noch.
Mit jedem Blinzeln kann ich immer weniger sehen. Bin ich auf Drogen? Beim letzten Öffnen meiner Augen erblicke ich nicht mehr Remus vor mir. Ich sitze im Dunkeln. Neben mir flackert das Lagerfeuer und gegenüber von mir sitzt Hana die Bärin. Ich muss lächeln. Zum einen bin ich glücklich sie zu sehen, zum anderen traurig da es für uns Abschied heißt. Hinter ihr sehe ich etwas...undefinierbares. Es ist in Nebel gehüllt. Rote Augen glühen und durchbohren mich mit ihren Blicken. Hana sieht besorgt aus und kommt zu mir rüber. Ich streichel ihren Kopf, während die Bärin mich abschleckt. „Alles gut.. du kannst ruhig gehen, Hana.“, spreche ich zu ihr. Sie sieht mich mit ihren braunen funkelnden Augen an. Ich lächle ihr zu. „Ich kann auf mich aufpassen! Keine Sorge!“ Plötzlich kullert eine Träne mein Gesicht runter. Vor meinem geistigen Auge erscheinen Bilder. Es sind die Erinnerungen von mir und Hana. Vom Kennenlernen bis zu ihrem letzten Augenblick laufen sie an mir vorbei. Man sagt ja, kurz vor dem Tod zieht an einem nochmal das Leben vorbei.

Aus meinem Mund kommt kein Wort mehr heraus. Ein stummes “Danke“ von mir und der Bär löst sich langsam vor mir auf bis nichts mehr übrig bleibt. Nurnoch das Wesen im Nebel und ich sind noch hier.
In der Realität liege ich auf dem Rücken scheinbar bewusstlos und Remus sieht wie sich mein Arm zurückverwandelt. Er atmet erleichtert auf und drückt mir nun die Lederhalskette in die Hand.

Wieder zurück in meinem Unterbewusstsein stehe ich dem Wesen gegenüber. Es knurrt leise. Irgendwie ist es merkwürdig. Normalerweise sollte ich Angst haben aber wenn ich so dem Tier gegenüber stehe verspührt ES wohl Angst. Vielleicht hatte es die ganze Zeit Angst? Ich lächle es an. „Hattest du etwa nach dem Tod Angst und hast nach Zuflucht gesucht? Bist du aus Versehen in meinen Körper gefahren?“ Es knurrt noch lauter als ich einen Schritt nach vorne machte. „Am Anfang bist du bestimmt verwirrt gewesen, genau wie ich damals als ich meine Kräfte entdeckt habe.“ Wieder mache ich einen Schritt nach vorn. Es faucht mich an und brüllt am Ende. Das Lagerfeuer brennt lichterloh mit dem Gebrüll auf.

„Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Du darfst gerne hier bleiben. Hier tut dir niemand etwas. Niemand wird dich je wieder gefangen nehmen. Ich werde auf dich aufpassen!“ Noch ein Schritt. Das Knurren besänftigt sich. Ich gebe mir etwas Mut und strecke meine Hand aus. Vorsichtig berühre ich den Kopf des Nebeltieres. Das Fell ist weich und flauschig, eine schöne Mähne. Es weckt in mir die Erinnerung an den Anblick eines Weizenfeldes, wenn der Wind es durchkämmt und Muster sich darin bewegen. Das Tier scheint zu schnurren. „So ist es brav... nun brauchst du einen Namen.“ Ich überlege etwas. Ein solches Tier braucht einen guten Namen! Dann fällt mir ein Name ein. „Ich bennene dich nach dem Sohn des Königs der Tiere aus den Legenden meines Landes Dargahn. Werde ein Teil von mir und ich werde ein Teil von dir! Unsere beider Seelen verschmelzen zu einer. An meiner Seite wirst du reisen..“ Der Nebel wirbelt um mich herum und explodiert als ich den Namen auspreche. „..Lusio!!“

Lusio brüllt laut. Der Nebel ist verschwunden. Vor mir steht eine große Raubkatze, eine Art Liger. Das Fell so gelb wie die Weizenfelder. Starke Augen. Streifen so dunkel wie Ebenholz. Ein stolzes Auftreten, wie der Lusio aus der Legende. Plötzlich leuchtet Lusio und ich wache auf.

Remus sitzt am Feuer. „Gut.. du hast es geschafft!“ Er sieht erschöpft aus. „Was ist es nun für ein Tier?“, fragt er mich neugierig. Ich lächle ihn an. „Es ist ein Liger und sein Name lautet Lusio.“ Ein kurzes “He“ konnte ich von ihm hören.

Die Lederhalskette lege ich mir um den Hals. Ich kann die Seele von Lusio spüren. Sie vibriert innerlich vor Aufregung. Wohlmöglich ist er glücklich und das bin ich auch. Endlich kann ich wieder innerlich ruhig sein. Bisher war die Unruhe kaum auszuhalten. Doch bin ich noch traurig wegen Hana. Ich habe ihr so viel zu verdanken und werde sie in Erinnerung behalten.

„Achja, Remus?“ „Was?“, murrt er mich gestresst an. „Wie heißt eigentlich dein Habicht?“, frage ich ihn neugierig. Er kratzt sich peinlich berührt am Kopf. „Gomda..,es heißt Wind.“

Um eine Bindung mit einer Seele aufzubauen muss man zwei Dinge beachten. Erstens: Es ist ein Objekt als Symbol der Bindung nötig, sei es ein Messer, eine Kette oder Tattoo, egal was.
Zweitens: Die Seele braucht einen Namen. Dies lässt die Tierseele als Alter Ego des Anima wirken.
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Gralaer »

???

„Ruhe! Kalktan!“ diesmal wirft er das Buch über Katzen und ihre sieben Leben.
„So, was bedeutet das im Klartext? Nun ja, dieses Phänomen kann stärker oder schwächer auftreten, sich über die Zeit kontinuierlich verstärken oder abschwächen. So wie es aussieht verstärkt es sich nur noch bei Godrick, bedeutet, seine Gedanken verschmelzen immer öfter und desto älter er wird, desto mehr Gedanken hat er die ähnlich sein können. Seine momentane „Beschäftigung“ hilft im dabei die nötige Abwechselung zu bekommen, doch es scheint mir das wird irgendwann nicht reichen.“
„Sie scheinen eine Menge schon zu wissen über diese Krankheit...gibt es Heilung? Es muss doch was geben!“
„In der Theorie ja, aber das ist der erste und einzige Fall den wir jemals verzeichnen konnten, zumindest für diesen Kontinent beziehungsweise diesen Plane...“ Ein weiteres Buch trifft ihm am Kopf.
„So das reicht Kalktan, ich versuche hier eine Diskussion zu führen!“

Ptrar

„Ptrar!“ brüllt mein Lehrermeister oberhalb der Ruine. „Ptrar! Ich habe es gefunden!“ Er hat es?
Ich folge der bröseligen Treppe des alten Gemäuers ins obere Stockwerk und achte darauf das nichts über mir oder unter mir zusammenbricht.
Oben sehe ich Kalktan kniend am Boden wie er an der Wand mit dem Finger etwas verfolgt.
„Sie dir das an! Die ganze Wand ist beschriftet! Die Lösung! Die Schriften, die wir von dem Söldner Mirikan gekauft haben, die sind korrekt!“
„Also hat sich der Aufstieg auf diesen Berg doch gelohnt, wir haben Schriften...wir sind viel zu nah an der Narbe...wir wären fast drauf gegangen!“
„Nicht Schriften! Formeln! Oder...Rituale? Logbücher? Die Schrift ist bröselig, aber einige Dinge kann man übersetzen.“
„Sind das Rezepte, ich hab wirklich hunger.“
„Hier steht: Hoch oder Himmel, sieben...fliegen?“ Kalktan fängt an zu murmeln und kratzt sich am Kopf.
„Wir können es abpausen und unten entziffern, hier oben zieht es. Und außerdem haben wir nur einen kleinen Komplex dieser Ruine erkundet, ich habe vorhin noch ein Weg weiter runter gefunden. Und den erfrorenen Garten haben wir auch noch vor uns, da finden wir bestimmt mehr als das.“
„Hier steht Magie!“ ruft Kalktan als hätte er kein Wort zugehört.
„Ich geh runter ans Feuer, sag Bescheid wenn ich deine erfrorene Leiche auftauen soll...“


Godrick

„Ikasirus Standort.“ Kalktan schaut mich an, nicht verwundert oder schockiert, er zögert nur.
„Ich kann Ikasirus sehen, dennoch würde ich dir den Ort nicht empfehlen.“
„Die Wachen sind kein Problem, er muss sterben!“
„Nicht die Wachen sind das Problem...“
„Dann gibt es keins, also los.“
Kalktan schaut betrübt, fängt aber an leuchtende Masse zu bündeln. Um mich herum wird es hell...
Faal sosin se laas!

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Rael
Eisengewitter

„Sagt mal, wo ist eigentlich der kleine Junge?”
Ich zucke mit den Schultern. Merkwürdig dass er wegläuft. Er wirkte eigentlich nicht wie jemand, der sich freiwillig aus einem Versteck bewegen würde.
„Soll ich ihn suchen gehen?“, frage ich.
„Bloß nicht, schlimm genug dass einer von uns Gefahr läuft entdeckt zu werden“, grummelt Elevyn, wie die Windkriegerin eigentlich heißt.
Ich schmolle etwas, immerhin habe ich meine Fähigkeiten ja wohl schon unter Beweis gestellt. Andererseits sitze ich auf einem Luftschiff fest, zwischen einem Haufen Wachen und Kriegern, und fliege auf ein mir unbekanntes Ziel zu. Nicht gerade ein voller Erfolg, möchte man meinen.

Die Elfe verschwindet wieder in Richtung der Öfen. Ich weiß nicht was sie da jetzt genau tut, aber es scheint geholfen zu haben. Das Feuer ist größer geworden. Die Menschenfrau sieht mich fragend an. Ich setze mich hin und beginne ihr zu erklären, was wir gefunden haben und dass die andere Elfe das Absinken aufhalten kann. Mir fällt auf, dass ich den Namen der anderen Elfe noch nichteinmal kenne. Elevyn scheint zufrieden mit der Sachlage. Oder vielleicht ist sie nur sehr unbegabt darin Unzufriedenheit zu zeigen. Sie brummelt nur einige Male „mhh“ oder „aha“ und versinkt dann wieder im Schweigen. Na toll. Das wird ein langweiliger Flug. Bis die Elfe abgelöst werden will würde es noch Stunden dauern und selbst dann hätte ich noch immer nichts zu tun. Elevyn sitzt auch nur in unserem Versteck und grübelt vor sich hin. Letztendlich entschließe ich mich, doch nach dem Jungen zu suchen. Bei dem Tollpatsch ist es sicher viel gefährlicher, dass er entdeckt wird, als dass ich entdeckt werde, wenn ich nach ihm suche.

Die Tour über Deck verläuft erstaunlich ruhig. Die meiste Aktivität scheint unter Deck zu sein. Die... „Sieger“ des Tuniers sitzen irgendwo in einem großen Raum im Bauch des Luftschiffs und scheinen sich langsam dem Betrug bewusst zu werden, dem sie aufsitzen. Jedenfalls sitzen die meisten auch trübselig auf dem Boden herum. Leider kann ich mir das nicht genauer ansehen, da der Raum stark bewacht wird und nur einen Eingang hat. Eine Weile versuche ich es, aber die Wache braucht nichteinmal besonders aufmerksam zu sein, um den Eingang im Blick zu haben. Jedenfalls bin ich mir nun sicher, dass Kanon dort nicht ist. Auch sonst kann ich ihn nirgendwo finden. Immer wieder weiche ich Wachen und Arbeitern aus. Die Front des Schiffes, mit der großen Glaskuppel, vermeide ich, dort ist zu viel los. Weiter hinten ist es ruhig, wer dort hingeht, will in der Regel nach unten in die Lagerräume oder manchmal in Richtung Maschinenraum. Letztendlich finde ich mich genau am Heck des Schiffes... jedenfalls glaube ich, dass man das Hinterteil so nennt.

Ich greife nach einer der Ketten, die vom riesigen Zelt herunterhängen, das über uns schwebt und lehne mich über die Brüstung. Nichts zu sehen. Ich klettere auf das Holzgeländer und lehne mich noch weiter herüber. Tief unter uns sehe ich Wälder und kleine Bäche. Oder sind es Flüsse, die aus der Ferne so klein erscheinen? Es ist schwer von hier oben die Größe der Landschaft einzuschätzen. Auf einer Seite ragen die Berge in die Höhe. Hier, am Rande des Gebirges sind sie noch so niedrig, dass wir über sie hinwegfliegen aber weiter im Süden ragen die Schneebedeckten Gipfel in den Himmel. Meine Augen werden groß, die Bergkette sieht gewaltig aus. Ich habe sie erst einmal aus weiter Ferne gesehen, da ich mich an nur ein einziges Mal erinnern kann, als ich Silberstein in Richtung Süden verlassen habe. Der Wind zerrt an mir, doch kann ich meine Augen nicht von der endlosen Kette an Bergen losreißen, die sich vom Osten bis in den Westen erstreckt, soweit das Auge reicht. Es ist unglaublich. Ich lasse die Eisenkette los, an der ich über dem Geländer hänge und setze mich hin, die Beine nach unten baumelnd. Ich kann mich einfach nicht satt sehen an der rauen und unwirtlichen Landschaft. Ich habe die Menschen immer bewundert, für die großen Städte, die sie bauen. Ich kenne keine großen Elfensiedlungen. Es heißt zwar, tiefer im Wald gibt es auch größere Elfenstädte, doch dort war ich nie. Ich bin in Zephyr geboren und habe darum nur wenige Elfensiedlungen gesehen. Zwei um genau zu sein. Aber gegen dieses Gebirge sind die Menschenstädte eine unwirkliche Ansammlung von Kieselsteienen, die jemand an einem Berghang verstreut hat. Ich blicke nach unten. Ein paar kleinere Häuser, dicht aneinandergedrängt, sind vereinzelt zwischen Wäldern und Feldern zu sehen, aber keine Stadt wie Silberstein. Doch ich bin mir sicher, dass auch Silberstein klein und unbedeutend aussieht, von hier oben.

Letztendlich wird mir kalt. Der Wind hier oben ist eisig. Kein Wunder, dass das Feuer ausgeht. Daran hätten die Erbauer des Schiffs denken sollen, auf den Bergen liegt ja auch Schnee. Ist doch klar, dass es hier oben kalt ist und ein Feuer nur schlecht brennt.
Ich begebe mich zurück in den Maschinenraum. Vielleicht sollte ich mal nach der Elfe sehen.
Einem plötzlichen Einfall folgend flitze ich in einen Lagerraum und suche ein Fass mit Wasser. Ich fülle meinen kleinen Trinkbeutel auf und gehe damit in den Maschinenraum. Die Schatten geleiten mich sicher hinter den Ofen, Franziska und Friederike bemerken nichts. Die Elfe liegt auf einem Rohr, es mit den Armen umschlungen. Ihre Augen sind geschlossen, ihr Gesicht ist rot verfärbt. Schweiß steht ihr auf der Stirn. Hat sie Fieber? Oder liegt es an der Hitze? Das muss es sein. Für mich ist es hier angenehm warm, aber sie liegt hier seit Stunden. Ich stupse sie an. Sie fährt hoch. Grinsend reiche ich ihr den Trinkbeutel.

"Danke.", presst sie angestrengt heraus und trinkt vorsichtig daraus. Sie sieht nicht gut aus. „Brauchst du die Ablösung?“, frage ich.
Sie nimmt noch einige Schlucke und antwortet zögerlich: „Ja. Mein Magen knurrt schon“.
„Schon unterwegs!“, verkünde ich und klettere hastig über die Rohre um Elevyn zu holen.

Ich zeige Elevyn den Weg zum Rohr, das an die Wand führt und erkläre ihr, wie es zum Ofen führt. Sie nickt und setzt sich im Schneidersitz davor. Auch sie legt dann die Hand auf das Rohr, wie zuvor die Elfe und sagt nichts mehr.

Achselzuckend drehe ich mich um und helfe der erschöpften Elfe über die Rohre. Wir verschwinden wieder in unserem Versteck und vertrödeln uns die Zeit mit einer leisen Unterhaltung. Endlich erfahre ich auch mal den Namen der Elfe.

Später, es müsste schon gegen Abend gehen, wollen wir nach Elevyn sehen. Gerade kriechen wir hinter den Ofen, da erhebt sich ein Schatten über uns, der definitiv nicht mir gehorcht. „Hey, was macht ihr da?“, schnauzt mich die Stimme von Franziska an. Ich blicke erschrocken nach oben. Weil ich Sasquehama geholfen habe, habe ich vergessen die Schatten zu unserer Deckung zu rufen. Ich drehe blicke zur Seite, wo die Elfe steht, in der vollen Erwartung, sie mindestens ebenso entsetzt zu sehen. Doch sie starrt Franziska einfach nur kalt an und antwortet mit beeindruckender Selbstverständlichkeit: „Wir sorgen dafür, dass das Schiff nicht abstürzt.“

Die Antwort scheint Franziska aus dem Konzept zu bringen: „Ihr... wer... wer seid ihr?“.
Ich schalte mich ein, in der Hoffnung, dass sie meine Flucht nach vorn nicht ganz so krumm nehmen wird. „Ich habe vielleicht ein wenig geschwindelt. Ich komm garnicht aus der Küche. Wir sind... blinde Passagiere. Und wir halten nicht so viel vom Abstürzen, darum haben wir das Feuer angefacht!“. Mir fällt ein, dass Kanon noch immer nicht wieder aufgetaucht ist.
Franziska schaut mich entgeistert an. „Das Feuer...? Aber wie?“
Sie wird unterbrochen, als sich eine weitere Stimme von hinten nähert. „Franziska, was machst du denn da?“. Es ist Friederike.
Schnell beeile ich mich fortzufahren, während Friederike um die offene Ofentüre herumlugt:
„Ihr habt gesagt das Feuer ist zu klein. Und ich reise mit fähigen Magierinnen, die sich seit Stunden bemühen es weiter anzuheizen!“
Franziska ist immernoch sprachlos. Friederike scheint zunächst etwas verwundert. „Ihr wart das?“

Plötzlich ächzt das ganze Schiff auf und neigt sich zur Seite. Ich gehe reflexartig in die Knie und versuche mich auf den Beinen zu halten. Friederike stützt sich an der Ofentür ab und Franziska stolpert zur Seite. Daraufhin ertönen zwei dumpfe Schläge unter denen das ganze Schiff erzittert. Franziska und Friederike sehen sich entsetzt an. „Die heißere Luft. Sie hat uns schneller gemacht!“, stammelt Franziska, als würde das irgendetwas erklären.

Eine helle Glocke ertönt. Irgendjemand steht an Deck und läutet wie verrückt eine Glocke. Man hört Getrampel und das Schiff neigt sich erneut zur Seite. „Die Hammerburg!“, ruft jetzt auch Friederike und wendet sich entsetzt an uns:
„Was auch immer ihr getan habt, damit wir an Höhe gewinnen, tut es weiter. Wir stehen unter Beschuss!“
Auf einmal streckt Elevyn ihren Kopf zwischen den Rohren hervor. Sie blickt erschrocken in die Gesichter von Franziska und Friederike.
„Sie gehört zu uns“, beeile ich mich zu sagen.
Elevyn wendet sich an uns: „Ich weiß nicht was los ist. Der Wind ist es nicht!“
„Das ist der Kapitän. Er versucht den Kanonen auszuweichen“, erklärt Franziska, während sie mit einer Schaufel auf einen Haufen Kohle zurennt und beginnt die Öfen zu füllen.
„Höhe. Wir brauchen jetzt Höhe!“

Sasquehama fasst sich und springt auf die Öfen zu. Elevyn verschwindet wieder hinter den Rohren.
„Vorsicht, das ist heiß!“, ruft Friederike Elevyn zu, als diese ihre Hände an die Ofenöffnung hält.
Sie zuckt nichteinmal mit der Wimper. Kurz darauf sticht eine Flamme in die Höhe und wandert das Ofenrohr empor bis sie irgendwo im Rohrsystem verschwindet. Wieder hört man einen dumpfen Knall. Sind das Einschläge? Ächzend neigt sich das Schiff zur anderen Seite und wieder haben wir Mühe uns auf den Beinen zu halten.

Ängstlich blicke ich mich um. Das ist keine Gefahr, vor der man wegrennen kann. Auch keine, die man mit ein paar Schattentricksereien ablenkt, während man Haken schlägt. Ich sitze in dieser Holzkiste gefangen. Und ich fühle mich nutzlos. Immernoch leutet die Glocke und das Schiff macht einen weiteren Schlenker zur Seite. Schattentricksereien...

Wenn das Kanonen sind, dann müssen die doch auf irgendetwas zielen. Ich sprinte los, zur Türe des Maschinenraums. Durch die Gänge an Deck. Etliche Arbeiter rennen auf und ab. Sie schlagen Laternen ein, die das Deck beleuchten und brüllen Befehle. Einige klettern an den Ketten des Luftschiffs entlang und versuchen diese neu auszurichten. Ich blicke mich kurz um, um die Szenerie zu erfassen. Die Sonne ist bereits untergegangen, die Dämmerung weit fortgeschritten. Aber der Mond leuchtet hell, wenn auch nur im Halbmond. Die Laternen auf Deck erlischen nach und nach, doch vom Bug des Schiffes geht noch immer Licht aus. Es strahlt durch die Glaskuppel nach unten und lässt das Schiff vermutlich wie einen riesigen Stern am Himmel erstrahlen. Ich schaue über das Geländer nach unten. Unter uns sind etliche Lichter zu sehen... sie flackern unregelmäßig. Feuer? Oder Fackeln? Plötzlich sehe ich einen Schemen nach oben rasen, dicht am Schiff vorbei. Meine Nachtsicht ermöglicht mir einen Blick auf eine schwere Eisenkugel, die mit tödlicher Wucht an mir vorbei in den Nachthimmel rast. Unter mir sind schwere Explosionen zu hören. Wahrscheinlich weitere Kanonenkugeln, die nach oben rasen. Ich habe einmal eine Kanone in einer bewachten Zitadelle in Silberstein gesehen. Aber ich hatte keine Ahnung, wie weit man damit schießen kann.

Ich sprinte zur Vorderseite des Schiffs. Niemand beachtet mich. Die riesige Glaskuppel scheint in den Nachthimmel hinaus. Innen sehe ich einen Mann an einem Tisch gestikulieren. Ein anderer bedient eine riesige Kurbel, an der Mehrere schwere Seile befestigt sind. Er dreht sie wie verrückt in eine Richtung, und wie von Geisterhand bewegen sich nun auch die Ketten, die hier zusammenlaufen und das Schiff macht wieder einen Schlenker. Ich suche mir einen etwas erhöhten Platz und versuche die Schatten des Abends näher zu mir zu ziehen. Dann versuche ich die helle Glaskuppel damit zu benetzen. Aber das Licht ist zu stark, die Fläche zu groß. Verzweifelt versuche ich die nebulösen Schatten gegen das Licht zu werfen, sodass es nicht nach draußen scheint, aber die hellen Lampen im inneren der Kuppel durchdringen meine Versuche mühelos. Erneut erzittert das Schiff unter einem Einschlag. Schreie ertönen und neue Befehle werden gebrüllt. Verzweifelt versuche ich die einzelnen Scheiben im Metallgitter zu verdunkeln, aber immer wieder brechen Lichtstrahlen hindurch. Das Schiff macht einen weiteren Schlenker. Gewinnen wir an Höhe?

Weitere Stahlkugeln verfehlen das Schiff und steigen in den Himmel empor. Ich stehe auf. Mit einem wütenden Schrei versuche ich das ganze schwarze Himmelszelt herunterzureißen und das Schiff damit einzudecken. Kurz verdunkelt sich das Fenster, doch sofort zerbricht der Schleier und gleißend wie flüssiges Metall bohren sich die unnachgiebigen Lichtstrahlen der Glaskuppel in meine Augen. Ich stolpere zurück, versuche den brennenden Schmerz in meinem Kopf zu unterdrücken. Die Befehle auf dem Deck dringen nur noch dumpf zu mir durch, ein gleißendes Fiepen in meinen Ohren unterdrückt sie. Ich sinke wieder auf die Knie und versuche zu Atem zu kommen. Ich... schaffe es nicht. Das Schiff ist zu groß.

Nach einer Weile sehe ich zur Seite über das Geländer, meine Augen von unterdrückten Tränen verschleiert. Ich sehe einen weiteren Schemen herannahen. Die Kugel fliegt wenige Meter neben dem Schiff nach oben, aber deutlich langsamer als zuvor. Ich blicke sie an. Sie bleibt in der Luft stehen. Einen Moment scheint sie zu verharren, dann kehrt sie um und fällt wieder herunter. Haben wir es geschafft? Sind wir hoch genug. Eine weitere Kugel taucht aus dem Dunkel der Nacht auf, verharrt ebenfalls und fällt wieder herunter. Die anderen haben es geschafft. Wir sind außer Reichweite. Erleichtert geben meine Arme nach, die mich eben noch gestützt haben und ich breche endgültig zusammen. Ich atme durch. Noch nie hatte ich mich so hilflos gefühlt.
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

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Alinea
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Alinea »

Irrin

Damien kramt begeistert nach dem Ammeter während ich Manu den Versuch erkläre: "Wir schliessen denselben Draht an beide Enden eines Messgeräts. Das Gerät zeigt an, wie viel Strom durch den Draht fliesst. Du sollst den Strom innerhalb des Drahtes im Kreis bewegen, wir wollen sehen, wie viel Strom du hindurch bekommst."
Während ich rede, baut Damien den Versuch wie beschrieben auf und fügt dann hinzu: "Fang langsam an, und dann werde immer schneller. Sobald der Zeiger hier am Ende der Skala ankommt, hör bitte auf, sonst könntest du es zerstören."
Manu macht sich ohne weiteren Kommentar an die Arbeit. Der Zeiger schlägt sofort leicht aus und bewegt sich dann schnell weiter nach rechts. Manu's Augen weiten sich, der Zeiger fällt wieder zurück, nur um sich dann - etwas langsamer - wieder nach rechts zu lehnen. Zitternd und schwankend nähert er sich dem Ende der Skala, bis er schliesslich dort ankommt. Manu blickt sofort auf, fast als hätte er sich erschrocken, und die Anzeige fällt wieder auf null.

Damien nickt. "Denkst du, du schaffst mehr?"
Manu nickt ebenfalls.
"Viel mehr?", will Damien dann wissen.
Der Ritter scheint etwas unsicher. "Mit etwas Übung vielleicht."
"Okay, lass mal ausprobieren." Damien trennt den Draht vom Ammeter und verbindet dann beide Enden, sodass er einen Kreis bildet. Den Kreis legt er auf die Tischfläche. Ich bringe rasch das Ammeter in Sicherheit, nur für den Fall. "Beweg den Strom wieder im Kreis, dieses Mal so schnell du kannst.", fordert Damien auf und macht unauffällig einen Schritt rückwärts.
Manu sieht konzentriert auf den kleinen Drahtkreis. Dann, urplötzlich, blitzt der Draht hell auf. Ein lauter Schlag ertönt und Manu zuckt regelrecht zusammen. Der Draht ist verschwunden.
Damien grinst. "Nicht schlecht."
Manu sieht ziemlich verwirrt aus. "Was ist passiert?"
"Der Strom hat den Draht erhitzt.", erkläre ich. "Wenn Strom durch etwas hindurch fliesst, erwärmt sich dieses Ding dabei. Je mehr Strom, desto wärmer wird es. Das Material des Dings spielt auch eine Rolle dabei."
Damien fährt fort: "Der Draht ist so heiss geworden dass er sofort verdampft ist. Hat nicht mal den Tisch angebrannt, so schnell ging das."
"Ist das gut?", fragt Manu.
"Ich würde sagen, das ist ziemlich gut.", antwortet Damien, immer noch grinsend.
Manu lächelt. "Und was könnte man damit alles machen?"
Damien zögert kurz. "Das... kommt drauf an. Es ist etwas komplizierter als nur das hier. Was für einen Einfluss hat der Widerstand - also das Material? Wie lange kannst du solche Stromstärken aufrecht erhalten? Musst du nahe dran sein damit es klappt, so wie Irrin? Wir sollten noch ein paar weitere Experimente machen..."

Wir verbringen den gesamten Nachmittag mit weiteren Experimenten. Damien testet den Einfluss von Widerstand und Distanz auf Manus Fähigkeit, und uns wird mehr und mehr klar, wie wenig er eigentlich über Elektrizität weiss. Wir zeigen Manu einige Experimente um ihm die Konzepte zu erklären und ihm zu helfen, sein Element zu verstehen. Damien gibt sich sichtlich Mühe mit den Erklärungen - scheinbar hat er sich meine Worte zu Herzen genommen. Schliesslich sieht Manu aus, als würde er demnächst umkippen, und wir beschliessen zum Abendessen zu gehen.
Das heisst, Damien und Manu gehen zum Abendessen während ich mich im Gästezimmer verkrieche und darauf warte, dass Damien mir etwas bringt. Ich seufze und werfe mich aufs Bett. Eigentlich müsste ich mich das gewohnt sein. In Tannbach habe ich Damiens Zimmer nur sehr selten verlassen und das hat mich nie gestört. Aber hier nervt es mich, dass ich mich nicht unter den Menschen zeigen darf. Was hat sich verändert?
Vielleicht ist es wegen dem drohenden Krieg.
Ich denke an unser Gespräch mit Angoor Mah Keronn zurück. Die Trollstämme trachten nach Krieg... Ich frage mich, ob Mah Jatennar das unterstützt? Bestimmt nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jorruk oder Bakko das unterstützen würden. Dennoch... Geschäft ist Geschäft, und wir sind ein Stamm von Schmieden und Bergbauern. Ein Krieg braucht Waffen...
Ich seufze. Ich hoffe zumindest, dass mein Stamm nicht selbst in den Krieg zieht. Wir sind keine Krieger.
A cloud of mystical dust appears, shrouding Alinea in its magic. You roll a four. The cloud dissipates and Alinea is gone.

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Gralaer
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Gralaer »

Godrick

Der weiße Schleier lichtet sich und ich finde mich in einem Raum wieder.
Er ist nicht groß und schlicht eingerichtet. Vor mir sehe ich Ikasirus kniend am Boden an einem Bett.
Am Bett steht noch eine andere unwichtige Person in einem Kittel, wohl ein Arzt.
Sonst ist hier niemand, die Wachen stehen vermutlich vor dem Raum, da es hier sonst keinen anderen Eingang gibt.
Mein Auftreten ist unbemerkt geblieben, erst als der Kittelmann sich um dreht und stockt, schwenkt auch Ikasirus seinen Kopf zu mir. Sein Gesicht ist tränenverziert, seine Augen rot und sein Atem wie ein Schluckauf.
Im Bett liegt Rhelia, schlafend...ohnmächtig oder tot, wer weiß.
Ich stehe nur dort, Knischer knurrend.
„Godrick.“ fängt Ikasirus an und schluckt seinen Speichel runter. Der einst so stolze Arenaleiter, wie ich ihn kannte, stützt sich nun wimmernd an ein grün-blaues Bett. Das sollte ich später notieren.
Der Kittelträger schleicht sich an der Wand entlang in die Nähe der Tür, also in die Nähe von mir.
Wie ein Blitz zeige ich den Ort von Knirscher direkt auf ihn.
„Der hat dir nichts getan.“ spricht Ika. „Lass ihn durch.“ Weiterhin zeigt Knirscher auf ihn, doch ich mache den Weg frei.
Die Tür öffnet und schließt sich rasant. Sofort schmeiße ich den nächstgelegenen Schrank vor die Tür.
„Was ist das hier? Du tötest mich und stirbst dann auch? Bist du so von Rache zerfressen?“
„Ich töte dich und komme hier raus.“ antworte ich stumpf.
„Rhelia schafft es vielleicht, ich liebe sie, so wie du auch Brigitte geliebt hast. Wir halten es geheim. Sie ist eine Herrscherin, ich nur ein Menschen-Metzger. Das hätte nicht funktioniert in der Öffentlichkeit. So wie bei dir, du bist ein Schlächter, sie war eine „Göttin“, so hast du es genannt. Godrick...“ Ikasirus Gesicht ist zornig und voller Tränen.
„Ich werde sie noch erleben, lass mich dich zu Brigitte bringen.“ Er zieht einen kleinen juwelenverzierten Dolch aus der Scheide.
Das Licht das durch das Fenster strahlt lässt seine Aufrechte Statur wie einen Schatten wirken.
Ich stelle mich in die Position vom Tag. Ikasirus weiß das er verlieren wird, er weint immer noch.
Er wendet sich nochmal zu Rhelia, hält ihre Hand und flüstert etwas. Darauf hin stürmt er auf mich los.
Zu seinem Schnitt kommt er nicht, Knrischer frisst sich in sein Schulter bevor er überhaupt in Reichweite ist. Knirscher befreit sich aus der tiefen Fleischwunde, und sticht sich in den Solarplexus.
Ikasirus keucht und blickt mich schockiert an. Sein Gesicht ist voller Schmerzen und Trauer.
„Rhelia...“ ich stoße ihn mit einem Tritt von der Klinge. Seine Leiche verursacht eine immer größere Blutlache die in die Backsteinmuster einsickert. Knirscher macht sich sauber an seinem Pelzmantel.
An der Tür wird auf einmal heftig gerüttelt. „Meister! Was ist da drin los?“ höre ich dumpf.
Ich schaue zu Rhelia und wieder runter zu Ikasirus. Ich fühle nichts mehr, nur noch Zorn...

Mit einem starken Tritt zerschmettere ich die Tür. Die ersten zwei Wachen schlitze ich mit einem einfachen unteren Zwerchhau auf. Ich gehe den Gang entlang in einem schnellen Marsch.
Die nächste Hellebarde wird durch ein Abraisen nach unten gedrückt und ein folgender Scheitelhau erledigt den Kopf des Trägers. Warmes Blut spritzt mir ins Gesicht als ich die nächsten drei Wachen niederstrecke.
Ich weiß nicht wo ich hier bin, das ist höher im Labyrinth der Arena. Ich versuche einem Windzug zu folgen. Alles riecht nach Blut.
„Hiiiiyahhh!“ eine einzelne Wache stürmt mir entgegen. Das Schwert über seinem Kopf und der Decke schleifend. Er versucht einen schlechten Scheitelhau den ich durch einen Kron abblocke und ein gefolgter Kronhau sich in den Kopf der Wache bohrt. Inzwischen höre ich schon zu viele Rüstungen.
Mein Atem ist schwer und stoßweise, ich marschiere den Weg entlang wo die Wache her kam.
Licht am Ende des Ganges, ich sprinte etwas schneller. Das Licht offenbart sich als die Arena, ich stehe auf dem Bereich wo normalerweise Rhelia sitzt und das Spektakel begutachtet. Ich lehne mich über das Geländer, nichts los und die Sonne zeigt nur noch die letzten Strahlen und hinter mir wieder nur schallende Rüstungen.
Ich springe vom Geländer runter zum Zuschauerbereich, und etwas weiter vorne nochmal runter auf den sandigen Boden der Arena. Preschend bringen mich meine Beine vorwärts zum „Eingang“ der Arena.
„Godrick, hallo.“ Die Stimme schon wieder.
„Ich dachte mir, das ist doch ein passender Ort für dich zum sterben.“ spricht Kilhu hinter mir.
„Sirus, wollte dich ständig lebend, aber mich hat es interessiert wie gut du wirklich bist. Du kennst die Schule von Wendel, nicht? Ich hatte 99 Punkte beim Abschluss, den 1 Punkt bekam ich nicht, weißt du warum?“ Er kriegt keine Antwort, stattdessen geht Knirscher schon mal in den Alber.
„Zu brutal und unpragmatisch zum Ende.“ Ich sehe weder sein Grinsen noch interessiert es mich.
Der vermummte Mann in seiner schwarzen Lederrüstung und seinen zwei Scimitars steht vor mit in einer mir unbekannten Kampfhaltung. Seine roten Augen blitzen.
Knirscher ruht sich mit der Spitze auf dem Sand aus.
Kilhu nähert sich langsam, meine Reichweite macht ihm etwas Angst. Er hebt seinen Arm als würde er eine seine Waffen auf mich schmeißen, ich ändere meine Haltung zum vom Tag. Drauf hin wechselt Kilhu wieder seine Strategie und schlägt nun weit ausholender zu, die eine Klinge blocke ich ab doch die zweite schneidet mir in den Arm. Ich versuche ihn mit einem schnellen Hieb noch zu erwischen doch er duckt sich blitzartig drunter und verpasst mir zwei Schnitte am linken Bein und rollt sich direkt zurück, nur um dann doch seine Klinge nach mir zu schmeißen der ich im letzten Moment ausweiche.
Doch das Ausweichen bringt mir nur wieder einen Schnitt am anderen Arm ein.
Nun rollt er sich nach vorne und hebt beim rollen sein zweites Scimitar wieder auf.
Er wechselt seine Kampfhaltung wieder zu etwas was ich nicht kenne.
Ich presche vor mit einem schnellen Zornhau, doch Knirscher verklemmt sich irgendwie in seinen Klingen und Kilhu verpasst mir wie auch immer einen Kreuzhieb in die Brust und entfernt sich wieder
Die sechs Schnitte machen mich wütend, sie waren unnötig.
Diesmal nähere ich mich im Ochs und wechsele stetig zum Pflug rüber. Als ich wider im Ochs bin wage ich ein Unterhau, treffe aber nicht, gefolgt von eine Riposte, wieder daneben, gefolgt von einem verfliegen und weitem Zornhau. Nichts getroffen, und Kilhu steht das als wäre nichts.
„Guter Versuch.“ er stürmt auf mich zu, wirft im Lauf wieder eine Klinge der ich ausweiche, der Schnitt der Ersatzklinge trifft mich stechend. Direkt in die Seite auf eine alte Wunde. Meine Beine halten mich nicht vor Schmerz und gehe zu Boden stützend auf Knirscher.
Kilhu nähert sich was man daran merkt das er die letzten Sonnenstrahlen verdeckt und mich in ihren Schatten wirft.
„Das war peinlich. Ich dachte da wäre mehr.“ Er schlägt mir mit der stumpfen Seite hart auf den Kopf das ich ganz zu Boden gehe. Es wäre zu schön wenn er mich jetzt töten würde. Ich sammel viel Zorn ihn mir auf, die arrogante Art von Kilhu, das Geflehne von Ikasirus und die tölpelhaften Wachen. Ich brodel innerlich wie ein Vulkan.
„Bringen wir das zu Ende, seien wir mal...pragmatisch.“ Er holt aus, das spüre ich.
Es entlöst sich eine gewaltige Energie aus mir, das eine Spirituaimpuls hervorruft und Kilhu gegen die nächste Wand schlägt. Ich reagiere schnell, stehe auf und verursache einen weiteren Impuls der mich in die Luft schleudert Richtung Kilhu der nahe der Wand liegt. Knirscher rammt sich tief durch Kilhu bis in den Boden, dann reißt sich Knirscher wie eine Säge hoch so das die obere Hälfte von Kilhu mit dem Boden geteilt wird. Die dunkle Lederrüstung, getränkt im Blut, Fleischresten und Gedärmen liegt einfach nur dort. Endlich hält er die Klappe.
Dort ist der Ausgang. Ich wische mir noch das ganze Blut aus dem Gesicht und gehe los. Knirscher bleibt gezückt, so laufe ich an den den ersten Gebäuden vorbei. Die Leute die noch rumlaufen, restliche Einläufe erledigen, romantische Spaziergänge unternehmen, schauen mich verängstigt an, verängstigter als sonst. Das heimst mir bestimmt einen neuen Titel ein. Godrick, der Blutige, der Rote, Menschenschlächter und so weiter.
Selbst Wachen trauen sich nicht in meinen Weg zu stellen. Das ich auf den Weg zum Ausgangstor bin, hoffen sie das sich das Problem von selbst löst.

Am Stadttor gehe ich wieder ohne Probleme an den Wachen vorbei. Sobald ich ausser Sichtweite der Wachen war und in den kleinen Hütten vor den Mauern versteckt habe beruhigt sich Knirscher.
Es fühlt sich gut an, Ikasirus, Kilhu sie sind tot. Es fühlt sich an als wäre Hondal tot.
Ich gehe einfach weiter, völlig neben mir bis ich außerhalb der Zivilisation war, in einem kleinen Wald. Wie lang ich gelaufen war weiß ich garnicht, es ist aber Nacht.
Ich laufe noch ein Stück weiter, den ich höre Geplätscher von Wasser. Dort ist ein kleiner Bach, das Wasser ist eiskalt, aber so wäscht sich das ganze Blut raus.
Faal sosin se laas!

Ryokina
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Ryokina »

Sasquehama

Nachdem ich gegessen habe, erhebe ich mich und gehe zurück zu den Öfen. Wo der Junge hin ist, konnte mir keiner sagen, aber der wird wohl schon wieder auftauchen. Ich lege mich wieder wie zuvor oben auf den Rohren hin und rutsche auf dem Bauch nach vorne, um die beste Position zwischen den beiden Öfen zu finden. Als ich sie ins Auge gefasst haben, rutsche ich an den Rand, drücke mich ab und lasse mich langsam nach unten gleiten. Ein dumpfes Geräusch ist zu hören, als ich am Boden aufkomme, doch die beiden Mechanikerinnen sind gerade fleißig am Werkeln, sodass sie es nicht bemerken. Dann schiebe ich mich wieder an der Wand entlang zwischen die zwei Öfen. Ich lege mich auf den Rücken, lege eine Hand an jeden Ofen und schließe die Augen. Meine Fingerspitzen kitzeln unter der sanften Wärme des Feuers und ich spüre die zwei Kerne der Wärme über mir. Ich konzentriere mich, hole tief Luft und entziehe dem Raum um mich herum Wärme, um damit die Feuer zu füttern und größer zu machen. Langsam vergrößern sie sich, doch ich spüre auch, wie sie nach mehr Nahrung verlangen. Es tut mir leid, aber die kann ich den Feuern nicht geben. Also erhalte ich sie aus meiner eigenen Kraft heraus, damit sie nicht nachgeben. Schließlich, ich weiß nicht, wieviel Zeit schon vergangen ist, geben meine Arme die Kraft auf. Sie die ganze Zeit nach oben zu strecken, ist zu anstrengend. Also öffne ich die Augen. Über mir verläuft ein Rohr. Nun, indirekt werde ich nicht ganz so effizient sein, aber immerhin kann ich so weiterarbeiten. Ich erhebe mich vorsichtig und stütze mich dabei an einem der Öfen ab, denn meine Beine zittern schon von der Anstrengung. Dann greife ich nach dem Rohr und ziehe mich hinauf. Ich lege mich wieder hin, umarme das Rohr, um nicht herab zu fallen und mache weiter. Die Zeit vergeht und mit jeder Minute, die voranschreitet, wird meine Kraft weniger und ich müder. Schließlich versinke ich in eine Art Halbschlaf, alles, was ich noch vor Augen habe, sind die beiden Wärmekerne, die stetig weiter nach Nahrung verlangen, doch sie nicht bekommen. Ich spüre, wie mir Schweiß die Stirn herabläuft und mein Atem angestrengter wird. Hoffentlich kommt bald Elevyn, um mich abzulösen.

Erst als mich eine Hand am Arm berührt, schrecke ich aus meinem Halbschlaf hoch. Reflexartig ziehe ich die Arme von dem Rohr, drehe mich auf den Rücken und greife nach meinem Falchion, als ich der anderen Elfe in die Augen blicke. Ach, sie ist es. Ich nehme die Hand wieder vom Falchion und setze mich mit Mühe auf. Hinter mir spüre ich, wie die Flammen wieder kleiner werden, nun da sie nicht mehr durch meine Kraft gespeist werden. Nun, da mein Adrenalin sich wieder von der kleinen Aufregung senkt, bricht die bleierne Schwere über meinen Körper herein und ich spüre, wie trocken mein Hals ist. Die Elfe hält mir einen Trinkschlauch entgegen. „Danke“, krächze ich und nehme ihn zitternd entgegen. Ich versuche mich zusammen zu reißen, damit sie nicht merkt, wie viel Kraft mich das gekostet hat, doch ich ahne, dass das nicht mehr möglich ist in meinem Zustand. Ich lege den Trinkschlauch an den Mund an und trinke vorsichtig. Trink nicht zu viel auf einmal, erinnere ich mich an die Worte meiner Mutter von früher. Wenn dein Körper dehydriert ist, wird er viel Wasser wollen. Aber er wird es nicht vertragen. Merk dir das, wenn du in eine Situation kommst, in der du lange nichts getrunken hast. Das hat sie mir beigebracht, bevor ich auf meinen ersten Auftrag gegangen bin. Ich musste durch die Berge reisen und es gab damals viele Gerüchte von Wanderern, die ausgeraubt wurden. Damals traf es mich zum Glück nicht, jetzt bin ich ihr für ihre Worte dankbar.

„Brauchst du die Ablösung?“, reißen mich die Worte der Elfe wieder aus meinen Gedanken. Natürlich brauche ich eine Ablösung, was für eine Frage! Ich blicke sie kurz an und überlege. Lange halte ich hier nicht mehr aus, dass ist offensichtlich, doch Schwäche zuzugeben bei einer Elfe, deren Motive ich nicht kenne, wäre eine dumme Idee. „Ja.“, sage ich schließlich und füge als scheinbaren Grund hinzu: „Mein Magen knurrt schon.“ Das lässt sie sich nicht zweimal sagen, zwei Sekunden später ist sie schon wieder auf dem Weg zurück, um Elevyn zu holen. Beeindruckend, wie motiviert die Jungspunde von heute noch sind. Kaum ist sie außer Sichtweite, lasse ich mich nach hinten fallen, die Augen geschlossen. Es dauert keine zwei Sekunden, bis mein Atem ruhiger wird und ich langsam im Schlaf versinke.

Erneut ist es eine Berührung am Arm, die mich aufwachen lässt. Die andere Elfe kniet bei mir und sagt, dass sie Elevyn das Rohr gezeigt hat. Dann hält sie mir eine Hand hin. Ich nehme sie widerspruchslos und lasse mir von ihr über die Rohre helfen. Ich habe nicht mehr die Kraft es selbst zu tun. Nur ein kleiner Funken Ärger spiegelt sich in meinen Augen wider, darüber, dass ich nun doch Schwäche zeigen muss, weil ich geschlafen habe. Wir gehen zurück zum Versteck und ich setze mich, mit dem Rücken an die Wand gelehnt hin. Von der Elfe lasse ich mir noch ein paar weitere Schlucke Wasser geben, dann greife ich unter mein Hemd und ziehe das Trockenfleisch hervor. Gierig beiße ich hinein. „Sag mal, wie heißt du eigentlich?“, fragt mich schließlich die Elfe und ich starre sie einen Moment misstrauisch an. Warum will sie das wissen? Wer den Namen kennt, kann einen auch verraten. Aber sie wirkt nicht so, als hätte sie das vor. Ganz davon abgesehen, dass sie zu viel angestellt hat, um selbst ungestraft davon zu kommen und es momentan keine Gefahr gibt, die sie zu einem Überläufer machen könnte.
„Sasquehama“, antworte ich also schließlich ehrlich und frage dann: „Und was ist dein Name?“ „Rael“, kommt die Antwort und ich nicke nur. „Also dann, Rael, danke für das Wasser.“ Ich esse weiter und wir unterhalten uns noch ein wenig, dann sage ich, dass ich gerne ein wenig schlafen würde und sie gewährt mir meine Bitte.
Einige Stunden später weckt mich die Elfe wieder. „Lass uns nach Elevyn sehen“, sagt sie und ich erhebe mich nickend. Kurz lockere ich meine Gelenke, um sie von ihrer Schläfrigkeit zu befreien. Immerhin fühlen sie sich nicht mehr ganz so bleiern an, auch wenn mein Geist dafür noch nicht ganz wach ist. Ich folge der Elfe schweigsam, während ich langsam wach werde und wir sind schon fast bei den Öfen, als sich der Boden vor meinen Füßen plötzlich verdunkelt. „Hey, was macht ihr da?!“, ruft eine der beiden Frauen wütend. Langsam erhebe ich mich und blicke ihr ins Gesicht. „Nun, wir sorgen dafür, dass das Schiff nicht abstürzt“, erkläre ich ihr ruhig und starre sie eiskalt an. Sie soll sich nicht beschweren. Dank uns lebt sie noch, naja wesentlich dank mir. Ich habe vorhin immerhin nahezu meinen gesamten Energievorrat von einem Tag aufgebraucht, um ihr Feuer anzuheizen. Sie starrt uns nur an und stammelt vor sich hin. Ein selbstzufriedenes Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht. Schön, dass ich selbst in meinem verschlafenen Zustand Leute noch so gut irritieren kann. „Ihr… wer… wer seid ihr?“ Ich bin gerade am überlegen, welche, möglichst intellektuelle, Antwort ich der Frau geben könnte, als Rael sich einschaltet. Als sie der Frau erklärt, dass wir blinde Passagiere sind, seufze ich leise. Elfe, sowas sagt man doch nicht! Aber gut, nun sind wir tatsächlich in Erklärungsnot, denn die Frauen wollen wissen, wie wir das Feuer angeheizt bekommen haben. Dabei werde ich plötzlich zu einer fähigen Magierin. Soso, interessant. Plötzlich gibt es einen Ruck und mein selbstzufriedener Blick verschwindet aus meinem Gesicht, als ich mit einem dumpfen Schlag gegen einen der Ofen fliege. Ich beiße die Zähne zusammen. Verdammt, ich war wohl geistig noch nicht wach genug! Wenn das so weiter geht, habe ich ein Problem. Ich kann mich nicht die ganze Zeit schneller verletzen, als meine Wunden heilen.

Die eine der Frauen redet irgendetwas davon, dass wir schneller geworden seien und ich blicke sie fragend an, während ich mich wieder aufrichte. Die Frauen reden vor sich hin, von der Hammerburg und dass wir unter Beschuss stehen. Langsam dämmert mir, was genau passiert ist. „Höhe, wir brauchen Höhe!“, ruft schließlich eine der Frauen und ich springe zügig zwischen die Öfen. Mein Rücken schmerzt noch von dem Aufprall und eigentlich habe ich auch nicht mehr so viel Energie übrig, doch das Geräusch von weiteren Einschlägen unter uns treibt mich an. Schnell lege ich meine Hände auf die Öfen und schließe die Augen, um das Feuer weiter zu kanalisieren. Jetzt geht es leichter, denn Elevyn versorgt die Feuer mit Luft und so muss ich sie nicht aus meiner eigenen Kraft ernähren. Ich spüre, wie sie aufflammen und größer werden unter meinem Einfluss und langsam eine Kraft nach unten auf meinen Körper einwirkt, ähnlich wie bei dem Start des Luftschiffs. Wir scheinen zu steigen. Ich konzentriere mich auf die Flammen und auf mein Gleichgewicht, während wir die Flammen weiter einheizen. Immer wieder hören wir dumpfe Schläge und das Schiff ruckelt. Ein weiterer Schlag ertönt und ich verliere das Gleichgewicht. Ich starre die Öfen an, die vor mir stehen und sitze dort. Ich kann die Erschöpfung noch immer spüren. Es reicht nicht… wenn ich jetzt weitermache, wer weiß, was dann passiert. Ein weiterer Schlag ertönt und das ganze Schiff erzittert. Andererseits. Wenn das Schiff abstürzt, dann wars das. Und das wäre ein echt dämlicher Tod. Ich reiße mich zusammen und drücke mich vom Boden ab. Also los, weiter geht’s. Erneut schließe ich die Augen und das Feuer wächst und wächst. Schweiß steht mir auf der Stirn, während ich gemeinsam mit Elevyn versuche, das Schiff möglichst schnell nach oben zu treiben. Wer weiß, wie viele Schüsse das Schiff aushält. Ich senke den Kopf, um meine Erschöpfung zu verdecken. Mit jedem weiteren Einschlag werde ich unruhiger. Wir müssen das schaffen!

Schließlich wird es still. Ich warte, zähle die Sekunden, doch kein Einschlag ertönt mehr. Ich blicke auf. „Wir haben es geschafft!“, ruft die eine der Mechanikerinnen und sie fallen sich in die Arme. „Und ich dachte schon es wäre aus mit uns“, murmelt die andere und ich werfe ihnen nur einen Seitenblick zu, während ich die Feuer weiter füttere, damit wir nicht absinken. Wer hat das ganze Schiff nochmal falsch konzipiert? Als wir schließlich hoch genug sind, überlasse ich Elevyn die Arbeit und trete hinter den Öfen hervor. Erschöpft setze ich mich auf ein Metallrohr und blicke zu den Mechanikerinnen. Moment mal… Hier fehlt doch jemand… „Wo ist die andere Elfe?“, frage ich die dickere der beiden. Sie kratzt sich am Kopf. „Keine Ahnung, die ist plötzlich einfach weggerannt“, murmelt sie. „Dann geh und finde sie!“, fahre ich sie gereizt an und sie nickt nur und läuft eilig davon. Ich blicke zu der anderen Frau. „Ich brauche Wasser“, murre ich wütend und sie scheint zu verstehen. Auch sie eilt davon und endlich habe ich einen Moment für mich. Ich werfe den Kopf in den Nacken und starre an die Decke. Scheiße, war das anstrengend. Scheiße. Ich schließe die Augen und versuche mich zu beruhigen. Das kann ich nicht nochmal machen. Sonst breche ich zusammen, das ist klar. Ich warte. Die eine der Frauen kommt zurück und reicht mir etwas zu trinken. Ich nehme es und trinke ein paar Schluck, dann gebe ich ihn ihr zurück und sage ihr, dass sie ihn Elevyn geben soll. Als sie zurückgekehrt ist, mustere ich sie nachdenklich.

„Ihr seid also blinde Passagiere“, stellt sie fest und ich nicke.

„So siehts wohl aus. Und das werden wir auch bleiben.“

„Als Arbeiter auf diesem Schiff ist es eigentlich unsere Pflicht euch dem Kapitän zu melden…“ Ich unterbreche sie und mein Blick durchbohrt sie.

„EIGENTLICH. Und das bleibt auch so. Wenn ihr uns verpfeift, werdet ihr abstürzen, das weißt du hoffentlich. Ihr schweigt über unsere Anwesenheit und gebt uns Essen, wenn wir hier sind, um zu heizen. Niemand wird je erfahren, dass wir hier waren. Verstanden?“ Meine Hand fährt zu meinem Falchion und ich starre sie bedrohlich an.

„J…ja“, murmelt sie und ich mustere ihren Gesichtsausdruck. Er sieht ehrlich aus, wenn auch etwas ängstlich. Gut. Ich nehme die Hand von meinem Falchion. Dann warte ich, bis die Frau schließlich mit Rael zurückkommt. Sie sieht betrübt aus, denn sie schleicht nur hinter der Handwerkerin her und starrt auf den Boden. Ich seufze leise. Na toll. Noch ein Problem mehr. Ich stehe auf, greife Rael am Arm und wende mich den beiden zu. „Wagt es nicht uns zu folgen. Bis später.“ Dann ziehe ich Rael hinter mir her zum Versteck. Dabei nehmen wir einen kurzen Umweg, damit die Frauen unser Versteck wirklich nicht finden können. Rael setzt sich hin und ich lehne mich wieder an die Wand. Während ich sie beobachte, friemel ich an den Gurten meiner Falchion und lege sie ab. Ich sollte die Frauen vielleicht auch nach einem kalt-nassen Tuch fragen. Mein Rücken fühlt sich geprellt an.

Stille. „Ist alles in Ordnung?“ Offensichtlich ja nicht, aber gut. So sind eben die kommunikativen Gewohnheiten von uns Lebewesen. Die Elfe nickt. Sicher… Ich beiße in mein Trockenfleisch und frage dann beim Kauen etwas forsch: „Was ist dein Problem? Wir leben doch noch.“ „Mh.“ Grrmpfh, diese Elfe macht mich aggressiv. Ich räuspere mich laut und werfe ihr einen genervten Blick zu. Sie blickt zurück und schweigt. Ich seufze. Also gut, dann funktioniert wohl nur die freundliche Version. Ich reiße mich zusammen, setze ein freundliches Gesicht auf und ziehe etwas Trockenfleisch aus meinem Oberteil hervor.

„Hier, nimm.“ Endlich kommt Rael aus ihrem depressiven Moment heraus. Überrascht blickt sie auf das Fleisch, nimmt es, und verschlingt es gerade zu. Erleichtert atme ich aus. Und ich hatte schon Sorge das wäre was Ernsteres.

„Besser?“ Ich muss lächeln. Essen hilft doch immer gegen schlechte Laune. Die Elfe grinst. „Ja.“ Perfekt. „Gut“, antworte ich bloß und beiße erneut in mein Trockenfleisch, während ich mir ein Schmunzeln verkneife. Wir essen eine Weile und ich beobachte die Elfe dabei. Umso länger wir essen, umso entspannter wird sie wieder. Schließlich scheint sie ihre Gedanken wieder auf andere Sachen richten zu können, als ihr seelisches Leid.

„Wissen die, wie lange wir noch unterwegs sind?“, fragt sie mich und ich nicke kurz. „Die Maschinenfrauen meinten es wird noch etwa 1 ½ Tage dauern. Außerdem habe ich mit ihnen verhandelt, dass sie uns nicht verpfeifen, wenn wir das Schiff oben halten.“ Naja. Verhandelt trifft es nicht ganz. Beim Gedanken noch einmal die Feuer aus meiner Kraft nähren zu müssen, flimmert ein Hauch von Erschöpfung über mein Gesicht. Nicht drüber nachdenken, das hilft jetzt nicht. Nach dem Schlaf sieht die Welt schon wieder anders aus.

„Das habe ich mir einfacher vorgestellt“, murmelt die Elfe. Den Kopf nun gegen die Wand gelehnt. „Was?“
„Na, wir mussten irgendwohin. Das Schiff sah doch einladen aus.“ Ein schwaches Lächeln zeigt sich auf ihren Lippen. Ach davon redet sie also. Davon sich auf dem Schiff zu verstecken. Ja, wirklich eine super Idee… Was hatte sie erwartet? Ich vergaß wohl, mit welchen Grünnasen ich hier feststecke.

„Wirklich, ganz tolle Idee…“ Ich verdrehe die Augen und schweige. Dann merke ich, dass ich sie vielleicht nicht ganz so viel kritisieren sollte, immerhin hat sie mir heute geholfen und es ist gut, wenn sie bei Laune bleibt, also füge ich hinzu: „Naja, wenigstens können wir so Elevyns Schwester befreien. Etwas Gutes hat es also.“
„Hey, wir sind doch den Wachen entkommen. Was wäre denn dein Vorschlag gewesen?“

„Gar nicht erst zum Luftschiff laufen.“ Ich lache. „Aber vielleicht habe ich da auch zu viel von euch erwartet.“ Okay, ja, ich weiß. Nicht hilfreich und auch nicht förderlich. Aber den Kommentar konnte ich mir nun echt nicht verkneifen. Die Elfe quittiert mir das, indem sie nun ihrerseits die Augen verdreht. „Was? Du kannst nicht behaupten, dass das eine Glanzleistung von euch war.“ Sie glaubt doch nicht ernsthaft, dass das ganze jemals eine gute Idee war? Ich hätte ihnen gar nicht erst folgen sollen. Aber ich wollte sie auch nicht einfach ins Messer laufen lassen. Gut, dass ich hinterher bin, sonst wäre das Schiff wohl hoffnungslos abgesunken. Alleine hätte Elevyn es nicht versorgen können.

„Ach komm, wenn das Schiff fliegen könnte, dann wäre das doch die Flucht des Jahrhunderts gewesen.“ Blöd nur, dass niemand davon erfahren würde. Wenn sie so erfolgreich wäre…
„Und was genau ist dein Plan, wie wir hier unbemerkt auch wieder HERUNTERkommen?“, frage ich sie. Jetzt bin ich gespannt, was die Elfe darauf zu sagen hat.

„Improvisieren.“ Ich fasse es nicht. Wie kann man nur alles so kopflos machen?
„Soso. Dann hoffe ich, dass wir bei dieser Improvisation nicht noch ein Teammitglied verlieren.“ Skeptisch ziehe ich eine Augenbraue nach oben und mustere Rael kritisch, doch sie stoppt mich mit etwas ganz anderem in meiner Kritik. Sie redet von dem Jungen. Interessant…

„Ich habe Kanon gesucht, aber ihn nirgends gefunden. Ich hoffe er ist nicht vom Schiff gefallen.“ Ich schnaube verächtlich.

„Also wenn er das geschafft hat, dann will ich echt nicht wissen, was in seinem Kopf los ist.“
„Aber hier ist er nicht. Außer er ist bei den Gefangenen, da kam ich nicht rein!“ Gut, dass du dann auch wirklich nicht reingegangen bist. Man weiß ja nie.

„Wenn das der Fall ist, müssen wir auf jeden Fall vorsichtig sein. Wir wissen nicht, ob irgendeiner Wache irgendwann auffällt, dass sie plötzlich einen Gefangenen mehr haben.“

„Oder die Wachen haben ihn da reingesteckt.“ Das macht es nicht besser. Ich bin gerade dabei, eine genervte Antwort zu geben, doch die Elfe sieht es schon kommen und zuckt nur mit den Achseln.

„Ich glaube wir sollten aufhören uns gegenseitig auf die Schuhe zu treten. Lass uns einfach zusammenarbeiten und hier rauskommen.“ Sie grinst mich herausfordern an. Hmpf, der Punkt geht an sie. Doch das zeige ich natürlich nicht. Stattdessen begegne ich ihrem Blick kühl und schweige. 1, 2, dann nicke ich. „Klingt machbar.“ Dann schweige ich wieder. Die Elfe scheint das zu freuen, denn ein triumphierender Blick zeigt sich auf ihrem Gesicht, während sie sich aufsetzt.

„Also. Du bist die mit den Plänen. Wie holen wir die Gefangenen denn da raus?“ Ach… So läuft das also.
„Du willst alle Gefangenen daraus holen? Hm… Was haben deine Schatten so drauf? Können sie Menschen blind machen?“ Ein Plan beginnt in mir zu reifen. Sie starrt mich entsetzt an.

„ALLE? Das war jetzt nicht mein Plan.“ Dann fügt sie süffisant hinzu: „Aber wenn du darauf bestehst…“ Okay, gut. Ich meine, wenn dann ganz. Es wäre auch halsbrecherischer gewesen einzelne Gefangene herauszufischen, anstatt gleich die ganze Bande mitzunehmen. „Ich kann Menschen schon blind machen, aber nur wenn es bereits düster ist. Ich kann strahlende Lichter nicht verdunkeln“, erklärt sie und ihr Gesicht wird wieder düster. Okay, ich verstehe. Wunder Punkt.

„Okay. Helfen dir Schlagschatten?“ „Schatten von Gebäuden kann man zur Deckung nutzen, aber wenn es außenherum zu hell ist, kann ich niemanden darin blenden. Das Licht von außen ist zu stark.“ Ich nicke. „Ich verstehe.“ Dann schweige ich kurz und denke nach, ehe ich ansetze:

„Also gut, hör zu, der Plan ist folgender…“ „Das könnte funktionieren, aber wir müssen schnell sein.“ „Das sollte für dich ja kein Problem sein, oder?“ „Nein, das nicht.“ „Also. Wenn wir das geschafft haben, dann…“, ich erkläre unser weiteres Vorgehen. „Ein guter Plan, das gefällt mir. Könnte fast von mir stammen.“ Ich halte inne und ziehe eine Augenbraue hoch. „Willst du damit sagen, er ist schlecht durchdacht?“ „Niemals. Ich würde es genauso machen.“ Ich höre doch etwas Ironie in ihrer Stimme. Mh. „Also gut. Für den zweiten Teil des Plans überlege ich mir noch etwas. Es wäre praktisch zu wissen, wer die Gefangenen empfängt und wo. Aber gut, das lässt sich wohl nicht herausfinden. Oder?“ Ich sehe die Elfe fragend an und warte auf ihre Antwort. „Also ich wüsste nicht wie…“, murmelt sie und ich verdrehe nur die Augen. Ernsthaft?

„Naja… Man könnte doch ein paar Wachen belauschen.“ „Ah, du hast gute Ideen, das gefällt mir!“, erwidert Rael und scheint immer noch nicht ganz zu verstehen. Ich seufze leise und werfe ihr jetzt einen demonstrativen Blick zu.

„Also, wäre das möglich?“ Endlich begreift sie. Die Elfe grinst und nickt. „So gut wie erledigt.“ „Perfekt“, murmele ich, dann beiße ich in mein Trockenfleisch und lehne meinen Kopf an die Wand.

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Emizel

Während ich in den Himmel starre knurrt mir der Magen. Ich habe noch gar nichts zu Abend gegessen.
Ein leichter kalter Wind weht durch die Gänge, er zerrt an meiner Kleidung und will mich mit in die Dunkelhet ziehen.
Wenn man wahnsinnig wäre, könnte man meinen eine traurige Seele sucht nach der Wärme eines Menschen und wenn es nicht anders geht dann mit Gewalt!
Ich öffne die Tür, der Duft von geräuchertem Lammfleisch und kochender Gemüsesuppe steigt mir in die Nase. Die Wärme des Speisesaals fliegt an mir vorbei,
der kalte Hauch des Windes lässt gleichzeitig von mir ab und weicht zurück.
Wenn man wahnsinnig wäre....

Es sind einige Mönche, Nonnen und andere Menschen im Saal versammelt aber die meisten scheinen schon gegessen zu haben.
Eine Küchenmagd trägt ein Tablett mit Krügen und konnte das Gleichgewicht kaum noch halten. Noch bevor sie fiel half ich ihr aufrecht zu stehen.
"Danke sehr!", sagt sie und macht sich davon. Kurz danach dreh ich mich um und komme fast gegen einen jungen Mann mit langen Haaren, diese zu einem Pferdeschwanz
gebunden worden sind, in die Presche. "Oh Verzeihung, ich habe kurz nicht aufgepasst.", entschuldige ich mich diesmal.
Witzig wäre es gewesen wenn nun er gegen jemanden kracht und dieser gegen einen anderen kracht, ein Dominoeffekt halt. Aber so ein Glück haben wir wohl nicht.
"....mein Lieblingsspielgefährt ist wohl auch schon gegangen?", stelle ich enttäuscht fest. Auf ein Spiel hätte ich jetzt richtig Lust, leider muss das wohl noch warten.

"Guter Mann! Bitte etwas von der Suppe und dem Lammfleisch!" Der Koch ist so breit wie ein Schrank, sein Gesicht ist mit einer Brandnarbe gezeichnet- wahrscheinlich ein Unfall in der Küche.
Leicht lächelnd schiebt er mir eine Schüssel mit der meiner Bestellung und verschwindet wieder schweigend.
Die Leute hier sind aber sehr gesprächig heute...oder kommt es mir nur so vor, dass einige mich meiden? Schulterzuckend fang ich an zu essen.
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Emizel

"B-bitte, lasst mich gehen!", fleht sie mich an. Ich presse sie an die Wand in einer dunklen Ecke, ganz nah an ihr sodass wir uns nurnoch
in unsere Augen blicken können. Ein sanftes grün mit einem braunen Fleck im linken Auge, wie das Grün einer schönen Wiese im Frühling. Ihr Atem ist ganz flach und kurz.
Zitternd versucht sie sich zu wehren. "Bitte, nur einmal.", flüster ich in ihr Ohr. "Vielleicht gefällt es dir ja auch?" Vergeblich, sie hat eingesehen dass sie keine Chance gegen mich hat.
Ich presse meinen Körper an ihren bis ich ihren Herzschlag an meiner Brust fühle. Nun ist sie mein! "Du wirst es nicht bereuen, meine Liebe..."

Später im Zimmer...

"wieso? Wie konnte das passieren?!", stellt sie entsetzt fest.
"Du bist selbst schuld, wenn du so leicht zu durchschauen bist!", antworte ich ihr und lege die Karten auf den Tisch. "Mau-Mau!", rufe ich.
Schon wieder habe ich gewonnen aber einpaar Mal verloren. Meine Gegenspielerin ist in Kartenspielen mittelmäßig, dennoch macht es mir ihr Spaß.
"Du bist so hinterlistig!" Ich hebe den Zeigefinger. "Na na! Ich dachte Nonnen fluchen nicht?" und grinse dabei gehässig. Ich mische die Karten erneut und verteile sie an uns beide.
"In diesem Fall ist es so als würde ich gegen Sazciel, den Trügerischen und Dämon der Habgier, spielen." Keine Ahnung wieso, aber meine Ohren haben gerade gezuckt- wie wenn eine Katze ein Geräusch aus einer unbekannten Ecke hört und lauscht, ob es noch da ist.
"Sazciel? Ein komischer Name. In eurer Religion haben aber auch selbst Engel merkwürdige Namen, oder? Doch "der Trügerische" gefällt mir, muss ich gestehn."
Sie kichert. "Im Gegensatz zu Sazciel seht ihr viel charmanter aus. Dieser Dämon hat die Form eines Menschen mit gekrümmten Rückens. Er trägt eine Maske, was sein wahres Gesicht verbirgt; ein Gewand mit Löchern, die eines Bettlers ähnlich und mit Knochen seiner Opfer befestigt; und hält in seinen Händen einen Spiegel.", eklärt sie.
Ich schau auf. "Wieso einen Spiegel? Er kann sich doch nicht anschauen wenn er die Maske aufhat." Diese Beschreibung ist merkrwürdig. Die junge Nonne zieht eine Karte und überlegt kurz bis sie dann eine andere Karte verdeckt ablegt.
"Der Spiegel ist nicht für ihn gedacht. Dieser Spiegel sperrt seine Opfer in eine Art Traumwelt und saugt dann langsam, ohne dass sie es merken, ihre Seele aus."
Dieser Gedanke, das einer jemanden in eine Traumwelt sperrt und ihn dann tötet, ist beängstigend. Moment.... mache ich nicht genau das selbe?
"Gibt es dann einen Gegensatz zu ihm? Also ich meine.. einen Engel?" frage ich nach und ziehe eine Karte. Mein Blatt scheint gut zu sein aber ich muss eine gute Karte ablegen. Nach reichlichem Überlegen leg ich die Kreuz 9 verdeckt ab.
"Einen Gegensatz... da fällt mir nix ein. Es gibt so viele Engel als auch Dämonen. Vorallem Tar ist der meist gefürchtete von allen." erzählt sie.
"hmm...", kommentiere ich, während ich ernsthaft überlege meine gewonnenen Äpfel, als Einsatz, zurückzuziehen aber dann habe ich die Partie verloren.
"Tar war dieser... Donnerteufel oder sowas? Was wäre, wenn jemand in euren Reihen, sagen wir mal ein Mönch, besitzt Blitze zu beschwören. Was wäre dann?"
Sie scheint leicht schockiert über diese Frage zu sein. "Nun ich... ich weiß es nicht genau. Die Hochrangigen entscheiden dann was zu tun ist. Ich würde mich lieber von dieser Person entfernen wollen."
Eine leichte Antwort. "Dann zeig mal was du hast!", forder ich sie auf. Gleichzeitig decken wir auf und... haben beide Gleichstand! "Die Allmutter scheint auf meiner Seite zu sein, Erbe des Sazciel!", lacht sie. Dieser Spitzname gefällt mir nicht wirklich.

Somit haben beide Spieler ihre Wetteinsätze weder verloren, noch haben sie was gewonnen. "Aber sag mal... was willst du hier denn eigentlich noch? Du hättest schon längst gehen können aber stattdessen sitzt du hier rum und drehst Däumchen." Diese unschuldigen grünen Augen funkeln mich im Kerzenschein an. Sie meint es so ernst wie sie ihre Unschuld bewahrt.
Ich lächle sie an und komme ihr etwas näher. Die junge Nonne weicht etwas zurück, doch ich nehme ihr Haar und rieche daran, während ich ihr in die Augen schaue.
"Um dir DAS zu sagen.... musst du schon gewinnen aber dein Einsatz muss gleichgültig sein..." Sie wird knallrot.
"Pass auf... sonst stehle ich, der Erbe Sacziel, ja deine Seele?" Genau in diesem Moment musste sie lachen und drückt mich wieder weg. "Schlawiner..!!", sagt sie nur.

Wenn es Dämonen nun wirklich gibt.... dann wüsste ich liebend gern eines: Welcher Dämon hat mich damals in meinen Traum heimgesucht?
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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Elias Eisenhauer
Stellfehler.

Der gigantische Arm des Telegraphenturms schwingt nach rechts. Schnell notiere ich das Signal auf dem Papier und betätige den Metallenen Hebel um den gleichen Arm an meinem Turm zu bewegen. Kaum zeigen meine Arme und Stäbe das gleiche Muster wie der Turm auf dem Berg am Horizont, bewegt dieser wieder seine Arme. Wenige Sekunden später zeigen die metallenen Stäbe ein neues Zeichen. Ich streiche das vorherige auf dem Zettel durch, es war ein korrektes Signal. Ich drehe an einem Rad und ziehe dabei ein Seil nach unten, um einen Arm des Telegraphen zu bewegen, dann verstelle ich einen Hebel und drehe das Rad in die andere Richtung um einen zweiten Arm zu bewegen. Mittlerweile bemerke ich die Anstrengung nicht einmal mehr, die das Bewegen der riesigen Metallarme erzeugt. Als ich angefangen habe in dem Turm zu arbeiten, brannten nach einigen Stunden immer meine Arme und ich betete, dass keine weiteren Nachrichten für den Rest des Tages kamen. Jetzt hoffe ich immer auf neue Nachrichten. Auch wenn ich sie nicht lesen kann, so ist es das einzige was Abwechslung hier im Turm erzeugt.

Meine Turm zeigt wieder dasselbe Symbol wie der Turm vor mir und sofort beginnt dieser seine Arme wieder zu bewegen. Seine Arme richten sich neu aus, einer fällt nach unten, dort hin, wo bei einer Uhr die sechste Zahl zu sehen würde, ein zweiter zeigt gerade nach oben. Die Finger, wie die kleineren Stäbe an den Metallarmen genannt werden, sind eingeklappt und der Bogen schließt zum unteren Arm. Das Korrekturzeichen. Diesmal streiche ich das notierte Signal nicht durch, es ist für mich bestimmt. Ich kopiere die Korrekturstellung auf meinen Turm, sodass der nächste Turm weiß, dass das letzte Zeichen falsch war und ich erwarte die nächste Stellung.

Zeichen um Zeichen sendet der Turm vor mir die Nachricht. Zeichen um Zeichen kopiere ich sie, sodass der Turm östlich von mir sie ebenfalls weitergeben kann. Die Regierung zahlt gut, obwohl die Arbeit nicht schwer ist, solange man die nötigen Muskeln in den Armen hat. Am Anfang habe ich mich gefragt, warum die Arbeit so gut bezahlt ist. Bis mein Priester mir eine wichtige Aufgabe übertrug. Er trug mir auf, die Fehlerzeichen aufzuschreiben, die der Turm vor mir sendete. Jene Zeichen, die vor der Korrekturstellung übertragen werden, sodass der nachfolgende Turm weiß, dass jemand einen Fehler gemacht hat, und das Zeichen nicht zur Nachricht gehörte. Da begriff ich, dass die Bezahlung so gut war, damit nicht ein dahergelaufener Gauner oder Spion jeden Arbeiter bestechen könnte, um die Nachrichten abzuändern oder neue Nachrichten zu senden. Ich würde mich nicht bestechen lassen, das wusste ich. Donnerstatt ist ein gutes Land und im Dorf geht es uns gut, niemals würde ich das Land verraten.

Doch meine Treue gilt zuerst den Göttern, und die Aufgabe, die mir die drei Götter zugedacht haben, ist eine wichtige, das hat mir der Priester versichert. Also schreibe ich die Fehlerstellungen auf und übergebe sie dem Priester, jeden Tag zwei Mal.

Wieder eine Korrekturstellungen. Ich kopiere sie und werfe einen Blick auf den Zettel, auf dem ich das letzte Zeichen wieder nicht durchstreiche. Erstaunlich viele Zeichen befinden sich schon darauf. Wann immer es nur ein oder zwei Korrekturzeichen sind, weiß ich, dass nichts besonderes dahinter steckt. Nur jemand, der tatsächlich einen Fehler gemacht hat. Wenn eine Nachricht an den Priester übertragen wird, sind es meist ein Dutzend Zeichen, die korrigiert werden. Aber heute zähle ich bereits zweiundzwanzig. Was wohl der Inhalt der geheimen Nachricht sein mag? Machmal, wenn nichts passiert, träume ich davon, welch wundersamen Nachrichten wohl für den Priester bestimmt sind. Sind es seine Klosterbrüder, die von weit her die Hilfe der Götter benötigen? Sind es Gebete? Ich stelle mir vor, wie ein Mönch auf Reisen weit entfernt seinen Priester um Rat fragt. Die Telegraphen sind schon eine prächtige Erfindung. Viel schneller als ein Bote, und viel ausdauernder als ein Pferd. Donnerstatt kann Befehle in nur wenigen Stunden von einem Ende des Landes ans andere schicken. Keine andere Armee kann so effizient koordiniert werden, wie die Donnerstatts, das hat mir Leutnant Fernstor erzählt. Und all das, dank des Telegraphensystems.

Ich kopiere ein weiteres Zeichen auf meinen Turm und streiche es vom Papier. Auch die echte Nachricht, die zwischen den Türmen gesendet wird ist lang. Was wohl im Westen los sein mag, dass es so eine lange Nachricht zu versenden gilt? Hoffentlich gibt es keinen Krieg. Die Ernte ist noch nicht eingefahren und die Hilfe der Soldaten, die momentan im Dorf zu Hause sind wird auf den Feldern dringend benötigt. Wenn sie plötzlich in den Dienst gerufen werden würden, wäre die Ernte in Gefahr. Ich höre in meinem Kopf bereits das Fluchen von Bauer Hett. Der Alte Griesgram würde den ganzen Winter darüber wüten. Und während ich ein weiteres Zeichen streiche, geht der Turm im Westen endlich in die Stoppstellung über. Die Nachricht ist vorbei. Ich habe noch nicht einmal selbst die Stoppstellung kopiert, da klopft es bereits. Der Priester ist früh dran heute.
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Kanon

Ich fühle das Gras unter mir, es ist so weich. Der Himmel über mir ist teilweise bewölkt. Ich renne los so schnell ich kann. Mit dem Wind im Rücken fühlt es sich an als wäre ich der Wind. Vor mir taucht ein kleiner Hang auf. Ich behalte die Geschwindigkeit bei und springe über den Abgrund hinweg. Vor mir erstreckt sich eine bildschöne Landschaft. Wälder, sowie Felder, erstrecken sich bis zum Horizont. Einpaar Flüsse sind zu erkennen und weit in der Ferne gibt es eine Siedlung.. oder Dorf? Vielleicht auch eine Kleinstadt, es wirkt so klein. Während ich den Ausblick genieße merke ich nicht, wie nah ich dem Boden komme. Zuerst packte mich die Angst aber gleichzeitig sagt mir etwas, das es gut läuft.

Und genau so ist es. Ich lande sanft auf allen vier Pfoten. Katzen landen also doch immer auf ihren Pfoten. Dieses Gefühl ist wunderbar und vor Freude brüll ich lauthals in die Ferne. Kann man es hören? Vielleicht erschrecken sich Wanderer oder Reisende in der Nähe.
«Das sollte erstmal reichen», denk ich mir und versuche die Verwandlung zum Liger rückgängig zu machen. Zuerst verwandeln sich meine Arme langsam zurück, dann meine Beine und gleichzeitig der Rücken mit dem Kopf.
Ich löse ein Seil, das um meinen Oberkörper gebunden wurde damit meine Kleidung nicht verloren geht.

Gut das meine Hosen noch ganz geblieben sind. Nachdem ich mir mein Unterhemd und den Pullover übergestreift habe blicke ich nach oben. Ein Vogel fliegt weit oben am Himmel. „Viel Glück, Remus.“

Wenige Stunden vorher.....

„Was hast du jetzt vor?“
„Was meinst du?“
Wir haben kurz an einem Bach Halt gemacht, nachdem wir das Ritual vollendet haben. Remus verschränkt genervt die Arme.
„Willst du wieder in deine Heimat zurück?“ Für einen Moment schweift mein Blick über das fließende Wasser. Es scheint genau zu wissen wohin es geht.
„Ich möchte schon meine Familie wiedersehen...“ Plötzlich springt ein Fisch aus dem Wasser heraus. Noch bevor er wieder ins Wasser fällt sehe ich seine, in der Sonne glänzend, Schuppen. Er war bereits dort, wohin das Wasser will, und schwimmt gegen die Strömung um neue Teiche oder gar Seen zu erkunden.

Noch immer haftet mein Blick auf das Wasser. „Ich werde zurück nach Silberstein gehen oder zumindest in die Nähe kommen. Von da aus werde ich sehen was mir das Schicksal bringt. Natürlich mache ich mir Sorgen um die anderen... aber ich kann von hier aus nichts für sie tun.“, gebe ich nun endlich als Antwort. Doch diese Antwort scheint Remus nicht zu gefallen. „Es kann passieren dass die Leute dich meiden und noch schlimmer gefangen genommen wirst! Du hast die Existenz der Anima preisgegeben, bist du dir darüber im Klaren?“

Mit entschlossenen Blick dreh ich mich zu den Anima. „Und wenn schon? Vielleicht waren unter hunderten Menschen ja auch Anima? Wolltest du nicht alle suchen und einen Ort für sie finden? Ich habe außerdem noch etwas mit Ramon zu klären.“ Remus schiebt sich seine Wolfsmaske zur Seite und zieht eine Augenbraue hoch. „Achja? Etwa diese Abmachung: Du trittst in seine Dienste und dafür lässt er die anderen laufen? Schwachsinn ist das! Den Kerkermeister kann man nicht trauen. Er will doch nur deine Kräfte haben, mehr nicht!“ Er wird lauter. Man sieht ihm an wie wütend er wird.
„Ein Anima ist der Elementarkrieger der Wildnis. Die Elementarkrieger sind wichtige Bestandteile der Geschichte von Ragnarök, dem Kontinent auf dem wir stehen. Sie sind nicht mehr so viele wie Sand am Strand. Elementarkrieger sind rar geworden und die anderen sind welche. Ramon wird sich mit mir auf einen fairen Handel einlassen, da bin ich mir sicher. Den Handel hab ich zumindest von meinem Meister gelernt.“, gebe ich zurück.
„Deinen Meister? War er etwa Händler?“ Ich nicke. „Ja, er kommt auch aus Ramja. Hat die gleiche leichtgebräunte Haut und trägt weißgoldenes Haar. Er ist ab und zu ein Idiot, wenn es um Frauen geht.“ Irgendwie ist es komisch über seinen Meister zuerst gut zu reden und danach ihn runter zu machen...aber es ist die Wahrheit. Remus sieht nachdenklich aus. „Er macht sich an Frauen ran?“, fragt er nach. „Dann hab ich ihn wahrscheinlich gesehen.“ „Du hast ihn gesehen?! Wo???“ „Er war etwa zwei Tage vor den Arenakämpfen in Silberstein gewesen und hat sich mit zwei Frauen vor einem Bordell unterhalten.“
Das war definitiv mein Meister... ein perfekter Händler aber immernoch ein perverser Ochse.
Remus muss lachen als er mein Gesicht gesehen hat. „Ich nehme an er ist wieder unterwegs. Wahrscheinlich macht er sich auf ins Gebirge.“, erklärt er.

„Wieso?“
„Um die Narbe herum sind Wachposten der Häuser aufgestellt und momentan brauchen sie von Händlern die nötigen Vorräte. Also wenn du ihn suchen gehen willst, solltest du von Silberstein aus einfacher zu einem der Wachposten kommen.“ Er setzt sich seine Wolfsmaske wieder auf und streckt sich.
„Ich hingegen werde mich auf die Suche nach weiteren Anima begeben.“
„Dann... könntest du nach Ramja gehen und meinen Eltern sagen, dass es mir gut geht?? Ich bin schon über ein halbes Jahr nicht mehr dort gewesen.“ ,bitte ich ihn. Von Remus konnte ich nur ein kleines “Hmpf“ vernehmen und zeigt mir einen Daumenhoch.

Kurz bevor wir uns verabschiedet haben erzählte mir Remus noch etwas über eine Theorie über das Luftschiff. Das Haus Zephyr hat genug Soldaten um einen ersten Ansturm der Trolle entgegenzuwirken, aber sie haben statt die eigenen Söldner, Gefangene, Freiwillige und Gewinner der Arenakämpfe losgeschickt. Seiner Meinung nach wäre das ein Bauernopfer, um die Stärke der Feinde zu testen aber dafür ein Luftschiff zu opfern, wo es eigentlich für den größten Schatz des Kontinents geeigneter wäre...die Narbe. Alle großen Adelshäuser begehren sie.

Mich würde lieber interessieren wohin mein Meister abgeblieben ist.
Mit all den Gedanken im Kopf durchquere ich eine Landschaft aus Hügeln und Wäldchen. Die Wälder werden dichter und die Bäche werden zu Flüße. Beim letzten Fluß musste ich mich verwandeln, um überhaupt rüber zu kommen- die Strömung war an dieser Stelle am stärksten.

Ich konnte mir zwischendurch ein Brüllen nicht verkneifen. Es ist ein merkwürdig gutes Gefühl zur Hälfte Tier zu sein und zu brüllen, nur um Vögel zu erschrecken.




Es gibt viele Legenden in dieser Welt und viele Religionen. Man kann nicht genau sagen ob es eine Religion ist, denn die Anima beten die drei großen Herrscherbestien an. Die Götter sollen diese drei Kreaturen des Lebens den Menschen als Geschenk dagelassen haben.

Leviathan die Seeschlange, dessen Kinder die Meerjungfrauen, der Kraken und sämtliche Ungetüme sind und überaus launisch ist, lebt im Meer.
Heute soll Leviathan schlafend im Meer herumschwimmen und dabei mächtige Strudel und Wellen dabei erzeugen.

Ankhor, Bestie des Landes und Vater seiner Söhne Lusio, Vater des Cerberus und des Behemoth. Er besitzt den Kopf eines Löwen, den Rumpf und die Hörner eines Stieres, den Schwanz einer Schlange und die Beine eines Bären. Heute schläft er unter der Erde und jedes Mal wenn er sich im Schlafe dreht, so bebt gleichzeitig die Erde über ihn. Einmal verschoben sich die Berge, während eines Bebens, übereinander und es kam zu einer großen Explosion. Die Steinbrocken flogen in den Himmel und sammelten sich zu einen Felsen, was heute der Mond genannt wird.

Garuda gebietet über den Himmel. Ein Vogel mit vielen Flügeln, unzähligen Farben, mehr als der Regenbogen Farben hat und undurchdringbare Schuppen. Mutter der Harpyien, Greife, der Drachen, des Phönix und sämtlichen Vögeln. Ein stolzes Wesen. Ganz oben, so heißt es, schläft es in einem Nest aus Wolken. Bei jedem Atemzug erzeugt es Gewitterstürme. Um diese Katastrophe zu mindern, umhüllt Phönix das Nest der Garuda mir seinen warmen Flammen und wandelt am Himmel umher, was wir die Sonne nennen.
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

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