Ragnarök 3

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Rael
Iladra.

Weiß. Schwarz. Schmerz.

Der Schlag des Ritters hat mich zu Boden befördert und ich bin durch den Schnee mehrere Meter nach hinten gerutscht. Mein Kopf schmerzt höllisch, aber ich springe wieder auf und spanne meine erschlafften Muskeln wieder an. Wo sind meine Messer? Ich blicke mich verwirrt um. Wo bin ich? Ich sitze auf einem provisorischen Feldbett, doch noch bevor ich mich weiter umsehen kann, bestraft mein Kopf meinen ruckartigen Sprung mit einer Welle höllischer Schmerzen. Kurz glaube ich, dass mein Kopf gleich in zwei Hälften zerspringt und bunte Punkte tanzen vor meinen Augen. Ich drücke mit meinen Händen gegen meine Schläfen, vorrangig um zu verhindern, dass mein Schädel auseinanderbricht.

Als der Schmerz endlich abklingt blicke ich mich vorsichtig um. Ich sitze auf einem rudimentären Bett inmitten einiger weiterer Lagerstätten. Um mich herum liegen weitere Menschen. Sie scheinen alle verletzt, und mehr oder weniger versorgt zu sein. Etwas weiter weg sehe ich einige Wachen an einer Feuerstelle sitzen. Um die ganze Lagerstätte sitzen Wachen verteilt. Bin ich gefangen? Vorsichtig lege ich mich wieder hin, sodass von außen nicht sichtbar ist, dass ich wach bin. Ich versuche vom Boden aus unauffällig das Lager zu überblicken. Die meisten Zelte, die bei der Landung des Luftschiffs noch standen, sind niedergetrampelt, verbrannt oder anderweitig zerstört. Der Mast, an dem das Luftschiff befestigt war, ist abgebrochen. Die obere Hälfte kann ich von meiner Position aus nicht entdecken. Überall liegen Trümmer verteilt. Kisten, Planken, Tuchfetzen… es ist nicht genug um das Luftschiff zu sein, aber so groß kam mir das Lager gar nicht vor. Was hat so viel Schaden verursacht? Der Troll…

Eine weitere Welle des Schmerzes überkommt mich und ich kneife wieder die Augen zusammen. Der Troll auf dem Schiff. Und die Elfe. Sasquehama? Na toll. Wo ist das Schiff? Wie lang war ich weg? Ich suche vorsichtig den Himmel ab. Das grauweiße Licht brennt in meinen Augen und es dauert etwas, bis ich mich daran gewöhnt habe. Zwischendurch droht der Kopfschmerz mich wieder zu überwältigen. Schließlich entdecke ich das Schiff. Es segelt langsam in Richtung… Eiswüste. Was zur Hölle tun diese Idioten da?
Nun ja. Genaugenommen nicht mein Problem. Mühsam sehe ich mich um, ohne zu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Wer auch immer mich hier im Lager versorgt hat, ich habe ganz sicher nicht vor mich zu bedanken. Es ist noch zu hell für meine Magie, Verschwinden wird also gar nicht so einfach. Vorsichtig krieche ich zwischen den provisorischen Schlaflagern vom Zentrum des Lagers weg. Es ist verflucht kalt. Dann husche ich zwischen zwei halb zerstörte Zelte und kauere auf den Boden. Meine Kopfschmerzen melden sich zurück, und ich verharre einige Minuten an der Stelle, bis ich wieder klar denken kann. Die Kälte verdrängt den Schmerz allmählich, aber besser fühle ich mich deshalb nicht.

Meine Messer. Erschrocken taste ich meine Taschen und meinen Gürtel ab. Nichts. Verflucht. Ich luge zwischen den Zeltplanen hindurch und mein Blick schweift über das Lager. Nur wenige Menschen sind hier. Wo sind denn alle? Die meisten kauern um das große Feuer beim Verletztenlager. Das Feuer sieht einladend aus. Vielleicht sollte ich doch hier bleiben. Verärgert über meine schwächlichen Gedanken versuche ich zu erkennen, wo meine Waffen sein könnten. Vielleicht liegen sie noch im Schnee? Ich blicke zu dem zersplitterten Mast herüber. Aber die Fläche, auf der mich vorhin noch der Ritter verprügelte, ist in direkter Sichtlinie zum Feuer. Und viel zu nah. Keine Chance da hinzukommen, ohne entdeckt zu werden.
Vorsichtig blicke ich in die Zelte, zwischen denen ich mich befinde. Ich schleiche zwischen ihnen umher, in der Hoffnung wenigstens Ersatz für meine Waffen zu finden. Blöder Ritter. Die Messer zu ersetzen wird ewig dauern. Zuerst muss ich in eine Stadt kommen. Am liebsten zurück nach Silberstein, aber weiß die dunkle Königin, wie weit es zur Stadt ist. Ich war noch nie im Süden des Kontinents, aber ich weiß, dass die verfluchte Eiswüste sehr weit weg von Silberstein ist. Wieso musste ich auch in dieses Luftschiff einsteigen. Ich war dieser Elevyn, oder wie auch immer sie jetzt heißt, nichts schuldig. Aber nein, ich musste ja wieder neugierig sein und ihr hinterherlaufen. Und jetzt ist sie weg, das Luftschiff ist fort, und ich stehe unbewaffnet in einem Militärlager am Rand der verfluchten Welt.
Ich luge in ein weiteres Zelt. Eine Leiche liegt zwischen den zerbrochenen Zeltstangen und der zerschlissenen Plane, die zuvor Wind und Wetter vom Zeltinneren ferngehalten hat. Angewidert will ich mich abwenden, doch neben der Leiche liegt eine Art Tuch. Ein schwerer Stoff, vielleicht eine Art Tunika? Wie dem auch sei, es wird nützlich gegen die Kälte sein. Ich ziehe das Tuch hervor und hülle mich darin ein. Mir ist immer noch kalt.
Dann schleiche ich mich in der Deckung der verbleibenden Zelte, weiter vom Landeplatz des Luftschiffes weg. In einiger Entfernung sehe ich einige Pferde. Sie scheinen aus dem Lager ausgerissen zu sein, und bisher hat sich wohl niemand um sie gekümmert. Weit gekommen sind sie nicht, aber wie auch. In alle Richtungen sieht man nur Eis und Schnee. Geduckt eile ich zu den Pferden. Sie werden unruhig, als ich mich ihnen nähere, aber meine Gestalt scheint nicht so viel Eindruck zu machen, wie die des Trolls. Jedenfalls galoppieren die Pferde nicht erschrocken davon.

Ich wähle ein Pferd - eher nach Zufall, was weiß ich schon von Pferden, außer, wie man sie stiehlt. Gerade will ich mich auf das Pferd setzen und losreiten, da ertönt auf einmal eine Stimme hinter mir.
„Du läufst also wieder davon? Wie typisch.“
Ich fahre herum, sehr zum Missfallen des Pferdes, das nervös einige tänzelnde Schritte macht.
Ich falle aus allen Wolken. „Iladra, was...“
„Hast mich hier nicht erwartet, oder?“, kommentiert die Elfe meine Überraschung, mit ihrem typischen herablassenden Blick.
„Was denn, ich bin immer in deiner Nähe. Dass du das immer noch nicht verstanden hast“, tadelt sie mich, als gäbe es eine sehr offensichtliche Erklärung.
„Wie? Ich bin mit einem Luftschiff aus der Stadt geflogen, wie bist du mir gefolgt?“, frage ich, leicht entsetzt, aber vor allem wutentbrannt. Die hat mir gerade noch gefehlt.
Sie rollt nur mit den Augen und meint: „Langsam solltest du an meine Tricks gewöhnt sein.“
„Deine Tricks? Du meinst, so wie nur zu den schlechtesten Zeitpunkten aufzutauchen, und ausschließlich miese Kommentare und Leid zu verbreiten?“, schnappe ich zurück.
„Sonst gibt es ja niemanden, der dir zeigt, wie egoistisch und selbstgerecht du durch die Welt wandelst.“
„Selbstgerecht? Wer folgt mir denn auf Schritt und Tritt, nur um mir unter die Nase zu reiben, wann immer irgendetwas schief geht. Wo warst du denn, als das Luftschiff beschossen wurde. Wo warst du denn, als ich in der Stadt auf die Hilfe anderer zählen musste? Wo warst du denn, als ich irgendwelchen Straßenkindern helfen musste, um selbst über die Runden zu kommen? Nein, du bist nur da, wenn es nichts mehr zu retten gibt.“
Iladra zieht eine Augenbraue hoch und übergeht meine Anfeindung einfach: „Wo du gerade von den Straßenkindern sprichst. Wo sind die denn überhaupt? Versprichst ihnen deine Hilfe und fliehst im nächsten Moment aus der Stadt – und warum, nur aus einer Laune heraus? Sicher haben die Wachen sie erwischt. Du hast sie im Stich gelassen, so wie du stets jeden im Stich lässt.“
„Damit musst du dich ja auskennen“, gifte ich, doch die Bemerkung bringt sie nicht im geringsten aus der Fassung. Die Erwähnung, die Wachen könnten die Bande erwischt haben, versetzt mir jedoch einen schmerzhaften Stich.
„Und jetzt? Jetzt willst du wieder wegrennen. Und die andere Elfe im Stich lassen. Hat sie dir nicht sogar geholfen? Was bist du nur, dass du sie so kaltherzig einem Troll überlassen kannst.“
„Dann renn‘ ihr doch nach, wenn sie dir so wichtig ist“, schreie ich sie an.
„Es ist wieder so wie damals, als du aus dem Wald geflohen bist. Du hast einfach alle zurückgelassen. Alleine. Nur weil du ihre Regeln nicht mochtest. Und seit dem hast du jeden im Stich gelassen, dem du jemals begegnet bist.“
„Ich kenne es ja nicht anders. Wo bist du denn, wenn ich Hilfe brauche. Verfolgst mich stets auf Schritt und Tritt, und bist nur hier, um ein Urteil zu sprechen, das du genauso gut über dich fällen könntest“, erwidere ich, mit Tränen in den Augen.

Ich schwinge mich auf das Pferd und reite los. Iladra bleibt zwischen den restlichen Pferden stehen und schaut mir nach. „Soll dich der Winter holen“, schreie ich, während ich das Pferd antreibe schneller zu reiten. Warum kann ich ihr nie entkommen?
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

Ryokina
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Ryokina »

Sasquehama

Es ist ruhig. Ich sitze auf meinem Stuhl und warte, Franz neben mir, der Wache schiebt. Oder zumindest so tut, denn all zu viel gibt es hier nicht zu bewachen. Meine Gedanken sind schließlich nicht gefangen. In unserem Raum hört man nichts von dem, was außen vorgeht. Wir sind also blind. Das einzige, was ich weiß ist, dass wir vorhin einen Schlenker gemacht haben, der uns alle gegen die Wand geschleudert hat. Ich muss leicht schmunzeln. Das war ein schöner Moment. Als wir durch die Luft flogen, habe ich scheinbar „aus Versehen“ meinen Kopf so positioniert, dass er rein zufällig im Magen des Mannes landete, der es gewagt hatte mich gefangen zu nehmen. Ups. Das hatte er auch verdient, immerhin hat er es gewagt meine Schwerter an sich zu nehmen und sogar selbst zu tragen. Für wen hält er sich? Naja, jedenfalls sitze ich seitdem in diesem Raum, meine Hände hinter den Stuhl gefesselt und versuche möglichst bequem zu sitzen und mir einen Plan zu überlegen. Der erste Plan ist ziemlich einfach. Ich bleibe einfach hier sitzen. Vom Luftschiff komme ich nicht, zumindest nicht lebendig, herab und meine Schwerter von diesem Kerl zurückzuholen wäre viel zu riskant. Immerhin hat er Eyndalans Band nicht mitgenommen, das ich noch immer in meiner Hose versteckt habe. Der zweite Teil des Plans ist allerdings schon etwas komplexer. Ich werde versuchen eine Meuterei anzuzetteln. Dann können die Matrosen für mich die Drecksarbeit erledigen, er kann ja schlecht alle töten, wer soll dann noch sein Schiff lenken? Das ist sowieso bestimmt gekapert. Zephyr würde nie freiwillig einen Troll aufnehmen. Auch wenn sie die Gefahr der Viecher nicht erkennen, so benutzen sie sie doch als Spielzeug. Sie sehen sie nicht als Lebewesen, das sie auf ihrem Luftschiff durchfüttern würden. Ganz davon abgesehen, dass sie mich in der Verkleidung einer Wache festgenommen haben. Sollte das mit der Meuterei nicht klappen, würde ich wohl zu Plan B übergehen müssen. Naja…

„Und Franz, macht es dir Spaß auf mich aufzupassen?“, frage ich beiläufig und die Wache wirft mir nur einen etwas irritierten Blick zu. Mein Magen knurrt. „Sag mal, wann habt ihr eigentlich vor mir etwas zu essen zu geben?“ Auch sein Magen knurrt. Ich muss grinsen.

„Die Küche sollte uns etwas vorbeibringen. Zumindest, wenn ihr Bescheid gegeben wurde“, murmelt er und wir warten weiter. Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, klopft es endlich an der Tür. Franz öffnet und ein kleiner Matrose hält ein Tablett mit ein paar Scheiben Zwieback und etwas Trockenfleisch. „Danke“, murmelt Franz und nimmt es entgegen. Pffff…. Ich kann verstehen, warum dieser komische Kerl so gelangweilt von Franz war. Der Junge bräuchte mal eine ordentliche Portion Selbstvertrauen. Hat wahrscheinlich noch nie eine Frau abgekriegt. Nun ja, nicht mein Problem. Sobald der Matrosenjunge gegangen ist, grinse ich Franz böse an und meine:

„Nun, dann musst du mich jetzt wohl füttern. Die Hände sind mir ja gebunden.“ Er senkt nur verlegen den Kopf und errötet leicht. Oh Gott, ich kotze. Nur weil ich eine Frau bin, bin ich doch nicht gleich attraktiv! Wobei… Also, ganz davon abgesehen, dass ich gut aussehe und das wohl berechtigt ist, vielleicht wird mir die Unsicherheit des jungen Kerls ja zum Vorteil. Brav fängt er an mich zu füttern und ich kaue genüsslich das Fleisch. So einen Service hatte ich wohl wirklich schon lange nicht mehr!
„Und Franz, was hältst du davon, dass hier ein Troll frei herumläuft?“, frage ich zwischen zwei Bissen. Franz starrt mich erschrocken an und lässt das Tablett fast fallen.

„E-ein T-troll?“ Ich spiele erstaunt.
„Wie, du wusstest das nicht? Der nette Kerl da eben hegt eine ganz intime Freundschaft mit einem Troll. Und der ist zufällig auch auf unserem Luftschiff zu Gast.“ Nun ja, nicht ganz die Wahrheit. Aber es kann nicht schaden, wenn die Matrosen glauben, der Kerl, der sie herumkommandiert, verbringt seine Nächte mit diesem Troll. Franz wird unterdessen ganz bleich. Er setzt sich vor mich auf den Boden und starrt mich an. Ich setze einen besorgten Gesichtsausdruck auf. „Ohje… Du siehst ja ganz blass aus, mein Junge. Meinst du nicht, du brauchst eine Pause? Du könntest ja jemand anderen bitten, die Wache für dich zu übernehmen.“ Franz nickt etwas betäubt und nimmt sich sein eigenes Essen von dem Tablett.
„Vielleicht sollte ich den Schiffsjungen nachher fragen, wenn er das Tablett abholt…“, murmelt er gehorsam und lehnt sich an die Wand, während er versucht sich von dem Schock zu erholen. Ich lächele scheinbar warm und wende dann den Kopf wieder ab. Nummer 1, erledigt. Und wenn Franz so weich ist, wie er wirkt, wird er sicherlich auch seinen Kollegen von seiner Angst erzählen.

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Kanon

Endlich sind wir da, Silberstein. Wachposten scheinen sich verstärkt zu haben als beim letzten Mal. Am Tor wurde jeder gründlich überprüft; ob Herkunft,  Waffen oder schleimiger Kuchen der vergiftet sein könnte. Man weiß ja nie...

Außer uns kommen noch weitere Reitergruppen von ihrer Suche zurück. Einpaar haben sogar Gefangene dabei. Ich weiß nicht genau was das für Leute sind aber unter ihnen sind auch alte Menschen dabei.
Meine Gruppe ist der 5. Suchtrupp. Wir werden aber sofort durchgelassen. Muss schön sein einen Vater mit hohen Status zu haben.
„Ich habe meinen Vater einen dringenden Bericht zu erstatten!“, spricht Theodor mit dem Torwächter, ein Mann in schwerer Rüstung und halb so groß wie der Torbogen.
Der Torbogen selbst wird von einem “fließendem“ Muster verziert.  An den unteren Enden schwimmen abgebildete Fische den Torbogen nach oben und schwimmen dann aneinander vorbei, wobei sich ihre Schwanzflossen wie Schwerter kreuzen.

Nach dem Tor breitet sich ein großer Platz aus. Viele Menschen laufen herum. Kinder laufen neben uns mit und lachen. Einige der Bewohner schauen mich komisch an. Vielleicht haben sie mich in der Arena ja gesehen.

„Ich nehme an du bringst mich sofort zu deinem Vater?“, frage ich Theo über die Schulter. Er nickt nur stumm und sagt kein Wort, das ist merkwürdig. Die ganze Reise war er nur am reden und jetzt zeigt er mir die kalte Schulter.

Die Stadt ist riesig.
Wir überqueren irgendwann eine Brücke und gelangen an ein weiteres Tor. Unter uns befindet sich ein tiefer Abgrund. Man kann nur schwer erkennen, dass da Wasser fließt.
Das Torgitter sieht aus wie aus Eiszapfen gemacht. An den Wänden links und rechts stehen zwei Statuen. Es sind zwei haieähnliche Kreaturen. Sie beide ragen aus je eine der Wände heraus. Ihre Reißzähne sind spitz und durchsichtig wie Glas, genauso die Augen aus Glas scheinen. Die Haiflossen sind mit kleinen Stacheln verziert. Sie wirken gewalttätig und kalt. Jedoch ist der Bauch von beiden sehr flach
„Was sind das für Haie?“, frag ich Theodor. „Schneehaie, sie sind das Symbol des Eiselementars der Mitgründer von Zephyr. Ab hier geht es zu den reicheren Bewohnern.“, antwortet er mir. „Das erste Tor war das Quelltor, das Symbol des Anfangs. Alle Adelige kamen vom einfachen Volk und haben sich hochgearbeitet. Es ist außerdem auch das Symbol für den Wasserelementar von Zephyr.“ Er zeigt nach vorne auf einen Berg. Darauf steht ein prächtiges Gebäude. „Dort befindet sich das Schloss der Zephyr und die Häuser der Adeligen. Man kann nur durch das Himmelstor dorthin gelangen.“, fährt er fort.

Unsere Stadttour geht weiter. Ich erkenne allmählich die Seitengassen wieder. Hier bin ich mit den anderen durchgekommen.  Wenn man zurückschaut sieht man wie die Stadt sich wie ein Fluss ausbreitet. Ich kann es kaum erkennen aber ich erkenne in der Ferne noch weitere Tore.

Schließlich erreichen wir das Gefängnis von Zephyr. Es ist ein riesiges Gebäude. Von außen besteht die Außenwand anscheinend aus weißem Marmor aber von innen sind die Wände so schwarz wie die Nacht.

Wir steigen von den Pferden ab. Theo nimmt meine Ketten in die Hand und führt mich zum Eingang. Für einen kurzen Moment bleiben wir davor stehen.
Ich frag mich nur wieso? Ich spüre wie sich Ketten leichte Schwingungen von sich geben. Zittert er? Und wenn ja, wovor hat er Angst? Ich bin müde von der Reise....


Mir wird keine Pause gegeben. Sofort werde ich zum Büro von Ramon geschickt.
Die Luft hier ist kälter als im restlichen Gebäude. Theodor klopft an der Tür und öffnet sie langsam. Gänsehaut macht sich auf meiner Haut breit.
Der Raum wird von Wandfackelb erhellt. Ramon sitzt erwartungsvoll hinter seinem schwarzen Schreibtisch. „Endlich...!“


Emizel

Die Leute sind hier alle sooooo ernst! Klar, hat das Schiff einen Schaden aber haben wir den nicht alle?
Jeder hier ist gestresst. Jeder brüllt. Vorhin hab ich jemanden sogar weinen gesehen.

Gerade als ein stämmiger Matrose an mir vorbei wollte packe ich ihn am Kragen und halte ihn fest. „He, brauchst du nicht mal eine Pause? Willst du vielleicht Karten spielen?“, frage ich ihn mit monotonen Gesicht an. „Tut mir leid, aber ich muss etwas dringendes erledigen!“, entschuldigt er sich verschwindet. Wie gesagt, zu ernst und gestresst.

Ich bin mittlerweile das halbe Schiff begutachtet und niemand wollte sich mit mir einlassen. Dabei will ich ihnen doch nur was gutes tun.
„He Sie!“, ruft eine tiefe Stimme nach mir. Ich dreh mich um und sehe einen strammen Mann mittleren Alters, sein Gesicht mit einer Narbe und dickem Bart im Gesicht. „Was machen Sie hier? Sie gehören nicht zur Mannschaft, oder?!“, brummt er mich an. Seine Pulsader am Hals pulsiert beim Sprechen. Ich lächle ihn nur an. „Natürlich nicht! Ich bin der der hier jetzt das Sagen hat. Ich sorge mich um das Wohlbefinden der Mannschaft. Eine Pause würde allen gut tun!“

Schnaubend betrachtet er mich. „Sie sehen nicht wie ein Kommandant aus. Vorallem der Schal sieht ja lächerlich aus!“

Ich gehe auf ihn zu. Mit einer einfachen Handbewegung hol ich zum Schlag aus und ziele auf seine Brust. Der Bartmann bemerkt dies sofort und hält sich seine Arme schützend vor seine Brust.
Meine Faust scheint ihn zu treffen, aber geht hindurch. Tatsächlich war es nur ein Trugbild. In Wirklichkeit habe ich mich hinter ihn gestellt und in seine Kniekehle getreten. Bartmann fällt auf die Knie und wird von mir in die Zwickmühle genommen. „Niemand beleidigt meinen Schal! Und da ich Ihre Aufmerksamkeit habe... belästigten sie mich bitte nicht nochmal. Sonst werfe ich Sie über Bord!“, flüster ich ihm ins Ohr.

Keuchend versucht er „Verstanden“ zu sagen. Zufrieden lass ich ihn los und klopfe ihm auf die Schulter. „Braver Mann, weiter machen!“ und verlasse ihn wieder.
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Kanon

Diese kalten Augen drücken das bedrohlichste von allem was ich je gesehen habe.
Nach vorne gelehnt, die Arme auf dem Tisch abgestützt, die Hände ineinander gefaltet und diese Augen. In mir sträubt sich alles sich zu bewegen. Man könnte meinen man würde mich zerstückeln, sobald ich von diesem Stuhl aufstehe. So oft ich Ramon gesehen haben mag. So selten erlebe ich ihn so kalt. „Ich hoffe dein kleiner Ausflug hat dir gefallen?“ Seine Worte klirren wie kaltes Eis das auf Glas kratzt. Mir läuft jedes Mal ein Schauer über den Rücken.
„Meinst du bevor du damit drohst meine Heimat zu erobern oder er Ritt, auf dem Höllenross, auf dem Weg hierher??“ Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen was für eine Angst in mir hochkommt. Selbst Lusio, die stolze Liger-Seele, wagt es nicht zu brüllen.

Ramon muss kurz sein Lachen unterdrücken. Ihn amüsiert meine Bemühungen. „Keine Sorge, ich will dir nichts antun.“, versucht er mich zu beruhigen. Antun? Drauf gepfiffen!
Ich fasse meinen Mut zusammen um wenigstens einpaar Worte zu sprechen.
„Du willst mich als Waffe benutzen!“
„Waffe ist so ein hartes Wort... ich nenne es eher Kämpfer für das Gute.“
„Ts! Das ist beides das Gleiche...“
Ramon lehnt sich zurück und lässt seine Hände auf den Tisch liegen, noch immer gefaltet. „Sobald mein ältester Sohn und die Tochter von Zephyr heiraten wird es für deine Heimat schwer werden. Es sei denn du wirst mir treu ergeben.“
Seine Haltung verändert sich nicht. Nein, sie wird durch seine pure Domäne noch kräftiger! „Aber was willst du mit mir überhaupt? Ich bin nur ein einzelner Anima! Was willst du!?“ Der letzte Satz ist etwas zu laut ausgefallen. Dabei haben Ramons Augenbrauen kurz gezuckt. „Hast du... etwa eine neue Tierseele?“, fragt er forsch. Plötzlich fällt es mir schwer zu antworten. So sehr ich es auch versuche. Es gelingt mir einfach nicht ein Wort zu sagen.

Das Gesicht meines Gegenübers wird mit einem kurzen, schmalen Lächel verziert. „Aha... so ist das also. Denk nur nicht, ich hätte keine Ahnung von der Kraft der Anima. Ich habe sie seit deiner Ankunft studiert. Du hast wahrscheinlich durch ein Ritual die alte Seele freigegeben und mit einer anderen die Lücke gefüllt.“

Ist er besessen oder sowas?
„Aber so unerfahren, wie du bist, kannst du es niemals allein geschafft haben. Entweder muss dir jemand geholfen haben. Jemand mit viel Wissen über spirituelle Kräfte und die Natur. Oder..“, er macht eine dramatische Pause. „.. ein weiterer Anima.“

Es fühlt sich wie ein Stich eines kalten, scharfen Messers an, das gerade in meine Brust sticht. „Was ich will? Das was alle anderen Häuser natürlich auch wollen!“
„Die Narbe..“, antworte ich fast geistesabwesend. Er hebt seine Arme imposant in die Höhe, als wolle er etwas in Empfang nehmen. „Die Macht ist es, was ich begehre. Zuerst verheirate ich meinen Sohn; danach lasse ich meine Strippen und Kontakte aus Donnerstatt spielen und erobere mit der gemeinsamen Militärsmacht die Narbe.“
Nun lässt er seine Arme wieder in die Position wie vorhin zurück. „Mit der Macht aus der Narbe werde ich die restlichen Länder zerstören und zu einem Land vereinen. Es wird ein Land, auf einem Kontinent geben. Viel zu lange ist das Volk gespaltet. Ich will alle vereinen. Bevor man etwas erschaffen will muss etwas zuerst zerstört werden.“
Ramon rückt seine Brille zurecht und kämmt sich mit seinen Fingern durch sein Haar. „Du bist nur ein kleiner Bauer von vielen. Aber der wichtigste. Mit deiner Kraft wird ein kleiner Teil meines Traumes wahr.“

Der meint es wirklich ernst. Dieses Selbstbewusstsein ist einfach überwältigend. Er ist so sehr von sich selbst überzeugt, dass man ihm nicht widersprechen mag.

„Ich helfe dir nicht... viel zu lange bin ich gefangen gewesen und nun soll ich wieder versklavt werden? Das mach ich nicht nochmal.“ Ich bin erschüttert und wütend zugleich. Gerade als ich aufstehen wollte rutsche ich fast aus. Unter mir ist der Boden der glatt geworden.

Moment... er ist glatt geworden? Vorhin hatte ich keine Probleme mit dem Laufen. Erst jetzt begreife ich es. Vorhin wurde mir bewusst, es ist hier kälter als letztes Mal. Normalerweise sollte es überall geringen Temperaturunterschiede geben. „Nein... Ramon du bist keiner...“ Ich wage es nicht auszusprechen. „...Elementar, ja. Es hat ziemlich lange gedauert.“ Dieser furchteinflößende Mann zuckt gelassen mit den Schultern. „Ich bin Ramon Greyjor, ein Elementar der über das Eis gebietet.“

Panik. In mir bricht Panik aus. Ich will raus hier. Ich will raus hier!
Schnell dreh ich mich um und werfe dabei den Stuhl um. Theodor stellt sich mir in den Weg. Ich kann nicht denken. Flucht. Angst. In meinem Kopf dreht sich alles. Lusio versucht mich dazu zu bringen zu fliehen. Er erkennt die Gefahr. Aber es gelingt mir nicht mich zu verwandeln.

Als ich wieder zu mir kam hielt mich Theodor bereits fest. Nur schwach höre ich seinen Ruf nach meinen Namen. Mein ganzer Körper zittert vor Kälte, vor Angst. Dieser Mann ist gefährlich! Bereits in Arena hat er bewiesen wie stark seine Dominanz ist. Er hat den Berserker in mir durch bloßes Befehlen gestoppt.

Auch jetzt tut er es wieder. „Ruhe!“, ruft er. Kurz erstarre ich und entspanne. Meine Beine werden ganz weich. Anspannung löst sich wieder. Theodor setzt mich wieder vorsichtig auf den Stuhl. Für einen kurzen Moment fühle ich mich komplett hilflos.

Ramon seufzt und massiert seine Schläfen, als hätte er Kopfschmerzen. „Beim Kriegsherrn, dass man gleich ausflippen muss! Niemand, außer meiner Familie und dir, wissen davon.“
Er lehnt sich wieder nach vorn und stützt sich auf seinem Tisch ab.
„Wenn du mir deine Kraft gibst werde ich deine Heimat nicht zerstören. Ich hatte eh vor ein Abkommen mit dem Präsidenten dort zu schließen. Friedlich natürlich.“

Es herrscht kurze Stille. Mein Mund beginnt sich zu bewegen. Aber Theodor kommt mir zuvor. „Vater! Lasst ihn unter meiner Führung dienen! Ich werde ihn zu einem guten Kämpfer machen.“ Unbeeindruckt zieht Ramon eine Augenbraue hoch. „Ach..“, gibt er nur als Antwort.

Ich bekomme nicht viel mit, was sie miteinander bereden. Hauptsächlich geht es um mich. Es reicht. Ich presse meine Hände kurz an den Stuhl und habe sie, ungewollt, verwandelt, woraufhin der Stuhl leichte Splitter an den Stellen bekam.

„Ich werde dir dienen.“, antworte ich ihm schließlich. Der Elementar des Eises wirkt zufrieden. „Aber!“, füge ich noch hinzu. „Ich werde nur deinen Kindern dienen. Du wirst meine Kraft nur dann nutzen wenn es der letzte Ausweg ist! Und solltest du meiner Heimat doch etwas zu leide tun oder sonstiges, mit dem ich nicht umzustimmen bin...“ Ich blicke hoch und schaue entschlossen in die kalten Augen. „.. werde ich nicht zögern und alles mögliche tun, um dich zu stoppen!“

Der Winter in diesem Gesicht verwandelt sich gerade in einen Frühling, der gerade aus seinem Winterschlaf erwacht. „Dann haben wir eine Abmachung.“
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Emizel

,„Ich glaube es war hier...“
Ich öffne eine Tür, in Erwartung dass es die richtige Tür zur Kabine meiner Gefangenen ist. Leider erfolglos. Ich habe mich verlaufen. Glaube ich. Egal wie oft ich abbiege oder woanders hingehe, ich komme immer wieder auf der Brücke an. Der Steuermann schaut mich leicht verwirrt an. „.. schon wieder verlaufen?“, fragt er mich vorsichtig. Ich nicke seufzend. „Ja, leider. Damit hast du wohl gewonnen.“

Wir haben vorhin eine Wette abgeschlossen. Der Steuermann meinte ich könne mich hier leicht verirren. Und damit hat er Recht gehabt. „Damit gebe ich dir zwei Krüge Bier aus.“ , gebe ich mich geschlagen. Er musste kurz lachen.
Mein Blick wandert zu dieser Ansammlung an Rohren. Einige stehen offen andere sind zugeklappt worden. Für einen kleinen Moment musste ich schmunzeln.
Ich öffne alle Rohre und hole tief Luft.
„Einen schönen guten Tag wünsche ich allen Überlebenden dieses Schiffes!“, schrei ich rein. Der Steuermann sieht mich mit Entsetzen an. „Hier spricht der momentane Anführer- oder Kapitän wie man es so will- Frederik! Bitte überarbeitet euch nicht und erholt euch dementsprechend auch mal. Und oh! Wenn ihr Fragen habt oder euch beschweren wollt, ihr wisst wo man eine wichtige Person findet. Tschaui!“ und schließe sofort alle Rohre.

Ich begebe mich zum Navigationsraum, oder wie das genannt wird, und hoffe Damien zu finden.
Überraschenderweise hab ich sogar Erfolg!
„Damieeeeeeeen! Wie geht's dir so?“, begrüße ich ihn herzlich, lege meinem Arm um seinen Hals und pok ihn in die Wange. „Hättest du nicht mal wieder Lust zu spielen? Es ist soooo langweilig hier. Die Matrosen arbeiten ohne Pause. Alle sind so ernst und ich musste einmal handgreiflich werden, weil jemand mich nicht als Anführer anerkennen wollte.“ Er scheint genervt zu sein. Ich schaue zur Trolllady rüber. „Meine beiden Lieblingskameraden sehen aber nicht besonders gut aus.“, seufz ich traurig. „Vielleicht eine Umarmung?“

Man soll nicht sagen ich hätte nicht versucht die beiden aufzumuntern. Damien löst sich von mir. „Dafür haben wir jetzt keine Zeit.“, meint er. Enttäuscht lehne ich mich am Tisch an und schmolle. „Ich konnte im großen und ganzen keine richtigen Führungskräfte ausfindig machen.... noch dazu hab ich mich immer wieder verlaufen. Weswegen ich die Elfe nicht finden konnte. Aber gefährlich ist sie ja eh nicht.“ Ich zeige auf die Schwerter die ich ihr weggenommen habe. „Sie wäre kein großes Hindernis.“

Hauptsache ich komme mit dem Schiff zur Narbe. Damien will ich nicht verlieren, er ist in diesem Spiel meine Dame und sehr wichtig für mich. Seine Begleitung ist ein Turm. Die Ritter sind die Bauern und das Schiff ist der Läufer. Wer wäre dann der Springer? Die Matrosen? Naja. Solange wir nicht abstürzen ist alles in Ordnung.
Fehlt nurnoch die Gegenseite.
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Alinea
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Alinea »

Irrin

Damien blinzelt Emizel irritiert an. "Ich kann dir jemanden finden, der dich zum Knast führt, wenn du willst. Damit du dich nicht wieder verläufst."
Ohne auf eine Antwort zu warten, tritt er an Emizel vorbei und klettert die Leiter hinunter zur Brücke. In seiner Hand hält er noch immer den Bericht, der eben hergebracht wurde. Die Zählung der Crew, wenn mich nicht alles täuscht.

Ich folge ihm - meine Beine zittern nicht mehr, und der Schmerz in meinem Nacken ist nur ein dumpfes Pochen, wenn ich meinen Kopf stillhalte. Trotzdem würde ich lieber hier sitzen bleiben. Damien's Idee gefällt mir nicht.

Die Matrosin, die Damien den Bericht übergeben hat, wartet noch immer auf der Brücke. Ich klettere langsam, Tritt um Tritt, und wende mich ebenso langsam um, als ich unten ankomme. Das Mädchen - ich bin nicht gut darin, das Alter von Menschen einzuschätzen, aber sie ist kleiner als Damien und wirkt beinahe schmächtig - sieht mich mit grossen Augen an, ein knappes Keuchen entweicht ihr. "Hallo.", sage ich leise. Leise ist weniger bedrohlich.

"Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.", erklärt Damien der Matrosin. "Das ist Irrin. Sie ist friedlich und wird niemandem etwas antun. Sie lebt schon seit Jahren unter Menschen und ist hier als meine Assistentin."
Endlich reisst das Mädchen ihren Blick von mir los und wendet sich zu Damien. "Assistentin? Aber..."
"Irrin ist eine Mechanikerin.", unterbricht Damien sie ruhig, aber bestimmt. "Deswegen soll sie ja bei den Reparaturen helfen. Aber du kannst dir vielleicht denken, wie die Crew auf sie reagieren wird. Ich will nicht, dass ihr etwas passiert. Deshalb musst du sie begleiten. Du musst den Leuten erklären, warum Irrin hier ist und dass sie nichts zu befürchten haben, ja? Ich muss mich auf dich verlassen können. Verstehst du?"
Die Matrosin zögert, holt Luft, und nickt dann. Damien sieht sie weiterhin an. Schliesslich bringt sie ein "Aye." hervor, und Damien wendet sich wieder der Leiter zu. "Dann will ich euch nicht weiter aufhalten.", meint er und verschwindet.

Das Mädchen ringt wieder um Fassung. Ich blicke kurz zu Noah, der sich auf sein Steuer konzentriert und so tut, als hätte er gar nichts gehört. Er scheint immerhin nicht kurz davor, wegzurennen.
Schliesslich richtet sich das Mädchen zu ihrer vollen Grösse auf, ihre Furcht scheinbar überwunden. "Wir gehen dann wohl besser.", meint sie. Ihre Stimme zittert.

Damien muss ihr zuvor erklärt haben, was genau zu Tun ist, denn sie führt mich zielstrebig durch die Gänge. Alle paar Sekunden schaut sie sich nervös um, wie um sicherzugehen, dass ich noch da bin. Oder dass ich sie nicht anspringe und auffresse. Angespanntes Schweigen breitet sich aus. Ich unterdrücke ein Seufzen.
Stattdessen beschliesse ich, das Schweigen zu durchbrechen. "Wie heisst du eigentlich?", frage ich die Matrosin, als sie sich das nächste Mal umsieht.
Sie bleibt mitten im Schritt stehen und ich halte ebenfalls eilig an, um nicht in sie hineinzurempeln. "A... Ania.", antwortet sie schliesslich und schluckt.
Ich bemühe mich, meine Stimme leise zu halten. "Danke, Ania. Dass du mir hilfst. Ich würde mich in diesen Gängen sicher furchtbar verirren."
Sie starrt mich weiter an und ich frage mich schon, ob sie ihre Stimme verloren hat. "Okay.", krächzt sie dann und wendet sich ab. "Kein Problem." Eilig geht sie weiter den Gang entlang.
Es bleibt mir nichts anderes übrig als schweigend zu folgen.

Eine Tür und eine Leiter später sind plötzlich Schritte zu hören. Prompt kommt uns ein Mann entgegen, einen Arm in eine Schlinge gelegt, seinen Blick zu Boden gerichtet. Ania und ich bleiben beide stehen wie angefroren.
Der Mann hebt seinen Blick und ein keuchender Schrei entfährt ihm, er stolpert rückwärts und plumpst zu Boden. "A... Ania! Lauf! Verflucht..." Er nestelt an seinem Gurt herum und fördert einen Dolch zutage.
Jetzt keucht Ania auf. "Rob! Lass den Quatsch!" Doch Rob scheint sie nicht zu hören, er richtet sich ungeschickt auf und hält das Messer vor sich. Es zittert.
Ania macht einen Schritt vor und richtet sich zu ihrer vollen Grösse auf. Sie stellt sich sogar ein wenig auf ihre Zehen. "Steck das weg, Rob. Das hier ist Irrin. Sie ist ein friedlicher Troll. Ich bringe sie zum Maschinenraum, wo sie bei einer Reparatur helfen soll. Befehl des Kapitäns."
Rob klappt buchstäblich die Kinnlade herunter, doch den Dolch hält er immer noch. Ich versuche, perfekt stillzustehen und nicht erleichtert auszuatmen. Das hätte ich Ania nicht zugetraut. Ich hatte halb befürchtet, sie würde wirklich weglaufen.

Schliesslich steckt Rob seinen Dolch weg. "Verflucht, Ania...", seufzt er, "Ich weiss nicht was ich noch glauben soll. Leon faselt schon die ganze Zeit von einem Troll. Gross und furchtbar und er sei nur knapp entkommen. Ich dachte, er labert nur Unsinn, aber Bast bestätigt seine Geschichte, wenn auch eine weniger heroische Variante davon. Erst der Überfall, die Verletzten, jetzt kommen die Trolle... Ich weiss ja nicht."
Ich rühre mich, nicht zu hastig, und sage dann leise: "Es tut mir leid, dass meine Anwesenheit so viel Unruhr verursacht." Den Satz hatte ich sogar geübt! "Ich verstehe, dass meine Art einen zweifelhaften Ruf hat unter Menschen, aber ich versichere dir, ich werde niemandem etwas antun. Und es sind keine weiteren Trolle hier. Nur ich."

Rob scheint es die Sprache verschlagen zu haben. Ich warte geduldig, doch Ania scheint genug zu haben: "Wir müssen zum Maschinenraum.", meint sie knapp und drängt sich an Rob vorbei.
Ich bleibe stehen - ich will mich nicht so dicht an dem Matrosen vorbeidrängeln, der Gang ist nicht besonders weit - doch bevor ich eine bessere Idee habe dreht Rob sich ebenfalls um und folgt Ania. Ich tapse hinterher, vorsichtig, damit meine Schritte nicht zu laut sind. Bloss nicht bedrohlich wirken.

Wieder breitet sich unangenehmes Schweigen zwischen uns aus. Ich lausche angestrengt, doch es sind keine weiteren Schritte zu hören. Vielleicht wählt Ania absichtlich einen Weg, der nicht so oft genutzt wird. Nachdenklich betrachte ich die Wände. Auf einer Seite sind in regelmässigen Abständen Türen, die andere ist komplett blank.
Diesmal bricht Ania das Schweigen. "Wieso lebst du eigentlich unter Menschen?" Ich blicke auf und sehe gerade noch, wie sie ihren Kopf hastig wieder nach vorn dreht. "Äh... also... vergiss es..."
"Das Troll-Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, ist nahe an der Grenze der Eiswüste.", erkläre ich, ihren Rückzug ignorierend. "Ich bin in eine Lawine geraten und haben den Weg zurück nicht mehr gefunden. Ein paar Me... Wachen haben mich entdeckt und gefangen. Sie haben mich niedergeschlagen, und als ich wieder zu mir kam, war ich in einer Stadt weit weg von zu Hause. Damien hat mir geholfen, mich zurechtzufinden."
"Damien? Der neue Kapitän?"
"Ja, genau. Er hat mir die Menschensprache beigebracht."
Rob grunzt plötzlich. "Fliegen wir etwa deshalb zur Eiswüste? Der neue Kapitän ist mit Trollen verbündet?"
Oh je, ich muss aufpassen, was ich sage. "Nein, wir fliegen nur in diese Richtung wegen dem Wind. Ich glaube, die Offiziere treffen sich jetzt gerade mit dem Kapitän und entscheiden dann, wo wir hingehen. Der Abflug war ja so chaotisch..."
"Pah.", macht Rob nur, doch Ania grinst. Dann bleibt sie am Ende des Ganges stehen. "Oh."

Ich versuche, um die Ecke zu linsen, ohne Rob zu nahe zu kommen. "Was ist los?"
Rob stellt sich neben Ania. "Eine schöne Müllhalde.", schnaubt er.
Nun kann ich ebenfalls einen Schritt näher treten und sehe, was die beiden aufhält: Der Gang macht hier einen Knick und wird breiter. Eine ziemlich breite Treppe führt rechts nach unten, doch man kann auch neben der Treppe vorbeigehen, wo ein Gang weiter geradeaus führt. Oder führen würde. Der Gang ist mit Fässern und Kisten verstopft, die sich wild ineinander verkeilt haben und den Durchgang versperren.
"Das muss beim Start passiert sein.", meint Ania. "Schade, ich dachte, wir könnten hier langgehen und die ganzen Leute oben vermeiden. Die Verletzten werden auf dem oberen Deck behandelt, es ist rappelvoll."
"Gibt es einen Weg unten durch?", frage ich nach und deute auf die Treppe.
Ania schüttelt den Kopf. "Da geht's zum Lagerraum, das ist eine Sackgasse. Die ganze Ladung wurde aus dem Weg geräumt, damit die Gefangenen hinausgeführt werden können, und es gab keine Gelegenheit sie wieder zu sichern vor dem Start."
Ich glaube, ich verstehe das Problem. "Wir könnten ja mal anfangen, aufzuräumen?"

Rob grunzt unzufrieden, doch Ania scheint diese Option lieber zu sein, als der ganzen Mannschaft erklären zu müssen, warum sie einen Troll herumführt, und so machen wir uns an die Arbeit. Rob und Ania hieven zu Zweit ein Fass hoch - Rob verwendet nur seine linke Hand, doch er scheint weniger Mühe zu haben als Ania mit ihren beiden Armen. ich nehme ein weiteres Fass. Die beiden Matrosen gehen voran in den Lagerraum und zeigen mir eine Nische, wo ich mein Fass neben einige andere Kisten stellen kann. Ania holt ein Netz und knotet es geschickt an einen Metallring in der Wand. Damit wird wohl die Ladung gesichert. Rob hilft ihr, das Netz um die Fässer und Kisten in der Nische zu legen und an vier Punkten zu befestigen. Ich hole das nächste Fass.

Bald haben wir eine weitere Nische gefüllt und ein neues Netz wird gespannt. Ania lässt mich beim Knotenbinden zusehen, doch ihre Bewegungen sind zu schnell für mich. Plötzlich hören wir Stimmen von der Treppe her.
Ania schreckt alarmiert auf, dann eilt sie auf die Stimmen zu. "Wer ist da?"
"Oh, ihr habt schon angefangen?", antwortet jemand. Der Lagerraum ist nicht beleuchtet; im Gegenlicht des Treppaufgangs kann ich nur Umrisse erkennen. "Derwik schickt uns, diesen Gang auszuräumen - es könnten noch Leute in den Kabinen gefangen sein."
"Genau", antwortet Ania, "wir haben angefangen. Rob ist verletzt, aber Irrin ist uns eine grosse Hilfe."
"Wer ist..." In dem Moment sehen mich die Neuankömmlinge. Ich kann im Gegenlicht immer noch nicht viel sehen, doch aus ihrer Sicht muss ich klar zu erkennen sein. Das Fass, dass die beiden zwischen sich tragen, poltert zu Boden und rollt langsam nach vorn.
Ich winke. "Hallo. Ich bin Irrin." Leise, leise. Dann trete ich vor - nicht zu hastig - und stelle mich dem rollenden Fass in den Weg. Ich schnappe es und stelle es in die nächste leere Nische.
Für einem Moment herrscht Stille, niemand rührt sich. Dann klatscht Ania enthusiastisch in die Hände - die Neuankömmlinge zucken sichtlich zusammen. "Also dann", meint Ania, "wir sollten nicht trödeln. Los, los!"
A cloud of mystical dust appears, shrouding Alinea in its magic. You roll a four. The cloud dissipates and Alinea is gone.

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Manu
Der Segen der Götter.

Mühsam hieve ich das Fass auf den Stapel, während Ritter Beno das gerissene Seil aus der Verankerung löst und in Richtung Tür wirft. Plötzlich knarzt das Schiff und neigt sich leicht zu einer Seite. Ritter Beno und ich stützen uns sofort an einer Wand ab. Von irgendwoher schwillt ein flatterndes Geräusch an, als hätte jemand ein Stück Stoff in starken Sommerwind gehängt. Von wo es genau kommt kann ich nicht sagen, es dröhnt durch alle Wände. Dann zeiht es auf einmal unangenehm in meiner Magengegend. Das Schiff setzt sich in Bewegung. Ich schaue Beno an, der das Zeichen der schützenden Hand schlägt und hastig ein Stoßgebet murmelt. Das Brummen hält an, doch das Schiff liegt wieder ruhig in der Luft.
Schließlich hebe ich das letzte Fass aus der Ecke des Raumes auf, in die es bei der Explosion geschleudert wurde und rolle es zurück zum Stapel. Ritter Tolkin und der Matrose, dem wir helfen, sind noch nicht mit dem neuen Seil wieder da.
Plötzlich packt mich Ritter Beno am Arm.
„Das kann doch nicht dein Ernst sein? Du kannst dem Abt doch nicht mit diesen Monstern vertrauen?“
Ich schaue ihn etwas verwirrt an. „Du kennst den Abt schon viel länger“, entgegne ich. „Wieso hast du so wenig Vertrauen in ihn?“
Beno schaut gehetzt zur Tür, doch diese rührt sich nicht. Dann wendet er sich wieder an mich: „Einst vertraute ich ihm. Aber in den Jahren ist er mehr und mehr von den Lehren der Priester abgewichen. Er hat mit uns über die Schriften gesprochen, aber über andere Versionen. Ich glaube er ist auf einen dunklen Pfad des Glaubens gekommen, und folgt seiner eigenen Agenda, und nicht mehr der Führung der Priester.“
„Und was hat das mit den Trollen zu tun?“, frage ich.
Beno sieht mich entsetzt an. „Die Trolle sind Dämonen. Vor 300 Jahren kamen sie, und fielen über unsere Länder her, und schlachteten die Menschen dort zu Tausenden ab. Und jetzt versammeln sie wieder ihre Truppen. Die Adelshäuser Zephyrs versammeln heimlich Truppen direkt hier an der Grenze, was glaubst du machen die da? Die wissen ganz genau wer dort in der Eiswüste hockt, und wir sollen jetzt mitten hineinfliegen? Kolja ist verrückt geworden. Ein Dämon muss sich seiner bemächtigt haben!“
Ich runzele die Stirn und betrachte Ritter Beno nachdenklich. Seine Worte sind gefährlich für das Fortbestehen der Mission, aber etwas hat er erwähnt, das mich stört. Warum sollte Zephyr das Lager hier errichten? Wenn es zum Krieg käme würde Donnerstatt die Wucht des Angriffs abbekommen und Zephyr könnte noch immer reagieren, während Donnerstatt geschwächt würde. „Zweifele nicht an Koljas Worten“, sage ich schließlich. „Es ist der Wille der Götter, davon bin ich überzeugt“.
Ich will mich abwenden, doch Beno packt meinen Arm noch fester als zuvor: „Nein, sieh dich doch um. Wir sind auf einem fliegenden Schiff. Die Luft sollte die Domäne Nimurs sein, und jetzt fliegen wir mit diesem dämonischen Höllengefährt durch den Palast eines Gottes und wollen hinter feindlichen Linien im Land der Eisdämonen landen? Es ist ein Selbstmordkommando. Wir ziehen den Zorn der Götter und der Dämonen auf uns. Hörst du das?“, und er deutet um sich, offenbar beunruhigt durch das Brummen.
Ich werde langsam zornig. Ich blicke ihn finster an und hebe zwei Finger. Ein weißer Funke springt mehrfach zwischen meinem Daumen und meinem Zeigefinger hin und her. „Verwechsle nicht die Gunst der Götter mit dem Treiben von Dämonen. Mir schenkten die Götter die Kräfte, die ich benötige, um diese Prüfung zu bestehen. Sie erteilten Bischöfin Franziska den Auftrag nach etwas zu suchen, und du willst dich ihrem Willen aus Angst vor ein paar Bergarbeitern widersetzen? Du bist es, der den Zorn der Götter auf sich zieht. Es ist unsere heilige Pflicht diesen Weg zu gehen, also zeig, dass du deiner Ritterschaft würdig bist.“

Benos zuvor verängstigter Blick wandelt sich augenblicklich zu blankem Zorn. „Du wagst es meine Ritterehre anzuzweifeln? Wer bist du, dass du so großspurig den Willen der Götter auf deiner Seite weist? Ein Novize, nichts weiter. Sieh dich um, diese Maschine entstammt der Magie der Dämonen. Dieser Damien ist ein Diener der Dämonen, und wir haben gelogen und gemordet um hierherzugelangen, nur um uns jetzt in die Hände von noch mehr Dämonen zu begeben. Nichts ist göttlich an diesem Weg.“
Ich zische zurück: „Wer hat dir gesagt, dass der Weg der Götter stets hell und voll Licht ist? Haben dich die Sommer im Kloster weich gemacht? Du hast die Dame Irrin gesehen, sie kann nicht einmal kämpfen. Vor solchen Dämonen hast du Angst? Wenn die Götter es verlangen, werde ich Tar seinen Streitwagen persönlich entreißen und hinunter in die Hölle fahren. Es ist dein Schwur als Ritter, genau das zu tun, was wir hier tun. Die Trolle sind nicht unser Feind, erst die Dämonen des Krieges, die ihnen unweigerlich folgen werden, werden uns gefährlich. Es gilt den Krieg zu verhindern, also werd deinem Schwur gerecht.“

Beno sieht so aus, als wolle er etwas erwidern, doch in diesem Moment geht die Tür auf und Ritter Tolkin kommt mit einem dicken Tau herein, dicht gefolgt von besagtem Matrosen, der ein weiteres Tau über die Schulter geworfen hat. Tolkin schaut uns verärgert an, doch Beno lässt von mir ab, und hebt das Fass vor meinen Füßen auf, um es auf den Stapel zu heben. Tolkin sagt nichts und wirft mir ein Ende des Taus zu. Gemeinsam sichern wir die Ladung. Dann verabschieden wir uns von dem Matrosen, und gehen auf die Suche nach der nächsten Baustelle. Untwerwegs treffen wir die beiden anderen Ritter, die noch Hilfe für den Transport von drei Verletzten suchen. Ritter Beno schließt sich ihnen nur zu gerne an.
Als er verschwunden ist, halte ich Ritter Tolkin auf dem Deck an, und berichte ihm von meinen Sorgen: „Ich hatte gerade eine… Diskussion mit Ritter Beno. Er ist immer noch nicht von der Mission überzeugt, aber darum geht es mir gar nicht. Er hat etwas angesprochen, das ich so noch nicht bedacht habe.“
Ritter Tolkin bedeutet mir fortzufahren, während er sich über die Reling beugt und offenbar auf das sich entfernende Lager zurückschaut. Das Schiff steigt langsam, und unter uns ist nur Schnee und nackter Fels zu sehen. Ich blicke in die Ferne, die mit einer weiten, weißen Ebene und weißen Bergen verschmilzt. Die Luft ist klirrend kalt, und die Eiswüste speit uns geradezu zornig einen schneidenden Südwind entgegen. Trotz der Kälte ist es ein wunderschöner Ausblick, doch wirklich genießen kann ich ihn auch nicht. „Warum hat Zephyr ein geheimes Lager so nah am Hoheitsgebiet Donnerstatt errichtet? Selbst wenn die Kriegsangst größer wird, und ihre Motive edel erscheinen, warum sollten sie einen diplomatischen Zwischenfall riskieren, nur um einen winzigen Trupp an einer potentiellen Kriegsfront zu haben, die Donnerstatt und Jotunn zuerst treffen wird? Selbst wenn sie Angst vor einem zweiten Trollkrieg haben, so haben sie doch jeden Grund bis zu Beginn des Krieges ruhig zu warten, und dann Donnerstatt zur Hilfe zu eilen, wenn die Situation brenzlig für sie selbst wird. Das ergibt doch gar keinen Sinn?“
Der Ritter blickt weiter träumerisch in die Ferne.
„Und wenn sie so große Sorgen um einem Trollkrieg haben, und unbedingt die ersten an der Front sein wollen, warum dann diese Geheimniskrämerei?“, setze ich nach.
Der Ritter schweigt lange Zeit und schaut nur mit zusammengekniffenen Augen in die Wüste. Schließlich seufzt er und antwortet: „Ich weiß es nicht. Aber es kann nichts Gutes bedeuten. Zuletzt berichtete Abt Kolja mir von einem möglichen Bündnis zwischen den Häusern Donnerstatt und Zephyr. Aber unter diesem Gesichtspunkt ist es noch seltsamer, dass ein geheimer Vorposten vor der Grenze errichtet wird. Und wie lange kann ein Vorposten schon geheim bleiben, wenn ein Luftschiff dort anlegt?“
„Ein Bündnis?“, erwidere ich.
„Irgendein einflussreicher, ranghoher Militär aus Donnerstatt heiratet sich wohl in eine der Familien Zephyrs ein. Welch bessere Voraussetzungen für ein Bündnis gibt es wohl? Wir wissen es aber nur von der Kirche in Zephyr, die Generalität des Hauses hält sich bedeckt. Und in Hohentann ist man Kolja momentan ohnehin nicht besonders gesonnen, das heißt falls die Bischöfe und Ordensführer etwas wissen, hat man es uns nicht gesagt. Kolja weiß also nur, was sein Netzwerk ihm berichtet.“
Ich bin etwas überrascht ob der plötzlichen Tiefe der politischen Verstrickungen. „Koljas Netzwerk?“, frage ich vorsichtig nach.
Ritter Tolkin lächelt, wendet seinen Blick aber weiterhin nicht von den glitzernden Bergen in der Ferne ab. „Kolja ist in Hohentann… berüchtigt für sein breites Netzwerk an Informanten, Spionen und ihm wohlgesonnenen Geistlichen, die ihn nur zu gerne informieren, was so in der Welt passiert. Was meinst du, wie er innerhalb weniger Tage ein eigentlich geheimes Luftschiff Zephyrs ausfindig machen konnte? Wüsste Donnerstatt um seine Fähigkeiten, würden sie ihn zweifellos ins Militär einziehen wollen, er wäre ein gefährlicher Mann.
Ich denke über die Eröffnungen des Ritters nach. „Glaubst du, das Bündnis ist eine Farce?“, frage ich schließlich.
Der Ritter zuckt mit den Achseln und antwortet: „Selbst wenn Zephyr das Haus unmittelbar verraten sollte, reichen ihre Kapazitäten nicht für einen offenen Angriffskrieg. Sie mögen über Luftschiffe verfügen, eine Technologie, die viele Adelshäuser in den letzten Jahren anstreben, seit es Leute wie Damien gibt, die ohne Magie Maschinen bauen können, die geradezu magische Kräfte besitzen. Aber sie können nicht so viele Luftschiffe besitzen, dass sie eine ernste Gefahr im Kampf darstellen – letztendlich sind es auch nur Schiffe, und Donnerstatt weiß, wie man gegen Schiffe kämpft. Und militärisch haben sie sich noch immer nicht vom letzten Krieg gegen Haus van Trancy erholt. Ich verstehe also nicht, inwiefern dieses Vorgehen den drei Zephyrfamilien nutzen würde.“
Ich will weiter fragen, doch eine andere Frage drängt sich auf: „Du glaubst nicht, dass Damien ein dunkler Magier ist?“.
Nun lacht Tolkien und sieht mich endlich an, in seinen Augenwinkeln liegt der Schalk. „Nein, ich glaube die Priesterschaft und Menschen wie Ritter Beno projizieren einfach ihre Angst vor der Welt auf Dinge, die sie nicht verstehen.“
Ich bin sprachlos. Was der Ritter da sagt grenzt schon fast an eine Beleidigung gegenüber der Kirche. Doch er fährt fort: „Versteh mich nicht falsch, die Priester und Beno sind nicht dumm. Aber die Welt wartet nicht auf sie, und der Krieg fordert stetig Innovation. Du hast Zweifel über die Herkunft deiner magischen Kräfte? Lass dir von den Priestern und den Rittern nichts einreden, wir sehen auch Gornar als Engel der Berge und der Felsen und Steine und des Eisens an. Und dennoch schmieden wir Waffen und Werkzeuge daraus, als wären wir die Herren über diese Materialien. Strom ist auch nur eine Ressource, die fest mit dieser Welt verbunden ist, und wer sie zu nutzen weiß, der hat einen Vorteil. Letztendlich bist auch du nur ein Schmied, nur anstatt eines Hammers nutzt du deine Hände, und anstatt Eisen, formst du Blitze. Und auch Damien gebietet über den Strom, wenn auch mit anderen Mitteln. Wozu also, sollte ich mir Sorgen über seine Laterne, oder dieses Schiff machen. Es sind von Menschen erbaute Werkzeuge, wie ein Hammer, oder mein Schwert. Und wie die Allmutter mein Schwert weiht, bevor ich es nutze, weiht sie dir deine Hände, sodass du den Pfad der Götter in ihrem Segen beschreiten kannst. Nichts hiervon ist dämonisch. Dämonisch ist nur das Streben, das wieder und wieder zu Krieg führt, das wir heute bekämpfen wollen.“
„… und doch bildet unsere Religion die angesehensten Ritter der Welt aus, als wären wir die Meister des Krieges“, erwidere ich zynisch.
Tolkin lacht wieder, sagt aber nichts.

Eine Weile blicken wir schweigend über die wolkenverhangene Landschaft. Jetzt endlich kann ich die Berge genießen, die sich in der Ferne aneinander reihen. Wie weiße Edelsteine glitzern ihre Spitzen, und das, obwohl die Sonne sich nicht zeigen will. Die Götter erleuchten uns wahrhaftig den Weg, allen Schatten und allem Dunst zum Trotz. Nie zuvor habe ich mich so entschlossen gefühlt. Verschwunden sind all die Zweifel, die mich vor wenigen Tagen noch plagten. Verschwunden ist die Angst vor meinen Kräften. Verschwunden ist die Angst vor den Trollen. Verschwunden ist die Angst vor dem, was vor mir liegt. Ich fühle mich wie neugeboren. Das muss der Segen der Götter sein.
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Emizel

"Ich kann dir jemanden finden, der dich zum Knast führt, wenn dur willst. Damit du dich nicht wieder verläufst."
Uuuh Damien wirkt auf einmal so männlich und wie witzig er sein kann.

Bevor er zurückgekommen ist habe ich mich auf einem gemütlichen Stuhl gesetzt und brav auf ihn gewartet. "Also", beginne ich," Wie ist die Lage? Nicht dass ich mich schon mal umgesehen hätte."
Es ist irgendwie lustig ihm dieses genervte und durch mich verärgerte Gesicht zu zwingen.
"Die Schäden sind im Großen und Ganzen zu kontrollieren...", murmelt er vor sich hin. Seuzfend bemerke ich, wie ich nur halbwegs beachtet werde.
"Um die komplette Kontrolle über das Schiff zu bekommen müssen 1. Die verbleibenden Offiziere überzeugen, dass WIR und dieser tollkühne Ritter das Sagen haben und 2. Sie dazu verleiten, im Trollgebiet zu landen und dort den nötigen Treibstoff aufzufüllen. Ist das richtig so?"
Als Antwort bekomme ich ein Nicken aber Damien´s Blick bleibt an dem Papier haften. Ich steh auf und wandere etwas durch den Raum umher. Dabei entdecke ich ein Sprachrohr, öffne es und spreche rein.
"He! Steuermann?", rufe ich rein. Ich bekommen ein "Ja?" zurück. Oha! Ich hätte nicht gedacht, dass ich ihn wirklich am anderen Ende hätte.
"Ruf doch mal bitte alle möglichen Offiziere zu uns, natürlich nur wenn sie Zeit haben. Und dieser Tolkin bitte auch." und schließe das Rohr sofort.
Langsam näher ich mich dem Tisch mit der Karte. "Wir müssen ja nicht ALLE überzeugen...um das Spiel zu gewinnen." Wir entfernen uns immer weiter von der Narbe.

Damien tritt mir entgegen. Seinem Gesicht zu urteilen mag er meine Denkweise nicht. "Kannst du an nichts anderes denken als an Spiele? Wir haben gerade so die Ritter "überzeugt"."
Ich lächel ihn kühl an. "Es ist einfacher das ganze als ein Spiel zu sehen. Hab doch mal Fantasie! Im Schach muss man auch nicht alle Figuren aus dem Weg schaffen. Es reicht wenn man die wichtigen Figuren rausnimmt und den König dann somit einkesselt. Außerdem..." Vorsichtig gehe ich einpaar Schritte zurück. Es könnte ja sein, das er mir etwas entgegenwerfen will.
"Macht es mir Spaß dich zu ärgern." Das Genie ist nicht beeindruckt. "Ich verrate dir etwas: Ich hasse die allgemeine Gesellschaft. Sie will etwas; tut das Beste; beschuldigt sich und vieles mehr! Ich hasse sie und finde sie langweilig. Aber du...du bist interessant. Deine Denkweise, dein Verlangen nach Wissen ist beeindruckend. Versteh mich nicht falsch, das ist keine Liebeserklärung." Ich zucke mit den Schultern.
"Ich weiß ja nicht mal wieso du eigentlich auf dieses Schiff wolltest. Du hättest auch einfach nein sagen können. Was hast du davon? Willst du deine Freundin zurück zu den anderen Trollen bringen und dann trennen sich eure Wege? Buhuuuuuuu!!", spotte ich ihn mit einer weinenden Geste.
Zweifel spiegeln sich in seinen Augen wider. Es ist zum Lachen. Selbsbewusst trete ich an ihn heran. "Ihr kennt euch so gut.. das würde dein Herz wahrscheinlich nicht ertragen.", flüster ich schon fast. "Aber bestimmt hat ein technisches Genie, wie du es bist, ja schnell Ersatz gefunden."
Wut entflammt in seinen Augen aber er holt nicht zum Schlag aus, sondern bleibt ruhig. Er ist interessant.

"Ich könnte dich jederzeit töten. Wo bliebe dann der Spaß, wenn du nicht mehr da bist? Bleib bitte solange wie möglich am Leben! Ich will noch eine Weile bei dir bleiben." Ein hämisches Lächeln verziert mein Gesicht.
"Wieso wolltest du denn auf dieses Schiff?", fragt er mich plötzlich. Damit hat er mich kalt erwischt. Sollte ich es ihm sagen? Lieber nicht, sonst würde ich ja die ganze Stimmung zwischen uns beiden vermasseln.
Ich lege meinen Zeigefinger auf meine Lippen. "Vielleicht könnte ich dir ja etwas anderes verraten? Über meine Schwäche vielleicht?"

Plötzlich ist ein lautes Geräusch von unten zu hören. Die Bodenklappe wird geöffnet und Menschen kommen hoch.

Ein kräftiger Mann mit dichtem Bart, der seinen Kopf streichelt, betritt als erstes den Raum. Gefolgt von einem eher schmaleren Mann und einem jüngeren, der eine Ledetasche mit sich trägt. Aus der Ledertasche ragen Verbände heraus.
Der Kräftige setzt sich auf den nächsten Stuhl. Er hat wohl Kopfschmerzen. Na der wird einfach zu knacken sein. Der Schmale und der Jüngling stellen sich neben ihn. "Mein Name ist Derwik, der Versorgungsoffizier dieses Schiffes. Und das sind..", er zeigt auf die anderen beiden,
"der Decksoffizier und einer meiner Helfer."

"Ah willkommen! Ich bin Frederik und das ist mein Assistent, Damien. Wir haben momentan das Kommando hier und ein Herr namens-" Die Bodenklappe geht nochmal auf und Tolkin kommt hochgeklettert. "Wenn man vom Teufel spricht! Dieser Herr ist Tolkin. Auf gute Zusammenarbeit!"
"...das Kommando? Wo ist der Kapitän?", fordert der Schmale zu wissen.

Ich tue so als ob es mich bekümmmert, dass der Kapitän nicht auffindbar ist. "Nun, die Sache ist die: Der gute Mann ist nicht mehr auffindbar. Zwar habe ich ihn kaum gekannt, konnte dennoch einen wahren Kumpanen in ihm sehen."
"Verschwunden..?", murrt der Mann auf dem Stuhl. "Ich könnte schwören, dass ich ihn mit jemanden reden gesehen habe bevor er mit einer kleinen Gruppe Matrosen und der Vizekapitänin panisch vom Bord gelaufen ist." Er hört auf sich den Kopf zu streicheln und starrt mir tief in die Augen.
"Es geschah, nachdem die Gefangenen den Aufruhr anzettelten. Ein Mann mit roten Haaren hat sie vom Schiff verjagt. Ich habe leider keine Beweise... aber diese Menschen laufen nicht ohne Grund vom Schi- Gnhg!!" Seine Kopfschmerzen kehren wieder zurück. Jetzt schauen mich alle an. Ich dagegen zucke nur mit den Schultern.
"Ich weiß nicht was Ihr gesehen habt. Das Einzige was ich sagen kann ist: Es ist jetzt egal das zu diskutieren, weil ohne uns das komplette Schiff untergegangen wäre."
Wütend schlägt der Offizier auf sein Bein. Sein Gesicht wird rot vor Zorn.

Derwik beruhigt ihn sehr schnell und das Helferlein scheint nicht das ganze nicht genau zu verstehen.
"Ich habe nur flüchtig von Euch gehört, werter Frederik, und von dem Bündnis zwischen Zephyr und Donnerstatt. Aber wieso hat man uns nicht darüber informiert?" Das ist eine gute Frage, aber werden die uns den gleichen Mist glauben schenken?
Ich wage einen Schritt nach vorn. Der zornige Mann ist ja immernoch ganz rot im Gesicht. Langsam macht er meinem Schal Konkurrenz!
"Aus Sicherheitsgründen wegen Spionage wurde es der Allgemeinheit vorenthalten. Hätte die gesamte Bevölkerung- sowohl Zephyr als auch Donnerstatt- davon mitbekommen, würde das Haus Gaia sich bedroht fühlen und versuchen sich darauf einzustellen. Eine Ausrede von ~Wir wollen gemeinsam gegen die Trolle kämpfen~, wäre nicht akzeptabel gewesen. Genauso wenig der religiösen Bevölkerung von Donnerstatt,
die die Mechanik fürchten."
Diese Antwort scheint Derwik etwas zufrieden zu stimmen. Für einen kurzen Moment beginnt das Schiff wieder zu schwanken. Der Stuhl des Rotgesichtes drohte fast zu kippen. Ich verliere kurz das Gleichgewicht, aber fange mich wieder, bevor ich gegen den Tisch komme.
"Kann diese Figur von Steuermann nicht lenken, oder was ist los?", fluche ich lauthals, "Wenn er das nicht kann, soll er das Schiff vom Boden aus an einem Seil festhalten!"

Ein kurzes Räuspern vom Ritter erinnert mich wieder an das laufende Gespräch. "Nunja... also das eigentliche Problem habe ich noch nicht angesprochen-", beginne ich und werde unterbrochen.
"Ihr habt den Kapitän vom Schiff gejagt! Man soll EUCH runterschmeißen!", fängt der andere schon wieder an. Langsam macht er sich lächerlich.
"Wie gesagt... Das EIGENTLICHE Problem ist: Das Schiff... wie soll ich es sagen...Wir brauchen den nötigen Treibstoff, den wir von einem Berg aus dem Trollgebiet finden.."
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Kanon

Vor Tagen war ich ein Gefangener, gewzungen in einer Arena um meine Freiheit zu kämpfen.
Danach bin ich auf ein Luftschiff geflohen und von hunderte Meter Höhe runter "gefallen".
Ich habe mich an meine Fähigkeiten eines Anima gewöhnt. Jedoch bin ich leider wieder in der gleichen Stadt woraus ich geflohen bin.

"Kanoooooon? Was machst du für ein nervöses Gesicht?", fragt mich eine weibliche Stimme. "Es ist nichts!", rufe ich als Antwort zurück.
"Das sehe ich aber im Spiegel anders!"
Ich drehe mich zur Zimmertür um und schließe dazu die Augen. "Es ist nur ungewöhnlich einen neuen Diener auf so einer Art zu begrüßen. Normalerweise solltet Ihr nicht an einem Tisch mit Tee vor mir sitzen und ich verbeuge mich vor Euch?
Stattdessen habt Ihr in der Wanne gesessen und zieht euch hinter einer Trennwand um!"
Ich höre sie seufzen. "Du bist ja süß. Das macht mir nix aus! Mart und Theodor hab ich ab und auch mal so geärgert.", kichert sie.
Ihre Schritte sind durch den weichen Teppich kaum zu hören. Aus dem Nichts klammer sie sich von hinten an mich ran. Dabei presst sich ihr Busen an meinen Rücken. Ein kurzer, aber auch heißer, Schauer durchfuhr mich. "L-lady Greyjor-"
Sie unterbricht mich sofort. "Du darfst mich ruhig Meria nennen. Du könntest auch einer meiner Brüder sein." Ohne sie auch nur anzusehen weiß ich wie gehässig sie dabei lächelt. Ihre linke Hand befühlt meine Brust, währnend sie ihren rechten Arm noch um meine Taile klammert

Meria ist die Tochter von Ramon und die jüngste der drei Geschwister. Ihr fast schon blasses Haar geht bis zu ihren Hüften. Sie ist etwa 20 und ihre Brüste sind recht groß. Die Augen sind rein blau, wie Saphire funkeln sie. Zu meiner geistigen Notiz bemerke ich: Könnte einen Bruderkomplex haben.
"....dann lass mich bitte wieder los, Meria. Ich muss gleich wieder zu Theodor.", bitte ich sie inständig.
Schmollend lässt sie los und setzt sich an ihren weißen Schminktisch und betrachtet mich im Spiegel. "Das ist unfair! Theo hat dich schon viel zu lange für sich beansprucht. Ist ja gut und schön, dass du für uns drei eingestellt wurdest aber ich will auch mit dir Spaß haben!"
Hoffentlich denkt sie nicht an den anderen SPAß. "Wir haben nur gekämpft.. nix weiter.." Meine Worte hören sich traurig an.

"Jaja, ihr Männer und kämpfen. Theolein würde lieber einpaar Mädchen versorgen, anstatt sich die Zeit mit dir zu vertreiben. Was für eine Verschwendung..." Im letzten Satz spüre ich einen Hauch von Belustigung.

Die Schwester ist ein gehässiges(, keine Ahnung ob verwöhntes) und liebliches Kind. Der jüngere Bruder ist ein Frauenschwarm aber auch ein netter Kerl. Der älteste Bruder meidet mich, obwohl ich ihn zum ersten Mal getroffen habe.
Der Vater ist ein eiskaltes, soziophatisches Arschloch und liebt seine Familie. Und ich bin mittendrin und diene denen jetzt.

Nach diesem Erlebnis begebe ich mich zur Eingangshalle der Villa der Greyjor. Die Villa selbst steht in der Nähe des Zephyrschlosses und man hat eine wunderschöne Aussicht aus dem Fenster.
Theodor wartet in seiner Alltagskleidung auf mich und macht sich seine Frisur im Spiegel zurecht. Zuerst kämmt er sie sich nach hinten aber ändert seine Meinung und wuschelt sie dann doch durcheinander. Zufrieden bemerkt er mich. "Ich hoffe Meria hat dich nicht zu hart rangenommen? Manchmal ist sie echt anstrenged.", sagt er.
Noch anstrengender als du kann sie nicht sein, denk ich mir während ein Hausmädchen an uns vorbeiläuft und Theodor ihr hinterher schaut.

Er bemerkt meinen starren Blick auf ihn und räupsert sich. "Nun... da wir gerade nicht besonderes zu tun haben, wollte ich dir etwas berichten.", fängt er an.
"Berichten? Was?"
Er macht ein leicht ernstes Gesicht. "Es geht um diesen Psychosöldner. Godrick aus dem Hause Wendel, glaube ich. Ich habe gehört er habe dich und die Nichte von Zephyr´s Oberhaupt verfolgt aber verloren. Ist das richtig?"
Als er die "Nichte" erwähnt hatte schoß mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ich nicke zustimmend.
Wir laufen durch den Flur, während er weitererzählt. "Er hat vor nicht allzulanger Zeit ein Blutbad errichtet. Für mich war er schon immer nicht ganz dicht im Kopf. Nunja... er wird keinen Finger mehr krumm machen. Er wurde exekutiert und als Beweis sein Schwert mitgebracht."
Erleichterung kommt in mir auf. Wer weiß hätte er gemacht, wenn er mich gesehen hätte. Dieser Söldner war sehr stark. Mit nur einem Hieb konnte er mich gegen einen Schrank schleudern. Die Prellungen sind mittlerweile verschwunden.
"Die Waffe wurde sicher verriegelt." Verriegelt?
"Wieso wurde sie verriegelt?", frag ich.
"Die Soldaten hier glauben an besessene Schwerter oder andere Waffen. Es heißt angeblich: Wird ein Wahnsinniger oder starker Kämpfer getötet so dringt seine Seele in seine Waffe ein. Oder die Waffe habe ihn verrückt gemacht. Diese Aberglauben sind manchmal irre!"
Anima hat man damals auch als "ausgestorben" gehalten und trotzdem läuft einer hinter ihm her.


Der restliche Tag verlief nicht besonders. Ich habe mich mit den restlichen Dienern des Anwesens bekannt gemacht, Theodor hat angefangen mir das Kämpfen beizubringen und durfte ihn von den Frauen fernhalten.


Mein Zimmer liegt am Anfang vom Keller neben der Treppe. Eine, an einem Seil gebunden und dieses in der Wand verschwindet, Glocke schmückt diesen Raum. Sobald Theodor oder irgendjemand was von mir will kann er einfach nach mir läuten.
Für einen Moment fühle ich mich beobachtet und drehe mich zur Tür um. Unter der Tür ist ein kleiner Spalt, dieser etwas Licht aus dem Flur hereinlässt, aber es kommt kein Licht durch. Erst nach meinem zweiten Schritt füllt sich der Spalt wieder mit Licht.
Irgendwer hat vor meiner Tür gestanden und durch das Schlüsselloch geschaut!
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

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Alinea
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Alinea »

Damien

Ich kneife meine Augen zu, öffne sie wieder, zwinge mich ruhig zu atmen. Die Offiziere sind mittlerweile angekommen und das Gespräch läuft mir geradezu davon. Derwik sieht so wütend aus wie ich mich fühle. Das könnte in einer Katastrophe enden.
Emizel faselt von Treibstoff. Er wird die Offiziere völlig vor den Kopf stossen, was macht er denn da? Wir können die Meuterei auch gleich selber anzetteln, wir…
Ich schlage mit der Hand auf den Tisch, um Emizel zu unterbrechen, und zwinge mich ihm in die Augen zu sehen. “Hauptleutnant Frederik”, beginne ich, meine Stimme zum Glück ruhig klingend, “würdet Ihr nicht sagen, dass die Besatzung des Schiffes ein Recht darauf hat zu erfahren, was beim Start genau vonstatten gegangen ist? Das mag uns nicht weiterhelfen, aber es ist bestimmt nicht ‘egal’. Ausserdem mögen wir hier vielleicht das Kommando übernommen haben, aber das ist nicht unser Schiff, und ohne die Mithilfe der gesamten Besatzung und die Fähigkeiten der werten Offiziere wären wir nicht mehr in der Luft!” Ich hebe meine Stimme vielleicht etwas mehr, als notwendig gewesen wäre. Dieser arrogante…
Ich blicke zu den Offizieren. Derwik scheint sich beruhigt zu haben, er blickt mich nachdenklich an. Mir wird auf einmal klar, was gerade passiert ist: Ich habe mich gegen “Hauptleutnant Frederik” gestellt, auf die Seite der Offiziere. Emizels respektlose Arroganz erlaubt es mir, mich als ihren Verbündeten darzustellen, statt als ihren Gegner.
Ich hole tief Luft, beruhige mich etwas, und wende mich an die Offiziere. “Ich denke die meisten hier haben es bereits mitbekommen, doch es lohnt sich zu wiederholen. Hauptleutnant Frederik ist gesandter Stratege der Armee von Donnerstatt; als Zeichen des neuen Bündnis zwischen Donnerstatt und Zephyr wurde er hierher geschickt um den Krieg zu planen. Ich…”
Der Decksoffizier, dessen Namen ich noch immer nicht mitbekommen habe, unterbricht mich: “Jetzt warte aber mal. Donnerstatt hat uns angegriffen!”
Ich versuche, meine Überraschung zu überspielen, doch es gelingt mir nicht so richtig. “Ach ja?”, mache ich, “was ist denn passiert?”
“Was soll schon passiert sein? Wir wurden angegriffen! Wir sind den Kanonen nur knapp entkommen!”
“Kanonen? Aber… Davon wussten wir gar nichts!” Der Offizier sieht skeptisch aus. Ich denke fieberhaft nach. Ich muss mich als sein Verbündeter darstellen, nicht als sein Gegner… Ich muss ihn davon abbringen, einen Schuldigen zu suchen...

Plötzlich kommt mir eine Idee. “Oh, ich denke, ich kann die Sache aufklären.”, platze ich heraus. “Wie ich von Offizierin Friederike weiss, konnte das Schiff nicht auf vorgesehener Höhe fliegen, ja? Normalerweise wäre das Schiff schliesslich weit ausserhalb der Reichweite von Kanonen.”
“Jaa?” Der Decksoffizier sieht mich fragend an.
“Nun, wie würde das denn aussehen, wenn Donnerstadt ein angeblich feindliches Luftschiff über seine Dächer fliegen liesse ohne zurückzuschlagen? Das Bündnis wird nicht ohne Grund geheim gehalten. Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen – wir waren zu dem Zeitpunkt natürlich schon unterwegs zum Landestützpunkt – aber ich vermute, der Angriff war als Täuschungsmanöver gedacht. Soweit ich erkennen konnte, hat das Schiff ja keinen Schaden erlitten, richtig? Es war natürlich nicht geplant, das Schiff anzugreifen, da es viel höher fliegen sollte, aber unter den Umständen war eine Täuschung sinnvoll.”
Der Offizier nickt, scheinbar befriedigt, und hält sich dann wieder den Kopf. Er war während des Starts bewusstlos, soweit ich weiss. Wie viel hat er wohl schon mitbekommen?
“Wir werden nach einer offiziellen Erklärung der Hammerburg schicken, sobald wir können.”, fahre ich fort. Wir arbeiten gemeinsam, nicht gegeneinander. “Das ist nur richtig. Ich bin mir aber sicher, dass meine Theorie in etwa der Wahrheit entspricht.” Ich versuche, selbstsicher zu klingen.
Jetzt meldet sich Derwik zu Wort. “Das ist ja alles schön und recht, aber wer bist du eigentlich?”
Darauf hatte ich mich vorbereitet. “Mein Name ist Damien”, beginne ich. “Ich bin als Hauptleutnant Frederik’s Assistent auf dieser Mission. Ich bin zwar selbst noch kein Leutnant, aber ich wurde für diese Mission gewählt, weil ich mich zuvor einige Jahre als Erfinder betätigt habe.”
“Also bist du hier, um die Konstruktion meines Schiffs zu stehlen!”, schnappt Friederike sofort. “Ein Spion!”
Ich blicke ihr in die Augen und sie starrt zurück, auf meine Antwort wartend. Ihr Einwand ist natürlich berechtigt, aber ich hatte damit gerechnet. “Ich kann das nicht leugnen.”, gebe ich zu. “Doch das wusste natürlich auch Haus Zephyr, weswegen es eine der Bedingungen des Bündnis’ ist, dass ich nicht nach Donnerstatt zurückkehre und all unsere Kommunikation dorthin vom Kapitän oder vom ersten Offizier kontrolliert wird. Wenn es euch beruhigt, bin ich auch bereit, vorerst ganz davon abzusehen mit Donnerstatt zu kommunizieren.”
Wenn ich ihr ‘Verbündeter’ sein will, ist vielleicht ein Zugeständnis angebracht. “Die Situation hier ist etwas aus dem Ruder gelaufen und ich denke, es macht keinen Sinn mehr, Geheimnisse zu wahren.”, beginne ich. “Ich habe tatsächlich den Auftrag, so viel wie möglich über das Schiff und dessen Funktionsweise herauszufinden. Sollte das Bündnis zusammenfallen, würde ich diese Information Donnerstatt zukommen lassen. Das war zumindest die Idee.”
Derwik scheint nachdenklich. “Ich bin kein Politiker, aber könnten wir dich nicht einfach umbringen, bevor du irgendjemandem Geheimnisse verrätst?”
Ich täusche ein Seufzen vor. “Natürlich – vermutlich war Zephyr vor allem deswegen mit diesem Teil der Abmachung einverstanden. Was niemand wusste, ist, dass ich ein Gerät gebaut habe, mit dem ich selbst aus der Ferne mit Donnerstatt kommunizieren kann. Wie ein Telegraphenturm, aber es funktioniert auch dann, wenn mich niemand sieht. Und das ist der eigentliche Grund, weswegen ich für diese Mission gewählt wurde.”
Friederike macht grosse Augen. “Wie geht denn das?”
“Elektromagnetische Wellen.”, erkläre ich. Das war eine faszinierende Theorie von Bodan Pelkoran, doch meines Wissens hat noch niemand ein benutzbares Gerät gebaut. Das muss Friederike natürlich nicht wissen. “Allerdings ist das Gerät nicht gerade… kompakt. Es war in einer der Treibstoffkisten versteckt und steht noch immer am Landestützpunkt.
“Ihr seht also, dieser Plan ist schief gegangen. Ich kann nicht mit Donnerstatt kommunizieren, ohne dass ihr es mitbekommen würdet. Ich werde – wie vom Bündnis vorgesehen – nicht dorthin zurückkehren, und die Pläne des Luftschiffs sind sicher.”
Friederike sieht mich immer noch misstrauisch an, nickt aber. Derwik scheint ebenfalls zufrieden. Der Decksoffizier sieht vor allem gequält aus, aber das liegt wohl an seiner Kopfwunde. Ritter Tolkien hat bisher noch gar nichts gesagt, doch er wirkt… nachdenklich.

“Also.”, fahre ich fort. “Das war die Ausgangslage, aber offensichtlich ist ja beim Start etwas schief gegangen. Während die Gefangenen von Bord gegangen sind, kam es zu einer Revolte. Kapitän Boreas selbst hat den Befehl gegeben, in dieser Ausnahmesituation direkt abzuheben. Ich habe ihn seither nicht mehr gesehen und vermute stark, dass er nicht an Bord ist. Herr Offizier…” Ich blicke den Decksoffizier fragend an.
“Bulwar.”, stellt er sich vor. “Karl Bulwar.”
“Offizier Bulwar, da Ihr den Kapitän von Bord gehen sehen habt, wisst Ihr vermutlich mehr als ich. Wir werden der Sache auf den Grund gehen, doch vorerst haben wir grössere Probleme. Der Landeturm ist nach dem Start eingestürzt, und aufgrund des überstürzten Abflugs haben wir nicht genügend Treibstoff für den Rückflug an Bord. Der Wind treibt uns über das Trollgebiet, und der Antrieb kommt nicht dagegen an. Wir müssen einen Ort finden, an dem wir landen und Kohle auftreiben können.”
“Dann fliegen wir doch zurück zum Stützpunkt.”, meint Derwik. “Die Kohle wird ja noch da sein.”
Ich zucke mit den Schultern. “Das ist nicht so sicher. Der Landeturm stand in Flammen und es gab eine Explosion – womöglich wurde die Kohle verbrannt. Selbst wenn das nicht der Fall wäre, ist es nicht garantiert, dass wir in diesem Wind zurück zum Lager fliegen können. Offizierin Friederike, was würdet Ihr schätzen?”
Friederieke scheint überrascht, dass ich sie anspreche. Dann blickt sie kurz auf die Instrumente vor der Fensterfront. “Der Wind ist stärker geworden. Ich fürchte, wir kämen nicht vom Fleck, wenn wir zurückfliegen wollten.”
Mit einem stillen Stossgebet danke ich der Allmutter für den günstigen Wind. Dann wende ich mich zur Karte. Die Offiziere folgen mir.

“Wir sind mittlerweile vermutlich etwa hier.”, deute ich. Dann kreise ich mit einer Fingerbewegung die verschneiten Berge im Südosten ein. “Das hier ist ungefähr das Gebiet, das wir bei diesem Wind erreichen können. Der Treibstoff reicht nur noch für etwa drei Stunden, also müssen wir irgendwo hier landen.”
“Das ist ja völlig abseits von jeder Zivilisation!”, ruft Decksoffizier Bulwar. Hey, immerhin hat er nicht gleich die Trolle erwähnt.
“Abseits von jeder menschlichen Zivilisation, ja.”, korrigiere ich ihn. “Aber es gibt Trollstämme, die hier leben. Und die betreiben auch Bergbau.”
Damit ernte ich mir einige skeptische Blicke. Friederike schaut missmutig aus. Bulwar’s Assistent ist geradezu schockiert.
Ich lasse die Offiziere gar nicht erst zu Wort kommen: “Mir ist klar, dass das etwas waghalsig klingt, aber ich halte es für unsere beste Option. Ihr kommt aus dem Westen, also habt ihr vermutlich wenig mit den Trollen zu Tun. Es gibt genügend Gruselgeschichten, die die Trolle als böse Dämonen darstellen. Tatsächlich ist die Lage aber komplizierter: Die Trolle sind in kleine Stämme organisiert, die grösstenteils unabhängig sind, und nur wenige von denen sind tatsächlich feindselig. Viele der Stämme leben sehr einfach und wissen kaum von unserer Existenz. Der Stamm, den wir aufsuchen, ist ein solcher. Diese Trolle betreiben Bergbau in diesem Gebirge hier” – ich zeige mit dem Finger auf die Karte – “und wir hoffen, ihnen genügend Treibstoff abhandeln zu können, um zumindest wieder zurück in unsere Menschenzivilisation zu fliegen. Dort sehen wir dann weiter.”
Die Offiziere blicken mich an, als wäre ich irre. Nur Friederike ist jetzt nachdenklich. Schliesslich meldet sich Derwik: “Ihr wisst ja ziemlich genau bescheid über diese Trollstämme.”
Ich nicke nur.
Derwik redet weiter: “Mir war gar nicht klar, dass Trolle Handel treiben. Wie wollen wir sie dazu bringen, uns Kohle zu geben? Werfen wir ihnen Gold vor die Füsse und hoffen, dass sie das kapieren?”
Dafür werfe ich Derwik einen genervten Blick zu. “Die Trolle können reden. Sie verstehen unsere Sprache zwar nicht, aber ich spreche ihre.”
Derwik runzelt die Stirn und Bulwar ruft: “Was?” Sein Assistent sieht aus, als wolle er schnellstmöglich aus dem Raum verschwinden.
Ich seufze und setze neu an: “Vermutlich sind euch die Gerüchte um einen Troll an Bord zu Ohren gekommen?”
Bulwar hustet überrascht und hält sich dann wimmernd den Kopf. Derwik hebt eine Augenbraue. “Ich habe dergleichen gehört.”, meint er. “Ein Troll habe das Schiff gekapert, oder vielleicht haben wir einen Troll gefangen genommen, oder der Kapitän habe einen Troll zu Gast… Einer der Jungen wusste eine ganz interessante Geschichte zu erzählen über Euer Verhältnis zu diesem Troll.”
Ich hebe eine Augenbraue, doch ich traue mich nicht, nachzufragen. “Nun”, setze ich an, “es ist tatsächlich ein Troll an Bord. Ihr Name ist Irrin. Sie ist meine Gehilfin und ihrerseits eine geschickte Mechanikerin. Sie lebt seit mehreren Jahren unter Menschen und stellt keine Gefahr dar. Ich habe sie losgeschickt, um bei den Schiffsreparaturen zu helfen, und sie wird Friederike unterstellt sein.”
Jetzt wenden sich alle zu der technischen Offizierin, die zunehmend verunsichert wirkt. “Ein Troll als Mechaniker?”, meint Derwik skeptisch und wirft mir einen Seitenblick zu. Ich muss mich wie ein Verbündeter darstellen. In dem Thema wirke ich zu sehr wie ein Gegner, wie jemand, der komische Geschäfte mit Trollen macht.
“Nun ja, diese Irrin ist kräftig, das wird bei den Reparaturen helfen…”, bringt Friederike schliesslich stammelnd hervor. “Sie kann sprechen – wenn sie Befehle versteht, kann ich schon was mit ihr anfangen, schätze ich…”
“Irrin kommt ursprünglich aus eben diesem Gebirge.”, erkläre ich und deute wieder. “Ich bin mir sicher, dass man mit den Trollen dort verhandeln kann.”

“Gut, gut, gut, damit wäre das ja alles geklärt!”, ruft Emizel dazwischen. “Wir fliegen über den Hügel, holen die Kohle, und dann kehren wir um, ganz einfach. Wie ich ja von Anfang an gesagt habe. Noch Fragen? Nein? Dann an die Arbeit!”
Wir blicken uns alle irritiert zu Emizel um, der in einer Ecke steht und genüsslich gähnt. “Dieses Treffen ist sowieso langweilig. Habt ihr nichts Besseres zu Tun? Das Schiff reparieren oder so?”
Ich schnaube und rolle demonstrativ mit den Augen, insgeheim froh um den abrupten Themenwechsel. Hoffentlich wird das die Frustration der Offiziere auf Emizel lenken. “Die Reparaturen sind bereits im Gange, Hauptleutnant Frederik.”, erkläre ich. “Allerdings müssen wir die Ordnung auf dem Schiff wieder instand setzen. Offizier Derwik war so umsichtig, eine Zählung der Crew zu veranlassen.” Ich überfliege den Bericht nochmals. “Neben dem Kapitän und der ersten Offizierin fehlt auch der Wachhauptmann sowie der grösste Teil seiner Garnison. Die sind mit den Gefangenen von Bord gegangen, also ist anzunehmen, dass sie alle beim Landestützpunkt zurückgeblieben sind. Ausserdem fehlen vier Leute von der Versorgungsmannschaft, sechs von der Decksmannschaft und ein Techniker. Es gibt einige Matrosen, die zu schwer verletzt sind um zu arbeiten – die Decksmannschaft ist hier am meisten betroffen. Offizier Bulwar, wie wird Ihre Mannschaft mit nur der halben Besatzung klarkommen?
Bulwar denkt kurz nach, nickt dann – und hält sich prompt wieder den Kopf. “Wir kommen klar”, bringt er zwischen zusammengekneiften Zähnen hervor. “Die Reparaturen werden langsam vonstatten gehen. Aber wenn wir in ein paar Stunden ohnehin landen, würde ich mit den meisten Schäden bis dahin warten – das macht die Sache einfacher.”
Ich nicke. “Offizier Derwik, wie kommt Ihre Mannschaft zurecht?”
Der Versorgungsoffizier braucht nicht nachzudenken: “Wir scheinen genug an Bord zu haben, um die Verletzten zu versorgen. Meine Männer sind müde, aber wir werden’s überstehen. Wenn wir landen, würde ich eine längere Pause vorschlagen – je mehr wir ruhen können, desto besser werden wir in Form sein.”
Wieder nicke ich, und wende mich dann an Friederike. “Wie sieht’s bei Euch aus?”
Die Mechanikerin seufzt. “Du weisst bescheid. Abgesehen von Strom und Treibstoff haben wir alles, was wir brauchen. Wenn wir landen, kann dein… fähiger Kollege uns vielleicht weiterhelfen.”
“Da bin ich mir sicher.”, antworte ich und wende mich dann wieder an alle. “Ich schlage vor, Hauptmann Tolkin als Wachhauptmann interim einzusetzen. Seine Leute können die Wachgarnison ersetzen, zusammen mit den zwei verbleibenden Wachmännern. Für den Moment wird die neue Wachgarnison dann der Decksmannschaft aushelfen, bis deren Leute sich wieder erholt haben.” Ich verkneife es mir, ein “Ist das gut so?” anzuhängen. Ich will zwar als ein Verbündeter dastehen, aber in der Sache muss ich die Autorität haben. Die Entscheidung wird den Offizieren ohnehin nicht gefallen. Ein toller Verbündeter bin ich… Dieser Vorschlag wäre vielleicht besser von Emizel gekommen.
“Ich könnte die Leute brauchen.”, murmelt Bulwar. Doch Derwik ist skeptisch: “Warum brauchen wir überhaupt eine Wachgarnison? Deine Trolle sind doch so friedlich?”
Ich nicke. Wir wollen gemeinsam ein Problem lösen. “Richtig. Im Moment brauchen wir die Garnison nicht. Deswegen helfen sie ja der Decksmannschaft.”
“Warum teilst du sie dann nicht gleich der Decksmannschaft zu?”, fordert mich Derwik heraus.
“Nun ja”, beginne ich und werfe einen kurzen Blick zu Emizel, der jedoch gelangweilt Löcher in die Luft starrt. “Der Posten steht Hauptmann Tolkin zu, aufgrund seines Ranges…”
“Da gibt’s doch gar nix zu diskutieren.”, schaltet sich Emizel ein. Hat er meinen Blick doch gesehen? “Tolkin wird hier der Wachhauptmann. Ich bin der Kapitän, und Damien wird der erste Offizier. Ihr habt alle Glück, ihr dürft eure Posten behalten. Abtreten!” Er wendet sich demonstrativ von uns allen ab und blickt aus dem grossen Fenster. Seine Haltung strahlt absolute, perfekte Arroganz aus.
Ich versuche, apologetischen dreinzuschauen. Die Offiziere nicken mir zu und verlassen dann nacheinander den Raum.

Sobald die Bodenklappe zu ist, stosse ich einen erleichterten Seufzer aus. Dann wende ich mich zu Emizel, der wieder entspannt gegen die Wand gelehnt dasteht. “Ich bin mir nicht ganz sicher…”, beginne ich lächelnd. “Entweder bist du verrückt, oder genial.”
A cloud of mystical dust appears, shrouding Alinea in its magic. You roll a four. The cloud dissipates and Alinea is gone.

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Rael
Echos der Vergangenheit.

Die Eiskristalle auf meiner erbeuteten Tunika knirschen bedrohlich, als ich mich umdrehe. Der eisige Wind schneidet schmerzhaft in meinen Nacken und schnell blicke ich wieder nach unten. Meine Lippen fühlen sich an, als wäre ich mit dem Gesicht voran in Glasscherben gelandet. Würde mir das Blut nicht auf der Haut gefrieren, könnte ich es sicher schmecken. Und auch so schmeckt die Luft geradezu nach Eisen, als würden die messerscharfen Eiskristalle der Schneeflocken mir die Zunge zerschneiden. Meine Ohren schmerzen schrecklich und immer wieder umschließe ich sie mit meinen Händen, aber es hilft nicht. Meine Hände sind mindestens genauso kalt wie meine Ohren, und zu klein um sie ganz zu umfassen. Oder meine Ohren zu groß. Wütend schnaube ich. Wie viel ich darum gäbe, jetzt irgendeinen arroganten Bauern zu verprügeln, der sich über meine Ohren lustig macht.

Wieder drehe ich mich um. Wieder erkennt der Wind seine Chance und raubt mir die kläglichen Reste meiner Körperwärme. Aber ich kann sie sehen. Irgendwo weit hinter mir, im losen Schneegestöber reitet Iladra. Frustriert schaue ich wieder auf das Pferd unter mir. Ihm scheint die Kälte nicht so viel auszumachen wie mir. Nervös blicke ich nach oben. Das Luftschiff ist immer noch zu sehen, in gleichbleibender Entfernung. Gut. Ich bin reitend genauso schnell wie das Schiff. Aber wo wollen die Ritter hin? Sie fliegen direkt in die Wüste hinein. Dem Sonnenstand nach irgendwo zwischen Süden und Osten. Ich wüsste nicht, in welcher Richtung die nächste Stadt zu erwarten wäre, aber ich habe schon Landkarten in meinem Leben gesehen. Und ich weiß, dass die nach der Eiswüste enden. Südlich und östlich gibt es nichts. Nur der Tod wartet dort, heulend und kalt. Wie zur Bestätigung weht mir eine heftige Windböe ins Gesicht und schneidet mir tiefer unter die Haut. Als würde mich der Tod verhöhnen. Warum also fliegt das Schiff in diese Richtung? Haben sie die Elfe gefangen und wollen sie den Trollen vorwerfen? Was für kranke Bastarde müssen das sein… Andererseits könnten sie sie auch einfach über Bord werfen. Hier in der Kälte hätte sie keine Chance. Und wenn sie nicht an Bord ist? „Dann wirst du hier draußen sterben“, höre ich Iladra in meinem Kopf schallen. Unwillkürlich drehe ich mich um, doch Iladra ist zu weit weg. Und bei all ihren Tricks, Gedanken lesen kann sie nicht. Glaube ich zumindest.

Es wird noch kälter. Oder vielleicht bleibt es auch gleich kalt, aber es wird noch unerträglicher. Wieso musste ich hier her kommen. Das ist alles Iladras Schuld. Sie und ihr dummes Gerede von Verantwortung. Sie weiß, wo meine wunden Punkte sind. Jedes Mal, wenn wir uns begegnen, verläuft das Gespräch gleich. Es endet immer darin, dass ich doch so verantwortungslos sei, und alle zu Hause im Stich gelassen hätte. Von wegen. Als hätte Mutter sich jemals für mich interessiert. Oder für Iladra. Sie war viel zu sehr mit ihrem eigenen Wahnsinn beschäftigt. Ihrer blinden Ergebenheit der Königin gegenüber. Dass ich nicht lache. Tränen steigen mir in die Augen. Tränen der Wut, darauf kannst du Gift nehmen, verfluche ich meine Mutter. Immer ging es nur um die Königin. Und um Traditionen. Daran müsse man sich halten, sagte sie immer. Wenn ich den Wald entdecken wollte, oder den Palast, oder die Städte, oder den Nachthimmel beobachtet habe. Immer wieder: „Nein, Rael, dies ist nicht unser zu Hause. Erkennst du es denn nicht. Höre auf die Königin! Nehm deine Studien ernster!“.

Ich spucke aus. Sofort bereue ich es, denn ich habe nicht genug zu trinken dabei. Vorhin habe ich versucht den Schnee zu essen, aber das war viel zu kalt. Ich habe minutenlang gehustet und war hinterher erschöpfter als vorher. Nicht gut. Aber wenn ich nur an die Predigten in Mikkavola denke, ist Ausspucken angebracht. Oben, vor dem Palast aus Jade, wenn die aufgeblasenen Priesterfürsten ihre Reden von der neuen Welt hinter der Leere hielten. Von goldenen Wäldern und drei Sonnen sprachen sie, und von grünen und roten Meeren und gewaltigen Flüssen, die die Länder fruchtbar machen sollten. Und sie sprachen und sprachen und sprachen. Und trotzdem kam niemals jemand aus dem Thronsaal zurück, der diese Welt gesehen hätte. Mutter hatte an den Lippen der Priester gehangen und hat jedes Wort aufgesaugt.
„Kind, du solltest die Magie studieren, Eril sagt, du machst deine Aufgaben nicht“, höre ich ihre tadelnde Stimme und ich werde noch wütender. Seit Vater nicht mehr aus dem Palast kam, war Mutter nicht mehr dieselbe. Zuerst dachte ich, es wäre Trauer.
„Er lebt, Kind. Er hat die neue Welt gefunden. Ich weiß es. Er wartet auf uns!“, hatte sie mir immer wieder versichert.
Es war keine Trauer. Besessen war sie von dem Geschwätz der Fürsten. Besessen davon, dass ich die magische Schulung zum Navigator antrat. Besessen von dem Wunsch, dass ich die Welt für die Königin fand. Mich schaudert beidem Gedanken, mein Leben für diesen dummen Traum wegzuwerfen. Vater war tot, das war mir irgendwann klar geworden. Und die Fürsten lügen. Die dunkle Königin lügt. Niemand hat diese Welt je gesehen. Nicht seit Nirma. Und das war über 200 Jahre her. Und vielleicht hat er sie ja gar nicht gesehen. Wer weiß schon, welchem Wahnsinn man in der Leere verfallen kann. Und Iladra? Iladra fand, ich sollte zurückkehren. Für Mutter sorgen. Sie verstand meine Zweifel, aber sie sagte, Mutter käme nicht allein zurecht. Sollen die Priester doch für sie sorgen.

Ich drehe mich um. Iladra war näher gekommen. „Ich kann ihr nicht helfen“, schreie ich ihr entgegen. Sie reagiert nicht. Wütend drehe ich mich um. Das Schiff schwebt weiter vor mir am Himmel.

Plötzlich bleibt das Pferd stehen.
„Hey!“, fluche ich, und wippe auf seinem Rücken herum. Keine Ahnung, wie man ein Pferd zum Weitergehen überredet. „Hey, wir sind noch nicht da. Wir können nicht einfach anhalten!“
Ich blicke nach vorne. Kein Unterschied. Der Berggipfel ist näher gekommen, aber er ist weit rechts von mir. Zu hoch können wir nicht sein. Vor mir liegt eine kleine Erhebung, aber die sieht nicht anders aus, als die letzten fünf Erhebungen. „Na los doch, ewig weit werden die nicht mehr fliegen. Die Welt ist dort zu Ende!“, versuche ich das Pferd zu überreden.
„Wir stehen an einem Fluss“, ertönt hinter mir die Stimme Iladras. Ich drehe mich um. Ein paar Eiskristalle fallen von meiner Kapuze auf meinen Hals. Mir ist so kalt, ich bemerke es kaum.
„Ein Fluss?“
Ich breite die Arme aus. Hier ist kein Fluss, hier gibt es nur Eis, und Schnee, und Kalt!
„Nein, kein Fluss mit Wasser. Ein magischer Fluss!“
Ich blicke sie verwirrt an. Dann wird mir klar was sie meint. Eine Anomalie im magischen Netz. Eril hatte davon erzählt. Mir gezeigt, wo ich im Wald die feinen Flussarme finden kann. Und stundenlang darüber geschwafelt, wie die Flüsse die Magie beeinflussten. Und das Land. Oder irgendwie so. Ich hatte nicht wirklich zugehört.
„Woher weißt du das?“, frage ich.
„Man kann sie fühlen. Die Elemente sind stärker hier.“
„Fühlen?“, frage ich, halb sarkastisch, halb spöttisch. „Du klingst wie Eril.“
„Eril ist auch ein Navigator, natürlich kann er die Flüsse fühlen.“
„Er war einer“, widerspreche ich, und füge an: „Er hat rechtzeitig aufgehört“.
„Trotzdem kannte er das Netz.“
„Und was ist so toll an diesem Fluss?“, frage ich.
„Es ist ein großer. Vielleicht will dein Reittier darum nicht weiter.“
„Also du willst mir jetzt sagen, dass das Pferd den Fluss spürt, und ich nicht?“, gifte ich.
„Das Pferd ist nicht mit wütend sein beschäftigt“, erklärt Iladra in einem Tonfall, der gleichzeitig Arroganz und Selbstverständlichkeit ausstrahlt.
„Das Pferd sollte lieber mal damit beschäftigt sein, weiterzulaufen“, schnaube ich.
Iladra steigt ab und läuft zu meinem Pferd. Beruhigend legt sie ihre Hand auf die Mähne und flüstert ihm etwas ins Ohr.
„Was soll das, erklärst du ihm jetzt wie die Flüsse funktionieren? Willst du es vielleicht zu Eril schicken?“
„Komm zurück, Rael. Hier in der Wüste findest du nur den Tod.“
„Und du? Du wirst hier draußen lieber zugrunde gehen als mich ziehen zu lassen? Außerdem fandest du doch, dass ich die Elfe nicht im Stich lassen soll. War doch deine Idee.“
„Und was willst du tun, falls du das Schiff erreichst? Es alleine entern? Drohen es zu versenken?“
„Mir wird schon was einfallen. Irgendwann müssen sie landen, und da draußen ist nichts.“
„Doch. Die Trolle sind da!“, erklärt Iladra.
„Und? Die werden sicherlich nicht zu den Trollen fliegen. Die Menschen sind da nicht willkommener als wir.“
„Nun, wo fliegen sie denn deiner Meinung nach sonst hin? Egal wo sie landen, dort gibt es entweder Eis oder Trolle. Und Eis werden sie sicherlich keines suchen.“
„Und was wollen sie deiner Meinung nach bei den Trollen? Sich abmurksen lassen?“, gebe ich zurück.
„Was weiß ich denn. Aber wenn sie zu den Trollen fliegen, dann wirst du ihnen direkt in die Arme reiten.“
„Du wirst mich jetzt ganz bestimmt nicht überreden umzukehren. Ich bin Schuld, dass diese Sasquehama, oder wie auch immer, an Bord ist, und ich werde sie auch wieder befreien.“
„Und dann kläglich in der Eiswüste mit ihr erfrieren. Wie romantisch.“
Wütend fahre ich herum: „Es war doch sogar deine Idee. Wer hat den vorhin groß herumlamentiert, dass ich nicht immer alle im Stich lassen solle.“
„Du hast weder Essen, noch Trinken, noch Schutz gegen den Wind. Du bist quasi schon tot.“
Ich will widersprechen. Ich versuche vom Pferd zu steigen, aber während ich mein Bein über das Tier schwinge merke ich, dass ich kaum noch Gefühl darin habe. Unsanft lande ich im Schnee. Sie hat recht. Ich bin quasi schon tot. Die Wut verfliegt, und damit kommt die Kälte in voller Wucht zurück. Mühsam stehe ich auf. Iladra hält mir eine Hand entgegen. Ich ignoriere sie. Ich zittere am ganzen Körper, mein Gesicht fühlt sich an, als bestünde es aus Eis, das jeden Moment zerspringen wird. Unnachgiebig weht der Wind mir weiter ins Gesicht, und verstärkt die Schmerzen der Kälte nur noch weiter. Kurz wird mir schwarz vor Augen.
„Komm. Wir müssen hier weg, wir sterben sonst wirklich“, sagt Iladra plötzlich. Sie klingt auf einmal besorgt. Die Arroganz ist verschwunden. Ich blicke auf. Auch sie sieht nicht mehr gut aus. Sie ist blass, ihre Lippen aufgerissen, und sie zittert noch stärker als ich.
„Nein!“, widerspreche ich trotzig. „Ich werde das Schiff erreichen!“
„Wie denn, es kann sich noch Stunden weiterbewegen“, sagt Iladra, und die Verzweiflung in ihrer Stimme ist nun deutlich zu hören.
„Wir werden sterben.“
„Dann geh!“, rufe ich. „Der Rückweg ist länger als der Weg zum Schiff. Es gibt überhaupt keinen Rückweg mehr!“
„Wir sind nur etwa eine Stunde unterwegs“, versucht sie weiter, mich zu überzeugen. „Wir können es schaffen!“
„Dann rette dich, und lass mir endlich meinen eigenen Willen.“

Mit diesen Worten drehe ich mich um, und stapfe voran. Mein Pferd schaut mir still hinterher. Blödes Tier.
„Rael. Es gibt keinen Grund, dein Leben für deine Wut wegzuwerfen. Mir wirst du es nicht zeigen, wenn du stirbst. Und sonst wird es auch niemand erfahren, wie du dem Tod trotzig in die Arme liefst, nur um deinen eigenen Willen zu bekommen!“
„Wie kommst du darauf, dass ich es irgendjemandem beweisen will? Ich bin nicht für dich weggerannt, nicht für Mutter, nicht für Eril, nicht für sonst irgendwen.“, schreie ich.
„Der Tod macht dich auch nicht freier, du dienst nur einem anderen König!“

Ich breche zusammen. Verzweifelt schaue ich mich um. Nichts als Schnee. Das Luftschiff verschwindet langsam hinter dem nächsten Berghang.
Ich habe versagt.
Iladra kommt zu mir herüber. „Und jetzt?“
Sie setzt sich neben mich. „Warum läufst du mir nach, Iladra. Du hättest meinen Platz einnehmen können, du hättest Mutters Traum doch erfüllen können, wenn er dir so viel bedeutet.“
Iladra seufzt: „Manchmal bist du echt dumm.“
Ich schweige. Der Wind pfeift um uns herum, während wir da im Schnee sitzen - minutenlang. Geschlagen von einer Naturgewalt.
„Kommen wir überhaupt wieder zurück?“, frage ich.
„Weiß ich nicht“, sagt Iladra und richtet sich auf. Sie sieht sich um, erst verwirrt, dann angsterfüllt. „Die Pferde sind weg!“
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

Haku
Geübter Poster
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Wohnort: Ich weiß wo dein Bett schläft. O.ö

Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Emizel

Ich lächle etwas. "Ich habe dir nur eine Vorlage gegeben, mehr nicht.", winke ich ab. "Außerdem wusste ich es: du würdest es ohne weiteres schaffen. Schließlich bist du ja mein Assistent!"
Am Ende muss ich anfangen zu lachen bis mir die Tränen kamen. Damien versteht leider nicht wieso. "T-tut mir leid, ich musste nur daran denken wie der Herr Rozengard mich jetzt düster anstarren würde. Im ganzen habe ich ihn einfach nur imitiert. Aldin hätte mir dafür bestimmt den Hals durchgebissen."
Mit dem Ärmel wische ich mir die Tränen aus den Augen. "Haaa... " Wie herrlich es doch ist.


Es sind bereits einpaar Stunden vergangen, seitdem Damien und meine Wenigkeit das Schiff unter Kontrolle gebracht haben. Aber es passiert gar nichts mehr!!!!
Mein Gesicht klebt schon förmlich an der Fensterscheibe fest, weil ich die meiste Zeit aus dem Fenster geschaut habe. Damien grübelt immer wieder vor sich hin. Ab und zu kommen Durchsagen. Ab und zu frag ich Damien, ob er sich nicht die Zeit anders vertreiben möchte.
Immer wieder eine Ablehnung. Als ob ein Kind die Aufmerksamkeit seiner Eltern möchte und diese es dann einfach wegschicken!
Wie war es denn bei mir so gewesen? Nach etwas nachdenken sehe ich nur Dunkelheit in meiner Erinnerung. Nur einzelne blasse Bilder sind in meinem Kopf zu erkennen.
Diese Erinnerung hab ich wohl "weggeworfen". Kann ja mal passieren!

Taumelnd laufe ich zum Sprechrohr und öffne es. "He, Steuermann!", rufe ich rein. Es kommt sofort eine Antwort. "Ja? Was gibt es?"
"Du musst für mich einen Matrosen auf die Brücke rufen. Er heißt Bob."
Mit einer viertel Drehung dreh ich mich zu Damien um. "Ich schaue mal wie es unserer Trolljäger-Elfe geht.", mache wieder die gleiche Drehung zurück und kletter runter.

Unten angekommen höre ich in der Ferne das Gespräch von einpaar Matrosen. "Wer zum Geier ist Bob?" "Es gibt einen Bob? Komischer Name.."
Nach einigen Minuten kommt auch der heißersehnte Matrose, Bob. "Bob, mein Freund!", begrüße ich ihn. "Bitte bring mich zu unserer Unruhestifterin. Ich möchte nicht, dass sie sich ausgeschlossen fühlt." Bob nickt mir zögernd zu und flüstert:" ...aber ich heiße Franz.."
Es geht wieder in das verzweigte Labyrinth des Luftschiffes. Mal nach links, dann rechts, einmal zwischen die Mitarbeiter durch, durch einen Gang der mir bekannt vor kommt und schon sind wir an der Tür.
Dankend klopfe ich Bob auf die Schulter. "Super gemacht! Bitte halte Wache. Falls etwas sein sollte rufe ich dich."

Im Inneren des Raums sitzt die Elfe immernoch schweigend, gefesselt auf dem Stuhl. Lächelnd verbeuge ich mich vor ihr.
"Ich hoffe es ist Ihnen nicht langweilig geworden? Der Service lässt zwar zu wünschen übrig aber es ist besser als von dem Schiff in die Tiefe zu stürzen."
Schnalzend rollt sie die Augen. Jedoch sagt sie nichts und schaut kurz auf ihre Schwerter. Ich hole mir einen Stuhl und setze mich ihr gegenüber. "Also Misses..Lady...Elfi? Keine Ahnung wie ich dich nennen soll, deswegen klingt Elfi doch super! Irgendwie zu süß der Name."
"Einschüchtern bringt bei mir nichts, Kleiner. Du kannst ruhig wieder gehen und den Netten spielen bis du hier gefesselt sitzt.", antwortet sie mir endlich.
"Oho..", zeige ich mich begeister," Es kann ja doch reden." Ich binde mir die Schwerter von meiner Hüfte los und lege sie- je ein Schwert auf eine Seite- neben uns hin.
"Ich habe gerade nicht besonders gute Laune. Mein Partner spielt nicht mit mir, alle sind so ernst und wir kommen erst jetzt mit dem Schiff ins Trollgebiet voran." Für einen Moment weiten sich ihre Augen. Sehe ich Panik oder Entsetzen?
Es bringt mich zum schmunzeln. "Hab ich das nicht erwähnt? Wir brauchen Treibstoff. Und den kriegen wir von einem Berg und auf diesem Berg, oder am Fuße davon, lebt ein Trollstamm. Von denen sollten wir genug bekommen- so wurde mir das erklärt."
Ich lasse sie nicht dazu kommen etwas zu sagen. "Sieh an. Hat dich die Angst gepackt?"
Daraufhin fasst sie sich wieder. "Was will ein einfacher Mensch von einer reizenden Elfe wie mir?"

"Ein Spiel.", antworte ich ihr. "Ha!", antwortet sie. "Das ist alles?! Tut mir leid, aber auf so einem Niveau bin ich nicht."
So langsam gehen mir alle auf die Nerven. Meine Mundwinkel nehmen eine neutrale Haltung ein. "Wie wäre es damit: Wenn du gewinnst kommst du frei und darfst alles auf dem Schiff tun und lassen was du willst. Wenn ich jedoch gewinne..." und zeige, mit beiden Zeigefingern, auf die Schwerter,"..dann werfe ich deine einzige Chance zum kämpfen in die weiße, bitterkalte, von Trollen bevölkterte Eiswüste hinab."
Das Elflein verzieht keine Miene. Die scheint verkorkst zu sein.
"Wenn ich zusage möchte ich aber meine Schwerter wiederbekommen, sobald ich frei bin. ...nicht dass ich meine Freiheit bereits habe." Den letzten Satz leiert sie runter.
"Natürlich, natürlich bekommst du deine Schwerter zurück!", lächel ich sie an. Endlich ist es soweit! Endlich spielt jemand mit mir. Nicht nur irgendjemand, sondern eine Elfe. Ich frage mich...was sie so alles drauf hat.

Mit einem Händeklatschen besiegel ich unsere Abmachung. "Nun denn. Ich bin ein Gentleman und sage: Ladys first. Suche sich die Lady das Spiel aus. Keine Sorge, denn ich beschaffe jedes Spiel- sofern ich es selbst kenne."
Mein Gesicht wird von einem breiten Lächeln verziert. Mein Herz pocht vor Aufregung.
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Manu
Munkelei

Tolkin und ich steigen die Treppe zu den oberen Lagerräumen hinab. Die Aufräumarbeiten halten an, doch scheint die allgemeine Ordnung schon wiederhergestellt worden zu sein. Matrosen eilen wieder selbstsicherer durch das Schiff, herumliegende Ladung wurde befestigt und Schäden werden inspiziert und notdürftig repariert. Irgendwo soll sogar Dame Irrin der Mannschaft helfen, ohne dass es bisher zu weiteren Zwischenfällen kam. Nach den bisherigen Rückschlägen sicher ein willkommener Hoffnungsschimmer für unsere Mission.
Das Lager liegt mittlerweile außer Sichtweite, so weit hat sich das Schiff schon um den Berggipfel herumgequält, der zwischen uns und unserem Ziel liegt. Ich habe Friederike mehfach fluchend durch die Gänge des Schiffs eilen sehen, aber noch fliegen wir. Zwischendurch hatte ich im Maschinenraum nach dem Rechten gesehen und Michail getroffen. Er hat mir versichert, dass wir heil am Ziel ankommen würden. Der Wind arbeite in unserem Sinne, da er vom Berggipfel genau in unseren Rücken abgelenkt würde, sodass wir mit der übrigen Motorleistung und der Restwärme der Öfen noch bis zum südlichen Fuße des Berges reisen könnten. Auf die Frage warum Friederike dann so aufgebracht sei, zuckte er nur mit den Schultern und meinte, dass sie lediglich mit den neuen Befehlen unzufrieden sei, ich mir aber keine Sorgen machen solle. Sie sorge sich nur um das Schiff.
Den Verrückten, der hier Kapitän spielt, habe ich auch schon einige Zeit nicht mehr gesehen, vermutlich hält er sich bei Damien auf. Der Lorraine tut mir Leid, aber so ist es für die Laune der Besatzung sicherlich besser.

Tolkin öffnet die Türe zu einem Lagerraum für Lebensmittel, in dem wir zuletzt die Schäden beurteilt haben, sodass der Koch eine Einschätzung über Rationierung treffen kann. Doch entweder hatte die ursprüngliche Offizierin des Schiffs noch Befehle für eine längere Mission, oder im Hause Zephyr wollte man die Schiffsmannschaft versorgt wissen, denn an Essen mangelt es nicht. In dem Lagerraum steht Ritter Beno, der sich in einer hitzigen Diskussion mit diversen Matrosen befindet. Als wir durch die Türe schreiten, verstummt die Unterhaltung augenblicklich. Ritter Tolkin kneift die Augen zusammen und mustert die Arbeiter. „Fürs Rumstehen werdet ihr nicht bezahlt!“, schnauzt er schließlich und die Männer zerstreuen sich. Ritter Beno bleibt zurück, sichtlich schlecht gelaunt. „Ritter Beno, bitte sucht Damien Lorraine auf, und fragt ob er noch etwas braucht, bevor wir uns für die Landung bereit machen“, befiehlt Tolkin. Ritter Beno sagt nichts und verlässt ebenfalls den Raum.
„Ich glaube hier braut sich was zusammen“, murmelt Ritter Tolkin.
„Warum? Er hat halt Angst vor Dame Irrin“, gebe ich zurück.
„Ja, und Männer, die aus Angst handeln, neigen zu Dummheiten. Mir gefällt nicht, wie verschwörerisch er plötzlich mit der Mannschaft redet. Behalte die Matrosen im Auge, wenn wir mit den Trollen verhandeln, denn wir können uns keinen Zwischenfall hinter der Grenze leisten.“
„Glaubst du Beno würde die Sicherheit der Mission wissentlich gefährden?“
„Du hast doch vorhin mit ihm geredet, als ich die Taue geholt habe. Was für einen Eindruck hattest du?“, fragt Tolkin stattdessen.
Ich zögere mit einer Antwort.
„Ich will ihm nichts vorwerfen, doch wenn er die Mannschaft anstachelt, dann könnte er eine Katastrophe heraufbeschwören, die er vielleicht garnicht beabsichtigt.“

Kurze Zeit später verabschiede ich mich von Ritter Tolkin mit der Absicht, noch einmal im Maschinenraum vorbeizuschauen, bevor wir zu Damien zurückkehren um die Landung zu planen. Auf dem Weg begegnet mir einer der Matrosen, die zuvor mit Ritter Beno im Lagerraum gesprochen hatten. Er zieht mich zur Seite.
„Stimmt es, dass wir eine Elfe gefangen genommen haben?“
Die hatte ja komplett vergessen. Emizel schien sich darum gekümmert zu haben: ein Fakt, der mir bei näherer Betrachtung kein gutes Gefühl bereitet.
„Ja, sie drang während des Aufruhrs am Landeplatz auf das Schiff vor und versuchte unsere Truppe anzugreifen“, antworte ich vorsichtig.
„Der andere Ritter hat mir erzählt, dass sie den Troll angegriffen hat“, erzählt der Matrose weiter.
„Kann sein?“, gebe ich Unwissenheit vor.
„Wieso schützen wir einen Troll vor einer Elfe, findest du das nicht auch seltsam?“
„Ein bisschen mehr...“, beginne ich, doch beiße mir schnell auf die Zunge. Fast hätte ich den Matrosen zurechtgewiesen und mehr Respekt eingefordert. Doch wäre das unklug, ich muss die Mannschaft auf unsere Seite ziehen. Ohne das Vertrauen der Matrosen würden wir das Schiff verlieren.
„Die Trolldame gehört zu unserer Mannschaft“, erwidere ich stattdessen. „Sie hilft seit Stunden bei den Arbeiten auf dem Schiff und ist nicht gefährlich. Sie ist nicht einmal bewaffnet, anders als die Elfenkriegerin. Ich weiß nicht, warum die Elfe das Schiff angegriffen hat, aber sie ist der Feind.“
„Trolldame?“, fragt der Matrose. Scheinbar hat er überhaupt nicht richtig zugehört und hängt sich stattdessen an meiner Wortwahl auf.
„Ja“, antworte ich einfach.
„Aber die Elfen haben uns im Krieg doch auch gegen die Trolle geholfen? Der König hat ihnen doch wertvolle Schätze gegeben, und wieso glaubst du jetzt, dass die Trolle uns helfen? Man kann diesen Monstern doch nicht vertrauen“, protestiert der Matrose.
„Beruhig dich...“, beginne ich, doch der junge Mann unterbricht mich: „Nein, du bist doch mit diesen Monstern im Bunde. Solche Verräter achte ich nicht“, und mit diesen Worten eilt er davon. Resigniert wende ich mich wieder in Richtung Maschinenraum. Wenn alle so denken wie er, wird die Besatzung bald meutern. Ich muss Emizel finden.
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Iladra
Der Fluss.

Rael sitzt im Schnee, zusammengekauert und kläglich zitternd. Der Schneefall ist deutlich dichter geworden, der Himmel hat sich weiter zugezogen. Es ist schwer zu sagen wie spät es ist, die Wolken verdunkeln die Sonne zu stark, um eine Uhrzeit auszumachen. In der Dämmerung und durch den Schneefall ist es schwer auszumachen, wo die Pferde sind. Ich meine das Reittier von Rael einige hundert Meter entfernt in Richtung der Wüstengrenze laufen zu sehen, aber ich bin mir nicht sicher, es ist einfach zu kalt um klare Gedanken zu fassen. Ich muss mich konzentrieren. Rael ist zu schwach um noch weiterzugehen. Die Kälte hat ihre letzten Kräfte genommen, und so haben wir kaum eine Chance ihr Pferd einzuholen. Ich muss also eine andere Möglichkeit finden… Der Fluss!

Eril hat uns stundenlang von den Eigenschaften des magischen Netzes erzählt. Wie man es beeinflussen kann, um sich die Umwelt untertan zu machen, wie wir die Affinitäten zu Elementen nutzen konnten, um die Stränge und Flüsse der Magie umzuleiten. Und hier, an einem der großen Flüsse der Magie, ist es um so einfacher einen Zauber zu weben, der die Gesetze der Natur beugen kann. Doch welchen? Leider ist es mir nicht vergönnt Wasser und Eis zu manipulieren. Auch den kalten Wind vermag ich nicht aufzuhalten.
Ich knie am unsichtbaren Ufer des magischen Flusses nieder und versuche den Strom zu fühlen, wie Eril es mich gelehrt hat. Das magische Netz ist mit allem verwoben, und wer das Netz beeinflussen kann, der kann die Realität beeinflussen, hatte er gesagt. Elementare wie Rael und ich sind tiefer mit dem Netz verwoben, als gewöhnliche Leute und so können wir unbewusst an seinen Strängen ziehen, um gewisse Naturgewalten unserem Willen zu beugen. Aber wahrlich große Meister der Magie, so hat Eril erkärt, können neue Verknüpfungen mit dem Netz herstellen und ihre Fähigkeiten ausweiten. Eril war so ein Meister. Die Königin hatte ihn gelehrt, wie er der Zeit seinen Willen aufzwingen kann. Die Fähigkeit, die ihn zu einem Navigator machte. Er hat versucht uns ebenfalls zu Navigatoren auszubilden, zu Magiern, die das magische Netz direkt beeinflussen können. Aber mir war es nicht vergönnt gewesen, denn wie auch Rael bin ich zu ungeduldig gewesen. Eine Eigenschaft, die ich gerne Rael allein zugeschrieben hätte, doch muss ich mir eingestehen, dass auch ich diesem Mangel unterliege.
Oder vielleicht besitzen wir beide auch einfach eine gewisse Begabung nicht, derer Eril vermag.
Ich schließe die Augen und vergrabe meine Hände tief im Schnee. Die tödliche Kälte umschließt meine Finger und raubt mir fast den Atem. Ich konzentriere mich auf meine Atmung, wie Eril es uns gelehrt hat. Langsam atme ich aus, und versuche den Strom des magischen Flusses zu erfassen. Ich lasse meine Aufmerksamkeit darin treiben. Vergeblich versuche ich die Kälte zu verdrängen, aber immer wieder sticht sie mir herzlos durch die Arme nach oben in Richtung Schultern. Ich fühle nach dem Netz, doch ich finde nichts als die kalte Umarmung der Eiswüste. Vergeblich suche ich nach den feinen Kraftlinien, die die Realität zusammenhalten. Immer wieder, wenn ich gerade glaube eine Linie zu spüren, schneidet mir die Kälte tief ins Fleisch und fügt mir weitere Schmerzen zu. Es ist vergebens.

Ich ziehe meine Hände aus dem Schnee. Sie sind taub. Wütend schreie ich auf. Rael hockt unverändert im Schnee und sieht mich traurig an. Ich muss eine Lösung finden. In diesen Zeiten braucht sie mich, in diesen Zeiten muss sie sich auf mich verlassen können, so wie ich mich sonst auf sie verlasse.
Ich gehe einige Schritte auf den Fluss zu und lasse mich dann rückwärts in den Schnee fallen. Wütend peitscht der Südwind über mir seine Böen zusammen und weht mir Schneeflocken ins Gesicht, als wolle er mich augenblicklich begraben.
Wieder schließe ich die Augen und lasse mich im magischen Fluss treiben. Ich strecke meine geschundenen Fühler aus, das magische Netz begreifen wollend. Ich unterdrücke das grauenvolle Ziehen in meinen Armen, das mir die letzte Körperwärme entzieht und suche hektisch und verzweifelt nach den Kraftlinien, die mich mit dem Wind und dem Schnee verbinden sollten. Eine andere Möglichkeit fällt mir nicht ein, ich muss sie finden. Es ist der einzige Ausweg. Doch wieder und wieder wischt der Sturmwind meine Aufmerksamkeit hinweg, wieder und wieder entgleitet mir das Gefühl für den magischen Fluss. Langsam weicht die Kälte vollständig der Verzweiflung. Es ist da, ich weiß es. Und doch entzieht es sich meiner Wahrnehmung, verweigert sich meinen letzten kümmerlichen Versuchen uns zu retten. Ich werde müde.

Plötzlich höre ich einen Schrei. Ich fahre hoch. Doch es war nicht Rael, die geschrien hat. Verwirrt schaue ich mich um. Das Schneegestöber und das schwindende Tageslicht erschweren die Sicht noch weiter als zuvor. Oder ist es meine schwindende Konzentration? Ich weiß es nicht. Mühsam versuche ich, auf die Beine zu kommen. Schwindel ergreift mich. Ich bleibe auf den Knien sitzen und sehe mich erneut um. Schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen. Die Kälte ist verschwunden. Nur noch die Müdigkeit erinnert mich an den nahenden Tod. Ich kneife die Augen zusammen und suche die weißgraue Ebene ab. Nichts. Habe ich mir das nur eingebildet?
Ich schaue zu Rael. Sie sitzt zusammengesunken im Schnee, wo ich sie zuletzt gesehen habe. Sie rührt sich nicht. Verdammt. Ich will zu ihr gehen, aber meine Beine versagen den Dienst. Unsanft plumpse ich vor ihr in den Schnee.
Da! Wieder der Schrei. Animalisch. Ich habe ihn schon einmal gehört. Ein wildes Tier? Ein Wolf ist es nicht, es klingt eher nach... einem Adler! Aber ein Adler bei diesem Wetter? Ich stütze mich auf einen Arm und drehe mich um. Meine Brust und mein Gesicht schmerzen und mein Rücken protestiert. Ich verkneife mir ein Stöhnen und suche den Himmel ab.
Wieder ertönt der Schrei. Jetzt erkenne ich das Geräusch. Meine Sicht wird schwarz. Rael...
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

Ryokina
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Ryokina »

Sasquehama

Ich schmunzele listig und beuge mich vor, soweit es mir mit meinen Fesseln möglich ist. Mit festem Blick schaue ich ihm direkt in die Augen. „Schach.“ Dann lehne ich mich wieder entspannt zurück. Ein Spiel um meine Schwerter also. Nun, in Strategie bin ich unschlagbar. Und falls er mich doch schlagen sollte… Dann sind innerhalb von zwei Sekunden meine Fesseln durchbrannt und die Schwerter ergriffen und dann verstecke ich mich eben irgendwo im Maschinenraum.

Der Junge grinst begeistert und klatscht wieder in die Hände. „Wunderbar! Bob?“, säuselt er in seiner ekelhaft kindlichen Stimme und wendet den Kopf zur Tür. Wie alt ist dieser Spinner? Er verhält sich jedenfalls als wäre er 5…

Die Wache steckt ihren Kopf zur Tür herein. „Ja?“, fragt Franz vorsichtig und setzt bereits an, um etwas hinzuzufügen: „Ich heiße übrigens Fr-“ Der Junge unterbricht ihn. „Wie auch immer! Sag, habt ihr Schach?“ Franz zögert. „Äh… Wir nicht, aber der Wachhauptmann sollte eines haben. Ich kann es suchen lassen.“ „Wunderbar!“, meint der Junge. „Dann geh und hol es!“ Franz nickt und verabschiedet sich. Wir warten.

Gelangweilt tippt der Junge mit seinen Fingern auf den Stuhl. Schließlich seufzt er, streckt sich lang aus und setzt sich dann wieder normal hin. „Wieso dauert das denn so lang? Kann Bob nicht schneller kommen?“ Einen kurzen Moment schweigt er. Dann beugt er sich vor, stützt sein Kinn auf seine Hände und betrachtet mich nachdenklich. „Erzähl mir etwas über dich!“, fordert er. Ich schweige. Eine hochgezogene Augenbraue ist alles, was er als Antwort erhält. Ein schmollendes Murren kommt über seine Lippen. „Du bist langweilig!“ Na, da bist du nicht der erste, der das feststellt.
„Es wäre unklug meinem Feind etwas über meine Vergangenheit zu erzählen, was möglicherweise auf meine Schwächen hinweist“, entgegne ich ihm ruhig. „Nicht, dass meine Vergangenheit interessant wäre. Oder ich Schwächen hätte.“ Der Junge schmollt. Dann, endlich, öffnet sich die Tür.
„Bob! Endlich bist du wieder da! Elfi ist tooooodlangweilig!“ Der Junge wendet sich mit strahlenden Augen an den Soldaten. „Hast du Schach mitgebracht?“ Franz blickt etwas irritiert. Er scheint sich immer noch nicht an die „besondere“ Persönlichkeit dieses Kerls gewöhnt zu haben.
„Äh…. Ja. Hier.“ Er hält dem Jungen ein Schachbrett hin. Er schnappt es sich, zieht eine Kiste zwischen uns und legt das Brett darauf. Dann stellt er alle Figuren auf, für mich weiß, für ihn schwarz und sieht mich erwartungsvoll an. Ich räuspere mich.

„Äh… Du müsstest mir noch eine Hand frei machen, wenn ich spielen soll.“

Der Junge gibt dem Soldaten einen Wink und er befreit meine linke Hand von dem Seil. Also gut, los geht’s. Ich mustere den Jungen nachdenklich. Ob er genug Erfahrung hat, um meinen Zug zu erkennen. Hm… Vielleicht schaffe ich es unbemerkt, wenn ich ihn nur genug ablenke.

„Wie heißt du eigentlich?“, frage ich und ziehe scheinbar beiläufig den weißen Bauern von E2 auf E4. „Emizel“, antwortet er und zieht seinen Bauern ebenfalls vor, sodass beide sich gegenüberstehen. Soso. Emizel also.

„Aha.“ Oh man, ich bin echt grauenvoll in sozialer Kommunikation. „Nun, mein Name ist…“ ich zögere meine Antwort bewusst heraus, als ich seine Augen neugierig aufleuchten sehe. „Sasquehama.“ Schnell ziehe ich meine Dame schräg auf H5, sodass sein Bauer bedroht ist. Er blickt nach unten und stockt. „Hm…“ Hat er den Zug erkannt? Oder glaubt er ich will seinen Bauern mit meiner Dame schlagen? Er zieht seinen Springer auf C6 und schützt damit seinen Bauern. Soweit, so gut.
„Und du kommst also aus dem Elfenwald?“, fragt er süßlich und ich ziehe meinen Läufer vor auf C4.

„Nun, etwas anderes wäre wohl ungewöhnlich“, antworte ich karg. Sein zweiter Springer auf F6. Meine Augen leuchten auf. Zügig ziehe ich meine Dame vor auf F7.

„Matt“, sage ich und lehne mich grinsend zurück. Emizel kratzt sich bloß am Kopf.

„Komisch… Ich glaube du hast dich verkuckt.“ Ich runzele die Stirn und blicke auf das Spielbrett. Tatsächlich. Direkt neben meiner Dame… steht seine Dame.

„Was?! Das kann nicht sein.“

„Hm…Ich glaube schon.“ Und genüsslich zieht er seine Dame nach rechts und schlägt meine. Hmpf… Nachdenklich starre ich das Brett an. Wieder eine Illusion? Aber wie kann ich sie erkennen, wenn er die Haptik mitverändert? Ich blicke zu meinen Schwertern und das Licht der Lampe spiegelt sich darin. Das Licht… Das ist es! Ich schließe die Augen und konzentriere mich auf das Brett.

„Heeeee, was machst du da? Ein Nickerchen mitten in unserem Spiel? Das ist doof!“, höre ich die protestierende Stimme des Jungen. Tatsächlich. Die schwarzen Figuren sind dezent stärker erwärmt als die weißen. Ich kann zwar nicht ihre Formen erkennen, dafür ist die Wärmeverteilung zu klobig, aber immerhin kann ich seine von meinen Figuren unterscheiden. Und wo eben noch meine Dame stand, steht nun tatsächlich eine seiner Figuren. Also gut. Dann eben so. Ich öffne die Augen wieder, ergreife meinen Läufer und schlage seine Dame. Er protestiert nicht, also scheint mein Läufer wohl wirklich mein Läufer zu sein. Ich merke mir seine Position.

„Schach.“ Schmollend zieht Emizel eine Schnute.

„Menno. Meine schöne Dame.“ Und schlägt mit seinem König meinen Läufer. Ich knabbere nachdenklich an meinem Finger. Er hat mein Vordreschen komplett zerschlagen. Also gut. Ich nehme meinen Springer und ziehe ihn auf F3. Emizel lächelt und spiegelt meinen Zug. Da er damit meinen Bauern bedroht, ziehe ich meinen linken Springer auf C3. Emizel zieht seinen rechten Läufer und bedroht meinen Springer. Bisher stimmen die Wärmepunkte mit den Figuren überein. Ich ziehe meinen ganz linken Bauern vor, um seinen Läufer zu verjagen. Er zieht seinen Läufer nach links weg. Ich nehme König und Turm und führe eine kleine Rochade durch. Emizel klatscht begeistert in die Hände.

„Das macht ja richtig Spaß mit dir!“ Er zieht seinen Turm auf die E-Linie. Ich ziehe den Bauern von D2 auf D3. Emizel spiegelt meinen Zug. Halt… Tut er nicht. Der Wärmepunkt des Bauerns hat sich nicht bewegt, trotzdem befindet sich nun ein Wärmepunkt neben dem Bauern. Welcher Punkt ist verschwunden? Ich blicke mich auf dem Spielfeld um. Der schwarze Springer ist kalt. Soso, ich verstehe. Ich grinse und schlage mit meinem Springer den Bauern, der eigentlich ein Springer ist. Emizel zögert. Jetzt kann er die Illusion nicht mehr aufrecht erhalten. Oder er muss schummeln.
„Ts. Also gut, du hast mich erwischt.“ Der Bauer verwandelt sich zum Springer. Und das Loch zum Bauern. Nun zieht er wirklich seinen Bauern vor. Ob er meine Fähigkeit durchschaut hat? Oder ob er es einfach nur für einen leichtsinnigen Zug hielt? Ich überlege. Nun befinde ich mich in einer schwierigen Situation. Schließlich ziehe ich meinen linken Läufer hinter den mittleren Bauern. Daraufhin zieht er seinen Turm hinter den König. Also gut. Ich ziehe meinen Bauer von B2 auf B4 und bedrohe seinen Läufer. Dem entgegnet er, in dem er meinen Bauern schlägt. Daraufhin antworte ich, in dem ich mit meinem Bauern von ganz links seinen Springer schlage. Kurz bin ich irritiert. Hatte mein Bauer gerade eben noch keinen Wärmepunkt und nun hat er einen? Emizel zögert kurz. Dann schlägt er mit seinem Läufer meinen Bauern. Ich antworte ihm, indem ich mit meinem Springer seinen Läufer schlage. Emizel zieht seinen Bauern von C7 nach vorne. Ich ziehe meinen Springer auf die ursprüngliche Position. Nun zieht Emizel seinen Bauern von A7 auf A5. Ich stutze. Irgendwas stimmt nicht. Der Wärmepunkt ist verschwunden? Irritiert blicke ich auf das Brett und runzele die Stirn. Dieser Zug ergibt überhaupt keinen Sinn. Hat er ihn wirklich gemacht? Was hat er sonst gemacht? Ich kann keine Veränderung erkennen. Habe ich etwas übersehen? Ach was solls. Ich ziehe meinen rechten Springer auf G5 und bedränge seinen König.

„Schach“, sage ich. Er zieht seinen König hinter seinen Bauern zurück. Ich bewege meinen Springer weiter auf E6 und bedrohe seinen Turm. Sein Läufer zieht vor und schlägt meinen Läufer. Mist, ich war unaufmerksam. Frustriert beiße ich mir auf die Lippen. Das passiert mir doch sonst nie! Also ziehe ich meinen verbliebenen Springer und bedrohe damit seinen Läufer und Turm gleichermaßen. Er zieht seinen Turm von A8 auf E8 und beschützt damit seinen Läufer mit dem einen Turm, während der Turm selbst durch den anderen Turm geschützt bleibt. Also gut. Ich gebe meinen Springer auf und schlage dafür seinen Turm. Ich ziehe meinen linken Turm vor und schlage seinen Bauern. Er antwortet, indem er einen Bauern von B7 auf B6 zieht. Schnell bringe ich meinen Turm in Sicherheit, indem ich ihn hinter den Bauern auf A7 ziehe. Emizel zieht seinen Bauern von D6 auf D5. Ich seufze. Also eine Bauernschlacht. Ich schlage seinen Bauern, sein Läufer schlägt meinen. Mein einer Turm steckt fest. Also ziehe ich meinen Bauern von F2 auf F4. Und wieder ein Bauernaustausch. Das sieht nicht gut aus… Dadurch, dass ich nur noch meinen Schwarzfeld-Läufer habe, mein einer Turm feststeckt und der zweite noch hinten am Start hängt, kann ich ihm nicht wirklich zur Bedrohung werden, denn er hat alle seine relevanten Figuren auf weißen Feldern platziert. Wenigstens habe ich meinem Turm nun ein wenig Platz eingeräumt. Doch nun ist sein Zug. Sein Ziel scheint ein weiterer Bauernaustausch zu sein. Er zieht seinen Bauern von C5 auf C4. Genervt rolle ich mit den Augen und blicke auf.
„Genießt du es, deine Bauern sterben zu sehen?“, frage ich kritisch. „Was wohl die Matrosen davon hielten, wenn sie wüssten, wie du spielst.“ Ich ignoriere seinen Bauern und ziehe meinen Turm von F1 auf F3.

„Das Leben ist ein Spiel! Wir alle müssen irgendwann sterben.“ Er schlägt meinen Bauern. Statt seinen Bauern mit meinem ebenfalls zu schlagen, schlage ich jedoch mit meinem Turm. Und bedrohe nun seinen Läufer.
Emizel ergreift seinen Läufer, dreht seinen Kopf nach rechts und nach links. „Oh nein, wo soll ich nur hingehen?“, jammert er gespielt. Dann zieht er ihn zurück auf F7. Direkt vor seinen König. Sieh an. Wie es scheint, spielt er nun nicht mehr mit Illusionen. Auch wenn er dafür sowieso nicht genügend Handlungsoptionen hat. Ich schlage seinen Läufer mit meinem Turm und tausche damit Turm gegen Läufer. Dann ziehe ich meinen Läufer auf C6.

„Huuuuuh?“ Emizel lächelt nur und zieht seinen Bauern von B6 auf B5. Mein Turm wandert nach F3. „Schach.“ Er zieht seinen König wie erwartet zurück auf G8. Nachdenklich ziehe ich meinen Bauern von C2 auf C3. Er zieht seinen Turm zu D8. Und bedroht damit meinen Läufer. Ich seufze. Verschiebe dann meinen Läufer, um seinen Turm zu bedrohen. Wir sind an einem Punkt im Spiel angekommen, in dem wir uns theoretisch ewig im Kreis drehen können. Bis einer von uns beiden die Geduld verliert. Mein Magen knurrt. Der Junge grinst.
„Hm… Hat da jemand Hunger? Da muss Elfi mich wohl gewinnen lassen.“
„Pfff… Vergiss es. Meine Schwerter bekommst du nicht.“

„Dann eben anders.“ Er zieht seinen Turm bis ganz unten durch auf D1. „Schach.“ Ich bewege meinen König in die zweite Reihe, er folgt. Also gehe ich offensiv mit dem König auf E3 und bedrohe seinen Turm.

„Hm…“ Er zieht den Turm zurück auf D7 und bedroht wieder meinen Läufer. So beginnt der Tanz. Schließlich, nach einigen Zügen tauschen wir Läufer und Turm. Ich nehme einen weiteren Bauern, bringe meinen freien Bauern zum Rand und wandle ihn um, doch Emizel schlägt ihn sofort mit seinem König. Nun ist jedoch sein König in freier Wildbahn. Also verfolge ich ihn mit dem Turm und zwinge ihn zurück in seine Ecke. Dann blockiere ich seinen Bauern mit meinem. Er grinst nur und zieht seinen König wieder zu den Bauern. Was zum…? Ich verschiebe meinen Turm und trenne so den König vom Rest seiner Bauern. Ein paar Runden drehen wir uns im Kreis, dann lehnt er sich schmunzelnd zurück. „Patt.“ Ich will gerade protestieren, da stürmt ein Ritter herein. „Ein paar Matrosen meutern!“

Damit wäre das dann wohl geklärt. In zwei Sekunden ist das verbliebene Seil verbrannt und meine rechte Hand befreit. Ich ergreife meine beiden Klingen und springe auf.

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Rael

Ein Helfer in der Not.

Ich blicke auf. Die Kälte friert alle meine Gedanken ein und der Schnee verschleiert meine Sicht. Ich fühle meine Hände und meine Beine nicht mehr. Wie lange sitze ich hier schon? Neben mir liegt Iladra. Regungslos. Mühevoll krieche ich auf sie zu. Ist sie tot?
Ich lege mein Ohr auf ihren Mund. Sie flüstert etwas, aber der Wind und die Schmerzen machen es unmöglich, es zu verstehen. Erschöpft bleibe ich liegen. Ich spüre ihren schwachen Atem und eine tiefe Müdigkeit greift nach mir. Die Augen fallen mir zu. Ist es vorbei?

Ich höre einen Schrei. Mühevoll richte ich mich auf. Ilidra rührt sich nicht. Wieder ein Schrei. Wie von einer unsichtbaren Macht angetrieben, stelle ich mich auf meine Beine. Ein letzter Funke von Hoffnung keimt in mir auf, und ich weiß nicht einmal woher er kommt. Woher stammt dieses Krächzen? Plötzlich verdunkelt ein Schatten für einen Augenblick meine Sicht. Ich blicke zum wolkenverhangenen Himmel hinauf. Schnee peitscht mir in die Augen und ich kneife sie so weit wie möglich zusammen, während ich den Himmel nach dem Ursprung des Schattens absuche. Plötzlich ertönt wieder dieser animalische Schrei. Näher. Kräftiger. Ermutigend. Ich drehe mich um.

Gewaltige Flügel breiten sich vor mir aus, während eine mächtige Gestalt in der Luft abbremst und lange Krallen im Schnee Halt suchen. Rutschend kommt das Tier vor mir zum Stehen, dicht neben Iladras regungslosen Körper, und beugt den Kopf hinab auf meine Augenhöhe.
Es ist der Greif. Der Greif, den ich aus der Arena befreit habe. Ein allumfassendes Gefühl von Dankbarkeit überkommt mich. Von Stolz und Mitgefühl. Die Gefühle verwirren mich, denn sie sind von ungekannter Intension und wechseln in schneller Abfolge. Es sind die Gefühle des Greifen, wird mir mit einem Mal klar. Der Greif teilt mir seine Gefühle mit. Ein brennendes Feuer macht sich in meiner Brust breit, ein Feuer, wie ich es noch nie gefühlt habe. Der Greif gibt einen hellen Ruf von sich und duckt sich erneut, wie schon in der Arena, als er mich auf seinen Rücken steigen ließ. Ein plötzlicher Rausch von Energie lässt mich beinahe in die Luft springen. Ich renne zu Iladra und hebe sie vorsichtig hoch. Der Greif tänzelt nervös hin und her. Sorge wegen der dunklen Wolken überkommt mich. Der Greif warnt mich vor dem Wetter. Der Schnee macht ihm zu schaffen.
Vorsichtig bette ich Iladras Körper auf seinen breiten Rücken. Wieder schreit der Greif gegen den Wind. Ich werde hektisch, denn der Wind wird stärker werden und das Nest ist noch ein Stück entfernt. Meine... Seine Flügel werden schwach werden. Ich steige ebenfalls auf den Rücken des Greifen und lehne mich über Iladra. Es ist eine unbequeme Position, aber so kann ich verhindern, dass sie herunterfällt. Ich presse meine Hände in das Halsgefieder des Greifen um zusätzlichen Halt zu haben und der Greif sieht das als Signal zum Losfliegen.
Mit seinen kräftigen Hinterbeinen springt er nach vorne, nimmt einige weitere Sprünge Anlauf und stößt sich dann vom Boden ab. Er breitet die riesigen Flügel aus und gewinnt schnell an Höhe. Der eisige Wind zerrt wütend an meinen Haaren, erbost dass der Greif ihm sein Opfer genommen hat, doch das Tier zeigt sich unbeeindruckt.

Der Flug ist nicht so beeindruckend und aufregend wie der erste Flug mit dem Greifen. Zu sehr schmerzen meine Arme, als dass ich die Freiheit der Lüfte genießen könnte. Aber immerhin kehrt ein wenig Wärme in meine Glieder zurück und die rythmischen Flügelschläge des Greifen vertreiben langsam die Verzweiflung, die mich vor wenigen Minuten noch so fest im Griff hatte.
Unter uns peitscht weiter der Schnee der kalten Ebene entgegen, die mehr und mehr zu einer einheitlichen grauweißen Fläche verschwimmt, je länger wir fliegen. Ich kann nicht sehen was vor uns liegt, da der adlerartige Kopf des Greifen die Sicht versperrt, aber ich vermute, dass wir uns dem Berggipfel nähern, da ich den Berg nirgendwo in meinem Sichtfeld entdecken kann. Allmählich macht sich eine vertraute Wärme in mir breit, die vom Greifen auszugehen scheint. Wir nähern uns dem Nest. Und schon breitet der Greif seine Flügel aus und landet überraschend sanft auf nacktem Felsboden. Nach wenigen Schritten kommt er zum Stehen und ich rutsche von seinem Rücken herunter, während ich Iladra auffange, sodass sie nicht auf den Boden fällt. Sie ist bei bewusstsein, doch reagiert kaum auf ihre Umgebung.
Ich stehe in einer kleinen, natürlichen Aushöhlung im Berg, vermutlich nahe des Gipfels. Es ist auch hier bitterkalt, aber immerhin ist man hier windgeschützt. Die Höhlendecke ist am Eingang gerade hoch genug für den Greifen, doch zu den Seiten fällt sie rasch ab. Der Greif faltet seine Flügel und duckt sich dann unter die Felsdecke und rollt sich in einer Ecke in ein wenig Gestrüpp zusammen. Es scheinen herausgerissene Büsche und Grasstauden zu sein, die dort als eine Art Polster dienen. Einen Moment stehe ich frierend im Eingang der Höhle, unentschlossen. Dann beschließe ich, es dem Greife gleich zu tun und lege mich in seiner Nähe an die Felswand. Iladra nimmt neben mir Platz. Es ist ungemütlich und kalt, aber noch bevor ich diesen Umstand bedauern kann, übermannt mich die Müdigkeit.
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Emizel

Ich drehe meinen Kopf zur Seite und blinzel den Ritter an. "Was ist eine Meuterei?", frag ich ihn. "äh..." Der Ritter weiß nicht genau was er sagen soll.
"Eine Rebellion, schon mal was davon gehört?", antwortet Elf- ähh Sasquehama schon fast empört.

Seuzfend steh ich von meinem Stuhl auf und strecke mich kurz. Noch ganz schnell richte ich meinen Schal zurecht.
"Also dann. Die Arbeit ruft!", sage ich und winke der Elfe zu, während ich mich umdrehe und schon im Türrahmen stehe. "A-aber was machen wir mit de Elfe?!", fragt mich der Ritter. Seine Stimme zittert leicht.
Ich kratze mich an den Kopf. "Nun... einigen wir uns auf ein Unentschieden? Die Abmachung wird erfüllt. Niemand wird dich daran hindern im Schiff umherzulaufen, aber solltest du dieses Schiff zum Absturz bringen oder jemanden angreifen...", Ich drehe meinen Kopf zur Seite bis ich sie im Augenwinkel erkennen kann. "...dann werden wir per Notwehr dagegen wirken."
Ein kurzes Lächeln und ich verschwinde mit dem Ritter.

In der Ferne hört man schon das Gebrüll. Anscheinend wurden die Meuterer auf das Deck gebracht und versuchen sich zu wehren.
Das ist gut, denn im Inneren des Schiffes kann man nicht gut kämpfen und es stört die anderen bei der Arbeit nicht. "Ich hab gehört es gibt welche die den Dienst absagen?", rufe ich fast in den Wind. Der Wind weht fette Schneeflocken über das Deck. Hier und da wirbelt er herum, wie kleine Kinder beim Spielen.
Einige schauen mich mit bösen Blicken an. Unter ihnen ist auch Bob! "Bob!", sage ich mich empörter Stimme. "Ich hätte nie gedacht, dass du dich gegen mich wenden würdest!?"
Jetzt fangen alle an zu schreien. "Ich heiße Franz! Merkt euch endlich meinen Namen!!" Er ist zornig. Ob Franz oder Bob, ist doch egal wie man genannt wird.
"Ihr wollt unser Schiff zu den Trollen und uns opfern!", brüllt ein anderer Matrose, während er von einen der Ritter zurückgedrängt wird. Einige schlagen sich bereits.
"Ich habe nichts dergleichen vor. Wir wollen doch nur Kohle von den Trollen. Damit können wir wieder zurückfliegen und die anderen holen.", antworte ich zurück.
Doch diese Antwort ist nicht befriedigend. "Ihr seid kindisch und respektlos zugleich. Lieber treibe ich in dieser Eiswüste umher, als euch zu dienen!", ruft Bob/Franz.

Ich bekomme Kopfschmerzen. Die Schreie werden lauter. Ich halte mir eine Hand an den Kopf.
"Sterben...?", murmel ich abwesend vor mich hin. Die Kopfschmerzen werden stärker. Die Schreie in meinem Kopf toben. Das kommt mir irgendwie bekannt vor.
Vor meinen Augen wandelt sich das Bild. Ein Flur mit prunkvollen Gemälden und Statuen dekorieren diesen. Auch der ausgerollte Teppich ist schön....schön... mit Blut getränkt.
Die Dienerschaft liegt regungslos und wahllos herum. Alles zerreißt und der Schnee tänzelt wieder vor mir.
"Aber wieso..."
Taumelnd gehe ich auf die Matrosen vor mir zu. Ich höre Stimmen aber ich verstehe sie nicht. Die Schreie hören nicht auf.
"Wie...so..?"
Aus der Sicht der Matrosen komme ich langsam auf sie zu. Der Schnee wird zwischendurch in ihr Gesicht geweht, wodurch sich ihre Sicht für kurze Zeit verschlimmert.
Kurz sieht ein Matrose mich, für eine weitere Sekunde aber sieht er plötzlich ein - von Blut überströmtes- Dienstmädchen. Dann verschwindet es wieder und sieht wieder mich.
Auch einpaar andere ergeht das so. Mal ist es ein Mann, mal aber auch ein Kind. Jede Erscheinung scheint tot zu sein aber wandelt vor ihnen. "Wieso.." Sie erschrecken sich vor dieser Gestalt, die taumelnd im Schneegestöber ihre Form wechselt.

Bob bekommt Panik. „Ich habe... n-nicht gesagt, d-das ich sterben will..“
Ich habe keine Ahnung was passiert ist. Es ging alles so schnell. Bob liegt unter mir und zittert am ganzen Körper, während ich über ihn gebeugt bin und mit leeren Blick seine Wange streichel.
Sein Gesicht ist kreidebleich. Immernoch leicht abwesend rede ich vor mich hin. "Wieso hast du diesen primitiven Wunsch zu sterben? Wenn es nur das ist, dann will ich dir nicht im Wege stehen..."

Plötzlich ertönt ein Schrei. Ich erwache aus meiner Trance und stehe auf. Die Kopfschmerzen verschwinden langsam. Ich bekomme nur dann dermaßen Kopfschmerzen wenn ich mehrere Illusionen erstelle. An was habe ich mich gerade erinnert?
Bob...nein Franz liegt noch auf dem Boden. Ihm ist aber nichts passiert. Verwirrt schau ich mich um. Einpaar Matrosen liegen auf dem Boden- von denen einpaar versuchen rückwärts zu von mir weg zu krabbeln. Wurden sie von den Rittern zu Boden geschlagen?
Wieder kratze ich mich am Kopf. "Tut mir leid, ich habe vor mich hingeträumt." Ich habe keine Ahnung was passiert ist. Wieder höre ich eine Stimme. Dieses Mal ist sie wahrscheinlich nicht in meinem Kopf. Ich drehe mich um und sehe Damien stehen. Fragend neige ich den Kopf.
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Aldibert
(einen Tag vor Kanons Ankunft in Silberstein)

Ich bin der beste Hochzeitsplaner der Stadt! Ich habe seit 30 Jahren nichts anderes gemacht. Auf meinem Buckel hab ich etliche Hochzeiten vorbereitet, sogar die Zephyrfamilie hat sich damals an mich gewendet. Mein Geheimnis? Betriebsgeheimnis. Pscchhht
Nun sitz ich hier und plane die Hochzeit zwischen der Familie Greyjor und Zephyr. Natürlich hat mich Rhelia darum gebeten. Schließlich habe ich damals ihre Hochzeit geplant und es war ein voller Erfolg!
Tag und Nacht habe ich an den perfekten Hochzeitsplan gesessen und heute werde ich ihn fertig bekommen.
"Aldibert, Liebling. Wie weit bist du mit der Planung für die Hochzeit?", ruft mich meine Gattin von außerhalb der Tür.
"Ich bin fast soweit! Es ist ein Wunder, dass dieser Theodor jemanden heiraten wird.", antworte ich ihr schon fast erschöpft. Vorsichtig öffnet sie die Tür, wodurch das Tageslicht mein Arbeitszimmer erleuchtet.
Die Regale sind unsortiert und voll von Bücher oder Pergamentrollen. Die Fenster sind zu, sodass kein Licht von außen reinkommt. Nur eine Kerze erleuchtet schwach das Zimmer. Der Weg von meinem Schreibtisch bis zur Tür ist mit Tellern, woraus ich gegessen habe, Büchern, zerknülltes Papier
und abgebrannten Kerzenstummeln zugemüllt.

"Ich will nicht, dass du dich aufregst... a-also leg bitte erstmal die Schreibfeder hin." Meine Frau sieht etwas eingeschüchtert aus. Verwundert schau ich sie an.
"Was ist passiert, Liebes? Fehlt dir etwas?"
Sie schüttelt nur den Kopf, holt tief Luft und überwindet ihre Angst. "Es ist dies: Der kleine Theodor wird nicht der Bräutigam sein, sondern sein älterer Bruder, der liebe kleine Mart. Er gab mir sogar persönlich einen Brief mit seinen Wünschen."

So schnell wie meine Liebste kam, so schnell legte sie den Brief bei mir ab und verschwand durch die Tür. Wie ich sie kenne, wird sie wohl einen Tee für mich kochen wollen. Ich öffne den Brief und lese ihn.
Vorsichtig lege ich ihn ab, stehe auf, gehe zum Fenster und öffne es. Die frische Luft durchflutet das muffige Zimmer. Kurz danach nehme ich meinen Berg an Planung in die Arme....und werfe ihn hinaus durchs Fenster!!!!
"Zum Teufel!! Diese jungen Leute heutzutage. Lassen einen armen alten, erfolgreichen Mann schuften und für was?! Für Nichts! Hab ich schon erwähnt, dass ich erfolgreich bin? Die hätten ruhig eher damit kommen können!! Gaaaaah!", brüll ich im Wahn das Haus zusammen.
Die Nachbarn sind ja einiges von mir gewohnt, aber das ist brutal.

"Hier, dein Tee, Aldibert.", stellt mir meine Liebste den Tee ruhig auf meinen Tisch.
Frustriert setze ich bin auf meinen Stuhl und nippe an den Tee. "Lilinda, das ist zu viel für mein armes Herz! Diese Jugend!", brüll ich.
"Möchtest du einen Nusskeks?", fragt Lilinda mich mit ruhiger Stimme und streichelt mir den Rücken.
Fast schon heulend vor Frust antworte ich ihr:" Ja, mit Heidelbeeren obendrauf!"
Wuuuhuuuuuu....schnief
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

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Itaga
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Itaga »

Arun:

Es dämmert bereits und Louises Erklärungen sind eher von der unverständlichen Sorte.
Man kontrolliert das Blut seines Körpers und später sogar ausgetretenes Blut anderer Geschöpfe ... der erste Punkt macht Sinn, da Vampire tot sind benötigen sie eigentlich kein eigenes Blut, bedeutet man ist eigentlich ein kleines Blutlager, eine Waffenkammer.
Durch gezielte Verhärtung einzelner Partien erschafft mein Waffen oder andere Gegenstände für den Kampf, Peitschen sind wohl ebenfallst möglich, hierbei "versteckt" man viele kleine, verhärtete Splitter in verflüssigtem Blut und schlägt damit zu um mehr Reichweite zu erzielen und Flexibilität zu gewährleisten.

Ich bin inzwischen soweit eine Art Skelettarm aus Blut zu erschaffen, aber es strengt mich noch sehr an.
"Für den Anfang soll dies genügen" lobt sie mich?
"Die Sonne ist gleich untergegangen, dann fällt dir das erheblich leichter und wir setzen unsere Reise fort" Ergänzt sie ihren eigenen Satz.
"Die Straßen sind bestimmt nicht sicher, dafür war das Aufsehen zu groß" Merkt das Kind an ... ich habe sie noch gar nicht nach ihrem Namen gefragt, allerdings finde ich den Moment noch nicht passend dafür.
"Das mag sein, aber wir haben keine andere Wahl. Wir müssen etwas zu essen für unseren Freund hier finden, das Training war anstrengend und ich brauche ihn bei vollen Kräften für das was uns erwarten könnte." antwortet Louise

"Wohin reisen wir denn?" werfe ich ein, doch Louise antwortet mir nicht.
Die Sonne verschwindet hinter einem Felsmassiv und taucht das Waldstück in Nächtliche Schwärze, sie hebt ihren Kopf gen Himmel und lächelt der Nacht entgegen. Sie atmet tief ein und lässt einen langen, glücklich klingenden säufzer von sich.
"Spürst du das? Dies ist eines der Besten Gefühle die du jemals haben wirst, wir erwachen!" strahlt sie mich fast schon manisch an, ihre Augen rot funkelnd.
Mein Körper kribbelt, es ist als würde ein Herz in mir beginnen zu schlagen, aber es ist nicht meines. Die Farben meiner Umgebung werden schwächer, fast tauchen sie in unterschiedliche Graustufen ein. Das kleine Mädchen ist die Einzige die in eine rote Aura gehüllt ist. Ich sehe ihren Herzschlag und sie riecht so verlockend gut.
"Rühr sie an und ich trenne dir schneller den Kopf ab als du Blutrausch sagen kannst" droht mir Louise und holt mich aus meinem Tunnel heraus. Verwirrt sehe ich mich um.
"Es ist als hätte ich ein wildes Tier in mir" entschuldige ich mich.
"Wir suchen dir ein leckeres Buffet an dem du dich austoben kannst, südlich von hier gibt es ein Dorf. Zufälligerweise wollten wir sowieso dorthin, ich muss unseren Verfolgern noch meinen Dank ausrichten."

Zielstrebig verlässt sie das Waldstück, die Kleine gibt mir noch eine Robe, welche ich mir überwerfe und dann folgen wir ihr.
Unser Weg führt uns quer durch die Landschaft, aber doch effektiv unserem Ziel entgegen, denn in der Ferne sehe ich ganz viele, leckere Herzschläge und wenn der Wind gut steht rieche ich sie auch bereits, wobei keines dieser Häppchen so lecker riecht wie sie!
Ein Schlag in die Magengrube holt mich zurück ins Hier und Jetzt "Was hatte ich diesbezüglich gesagt?!" erinnert mich Louise an ihre zuvor ausgesprochene Drohung.
"Verzeih" entschuldige ich mich kurz und bündig und wir laufen weiter.
Sie nimmt die kleine auf den Arm und legt an Tempo zu, ich versuche mitzuhalten.

Letztlich erreichen wir das Dorf, aber es ist von einer Mauer umgeben ... ich meine zu wissen das dies in diesem Königreich garnicht unnatürlich ist.
Louise springt mit einem gekonnten Sprung auf die Mauer ... ich bin beeindruckt wie schnell sie laufen und wie hoch sie springen kann, ich kann dies anscheinend nicht.
Mit einem leisen klatschen wickelt sich Louises Blut um mich und sie zieht mich zu sich rauf.
"Du bist der Wahnsinn, kein Wunder das ich mit dir reise, von dir kann ich bestimmt noch viel lernen." lobe ich sie
"Oh, das kannst du, aber dafür ist jetzt nicht die Zeit" zwinkert sie mir zu und wir springen die Mauer hinunter ins Dorf.

Unser Weg führt uns durch dunkle Gassen und letztlich kommen wir an einem Weinkeller an ... zumindest steht dies auf dem Schild.
"Hier stinkt es" dies Feststellung kann ich mir nicht mehr verkneifen.
"Silbertinkturen, Weihwasser, Blutverdünner und Überreste von Vampiren ... so riecht der Feind, mein Lieber." antwortet sie mir.
"Sie jagen Vampire? Ich dachte ..." es blitzt in meinem Kopf
"Du dachtest Vampire sind Menschen überlegen, schätzchen?" antwortet sie mir
"Schon gut" wimmel ich sie kurz ab.

Ich weiß wie man Vampire tötet, Feuer, Silber, Weihwasser ... nicht nur das Ich weiß ausserdem wie man einen Vampir foltert ohne ihn umzubringen. 36 Tage schwirrt noch in meinem Kopf herum, die Informationen fliegen noch wild durcheinander.
Ist mir dies bereits passiert? Wieso sollte ich sonst all dieses Wissen haben?
Weiterhin halte ich mir den Kopf, Louise sieht mich an und ich erwiedere ihren Blick "Der Hunger, verzeih" lüge ich sie an.
"Du bekommst gleich dein Buffet, nurnoch etwas Geduld" beruhigt sie mich und streichelt mir die Wange.

Wir lauern in einer kleinen Seitengasse unweit des Weinkellers, Louises Plan sieht vor erstmal einzelne Jäger auszuschalten.
Nach kurzer Zeit ist es soweit, drei Gestalten verlassen gröhlend den Weinkeller und wir setzen uns in Bewegung, sie stinken, alle drei.
unsere kurze Verfolgungs jagt endet nach ein paar Metern auch schon.
"Lasst von mir ab, Perversling!!" schreit Louise und stößt mich in zwei Fässer, anschließend höre ich sie weglaufen "Helfen Sie mir bitte, dieser Perversling wollte schlimme Sachen mit meiner Schwester und mir anstellen, er hat ein Messer!"
Ich erhebe mich wieder und stütze mich an der Kiste ab, für so eine liebliche Frau hat Louise enorme Kräfte. Als ich mit meiner Analyse fertig bin sehe ich bereits zwei der Männer in meine Richtung kommen, einer bleibt bei Louise und dem Mädchen ... sein Blick versunken in ihren Augen.

"Reisende die sich an unseren Dorfschönheiten vergehen, das sind uns ja die Liebsten", "Den vermisst doch bestimmt niemand, ab in die Kiste und dann in den Fluss" äussern die beiden und kommen bedrohlich auf mich zu.
Der eine zieht seinen Dolch, der andere ein Kurzschwert "Gute Idee, wenn wir schon unser Ziel nicht erwischt haben, machen wir wenigstens diesen Abschaum unschädlich"
Der Dolchträger steht näher zu mir und ein weiterer Blitz durchfährt mich.
Er nutzt diesen kurzen Moment aus und sticht in meine Richtung, reflexartig drehe ich mich nach links raus und packe sein Handgelenk mit meiner rechten Hand und verpasse ihm einen harten rückwärtstritt mit links.
Den kurzen Schock nutze ich, lasse meine Hand nach vorne gleiten um ihm den Dolch, in einer weiteren linksdrehung, aus der Hand zu reißen. Mein linker Blutarm versenkt seine Finger in seinem rechten Bizeps während sein Dolch durch seine Kehle gleitet. Gurgelnd geht er zu Boden.
Fokussiert wandert mein Blick zum Zweiten, er schreckt kurz etwas zurück und gibt sich eine Blöße, welche einen weiteren Reflex hervorruft: Schnell holt mein rechter Arm mit dem Dolch aus und schmettert ihn in die Brust des Kurzschwertträgers.

Ich lasse vom ersten Opfer ab und will dem Kurzschwertträger mit Links eine harte Ohrfeige verpassen. ... ... ... ... Leider verspüre ich keinen Widerstand und muss feststellen, das ich ihn ungewollt enthauptet habe.
Das Blut spritzt ihm aus dem Hals und regnet teilweise auf mich herab.
Ein Zittern durchfährt mich, das Fremde Herz welches ich mir vermute zu spüren schlägt wie wild.
Mein Blick schnellt richtung des Eingangs des Weinkellers, denn ich rieche noch mehr. Die zuvor in Graustufen gehüllte Welt verdunkelt sich mehr dafür sehe ich sie im Keller ... ich sehe sie durch die Türe.
Mir läuft der Speichel aus dem Mund ... jetzt ist Essenszeit, mir wurde ein Buffet versprochen!!

Ich breche trete die Türe des Weinkellers ein und entledige mich damit bereits des ersten Opfers, welches direkt hinter ihr stand.
Ich renne auf das zweite Opfer zu und versenke meine Zähne in seiner Kehle ... die warme, dickflüssige Energie des Lebens fließt mir die Kehle herunter und mit jedem Schluck fühle ich mich stärker.
Nach kurzer Zeit lasse ich von ihm ab und werfe einen in der Nähe befindlichen Tisch um , die Kerle haben Armbrüste.
Ich stelle ihn hochkannt und halte ihn fest, während ich nach vorne renne, denn ich sehe euch!

Einer will nach Links, der andere nach Rechts.
Der Rechte bekomme den Tisch zugeworfen. Den Bolzen des linken wehre ich mit meinem Blutarm ab, ich habe das Gefühl er ist härter geworden seitdem ich den Typen ausgesogen habe.
Mit spitzen Fingern schlage ich ihm in die Brust und reiße sein Herz heraus. Die Leute zittern, ich rieche einen beißend säuerlichen gestank, ist das Angst?
Ich zerdrücke das Herz über meinem Mund bis mich ein Bolzen in die Seite trifft.
Der Rechte hat den geworfenen Tisch überlebt und lädt gerade seine Armbrust nach "Such dir Deckung, du Trottel" flüstert es leise in meinem Kopf, aber ich stürme auf den Schützen zu und schlage auch ihm den Kopf ab, doch irgendwie wird mir komisch.

Ich drehe mich um, die vier anderen Gäste haben ihren Mut zusammengenommen, sich bewaffnet und rücken mit mir Lanzen entgegen "Gleich haben wir ihn, wir rächen unsere Verbündeten!"
Es gehen Zukungen durch meinen linken Arm, geschockt muss ich feststellen, dass es zerläuft. Nach und nach verliere ich die Kontrolle darüber ihn zu verhärten. "Hochlandvipergift" fliegt mir eine Begrifflichkeit durch den Kopf.
Der Bolzen muss vergiftet gewesen sein!
Ich muss hier schnell raus ... nein, ich fresse euch alle!
Selbstsicher gehe ich in Angriffsstellung.

Zwei Peitschen aus Blut wirbeln durch die Eingangstüre und schlagen zwei der Männer die Arme ab.
Louise tritt durch die Türe.
"Wo sind eure Meister!?" verlangt sie unverzüglich Auskunft
Die Männer sind wie gelähmt und sehen zur Türe "Ihr seit doch höchstens Auszubildene oder ist die Inquisition wirklich so schwach geworden?"
Wütend spaltet sie einem der Männer mit ihrer Peitsche des Schädel "Ihr seit nicht die die ich suche!"
Die Aura die von ihr ausgeht ist beängstigend, wieso braucht sie noch gleich meine Hilfe?

Die übrigen Männer fliehen schreiend aus dem Weinkeller.
"Verdammt!" brüllt Louise und versenkt ihre Faust in einem der Tische. "Ich war mir sicher das er hier sein würde!"
Die schaut zu mir rüber "Iss schnell auf, dann verschwinden wir!"
Mit diesen Worten verlässt sie wütend den Weinkeller ...

Nachdem ich mit den Überresten fertig bin, will ich den Weinkeller verlassen, als etwas meinen Blick einfängt.
Dort lehnt eine eisene Lanze in einer Ecke, die Form ist mir vertraut auch das Gewicht, nachdem ich sie in die Hand nehme.
Ich muss zugeben, mit einer Waffe könnte ich mir Gegner etwas auf Distanz halten und die Kollegen hier brauchen sie ja erstmal nicht mehr.
Mit der Lanze verlasse ich den Weinkeller und flüchte mit meinen beiden begleiterinnen in die nicht mehr lange währende Nacht.

Je näher der Sonnenaufgang rückt, desto langsamer werden wir, ebenfalls kehren langsam die Farben in meine Welt zurück und die Graustufen weichen mehr und mehr.
Louise läuft weiter, sie scheint ein Ziel vor Augen zu haben "Wir sollten kurz nach Sonnenaufgang ankommen"
Sie sollte Recht behalten, denn kurz nach Sonnenaufgang finden wir uns an einer verlassenen Erzmine wieder und lassen uns in einer der Aufseherhäuschen nieder.
Erschöpft lasse ich mich in eine Ecke fallen und lege die Lanze neben mir ab.
Louise verriegelt die Türe und verschwindet dann im anderen Raum.

Mir fallen die Augen zu, ich bin erschöpft!

zzzzzZZZZ




NEXT^^
Probleme mit Mitgliedern?
Etwas auf dem Herzen?
Brauchst du wen zum reden?

-> PN oder im Skype anschreiben.
Ich habe für jeden ein offenes Ohr und hin und wieder einen guten Ratschlag ^-^

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Alinea
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Alinea »

Irrin

"Eine Meuterei.", murrt Ania, als sie zurück kommt. "So was Dummes. Wir dümpeln mitten über der Eiswüste herum und haben keinen Treibstoff, und diese Idioten denken sich, komm, das ist doch der perfekte Zeitpunkt für eine Meuterei. Hmpf!"
Ich blicke nur starr geradeaus, denn es tut mir weh, meinen Kopf zu bewegen. Ich war gerade dabei, mit Ania und den anderen Matrosen eine Pause zu machen, als im Stockwerk über uns der Tumult losging. Ania wollte herausfinden, ob jemand Hilfe braucht.
Rob zuckt mit den Schultern. "Ich versteh's schon.", meint er nur. "Beim Abflug lief irgendwas nicht ganz koscher. Wer weiss, wo dieser Frederik wirklich herkommt. Und du", mit einer wegwerfenden Geste weist er auf mich, "dir trau ich nicht, nur dass du das weisst. Du willst möglichst lieb und friedlich sein, aber du bist offensichtlich schlau, und schlauen Leuten kann man nie trauen, sag ich immer."
Ich will etwas antworten, doch Ania kommt mir zuvor: "Dafür, dass du Irrin nicht traust, hast du aber eben ganz gut mit ihr zusammen gearbeitet."
Rob zuckt mit den Schultern. "Bringt ja nix. Sie macht einen auf friedlich, also wird sie mir schon nix antun. Das weisst sie bestimmt ganz genau." Damit wendet er sich direkt an mich. "Du darfst auf keinen Fall jemanden bedrohen oder jemandem wehtun. Nicht mal wenn du angegriffen wirst. Nicht mal aus Versehen. Sonst bist du Hackfleisch, weil sich sofort alle hier gegen dich wenden werden. Ich wette, dein Kapitän-Freund weiss das auch, und der andere Kapitän genauso. Ihr müsst unser Vertrauen gewinnen, also werdet ihr uns erst mal helfen."

Bast, der alte Decksmatrose, gluckst amüsiert. "Mach dir keine Sorgen um Rob", meint er an mich gewandt. "Er braucht eben seine Verschwörungstheorien. Bald wird er uns erzählen, dass die Gefangenen tatsächlich gekidnapte Magier waren, die wegen irgendeiner Strafe in die Eiswüste geschickt werden sollten."
Rob wirft Bast einen eisigen Blick zu, doch Anja lacht. "Ja, oder dass Franz sich in die gefangene Elfe verknallt hat."
"Was ist denn eine Elfe?", will ich wissen, doch anscheinend war das die falsche Frage. Alle schauen mich mit grossen Augen an.
"Das weisst du gar nicht?", meint Ania schliesslich erstaunt. Ich schüttle den Kopf - nur um wieder vor Schmerz zusammenzuzucken. Es scheint immer schlimmer zu werden, hoffentlich geht das wieder weg.
"Die Elfen sind ein Volk, so wie die Trolle... und die Menschen...", erklärt Ania zögerlich. "Das wusstest du echt nicht? Ich dachte, die Elfen und die Trolle hassen sich."
Ich reibe meinen Nacken mit einer Hand. "Nein... zumindest nicht die Trolle in meinem Stamm. Wir sind etwas abgelegen... aber ich weiss wirklich nicht einmal, wie Elfen aussehen. Haben sie ein Fell wie wir?"
Da muss Ania kichern - anscheinend liege ich falsch. "Nein, Elfen... sehen eigentlich fast gleich aus wie Menschen. Sie sind etwas kleiner und haben spitze Ohren und schräg stehende Augen."
Ich versuche, mir das vorzustellen. Das muss seltsam aussehen. "Warum haben wir denn eine gefangene Elfe?", frage ich weiter.
"Der neue Kapitän - also dieser Frederik, nicht der echte Kapitän - hat sie gefangen genommen vor dem Start.", erklärt Bast. "Franz war beauftragt sie zu bewachen. Niemand weiss, wo sie herkommt oder was sie hier will."
"Ach so.", mache ich und zucke mit den Schultern - eine schlechte Idee, denn erneut fährt ein stechender Schmerz durch meinen Nacken. "Au!"
"Der Nacken?", fragt Ania. "Bist du beim Start irgendwo dagegen gestossen?"
"Ja, ziemlich heftig.", gebe ich zu. "Aber warum schmerzt dann mein Nacken?"
"Ein Schleudertrauma.", erklärt Bast. "Das geht nach ein paar Tagen meistens weg."
"Ein paar Tage?", rufe ich aus. "Na grossartig..."


Damien

"Das war offiziell der letzte Treibstoff. Wir werden ab jetzt langsam sinken, ich hoffe, ihr habt einen gescheiten Landeplatz im Blick."
"Danke, Friederike.", antworte ich durch das Sprechrohr. Zur Landung hatte ich mir sogar schon Gedanken gemacht. Solange wir bis unter die Waldgrenze kommen, sollte alles in Ordnung sein.
Ich leite Friederikes Einschätzung an Noah weiter. Der Steuermann wirkt hochkonzentriert. Er scheint alles im Griff zu haben.
Zurück zu den Sprechrohren. "Deck? Wie steht es um die Reparatur der Ankerwinde?"
Sekunden verstreichen ohne dass eine Antwort kommt. "Deck?", wiederhole ich. "Wie steht es..."
"Derwik hier.", erklingt esplötzlich aus dem Versorgungs-Sprechrohr. "Ich möchte den Kapitän interim warnen, dass einige Matrosen sich zu einer Meuterei zusammengeschlossen haben. Wir haben versucht, sie zu beruhigen, doch vergeblich, und ich will nicht gegen die eigene Mannschaft handgreiflich werden - nicht für eure zweifelhafte Autorität.", erklärt der Offizier unverblümt. "Es waren etwa ein halbes Dutzend Matrosen, bewaffnet mit Knüppeln und ein, zwei Dolchen."
Ich unterdrücke ein Seufzen. "Verstehe. Vielen Dank, Offizier Derwik."
Das hat jetzt gerade noch gefehlt.
"Ich nehme an, du hast das gehört?", rufe ich über die Schulter zu Noah. "Egal was passiert - egal was deine Meinung ist - du musst das Schiff landen. Das siehst du ein, ja? Entweder du konzentrierst dich auf die Landung, oder wir stürzen ungebremst ab."
Noah nickt nur. "Keine Sorge, Käpt'n, ich lande uns schon. Sorg einfach dafür, dass hier auf dem Steuerdeck kein Kampf ausbricht, ja?"

Da hat er wohl recht, also verlasse ich das Steuerdeck. Wo zum Teufel ist Emizel? Und wo ist Irrin? Hoffentlich haben es die Meuterer nicht auf sie abgesehen. Wo sind überhaupt die Meuterer? Derwik war auf Deck eins, also müssten die eigentlich demnächst...
Schritte erklingen aus dem Gang und ich blicke alarmiert auf. Die Meuterer sind schon da.
Ihr Anführer ist ein schlaksiger Matrose, den ich bisher noch nicht getroffen habe. Doch er scheint mich zu erkennen. "Da ist er ja! Im Namen der Besatzung und zur Sicherheit des Luftschiffs entheben wir dich deiner Position! Los!"
Der Anführer bedroht mich mit einem Dolch, und die anderen Meuterer sind tatsächlich mit Knüppeln bewaffnet - einer sogar mit einem Kochlöffel. Ich hebe beschwichtigend meine Hände, doch ich komme nicht zu Wort. Zwei der Matrosen packen mich an den Armen und reissen mich regelrecht vorwärts.
Die Meuterer nehmen mich in ihre Mitte und führen mich dem Gang entlang. Ich wehre mich nicht - alleine habe ich nicht die geringste Chance. "Darf ich erfahren, wo es hingeht?", frage ich stattdessen.
Ich kriege keine Antwort. Stattdessen meint der Anführer: "Du könntest uns verraten, wo dieser Frederik steckt. Das würde die Sache einiges angenehmer machen."
Also scheinen sie es primär auf mich und Emizel abgesehen zu haben, nicht auf Irrin. Dann geht das vielleicht sogar, ohne dass wir uns gegenseitig die Köpfe einschlagen... Ein ausgewachsener Kampf mit der Besatzung wäre extrem ungünstig, aber wenn Irrin auftaucht, könnte das schwierig werden.
Wir steigen eine Treppe hoch und eine Tür geht auf. Kalter Wind schlägt uns entgegen. Es gibt ein richtiges offenes Deck? Das war mir gar nicht klar. Die Hülle des Heissluftballons ist direkt über uns, nur knapp zwei Meter über den Holzplanken. und anstelle der Reling sind am Rand des Decks die Halteseile angebracht. Der Wind ist unglaublich.

Ich werde nach vorne zum Bug gebracht. Die wollen mich doch nicht etwa über Bord werfen?
"Also", wendet sich der Anführer wieder an mich. "Wo steckt Frederik?"
"Er wollte nach der Elfe sehen.", antworte ich. Meine Stimme zittert nur wegen der Kälte, rede ich mir ein. "Die wird in einer Kabine festgehalten, ihr wisst bestimmt besser als ich, wo die ist."
Der Matrose nickt. "Schön, dass du kooperierst. Und wenn er da nicht ist - wir finden ihn so oder so. Wir sind auf einem Luftschiff, verflucht nochmal. Hedy, Dan, bewacht ihr den Eingang, wir suchen uns den Anderen."
Ich werde etwas unsanft zu Boden geschmissen. Hedy und Dan waren wohl meine beiden Fänger. Sie lassen mich nicht aus den Augen, während sich alle wieder zum Eingang begeben.
Ich richte mich wieder auf und halte mich an einem der Seile fest. Mit etwas Glück bleibt Emizel unauffindbar bis wir gelandet sind. Dann könnte ich vielleicht sogar vom Deck entkommen, so nahe am Boden... nun ja, etwa zwanzig Meter ab Boden, aber besser als gar nichts.

"Halt!", erklingt plötzlich eine Stimme vom Eingang her. Ritter Tolkin! "Legt eure Waffen nieder und lasst den Kapitän frei!"
Die Meuterer tun nichts dergleichen und nehmen Abwehrstellung ein. Tolkin und zwei seiner Ritter betreten das Deck, Schwerter gezogen. "Wir können dies hier ohne einen Kampf lösen.", versucht Tolkin es weiter. "Legt eure Waffen nieder."
"Wir sind in der Überzahl!", ruft der Meuterei-Anführer seiner Truppe zu. "Lasst euch nicht einschüchtern!"
Allvater, hoffentlich kommen sie jetzt nicht auf die Idee, mich als Geisel zu verwenden. Leise ziehe ich mich weiter zurück, bis zur Spitze des Bugs.
"Wir sind besser bewaffnet und ausgebildet als ihr.", verhandelt Tolkin noch immer. "Einen Kampf zu vermeiden wäre vor allem in eurem Sinne."
"Wir lassen uns nicht einschüchtern!"
Plötzlich fliegt die Tür auf und niemand anderes als Emizel betritt das Deck - hochnäsig und unbekümmert wie immer. "Ich habe gehört, es gibt hier welche die mir den Dienst absagen?", ruft er in die Runde. Dann erblickt er den Anführer. "Bob! Ich hätte nie gedacht, dass du dich gegen mich wenden würdest?"
Emizel und die Meuterer fangen an zu streiten. Sogar meine "Wachen" sind jetzt vollständig abgelenkt. Ich schleiche mich der Seil-Reling entlang und versuche, so an den Matrosen vorbei zu kommen.
Ein erbitterter Schrei erklingt.

Es ist eine Illusion, es ist eine Illusion, es ist eine Illusion! Ich muss beinahe kotzen. Die gruseligen Erscheinungen wechseln im Sekundentakt. Die Meuterer liegen am Boden, halten sich die Ohren und Augen zu. Nur dieser Bob schaut immer noch panisch zu Emizel, zu den wandelnden Leichen. "Ich habe n-nicht gesagt, d-dass ich sterben will...."
Langsam neigt Emizel sich zu dem kauernden Matrosen und streicht ihm geradezu zärtlich über das Gesicht.
Ich kämpfe gegen meine Übelkeit und gehe auf die beiden zu. Ob dieses Gefühl der Furcht wohl Teil der Illusion ist? Es ist nur Emizel! Und wenn er so weiter macht, wird er noch viel mehr Matrosen gegen uns aufbringen. Wir haben schon Trolle und Spione, wir brauchen nicht auch noch wandelnde Tote.
Bob reisst seinen Mund auf und schreit aus vollem Hals. Mit einem Schlag verschwinden die Toten und die drückende Angst. Emizel richtet sich auf und hält sich den Kopf. "Tut mir leid, ich habe vor mich hin geträumt..."
Bitte WAS?

Emizel dreht sich um und bemerkt mich endlich. Er sieht wieder völlig normal aus, die Illusion ist weg. Nur noch der Wind rauscht über das Deck.
Ich atme tief durch. "Hauptleutnant Frederik, ich denke, eure Bühnenkünste haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen bei diesen Matrosen. Vielleicht war das etwas zu viel des Guten. Die besten sind ja regelrecht schockiert."
Ich sehe mich zu Tolkin und seinen Rittern um. Was die wohl von Emizels "Auftritt" halten? Immerhin scheinen sie weniger betroffen zu sein, vielleicht weil sie hinter Emizel standen statt vor ihm.
"Wachhauptmann Tolkin", wende ich mich um, "ich denke, es wäre gut, wenn diese Matrosen hier ein wenig Zeit hätten, sich wieder zu beruhigen. Vielleicht könnten wir sie in eine Kabine bringen?"
Tolkin nickt. "Am besten alle getrennt, damit sie sich nicht gemeinsam Geschichten ausdenken." Ich versuche, aus seinem Blick herauszulesen, was er von der Situation hält. Doch sein Gesichtsausdruck ist perfekt neutral.
"Ich sehe, Ihr habt das unter Kontrolle, Wachhauptmann.", meine ich nur. Die Ritter scheuchen die verschreckten Meuterer auf und haben trotz ihrer Unterzahl keine Mühe, sie wieder unter Deck zu führen.

Jetzt sind nur noch ich und Emizel hier. "Weisst du", wende ich mich an ihn, "du hattest recht. Es ist einfacher, das Ganze als ein Spiel zu sehen."
Emizel blickt mich nur grinsend an.
"Das war ein waghalsiger Zug.", fahre ich fort. "Die Meuterei ist im Keim erstickt, doch die Gerüchte über das, was hier geschehen ist, werden uns noch Probleme machen. Wir müssen unsere Vorteile richtig ausspielen, um die Crew bis zur Narbe unter Kontrolle zu behalten. Ohne die Crew kommen wir dort nicht hin, das steht fest."
Ich schweige kurz. "Du fragst mich immer, ob ich mit dir spielen will.", fahre ich dann fort. "Ich kann dieses Spiel mit dir spielen. Wir spielen gemeinsam gegen das Schicksal, ja? Wenn wir gewinnen, fliegen wir zur Narbe. Und wenn wir verlieren - nun, wer weiss das schon so genau?"
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Emizel

Es freut mich das Damien sich- sagen wir mal- "Lebensstil" anfreundet. Nicht jeder teilt meine Meinung vom Leben. Naja, mein Leben ist ja nicht das Beste.
"Ich wusste es von Anfang an, dass wir uns beide prima verstehen werden.", lache ich und lege meinen Arm um seinen Hals, wie Kumpels das so halt machen, und stütze mich etwas ab. Mir ist leicht schwindelig und das Schiff ist nicht gerade ruhig.
"Ich werde mich ausruhen bis wir gelandet sind..", sprech ich leiser. Vielleicht hört ja jemand mit? "..meine Aktion vorhin hat mir ziemlich Kraft gekostet und dabei weiß ich nicht mal was passiert ist." Damien musste sich kurz Halt suchen. Ich bin nicht so leicht, dass er mich auf einen Arm tragen könnte. Kurz darauf bat ich ihn mir zu schildern, was passiert ist. Er ließ kein Detail aus.
Die ganze Sache kommt mir bekannt vor. Beschämt kratz ich mir am Kopf. "Ich hatte ein Deja vu.", erkläre ich ihm, "Es ist mir jetzt zum zweiten Mal passiert. Währenddessen verliere ich die Kontrolle über mich selbst, danach habe ich eine Gedächtnislücke und wenn ich zu viele Illusionen aufeinmal verwende, oder in Sekunden wechsel, dann bekomme ich starke Kopfschmerzen, das ist der 1. Nachteil an meiner Magie."

Laut Beschreibung ist die Hälfte der Bilder, die die Matrosen und Damien wohl gesehen haben, aus meinen Erinnerungen entsprungen, was ich selbst gesehen habe. Es ist sehr wahrscheinlich das Massaker von damals gewesen. Schaden nur, dass ich deswegen die Hälfte davon jetzt vergessen habe. Die andere Hälfte muss von dieser ungeduldigten Schlange kommen, diese sie mir damals im Traum gezeigt hat. Seit wahrscheinlich tausenden Jahren wartet sie dort unten in der Narbe, da werden wohl einpaar Wochen wohl noch zu ertragen sein.
Bevor Damien nach den weiteren Nachteilen fragen will stoppe ich ihn sofort. "Alles hat Vor- und Nachteile. Den Rest erklär ich dir nach und nach, wenn wir uns näher gekommen sind oder die Situation es erfordert. Und was diese Gerüchte angeht.."
Wir sind fast an der Tür angelangt. Ich löse mich langsam von Damien und halte mich am Türrahmen fest. "Ich habe mit der Elfe, die den Namen Sasquehama trägt, gespielt. Es gab ein Unentschieden. Deswegen habe ich ihr erlaubt sich im ganzen Schiff frei bewegen zu dürfen."
Damien ist schockiert. Langsam bekommt er von mir wohl einen Herzinfakt. Schnell halte ich die Hand hoch und beruhige ihn sogleich. "Keine Sorge. Falls sie das Schiff zum Absturz bringen sollte oder jemanden angreifen will oder sonstiges, werden wir sie auf Notwehr davon abbringen. Weit kann sie ja nicht kommen und sie ist anscheinend eine vernünftige Person, deswegen mache ich mir keine Sorgen, dass sie nicht solche Dummheiten machen würde. Vielleicht ist sie ja auch ein teuflisches Genie und hat die Meute gegen uns gehetzt? Wer weiß.. ich werde mich zurück in unser Arbeitszimmer begeben und dort ausruhen."

Mit diesem Abschluss geh ich wieder Richtung aufrecht und tu so als ob nichts passiert sei.
Ich grüße noch kurz den Steuermann und gebe ihm Bescheid, dass ich mich etwas ausruhe und er zuerst Damien rufen soll, wenn etwas passieren sollte. Oben angekommen lege ich mich hin und schaue dabei aus dem Fenster. Ich sehe kleine Löcher in der Wolkendecke. Sie bewegen sich langsam und langsam schließen sich meine Augen.
Gute Nacht.
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Alinea »

Damien

Emizel verschwindet in Richtung Kapitänskabine und ich atme tief durch. Der Typ ist echt zu viel. Was will er von dieser Elfe? Was waren das für Illusionen? Sie stammen aus seiner Erinnerung - was hat er da gemacht?
Ich schüttle den Kopf. Keine Zeit jetzt. Das Schiff sinkt. "Noah, wie sieht's aus?", wende ich mich an den Steuermann. "Schaffen wir es zu den Bäumen?"
Noah ist hochkonzentriert, sein Blick nach vorn auf das Fenster gerichtet. "Sieht gut aus.", meint er, und ich atme erleichtert auf. "Wir verlieren zwar Höhe, aber nur leicht schneller als der Berg steil ist. Fünfzehn Minuten bis zu den Bäumen. Was ist mit den Meuterern?"
"Wir sollten in Ruhe landen können.", gebe ich zur Antwort.
"Und die Ankerwinde?"
"Derwik wird sich hoffentlich darum gekümmert haben. Machst du dir Sorgen?"
"Keine Zeit.", antwortet Noah, doch nach kurzem Zögern fügt er leise hinzu: "Ja. Ich hab Angst."
Ich atme tief durch, versuche meine Stimme ruhig zu halten. "Das ist normal. Du machst dich gut."

Noah antwortet nicht mehr, und ich mache mich an die Arbeit, denn er hat völlig Recht - wir haben keine Zeit. Ich gehe zu meinen Sprechrohren und öffne den grossen Trichter:
"An die ganze Besatzung: Bereitmachen zur Landung in fünfzehn Minuten. Bereitmachen zur Landung in fünfzehn Minuten."


Irrin

Dumpfe Rufe von oben.
Schwere Schritte und ein Befehl.
Jemand rennt durch einen Gang, direkt in dem Stockwerk über uns.
"Meinst du wirklich, hier zu warten ist die beste Idee?", frage ich Ania.
Sie zuckt mit den Schultern. "Du könntest die Meuterei noch weiter anstacheln."
Rob lehnt gegen eine Kiste und tappt rastlos mit einem Fuss auf den Boden. "Ich schau mich mal um.", meint er plötzlich und geht schnellen Schrittes die Treppe hinauf.
Bast gluckst. "Was auch immer da läuft, ich hoffe es ist vorbei bevor wir landen.", murmelt er in seinen Bart.
Ich lausche Rob's Schritten, die sich langsam entfernen und mit den ganzen anderen Geräuschen vermengen. Dann hören wir ihn rufen: "Ey, Tanner, was ist denn los?"
Die Antwort kommt von weiter entfernt, ist aber gerade noch verständlich: "Meuterer sind auf Deck eins durch. Bulwar ist gar nicht zufrieden. Die haben scheinbar vor lauter Verschwörung ihre Arbeit nicht gemacht."
Eine dritte Stimme unterbricht die beiden: "Matrosen! Wenn ihr Zeit zum Quatschen habt, habt ihr auch Zeit für die Reparatur. Los!"
Der Sprecher muss direkt oben an der Treppe stehen, denn die Stimme ist klar zu hören. Sie kommt mir bekannt vor. Ania sieht alarmiert aus.
Schritte erklingen auf der Treppe, und Ania springt auf und macht eine Geste mit der Hand zu ihrem Gesicht. Ich tue es ihr nach, und prompt fährt ein scharfer Schmerz durch meinen Nacken. Ich unterdrücke ein Grunzen.

"Wie ist die Ladung?", fragt der Neuankömmling, und endlich erkenne ich ihn: es ist der Offizier Bulwar. Er hebt eine Augenbraue, als er mich erblickt, sagt aber nichts weiter.
"Alles gesichert, Offizier.", antwortet Ania knapp. "Durchgänge sind wieder frei."
Bulwar nickt. "Gut. Lauf und finde einen Techniker. Völlig egal wer. Schick ihn zu Anker für eine Reparatur. Höchste Priorität."
Ania macht wieder ihre Handgeste und schickt sich an, davonzurennen. Doch kurz vor der Treppe bleibt sie plötzlich stehen. "Warte - Irrin ist eine Mechanikerin!", ruft sie aus.
Jetzt blickt Bulwar direkt zu mir, und Skepsis steht in sein Gesicht geschrieben. "Ach, tatsächlich.", meint er trocken.
Dann wendet er sich abrupt um. "Diese Reparatur ist wichtig für eine erfolgreiche Landung.", erklärt er in verärgertem Ton. "Ein Fehlschlag könnte uns alle gefährden. Denkt daran." Dann verschwindet er ohne ein weiteres Wort.

Basts amüsiertes Glucksen unterbricht die eintretende Stille. "Holla, so angespannt hab ich den Offizier schon lange nicht mehr erlebt."
Ania blickt mit grossen Augen zu mir - Bulwars Worte haben ihr wohl Angst gemacht. "Kannst du es reparieren?", will sie wissen.
"Ich weiss nicht mal, was kaputt ist.", gebe ich zurück. "Wollen wir -"
Ich komme nicht weiter, denn Damiens Stimme erklingt vom oberen Deck. "An die ganze Besatzung: Bereitmachen zur Landung in fünfzehn Minuten."


Damien

Verärgert schlage ich mit der Faust gegen die Wand. Der Decksoffizier ist nicht zu erreichen. Wegen der verfluchten Meuterei hat er es wohl nicht für nötig gehalten, weiter mit dem Steuerdeck in Kontakt zu bleiben, und seinen Sprechrohr-Posten verlassen. Ich könnte jetzt hingehen und ihn suchen, aber dann verlasse ich meinen Posten und verliere womöglich noch vollständig die Kontrolle. Aber wenn die Leute sich nicht bei mir melden bin ich von hier vorne aus blind und taub.
Ich atme tief durch und öffne die Tür. Im Gang scheint irgendein Tumult zu herrschen. Ist das Ritter Beno? Machen die Meuterer etwa doch noch Probleme?
"Das ist mir völlig egal!" Diese Stimme gehört niemand Anderem als Friederike. "Schickt mir euren Magier, sonst rasen wir in die Bäume, verstanden?"
Oh, das klingt gar nicht gut. Ich betrete den Gang und quetsche mich an Ritter Beno vorbei. "Was ist das Problem?", unterbreche ich den Streit.
Ich stehe zwischen Beno und Friederike, welche von zwei Matrosen flankiert wird. Ihr Blick spricht von panischer Wut, die nur knapp unter Kontrolle gehalten wird.
"Du.", keift sie mich an. "Erzähl mir bloss nicht, dass wir vorhaben, bei dem Tempo zu landen."
Ich hebe beschwichtigend meine Hände. "Wir können leider nicht verlangsamen, sonst erreichen wir die Waldgrenze nicht bei unserer momentanen Geschwindigkeit. Der Steuermann hat mir versichert, dass wir das Tempo mit einer Volte abbauen können."
"Hrmpf.", macht Friederike wenig begeistert. "Jemand sollte deinem Steuermann mal erklären, dass solche Manöver die Seitenmotoren benötigen, und die brauchen Strom!"
"Ist der Strom wieder knapp?", hake ich nach.
"Genau!", ruft Friederike regelrecht aus. "Und der Herr Wachmann hier scheint mit dieser Information irgendein Problem zu haben."
Ich blicke mich zu Ritter Beno um. Der schaut tatsächlich etwas finster drein. "Ich lasse nicht zu, dass jemand den Orden so beleidigt -"
"Niemand hat die Absicht, irgendwen zu beleidigen.", falle ich Beno ins Wort. "Wir sind nur alle etwas angespannt wegen der Landung. Ich nehme an, die Offizierin Friederike benötigt noch einmal Manus Hilfe?" Über meine Schulter blicke ich sie fragend an.
Friederike nickt, und ich wende mich wieder zu Beno. "Dann gibt es ja kein Problem. Ich bin mir sicher, Ihr könnt der Frau Offizierin helfen, Manu so schnell wie möglich zu finden, ja?"
Beno sieht unzufrieden aus, doch er nickt. "Na schön."
"Dann gibt es ja gar kein Problem.", stelle ich fest. "Ihr solltet etwa zehn Minuten haben, dann muss Manu seine Arbeit erledigt haben, ansonsten wird die Landung etwas... interessant." Ich eile wieder zurück zum Steuerdeck, um Noah auf dem Laufenden zu halten.


Irrin

Ania eilt voran durch den Gang, den wir zuvor freigeräumt haben. Doch wir kommen nicht weit, bevor uns jemand im Weg steht. Eine von den verbliebenen Wachen, der Rüstung nach zu urteilen. "Guten Tag.", grüsst sie uns süffisant.
"Tag.", antwortet Ania knapp und schickt sich an, an ihr vorbeizugehen. Doch Bast hält sie zurück. "Warte - das ist doch die gefangene Elfe!"
Das lässt Ania erstarren. Ich blicke die Wache - die Elfe - etwas genauer an. Ja, ihre Augen stehen tatsächlich schief. Sie kommt mir irgendwie bekannt vor. Und sie trägt zwei Schwerter bei sich. Warte...
Bast war nicht besonders leise, doch die Elfe reagiert nicht auf seine Aussage - sie lächelt nur weiter. Ania wirkt etwas verunsichert. "Was machst du hier?", will sie dann wissen.
"Nun, ich stehe.", antwortet die Elfe beiläufig. "Aber das sieht man ja. In einem weiteren Zeitraum gesprochen suche ich die Kabinen."
Diese Stimme kenne ich doch...
"Hey, Grossmaul, hier rüber!"
Ania scheint nicht so recht zu wissen, was sie von ihrem Gegenüber halten soll. "Gut, dann wollen wir nicht weiter stören.", meint sie nur und geht an der Elfe vorbei.
Bast folgt ihr, und ich zwinge mich, ebenfalls loszugehen. Versuche, mir nichts anmerken zu lassen.
"Hey, Grossmaul..."

Wir gehen an der Elfe vorbei, und innerlich atme ich schon erleichtert auf, doch dann hebt sie plötzlich wieder die Stimme. "Ich hatte mir eigentlich eine Auskunft über die Lage der Kabinen erhofft.", verlangt sie und verschränkt die Arme vor der Brust. Ich fahre regelrecht zusammen, und erneut fährt ein scharfer Schmerz durch meinen Nacken.
Zum Glück reagiert Ania schnell: "Ach so, sag das doch gleich.", macht sie übertrieben und drängt sich an mir vorbei, sodass sie zwischen mir und der Elfe steht. "Kabinen gibt's hier in diesem Gang und ausserdem im ersten Deck da die Treppe hoch.", erklärt sie dann und zeigt zurück in die Richtung, aus der wir eben gekommen sind.
"So so..." Die Elfe murmelt irgendetwas, das ich nicht verstehen kann, doch Ania scheint es zu hören und ballt die Hände zu Fäusten. Doch bevor sie etwas sagen kann, fährt die Elfe fort: "Vielen Dank. Wisst ihr zufällig auch, wo sich die Matrosen befinden, die die Meuterei gegen unseren wunderbaren Gefährten hier anstiften wollten?"

Ania erstarrt, und Bast murmelt leise: "Sie ist mit den Meuterern."
"Die werden sie befreit haben.", antwortet Ania ebenfalls leise und wendet sich zu uns. Mit einer Geste weist sie uns an, weiterzugehen. "Sollen sich die Wachen darum kümmern.", fährt Ania fort und blickt über ihre Schulter zurück. Die Elfe scheint uns nicht folgen zu wollen. Sie blickt uns missbilligend nach. "Gebt mir halt keine Auskunft.", meint sie mit übertriebem Verdruss. "Ist ja nicht so, als wäre ich im Auftrag des Kapitäns unterwegs."
"Lasst sie labern.", flüstert Ania uns zu, und wir entfernen uns weiter.
"Sollte nicht jemand Damien bescheid sagen?", murmle ich fragend.
Wir gelangen zum Ende des Ganges und Ania drängt uns in ein kleines Räumchen, welches dort seitlich angrenzt. Es gibt nicht einmal eine Tür.
Wir überrumpeln beinahe zwei Matrosen, die in dem Räumchen neben einer Art Maschine knien. "Was ist denn da draussen los?", will einer wissen. "Das - Heilige Scheisse. Der Troll!"
Bast gluckst amüsiert, und ich werfe ihm einen genervten Blick zu. Ania ist bereits dabei, die beiden Matrosen zu beschwichtigen. "Das ist Irrin, sie wird bei der Reparatur helfen. Was ist das Problem? Lasst kein Detail aus."
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Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Es waren gerade 10 Jahre vergangen, nachdem der König Kalgdan den Thron bestiegen hatte. Für sein zehnjähriges Jubiläum wurde ein Fest veranstaltet. Süd-westlich der Narbe stand das große Opernhaus gebaut auf einem See und umzingelt von Berg und Wald. Die Schauspieler und Schauspielerinnen, Barden und Diven und auch die Tänzer waren aufgeregt und gaben ihr Bestes. Die Oper der Sterne.

Kalgdan und seine Gemahlin nahmen oben, mittig Platz. Von dort aus konnte man die gesamte Bühne sehr gut sehen. Die Bühne erstreckt sich Meter um Meter. Wundervolle Stücke wurden darauf gespielt. Besonders ist der Wassergraben zwischen der Bühne und dem Publikum. Bei schönem Wetter öffnet sich das Dach des Gebäudes und die Sterne reflektieren sich Wasser. Auch an diesem Tag wurde das Dach geöffnet und ein Stück wurde vorgespielt, „Die Nymphe“. Das Stück handelt von einem Holzfäller der seine Hoffnung an das Leben langsam verlor, weil ihm seine Frau sehr früh verstorben ist.
Er suchte sich einen guten Baum aus, tief im Wald wurde er fündig. Noch bevor er die Axt ansetzen wollte, rief ihm eine weibliche Stimme zu. Er erstarrte als aus dem Baum eine wunderschöne Frau heraustrat. Mit freundlicher Stimme bat die Frau den Mann den Baum nicht zu fällen, denn er sei ihr sehr wichtig. Der Holzfäller verliebte sich sofort in sie und wollte sie zur Frau nehmen. Jedoch konnte die Frau seiner Bitte nicht nachgehen. „Ich bin eine Nymphe und kann diesen Ort nicht verlassen.“, erklärt sie traurig.
Jeden Tag kam der Holzfäller und bat sie immer wieder. Und immer wieder erklärt die Nymphe das gleiche.

Von Frust und Trauer zerfressen nahm der Holzfäller die Axt und schlug den Baum. Mit jedem Schlag schrie die Nymphe unter Tränen auf. „Bitte hör auf!“, rief sie. Aber er hörte sie nicht. Mit dem letzten Schlag fiel der Baum auf den Holzfäller. Durch die Wucht und dem Gewicht starb er schließlich. In seinem letzten Augenblick starrte er die Nymphe an. Ihre Haare verwelkten, ihr Gesicht bekam Falten und ihr ganzer Körper wurde immer Mager. Langsam ließ sie sich zu Boden, neben den Holzfäller, und nahm ihn an die Hand.
Die Allmutter betrachtete die Szene mit schweren Herzen und sang, dass die Seelen beider ihre Ruhe fanden.

Noch heute ist die Geschichte den meisten bekannt. Oft wurde dieses Stück vorgespielt aber nicht mehr in diesem prächtigen Opernhaus. Vor vielen Jahrzehnten wurde es wegen territoriale Kriege niedergebrannt. Seitdem gilt dieses kleine Gebiet, was so groß wie eine Stadt sein könnte, zwischen van Trancy und Rozengard als neutral und unberührt.

Legenden zufolge wuchs in den Jahren mitten zwischen den Ruinen ein Baum und jede Nacht hört man ein trauriges Schluchzen. Es soll der Geist der damaligen berühmten Diva sein, die zur Zeit des großen Königs Kalgdan die Allmutter gespielt habe. Selbst nach ihrem Tod wollte sie das Opernhaus besuchen und sich die Stücke ansehen. Seit dem Brand ist jede Person die den Ort je betreten hat nie wieder zurückgekehrt.

Zu gern würde ich auch dorthin gehen und es mir selbst ansehen. Aber wegen der Politik ist es mir nicht vergönnt, diesen Ort zu besuchen. Vielleicht in den nächsten 40 Jahren?

Aus dem Tagebuch der Alice Rozengard
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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Manu
Das Dröhnen der Motoren.

Meinem Plan Emizel zu finden sind die Matrosen zuvorgekommen. Ritter Marcin, dem ich über den Weg gelaufen bin, als ich versucht hatte Emizel zu finden, hat mich ins Bild gesetzt. Ich teile ihm mit, dass ich zu Damien will, um die Landung zu planen. Er will sich weiter unter die Matrosen mischen, um zu verhindern, dass man den Eindruck gewinnt, die Ritter und nicht Emizel würden das Schiff kommandieren.
„Hab ein Auge auf Ritter Beno“, bitte ich ihn. Marcin neigt den Kopf nachdenklich zur Seite und zuckt mit den Schultern.
„Ich finde, er hat nicht ganz unrecht...“, beginnt er.
Ich unterbreche ihn sofort: „Ja wie auch immer, bitte behalte es für dich und behalte Beno unter Kontrolle, die Anweisung kommt direkt von Ritter Tolkin. Wir können es uns nicht leisten, die Mission wegen Zweifeln an ihrer Rechtmäßigkeit zu gefährden. Außerdem ist es unsere göttliche Pflicht die Mission des Abtes zu befolgen, ob es uns gefällt oder nicht“.
Ich wünsche mir Bruder Bjarn und Ritter Thomaš zurück. Die Ritter des Klosters Mornstein hätten kein Wort über die Mission verloren, was der Abt sagt, das wird getan.
Ritter Marcin nickt und dreht sich um. Wenigstens befolgt er die Weisungen von Tolkin und hält seinen Mund.

Kurz vor der Kapitänskajüte begegne ich Friederike. Die Mechanikerin sieht wie immer sehr unglücklich aus, aber immerhin scheint es sie diesmal nicht weiter zu stören, mich zu sehen.
„Ritter!“, begrüßt sie mich. Beno, der neben ihr läuft, fällt ihr ins Wort: „Er ist kein Ritter. Er ist Novize.“
Das letzte Wort speit er wohl etwas zu herablassend aus, denn selbst Friederike ist kurz irritiert. Ich versuche es zu überspielen und frage: „Was gibt es?“
„Wir landen. Aber wir brauchen sofort die Motoren, aber wir haben keinen Strom.“
Ritter Beno fällt ihr erneut ins Wort: „Wie ich es gesagt habe, die Götter strafen unseren Frevel.“
Friederike rollt mit den Augen und stürmt los. „Mir nach, wir haben keine Zeit für so einen Unsinn.“

Ritter Beno und ich folgen ihr, wenn auch Beno wohl nur mitkommt um weiter gegen die Gotteslästerung zu protestieren. Wir stürmen über Deck. Ich blicke kurz über die Reling. Der Berghang ist auf einmal ziemlich nah und die verschneiten Bäume unter uns kommen rasant näher. Ich ziehe scharf die Luft ein, woraufhin auch Beno über die Reling schaut. Er wird blass und schweigt plötzlich. Im Maschinenraum angekommen treffen wir Franziska und Michail. Die beiden verbinden gerade etliche Kabel zwischen den Schränken mit den Akkumulatoren.
„Wir haben ein Drittel vom linken Motor an den rechten angeschlossen. Die zwei Schränke da hängen jetzt parallel, damit wir den Strom erhöhen können, den Rest haben wir in Reihe geschaltet, um die Spannung für den Motor zu halten. Aber uns bricht jetzt links die Spannung weg, es kann sein, dass wir nur noch mit dem rechten steuern können“, erstattet Michail einen unverständlichen Kauderwelsch an Friederike. Sie wendet sich an mich: „Kannst du an diesen Akkus da deine Magie wirken? Wir brauchen unbedingt den rechten Motor, damit wir nicht in die Bäume stürzen.“
Michail schreit geradezu auf: „Nein, nicht an dem da. Der hängt parallel, wenn der plötzlich eine hohe Spannung hat, fliegen uns die anderen Akkus um die Ohren. Hier, nimm diesen hier!“

Ich mache mich an die Arbeit und versuche den Fluss in den Kabeln am Akku zu beschleunigen. Etwa eine Minute vergeht, und ich beginne bereits zu schwitzen. Plötzlich schallt Damiens Stimme dumpf durch ein Sprachrohr:
„Ist Manu schon bei euch? Wir müssen dringend weiter nach links drehen!“
„Das wird so nichts“, flucht Friederike, während Franziska sich zu einer Antwort am Sprachrohr anschickt.
„Wo ist das Kabel zu diesem Motor, den ihr braucht?“, frage ich Michail, während sich leichte Panik in mir breit macht. Ich weiß nicht einmal was ein Motor ist, aber es scheint das Ding zu sein, was uns vom Abstürzen abhält. Er zeigt auf eine Leitung, an der mehrere Drähte zu den Schränken hängen. Ich greife direkt nach dem Kabel und versuche ungestüm den Strom darin zu beeinflussen. Im Vergleich zu den müden Akkumulatoren ist der unsichtbare Fluss in diesem Kabel wesentlich stärker. Ich gebe ihm einen Schub und sofort höre ich eine Veränderung in dem stetigen Brummen, dass aus den Schiffswänden dröhnt.
Michail saugt scharf die Luft ein und meint: „Nicht so brutal, du machst ihn noch kaputt!“
„Wie ist es jetzt?“, fragt Franziska durch das Sprachrohr.
„Besser, aber wir sind schon zu tief, das muss noch schneller gehen!“
Friederike beordert die anderen beiden alle Schränke neu anzuschließen. Währenddessen versuche ich etwas vorsichtiger den Strom zum Motor anzutreiben. Der Widerstand, den der Fluss erfährt ist jedoch immens und es kostet unglaubliche Anstrengung ihn kontrolliert zu beschleunigen. Wieder verändert das Dröhnen in rascher Abfolge seine Tonhöhe. Michail stöhnt beinahe in der gleichen Tonabfolge auf, jedes mal wenn der Motor wieder sein Geräusch verändert. Mein Arm beginnt zu schmerzen, und den Geräuschen nach zu urteilen wird auch der Motor nicht mehr lange durchhalten. Das Dröhnen wird unstetiger und der Motor beginnt zu stottern.
„Akkumulator eins, drei, acht, neun und zwölf sind ausgefallen“, vermeldet Franziska, die immernoch zwischen den Schränken umhereilt und Kabel neu verbindet. Mein Kopf pocht und ein starker Schmerz breitet sich hinter meinen Augen aus. Aus dem Augenwinkel beobachte ich Friederike, die zu einigem Pult mit einigen runden Anzeigen eilt und dann langsam in einer Wolke aus schwarzen Punkten verschwindet.
„Die Spannung kippt uns weg. Leg Akku zwei und vier noch in die Reihe!“, ruft sie Franziska zu.
Sie hängt einige Kabel aus den Verankerungen und sofort spüre ich, wie der Strom nachlässt. Verzweifelt versuche ich den unsichtbaren Fluss voranzuschieben und wieder heult der Motor auf, begleitet vom Wimmern von Michail, der inzwischen das Sprachrohr übernommen hat.
„Noch ein kleiner Schubs, dann sollte es...“, höre ich Damien aus dem Sprachrohr brüllen, doch er wird von einem lauten Knall unterbrochen.
Michail entfährt ein hoher, verzweifelter Ton.
Der Stromfluss ist weg und das Dröhnen wird jetzt langsam leiser.
„Kurzschluss“, erklärt Friederike vom Pult aus und Franziska hetzt zu einem anderen Sprachrohr. „Wir haben beide Motoren verloren, ihr müsst den Rest mit dem Steuersegel ausgleichen!“. Ich lasse mich erschöpft fallen, der Widerstand im Kabel ist jetzt unüberwindbar. Ich kann nichts mehr tun. Meine Arme schmerzen und kurz ringe ich mit meinem Bewusstsein. Plötzlich erzittert das ganze Schiff und neigt sich stark nach links. Ich rutsche haltlos über den Boden und mein Kopf schlägt gegen einen der Akkumulatorschränke. Ein stechender Schmerz fährt durch meine Schläfe und mein Ohr, die Narbe am Hals herab. Nach einigen Sekunden wird mir wieder etwas klarer vor den Augen und ich schaue mich um. Das Dröhnen der Motoren ist jetzt ganz verstummt. Eine bedrückende Stille erfasst für einen Moment den Raum. „Wir haben ein paar Bäume mit dem Anker entwurzelt, aber wir stehen still und sinken kontrolliert“, kommt schließlich die Entwarnung von Damien. „Herzlichen Glückwunsch an alle, wir haben es überstanden!“.
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Emizel

Ich steh an einem See, mitten im Wald. Die Bäume verdecken den Himmel. Es ist still. Hab ich mich verlaufen? Hinter mir ist der Weg verschwunden und Bäume und Büsche versperren mir die Sicht in die Ferne. Dennoch fühl ich mich beobachtet. Mir läuft ein kalter Schauer den Rücken runter.
Die Stille wird von einem Beben gestört. Alle Bäume und Büsche des Waldes wackeln. Der See schlägt hohe Wellen.
Mein Blick wandert in den Wald hinein. Ich muss schlucken, weil auch der Wald plötzlich Wellen schlägt. Eine große Welle kommt aus dem Wald direkt auf mich zu!
Ich habe keine Chance auszuweichen, nicht einmal schreien kann ich, wie sehr ich es auch versuche.
Die Welle erfasst mich und wirft mich in den See.
Die Landung ist hart.

Langsam öffne ich mit Kopfschmerzen meine Augen und schaue mich um. Das Zimmer ist ein Chaos. Und ich liege auf dem Boden. „Was zum...Geier war das?“, murre ich rum, während ich noch auf dem Boden liege und meinen Kopf zum Fenster hin neige.
Es sind Bäume zu sehen. Sind wir gelandet? Warum ist denn alles durch die Gegend geflogen?

Etwas angestrengt krabbel ich zur Lucke, öffne sie und kletter langsam runter. Das Schiff wackelt noch etwas hin und her. „Ich hatte einen ruhigen Traum.. und bin auf dem Boden aufgewacht. Sind wir da?“, frag ich gähnend in die Runde. Die Kopfschmerzen verschwinden wieder. Ein Glück. Ich kratze mich am Kopf, was sich dann zu einem Kopfwuscheln entwickelt. Ich mag meine Haare etwas wild, nicht so streng gebunden oder gekämmt wie einige bestimmte Adlige.
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Alinea »

Irrin

"Äh, tjo, also das Ding ist ziemlich verbogen. Wir haben das neue Seil aufgerollt bekommen aber in der Winde klemmt was. Ein paar Schrauben sind komplett raus, Dario war dabei Ersatz zu suchen, aber er ist noch nicht zurück..."
Das Gerät, das ich reparieren soll, sieht ziemlich lädiert aus. Zwei dicke Stahlschellen sollten es wohl am Boden verankern, doch beide sind herausgerissen worden und total verbogen. Sogar eine Bodenplanke ist abgebrochen. Jemand hat ein Holzbrett über die verbogenen Schellen gelegt und an der Wand verankert. Die Ankerwinde - sie sieht aus wie ein quer liegendes Fass, das mit Seil umwickelt ist - steht schief im Raum und ist nur noch auf der Aussenseite wirklich verankert.
"Wozu genau dient dieses Ding?", will ich wissen.
Die beiden Matrosen, die mit der Reparatur beschäftigt waren, werfen sich einen viel sagenden Blick zu. "Das ist die Ankerwinde...", beginnt der eine ratlos.
Der andere ist etwas aufgeweckter. "Wenn das Luftschiff stillsteht, müssen wir es am Boden festmachen, damit es nicht weggeweht wird. Dazu haben wir hier dieses lange Seil, das werfen wir aus der Klappe da an der Wand, und unten wird es dann am Landeturm befestigt. Und wenn es keinen Landeturm gibt, knoten wir den Anker da ans Seil, und der verhakt sich dann irgendwo. Tja, und mit der Winde hier können wir das Seil einfach wieder aufrollen, selbst wenn der Anker dran hängt, aber das klemmt im Moment."
Ich nicke. "Und beim Start wurde zu stark daran gezogen, darum sieht es jetzt hier so aus?"
"Genau.", bestätigt der Matrose. "Wir haben sie wieder befestigt, so gut es eben ging."
Ich versuche mir vorzustellen, was für Kräfte auf dieses arme verbogene Ding wirken, wenn das ganze Luftschiff daran zieht. "Das hält nicht.", beschliesse ich.
Der Matrose zuckt entschuldigend mit den Schultern. "Es geht eben nicht besser..."
"Ich glaub schon.", widerspreche ich. "Ich kann die Schellen gerade biegen. Moment..."
Mit einem Ruck reisse ich das Holzbrett heraus, das den hinteren Teil der Winde verankern sollte. Es war nur angenagelt. Ich stelle es vorsichtig beiseite und knie mich hin.
Die Matrosen scheinen mir zu glauben, dass ich das Metall geradebiegen kann. Immerhin! Ich hatte schon befürchtet, sie würden sich vor meiner Fähigkeit fürchten. Damien hat immer gesagt, ich solle damit vorsichtig sein.
Ich lege meine Hände auf die erste Schelle. Das Metall ist mit immenser Kraft verbogen worden. Ich kann die Schwachpunkte fühlen, die dadurch entstanden sind, genau hinter dem Loch, in dem wohl mal eine Schraube war. Vorsichtig entspanne ich das Metall, mache es biegsam, bringe es zurück in die ursprüngliche Form. Es lässt sich ganz einfach dazu überreden; es kennt die Form bereits.
Ich biege auch die andere Schelle zurecht und werfe dann noch einen Blick auf das ganze Konstrukt. Die vordere Seite beider Schellen ist immer noch geknickt. "Ich muss das abnehmen, um es richtig reparieren zu können.", erkläre ich und mache mich gleich daran, die Schrauben auf der Vorderseite zu lösen. Sogar die sind verbogen. Es ist einfacher, sie zu verformen und rauszuziehen, statt sie normal rauszuschrauben.
Die Ankerwinde ist vom Boden gelöst, und ich nehme die beiden Schellen erst mal ab.

Ein tiefes, langgezogenes Knarzen geht durch das Schiff, und für einen kurzen Moment fürchte ich, ich habe etwas kaputtgemacht. Doch das Geräusch kommt gar nicht aus diesem Raum - das ganze Schiff ächzt, und es fühlt sich an, als würde der Boden unter mir wegkippen.
"Enge Kurve.", murmelt Bast. "Ich würde sagen, das ist unser Landemanöver. Wir sollten hier nicht zu viel Zeit verbraten."
Ich nicke und wende mich wieder meiner Arbeit zu. Die eigentliche Winde sieht auf den ersten Blick gut aus, aber etwas rattelt darin - vermutlich die losen Schrauben. Tatsächlich ist die Winde kein mit Seil umwickeltes Fass, sondern eher ein dünner Stab, der mit sehr viel Seil umwickelt wurde. Auf der rechten Seite ist ein Mechanismus mit einem Hebel. Sogar der Hebel ist verbogen.
Mir wird schnell klar, warum - der Hebel klemmt. Vermutlich haben die Matrosen ihn deswegen etwas misshandelt. Ich muss nachschauen, wie der Mechanismus funktioniert.
Ich habe keine Zeit für die vielen Schrauben, also verforme ich stattdessen das Metall, sodass ich die Vorderseite mitsamt dem Hebel abnehmen kann. Der Mechanismus besteht aus einer heftigen Feder und einigen Zahnrädern. Das grösste Zahnrad hat ein paar Zähne verloren, wo es wohl gegen die Sperre gedrückt wurde, welche ebenfalls etwas lädiert aussieht.
Die Sperre ist einfach - nur ein verbogener Stift. Das Zahnrad ist etwas schwieriger, denn es besteht aus hochwertigem Stahl, und ich kann nicht einfach das Metall der Abdeckung hernehmen um die Zähne zu ersetzen. Aber die abgebrochenen Zähne liegen noch im Mechanismus, und ich kann sie wieder mit dem Zahnrad verschmelzen.
Um alles zu testen, muss ich die Vorderseite mit dem Hebel erst wieder anbringen. Vorsichtig drücke ich den Hebel durch. Die Sperre ratsch-ratsch-ratscht über die Zahnrad-Zähne, und das Seil wird ein Stück aufgerollt. Ich nicke. Das sollte wieder gehen.
Ich biege die Schellen noch fertig zurecht und überlege, wie ich das ganze Konstrukt am besten befestige. Jetzt, wo die Ankerwinde lose dasteht, wird erst klar, wie lädiert der Boden ist. Mehrere Dielen sind zerbrochen. Allem Anschein nach wurde das Ding einfach in den Boden geschraubt, ohne sicherzustellen, dass der Boden überhaupt stark genug ist dafür. Und überhaupt sind Holzschrauben für diesen Zweck gar nicht das Richtige.

Ich blicke rüber zu den Matrosen. Beide starren mich mit offenem Mund an. Auch Bast sieht sehr überrascht aus. Ania ist verschwunden.
Plötzlich bin ich verunsichert. Haben die jetzt Angst?
"Äh...", beginne ich, "der Boden ist nicht stark genug. Kann ich... ich meine, wo kann ich die Winde befestigen?"
Die Matrosen geben mir keine Antwort, sie starren mich nur weiter an.
Ich zucke mit den Schultern. Ich finde schon was. Vorsichtig hebe ich eine der losen Dielen an. Darunter kommt ein Stützbalken zum Vorschein - das ist doch ein Anfang.
Ich überlege, wie wohl die Kräfte auf die Ankerwinde wirken würden, wenn das Seil am Boden befestigt ist und das Schiff daran zieht. Das könnte in alle möglichen Richtungen ziehen. Ein Knotenpunkt wäre also wohl am Besten, mit horizontalen und vertikalen Balken, und vielleicht sogar mit Balken, die durch das Innere des Schiffs gehen...
Rasch hebe ich noch eine Diele an, sodass ich meinen Kopf durch das Loch stecken kann. Von unten kann man die Balken sehen, die der Decke entlang laufen. Einer geht direkt unter der Wand entlang, und trifft dann auf dem Schiffsrumpf, wo ein horizontaler und ein vertikaler Balken aufeinander treffen. Perfekt!
Dieser Knotenpunkt befindet sich genau an der vorderen rechten Ecke des Ankerwinden-Raumes. Ich muss nur die Balken freilegen. Die Holzbretter der Wand sind nur angenagelt, die kann ich leicht abnehmen...

Doch ich komme nicht dazu, denn Ania stürmt in den Raum. "Wir müssen den Anker werfen, sonst stürzen wir in die Bäume!", ruft sie. "Befehl vom Kapitän, jetzt sofort!" Ihre Panik wirkt fast unnatürlich gegenüber ihrer sonst so ruhigen Art.
"Ich bin fast fertig!", rufe ich und mache mich daran, die Holzbretter der Wand zu lösen, indem ich die Nägel verforme und herausziehe.
Jetzt kommt Leben in die anderen Matrosen: "Was machst du da?!", will einer sofort wissen.
"Der Boden ist nicht stark genug.", erkläre ich erneut. "Ich denke, es ist besser, wenn wir die Ankerwinde hier an diesem Balken befestigen."
"Das dauert doch viel zu lange!", protestiert er, doch ich werfe ihm das Ende des Seils zu. "Das muss sein! Hier, befestige bitte diesen Anker am Seil, den brauchen wir gleich."
Der Matrose macht sich an die Arbeit, und ich habe endlich die Wand freigelegt. Vorsichtig hebe ich die Winde hoch und stelle sie auf den Balken.
Jetzt haben die Metallschellen die falsche Form. Doch das ist einfach zu beheben. Ich verforme sie, sodass sie Ringe bilden, die nahtlos um die Ankerwinde und um den Balken herum laufen. Das geht am Schnellsten.
"So.", beschliesse ich, "Fertig."
Der Matrose nickt und öffnet die Klappe - eine kleine Schiebetür. Eisiger Wind weht uns entgegen. Es sieht aus, als wären die Baumwipfel direkt unter uns, und sie rasen so schnell vorbei. Mir wird übel.
Ania schnappt sich den Hebel der Ankerwinde während der Matrose den schweren Metallbügel über Bord wirft. Er hängt erst mal nur da, noch immer von der Winde festgehalten.
"Gut festhalten!", ruft Ania und zieht am Hebel. Die Winde löst sich und rattert und rattert. Der Anker fällt und ist bald nicht mehr zu sehen.

Ich befolge Anias Rat und beobachte gespannt die Winde, von der sich jetzt Schicht um Schicht das ganze Seil abrollt. Bald spannt sich das Seil, doch es rollt noch immer ab, schneller als zuvor. Dann ist das Seil zuende, und ein heftiger Ruck fährt durch das Schiff. Das Ächzen und Stöhnen der Holzkonstruktion füllt meine Ohren, und der Schmerz in meinem Nacken meldet sich lautstark zu Wort. Ein zweiter Ruck, dann ein dritter. Das ganze Schiff neigt sich, bis wir durch die Klappe nur noch Himmel sehen. Das Schiff dreht sich - oder habe ich mir nur den Kopf gestossen? Die Bäume bewegen sich wieder ins Bild, langsamer diesmal. Der Boden schwankt. Das Seil hängt schlaff.
"Wir haben es geschafft...", flüstert Ania, immer noch den Hebel umklammernd.
A cloud of mystical dust appears, shrouding Alinea in its magic. You roll a four. The cloud dissipates and Alinea is gone.

Ryokina
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Ryokina »

Sasquehama

Mürrisch wende ich mich ab und laufe den Gang entlang, den die Frau mir gewiesen hat. Dieser blöde stinkende Troll und seine Speichellecker… Als das Viech gezuckt hat, hatte ich fast schon gehofft, jetzt hätte ich es zu weit getrieben und gleich würde es auf mich losgehen. Dann wäre ich das schnell losgeworden. Aber nein, das Ding muss sich ja schön brav hinter seinem Beschützer verstecken und keinen Laut von sich geben. Wie soll ich denn so eine Meuterei anstacheln?!

Ich atme tief durch. Zugegeben, ich war nicht in Bestform. Immerhin hab ich mich dazu verleiten lassen offen nach den Meuterern zu fragen. Aber wenn auch keine andere Provokation funktioniert… Der Gestank dieses Wesens muss mir wohl meinen Verstand benebelt haben, sonst hätte ich klüger gehandelt. Naja, was auch immer. Ich hab meine Schwerter wieder und keiner darf mir etwas tun. Ob sie petzen oder nicht, schließlich hab ich ja nichts gemacht. Und nach den Meuterern fragen ist ja noch nicht verboten. Und mit der Wachausrüstung falle ich auch nicht so auf. Die meisten werden mich wahrscheinlich noch nicht mal wiedererkennen, wenn sie nicht mit oben auf dem Deck waren, als ich gefangen genommen wurde.

Ich bleibe stehen und reibe mir nachdenklich die Stirn. Warum hat dieser Kerl mich überhaupt freigelassen? Entweder er ist wahnsinnig oder er weiß ganz genau, was er tut. In zweiterem Fall sollte ich mich lieber in Acht nehmen. Stimmt es, was er sagt? Fliegen wir wirklich zu den Trollen? Mein Herz zittert unruhig bei dem Gedanken einer ganzen Horde dieser Wesen gegenüberzustehen. Das ist doch ein Selbstmordkommando… Naja, ob es stimmt, kann ich nur erfahren, in dem ich mit Menschen spreche. Also los.

Mit einem Schwung öffnet sich die Tür zu der Kabine. Sie war nicht weit entfernt von mir, ich musste nur ein paar Lagerräume zu meiner Rechten lassen. Von einem Tisch aus blicken mir drei verwundete Matrosen entgegen, die Karten in der Hand halten.

„Guten Mittag“, grüßt mich einer von ihnen verwundert. „Brauchen sie dich oben nicht?“ Ich schüttele den Kopf und setze mich zu ihnen.
„Nicht so kurz vor der Landung. Wer von den Soldaten kann, soll sich unter Deck begeben, damit die Trolle nicht denken, wir wären eine Kampfeinheit.“ Ich schweige einen Moment. „Macht es euch denn gar keine Sorgen, dass wir bei den Trollen landen wollen?“ Hinter mir höre ich ein jämmerliches Schluchzen. Ich wende den Kopf und entdecke einen Jungen, vielleicht an die 18 Jahre alt, der mit angezogenen Beinen in der Ecke sitzt, die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, und wimmert.

„Das ist Eddy. Macht hier seine Ausbildung als Matrose. Eigentlich ist er gar nicht verletzt. Sie haben ihn hier runtergebracht, weil er einen Nervenzusammenbruch hatte, als er hörte, dass wir bei den Trollen landen.“
Leise höre ich, wie der Junge vor sich hin murmelt: „Sie werden uns fressen! Sie werden uns alle fressen!“ Ich wende den Kopf wieder ab und blicke zu dem Mann, der hier scheinbar der Sprecher ist.
„Und ihr? Was denkt ihr?“
„Naja, wir haben ja auch einen Troll auf unserem Schiff und der hat bisher noch keinen gefressen.“ Wieder ein panisches Schluchzen aus der Ecke.
„Ja, das stimmt wohl“, meine ich mit wenig Begeisterung. So zahm wie ein Schoßhund… Dann reiße ich mich zusammen.
„Also, kann ich mitspielen?“
„Klar“, meint der Leiter. „Also dann Jungs, zeigt mal, was ihr habt, wir starten eine neue Runde.“ Die drei legen ihre Karten hin.
„Ha! Gewonnen!“, meint der Kurze und die anderen beiden seufzen genervt. Dann verteilt der Große die Karten neu. Ich habe gerade meine Karten aufgenommen und will mein Blatt betrachten, da geht ein Ruck durch das Schiff und wir schlittern allesamt gegen die Wand. Ächzend quetsche ich meinen Kopf zwischen Großem und Kurzem hindurch, um frische Luft zu bekommen.

„Ich glaube, wir sind dann wohl da.“

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

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Der Äther, Ursprung allen, aus ihm sind die die Elemente Feuer, Wasser, Erde und Wind entstanden.
Später vermischten sich die Elemente und entstanden neue. Eis, Metall, Blitz und andere. Selbst die neuen Elemente brachten neue hervor.
Jahre vergingen und bald wurde das Leben geboren. Erst kamen die Götter. Niemand weiß genau wie sie aussehen. Man sagt sich aber, sie erschufen Lebewesen nach ihrem eigenen Abbild. Andere behaupten auch, das sie aus Langeweile oder Kreativität Lebewesen herstellten.
Bis heute kennt niemand ihre wahren Gesichter, nur Mythen und Legenden füttern sie mit Leben in uns Menschen ein. Selbst der Glaube könnte eine Illusion sein nur um Fehler oder unerklärbare Dinge auf etwas zu schieben, was man nie gesehen hat.
Alles hatte einen Anfang.

Jedes Element hat seinen Ursprung, seine Stärke, Schwäche, Glück und Unglück.
Nehmen wir als Beispiel das Feuer: Das Feuer ist das Symbol für die Kraft und Liebe- "Ähm Herr Lehrer?"
Seufzend, da er mitten im Vortrag zur Geschichte der elementaren Natur gestört wurde, dreht sich der Lehrer zu seinem Schüler um. "Ja, Maria? Was gibt es?"
Artig und diszipliniert richtet sich das Mädchen von ihrem Stuhl auf. "Ist es wahr, das die Grundherrscher der großen Häuser von damals, die ersten Menschen gewesen sind die die Elemente kontrollieren konnten?" Ihr Blick ist voller Neugier.
Behutsam legt der Lehrer seine Kreide auf den Tisch nieder und richtet seine Brille. "Das ist anzunehmen. Aber bedenke.. es gibt auch andere Wesen, als die Menschen, sowie Zwerge oder Elfen."
"Was ist mit dann mit den Elfen? Können die alles Naturelle kontrollieren?", ruft ein anderer Schüler rein. Mit strengem Blick schaut der Lehrer ihn an. "Die Elfen sollen von sich aus nur die vier Grundelemente ihr eigen nennen. Für sie stehen die großen Vier für die Reinheit des Äthers. Sollte aber eine Elfe oder ein Elf ein Nebenelement, sagen wir mal Metall, beherrschen, dann gilt dieses Wesen unrein. Sie sind so hochnäsig wie ihre Lebensspanne."

Er glaubte, damit kann er seinen Vortrag weiterführen, aber seine Schüler sind viel zu neugierig. "Was beherrscht Lord Aldin für ein Element?", fragt jemand aus der Fensterreihe. Sein Sitznachbar aber antwortet ihm zugleich. "Er kontrolliert bestimmt den Nebel! Wieso sollte sonst der Nebel um unserer Hauptstadt Nest nie verschwinden? Meine Mama sagte mir, dass der Nebel erst erschien als Lord Aldin an die Macht kam."
"Und was ist mit Lady Alice? Die Arme wandert von einem Ort zum anderen."
Aggressiv klatscht der Lehrer in den Klassenraum, um Ruhe zu gewinnen. Nachdem alle Schüler wieder still sind schaut er kurz nach draußen, bevor er mit seinen roten Augen seine menschlichen Schüler anschaut.
"Selbst ich, als eurer Lehrer und als Vampir, weiß nichts über die Affinität der Monarchen unseres Landes. Ich finde es von daher richtig, unwissend zu sein. Denn falls ein Feind euch foltern würde...dann würde einer von euch eine wichtige Information preisgeben!"
Leichtes Gemurmel geht durch die Klasse. "Noch irgendwelche Fragen?"
Eine kleine Hand erhebt sich direkt vor ihm. "Ja?"
Zaghaft und schüchtern steht der Junge auf. "Wieso hassen Elfen d-die Trolle so sehr? Hassen sie auch alle anderen?"

Von außen öffnet sich kurz die Wolkendecke und ein warmer Sonnschein erhellt die Stadt. Nach wenigen Minuten verschwindet dieser Strahl der Wärme wieder hinter der Wolkendecke.
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Manu
Landung.

Ritter Beno rückt sich unruhig seine Rüstung zurecht, als Ritter Tolkin die Türe zu Deck aufstößt. Auch Marcin, wenn auch in einer ordentlicheren Rüstung ohne Dellen, zupft immer wieder an den Lederriemen herum, die die Panzerplatten zusammenhalten. Auf Deck stehen etliche der Matrosen. Dafür, dass das Schiff im Vergleich zu Seeschiffen gar nicht so groß ist, haben wir eine erstaunlich große Mannschaft. Es muss an der bauchigen Bauweise des Schiffes liegen, dass die Männer und Frauen überhaupt genügend Schlafplätze haben. Während wir die unordentlichen Reihen der Matrosen ablaufen, versuche ich grob abzuschätzen, wie viele Matrosen an Deck sind. Ich sehe sicherlich an die hundert Mann. So viele Kajüten sind mir unter Deck gar nicht aufgefallen. Ob die Mannschaft im Schichtbetrieb schläft?
Ein eisiger Windstoß fegt über Deck und ich fange an zu Zittern. Ich bemerke wie mein Kiefer schmerzt, weil ich die ganze Zeit versuche Zähneklappern zu unterdrücken. Friederike zu helfen hat mich meine letzten Kräfte gekostet.
"Alle herhören!", ruft Ritter Tolkin aus. "Im Auftrag des amtierenden Kapitäns und des Hauptleutnants werde ich unsere Landung organisieren. Wie alle hier mitbekommen haben sollten, befinden wir uns inmitten trollkontrollierten Gebietes. Das heißt, dass wir auf die Gastfreundschaft der hier lebenden Trolle angewiesen sind, und auf keinen Fall einen diplomatischen oder gar kämpferischen Zwischenfall provozieren sollten. Wir sind von allen Verbindungen zum menschlichen Hoheitsgebiet abgeschnitten und sitzen auf dem Trockenen was Kohle angeht."
Verhaltenes Gemurmel geht durch die Matrosen, doch der Ritter fährt entschieden fort:
"Das soll aber noch kein Grund zur Verzweiflung sein. Wie ebenfalls mittlerweile alle mitbekommen haben sollten, befindet sich ein Troll bei uns an Bord. Sie ist uns freundlich gesinnt und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir heil bis hierhin gekommen sind."
Tolkin schaut in die Runde der Matrosen und hält einen Moment inne. Schweigen. Dann redet er weiter: "Sie spricht unsere Sprache und sie spricht die Sprache der hier lebenden Trolle. Von daher werden wir mit ihrer Hilfe versuchen den Trollen Kohle abzukaufen, die wir für eine sichere Weiterreise benötigen…"
Eine Stimme aus der Menge unterbricht ihn: "Wohin fliegen wir dann eigentlich? Zurück an den Grenzposten? Zurück in die Hauptstadt?"
Eine weitere Matrosin stimmt mit ein: "Ja, wir verlangen Antworten".
Tolkin lässt die Matrosen für einige Sekunden diskutieren, bis er donnernd seine Stimme wieder erhebt: "Ruhe!", für einen Moment scheint es so, als würden die Matrosen weiter protestieren, aber als sich Tolkin drohend vor einem von ihnen aufbaut, kehrt doch wieder Stille ein. Wieder peitscht der Wind über das Deck, als wolle er die Rede von Tolkin weiter anfeuern. Dieser redet jedoch etwas beruhigender weiter:
"Ich verstehe, dass es Unsicherheit und Verwirrung bezüglich der Situation gibt. Und ich versichere euch: Wir alle wollen heil wieder nach Hause kommen. Doch ist die Situation nun einmal wie sie ist: Wir sind hier gestrandet und brauchen Kohle. Danach fliegen wir wieder Richtung Westen zurück, darauf habt ihr mein Wort! Ob wir jedoch am Grenzposten halten, vermag ich noch nicht zu sagen. Auch wir wissen nicht, wie die Situation dort inzwischen aussieht. Wenn es erforderlich ist, dann werden wir unsere Befehle ausführen, auch ohne am Grenzposten zu halten! Und ich erwarte von einer Mannschaft im offiziellen Dienste eines Hauses etwas mehr Disziplin! Oder wollt ihr mir etwa weismachen, dass dieses Verhalten in Zephyr normal sei?" Die letzten Worte poltert Tolkin wieder im befehlsgewohnten Ton.
Erneut geht Gemurmel durch die Mannschaft, doch klingt es etwas reumütiger als zuvor. Allerdings ertönt wieder die Stimme des ersten Unruhestifters: "Was wisst ihr schon über Zephyr? Ich nehme keine Befehle von Donnerstatt entgegen!"
Tolkin entdeckt den Matrosen und marschiert auf ihn zu. Die Menge spaltet sich um den Ritter in voller Rüstung, unwillkürlich beeindruckt von seiner Präsenz.
Stumm zeigt Tolkin auf die Bäume, die inzwischen neben dem Schiff aufgetaucht sind. Dann bellt er den Matrosen an: "Du widersetzt dich also dem Wort deines Hauptleutnants? Bitte, ich will dich nicht daran hindern das Schiff hier und jetzt zu verlassen. Die Wüste steht dir offen."
Er dreht sich wieder zum Rest der Matrosen um: "Die Befehle des Leutnants sind eindeutig: Solange bis das Schiff wieder sicher auf dem Boden Zephyrs landen kann, habt ihr auch den Rittern Hohentanns zu gehorchen! Dieses Bündnis mag euch nicht passen, aber sofern hier kein Ratsmitglied Zephyrs unter euch ist, obliegt es euch nicht, die Befehle eures Vorgesetzten zu missachten."

Tolkin geht wieder zurück an die Reling, dort wo im Lager die Brücke an den Mast befestigt war, und schaut nach unten.
"In wenigen Sekunden setzen wir auf den Boden auf. Ich werde mit zwei Rittern, dem Kapitän, der Dame Irrin und dem Hauptleutnant das Schiff verlassen. In dieser Zeit habt ihr wie gewohnt den Befehlen der übrigen Ritter und der Offiziere Folge zu leisten. Reparaturen werden so schnell wie möglich ausgeführt. Freiwillige zum Verlassen des Schiffes zur Inspektion der Außenhülle? Keiner? Dann du, du, du und du! Ihr werdet mit uns kommen. Ansonsten kennt ihr eure Befehle und wenn ihr heil und schnell von hier wegkommen wollt, liegt es auch in eurem eigenen Interesse, diese zu befolgen. Habe ich mich klar ausgedrückt?"
Zustimmendes Gemurmel.

Dann endlich setzt das Schiff auf und die Matrosen machen sich an die Arbeit. Eine Strickleiter wird an der Schiffshülle ausgeworfen und Tolkin macht sich als erster daran, sie herabzusteigen. Ritter Beno und Ritter Marcin folgen ihm. Bevor ich selbst die Leiter herabsteige, wie Ritter Marcin mir zu verstehen gibt, sehe ich Damien und Irrin auf gerade auf Deck treten. Ausnahmsweise schreit mal keiner der Matrosen entsetzt herum.

Unten angekommen sehe ich mich um. Hinter mir klettern Tolkins Freiwillige die Leiter herunter und beginnen um das Schiff herumzulaufen. Die Ritter entfernen sich einige Meter vom Schiff und diskutieren kurz. Dann klettert Ritter Marcin wieder hoch.
"Wir werden noch ein paar vom übrigen Wachpersonal holen. Das Schiff ist zu groß um die Umgebung alleine im Blick zu behalten, und wir werden sicher bald Gesellschaft bekommen.", erklärt Ritter Tolkin mir. Ich nicke nur, unsicher, was ich überhaupt tun soll.
Ritter Beno schließt sich der Inspektionstruppe an, aber scheinbar eher um den Waldrand im Auge zu behalten. Seine Hand ruht auf seinem Schwertknauf.

Dann sehe ich eine Bewegung zwischen den Bäumen. Ich stoße Tolkin mit dem Ellenbogen an und mache ihn darauf aufmerksam. "Ich glaube die Gesellschaft ist schon da!"
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Emizel

"Hm~ hm~ hmmm~". summe ich mit einem Stück Trockenfleisch im Mund, während ich die Schränke der Küche durchforste. Mein Hunger war so groß, dass ich , zum Glück, die Küche sofort gefunden habe. Die ganzen Schränke sind aber auch nicht besonders gut verriegelt.
Nur kleine metallische Vorschiebeschlösser verschließen sie. Bewundernswert ist jedoch die Sicherheit der Nahrung. Einzelne Flaschen wurden in Holzvertiefungen gestellt und mit Seilen festgebunden. Brot und Gemüse sind in Kisten verpackt worden. Das Trockenfleisch habe ich in eines der herumstehenden Fässer gefunden.
Mein Blick fällt auf eine Flasche Wein. Behutsam nehme ich sie raus und schaue sie mir kauend an.

Es ist ein Wein aus dem Norden, circa 20 Jahre alt und von einem nichtbekannten Winzer. Wie sehr ich ihn trinken will, finde ich keinen Weg die Flasche zu öffnen. Zu meinem weiteren Glück ist bereits eine andere Flasche geöffnet.
Dieser Wein hat fast das gleiche Alter aber ist aus den Südlanden, also aus meiner Ecke. Aber der Geruch ist leicht säuerlich, vielleicht schon zu lange offen. Vorsichtig nehme ich einen Schluck...... und esse noch ein Stück Trockenfleisch hinterher. Ohne diese Kombination könnte man das gar nicht trinken.
"Könnte besser sein!", fluche ich, was zu laut gewesen ist. "Hallo?", höre ich jemanden rufen. Schnell stell ich den offenen Wein wieder hin, packe mir einpaar Stücke Trockenfleisch ein und lasse die geschlossene Flasche in meiner Hand.
Der Flurboden des Schiffes knarckst mit jedem Schritt der fremden Person. Nach einpaar Minuten kommt eine eher breite Person durch die Tür. Sein Bart bedeckt sein Gesicht vollkommen. "Hm.. ich dachte, hier wäre jemand..", sagt er und geht wieder.
Gut, dass ich die Küche projiziert habe, als wäre niemand da gewesen. Der Typ kam mir aber schon recht nahe. Sein borstiger Bart hat mir fast in die Augen gestochen.
Erleichtert und glücklich laufe ich durch die Gänge des Schiffes.

Mit Snacks im Mund beobachte ich wie mein guter Freund Damien und die Dame Irrin sich vom Bord machen. Die Matrosen machen sich an ihre Arbeit. Einpaar von ihnen schauen mich schief an, als sie mich knabbernd entdecken, und kümmern sich nicht weiter um mich.
Ich geh zum Rand des Decks. Die Sonne neigt sich langsam dem Horizont entegegen. Unten kann ich nicht alles erkennen, da die Bäume etwas die Sicht versperren.
"Verzeihung, Hauptleutnant?", spricht mich einer der Matrosen an. "Hm?" Aus den Augenwinkeln erkenne ich einen gut gebauten Matrosen. Wieso sind alle hier so muskolös? "Was?", frag ich leicht genervt. "Wollten Sie nicht auch runterklettern?"
Langsam kaue ich das Stück salzige Trockenfleisch zuende und schlucke es runter. Ohne ihn auch anzusehen zeige ich mit dem Flaschenboden in die Ferne. "Wenn alle gleichzeitig losziehen und dabei sich verlaufen oder gar sterben...Wer soll denn da noch das Kommando hier haben? Ich bilde die Nachhut, falls es zu sehr großen Problemen kommen sollte."
Ich kann seinen unglaubwürdigen Gesichtsausdruck spüren.
Man kann in dieser Situation nur eines tun.

"Hier.", sage ich als ich ihm die Flasche Wein hinhalte, "Für eure Mühen. Genießt es!"
Leicht verwirrt aber auch glücklich nimmt er die Flasche an und verschwindet. Ein Jammer eigentlich aber ich habe ja noch etwas zum Essen in meiner Manteltasche.
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

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