Ragnarök 3

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Cydhra
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Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Im 14. Jahr der Herrschaft des großen Königs Kalgdan kamen die Scharen der Trolle, die Daimonen aus der Eiswüste, und fielen über die Ländereien des Königreichs her. Sie erschlugen die Bauern und fraßen das Vieh. Die Bürger flohen in Entsetzen und berichteten von Heeren, so groß, dass sie den Horizont verdunkelten. König Kalgdan, in seiner Weisheit, sandte um Hilfe zu den Elben aus den dunklen Wäldern, und auch zu den Zwergen aus der tiefen Stadt. König Kalgdan schenkte jedem Krieger der Elben und jedem Krieger der Zwerge ein Schwert von bestem Stahl für seine Dienste. Der König der Zwerge, ein stolzer Krieger mit dem Namen ‚Darhim‘, ließ Rüstungen schmieden für die Garde König Kalgdans und die Elben brachten Maschinen, die die Mauern der Trollfesten zermalmen sollten. Und als der Sommer den rauen Herbstwinden wich, zogen die drei Heere vereint unter dem Banner König Kalgdans und gerüstet mit dem Besten, was die drei Reiche zu bieten hatten aus, um die Daimonen zu besiegen. Die Kämpfe konnten schrecklicher nicht sein und das Land verlor viele Männer in diesen Wochen. Doch unter der klugen Führung des Königs und mit Hilfe der ehrenwerten Verbündeten gelang es den Heeren, die Trolle aus den Ebenen zu vertreiben. Am schicksalshaften Tage der Wintersonnenwende sollte dieser Krieg beendet werden. Doch sollte an jenem Tage auch ein neues Zeitalter beginnen, als der König sein Leben für den Sieg der Heere gab. Mag der Name Kalgdan noch lange für den Triumph über die Eisdaimonen erinnern, so sollte das Königreich diesen Ruhm nicht mehr erfahren.
„Das Königreich der Hochebenen“, Buch VII, „Die sechs Häuser“,
gesammelt in der Bibliothek von Hohenstett


Der Kontinent Ragnarök ist durchzogen von einem massiven Gebirge, welches sich von den westlichen Elfenwäldern bis vor die östliche Eiswüste erstreckt und die Fjordlande von den Hochebenen trennt. Inmitten dieses Gebirgszuges befindet sich ein weites Netzwerk aus Schluchten und Höhlen, das „die Narbe“ genannt wird. Die tiefsten Höhlen führen aus unserer Welt hinaus und enden an einem gewaltigen Fluss, der beständig durch die Finsternis fließt. Dieser Fluss trennt unsere Welt von der Unterwelt, wo die Seelen der Toten wandeln. Um auf die andere Seite zu gelangen braucht eine Seele die Hilfe des Fährmanns. Niemand weiß, wer der Fährmann ist und woher er kommt, denn nur wenige Expeditionen kehrten jemals aus den tiefsten Höhlen der Narbe zurück. Es muss ein gottähnliches Wesen sein, denn er überdauert die Jahrhunderte und hält die Lebenden mit aller Macht davon ab, den Fluss zu überqueren. Nur der Fährmann weiß, wie man die tückischen Gewässer umfährt und der Strömung entkommt, die einen ins Verderben reißt. Doch mit dem Aufkommen der Dampfkraft und seiner wundersamen Erfindungen veränderte sich das Machtgefüge. Der Fährmann mag über den Fluss gebieten, doch die Lüfte gehörten nun den einfachen Völkern – zumindest jenen, die sich die Dampfkraft zu Nutze machten. Als den sechs großen Adelshäusern klar wurde, dass sie mit Luftschiffen über den Fluss in die Unterwelt gelangen könnten, um die Toten zurückzuholen, begann ein Wettlauf um die Kontrolle über die Narbe. Wer auch immer zuerst den Fluss überqueren würde, herrschte über die Unterwelt und konnte die dortigen Mächte und Kräfte für seine Zwecke nutzen – so zumindest die Vorstellung der Gelehrten.

In den darauffolgenden Jahren verloren sich die Häuser in unzähligen Scharmützeln und Schlachten um die Gebirgszüge und Täler rund um die Narbe. Nun befinden sich alle Parteien in einer Pattsituation – alle verschanzt in kleinen Burgen und Wachposten und bereit jeden davon abzuhalten sich den Schluchten zu nähern, jedoch selber nicht im Stande das Ziel zu erreichen. Doch auch eine weitere Partei – die Trolle – scheinen sich in der Eiswüste zu versammeln um wieder über das Land herzufallen. Vielleicht wollen auch die Trolle die Schlucht erreichen? Eine Allianz aus drei kleineren Adelshäusern hat es sich zur Aufgabe gemacht diesen drohenden Krieg abzuwenden, doch der kalte Krieg zwischen den großen Häusern beschäftigt diese viel zu sehr um sich um eine potentielle Trollarmee zu kümmern.
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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Also diesmal leicht veränderte Regeln:

1) Unser Zeitalter ist das sehr späte Mittelalter: Gekämpft wird mit hauptsächlich herkömmlichen Waffen (Schwerter, Bögen, Armbrüste, Hieb- und Stichwaffen, etc). Strom und Dampfkraft kommen gerade auf, sind aber noch nicht weit verbreitet. Wer Schusswaffen will, muss sich im klaren sein, dass Schwarzpulver nicht auf Märkten verkauft wird, die Präzision weit unter der eines Bogens liegt und man nach jedem Schuss nachladen muss.
2) Die Welt der Menschen ist ein in 6 große Adelshäuser zerfallenenes, ehemaliges Königreich. Die Häuser befinden sich im permanenten Machtkampf und zudem im kalten Krieg um die Narbe. Die sechs großen Häuser verfügen über ausreichend Mittel um Luftschiffe zu bauen, andere Parteien können das aufgrund des hohen Preises nicht.
3) Das Magiesystem obliegt einer Reichweitenregelung: Zauber können nicht mehr beeinflusst werden, sobald sie nicht mehr in unmittelbarer Nähe des Spielers sind (nicht viel weiter als Armlänge). Für Magie auf Distanz müssen ungelenkte Geschosse genutzt werden.
4) Magie, die nicht auf den Elementen beruht soll weniger stark verwendet werden. Keine casual Heilzauber, keine/weniger random Magier NPCs. Die Elementkrieger sind eine wichtige strategische Resource der Politik und daher häufig einem Haus angehörig.
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

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Das war alles nur ein Missverständnis!

..meine Reise beginnt in meiner Heimat, weit nordwestlichvon der “Narbe“. Es heißt Ramja. Ein flaches und sehr warmes Land. Bekannt für den starken Regen, der die Felder überflutet, und den Fischhandel.
Einen halben Tagesmarsch liegt mein Dorf vom Meer entfernt. Mein Vater hatte mich damals zum Fischen mitgenommen aber daraus wurde dann doch nix, weil mir auf dem Wasser schnell übel wird.
Der Handel liegt mir mehr.
Ramja ist kein großes Land und hat von daher keine politischen Leute.
Eines Tages wollte ich einer Frau beim tragen helfen. Unglücklicherweise sind wir beide umgefallen und bin auf sie drauf gelandet. Ihr Mann, ein kräftiger Mann und der Karawanenführer, entdeckte uns beide in dieser Position und dachte ich würde seine Frau anbaggern. Seine Frau wollte es ihm erklären aber er wollte nix davon hören.
Deswegen hatte er mir gedroht, den Kopf abzuschlagen. Ich jedoch bot ihm an für ihn zu arbeiten bis ich meine “Schulden“ bei ihm bezahlt hatte. So war ich sein Arbeiter, oder besser gesagt Sklave, gewesen. Tag für Tag musste ich die meiste Drecksarbeit erledigen. Um nicht zu fliehen wurde ich Nachts in einen Käfig gesteckt. Neben meinem Käfig war ein weiterer Käfig. Es war mir am Anfang etwas unwohl, weil eine Bärin darin gehaust hatte. Mit der Zeit haben wir uns angefreundet. Der Bär war schon alt. Nurnoch dafür da, wenn die Wagen gezogen werden mussten. Ich gab dem Bären den Namen Hana. Hana war zahm und kuschelte gern.
Mit der Zeit sind wir außerhalb meiner Heimat gereist in Richtung Süden. Es gab mehr Wald als Felder und es war nicht mehr so warm.

Eines Nachts hatte die Karawane ein Lager auf einer Lichtung im Wald aufgestellt. Die Menschen tranken und aßen. Zwei Männer sprachen darüber was mit Hana passieren soll, da sie schon sehr alt ist. „Schlachten den alten Bären und verkaufen das Fell!“ rief der eine Mann angetrunken. „Ausgestopft machen wir mit ihr einen besseren Fang!“, erwiderte der andere Mann lachend.
Sie widerten mich an. Wut und Trauer sind in mir aufgestiegen als ich mich von den beiden Männern entfernt hatte.

In einem Zelt brachte ich Hana ihr Futter. Frisch gefangenen Fisch. Jedoch war sie zu schwach gewesen, um noch was zu fressen. Sanft hab ich meine Hand auf ihren Kopf gelegt und gestreichelt. Das hatte Hana sehr gemocht und legt eine ihrer Pfoten auf meinen linken Arm. Diese dunklen Augen... voller Liebe und Sanftmut. Es war eine tolle Zeit mit ihr gewesen... Die Kulleraugen der Bärin schlossen sich langsam und schlief ein. Ihre Pfote, noch auf meinem Arm liegend, verlor an Kraft und kratzte meinen Arm. Etwas Blut trat aus aber der Schmerz war nicht halb so schlimm wie der Schmerz in meiner Brust. Hana ist eingeschlafen, für immer.

„He, ist dieser Bär tot oder tut er nur so?“, gackerte die Stimme des betrunkenen Karawanenführers. Ich bin aufgestanden und rannte mit Tränen in den Augen auf diesen Mann zu. Warf ihn zu Boden.
„Halt deine Schnauze! Du abartiger Mistkerl!“ schrie ich ihn an. Mein Herz pulsierte in diesem Augenblick. Der Herr der Karawane stand schwankend auf. „Ist doch gut für dich. Dann kannst du die doppelte Menge an Arbeit leisten und deine Schulden schneller bezahlen... wobei ich denke, dass du für IMMER mein Sklave sein wirst!“, grunzte und lachte er.
Die Wut und mein Blut brachte er zum kochen. Zuerst wollte ich zuschlagen aber er konnte ausweichen und warf mich in die Richtung von Hana. Lachend kam er mir näher. Kniete über mich und schlug zu. „Dir hab ich wohl noch nicht genug beigebracht höflich zu bleiben!“ brüllte er. Jeder Schlag war hart wie ein Hammer.
Warum musste mir das passieren? Wieso gibt es solche Grausamkeit in dieser Welt? Ich verlor kurz das Bewusstsein. Einen kurzen Moment träumte ich von einem warmen Licht. Ein fließender Fluss, so klar wie der Himmel über ihn. Fische sprangen hoch. Vögel zwitscherten. Das Rauschen von Nadel- und Laubbäumen war zu hören. Ein schöner Ort.
Am anderen Ufer vom Fluss stand Hana. Keine Ahnung wieso aber ich wusste es einfach. Es schien als sei das ihr Zuhause gewesen. Ihre dunklen Augen gaben mir Wärme und Geborgenheit. Das Bild verschwamm und wurde zu einem Strudel, der mich in sich hinein riss. Dunkelheit hatte mich umgeben aber ich konnte immernoch diese Wärme spüren.

Beim folgenden Schlag holte der Karawanenchef aus und schlug zu. Er zuchte zusammen als sehen sah wie ich die Augen aufriss und seinen Arm packte. Ein wildes Knurren ging von mir aus. „L-lass mich los!“ stotterte er panisch. Er wurde blass. Sein Arm wurde von einer Kralle festgehalten und drückte dermaßen diesen Arm fest, sodass der Mann schreien musste vor Schmerz.
Ich konnte alles beobachten aber nix tun. Mein Körper bewegte sich von allein.
Der ängstliche Mann wurde zur Seite geschleudert und knallte gegen einen Stapel Kisten. Keuchend versuchte er sich aufzurichten. Das “Wesen“, was ihn angriff, ließ ihm keine Pause. Er zerkratzte sein Leinenhemd und hinterließ tiefe Spuren auf seiner Brust.
Danach ging alles zu schnell für mich. Ich konnte nurnoch sehen wie weitere Männer ihm helfen wollten aber auch verletzt wurden.
Alle lagen keuchend und schwer atmend auf dem Boden. Lebend, nicht tot.
Zitternd hob das Wesen seine Klaue und sah das Blut daran kleben. Seine Kleidung zerrissen und auch vom Blut beschmiert. Vor Angst lief es aus dem Zelt und rannte durch den Wald bis es umfiel. Der Mond warf sein Licht. Vom weiten hörte ich Pferde und alles wurde wieder schwarz.....

„.... und jetzt sitze ich hier, in irgendeinem Kerker, vor euch.“, erzälte ich einem Gefangenen meine Geschichte. Er war begeistert gewesen aber auch schockiert. „..und du hast alles aus den Augen dieser Bestie gesehen?“ fragte er. Ich bin mir nicht sicher ob es so war. Nur meine zerlumpten Kleider und das Blut waren die einzigen Hinweise darauf.
„Das ist alles nur Wirrwarr. Du hast getrunken!“, warf der Gefängniswerter hinein während er seinen Papierkram auf seinem Holztisch erledigte...
Zuletzt geändert von Haku am Di 16. Juli 2019, 21:57, insgesamt 1-mal geändert.
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

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Prolog.

“Los aufstehen. Es geht weiter”. Mühsam hieve ich mich hoch. Die Sonne brennt und der Helm, den ich jetzt aufsetze, macht es nicht angenehmer. Ritter Thomaš scheint die Hitze nichts auszumachen. Die Anstrengung des Trainings war ihm sowieso niemals anzusehen. Er könnte mich wahrscheinlich auch einhändig besiegen während ein Drache die Arena befeuerte. Zwar bin ich froh, einen so angesehenen Ritter als Ausbilder und Mentor zu haben, jedoch wäre ich auch einer etwas längeren Pause nicht abgeneigt. Dennoch greife ich nach meinem Übungsschwert und nehme Kampfstellung ein. Murren wird nicht geduldet, erst Recht nicht von einem Anwärter des Ritterordens. Ritter Tomaš deutet eine Verbeugung an, die ich ebenso flüchtig erwidere. Am Anfang meines Trainings vor vielen Jahren habe ich einmal den Fehler begangen mich zu tief zu verbeugen. Den Rest des Tages hatte ich mich Kopfschmerzen weiterkämpfen müssen, da mir Thomaš mit voller Wucht das Schwert auf den Hinterkopf geschlagen hatte. „Lasse niemals deinen Gegner aus den Augen. Verbeuge dich nur vor einem Würdenträger so tief, niemals vor einem Krieger“, sagte er dann belehrend, während ich mich im Staub gewälzt hatte. Jetzt holt Thomaš zu einem schweren Schlag in Richtung meines Schwertarmes aus. Ihn im Blick und meinen Körper angespannt gelingt mir problemlos ein Satz nach hinten. Solche Anfängerfehler wie damals passieren mir heute nicht mehr. Er führt einen weiteren Schlag, den ich pariere. Ich versuche die Parade in einen Gegenschlag zu verwandeln. Dieser ist nicht mit voller Wucht geführt, da mir die vorherige Bewegung nicht erlaubt weit auszuholen, dafür ist der Schlag schneller und unvorhersehbarer. Doch Thomaš ist ein erfahrener Kämpfer und weicht dem Streich mit Leichtigkeit aus. Dann versetzt er meinem noch ausgestreckten Arm einen Hieb mit dem Ellenbogen, vollführt eine Drehung und schlägt nach meiner nun ungedeckten rechten Seite. Ich versuche zu entkommen doch das stumpfe Schwert schlägt gegen mein Kettenhemd. Ich taumle etwas und Thomaš versetzt mir einen Tritt. Mein Knie ist nun im Sand doch noch habe ich mein Schwert. Thomaš holt erneut aus, doch ich rolle nach hinten und komme wieder auf die Beine. Thomaš scheint das vorhergesehen zu haben und verwandelt den Hieb in einen Stich der mir die Luft aus der Lunge presst. Er tritt zurück und lässt mich wieder aufstehen. Vor der Pause habe ich noch nicht so leicht nachgegeben... Ein weiterer Schlagabtausch, diesmal tritt er nach meinem Bein während ich einen Schlag pariere. Wieder stürze ich und er tritt mich zu Boden. Mühsam stehe ich wieder auf, Sand rieselt aus den Ringen meiner Kettenrüstung. „Du verwendest noch immer zu viel deines Gewichtes um die schwereren Schläge zu parieren. Das macht dein Gleichgewicht angreifbar“, tadelt er mich. Ich gehe wortlos in Kampfstellung. Er beginnt mit einigen schnellen Schlägen gegen meinen Kopf, die ich parieren kann, doch kaum ducke ich mich unter einem Schlag weg holt er zu einem weiten Hieb aus und ehe ich mich versehe liege ich wieder im Staub. Kopf im Sand. Ich spucke etwas Sand aus. „Komm schon Konzentration, du machst es mir zu einfach. Du wirst ja wohl mehr als ein paar Schläge parieren können, bevor du meine Worte wieder vergessen hast“. Ich packe grimmig mein Schwert und gehe wieder in Kampfstellung. Angriff ist Verteidigung, denke ich mir und führe diesmal den ersten Schlag. Thomaš pariert ihn natürlich, doch auch ich kann schnell schlagen. Der Schwertkampf ähnelt für ein paar Sekunden einem Fechtkampf, doch nach einer Finte von Thomaš, die ich parieren kann, fegt er mir erneut die Beine weg. „Ich kann dir deine Gedanken aus dem Gesicht ablesen, mach es mir doch nicht so einfach“. Ich merke wie die Frustration in mir hochsteigt. Noch heute morgen hat Thomaš mich für meine Paraden gelobt und jetzt falle ich auf die simpelsten Tricks herein. Frustration ist kein guter Lehrer pflegt er zu sagen, doch das hält mich nicht mehr auf. Meine Schläge werden langsamer und schwerer, die Tritte von Thomaš treffen dafür umso härter. „Einen Moment Pause“, ruft er irgendwann. Er senkt sein Schwert. Ich trete aus dem staubigen Rundplatz und setze mich unter die große Esche, die den Weg zur Kapelle vom Übungsplatz trennt. „Was ist los mit dir?“, fragt mich Thomaš. „Du darfst dich nicht von solchen Kleinigkeiten beinflussen lassen. Ein wahrer Kampf ist vorbei wenn dein Kopf im Sand rollt, aber wenn du bereits aufgibst, weil dein Gegner dir das Schwert aus der Hand schlägt, dann kannst du es genausogut gegen dich selbst richten!“ Ich sage nichts und blicke griesgrämig zu Boden. „Zwei Runden um die Mauer, vielleicht hilft das deiner Konzentration“, befiehlt Thomaš und ich setze mich in Bewegung. Doch das Rennen im schweren Kettenhemd um die innere Mauer der Abtei verfehlt seinen Zweck und die brennende Sonne leistet ihren Beitrag um meine Stimmung weiter zu verfinstern.

Ritter Thomaš erwartet mich bereits auf dem Trainingsplatz und ich hebe meine Waffe auf, die unter dem Baum liegt. Ich trete ihm gegenüber und deute wieder eine Verbeugung an, während meine Frustration langsam in Wut übergeht. Ich hebe die Waffe und bereite mich auf seinen Schlag vor. Er kommt wieder von rechts, einhändig geführt. Ich schlage nach seiner Waffe, vielleicht ein wenig aus Frust und hoffe entgegen besseren Wissens, dass sie ihm aus der Hand rutscht. Mein Schlag ist kräftig geführt und mein Geist ist bereit die schwere Masse des Metalls von mir weg zu schlagen. Wie ein Blitz fährt mein Schwert in seinen Schlag. Ich sehe einen Funken blitzen und wie durch ein Wunder leistet das Schicksal meinem wütenden Wunsch Folge. Ritter Thomaš Arm zuckt zurück ob der Gewalt meines Schlages und das Schwert blitzt auf, als es durch die Luft fliegt und wenige Meter weiter im Staub landet. Ich verstehe selbst noch nicht so recht was passiert ist und auch Thomaš sieht verwundert auf seinen Arm. Dann blickt er zu mir und sein Blick verfinstert sich. Er geht zu seiner Waffe und hebt sie auf. Dann tastet er seinen Arm ab und betrachtet einen Augenblick lang finster sein Schwert. Er schaut wieder hoch, doch anstatt wieder in Angriffsstellung zu gehen sagt er: „Geh auf dein Zimmer und bereite dich auf den Abendgottesdienst vor!“. Dann verlässt er den Ring in Richtung Sakristei. Ich blicke ihm verwundert hinterher. Es ist doch noch viel zu früh. Dennoch befolge ich seinen Befehl und mache mich auf zur Novizenunterkunft und begebe mich in meine Kammer um mich umzuziehen. Ich setze mich auf mein Strohbett und betrachte nachdenklich mein Übungsschwert. Ich denke über das letzte Duell nach. Ritter Thomaš hatte noch nie sein Schwert fallen gelassen. Sein Griff war kräftig und er war noch nicht so alt, dass seine Kräfte nachlassen würden. Hatte ich damit seinen Stolz verletzt? War er deswegen gegangen? Und wie hatte ich es überhaupt geschafft? Sein Schlag war kräftig gewesen und auch meine Parade war schwungvoll. Zudem war Thomaš ein erfahrener Duellant, er weiß wie seine Gegner kämpfen. Abwesend betrachte ich die Reflexion der Nachmittagssonne in der stumpfen Klinge. Metall hatte mich schon immer fasziniert. Bevor ich in das Kloster kam hatte meine Mutter ihre liebe Not mich von Messern und Töpfen fernzuhalten. Ich liebe die Lichtspiele, die ein poliertes Stück Stahl hervorrief. Ich liebe das Gefühl von kaltem Eisen auf der Haut. Die Schwere, die eingeschmiedete Eleganz, die Struktur einer guten Klinge... Mir kommt wieder der Schlag gegen Thomaš Schwert in den Sinn. Obwohl er wütend geführt war und sicher mangelhaft in seiner Eleganz, hat sich der Schlag gut angefühlt. So als hätte ich die Eigenheit der Schwerter benutzt um dem Schlag seine Wucht zu verleihen. Um die Kraft zu nutzen, nicht den Schlag zu parieren sondern tatsächlich das Schwert aus der Hand des Ritters zu schlagen. Ich stehe auf und gehe in Angriffsstellung. Mir gegenüber nur die Holzwand, die mich vom nächsten Zimmer trennt, doch ich stelle mir vor, wie dort ein Schatten steht, den es zu besiegen gilt. Ich betrachte meine Klinge und führe einen Stich. Unzufrieden nehme ich wieder meine Stellung ein. Es wirkt falsch. Ich habe diesen Schläge tausende Mal geübt, doch jetzt wirkt es falsch. Ich fahre in Gedanken mit dem Finger über die Klinge. Erneut führe ich den Stich. Ich stelle mir vor, wie ich die Kraft durch die Klinge führe und meinen Gegner mit dem Metall aufspieße. Immernoch unzufrieden nehme ich Stellung ein und versuche zu ergründen wie das Metall funktioniert. Erneut steche ich. Die Klinge ist eins mit mir. Ich muss die Struktur, das Metall der Klinge für mich nutzen. Ich lege all meine Kraft in den Stich. Es funkt und ein Blitz fährt aus der Klinge. Erschrocken lasse ich das Schwert fallen. War es eine optische Täuschung? Das Sonnenlicht? Nein. Es war nicht das Blitzen der Klinge, es war zwischen der Schwertspitze und der Wand. Sonst hätte ich wohl kaum das Schwer fallen lassen. Ich gehe auf die Wand zu. Ein kleiner schwarzer Punkt unterbricht die saubere Faserungen des Holzbalkens dort, wo ich den Blitz habe einschlagen sehen. Mit gerunzelter Stirn hebe ich die Waffe auf. Ist sie magisch? Ich schüttele unwillkürlich den Kopf. Ich verwende sie seit vier Jahren. Ich nehme vorsichtig wieder Kampfstellung ein und führe wieder einen Stich. Nichts. War es doch die Sonne? Ich stelle mir wieder vor, wie ich die Kraft meines Schlages durch das Schwert fließen lasse. Eins mit dem Schwert. Ich steche erneut zu. ZAPP. Diesmal sehe ich den Blitz eindeutig. Diesmal behalte ich auch mein Schwert in den Händen. Gut, ich bin als Ritter vielleicht doch noch nicht verloren. Woher kam der Blitz? Die Waffe musste verhext sein. Aber sie hatte mir so lange gute Dienste geleistet. Vorsichtig nähere ich meinen Finger der Schwertspitze. Kleine Blitze zucken zwischen meinem Finger und dem Metall. Es tut nicht weh. „Es ist Strom“, zuckt es mir durch den Kopf. Ich halte die Klinge von mir weg und ergründe das Metall. Jetzt sehe ich es klar und deutlich, die Bahnen, die sich durch das Metall ziehen. Es waren keine Lichtspiele, die mich so fasziniert haben. Das Metall selber ist es, das sich mir offenbart. Ich fahre mit dem Finger über eine der Bahnen. Ich kann sie nicht wirklich sehen, ich weiß einfach wo sie ist. Es knistert leise als ich meinen Finger über das Metall ziehe. Dann zucke ich zurück. Strom! Es ist ein Werkzeug der Dämonen! Der finstere Engel Tar gebietet über den Strom und den Donner. Ich lasse das Schwert erneut fallen. Es sind die Kräfte der Dämonen, die das Schwert verzaubert haben! Hat Thomaš mich deshalb fortgeschickt? Ich springe auf, ich brauche die Hilfe eines Priesters. Kurz vor dem Ausgang aus dem Novizengebäude mache ich halt. Nein! Ich trete nicht ungewaschen vor einen Diener der Götter. Ich mache kehrt und begebe mich zum Waschraum um den Staub der Kämpfe abzuwaschen. Ich will mich beeilen, will aufspringen und Hilfe suchen. Tar selbst hat Einzug in dieses Kloster gehalten. Nicht nur die Städte sucht er heim, nun auch das Haus der drei Götter? Doch ich traue mich nicht, mich nur unvollständig zu waschen. Es ist ein heiliger Ort und es ist die Pflicht eines Gottesfürchtigen ihn angemessen zu ehren. Als ich endlich sicher bin, dass der letzte Staub aus meinen Haaren gewaschen ist und ich meine Kettenrüstung gegen ein Leinenhemd eingetauscht habe, mache ich mich endlich auf den Weg zur Kirche. Hoffentlich ist ein geistlicher gerade da. Thomaš wird in der Sakristei schon mit jemandem gesprochen haben. Vielleicht glauben sie, dass ich ein Dämon sei? Angst überkommt mich. Ich bin den drei Göttern ergeben, doch dämonische Kräfte wohnen in meinem Schwert. Nicht ich bin es, den Thomaš fürchten muss. Ich eile den Weg hinab zur Kirche. Zwischen den Säulen, die das Kirchengebäude umgeben entdecke ich Bruder Bjarn. Ich grüße ihn, betrete dann jedoch eilig die Kirche.
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Gralaer
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Gralaer »

Name: Godrick ???
Alter: 31
Element: Spiritua
Waffe: Langschwert/ Bastardschwert
Aussehen:
groß, recht dünn bis normal, Frisur wie sie halt sitzt aber niemals gehen die Haare in die Ohren das hasst er, Brandnarbe am Kinn, Narbe an der rechten Kopfseite, halbes rechtes Ohr, trägt Kotletten die mit einem gezwirbelten Schnurrbart zusammenführen, grimmiger sturer Blick

„Godrick! Der Herr hat gleich Zeit für dich, noch eine halbe Stunde.“ ruft ein niederer Diener mir über den ganzen Wartesaal. Ein leichtes Erstaunen breitet sich aus, gemischt mit Furcht. „Godrick?“ höre ich flüstern. Der reiche Adel denkt wohl niederes Volk hat keine Ohren. Ich ignoriere das bekannte Murmeln.
Der Wartesaal ist recht schön geschmückt, wenn auch etwas übertrieben mir die ausgestopften Tiere als Wanddekoration erscheinen. Roter Teppich, etwas dreckig...“könnte man reimen...“ Ich überlege ein wenig. „Roter Teppich, ich warte hier, fühl mich dreckig, und will ein Bier...passt das?“ Ich hole mein kleines Notizbuch hervor und notiere mir die Zeile unter „Reimleim“.
Mit Daumen und Zeigefinger fahre ich den Koteletten entlang und bring in der Mitte meinen Zwirbelschnauzer leicht durcheinander. Ich hasse diese Warterei vor dem Herren, mühselig und unnütz.
Ich schaue mich weiter im Saal um. Verzierte Wände, Malereien die ich nicht verstehe, Stühle die bequem aussehen es aber nicht sind, Adelige mit hocherhobenen Nasen, blassen Gesichtern und abwertendem Blick.
Die Zeit vergeht, längst ist die halbe Stunde um. Alles was ich sehe ist wie die hochnäsigen Trottel gerufen werden. Ich muss mich sicherlich schon mehr als eine Stunde von diesen Vampiren beglotzen lassen.
„Godrick, du bist dran!“ ruft der Diener wieder, nach keiner halben Stunde, was auch üblich ist.
Ich höre im Hintergrund nur noch „Sonderbehandlung“ murmeln.
Ich folge dem Diener einem Wirrwarr aus Gängen und Sälen. Alles schön und teuer, ich schaue wieder runter zum roten Teppich der überall den Boden ziert...ebenfalls dreckig und ich musste wieder an den Reim denken.
„Wie heißt du?“ frag ich den Diener.
„Wie? Ich?“
„Ja.“
„Humphrey.“
„Wieso bist du hier, Humphrey?“
„Ähm, wegen des Geldes, ich verdiene es für meine Familie wir sind arm, Herr...“
„Ich verstehe, aber nenn mich nicht Herr, ich bin ein Niemand, genau wie du.“
Damit war das Gespräch beendet. Stillschweigend betraten wir ein kleineres Zimmer als den Wartesaal.
Dort saß in einem viel zu großen Sessel Lord Hondal Wendel der VIII von Haus Wendel.
Ein großer Mann, etwas dick, kein Bart, keine Haare. Sein einziges Merkmal: ein blaues und ein grünes Auge die einen unter stahlgrauen Brauen anstarrten.
„Godrick, komm näher. Nicht so nah, du verstehst...Sicherheitsabstand, sonst töten dich meine Wendlers.“ Ich sah niemanden außer Hondal. „Der Auftrag ist erledigt? Die Brüder sind tot?“
„Ja, mein Lord.“ antworte ich kurz und knapp.
„Du hast keinen Beweis wie ich sehe?“ er lehnt sich nach vorne auf seinen prachtvollen Ahorntisch, geschmückt mit allerhand voll unnützen Papier und Federn, sowie einer Sammlung angereihter Dolche.
„Nein. Die beiden starben...“
„Nah! Ich fragte nicht wieso! Bislang konnte man dir vertrauen, daher vertraue ich dir auch nun. Dennoch gibt es Dinge die sich ändern müssen. Erhol dich erstmal, lauf rum, schlaf mal wieder oder mach andere Dinge die du so tust.“ Er legt eine lange Pause ein bei der er so tut als würde er nachdenken und mich anschauen, dabei schaut er einfach durch mich durch als wäre ich schon längst weg.
„Du kannst dir deine Belohnung nehmen, sie liegt da auf dem Beistelltisch.“
Ich schritt zu dem angezeigten Tisch und nahm einen Beutel auf und verstaute ihn in meinem Ranzen.
„Willst du was trinken?“ fragte Hondal mich von der Seite. „Das ist nun dein hundertster Auftrag, darauf muss man anstoßen.“ er schiebt zwei Gläser über seinen Ahorntisch und füllte beide mit der gleichen Menge Drachenfeuer. „Einmal.“ drängte der Lord. „Wir arbeiten schon so lange miteinander aber es kommt mir vor als kenne ich dich erst seit morgen. Ich kenn noch nicht mal dein Nachnamen!“ lächelnd schiebt er ein Glas in meine Richtung.
„Nein, danke. Ich trinke nicht, und nun weißt du eine Sache über mich.“ mit den Worten verlasse ich den kleinen Raum.
Faal sosin se laas!

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Alinea
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Alinea »

Name: Irrin
Element: Metall
Rasse: Troll
Alter: 17
Aussehen: Eher klein für einen Troll (206cm), breitschultrig und muskulös. Wie alle Trolle hat Irrin ein grosses Kinn und einen leichten Unterbiss, sodass ihre Eckzähne hervorstehen wie die Hauer eines Wildschweins. Ihre Haut ist ein helles Grau-Grün, und ihre Haare trägt sie meist geflochten, damit sie nicht im Weg sind.


Irrin

Mit einem lauten Knarren öffnet sich die Tür, und ein Schwall Wärme kommt mir entgegen. Das rhythmische Klingen des Schmiedehammers vermischt sich mit dem Knistern des Feuers in der Esse. Jorruk schwingt den Vorschlaghammer, Bakko gibt ihm mit dem Handhammer den Takt vor. Die Tür schlägt hinter mir zu, und erst jetzt schauen die beiden von ihrer Arbeit auf.
“Irrin! Du kommst spät!”
Ich breite meinen verschneiten Umhang auf einem der warmen Steine aus. “Ich sollte noch Vorräte holen für die Stube.”, erkläre ich dann, während ich mir selbst einen Vorschlaghammer hole. “Ich kann’s kaum erwarten, da auszuziehen.” Eigentlich war alles schon geplant, aber Jorruk und Bakko warten noch ab, ob sie vielleicht doch ein grösseres Haus bekommen können, wenn wir dann zu dritt sind. Von mir aus ist das nicht nötig – hauptsache raus aus der Stube.
Bakko legt das Schmiedestück, an dem gerade gearbeitet wird, nochmals kurz ins Feuer. Ich schaue es mir genauer an. “Das ist aber keine Spitzhacke.”, stelle ich fest.
“Die Händler aus Mah Tannarek haben angetönt, dass es ganz sinnvoll sein könnte, mal ein paar Keulen herzustellen.”, erklärt Bakka geradezu entschuldigend. “Geschäft ist Geschäft.”

Ich zucke mit den Schultern und wir machen uns an die Arbeit. Vorschlag, Nachschlag. Vorschlag, Nachschlag. Bakka zeigt uns mit dem Handhammer, wo wir zuschlagen sollen, und mit den schweren Hammern führen ich und Jorruk die Schläge aus. Die Arbeit ist anstrengend, rhythmisch, und hat schon immer eine sehr beruhigende Wirkung auf mich gehabt. Unter unseren Hämmern verformt sich das Metall. Spitze um Spitze wird erhitzt, geformt, gehärtet. Schlag um Schlag nähert sich das Schmiedestück seiner bestimmten Form…

Das Klingen von Metall auf Metall hallt noch in meinem Kopf wider, als ich langsam erwache. Das Laken ist mir von den Schultern gerutscht und hat sich um meine Beine gewickelt. Der Traum verblasst langsam – seltsam, mittlerweile träume ich sogar in der Menschensprache. Das Fenster ist offen, doch es ist stockdunkel draussen.
Verschlafen tapse ich aus dem Bett und taste nach dem Hebel. Ich lege ihn um – klack! - und bedecke wohlweislich meine Augen. Nach wenigen Sekunden geht die Lampe an, begleitet von einem schwachen Summen.

Sobald meine Augen sich an das Licht angepasst haben, schliesse ich Fenster und Vorhänge. Mein Bett ist so platziert, dass mich die Menschen nicht sehen können, sollten sie per Zufall durchs Fenster sehen. Doch wenn ich nicht gerade schlafe, bevorzuge ich es, mich frei bewegen zu können.

Ich höre Schritte vom anderen Zimmer, und kurz darauf geht die Tür auf. “Du bist endlich wach!”, ruft Damien.
“Lass mich raten: du bist immer noch wach?”, entgegne ich und setze mich auf mein Bett. “Wie spät ist es?”
Damien blickt über seine Schulter, nur um dann mit der Schulter zu zucken. “Keine Ahnung, ich hab die Uhr auseinandergenommen. Irgendwas nach Mitternacht. Sag, könntest du mir kurz helfen? Ich glaube, wenn es sich dreht, fliegt es stabiler, aber um die Drehung zu induzieren müssen die Motoren angewinkelt sein und dann müssten wir das mit der Treibstoffzufuhr anders machen. Ich kann nicht um die Ecke bohren, du schon.”
Ich hebe meine Hände. “Langsam langsam langsam.”, bremse ich Damiens Gebrabbel. “Der Flieger, nehme ich an. Darf ich sehen?”

Der Flieger – wir müssen uns noch einen besseren Namen überlegen – liegt halb auseinandergebaut auf Damiens Tisch. Das hier ist der sechste Versuch. Nummer Fünf war der erste, bei dem das mit der Treibstoffzufuhr geklappt hat – der Druck auf dem kleinen Tank muss immer wiederhergestellt werden, sonst flammen die Motoren aus – aber leider ist er nicht besonders hoch gekommen. Nach kurzer Zeit ist er gekippt und mit der Nase voran in den Boden gestürzt.
Aber immerhin, er ist geflogen.
Damien reicht mir das Metallteil, das wir für die Treibstoffzufuhr verwenden. Drei Motoren und zwei verschiedene Treibstoffe – das sind ganz schön viele Leitungen. Doch statt sich mit zig kleinen Rohren herumzuschlagen, haben wir diesen Block. Ich halte ihn auf Augenhöhe. Zig kleine Löcher verlaufen durch den Block Metall, vereinigen sich, verzweigen sich, und treten irgendwo wieder aus dem Metall aus. Fast wie ein kleines Höhlensystem.
“Also.”, beginnt Damien und nimmt mir das Teil wieder aus der Hand. “Die Motoren werden angewinkelt, etwa so.” Mit der anderen Hand hält er den glockenförmigen Zündmotor unter den Metallblock, leicht angewinkelt. “Die anderen beiden Motoren natürlich entsprechend gedreht, damit es am Ende wieder aufgeht… merkst du, wie ich meine? Jetzt müssten diese beiden Leitungen” - er deutet auf das Schema, das er gezeichnet hat - “auch im entsprechenden Winkel abgehen statt gerade durch, damit ich das wieder anschliessen kann. Ja?”
Ich betrachte das Schema. Die alten, geraden Linien sind durchgestrichen worden und die neuen Linien sind bereits eingezeichnet. “Ja, das macht Sinn.”, antworte ich, und nehme den Metallblock wieder an mich.

Seit ich Damien kennengelernt habe, habe ich sehr viel über mich gelernt. Früher dachte ich, ich wäre einfach eine talentierte Schmiedin. Doch anscheinend verfüge ich über “Elementarmagie”, oder eine “Affinität”. Ich brauche keinen Schmiedehammer und keine Esse, ich brauche nur das Metall. Unter meinen Händen verformt sich das Stück, Löcher verschliessen sich und öffnen sich an neuen Stellen wieder. Ich betrachte Damiens Schema und drehe das Metallteil in meinen Händen – es ist drehsymmetrisch, es muss von allen Seiten gleich aussehen – dann gebe ich es zurück. “Ist das genau genug?”
Damien nimmt wieder den Motor und steckt die beiden Treibstoffzufuhr-Rohre in den Block. “Passt genau.”, erwidert er. “Perfekt.”
“Wann können wir es ausprobieren?”
Statt zu antworten, seufzt Damien nur und sieht mich an. “Das ist die Sache… ich glaube, wir können nicht hier bleiben. ich wollte noch mit dir darüber reden. Ich habe einen Brief erhalten.”

“Brief?”, frage ich nach.
“Eine Botschaft. Von einem Wilhelm Hohentann.” Damien weicht meinem Blick aus. “Eins der Häuser von Mondfurt, du weisst schon? Ich glaube, das habe ich dir mal erklärt. Eine Art Stamm?”
“Ja, ich erinnere mich.”, bestärke ich ihn. “Kennst du diese Leute?”
“Nicht direkt. Sie haben von meinen Erfindungen gehört.”
“Das ist doch gut?”, wundere ich mich. Damien erzählt mir immer wieder davon, wie gut alles laufen wird, wenn seine Erfindungen bekannt werden.
“Na ja.”, weicht Damien aus. “Sie wollen, dass ich eine Waffe baue.”
“Oh?” Das wundert mich. “Aber ist das so ein Problem? Geschäft ist Geschäft.”
Jetzt blickt Damien betreten zu Boden. “Nein. Sie wollen gegen die Trolle kämpfen. Ich soll eine Waffe bauen, mit der sie gegen Trolle kämpfen werden.”
Für einen kurzen Moment ergeben die Worte keinen Sinn. “Aber...”, stammle ich. “Wieso?”
Jetzt sieht Damien mich an, sein Blick wiederspiegelt meine Furcht und Verwirrung. “Was weiss ich? Sie suchen nach Kriegern. Auf allen Marktplätzen wird es proklamiert. Sie wollen gegen euch in den Krieg ziehen.”
A cloud of mystical dust appears, shrouding Alinea in its magic. You roll a four. The cloud dissipates and Alinea is gone.

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Manu.
Die Hilfe der Götter.

Meine Augen müssen sich einen Moment an das schummrige Licht gewöhnen. Ich drehe mich zur Front des Kirchenraums, wo auf einer leichten Erhebung eine Statue des Vielgesichtigen steht, seine acht Arme ausgebreitet, als würde er die Gläubigen Willkommen heißen. Ich gehe ein paar Schritte auf die Statue zu und knie nieder, mein Gesicht mit den Händen verdeckend, wie es das Ritual verlangt. Ich halte einen Moment inne in der Ehrerbietung an den Gott, dem das Kloster gewidmet ist. Normalerweise würde ich ein beten, doch ich bin zu aufgewühlt um eine stille Bitte an den Gott zu richten. Ich richte mich wieder auf und blicke mich suchend um. Staub tanzt in den Lichtstrahlen, die durch die kleinen Runden Fenster der Kirche scheinen. Die Holzbänke sind leer, noch verrichten die Ritter, Mönche und Priester ihr Tagewerk. Ritter Tomaš ist nicht zu sehen, aber ich entdecke Priester Michal, der aus den Gewölben unter der Kirche kommt, und scheinbar Richtung Ausgang strebt, bevor er mich entdeckt. „Novize Manu, was führt dich so früh in die Kirche“, begrüßt er mich mit sanfter Stimme. Ich gehe auf ihn zu und sage: „Priester Michal, ich habe ein Anliegen äußerster Dringlichkeit!“. Ich erkläre ihm den Vorfall mit Ritter Tomaš und meine Entdeckung in meiner Stube, verschweige ihm aber vorerst die Tatsache, dass ich die Blitze des Schwertes scheinbar mit meinen Schwertstößen kontrollieren kann. „Ich glaube, dass mein Schwert von einem Zauber Tars besessen ist!“, schließe ich meine Erläuterung, und ein Anflug von Verzweiflung lässt sich in meiner Tonlage erahnen. Der Priest wirkt nachdenklich. „Dein Schwert?“, wiederholt er schließlich und kratzt sich am Bart. „So ein Fall ist mir ja bis jetzt nicht unter gekommen. Wo ist dein Schwert jetzt?“, fragt er. „Es ist noch auf meiner Stube!“. „Nun, dann gehen wir es wohl besser hohlen, bevor weiterer Schaden angerichtet wird. Das Erstarken der Elektrizität in den Städten bereitet uns schon genug Sorge, da sollten wir achtsam sein, Dämonen aus unseren Mauern fernzuhalten!“, beschließt er und bedeutet mir zu folgen. Wir verlassen die Kirche, doch bevor wir uns in Richtung des Novizengebäudes aufmachen, erblickt Priester Michal Bjarn, der inzwischen auf einer Bank in einiger Entfernung zum Eingang der Kirche sitzt. „Bruder Bjarn“, begrüßt Michal ihn, während er seine Richtung ändert und auf den Mönch zuhält. „Priester! Was führt euch zu mir?“, fragt Bjarn, von einer Kirschblüte aufblickend, die er verträumt in seinen Fingern gehalten hatte. „Dieser junge Novize glaubt, sein Schwert wäre von Tar besessen. Er ist mit dämonischer Magie in Berührung gekommen“, erklärt der Priester ohne Umschweife. Bjarns Miene scheint sich einen Moment zu verdüstern, dann weicht der Ausdruck einem Stirnrunzeln. „Zeigt mir das Schwert, Priester“, bittet er in einem fast schon befehlenden Ton, der einem Mönch gegenüber einem Priester eigentlich nicht zusteht.

Vielleicht liegt es an Bjarns breiter Statur, denn Michal bemerkt die Brüskierung nicht einmal, sondern wendet sich prompt wieder gen Novizenbau. Ich folge den zwei Geistlichen und führe sie zu meiner Stube, wo das Schwert auf dem Strohbett liegt, wo ich es zuletzt fallen gelassen habe. Zuerst vorsichtig beugt sich der Priester über das Schwert, doch Bjarn nimmt es ohne weiter nachzudenken in die Hand und beäugt es kritisch. Er fährt es einige Male durch die Luft und unterzieht es dann einer weiteren Begutachtung. „Bis jetzt einfach nur ein stumpfes Übungsschwert“, bemerkt er. Er drückt es mir in die Hand. „Zeig es mir!“. Zuerst zögerlich, doch dann mit etwas mehr Elan steche ich das Schwert in Richtung Wand und versuche den gleichen Effekt hervorzurufen, wie auch zuvor. Es knistert und Funken schlagen aus dem Schwert. Der Priester wirkt beunruhigt, doch Bjarn runzelt nur noch tiefer die Stirn. Schließlich nimmt er das Schwert wieder in die Hand, führt zwei weitere Streiche durch die Luft und sagt schließlich: „Priester Michal, währt ihr so gütig Abt Jakub zu informieren?“. Der Priester nickt und verlässt den Raum. „Nicht das Schwert wirkt diese Magie, du bist es!“, brummt Bjarn. Ich weiche unwillkürlich einen Schritt zurück, weiß aber nicht, was ich darauf antworten soll. Bjarn scheint auch keine Antwort zu erwarten und bedeutet mir, ihm zu folgen.

Wir verlassen den Bau und ich folge ihm wieder in die Kirche. Dort steigt er direkt die Treppe zu jenen Gewölben hinab, aus denen Priester Michal zuvor gekommen war. Ich folge ihm zögerlich, eine böse Vorahnung in der Magengegend. Ich schlucke und fröstele ein wenig, als ich in den fackelbeleuchteten Gang trete, der unter der Kirche entlang führt. Hier ist es deutlich kühler als draußen in der Sonne. Bjarn führt mich zu einer schweren Holztür und öffnet diese. Nach kurzer Zeit höre ich gedämpfte Stimmen aus dem Gang und daraufhin betreten auch Priester Michal und Abt Jakub den Raum. Ich verbeuge mich und der Abt lächelt mir zu. Das beruhigt mich etwas. Der Abt jedoch wendet sich zunächst an den Priester und sagt: „Michal, der Gottesdienst fängt bald an. Ich denke, es besteht keine Notwendigkeit Bjarn und mich hier zu unterstützen!“. Priester Michal verbeugt sich und verlässt daraufhin den Raum. „Priester Michal hat mich aufgeklärt“, beginnt der Abt, „ich würde dich bitten, dein Erlebnis mit diesem Schwert zu wiederholen“. Während er das sagt, dreht er sich zu einer Rüstung, die in einer Nische in der Wand steht und nimmt ein Schwert, das neben der Rüstung aufgehängt ist aus der Halterung. Es ist eine größere Waffe als mein Übungsschwert. Der Stahl ist dunkler und die mit Kupfer beschlagene Parierstange ist angelaufen. Es hat zweifelsfrei einst einem bedeutenden Ritter gehört. Er gibt mir das Schwert vorsichtig in die Hand, und ich greife es. Es ist ein gut balancierter Anderthalbhänder. Ich bin solche Schwerter nicht gewohnt, im Training verwende ich nur das kleinere Kampfschwert und ansonsten habe ich nur einige Zeit mit einem Zweihänder trainiert. Zuletzt hatte ich mit dem Kampfschwert ohne Schild trainiert, doch ein solches Bastardschwert hatte ich bisher nur selten in der Hand gehalten. Ich führe einige vorschichtige Schläge in die Luft und bemerke sofort, dass sich das Metall anders verhält. Es wirkt einfacher den Stoß zu vollführen, der einen Blitz aus der Klinge sendet. Darum ist die Entladung auch stärker und schlägt auf dem schweren Holztisch in der Mitte des Raumes ein, an dessen Seite sich Bjarn niedergelassen hat. Dieser zuckt jedoch nicht einmal mit der Wimper, als sich der Blitz nur einen Meter von ihm entfernt entläd. „Gut gut, das soll reichen“, unterbricht der Abt meine Übung hastig. Er nimmt das Schwert wieder entgegen und bedeutet mir, mich zu setzen. „Ich habe solche magischen Fähigkeiten schon früher bei Menschen gesehen“, beginnt der Abt. „Es ist nicht mit Sicherheit zu sagen, dass dies dämonischen Ursprungs ist. Natürlich ist Tar der Dämon des Gewitters und ein Unheilbringer der Nächte. Und gerade jetzt sehen wir, dass die Mächte des Gewitters Einzug in die Städte dieser Welt halten und Menschen glauben, sie könnten diese Mächte kontrollieren. Wir müssen vorsichtig sein und ich vermag nicht zu sagen, welche Mächte hinter deiner Magie stehen. Doch halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass sie ein Geschenk der Allmutter sind, die stets um Gleichgewicht bemüht ist, um uns in diesem aussichtlos scheinenden Kampf beizustehen. Doch sollten wir kein Risiko eingehen.“ Der Abt greift in sein weites Gewand und holt einen versiegelten Brief heraus. „Ich wollte ursprünglich Bjarn mit dieser Aufgabe betrauen, doch die Umstände haben sich geändert. Ich möchte, dass du diesen Brief in den Osten zum Kloster am Adlerhorst bringst. Das Kloster markiert den letzten bewohnten Ort vor der ewigen Eiswüste und ist weit von den Ländereien des Hauses Hohentann entfernt. Den Brief übergibst du bei deiner Ankunft an Bischöfin Franziska. Danach wendest du dich an Abt Kolja. Er wird wissen, wie diese Magie zu deuten ist und dir mehr sagen können. Sei im Morgengrauen bereit!“
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Kanon

„Warum bist du eigentlich hier?“ frage ich meinen “Mitbewohner“ gegenüber. „Er hat die Tochter des Leutnant besudelt.“, antwortete der Gefängniswärter, ohne auch einen Blick von seinem Papier abzulassen.
Mein Zellgenosse lachte herzlich. „Ach Hank, das junge Fräulein war mir verfallen! Ich konnte so einer wunderschönen Dame nix abschlagen.“
Also ist er auch, wie ich, durch ein Missverständnis hier gelandet? Hank räusperte sich. „Dieser Jungspund ist schon so oft hier, dass es ein Gasthaus sein könnte.“ Mit steinerner Miene blickte ich ihn an. „Hier im Kerker wird er schon Theo der Wiederkehrer genannt. Er hat hier insgesamt schon so lange gesessen, wie man Tage braucht um die “Narbe“ einmal zu umrunden.“ Theo wedelte lächelnd mit der Hand, während Hank aufstand und sich die Beine im Kerker vertrat. Hank ist ein stämmiger Mann aber auch gerade groß. Er trägt ein Kettenhemd, an dem viele Schlüssel hängen, und eine braune Hose aus Fell. Sein Kopf war kahl aber sein Bart war braun, dick und lang. Man könnte meinen, er sei ein Zwerg. Theo dagegen ist ein schmaler Jüngling mit hellbraunem kurzem Haar, Sommersprossen und hellblauen Augen. Seine Kleidung sind Lumpen...dennoch besser als meine Kleidung.
„Warum bin ich eigentlich hier?“ fragte ich Hank als er sich wieder hinsetzte. Ohne mich anzusehen gab er mir eine schnelle Antwort. „Du wirst wegen Spionage, Raubüberfall oder versuchten Mordes verdächtigt. Ich denke aber nicht, dass du spionierst. Für mich wirkst du wie ein einfacher Mann...bis auf das Blut auf deiner Kleidung und deine Verletzung am Arm.“
Er hob seinen Kopf und deutete auf meinen linken Arm. Die Wunde stammt von Hana. Sie ist etwas verheilt aber tut nicht weh, sondern fühlt sich leicht warm an. Vorsichtig streiche ich mit meinen Fingern die Kratzer.
„Ich hab übrigens mal gehört, dass es in deinem Land einen Mythos gibt!“, platzte es aus Theo heraus.
„Es soll Menschen gegeben haben die eine Verbindung zu den Geistern haben. Meist sollen es Tiere gewesen sein und konnten sich teilweise in diese Verwandeln. Das ist faszinierend!“
„Das ist humbuk!“, trotzt Hank. „Es gibt viele Dinge auf dieser Welt aber diese Geschichte ist nun völlig durchgeknallt.“ Theo dagegen plustert sich auf und stampft auf den Boden. „Wenn ich es dir doch sage, dass es sie gibt! Und Kanon ist der Beweis dafür. Sie ihn dir doch an! Er kommt doch aus dieser Gegend!“
Leicht von Theo genervt knallt er seine Bücher aufeinander. „Nur weil er eine leichte Bräunung, dunkelgraue Augen und straßenköterblondes Haar, was mal wieder geschnitten werden sollte, hat heißt das noch lange nix!“ Nun sitzt Hank mit dem Stuhl zu uns beide gedreht und betrachtet mich ganz genau. „1,75 groß. Leichte Anlehnung an Muskeln aber schmal wie du und muss wieder was essen. Diese Wunde am Arm hat auch nix zu tun als entweder zu verheilen oder zu eitern, Fieber wirken zu lassen und ihn in den sicheren Tod bringen.“ Etwas beunruhigt mich diese Analyse.

Theo nahm meine Hände und seine unf blickte mich fröhlich an. „Keine Sorge Kanon!“, sagte er mit fröhlicher und motivierter Stimme „Du wirst nicht sterben, sondern wirst mir irgendwann zeigen wie du dich in ein Tier verwandeln kannst.“ Sein Optimismus blendet einen quasi, so sehr leuchtet er. Ich dagegen weiß gar nicht mehr was ich denken soll.
Kurz darauf knallt die schwere Holztür auf. Ein Mann, etwa mitte 40, mit hellbraunem Haar, kleinen Bart am Kinn, eine Brille aufgesetzt und recht groß tritt in den Raum ein. Er ist etwa 2 Meter groß und hat breite Schultern und sonst recht normale Statur. Seine Kleidung sieht fürstlich aus. Ein blauer Schal aus Samt liegt locker um seinen Hals; sein Wams ist dunkelgrün; ein schwarzer Umhang fliegt hinter im her während er läuft; seine Stiefel sind lang und die Hose besteht aus braunem Leder mit Verzierungen.
Hank schaut zu ihm rüber und seufzt. „Na endlich holt ihr diesen Bengel ab! Man könnte meinen ich bin sein Kindermädchen.“ Fröhlich und gelassen stellt sich Theo zum Gitter.
Der neue Mann bleibt einen Moment stehen. „Das hier“, erklärt mir Hank,„ ist Ramon Greyjor, besitzer dieses Gefängnisses und Herr über die Stadtwache. Der Mann der dich einsperren ließ und-“ Kurz bevor er weiter sprechen konnte unterbricht ihn Theo. „-und mein hoher Vater!“
..........................................................................................................................................................Was!? Ich krieg kein Wort aus dem Mund, denn er klappte einfach nach unten. DIESER Mann soll der Vater DIESES Gefangenen sein??? Das konnte nur ein Witz sein. Ja, das MUSS ein Witz sein. Der eigene Vater sperrt seinen eigenen Sohn so oft ein?!
Unglaubwürdig schaue ich Theo an. „D-das ist nicht dein ernst...oder?“ Noch immer blieb mir die Spucke weg. Ramon blickt zuerst seinen Sohn und dann mich kühl an. „Ja, so ist es. Er ist mein 2. Sohn und ich habe ihn eigenhändig eingesperrt, damit er es lernt.“ Seine tiefe Stimme lässt mein Blut gefrieren. Die beiden sind sich im Charakter überhaupt nicht ähnlich!
„Vater, ich verspreche dir, dass ich keine Frau mehr, vor meiner Ehe, wieder ihr liebreizendes Antlitz ansehen werde!“ schwört Theo feierlich. Leicht spöttisch starrt ihn sein Vater an aber ein leichtes Lächeln ließ sich nicht unterdrücken. „Hmpf! Wenn es so ist werde ich dich entlassen.“ gibt er als Antwort und entlässt ihn. Lächelnd geht Theo durch die Tür.
„Dieser Typ ist gar kein Vergewaltiger, Bandit und Betrüger sondern ist ein Playboy!“ platzt es aus mir raus. Hank lacht laut als er das hörte. „Da hat sich wohl was angestaut. Hahaha!“
Ramon dagegen wurde wieder kalt wie Eis. Der Chef wollte gerade durch die Tür gehen, blieb aber stehen und warf mir einen Blick über die Schulter. „Ein Spion bist du nicht aber du wirst immernoch für einen Mörder oder Bandit gehalten und bist bis dahin unter Arrest.“ Seine kalte Stimme durchsticht meinen Körper. Ein erfürchtiger Mann. Theo ist wahrscheinlich der Einzige, der fast bis keinen Respekt vor diesen Mann zeigt. Die Tür schließt sich wieder.. Hank verschränkt seine Arme hinter seinen Kopf und lehnt sich an seinen Stuhl. „Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass du nicht hingerichtet wirst.“
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

Coragna
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Coragna »

Name: Elevyn Zephyr
Alter: 19
Element: Wind

Aussehen: kurze schwarze strubbelige Haare, die ihr bis zu Kinn gehen und blaue Augen. Sie ist meistens etwas schüchtern, nur etwas über 1,60 groß und geht damit in größeren Mengen oft etwas unter. Sie ist geschmeidig wie eine Katze und trägt um die Hüfte einen Waffengürtel mit mehreren Klingen. Ihre Kleidung ist im Prinzip ordentlich und auch von guter Qualität aber nach einer langen Reise ist momentan alles etwas schmutzig und zerschlissen.

Elevyn

Das Tuch der Pritsche auf der ich liege ist erbärmlich dünn und das Kissen riecht nach dem kaltem Schweiß eines anderen. Trotzdem ist es das bequemste Bett seit mehreren Wochen und meine Decke aus Lammfell, in die ich mich fest eingewickelt habe, erinnert mich an zuhause.

Ich kann nicht einschlafen, auch wenn es vermutlich selten wichtiger für mich war gut zu schlafen als heute Nacht. Durch die geöffnete Tür des Raumes, in dem ich mit vielen anderen Anwärtern liege, scheint das Licht einer elektrischen Lampe. Vor der Reise hier her habe ich noch nie elektrisches Licht gesehen und ich schaffe es kaum die Augen davon abzuwenden. Hier in der Burg gibt es sie überall.

Ich höre den regelmäßigen Atem von Mhara, die auf der Pritsche neben mir schon seit einer Weile tief und fest schläft. Mhara ist meine Schwester. Sie ist drei Jahre älter als ich und auch drei Jahre klüger. Sie ist zusammen mit mir hier her nach Silberstein in die Burg unserer Vorfahren gekommen, um Gerechtigkeit wiederherzustellen. Morgen findet der große Arenakampf statt und Mhara und ich werden dort vor ganz Silberstein, und insbesondere vor dem versammelten Haus Zephyr verkünden, dass ich die rechtmäßige Thronfolgerin für eine der Positionen im Rat bin. Ich versuche die Aufregung und die panische Angst in Anbetracht dessen, was mich erwartet, herunterzuschlucken und schließe die Augen. Ich denke an meinen Vater, der viele Wochen fern von hier an seinen Büchern sitzt, und an meine Mutter, die ich kaum kennengelernt habe.

Vor vielen Jahren als ich noch ein kleines Kind war, entdeckte mein Vater, ein Waffenmeister des Hauses und der Ehemann der zweitjüngsten Schwester von Rhelia ,die momentan in dem Rat des Hauses Zephyr regiert, dass merkwürdige Dinge um meine Wiege herum geschahen. Die Amme, die sich um mich kümmerte, war davon überzeugt, dass ich mit Geistern sprechen konnte – und noch schlimmer, dass diese Geister mir antworteten. Sie war sehr abergläubisch, deshalb glaubte mein Vater ihr zuerst kein Wort, aber er begann mich zu beobachten und erkannte sehr bald, dass die Geisterstimmen das Rauschen und das Flüstern vom Wind war, der mir auf seine Art und Weise antwortete. Einige Tage später entdeckte ich, dass ich den Wind dazu bringen konnte meine Wiege zum Schaukeln zu bringen, zumindest erzählte mir mein Vater das immer und immer wieder. Es war ein Wunder: nach vielen, vielen Jahren gab es wieder jemanden mit dem Blut von Zephyr, der eine Affinität zu einem der drei großen Elemente hatte.

Er erzählte es sehr bald meiner Mutter, und voller Begeisterung und Stolz ging sie zu Rhelia, ihrer Schwester: Ihre Familie hatte den ersten Elemtarkrieger seit drei Generationen hervorgebracht. Es ist schwer in der Menge an Brüdern und Tanten aus unserem Haus hervorzustechen und meine Mutter stand kurz davor in eine kleinere Festung geschickt zu werden. Sie hatte große Hoffnung somit bei ihren Liebsten zu bleiben. Doch Rhelia war nicht gewillt von ihrem Posten zurückzutreten wie es Geschichte und Ehre in unserem Haus verlangt hätte. Sie ermordete meine Mutter und mein Vater war gezwungen mit Mhara, meinen Brüdern und mir zu fliehen bevor sie uns etwas antun konnte.

Ich kann nicht zählen wie oft er mir diese Geschichte erzählt hat, voller Trauer und Wut auf Rhelia. Wir versteckten uns sehr weit weg, nah bei einem Elfendorf und lebten ärmlich, wenn auch nicht arm. Meine Brüder wurden Söldner und bei den meisten scheint es mir, als hätten sie ihr Erbe irgendwann vergessen, doch nicht so Mhara und ich. Sie und mein Vater, der auch schon meine Brüder nach allen Regeln der Kunst unterrichtet hatte, hielt mich dazu an immer weiter zu trainieren, er hauptsächlich, damit mir niemals jemand etwas antun konnte. Meine Schwester und ich hatte jedoch nur ein Ziel, das immer größer und deutlicher wurde, je älter wird wurden: zurück nach Silberstein und mir auf den Thron zu verhelfen. Ehre, wem Ehre gebührt.

Morgen wird ein großer Tag. Ein Tag, der die Geschichte ändern wird. Morgen wird das Haus Zephyr einen neuen Anführer finden, einen Elementarkrieger und meiner Mutter wird Gerechtigkeit getan werden. Ich öffne die Augen und betrachte das künstliche Licht im Flur und plötzlich fühle ich mich sehr einsam und sehr klein und wäre am liebsten wieder zuhause bei meinem Vater.

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Gralaer
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Gralaer »

Heyo, wo ist der Discord Link?

Godrick

Die Sonne scheint mir direkt ins Gesicht.
Mein Weg führt mich über den Versammlungsplatz, hier werden die großen Reden gehalten. Passend dazu ein Podest in der Mitte des Platzes.
Tatsächlich bietet das Lager nicht viel. Es gibt drei große Schmieden die Rüstung und Waffen herstellen, und in letzter Zeit merkwürdig geformte Teile. Teilweise werden diese nach Hochttann verschickt. Ich erfuhr nur hier und dort das momentan eine Wandlung geschieht. Dampf, Rohre und Maschinen. Verstanden habe ich es nicht.
In Wendel geht es noch wie immer vor, abgeschnitten von der Welt. Neue Jünglinge kommen und gehen. Aber das Geschäft läuft immer noch, die Leute wissen diese Schule zu schätzen.
„Godrick!!!“ ein kleines Etwas stürmt auf mich zu. „Godrick, Godrick!“ Es ist Luek…
„Godrick!“ das kleine Kind stürmt so schnell das es gegen mein Bein stoßt.
„Godrick! Ich hab...hab...“ der Kleine ist völlig außer Atem.
„Hier...“ er reicht mir ein längliches Paket, eingewickelt in Schafsleder. Grob und hastig entpacke ich es.
„Und? Gefällt es dir? Das hab ich gemacht!“ Luek starr mich mit seinen gigantischen Glubschaugen an, die unter seinem lockigen roten Kopf hervor stehen.
„Na?“ fragte er stürmischer.
„Es ist ein gutes Schwert...“ gebe ich als Antwort. „Hast du…?“
„Jaaaaaaaa! Hab ich! Wirst du es benutzen?“
„Nein.“ Ich sehe schon gleich die Tränen kommen. „Das ist deines. Hier.“ werfe ich dahinter.
„Übe die 2er, 3er, 4er, 6er, 8er und 12er. Und vergiss nicht, den Zornhau auf 11 Uhr, vergiss die Mamillenlinie nicht und achte immer darauf die Bedrohung auf den Gegner zu halten. Nächstes Mal zeig ich dir den Krumphau.“
„Ohhhhh! Ist das der, der so cool aus sieht! Danke!!! Ich...ich geh üben...aber geh nicht ohne das ich tschüss sage!“ Und schon läuft er wieder davon in Richtung Trainingsgelände.

Weiter auf dem Weg zu meiner Stube treffe ich auf die Metzgerei, Bäckerei und Kaserne. Es ist üblich das mich hier niemand grüßt, bis auf Luek. Aber er ist noch jung, das wird sich auch ändern.
Weg vom Lager gibt es eine Taverne mit einem Wohnhaus. Zimmer 13 ruf ich mir ins Gedächtnis...man es ist ein Monat her das ich zuletzt hier war. Die Taverne ist zu dieser Stunde leer, nur Brigitte putzt die Tische. Soll ich? Sie kennt mich… „Hallo Brigitte.“ Keine Antwort, sie hat mich nicht gehört. Schnell gehe ich weiter und schaue sie nicht an während ich in das anliegende Wohnhaus presche. Mein Herz schlägt leicht. Das war dumm...
Ich erreiche mein Zimmer lege alles ab, die Belohnung von Hondal lege ich zu den anderen Säcken voll Seren in eine Versteck unter den Dielen...ich glaube diesmal waren es 700 Seren. Balld hab ich alles zusammen.
Ich lege mich auf die Strohmatte und nicke ein.

Der Lärm in der Schenke weckt mich, es muss Abend sein. Aufgerichtet sitze ich auf der Matte. Strecke mich und stehe auf. Ich hab Hunger.
In der Schenke angekommen bestelle ich mir ein großes Stück Eberkäse, ein Laib Brutbrot, vier Eier und sieben Scheiben geräucherter Schweinsschinken.
Gezahlt nehme ich das duftende Tablett und setze mich in eine Ecke. Wild wie ein Bär verschlinge ich nach langem mal wieder meine erste richtige Mahlzeit.
Das Fett vom Schinken nutze ich um meinen Schnauzer zu richten. Es ist voll, niemand beachtet mich. Alle sind in Gespräche verwickelt, ich beobachte nur Brigitte aus der dunklen Ecke
„Heyda! Schöne Braut!“ Ich weiß was passiert.
„Wir wollen mehr Bier!“ brüllt der Mann, sieht aus wie ein Lehrmeister. Es ist Barah, der ist oft betrunken. Ein Lehrmeister des Trollrudels.
„Ihr hattet genug.“ antwortet Brigitte. „Und es ist bald Sperrstunde.“
„Kein Bier?“ Barah erhebt sich schwankend.
„Dann eben...“ er fasst Brigitte fest an ihrem Hintern.
Schneller als ich es merken konnte stehe ich bei Barah und halte ihn am Kragen.
„Godrick! Wieder zurück?“ begrüßt er mich stinkend und grinsend.
„Fass keine Frau je wieder so an.“ ich spüre den Zorn in mir aufwallen.
„Na na, das war doch nur...“
„Nie wieder!“ brüll ich ihm ins Gesicht. Ich sprüe förmlich mein verzerrtes Gesicht von Wut.
„Fein...fein...lässt du mich los? Danke. Los, lasst uns gehen, Godrick überreagiert mal wieder.“ Barah verlässt die Schenke mit seinen Kumpanen. Ich stehe noch da, ein bisschen paralysiert...wohl weil Barah recht hat.
„Danke, aber...“ ich ignoriere Brigitte und flüchte aus dem Wirtshaus.
Ich hasse diesen Ort, zu viel Erinnerungen. Zu viel Ablehnung und Verachtung. Ich muss bald wieder weg, am besten sofort.

Wie jedes Mal bleibe ich nie lange hier in Wendel.
Ich sitze wieder im Wartesaal. Die gleichen Schnösel sitzen hier zur Verhandlung von Soldaten, Kriegern, Menschen! Hondal lässt sich wieder Zeit, der niedere Diener Humphrey ruft nach und nach die Schneegesichter rein. Ich werde ungeduldig, zornig vor Ablehnung, Ignoranz und Verrat...zu viel im Kopf. Alles zu viel, beruhigt dich. Bald bin ich wieder auf der Straße, allein mit einem Ziel.
„Godri..“ ich presche auf und laufe in großen Schritten am Diener vorbei und Richtung Hondal.
„Oh, hallo Godrick. Du hast es immer eilig zu gehen.“ grinst Hondal mich an und beobachtet mich wieder mit seine verschiedenfarbigen Augen unter den Stahlbrauen.
„Ich brauch einen nächsten Auftrag.“
„Du hast es immer so eilig, aber gut. Ich habe hier ein Dokument, dort steht ein Name eines bekannten Schwertmeisters drauf. Er muss sterben, der beste Weg ist öffentlich, wir wollen neue Anwerber und das ist die beste Werbung. Ein toter Lehrer, lehrt niemanden. Hier ist das Papier...moment! Stürm nicht gleich raus, ein Glas? Diesmal? Nein? Nagut, ich erwarte Ergebnisse.“

Die Vorbereitung für die Abreise kann ich auswendig und schneller als ein brennender Wolf.
Rucksack packen, 100 Seren, einmal Wechselkleidung, Knirscher mein Bastardschwert, Bartwichse, ein kleiner Vorrat an Essen und Trinken. Runter vom Zimmer, Brigitte ignorieren.
Weiter an der Kaserne, Bäckerei und Metzgerei vorbei, am haus Wendel vorbei über den Platz. An einigen Wohnhäusern vorbei direkt zum Ausgangstor. Die Wachen ignorieren. Luek vergessen.

Ich atme durch, kaum hundert Meter entfernt vom Lager wartet die Fähre die mich an das andere Ufer bringt nach Furtstätte, kleines Örtchen, dort übernachte ich erstmal.
Mein Auftrag, ich entfalte das Dokument...Ritter Thomaš...Ort...Name...Alter...das reicht.
Faal sosin se laas!

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Alinea
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Alinea »

Irrin

“Aber ich kann doch nicht einfach weggehen!”
Damien fährt zusammen, und sofort tut es mir leid, so geschrien zu haben. Ich schweige, Tränen in den Augen.
Seufzend legt Damien ein paar Zahnräder von einer Schachtel in die Andere. In der Mitte des Raumes liegt ein Stapel mit Dingen, die er mitnehmen will, doch mittlerweile ist es viel zu viel um alles zu tragen. Die eine Schachtel kommt auf den Stapel, die andere wirft er achtlos in eine Ecke, und dann dreht er sich zu mir um. Die Erschöpfung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Wir streiten uns schon seit Stunden.
“Die Krieger besammeln sich erst. Sie warten, bis die Trolle hierherkommen. Wir wissen gar nicht, ob dein Stamm auch herkommt. Falls ja, wissen wir nicht wo sie sind, und falls nein, wissen wir trotzdem nicht wo sie sind, weil du ja nicht weisst wie man zu deinem Dorf kommt. Wenn wir jetzt zur Eiswüste gehen, riskieren wir nur, dass du erkannt wirst, und mit so viel Gelaber um Trollkriege wird das nicht gut enden. Wir würden getötet, und wenn wir nicht getötet werden, dann verirren wir uns und verhungern oder erfrieren. Die Eiswüste ist der schlechteste Ort, zu dem wir jetzt gehen könnten. Das hatten wir doch alles schon.” Damiens Stimme bleibt monoton während er all die Argumente nochmals wiederholt, die er mir schon die ganze Nacht an den Kopf wirft. “Es nützt deinem Stamm nichts wenn du tot bist, und du kannst ihnen nicht wirklich helfen, selbst wenn du sie finden würdest. Es ist sicherer für uns beide wenn wir von hier verschwinden und so weit ins Land ziehen wie wir können. Wir warten ab bis das alles hier vorbei ist, und wenn es dann sicher ist, dann kommen wir zurück.”
“Damien.”, sage ich nur, jetzt ebenfalls monoton. “Du hast mir versprochen, dass du mir hilfst, nach Hause zu finden.”
“Das will ich doch auch!” Jetzt wird Damien laut. “Ich hab dir gesagt, ich helfe dir, soweit ich kann. Ich kann nicht! Ich kann dich nicht durch die Eiswüste bringen, und ich kann auch nicht auf magische Weise herausfinden, wo dein Dorf ist! Ich kann dich nicht vor den verfluchten Söldnern und was weiss ich beschützen. Ich kann dich nur in Sicherheit bringen, und das ist schwer genug, aber das kann ich machen. Ja? Ich helfe dir später, okay? Ich bring dich zurück zu deinem Stamm. Wenn es wieder sicher ist. Aber jetzt gerade kann ich nicht. Das siehst du doch ein?”

“Ich will nicht weggehen...”, entgegne ich nach einer Pause.
Damien atmet tief durch, versucht seine Wut zu zügeln. “Irrin. Wenn du zur Eiswüste gehen willst, dann geh eben. Ich kann dir einfach nicht helfen. Ich komme nicht mit. Wenn du deinen Stamm jetzt finden willst, dann musst du das alleine machen.”
Tränen rollen über meine Wangen. Ich stehe auf, will irgendetwas sagen, doch mir fehlen die Worte. Ich drehe mich um, gehe in meine Kammer und schlage die Tür hinter mir zu. Auf der anderen Seite höre ich ein paar Bücher zu Boden fallen.
Ich setze mich aufs Bett und schon wieder kommen Schuldgefühle hoch. Damien hat meine Kammertür in ein Bücherregal umgebaut, sodass sie von draussen nicht zu sehen ist. Damit ich mich hier verstecken kann. Vor den Menschen, die mich gefangen haben mit ihren Netzen und Fesseln und Schwertern. Damien war der einzige, der mich nicht wie ein Biest behandelt hat. Er hat mir Essen gegeben und mir seine Sprache beigebracht und mir von seinen Erfindungen erzählt, und er hat versprochen, dass er mir helfen wird zurück zu meinem Stamm zu finden, und jetzt will er dass ich einfach weggehe, wo mein Stamm doch in Gefahr sein könnte und vielleicht meine Hilfe braucht.
Meine Gedanken werden von meinem eigenen Schluchzen unterbrochen, und etwas irritiert realisiere ich, dass ich bitterlich weine.
A cloud of mystical dust appears, shrouding Alinea in its magic. You roll a four. The cloud dissipates and Alinea is gone.

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Kanon

Ein würziges Aroma von Pfeffer...Salz...Koriander...Paprika...und Kümmel. Das Fleisch ist zart, dass es auf der Zunge sofort zergeht. In Kombination mit Kartoffeln, Zwiebeln und Karotten ergibt dieses Gulasch das perfekte Essen, um sich aufzuwärmen und zu stärken. Man schmeckt die Liebe, die reingearbeitet wurde. Wie bei Mama Zuhause!, würde man sagen. Nur das es in der Kantine ist.
Das Gefängnis ist ein großes Gebäude, was in Felsen eingehauen wurde. Die Wände und die Decke sind rau und schwarz. Der Boden dagegen ist hellgrau. Fackeln beleuchten die Gänge. Es gibt nur wenige Fenster, doch die Luft ist immer frisch. An mehreren Stellen gibt es Kamine, die etwas heizen sollen. Es gibt 4 Etagen und 1 Untergeschoss.
1. Etage: Eingang und Lager.
2. Etage: Zellen der Gefangenen mittlerer Straftaten und die gute Kantine.
3. Etage: Zellen der Gefangenen hoher Straftaten, wo ich dabei bin.
4. Etage: Wohnbereich der Angestellten und Büro des Chefs.
Im Untergeschoss befindet sich der tiefste Kerker. Dort sollen es -30°C herrschen.

Momentan befinde ich mich in der Kantine aber mit Aufsicht. Hank soll mein Aufpasser spielen, was ihn anscheinend nicht stört.
„Ich dachte in einem Gefängnis wäre das Essen schlecht.“ merke ich an. Hank musste kurz lachen und erklärt es mir.
„Dieses Gefängnis ist eines der bestbewachten und schrecklichsten was dem Haus Zephyr dient. Ramon, den du hier kennengelernt hast ist der Chef und das hier ist das Herz dieses Gefängnisses und der Koch bereitet nur das Beste zu!“ Er scheint stolz darauf zu sein.
Kurz darauf läutet eine Glocke, die zum Essen rufen soll. Gefangene drängen sich durch die große Kantinentür in den Saal. Brüllen sich an und fluchen rum. Einige wollen schon eine Schlägerei anfangen. Ich wollte Hank darauf hinweisen aber er war die Ruhe selbst.
Plötzlich knallt die Tür zur Küche auf. Ein Dampfschwall strömt heraus als eine Stimme rief:„Hingesetzt!“ Von einer Sekunde auf der anderen stellen sich die Knastis in eine Reihe und setzen sich hin. Wie ausgewechselt reden sie freundlich miteinander. Die gefährliche Stimmung wurde zu einer Feststimmung verwandelt. Wer ist so mächtig und vollbringt solch ein Wunder?
Ich erschrecke mich als vor mir ein Topf essen auf den Tisch geknallt wird. Der Topf war fast 1m hoch aber die Person, die diesen Topf trägt, war nur einpaar Zentimeter größer.
„So meine Lieben. Es ist Essenszeit~!“ ruft diese Person durch den Saal. Der ganze Saal schreit fröhlich herum. „Dein Essen ist das Beste auf der Welt!“ „Ich werde für immer hier bleiben, nur um deine Gerichte zu kosten.“ „Heirate mich!“
Der Koch ist in Wahrheit eine Köchin.
„Männer! Beruhigt euch oder ich lass euch den Boden mit einer Feder schrubben.“
Unglaubwürdig dreh ich mich zu Hank.
„ Das hier ist die Köchin des Gefängnisses und meine Ehefrau, Rosaly!“ verkündet Hank feierlich.
Errötet stupst Rosaly Hank an und gibt ihm einen Kuss. Rosaly ist etwas kleiner als Hank. Sie hat langes aschblondes Haar, dieses zu einem Zopf zusammengelochten, und sieht kräftig aus in ihrer Kochuniform.
„Allerdings“, beginnt ihr Mann„ solltest du aufhören unsere Gefangenen nicht so zu bemüttern. Wir wollen den Ruf des Gefängnisses nicht verlieren. Vorallem nicht als Gasthaus durch Theo!“
„Jetzt mach aber nun mal einen Punkt, du griesgrämiges Suppenhuhn! Diese Menschen sollen sich bessern bevor sie hier rauskommen.“ entgegnet Rosaly ihm, während sie den Suppenlöffel schwingt und jedem Gefangenen sein Essen serviert.
Selbst mir schenkt sie nochmal nach. „Du musst auch zu Kräften kommen und vorallem mehr auf die Rippen! Ramon war damals auch so dürr und hab ihn erstmal gefüttert bis er groß und stark geworden ist.“
Damals? Wie alt ist sie denn? Als ob sie meine Gedanken lesen könnte gibt sie mir eine...„plausible“ Antwort.
Rosaly:„Ich bin 78 Jahre alt. Den kleinen Ramon hab ich schon gekannt als er ein kleines Kind wurde. Haaach die guten Zeiten~'“
Kanon:„Aber.... ihr seht aus wie 40!“
Rosaly:„Tja, als Zwerg sieht man Sieht man in diesem Alter noch sehr jung aus.“
Rosaly nimmt sich den Arm von Hank und gibt ihm einen Kuss auf die Wange. Auch wenn es nicht so aussieht sind beide glücklich miteinander. Gefangenen lieben Rosaly und vor Hank haben sie sehr viel Respekt. Es scheint kein schlechtes Gefängnis zu sein aber....auf mich wartet noch das Urteil.

Später wurde ich ins Büro vom Gefängnischef Ramon gebracht.
Ramon sitzt auf einem Sessel, der mit schönen Verzierungen versehen ist. Sein Tisch ist so schwarz wie das Gestein der Mauer. Lampen, durch Strom in Gang gesetzt, erleuchten den Raum. Viele Regale aus Stein mit vielen Büchern und Akten überfüllt füllen komplett die Wände. Hinter Ramon selbst hängt ein Wandteppich mit dem Wappen der Zephyr.

„Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich.“ Ramon lehnt sich zurück und verschrenkt seine Arme. Sein Blick ist so kalt wie die Wände. Ich ahne etwas schlimmes wenn es schon so anfängt. „Du wirst frei gesprochen aber...“ Ein sadistisches Grinsen zeigt sich in seinem Gesicht. „.. nur wenn du in der Arena von Silberstein gewinnst.“
Kämpfen? Ich soll in einer Arena kämpfen? „Aber ich habe doch bisher noch nie gekä-“ Als ich antworten wollte kam mir wieder der Kampf im Zelt in Erinnerung. Mein Blick voller Entsetzen gefällt dem teuflischen Chef. Er breitet seine Arme aus und zuckt mit den Schultern. „Wenn du noch nie gekämpft haben solltest, dann kann ich dich sofort töten lassen. Aber ich denke es wird anders verlaufen.“ Er beugt sich vor, seine Arme auf den Tisch gelegt und seine Hände gefaltet. „Mein Sohn, Theodor, hat mir deine Geschichte erzählt. Es ist sehr interessant und ich würde gern diese Kraft sehen. Die Kraft eines Animas.“ Aus einer Schublade holt Ramon ein Buch vor mit dem Titel „Mythos Ragnaröks“.
„Es gibt die Elementkrieger von damals. Heute gibt es Nachfahren oder ähnliches aber nicht viele. Ein Anima ist eine Art Elementkrieger. Er beschwört die Geister von Tieren und verschmilzt mit ihnen. Dadurch erhält er Kraft.“ Nach diesem kleinen Vortrag lehnt er sich wieder in seinen Sessel. „Animas sind selten geworden und stammen aus dem nordwestlichen Teil des Kontinents. Auch ich bin davon überzeugt und will sie sehen. Entweder wirst du sie im Kampf einsetzen oder du wirst sofort sterben. Eins von beiden wirst du dich entscheiden müssen.“
Noch bevor ich etwas sagen kann klatscht Ramon in die Hände. Die Wachen packen mich. „Gebt ihm neue Kleidung. Wascht ihn und schneidet ihm endlich die Haare!“ Ich werde aus dem Raum gezerrt.
Angst und Panik macht sich anfangs in mich breit. Ich will aber nicht kämpfen und auch nicht sterben!
Kurz darauf werde ich in den Waschbereich des Gefängnisses gebracht und sauber geschrubbt. Meine Kleidung wurde weggeworfen. Ich bekomme dafür neue Kleidung. Ein Leinenhemd, ein Poncho aus Fell. Dicke Stiefel mit Fell gefüttert und eine Leinenhose. Alles in beige bis hellbraun.
Um meine Haare kümmert sich Rosaly.
„Tut nir leid, dass Ramon so grausam zu dir ist. Er muss leider seine Aufgaben erfüllen. Bevor seine Frau starb war er ein lieblicher Mensch gewesen. Bei seinen Kindern haben Hank und ich ihm geholfen.“
Während sie mir die Haare schneidet summt sich vor sich hin. Die gute Zwergin schneidet mir die Seiten kurz. Oben lässt die meine Haare länger, diese liegen auf der linken Seite leicht nach hinten.
Nachdem sie fertig ist wuschelt sie mir durch die Haare. „Pass gut auf dich auf! Ich feuer dich an!“ Diese Worte sind so warm und trösten mich etwas.

Außer mir werden einpaar andere Gefangenen auch zur Karserne der Arena gebracht. Ich war wohl die ganze Zeit in Silberstein. Weit weg von Zuhause.

In der Karserne angekommen ist es schon dunkel geworden. Leider bin ich noch nicht müde genug.
Es gibt einen kleinen Innenhof. Einpaar Bäume. Ein Brunnen und eine Bank aus Stein. Nur der Mond erleuchtet den Platz. Mir ist etwas unwohl bei den Gedanken, dass ich ein Anima sein soll. Sie gelten quasi als ausgestorben und ausgerechnet ich soll einer sein.
Ich krämpel meinen linken Ärmel hoch, um mit die Wunde anzusehen. Sie hat eine Narbe hinterlassen.
Das Einzige was ich von den Animas weiß ist, dass sie ihre Bindung mit den Seelen der Tiere durch Gegenstände oder Symbole sichern. Anscheinend ist diese Narbe das Symbol... aber vielleicht irre ich mich auch und ich bin doch kein Anima... seufzend setze ich mich auf die Bank und betrachte den Mond. Es ist frisch. In Ramja war es selbst in der Nachg angenehm warm..
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

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Itaga
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Itaga »

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Plötzlich steht er hinter mir und seine scharfe Klinge fährt mir an den Hals: "Erzähl mir was damals passiert ist"
Bereitwillig folge ich der Aufforderung des Jungspundes und berichte:

"Es war vor nunmehr sechs Jahren, damals war ich noch vollständig und ein glücklich verheirateter Mann, ich hatte die Liebe meines Lebens geheiratet, Sina van Trancy, eine Frau von unendlicher Güte.
Auch wenn Sie vom Wesen her eigentlich untypisch für die van Trancys ist, war sie edlen Blutes, sie gehörte dem Hauptzweig an, dem auch Großherzog van Trancy entstammt.
Durch die Hochzeit gehörte ich also nun auch zu der Familie van Trancy und tat alles um zu gefallen ... ich war bereits aus meinen Zeiten als Ritter kampferprobt und gehörte zur 3. Inquisitionseinheit.
So war es auch kein Wunder das ich dieses Amt bei den van Trancys innehaben sollte, allerdings jagten wir keine Daimonen oder Teufel ... wir jagten Vampire der Familie Rozengard, denn die beiden Clans sind seit Urzeiten verfeindet.

Es war ein kalter Winterabend und obwohl es Nacht war, strahlte alles im hellen Licht des Feuers, das einst ein prächtiger Wald war, es war Teil unserer Falle, eine Falle die noch heute in den Schriften der van Trancys einen angestammten Platz einnimmt.
Wir schlugen während eines Ereignisses zu andem man Vampiren besser aus dem Weg geht ... es war Blutmond, ein seltenes Ereignis, welches ein Sterblicher angeblich nur einmal in seinem Leben zu Gesicht bekommen soll.
Der Blutmond, musst du wissen, stärkt die Rozengards und erhebt sie über alle Lebewesen und genau dieser Zeitpunkt war der perfekte Moment um ihren Anführer, den "Blutprinzen" Edward Constantin der 12. Graf von Rozengard aus seinem Versteck zu locken, denn er war das Ziel dieser Inquisition.
Es war eine harte Schlacht, viele van Trancys und Söldner, welche wir auf unsere Seite zogen starben. Ein Mann vergiss nie das Bild von drei blutrünstigen Vampiren die sich auf seine Mitstreiter stürzen und diese bis zum letzten Tropfen aussaugen."

Mir läuft etwas den Hals hinunter, die vermute Blut "Ihr solltet die Klinge nicht so feste ansetzen, wenn Ihr die Geschichte zuende hören wollt"
Ich fahre fort:

Als die Schlacht ihren Höhepunkt erreichte stand ich ihm gegenüber, er war ein imposanter Mann, dessen Ausstrahlung alleine reichen würde um ein ganes Volk verstummen zu lassen und er war mindestens genau so wild und Stark, was seinen Kampfstil anging.
Mit dem Blutmond gegen mich, habe ich keine Chance gegen ihn, doch wir hatten noch unseren Trick in der Hinterhand, denn vor dem Waldstück vollführe der Großherzog ein Teuflisches Ritual und der Blutmond verfinsterte sich ... man hätte meinen können die Narbe selber verschlang ihn.

Wie es sich herausstelle waren unsere Chancen nun ausgeglichen und wir beide trugen viele Wunden davon ... mit der Ausnahme das meine nicht heilten, allerdings musst du wissen das ich ihn nicht töten durfte, er sollte als einziger überleben und gefangen genommen werden ... der Graf hatte noch etwas mit ihm vor.
Dieses Vorhaben gelang nach ungefähr einer Stunde unter Mithilfe von einem dutzend Kriegern und besonderen Pfeilen, welche mit einer besonderen Tinktur in der hohlen Spitze gefüllt waren, sie verhinderten das seine Regeneration einsetzte.
Nachdem wir ihn von Armen und Beinen befreit und in Ketten gelegt hatten war er bereit zum Abtransport ... es war ein Kamppf mit vielen Verlusten, welchen als Sieg zu bezeichnen ich mich nicht wagte.

"Und was ist dann passiert?!"
Seine Klinge fährt mir kratzig über den Hals

Er Wurde im Labor des Großherzog untersucht ... sehr gründlich.
Ich war als Leibwache eingeplant, eine große Ehre, wie ich fand, denn immerhin wollte ich mich für meine Frau in der Familie integrieren.

Der Großherzog begann den Kopf zu öffnen, als ich eine Regung in dieser Bestie erkannte, ausserdem waren die Verletzungen aus der Schlacht verheilt.
Ich riss den Großherzog zur Seite, als diese Bestie, ohne Arme und Beine, sich auf mich stürzte. Sie verbiss sich in meiner linken Schulter.
Als ich ihm geschockt in die Augen sah, blickte er mich wie geschockt an und mit einer dreifachen Drehung um die eigene Achse riss er mir den linken Arm bis zur Schulter ab, nur um im nächsten Augenblick wie ein Berserker auf mich zuzukriechen ... anscheinend sinnte er auf Rache.
Seine letzten Augenblicke loderte dieser Bastard in Flammen, welche selbst Stein hätten verbrennen können.

"Ist deshalb das alte Labor noch geschlossen?"
"Das ist Richtig, es wurde zu instabil" erwiederte ich seiner Frage.

"Das ist immer wieder eine spannende und inspirierende Geschichte, beim nächstenmal müsst ihr mir erzählen wie ihr eure Frau verloren habt, ok!?" mit dieser unsensiblen Frage legte der junge Barbier seine klinge nieder, die Rasur war perfekt, wie immer.
"Diese Geschichte ist nichts für so einen jungen Menschen. Sie beinhaltet unendliche Trauer und Leid."
"Dann eben nicht, aber ihr wisst ja, wenn ihr in zwei Wochen wiederkomme, dann müsst ihr mich wieder unterhalten" lächelt er mich an "wer hat denn schon das Glück der Barbier des Ascheprinzen der van Trancy zu sein?"
"Der Sinn deines Besuches ist es eigentlich doch mir einen Dienst zu erweisen und nicht anders herum"

Doch diesen Kommentar wollte er nicht mehr hören, er verlässt mein Zimmer, denn sein Meister wartet bereits. Der Meisterbarbier und sein Schüler besuchen uns alle zwei Wochen, der Meister ist lediglich dem Großherzog vorbehalten, der kleine rasiert hier viele van Trancys, aber ich habe das Gefühl das ich einer der wenigen bin der mit ihm spricht.

Als der Tag sich dem Ende zuneigt liege ich wach in meinem Bett ... diese alte Geschichte reißt die Narben meiner Seele auf und unwillkürlich schießen mir Bilder von vor sechs Jahren in den Kopf ... Bilder aus jener Nacht, an der ich entschloss in die Narbe zu Reisen und mir Sina, meine geliebte Frau zurückzuholen ... was es auch koste!!


NEXT^^ <- Weil ich´s kann! #2
Probleme mit Mitgliedern?
Etwas auf dem Herzen?
Brauchst du wen zum reden?

-> PN oder im Skype anschreiben.
Ich habe für jeden ein offenes Ohr und hin und wieder einen guten Ratschlag ^-^

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Manu.
Der Südwind.

Die Sonne ist noch lange vom Horizont entfernt als ich meine Augen öffne. Ich bin sofort hellwach. Die bevorstehende Reise und die möglichen Schrecken, die mich an ihrem Ende erwarten könnten, graben sich sofort wieder in meine Magengegend. Ich beginne einen Beutel zu packen, mit allem, was ich auf der Reise brauchen würde. Mir wurden Proviant und einige Kräuter zur Wundversorgung gestellt. Ich packe eine Decke für Nachtlager und einige meiner wenigen Habseligkeiten zusammen. Die Reise werde ich wohl in einer Kettenrüstung antreten und jetzt bin ich froh ob der vielen Gewaltmärsche in Rüstung, die Teil meines Trainings waren. So werde ich auch in der Rüstung viel Wegstrecke pro Tag hinter mich bringen. Ich binde meine langen Haare in meinem Nacken zu einem Pferdeschwanz. Sie sind unter einem Helm manchmal etwas hinderlich, doch aufgeben möchte ich meine Frisur nicht. Das einzige bisschen Eitelkeit, das ich mir leiste. Ich verlasse den Novizenbau und mache mich auf zum Herrenhaus, wo die Ritter schlafen. Ich nicke der Nachtwache zu, die das Tor in der Klostermauer bewacht. Für ein Kloster mag eine Nachtwache unüblich erscheinen, doch ein Ritterorden würde nicht den Fehler begehen keine Wachen aufzustellen. Und in unruhigen Zeiten wie diesen waren vielleicht auch die Mönche froh, dass nachts nicht nur die Engel über sie wachten. Ich begegne Bruder Bjarn, der ebenfalls bereits wach ist und sich um das Kartoffelbeet kümmert. Fein säuberlich reißt er kleine Triebe von Unkraut zwischen den Pflanzen heraus. Bald wird geerntet werden und Jera, die Allmutter, war uns dieses Jahr gnädig. Die Ernte wird reich ausfallen. Ich entsende ein schnelles stummes Gebet, grüße Bjarn im Vorbeigehen und laufe weiter. Bjarn erhebt sich und kommt auf mich zu.

„Guten Morgen, Novize Manu! Ich möchte dir alles Gute für deine Reise wünschen!“. Der ehemalige Ritter klopft mir auf die Schulter. „Die Reise verläuft durch Gebiet unserer Verbündeten, doch nimm dich an der Eiswüste in Acht! Hier im Kloster sind wir isoliert von der Politik in der Welt dort draußen, doch das Haus Hohentann bereitet sich auf einen möglichen Krieg mit den Trollen vor. Wir beobachteten wie die Stämme Truppen zusammenzogen und müssen jeden Tag mit einem Angriff rechnen!“. Ich muss unwillkürlich Schlucken. Trolle? Der Unterricht hatte von ihnen gehandelt. Als die verbliebenen Ritter des Ordens nach dem letzten Trollkrieg zurückgekehrt waren, hatten sie all ihr gewonnenenes Wissen gesammelt und bewahrt. Der Kampf gegen Trolle ist hart und der Mensch ist durch seine zerbrechliche Natur im Nachteil. Sollten die Trolle jetzt erneut über das Land herfallen, würde dies Tod und Schrecken mit sich bringen. Gerade jetzt, wo alle Politik und Kriegsbemühen in diesen sinnlosen Konflikt um die Narbe fließen. Ich bedanke mich bei Bjarn und gehe weiter in Richtung Herrenhaus. Abt Jakub erwartet mich bereits, Priester Michal an seiner Seite.

Ich verbeuge mich und der Abt tut es mir gleich. Eine Ehrerweisung, die eigentlich nur Rittern gebührt. Ich fühle mich etwas leichter, als sich mein Herz mit Stolz erfüllt. Der Abt hält das dunkle Schwert in der Hand, das er mir gestern gab um meine Fähigkeiten zu begutachten. „Ich wünsche, dass du jenes Schwert auf deine Reise nimmst. Es ist ein heiliges Schwert, das von hohen Rittern des Ordens schon in den Trollkriegen verwendet wurde. Sollten deine magischen Kräfte dämonischen Ursprungs sein, so möge das Schwert deine Seele schützen und dir auch dann treue Dienste erweisen, wenn Tar deinen Weg zu versperren sucht!“ Ich nehme das Schwert ehrfürchtig entgegen und beobachte fasziniert, wie das frühe Morgenlicht sich in dem dunklen Stahl verliert. Ich danke dem Abt und verbeuge mich erneut. Priester Michal beginnt nun zu sprechen: In einer Art Singsang spricht er ein Schutzgebet, während er mir die Hand auf die Stirn legt: „Oh Ilvar, Gebieter des Todes, der Nacht und des Gleichgewichts, Herr des Krieges und des Friedens, Richter über die Seelen, segne diesen Krieger, der in deinem Dienste reisen soll. Ebne seinen Weg und gebiete den Kräften, die seinem Ziel im Wege stehen Einhalt, so wie du auch den Dämonen Einhalt gebietest, die nach dieser Welt trachten. Ich erbitte dich, geleite diesen Krieger an seinen Bestimmungsort, so dass er seine Aufgabe erfüllen möge!“ Ich senke den Kopf im stillen Dankgebet an Ilvar und verneige mich erneut. Bruder Bjarn taucht hinter mir auf und sagt: „Ich geleite dich vor das Tor!“ Ich verabschiede mich von Abt Jakub und Priester Michal, danke ihnen für die Gaben und den Segen und mache mich mit Bjarn auf den Weg. Der Mönch schreitet schweigend neben mir zum Tor. „Halte dich an Kolja“, sagt der ehemalige Ritter schließlich. „Er ist ein weiser Mann, vielleicht weiser als Abt Jakub. Bischöfin Franziska mag deine Gebieterin im Kloster am Adlerhorst sein, doch Abt Kolja wird dein Freund sein!“. Ich neige den Kopf zur Seite, unsicher, wie ich seine Worte zu deuten habe. Ich bedanke mich schließlich für den Rat und will mich in Richtung Straße aufmachen. Doch Bruder Bjarn hält mich zurück: „Habe keine Angst vor deinen Kräften. Ich glaube nicht, dass Tar einem Ritter Ilvars solche Kräfte schenken würde. Sie sind ein Geschenk Ilvars, des Vielgesichtigen, der um einen Ausgleich in dieser Welt bemüht ist“. Er drückt mir ein Säckchen in die Hand. „Gib das Kolja. Er wird verstehen!“. Mit diesen kryptischen Worten entlässt er mich und ich mache mich auf gen Süden, wo die ewige Eiswüste liegt.

Anfangs ist die Reise unbeschwerlich. Die Straße ist in gutem Zustand. Es ist eine der Hauptverbindungen durch die Länder des Hauses Hohentann. Das Haus erhält die wichtigsten Straßen jederzeit in bestem Zustand um eine schnelle Bewegung der Ritter zu ermöglichen, sollte dies von Nöten sein. Aus diesem Grund sind die Kloster, die einen Ritterorden beherbergen, an ein hervorragendes Straßennetz angebunden, das sie mit allen wichtigen Städten und den Hauptstraßen des übrigen ehemaligen Königreichs verbindet. Dies erleichtert die Fortbewegung zu Fuß ungemein und ich bin zuversichtlich, in dieser Geschwindigkeit mein Ziel in vier oder fünf Tagen zu erreichen. Gegen Mittag erreiche ich jedoch den gewaltigen Tannenwald, der dem Hause Hohentann seinen Namen verleiht. Die Straße ist weiterhin in gutem Zustand, doch der eisige Südwind macht mir zu schaffen. Die Sonne wärmt mich, doch im Schatten der Bäume dringt ein starker Wind durch meine Rüstung und meine Kleidung. Es ist erst Spätsommer, bis zum Winter sollten es noch mindestens zwei Monate sein, doch schon jetzt macht sich die Eiswüste durch ihre unnachgiebigen Winde bemerkbar. Den Tannen scheint das nichts auszumachen, doch das Singen der Vögel wird immer seltener, je tiefer ich in den Wald vordringe. Die Vögel scheinen schon Richtung Norden aufgebrochen zu sein, die Südwinde sind früh dran, dieses Jahr.

Gegen Abend schlage ich in der Nähe der Straße, doch nicht in direkter Sichtweite mein Lager auf. Ich bin zufrieden mit meiner Leistung. Auch wenn die Rüstung mir mittlerweile schwer auf den Schultern lastet und die Südwinde gegen Abend noch stärker und noch kälter wurden, bin ich gut voran gekommen. Ich suche Schutz hinter einer kleinen Felswand, kaum einen Meter hoch. Doch sie bietet Schutz gegen den Wind und es gelingt mir ein kleines Feuer zu entzünden. Nicht zu hell, um niemanden anzulocken, dessen Gesellschaft ich bereuen könnte. Ich überlege das Kettenhemd für die Nacht auszuziehen, doch der Wald ist mir dann doch zu unheimlich und ich beschließe die unbequeme Schlafposition und die Strapazen in Kauf zu nehmen. Vielleicht kostet mich das morgen ein wenig Strecke, da ich weniger erholt sein würde, doch ist mir mein Schutz wichtiger als mein Komfort. Das Schwert liegt griffbereit neben mir als ich mich hinlege. Ich lausche auf die Geräusche des Waldes und des Windes, der eisig durch die Baumkronen weht. Die Tannen wirken wie gewaltige Monolithen, die sich dem eisigen Wind entgegenstellen. Unnachgiebig. Nirgendwo im Reich gibt es so große Tannen wie hier. Schon als Kind habe ich die gewaltigen Tannen geliebt. Wo ich aufgewachsen bin, gibt es nicht so viele davon, aber auch einzeln sind sie beeindruckend. Ein warmes Gefühl von zu Hause macht sich in mir breit, als ich die Baumkronen hoch über mir betrachte. Ich fahre mir nachdenklich über das Narbengeflecht an meinem Hals. Als Kind bin ich in den Kamin gefallen, hat mir meine Mutter später erzählt. Es muss schrecklich gewesen sein. Doch konnte ich mich daran nicht erinnern. Auch passten die gezackten und punktartigen Narben nicht zu einer Brandverletzung. Doch anders konnte ich sie mir auch nicht erklären. Plötzlich höre ich in einiger Entfernung einen Ast brechen. War das ein Tier? Das warme Gefühl ist weg und plötzlich wirkt der dunkle Wald erdrückend. Ich greife unwillkürlich nach dem Schwert. Es raschelt wieder. Es muss ein Tier sein, versuche ich mir einzureden. Der eisige Wind bläst eine Böhe durch die Bäume als tadele er mich ob meiner Naivität. War da draußen etwas?
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

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Alinea
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Alinea »

Irrin

Als ich aufwache, ist es draussen noch hell.
Das Tageslicht scheint durch die Vorhänge und wirft ein verzerrtes Abbild des Fensters auf den Stoff. Es ist stickig geworden in meinem Zimmer.
Ich öffne das Fenster, vorsichtig, dabei die Vorhänge geschlossen zu halten. Die kühle Abendluft zieht durch die Vorhänge nur langsam herein, doch es hilft etwas. Durch einen Spalt zwischen den zwei Stoffbahnen blicke ich hinaus: die Sonne steht schon tief am Himmel und berührt die ersten Dächer der Menschenstadt. Die Tage werden wieder kürzer.
Ich erinnere mich wieder an den Streit mit Damien, und meine Laune verschlechtert sich. Die Bücherregal-Tür ist zu, und von der anderen Seite höre ich keinen Mucks. Ob er wohl sauer ist?
Nachdem ich aus Damiens Zimmer gestürmt bin, habe ich auf meinem Bett gelegen und geweint, bis ich so erschöpft war, dass ich gar nichts mehr fühlen konnte. So betäubt bin ich schliesslich eingeschlafen, und jetzt fühle ich mich besser. Nicht mehr so überwältigt und frustriert. Der alte Bakko hatte eben doch recht: Vieles wird einfacher, wenn man darüber schläft.
Beim Gedanken an meinen alten Freund überkommt mich Trauer, doch gleichzeitig muss ich lächeln. Ich vermisse meinen Stamm. Bakko und Jorruk und Katrin. Sogar Mutter Edirri, und meine Gefährten aus der Stube…
Doch ich kann Damien verstehen. Es wäre gefährlich. Und schliesslich ist es mein Stamm, nicht seiner. Ich kann es bestimmt auch alleine bis zur Eiswüste schaffen, und dann muss ich hoffen, ein Trolldorf zu finden. So schwer ist das bestimmt nicht. Vielleicht gibt Damien mir sogar etwas, das helfen kann. Er hat viele Chemikalien, die hell brennen, daraus könnte ich vielleicht ein Signal bauen...

Vorsichtig öffne ich die Tür, um Damien nicht zu erschrecken, doch wie sich herausstellt ist er gar nicht in seinem Zimmer. Sein Stapel an Reisegepäck ist merklich geschrumpft, das meiste wurde in einen grossen Rucksack gepackt. Die Bücher, die ich versehentlich aus dem Regal geschleudert habe, sind wieder ins Regal einsortiert worden.
Nicht, dass es sonderlich gut sortiert wäre. Die meisten Bücher habe ich einmal geordned, als Damien versucht hat, mir das Alphabet beizubringen. Ich hatte enorm Mühe, die Buchstaben zu erkennen, wenn sie in einer komischen Schrift abgebildet waren… und Damien hat sich nie die Mühe gemacht, meine diversen Fehler zu korrigieren. Er ist selbst nicht allzu ordentlich.
Sein Zimmer ist voller Regale, doch die meisten enthalten keine Bücher. Stattdessen sind sie gefüllt mit Bauteilen, Ketten, Fläschchen, diversen Werkzeugen und aufgerollten Bauplänen in keiner erkenntlichen Ordnung. Der einzige Grund, warum nur die Bücher in meinem Türregal stehen, ist, dass sie nicht so leicht herunterfallen wenn ich die Tür schliesse.
Unwillkürlich muss ich grinsen. Das hat Damien so eingerichtet, nachdem irgendeine Flasche heruntergefallen ist, als ich die Tür geschlossen habe. Damien hat geflucht und angefangen, die verschüttete Säure aufzuwischen – nur konnte ich das natürlich nicht sehen, also bin ich aus meinem Zimmer herausgestürmt um herauszufinden was los ist. Und dabei hab ich ihm die Tür gegen den Kopf geknallt.

Die kleine Klingel warnt mich, dass die Haustüre geöffnet wurde, doch ich brauche mich nicht zu verstecken. Mittlerweile kann ich Damien am Geräusch seiner Schritte erkennen. Kurz darauf erscheint er im Zimmer, einen voll gestopften Beutel in der Hand. “Oh, Irrin, du bist wach.”, grüsst er mich.
“Hallo.”, gebe ich zurück und deute auf den gepackten Rucksack. “Du kannst wieder auspacken. Ich habe beschlossen, dass ich alleine gehe.”
Damien grinst, und ich kann nur verwirrt dreinschauen. “Das dachte ich mir.”, erklärt er. “Und darum habe ich beschlossen, dass ich doch mitkomme. Ich kann dich ja schlecht alleine zur Eiswüste ziehen lassen.”
Für einen Moment verschlägt es mir die Sprache. “Echt?”
Damien grinst weiterhin, anscheinend geniesst er meine Überraschung. “Natürlich. Schliesslich habe ich es dir versprochen, oder? Wir...”
Weiter kommt er nicht, weil ich ihn stürmisch umarme. “Danke!”, rufe ich aus.
“Ah, Irrin, du zerquetscht mich ja. Hnngh...”
Sofort lasse ich ihn los. “Entschuldige...”
Damien lacht nur. “Gern geschehen, Irrin. Ich habe Vorräte gekauft, aber ich fürchte, wir müssen zu Fuss gehen. Einen Wagen zu mieten wäre einfacher gewesen, aber ich kann nicht mit Pferden umgehen… stell dir vor, in Sommerhall haben sie Wagen, die von selbst fahren. Mit magnetischer Induktion! Wobei ich mir denke, dass ein Verbrennungsmotor wie bei meinem Flieger viel mehr Arbeit leisten könnte. Man müsste irgendwie eine Drehbewegung erzielen können...”

Ein paar Stunden später, nachdem die Sonne untergegangen ist, brechen wir auf. Ich habe meinen alten Pelzumhang übergeworfen und ziehe mir die Kapuze tief ins Gesicht. Damien trägt den grossen Rucksack und geht voran, raus aus seinem Zimmer. Nachdem er sichergestellt hat, dass das Treppenhaus leer ist, winkt er mir zu, damit ich ihm folge.
Ich bin auf einmal ganz aufgeregt – wie immer, wenn wir aus der Stadt gehen. Ich folge Damien bis in den Keller, wo wir durch einen Seitenausgang in eine kleine Gasse klettern. Die grossen Strassen werden mit Laternen beleuchtet – normale Öllaternen, keine elektrischen Lampen wie bei Damien – aber die schmaleren Strassen sind stockfinster. Mit schnellen Schritten geht Damien voran, weiter in die Dunkelheit. Ich weiss noch, als wir das erste Mal aus der Stadt gegangen sind… Damien hat mir ganz aufgeregt erklärt, dass er den optimalen Weg aus der Stadt gefunden hat. Wir müssen nur einmal eine beleuchtete Strasse überqueren.
Ich kann die besagte Strasse bereits sehen und ziehe die Kapuze tiefer in mein Gesicht. Laut Damien könnte man mich für einen stämmigen Menschenmann halten, wenn ich meinen Umhang zuziehe und man nicht zu genau hinschaut. Trotzdem halte ich mich lieber nicht zu lange im Strassenlicht auf.
Wie immer geht Damien voran und wartet an der Strasse, bis die Luft rein ist. Sobald ich ihn die Strasse überqueren sehe, beeile ich mich, ihm zu folgen. Nicht nach links schauen, nicht nach rechts schauen, einfach weitergehen. Sobald die Dunkelheit der nächsten Gasse mich wieder umhüllt, atme ich erleichtert auf.

Kurz darauf kommen wir beim Fluss an, der gemächlich durch die Stadt fliesst. Im Schutz eines Baumes ziehe ich meinen Umhang aus und übergebe ihn Damien. Dann lasse ich mich vorsichtig in das eiskalte Wasser.
Immer noch nicht so schlimm wie die Eisstürme, rede ich mir ein während ich mich langsam an die Kälte gewöhne. Damien ist bereits verschwunden. Er wird draussen auf mich warten.
Der Baum, den Damien damals entdeckt hat, befindet sich in einem kleinen Park ganz nahe an der Stadtmauer. Ich hole einmal tief Luft und tauche unter. Die Strömung treibt mich in die richtige Richtung, doch ich muss bis zur Mitte des Flusses kommen, um unter dem Tor hindurchzutauchen. Wasser dringt mir in die Ohren, und ich verdränge das klaustrophobische Gefühl. Bald fühle ich das Flussbett unter meinen Füssen, und ich mache einen grossen Schritt. Es fühlt sich mehr an wie ein langer, langsamer Sprung. Es ist stockfinster.
Wieder fühle ich den Boden, und wieder mache ich einen Sprung. Das Wasser treibt mich unweigerlich weiter flussabwärts, und alles in mir strebt danach, zu atmen.
Noch ein Schritt, noch ein Schritt, denke ich zu mir selbst. Das hast du schon oft gemacht, so schlimm ist es nicht. Noch einmal komme ich am Flussbett an und mache den letzten Schritt.
Ich halte beide Füsse nach vorne und warte darauf, den Boden wieder zu spüren. Sobald ich das tue, stosse ich mich kräftig nach oben. Ich fühle das Wasser an mir vorbeifliessen, und dann breche ich endlich durch die Oberfläche.
Japsend atme ich ein und rudere mit den Armen, um nicht gleich wieder zu sinken. Der Fluss macht hier einen Bogen, und die Strömung treibt mich aufs Ufer zu.
Ich sinke noch einmal bis zum Grund, doch hier ist es zum Glück weniger tief. Als ich am Boden ankomme, stosse ich mich quer zur Strömung ab, um schneller an Land zu kommen. Endlich kann ich wieder stehen, und bibbernd wate ich aufs Ufer zu.

Wie immer ist Damien noch nicht da. Ich setze mich ins Gras, meine Beine umklammernd. Es wird langsam zu kalt für diese Aktion.
Flussaufwärts kann ich die Stadtmauer sehen, und das Wassertor, unter dem ich gerade hindurch getaucht bin. Ich kann auf der Mauer keine Wachen erkennen, und darum bin ich froh. Damien versichert mir zwar immer, dass die Dunkelheit und Entfernung mich genug schützen, doch ohne meinen Umhang fühle ich mich nicht wohl.
Nach einer halben Ewigkeit höre ich endlich Damiens Schritte im Gras, und kurz darauf legt er mir den Umhang um die Schultern. Ich seufze erleichtert. “Das werde ich nicht vermissen.”, flüstere ich.
Es ist zu dunkel, um etwas zu sehen, doch ich kann praktisch hören wie Damien grinst. “Das glaube ich dir.”
Wir folgen dem Fluss noch ein kleines Stück bis zu der Stelle, wo er auf die Hauptstrasse trifft. Um diese Zeit ist auf der Strasse zum Glück niemand unterwegs. Trotzdem wird mir immer mulmig, wenn wir hier unterwegs sind.
Damien weiss das genau. “Keine Sorge, Irrin. Es ist stockfinster, da ist niemand mehr auf Reisen – zumindest niemand ohne ein Licht. Und das sehen wir von Weitem.”
“Wenn du das sagst.”, entgegne ich, wenig beruhigt.
“Da fällt mir ein...”, murmelt Damien und nestelt an dem Rucksack herum, den er nach wie vor auf dem Rücken trägt. Eine elektrische Laterne ist an einem der Riemen befestigt, und er versucht, sie loszulösen ohne den Sack abzulegen.
“Ach, gib her.”, unterbreche ich seine Bemühungen und nehme ihm den Rucksack ab. Er protestiert kurz, doch dann gibt er ihn mir und hilft mir die Riemen auf meine Grösse einzustellen. Dann nimmt er die Laterne ab – jetzt wesentlich einfacher – und stellt sie an.
Die Laterne ist eine seiner Erfindungen. Sie sieht einer Öllaterne täuschend ähnlich, aber das liegt daran, dass er einfach das Gehäuse einer solchen verwendet hat. Die einzige offensichtliche Änderung ist die Kurbel, die aus der Seite ragt. In der Basis, wo normalerweise das Öl eingefüllt wird, befindet sich ein Akkumulator, der ein elektrisches Licht antreibt. Wenn er leer ist, kann man ihn wieder auffüllen, indem man eine Weile an der Kurbel dreht. Die Drehung erzeugt Elektrizität, welche dann wieder im Akkumulator gespeichert wird.
Eine Weile gehen wir schweigend nebeneinander her, und langsam entspanne ich mich. Wie weit es wohl ist bis zur Eiswüste?

Mehrere Stunden später macht mir das Abenteuer sogar richtig Spass. Der Weg ist hier ringsum geschützt von hohen Tannen, die so dicht stehen, dass man keine zehn Meter weit in den Wald sieht. Damien hat mir erklärt, dass diese Tannen die grössten sind, die es gibt. Ich finde, sie bieten ausgezeichneten Sichtschutz.
Zweimal nur sind wir anderen Reisenden begegnet, und beide Male waren sie gar nicht unterwegs, sondern haben am Strassenrand ein Lager aufgeschlagen. Die erste Gruppe haben wir umgangen, indem wir ein Stück durch den Wald gegangen sind, doch das zweite Lager haben wir sie erst gesehen, als wir schon in Sichtweite waren. Das Feuer war nur noch am glimmen, und der Reisende war wohl alleine unterwegs und hat geschlafen.
Wir haben uns vorsichtig an ihm vorbeigeschlichen und es gelang uns, ihn nicht aufzuwecken.
Mittlerweile wird es schon merklich heller, und wir sind auch deutlich langsamer geworden. Meine Beine sind sich die Anstrengung nicht mehr gewohnt, und auch Damien sieht ziemlich müde aus. Der Akkumulator der Laterne ist bald leer; das Licht ist kaum noch mehr als ein schwaches Glimmen.
“Da drüben sieht es aus, als könnten wir ein Lager aufschlagen.”, meint Damien, und wir verlassen die Strasse. Damien führt uns ziemlich weit in den Wald, sodass uns auch tagsüber niemand sehen kann. Wir finden eine Kuhle, die sich unter den Wurzeln eines Baumes gebildet hat, und Damien beschliesst dass das ein guter Ort ist.
Im schwindenden Licht der Laterne packt Damien ein paar Decken aus, ein Leinentuch und ein paar Seile. Ich kann nur verwundert zusehen, während er das Seil zwischen zwei Bäumen spannt und dann das Tuch darüber legt und an den Seiten mit Steinen beschwert. Es ist wie ein kleines Dach.
“Das ist doch schon fast gemütlich.”, meint Damien, während wir unsere Decken ausbreiten. Kaum haben wir beide uns hingelegt, sind wir auch schon eingeschlafen.

Ich wache von dem klickenden Geräusch auf, das die Laterne macht, wenn sie gekurbelt wird. Damien sitzt auf seiner Decke und ist anscheinend schon ganz wach. Neben ihm liegt ein Brot und ein Stück Fleisch. “Abendessen.”, verkündet er und deutet darauf. “Ich war kurz davor es selbst zu essen.”
Erst jetzt bemerke ich, wie unglaublich hungrig ich bin. Immer noch in meine Decke gewickelt nehme ich das Essen und verschlinge es regelrecht. “Gut geschlafen?”, frage ich dann.
“Na ja.”, macht Damien nur und zündet die Laterne an. Das helle Licht blendet mich regelrecht. “Hey!”
Damien schaltet das Licht wieder aus, sichtlich zufrieden. “Halbe Stunde kurbeln, acht Stunden Licht. Nicht schlecht.”
Wir machen uns daran, unsere Habseligkeiten wieder in den Rucksack zu packen. Meine Beine schmerzen von der Anstrengung, und Damien sieht auch nicht mehr so frisch aus wie letzte Nacht, doch vom Hierbleiben wird das auch nicht besser. Im Licht der Laterne prüfen wir kurz, dass nichts liegen geblieben ist, und machen uns dann auf den Weg zurück zur Strasse.

Doch wir kommen nicht besonders weit. Plötzlich bleibt Damien einfach stehen und ich stolpere fast in ihn hinein. Hastig macht er die Laterne aus.
Im Dunkeln kann ich vor uns das Licht eines Feuers sehen, das sich an einer kleinen Felswand wiederspiegelt. Ich suche nach der Quelle des Lichts, doch was auch immer es ist, es bleibt verborgen hinter dem ganzen Gestrüpp.
Damien deutet nach rechts, und mir ist klar, was er meint: Wir müssen um das fremde Lager herumgehen. Vorsichtig schleicht er voran, in die angedeutete Richtung. Ich folge ihm, darum bemüht, kein Geräusch zu machen.
Ohne die Laterne ist das gar nicht so einfach. Ich zucke zusammen, als unter meinem Fuss ein Ast zerbricht. Damien dreht sich alarmiert zu mir um und ich halte den Atem an. Hat uns jemand gehört?
Nach einem scheinbar endlosen Moment beginnt Damien, weiterzugehen. Das fremde Lager befindet sich genau auf dem einfachsten Weg durch die Bäume, und so müssen wir uns durch das Gestrüpp schlagen. Damien duckt sich unter ein paar tief hängenden Ästen hindurch, doch dafür bin ich zu gross. Ich suche nach einem anderen Weg und gehe um einen Baum herum, bemüht, Damien nicht aus den Augen zu verlieren. Wenn es nur nicht so verdammt dunkel wäre!
Damien scheint nicht bemerkt zu haben, dass ich nicht mehr direkt hinter ihm bin. Ich unterdrücke den Impuls, ihm zuzurufen. Wir würden uns schon wieder finden, spätestens wenn wir auf der Strasse sind.
Ich mache einen weiteren vorsichtigen Schritt und merke, dass sich ein Ast in meinem Rucksack verfangen hat. Ich will danach greifen, bevor er zurückschnellt und Lärm macht, doch dabei drehe ich und der Rucksack stösst gegen einen Baumstamm. Ein überraschtes Japsen entschlüpft mir und ich setze mich wenig elegant auf meinen Hintern. Oh verflucht!
“Oh verflucht!”, ruft Damien aus dem Wald wie ein Echo meiner Gedanken. Ich höre etwas scheppern und dann knacken ein paar Äste. Kurz darauf geht die Laterne an.
Ich bleibe einfach sitzen und wage es nicht zu atmen. Vielleicht schlafen die Leute in dem Lager ja. Vielleicht kann Damien sie überzeugen, dass er alleine ist.
Angespannt lausche ich in den Wald.
A cloud of mystical dust appears, shrouding Alinea in its magic. You roll a four. The cloud dissipates and Alinea is gone.

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Name: Rael
Alter: 22
Rasse: Elfe
Element: Schatten
Aussehen:
Rael ist ca 1.30 groß und hat ungewöhnlich große Ohren für eine Elfe. Sie hat gelbe Augen, ebenfalls ungewöhnlich für eine Elfe, und wenn sie grinst zeigen sich ihre spitzen Eckzähne. Sie hat schulterlanges schwarzes Haar, dass ihr in Strähnen ins Gesicht fällt.

Prolog.

„Kannst du überhaupt zahlen?“ Ich kneife die Augen zusammen und versuche schlecht gelaunt zu schauen. Klappt nicht so ganz, also greife ich in die Tasche und ziehe eine Münze hervor. „Stimmt so, Arschloch“, gifte ich den Wirt an. Der zieht seine dicken Augenbrauen etwas hoch, nimmt jedoch die Münze entgegen und dreht sich ohne ein weiteres Wort um. Hoffentlich schmeckt wenigstens das Bier… Ich nippe an dem hölzernen Krug. Könnte schlimmer sein. Ich nehme einen weiteren tiefen Schluck. Beiläufig schaue ich mich in dem schummrigen Wirtshaus um. Es ist kein teurer Schuppen, aber immerhin ist es sauber. Durch die Fenster kommt nicht viel Licht, aber dafür spendet ein großer Kamin eine warme Atmosphäre und der Geruch nach brennendem Holz überdeckt den Geruch der vielen Menschen. Sie sind zwar größer und stärker als ich, aber dennoch kleine Wichte im Vergleich zu einem Troll. Dennoch stinken die meisten von ihnen ebenso bestialisch wie diese Kreaturen aus dem Eis. Zumindest glaube ich das, ich habe noch nie einen Troll gesehen, ich kenne sie nur aus Geschichten. Grausame Krieger sollen sie sein. Und in Höhlen leben. Da sind mir die Zimmer der Menschen doch lieber. Und das Bier schmeckt sicher auch besser, als das, was ein paar dumme Höhlentrolle trinken würden. Ich nehme zwei weitere tiefe Züge. Heute war ein guter Tag, das Wetter war gut und die Ernte wurde langsam eingefahren, das bedeutete, dass die Märkte voller Menschen waren. Menschen, die viel zu beschäftigt waren Preise auszuhandeln, als dass sie auf ihre Geldbörsen achteten.

Plötzlich brummt mich eine Stimme von der Seite an: „Platz da, Mischling!“ Jetzt habe ich wirklich schlechte Laune. „Wie hast du mich gerade genannt?“, frage ich den betrunkenen Bären, der vor mir steht. „Mischling. So nennt man Leute, die halb das eine, halb das andere sind. Und ich mag weder Elfen noch Vampire, also geh zur Seite“. „So?“, frage ich herausfordernd, „Und was wenn nicht?“ „Dann hau ich dir ein paar aufs Maul. Wenn ich so ein kleiner Wicht wäre, würde ich Platz machen. So eine Faust kann dir locker das ein oder andere Knöchelchen brechen.“ Der Bär baut sich vor mir auf. Ich hülle meine Faust in Schatten und verpasse ihm ohne Vorwarnung einen Haken. Er taumelt zurück und sofort drehen sich seine Freunde um, die vorher noch laut lachend und grölend an der Bar gesessen haben. Ich springe auf und nutze den Schatten unter der Bar um meine Kräfte zu sammeln. Einer der Betrunkenen packt den Stuhl auf dem ich eben noch saß und will mir mit ihm den Kopf zertrümmern. Blitzschnell stürme ich nach vorne, während ich mit den Schatten geradezu verschmelze. Eine leichte Übung. Ein zweiter Schatten löst sich von mir und schlägt nach dem Mann. Schwerfällig versucht er der Illusion auszuweichen, ist allerdings zu langsam.

Aber nun ja, Schatten tun niemandem weh und so fährt die schemenhafte Faust einfach durch ihn hindurch. Doch seine schwerfällige Reaktion befördert seinen Kopf genau in meinen realen, wenn auch durch die Schattenspiele schwer vorhersehbaren Schlag. Der Mann kippt ohne einen weiteren Mucks nach vorne, direkt in die Arme des Bären, der sich inzwischen gefangen hat und gerade zum nächsten Schlag ausholen will. Ich drehe ihm den Rücken zu um mich seinen zwei verbliebenen Begleitern zuzuwenden, jedoch nicht ohne einen weiteren Schatten auf ihn zuspringen zu lassen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er reflexartig seine Arme nach oben reißt und zurücktaumelt. Sein bewusstloser Freund fällt wie ein Sack Kartoffeln auf den Boden. Seine Freunde haben sich inzwischen in Position gebracht, doch rechnen sie weder mit meiner Geschwindigkeit, noch können sie meine echten Fäuste von den Schatten unterscheiden, die da nach ihnen greifen. Nur zwei Sekunden später liegen beide ächzend auf dem Boden. Ich drehe mich wieder um und grinse den Bären an: „Vier gegen eine, Fettsack, und doch bist du es, der Platz machen muss!“, und mit diesen Worten trete ich ihm zwischen die Beine. Er heult auf und in einer Drehung entreiße ich ihm das kleine Säckchen mit Münzen an seinem Gürtel und trete gegen seinen Hinterkopf, sodass er mit dem Gesicht auf dem fleckigen Holzboden fällt. Ich greife meinen Krug, leere ihn in einem kräftigen Zug und proste dem Wirt zu, der inzwischen einen Säbel in der Hand hält, jedoch etwas unschlüssig hinter der Theke steht. Dann drehe ich mich um und verlasse das Wirtshaus. Eigentlich doch ein sehr gutes Bier.
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

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Itaga
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Itaga »

Arun:

Wie eine Sau blutend liege ich auf dem Laborboden, vor Schmerzen windend. Mehr als ein "mein Arm!!" bekomme ich nicht mehr aus mir heraus.
Der Großherzog bricht nur in Gelächter aus: "Er hat euch gebissen ... und das obwohl er weder Arme noch Beine hatte. Interessant das ihn selbst die geöffnete Schädeldecke nicht davon abhielt. Er muss gemerkt haben das er einen Fehler begangen hat und riss euch deshalb den Arm ab."

Mein Blick wandert richtung meines abgerissenen Armes, dort liegt er, nur einen knappen Meter von mir entfernt. Man kann ihn bestimmt wieder mit meinem Körper vereinen, immerhin verfügen die van Trancys über Alchemie und dämonische Pakte ... da muss sowas möglich sein!
Der Großherzog begutachtet den abgetrennten Arm und hebt ihn auf: "Sieht unbrauchbar aus, den bekommst du wohl nicht zurück."
Ohne das mir die Chance blieb die Worte zu verstehen warf er ihn in die andere Ecke des Raumes und entzündete ihn durch dämonische Magie. "Er war mit Vampirblut verseucht, auch die beste Magie hätte ihn dir nicht zurückgeben können"

Der nächste Schwung aufblitzender Erinnerungen transportiert mich ins Krankenzimmer, wo einst mein linker Arm war, befindet sich nun ein in Verbände gewickelter Stumpf, welcher gerade einmal eine Faust brei lang war.
Langsam taste ich ihn ab ... laut meinen Gefühlen müsste mein linker arm noch da sein, zumindest spüre ich ihn bis zu den Fingerspitzen, aber ich sehe ihn nicht, noch lässt er sich bewegen oder gar ertasten.
Es ist wohl kein Traum gewesen, dieser Bastard hat mir tatsächlich den Arm abgerissen ... wie soll ich denn so weiterhin meiner Aufgabe nachkommen?
Ich wollte doch ... für sie ...

Während ich meine Optionen durchgehe und im fast schon romantischen Mondlicht liege überkommt mich der Hunger und mein Mund fühl sich an als hätte ich tagelang nichts getrunken.
Als würde sie meine Gedanken empfangen, öffnet sie die Türe, meine geliebte Sina und sie hat einen Krug mit Wasser dabei.
Nachdem sie ihn abgestellt hat, fällt sie mir um den Hals:

"Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, der Großherzog sagte das du es vielleicht nicht schaffst. Du hast drei Tage geschlafen."
Drei Tage soll ich geschlafen haben? Das würde meinen gewaltigen Durst erklären, die Schwäche kommt dann wahrscheinlich vom Blutverlust um ebenfalls vom Flüssigkeitsmangel.
"Mach dir keine Sorgen, Schatz, so schnell bringt mich niemand unter die Erde" versuche ich sie aufzuheitern, aber es stimmt ... das war verdammt knapp, wäre er ein Stück weiter nach links gekommen, hätte ich ihn an meiner Kehle gehabt und vermutlich wäre mir der Kopf abgerissen worden.
"Trink erstmal, du musst ja verdursten!" Ihr laufen Tränen übers Gesicht ... sie weis genauso gu wie ich das es verdammt knapp war, ich muss definitiv vorsichtiger sein ... vielleicht setze ich mich auch zur Ruhe und flüchte mit ihr richtung Osten in eine der großen Städte.

Ich nehme mir den Krug und kippe mir das erfrischende Nass die Kehle hinunter.
Wir könnten eine kleine Apotheke eröffnen, Sina kennt sich mit Kräutern aus und ich könnte die Zutaten sammeln oder mit keinen Söldneraufgaben Geld verdienen ... nein, keine Söldneraufgaben mehr. Ich helfe in einer Schmiede aus oder in einer Schänke.
Meine Gedanken kreisen um unsere Zukunft:
"Sina, Liebling. Ich will..." sie unterbricht mich
"Sie wollen Rache, die Rozengards formieren sich neu, wir hatten bereits Spione auf Schloss van Trancy. Sie suchen den Großherzog und den Krieger, welcher ihren Anführer tötete. So sehr ich mir eine friedliche Zukunft mit dir wünsche, wir müssen erst diese Vampire vernichten, sonst hört dieser Krieg niemals auf!"
Die Angst liegt in Ihren Augen und ich muss einsehen das sie Recht hat, alle schönen Zukunftsvorstellungen, welche ich mir ausmale würde mit einem mal vernichtet werden durch eine nächtliche Attacke von Vampiren.
"Schatz, ich ..."

Erneut blitz mich der Traum zur nächsten Erinnerung

Lange haben wir diskutiert und uns unsere Sorgen und Hoffnungen mitgeteilt ... Sie ist meine Seelengefährtin, niemand vermag es mir so Hoffnung zu spenden wie sie und ich weis das es andersherum genauso ist.
Aber seit Stunden plagt mich mein Durst, ich habe bereits zwei Krüge geleert und fühle mich immernoch so als müsste ich jeden Augenblick verdursten, zudem rast mein Herz.
Sina fährt mir durch mein rot-braunes Haar und gibt mir einen Kuss, ich fühle ihren Puls.


Schreiend erwache ich aus diesem Traum, mein Herz rast, meine Kehle wie ausgetrocknet und ich höre sie, die Herzschläge der Personen im Zimmer unter mir.
Ich falle aus meinem Bett und kämpfe mich richtung Kommode, hier steht mein Arzneischrank, den ich aufreiße, in ihm befinden sich Reagenzgläser mit einem roten, dickflüssigen Extrakt.
Hektisch entnehme ich zwei, beiße den Korkverschluss ab und trinke den Inhalt.
Die nächsten Minuten sitze ich gegen meine Kommode gelehnt, die Geräusche verschwinden, meine Kehle fühlt sich gänzlich normal an und der Durst ist gestillt.

Solch eine Tragödie wird mir niemals wieder passieren und für meine unverzeiliche Sünde werde ich zumindest teilweise büßen, indem ich Sie zurückhole ... meine geliebte Sina soll dann mein Urteil vollstrecken und was auch immer es ist, ich werde es akzeptieren!
Erschöpft von meiner Medizin schlafe ich an meiner Kommode wieder ein und erwache erst kurz vor Mittag wieder.


Die Sonne streichelt mein Gesicht und ich erhebe mich vom kalten Steinboden ... ich sehe furchtbar aus, solch einen Anfall hatte ich schon lange nicht mehr, das Medikament muss abgelaufen sein.
"Maximal sieben Tage haltbar" notiere ich mir in mein Notizbuch unter "Medizin" direkt unter die Zutatenliste.
Es ist ein experimentelles Rezept meiner geliebten Sina, sie wollte Vampire retten indem sie dieses Extrakt zu sich nehmen, es nimmt einem alles was der Fluch beinhaltet und ermöglicht ein recht normales Leben, Nebenwirkungen soweit ich es beurteilen kann sind gestörte Magiekreisläufe, meine Kampfkraft ist dadurch gesunken.
Drei Flaschen reichen pro Tag, es sei denn man ist körperlich sehr angestrengt oder benutzt magie, das verkürzt die zeit zum Teil beträchtlich.

Wenn ich diese Dinger selber braue, scheinen sie schwächer zu sein, trotz gleichbleibender Zutaten, deshalb gebe ich sie aktuell den Alchemisten der Aufklärungseinheit in die ich versetzt wurde. Als "alternatives Schmerzmedikament" habe ich es angemeldet um angebliche Schmerzen meines Armes zu lindern.
"Herr, es wird Zeit" klopft es an der Türe.
Zwei Diener kommen herein, sie helfen mir mich anzukleiden. Auch wenn meine Montur nicht schwer ist, so würde es doch erheblich länger dauern, würde ich mich mit einem Arm alleine umziehen.

Da stehe ich nun vor meinem Spiegel, mein Haar mit einer Harzähnlichen Substanz nach hinten fixiert, damit es mir nicht im Gesicht herumflattert und mein Körper bedeckt mit einer leichten Rüstung aus Sythetischen, schwarzen Fasern, kombiniert mit vereinzelten Metallelementen an Brust, Rücken, Schultern und Scheinbeinen.
Es sieht eher schlicht aus, obwohl das Schwarz bestimmt nicht alltäglich ist.
Dies ist die Montur der Aufklärungseinheit, darüber ziehe ich meinen Bärenpelz, denn es ist kalt draußen.
Nachdem ich mein Rapier am Gürtel fixiert habe, folgt nurnoch mein Medikamentenbeutel, unter welchem ich drei Wurfmesser verstecke.

"Folgt uns bitte, Herr" Werde ich aus meinem Zimmer geleitet.



NEXT - ist schon spät, deshalb werdens halt zwei Posts.
Probleme mit Mitgliedern?
Etwas auf dem Herzen?
Brauchst du wen zum reden?

-> PN oder im Skype anschreiben.
Ich habe für jeden ein offenes Ohr und hin und wieder einen guten Ratschlag ^-^

Coragna
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Coragna »

Elevyn

Die Wartehalle zur Arena ist völlig überfüllt. Sie wurde zusammen vor über hundert Jahren direkt neben der Arena erbaut und damals wurde erwartet, dass nur die besten der besten hier antreten würden. Doch anscheinend haben sich die Zeiten geändert – zwar stehen an den Türen der Arena Schreiber und Wachen, um die Namen und den bevorzugten Kampfstil der Bewerber aufzunehmen, doch soweit ich es von hier sehen kann, lassen sie einfach jeden durch, der einigermaßen gerade auf zwei Beinen stehen kann. Mhara und ich haben uns als Zwillinge vorgestellt, die nur gemeinsam kämpfen würden und wir hatten schon ziemliche Sorgen, dass sie uns trennen würden, aber es wurde nur mit einem Schulterzucken quittiert und eingetragen. Mhara steht neben mir in voller Kampfmontur. Sie trägt genau wie ich ihre Lederrüstung und ihr langes, schwarzes Haar ist zu einem strengen Zopf zusammengeflochten, damit es ihr später auf keinen Fall in die Augen fällt. Sie hält ihre Armbrust noch etwas fester als sonst und starrt angespannt zu den Toren, die sich jeden Moment öffnen sollen, um die ersten Anwärter hindurchzulassen. In der Halle sind hauptsächlich Menschen und Zwerge versammelt, manche in voller Rüstung mit riesigen Schwertern oder Äxten, manche tragen nur ein Kettenhemd oder sogar Lumpen am Körper. Die Nervosität und Anspannung scheint greifbar zu sein. Neben uns streiten sich zwei Zwerge mit knallroten Bärten lautstark darüber wer die einzige Axt haben darf, die sie mitgebracht haben und wer als Lockvogel dienen soll.

„Elevyn? Wir haben seit über 6 Jahren jeden Tag hierfür geübt. Wir schaffen das schon. Unser Plan kann gar nicht schief gehen.“ Ich schaue zu Mhara, die mich um gute zwei Handbreit überragt. Sie sieht inzwischen zwar nicht weniger angespannt aus, aber ich kann die Entschlossenheit in ihren Augen sehen. Ich seufze, nicke und will zu einer Antwort ansetzen, doch da werde ich plötzlich von den Füßen gerissen und gegen den dicken, bärtigen Mann hinter mir geschleudert. „Hey!“ schreit Mhara laut während ich sofort wieder auf die Beine springe und einen Dolch ziehe. Um uns entsteht ein Tumult, ich höre wie mehrere Schwerter hinter mit aus der Scheide gezogen werden. Verwirrt schaue ich mich um – neben mir auf dem Boden liegt einer der beiden Zwerge und versucht verzweifelt sich in dem schweren Kettenhemd wieder aufzurichten. Anscheinend hat ihn sein Kumpane ihn gegen mich gedrängt, um sich mit der Axt davon machen zu können. Er ist auf jeden Fall spurlos verschwunden und hat den anderen zurückgelassen.

„Pass doch auf, Mädchen!“, donnert die Stimme des Riesen hinter mir. Ich drehe mich und er starrt bedrohlich auf mich herab. Seine Augen funkeln stumpf und voller Mordlust. Ich wünschte mir, Mutter Natur hätte mir mindestens zehn Zentimeter mehr an Körpergröße gegeben. Ich umklammere meine Dolche fester und starre wütend zurück. „Lass meine Schwester in Ruhe!“ faucht Mhara von hinten und auch ohne mich Umzuschauen, weiß ich, dass sie ihre Armbrust inzwischen nicht mehr auf den Zwerg sondern auf den Mann gerichtet habe. Sein Blick richtet sich auf sie und bevor die Situation weiter eskaliert und er uns den ersten Arenakampf beschert, bevor wir überhaupt drinnen sind, greife ich mit der dolchfreien Hand nach der Luft. Ich lasse die Luft für einen Atemzug ihre Wirbel um meine Hand ziehen, spüre die angenehme Kühle auf meiner Haut und vollführe dann eine rasche Drehung aus dem Handgelenk und reiße den Arm so schnell ich kann zurück. Eine starke Windböe reißt den Mann von den Füßen und er fällt in die Menge hinter sich, genauso wie ich es früher immer mit meinen Brüdern gemacht habe, wenn sie mich zu sehr geärgert haben.

Mhara lacht laut auf und zieht mich dann mit sich in die Menge hinein. Wir schlüpfen so schnell wir können zwischen den Leuten hindurch, ich sehe mindestens vier Krieger aus dem Haus Wendel, vermutlich welche niederen Ranges, oder wie auch immer das bei ihnen heißt, die in ihrer jetzigen Position nicht genug verdienen und auf Ruhm und Ehre aus sind. Ich sehe viele Wappen von kleineren Häusern, aufgestickt und aufgemalt auf Rüstungen und Schilden, viele von denen ich bisher nur Bilder gesehen habe und manche sagen mir überhaupt nichts. In der dunkelsten Ecke kommen wir durch einen Trupp sehr düster aussehender Gestalten die uns mit dunklen Augen mustern. Erst als wir schon fast vorbei sind und ich einem von ihnen direkt ins Gesicht schaue, bemerke ich die spitzen Schneidezähne und realisiere mit einem Schaudern, dass es Vampire sind. Ein Stück weiter beobachten wir eine spindeldürre Elfe, wie sie versucht ein elektrische Lampe von der Wand zu klauen. Verstohlen beobachten wir sie, wie sich verzweifelt abmüht die Lampe von der Wand zu ziehen. Es dauert eine Weile bis sie darauf kommt sie zu drehen und als sie sie schließlich abgenommen hat und das Licht sofort erlischt, flucht sie verwirrt und macht sich von dannen. Keine 20 Schritte weiter schwatzt Mhara einem jungen Mann in Rüstung mit dem Wappen von Haus Aspenvlies zwei seiner Pfannkuchen ab, in dem sie so tut als käme sie aus dem gleichen Herrschaftsgebiet und erst als ich hinein beiße merke ich, wie hungrig ich eigentlich bin. Wir lassen sie uns schmecken und reden noch kurz mit dem Kerl, der Karl heißt und sich als bester Ritter seiner Garde entpuppt. Er hofft darauf, dass er gewinnt um seinem Haus zu einer bessere Stellung in Ragnarök zu verhelfen

Schließlich stehen wir um einiges näher an der Tür als zuvor und die Aufregung ist zurück. „Wir schaffen das schon.“ , sagt Mhara erneut und legt mir eine Hand auf den Rücken. „Zeig mal deine Dolche.“ Ich ziehe die beiden und halte sie ihr hin. Die Klingen sind ein kleines Stück länger als mein Unterarm mit einem ungeschmückten Schaft aus Metall. Ich habe sie gestern noch schärfen können und sie funkeln in dem Licht der elektrischen Lampe über uns. „Du bist die beste Kämpferin mit den Dingern, die ich kenne. Wir schaffen das. Wir haben trainiert, wir haben das Blut dafür und wir haben uns. Zusammen sind wir unschlagbar.“

„Ja, wir schaffen das schon.“ echoe ich, stecke die Dolche zurück und trete zu Mhara, um ihren Köcher mit Bolzen und ihre Rüstung zu überprüfen. Ich ziehe noch einmal ihre Schnallen fest, zähle ihre Bolzen zweimal und sie nimmt den Köcher daraufhin noch einmal ab und zählt selbst nach. Ich verlagere mein Gewicht von einem Bein auf das andere und spüre wie ich wieder unglaublich nervös werden. Als Mhara zum dritten Mal alle Riemen meiner Rüstung inspiziert, öffnet sich plötzlich und erstaunlich unspektakulär die gewaltige Tür und es werden die ersten Namen aufgerufen.

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Manu.
Dämonenlicht.

Plötzlich höre ich einen dumpfen Schlag, direkt neben mir. Ich greife nach meinem Schwert. „Oh verflucht!“, höre ich eine Männerstimme, jedoch eindeutig aus einer anderen Richtung. Werde ich eingekreist? Ich springe auf, die Ketten klirren leicht. Jetzt dürften sie wissen, dass ich wach bin. Ich entferne mich etwas vom Feuer, um die Dunkelheit zu nutzen – in der Unterzahl die zu präferierende Methode. Doch in diesem Moment geht vor mir ein Licht an. Es scheint nicht natürlichen Ursprungs zu sein, denn es flackert nicht, wie ein Feuer oder eine Kerze es tun würde. Ich erkenne den Mann, der wohl gesprochen hat. Er hat keine Rüstung an und hält eine Art Öllaterne hoch. Er entdeckt mich ebenfalls und blendet mich mit der Laterne. Ich kneife die Augen zusammen und hebe meine Schwert in seine Richtung. Dann versuche ich in der Dunkelheit die Quelle des anderen Geräusches auszumachen, doch die Laterne blendet mich zu sehr. Der Mann scheint jedoch unbewaffnet und ungerüstet zu sein. Vielleicht meine Chance. Mit einem plötzlichen Satz springe ich auf ihn zu. Er stolpert überrascht rückwärts, scheint jedoch mit der Attacke überfordert und so packe ich ihn und halte ihm das Schwert an die Kehle. Eigentlich ist das Schwert für so einen Angriff zu groß und ich laufe Gefahr die Kontrolle über die Klinge zu verlieren, sollte der Mann Kampferfahrung haben. Doch dieser scheint Kampf nicht im Sinn zu haben. „Wie viele seid ihr?“

„Whoa hey, ich tu dir nichts! Ich bin alleine! Ich wollte niemanden stören, du hast nur meinen üblichen Schlafplatz besetzt, ich wollte eine andere Stelle suchen, da ist mir die Laterne runtergefallen“. Ich packe ihn etwas fester und zische „Lügner. Ich habe eindeutig jemand anderes gehört. Sag ihm, er soll sich zeigen, sonst schlitz‘ ich dich auf“. Der Mann war sicherlich kein Krieger. Er klang überrascht und nervös. Ich konnte die Spannung förmlich fühlen. Mein Drohung war leer, ich würde sicherlich keinen Zivilisten verletzen, aber das wusste der Mann ja nicht. „Und mach die Laterne aus“, schiebe ich nach. Hastig fummelt der Mann an seiner Laterne herum, soweit mein Griff um seinen Oberkörper dies zulässt. Die Laterne geht aus. Ist sie magisch? Oder funktioniert sie gar mit Strom? „Okay okay es ist noch jemand hier, wir tun niemandem etwas, ich wollte sie nur schützen. Ich weiß gar nicht wo sie genau ist, wir haben uns in der Dunkelheit verloren“. Der Mann brabbelt nervös vor sich hin. „Wie heißt du?“, unterbreche ich seinen Redefluss, während ich ihn an den Felsvorsprung zerre. Das sollte mir Rückendeckung geben. Ich traue ihm nicht. Zwar glaube ich nicht, dass sich viele Krieger in der Nähe verstecken, warum sollte er dann ungerüstet die Vorhut bilden, doch ich muss sicher sein. Alles andere könnte meinen Tod bedeuten. „Damien Lorraine“, antwortet der Mann. Ich halte inne. Ein Lorraine? Das wird ja immer besser. Die Familie Lorraine gehört quasi zum Hause Hohentann, sie sind treue Anhänger der drei Götter und genießen einen guten Ruf am Adelshof. Ich muss eine Entscheidung treffen. Einerseits bewerte ich die Begleitung des Lorraines noch immer als Gefahr, andererseits steht es mir als Novize nicht zu, einen Freund des Adelshauses anzugreifen. „In Ordnung, Damien Lorraine. Sag deiner Begleitung, sie soll hervortreten, dann können wir uns wie zivilisierte Menschen unterhalten“, unternehme ich einen letzten Versuch. „Danke. Aber... Sie, also... sie hat einen Grund, sich zu verstecken. Versprichst du mir, dass du... dass du uns zuerst anhörst?“ Ich werde misstrauisch. Das klingt überhaupt nicht gut. Aber ich kann den Mann nicht länger als Geisel halten, er ist ein Lorraine. „Du hast mein Wort, Ilvar der Vielgesichtige sei mein Zeuge“. Und mit diesen Worten nehme ich das Schwert von seinem Hals.

Damien wirkt noch immer vorsichtig, doch ruft er in die Dunkelheit: „Irrin? Du kannst herkommen. Er tut uns nichts.“ Es raschelt ungefähr in der Richtung, woher ich auch den dumpfen Aufprall gehört habe und ich erkenne schemenhaft eine Gestalt. Das letzte Glimmen der Kohle genügt nicht um näheres auszumachen, doch ist die Frau, die Damien Irrin genannt hat von mächtiger Statur. Ich blicke vorsichtig auf die Laterne, die sich noch immer in Damiens Hand befindet. Wenn sie mit Strom funktioniert… das Metall scheint mir seine Geheimnisse geradezu ins Gesicht zu schreien. Ein kleiner gedanklicher Stoß genügt und die Lampe scheint für einen Augenblick hell auf, bevor sie wieder erlischt. Doch es genügt um den mächtigen Troll zu erkennen, der da vor mir aus dem Gebüsch kommt. Ich stolpere zurück. „Bei Jera, was hat ein Lorraine mit einem Troll zu schaffen?“, stammele ich. Damien lässt vor Schreck die Lampe fallen und bückt sich wie aus Reflex danach und schaut sie entgeistert an. Dann scheint er wieder in der Realität anzukommen. „Äh... ja. Lange Geschichte. Irrin wurde gefangen und nach Tannbach gebracht. Ich hab sie dort gefunden. Sie war friedlich, also habe ich sie bei mir versteckt, um sie zu beschützen.“ „Damien hat mir viele Dinge beigebracht.“, fügt Irrin dann an. Ich blicke die zwei entgeistert an. Ein Lorraine, der aus einer Laune heraus einen Troll rettet und eine Trollfrau, die die Menschensprache spricht. Ich bücke mich und werfe einige zweige auf die glühende Kohle.

Das Feuer leuchtet auf und wirft unheimliche Schatten in die Gesichter der Versammelten, aber es ist mir allemal lieber als dieses Dämonenlicht des Lorraines. Hinsetzen werde ich mich aber dennoch nicht. „Und was tut ein Lorraine mit einer Dämonenlampe und einem Troll bei Nacht im Tannenwald?“, frage ich schließlich. „Naja wir können ja schlecht mitten am Tag durch die Strasse ziehen“, antwortet Damien, meine eigentlichen Fragen ausweichend. Irrin jedoch fügt hinzu: "Wir gehen zur Eiswüste." Jetzt werde ich hellhörig. Was möchte der Lorraine und seine Trollgefährtin so weit außerhalb des Hauses Hohentann. Geht es um den Troll? Oder hat es was mit der Lampe zu tun? Die Verbreitung eines solchen Dämonenwerkzeuges muss verhindert werden. Doch kann ich einem Lorraine keine Befehle erteilen und abnehmen kann ich ihm die Lampe auch nicht. Andererseits ist er unbewaffnet und will in die gleiche Richtung. „In diesem Fall biete ich einem Freund des Hauses Hohentann meine Dienste an! Ich biete euch Geleitschutz bis vor die Eiswüste, da diese ohnehin auch mein Ziel ist“, verkünde ich mit einer angedeuteten Verbeugung. Mir ist unwohl bei dem Gedanken Irrin und Damien zu begleiten, doch ist es meine heilige Pflicht als angehender Ritter Ilvars den dämonischen Kräften Einhalt zu gebieten. Ich muss ein wachsames Auge auf die beiden haben.
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Kanon

Ein großer Trubel ist in der Halle zur Arena im Gange. So viele Menschen habe ich noch nie auf einmal gesehen und wenn ich mir die Kämpfer hier anschaue... stehen meine Chance zu überleben eher schlecht.
Bei meiner Anmeldung werde ich nach meinen Namen, Herkunft und Kampfstil gefragt. Ich beantworte alles der Wahrheit nach. „Mein Kampfstil... ich habe keinen.“, antworte ich dem Angestellten. Er zieht fragend eine Augenbraue hoch und nach wenigen Sekunden nickte er. „Ich verstehe schon... du musst um dein Leben kämpfen. Da bist du nicht der erste.“, sagt er und dreht sich zu einem der Wachen. „Gebt ihm einen Schild und ein Kurzschwert! Das sollte für einen Anfänger reichen.“ Die Wache geht für einen Moment um die Ecke und holt mir einen kleinen runden Schild und ein leichtes Schwert.

Nach einer Weile öffnet sich die Tür zur Arena. Zu meinem Unglück wird mein Name als erstes aufgerufen. Einige weitere Namen werden genannt.
Nach und nach geht die erste Gruppe von Kämpfern durch die Tür. Nervosität, Angst, Mordlust sind spürbar. Diese geballten Emotionen füllen den Gang, durch den wir gehen. Aus den Augenwinkeln mustere ich meinen Gegner. Ein großer Mann. Er trägt eine wolfsähnliche Maske, diese nach hinten mit Fell bedeckt ist; Schutzpolster aus Fell auf den Schultern; einen Gürtel aus schwarzem Leder mit Bronze beschmückt. Seine Hose ist leicht zerrissen, aus Leder; Stiefel oder ähnliches trägt er nicht. Er ist muskulös und von seiner Brust aus den Armen entlang ist er tätowiert. In seiner recht Hand hält er einen Streitkolben. Ich habe von solchen Kämpfern gehört. Sie sind ware Berserker wenn es ums Kämpfen geht. Früher lebten sie in den Bergen aber wurden, wegen des Metallabbaus, aus ihrer Heimat vertrieben.
Hab ich überhaupt eine Chance gegen ihn?

Wir bleiben vor einer großen Tür stehen. „Gegen einen Grashalm soll ich kämpfen? Das wird ja doch einfacher als gedacht.“, protzt er mit einer gedämpften Stimme und lacht dabei.
Die Tür öffnet sich. Mein Herz rast wie damals. Aber es ist Angst, was mich erfüllt.

Während sich die Tür immer mehr und mehr öffnet dringt Licht hindurch. Es ist so hell, dass es mich blendet. Zögerlich durchschreiten wir die Tür und betreten die Arena.

Es ist merkwürdiges Bauwerk. Überall Lichter. Rot. Blau und viele weitere. Es ist so grell. Zwei große Lampen leuchten auf uns und folgen unseren Bewegungen.
In der Mitte der Arena angekommen erlischen die großen Lampen und ich sehe die Menge. Menschen, Zwerge, es scheint das ganze Volk aus der Stadt sei hier. Die Tribünen sind voll bis zum erbrechen. Oberhalb haben sich Staatsleute, Adel und andere wichtige Persönlichkeiten platziert. Mein Blick wandert durch die Menge und hält bei einer bestimmten Person an. Ramon, der Herr des Gefängnisses Silbersteins, blickt mit kaltem Blick auf mich herab. Seine Arme sind verschränkt und seine Miene zeigt, dass er auf etwas wartet. Ich weiß was er will aber ich weiß nicht wie.... Neben ihm wedelt ein junger Mann mit den Armen herum. Es ist Theo. Er sieht völlig begeistert aus. Daneben sitzen ein jüngeres Mädchen und ein älterer Mann, das müssen seine Geschwister sein. Denn er redet mit ihnen und zeigt auf mich. Wenigstens einer scheint sich für mich zu freuen.
Die Menge jubelt. Mein Gegner macht sich kampfbereit und hebt seinen Streitkolben mit beiden Händen. Ich versuche auch etwas in Pose zu kommen aber ich weiß nicht wie. Etwas unbeholfen wirke ich und es löst leises Gelächter in der Menge und bei meinem Gegner aus. Was mir mehr Sorgen bereitet ist seine Aura. Er hat etwas bestialisches an sich. Die Mordlust könnte man fast greifen.
„Hana, gib mir Kraft..“, flüster ich mir selbst zu und der Gong ertönt. Mit dem Gong rennt auch mein Gegner auf mich zu. Er holt aus, schlägt von oben herab. Gerade so kann ich seinen Angriff mit dem Schild abwehren, dieses aber schon schweren Schaden erlitt und ich fast das Gleichgewicht verlier. Diese Wucht war heftig!
Als ich mein Gleichgewicht wiedergefunden habe rammt er mich, mit der Schulter voraus, zu Boden. Das Publikum jubelt und schreit. Die Lichter leuchten hell auf und ab. Er spielt mit mir. Er hätte mich schon längst getötet, wenn er wollte. Ich raffe mich auf und sehe wie der Maskierte provokativ anbietet angegriffen zu werden. Was anderes als Angreifen bleibt mir nicht übrig. Nach einem Augenblick rase ich auf ihn zu und versuche mit der Schwertspitze voraus ihn zu treffen. Jedoch weicht er zur Seite aus und schlägt mit seiner Faust auf meinen linken Arm, dieser mein Schwert hält. Die Schmerzen sind grauenhaft. Für einpaar Sekunden kann ich meinen Arm nicht bewegen, er ist wie gelähmt. Diesen Augenblick nutzt der Maskierte und schlägt mir in meine Magengrube. Sofort lasse ich Schild und Schwert fallen. Mein Körper sinkt etwas ein aber werden von meinem gegenüber festgehalten. Höhnisches Lachen geht von ihm aus. „Schade, dass der Spaß gleich endet. Ich hatte mir mehr erhofft von jemanden aus den Norden.“ Er holt mit seinem anderen Arm, den Streitkolben in der Hand, aus und schwingt in meine Richtung.

/Er wird mich töten!/ ..../Er ist zu stark!/... die Zeit scheint langsam zu laufen. Nur mein Herzschlag und mein Atmen nehme ich noch wahr. Mein Blickt geht knapp an meinen Henker vorbei. Ich sehe ihre Gesichter. Jubelnd und entsetzt schauen sie zu. Theos Gesicht ist mit Verzweiflung erfüllt. Alle...nur er nicht. Er blickt mit der gleichen Miene, eiskalt, zu mir. Ist es Vertrauen, was Ramon mir damit zeigen will?

„..bevor seine Frau starb war Ramon ein liebenswerter Mensch gewesen.“, hallt mir die Erinnerung an Rosaly durch den Kopf.

Nein...nicht jetzt...ich kann nicht sterben! Noch habe ich nicht alles gesehen. Noch habe ich nicht den Grund erfahren warum ich ein Anima sein soll. Nein, noch ist meine Seele nicht gestorben!

Es passiert von einem Augenblick zum anderen. Plötzlich halte ich den Streitkolben entgegen. Ein kurzes verwundertes Keuchen entrinnt meinem Gegner. Mein Blick durchdringt ihn. Meine Seele brennt. Mein Herz pulsiert. Mein Wille ist stark.
„ Der Spaß...“, mit meinem rechten Arm pack ich seinen Arm, der mich geschlagen hat. „...fängt gerade erst an!“ Mit diesen Worten vewandeln sich meine Arme.
Braunes Fell wächst in Sekundenschnelle und meine Hände werden zu den Krallen eines Bären.

„D-das gibt's nicht!“ Angst ist in diesem Satz zu vernehmen.
Langsam drücke ich meinen Gegner von mir weg. Meine Kraft ist gewachsen aber er ist immernoch stark. Ein leises Knurren von mir lässt meinen Gegner kurz zurückschrecken. Diese paar Sekunden nutze ich und stoße ihn von mir weg. „Noch nie einen Anima gesehen?“, ruf ich ihm zu. Ja, ich bin ein Anima, das ist mir jetzt nun klar. Das Blut der Elementkrieger der Wildnis, der Anima, fließt in mir.
Gemurmel ist vom Publikum zu hören. Ich spüre die Angst der Leute. Nur eine Stimme, und wer könnte es auch anders sein, jubelt. Theo ist es. Sein Vater, Ramon, blickt zufrieden.
Es ist wie ein Zauber. Von dem Optimismus angesteckt jubeln nun die meisten der Leute hier, in der Arena.

Doch das stört den Maskierten nicht. Erneut nimmt er Anlauf, nimmt schwung und schlägt zu. Durch den Gefahreninstinkt eines Tieres spring ich zur Seite. Mit einem Bein stütze ich mich gegen die Richtung, in der in gerade Springe, drehe mich und mit dem anderen Bein stoße ich mich ab. Mit geballter Kraft treffe ich seinen linken Oberarm und kratz ihn auf. Aufschreiend stützt der Feind sich auf sein linkes Vorderbein. Die Wunde ist tief. Blut läuft langsam den Arm runter. „Du Dreckskerl!“ flucht er.
An meiner Kralle, womit ich ihn verletzt habe, läuft etwas Blut. Ich rieche daran und lecke meine Krallen und Fell sauber. Der Geschmack von Blut... mir läuft ein sadistisches Lächeln über den Mund.
Es passiert schon wieder.
Ich sehe nurnoch wie es geschieht. Mein Körper bewegt sich von allein. Stürmt los und zerkratzt meinen Gegner. Überhäuft ihn mit Wunden bis er auf dem Boden fällt.
Ich muss etwas tun sonst-!
Ich beuge mich über meine Beute, hole aus und will gerade den Gnadenstoß machen! Bis es jemand beendet. „ES REICHT!!“ brüllt und hallt eine Stimme in mir. Meine Bewegung stoppt. Meine Arme werden wie zu denen eines Menschen. Erstarrt hocke ich da. Woher kam diese Stimme? Langsam drehe ich meinen Kopf zur Seite und sehe wie viele Menschen in Richtung Ramons schauen. Sein Blick war finster. Er hätte selbst die Dunkelheit sein können. Von seinem Blick gebannt ließ ich von meinem Opfer ab. Wachen umzingeln mich. Binden meine Arme hinter meinen Rücken fest. Einige tragen den Verwundeten und mich drängen sie durch die große Tür.
Hab ich nun gewonnen? Bin ich frei oder trotzdem ein Gefangener? Abwesend folge ich den Wachen. Die Tür hinter und schließt sich.

„Was machen wir jetzt mit ihm?“, fragt eine der Wachen, die meine Fessel mit einem Seil hält. „Wir können ihn noch nicht durch die Gänge zurückführen! Gleich kommen die nächsten Kämpfer hier vorbei. Stellt ihn sicher, sodass er keinen Mucks macht!“ befehlt der Hauptmann.
Ich werde an die Wand gekettet und 6 Wachen stehen um mich herum. Mein Gegner wurde derweil weggetragen.
Immernoch abwesend schaue ich zur Tür, die zur Arena führt. War es doch falsch diese Kraft zu benutzen?
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

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Itaga
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Itaga »

Arun:

In der Haupthalle der van Trancys angekommen warten bereits Eylyn, eine Elfe und Bartram, welchen ich eher als "rüstigen Rentner" bezeichnen würde, zusammen bilden wir den Aufklärungstrupp Vier.
Wir unterstützen die Forschungsabteilung indem wir neue, Luftschiffrelevante Infos stehlen oder den Erfinder gleich mit.

Hierfür sind wir ausgezeichnet aufgestellt:
- Eylyn ist Giftmischerin und ihren Wurfnadeln weicht man so schnell nicht aus.
- Bartram hat für sein Alter extrem gute Augen ich will niemals auf der falschen Seite seines Langbogens stehen
- und auch wenn ich ein kranker Krüppel bin, sollte man mich nicht unterschätzen.

"In Silberstein soll in drei Tagen ein großes Turnier stattfinden, dieses Ereignis wird viele Menschen anlocken" beginnt Eylyn die Strategiebesprechung während der Kutschenfahrt nach Silberstein.
"Ausgezeichnet, ich besorge mir im Untergrund die Informationen zu den Werkstätten und Schmieden um mich dort einmal umzusehen" erwiedert Bartram
"Arun, wir beide müssen an eine Gefangenenliste kommen, vielleicht haben wir ja jemand intereassanten einsitzen" spricht Eylyn mich an
"Du denkst die sperren einen Luftschiffmechaniker in ein Gefängnis?" erwiedere ich ungläubig.
"Eylyn, da könnte etwas dran sein, jedes Haus ist im Moment auf den technischen Fortschritt angewiesen, ich könnte diese Informationen doch einholen und sollte tatsächlich jemand einsitzen, dann lasse ich es euch wissen" Bertram ist der Beste!
"Wenn selbst du der Meinung bist, Bertram, dann war das vielleicht etwas zu überambitioniert, aber trotzdem werde ich mich in den Regierungssitz begeben, ich bin klein und unscheinbarer, vielleicht finde ich ja Informationen darüber wie der Fortschritt zum erschließen der Lüfte von Haus Zephyr ist."
"Dann übernehme ich das Turnier, unter den vielen Menschen findet sich bestimmt der ein oder andere Mechaniker"beende ich die Besprechung.

Wir fahren fast unaufhörig durch, es gibt nur kleine Pausen, letztlich erreichen wir Silberstein, der Einlass ist streng geregelt, durch das Turnier reisen viele Menschen an.
Eylyn nimmt den Weg über ein unbewachtest Stück Mauer, die kleine Elfe ist flink. Bertram verschwindet, in einen Regenmantel gekleidet und in begleitung finsterer Gestalten im Untergrund ... die beiden scheinen in ihrem Element zu sein.
Ich stelle mich in die Menschenmenge und nehme den Haupteingang, die Rolle des Kriegsveteranen hat mir bis jetzt schon so einige Türen geöffnet und ausser den Vampiren und einigen Söldnern kennt niemand mein Gesicht und damit auch nicht die Geschichte des Ascheprinzen.

In der Stadt herrscht reges Treiben, aber dank der guten Ausschilderung finde ich schnell zur Arena.
Auf dem Weg dorthin haben sich Händler entlang des Weges mit ihren fahrenden Ständen niedergelassen, ich halte hier Ausschau nach interessanten Waren oder begabten Metallhandwerkern, finde allerdings nichts besonderes.
An einem Stand mit Backwaren kaufe ich mir ein Brötchen, welches ist auf den Weg zur Arena verspeise. Die Schlange ist lang und die Plätze wohl stark begrenzt "Wir sind voll! Ab jetzt nurnoch Bürger, welche sich die Tickets vorher gekauft haben!"
Hart werde ich angerempelt "Das ist vom Opa!" Der junge Mann verschwindet in der Menge und der Blick auf meinen Gürtel offenbart mir ein Ticket in die Arena ... danke Bertram, du altes Genie lässt mich auch nie aus den Augen.

"Ich habe mein Ticket zuvor bereits gekauft!" gehe ich auf die Wache zu und präsentiere ihr das Stück Papier.
"Nur zu, herzlich willkommen!"

Ich betrete die Arena, wäre das Dach nicht offen, würde die Luft hier drinnen stehen und hätte ungefähr die Feuchte des Elfenwaldes im Herbst.
Die Menge tobt, so ein armes Würstchen wird wohl gerade vernascht, aber ich sehe nichts, bis die Menge plötzlich schweigt ... immernoch sehe ich nichts.
Als ich mir weiterhin einen Weg durch die Menge bahne beschleunigt sich mein Herzschlag und die Trockenheit in meiner Kehle stellt sich nicht als Folge des Brötchens heraus.
Ich greife in meinen Medikamentenbeuten, nehme mir ein Fläschchen, beiße den Korkverschluss ab und trinke sie, der starkt eisenhaltige Geschmack beherrscht meinen Mund und ich spüre die dickflüssige Essenz meine Kehle hinunterlaufen.

Mein Zustand normalisiert sich ... zu diesem Zeitpunkt habe ich da nichts zu befürchten. Weiter bahne ich mir den Weg ans Geländer des Oberranges und sehe einen blutverschmierten Berserker abtranksportiert werden, seine Wunden erkenne ich nicht, dafür ist er zu weit weg.
Ich soll zwar nach Mechanikern ausschau halten, aber wenn ich schonmal hier bin, kann ich das später auch noch erledigen. Hauptsache ich beende das hier spätestens morgen früh, denn mit der Zeit für die Rückreise reicht mein Vorrat an Medikamenten nicht, zumal er ablaufen könnte.

Gespannt warte ich auf die nachfolgenden Kämpfe!



NEXT #2
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Brauchst du wen zum reden?

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Ich habe für jeden ein offenes Ohr und hin und wieder einen guten Ratschlag ^-^

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Alinea
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Alinea »

Irrin

Ich beobachte den Menschenmann fasziniert. Seine Kleidung ist aus Metall, im Licht des Feuers ist das leicht zu erkennen. Er ist etwas grösser als Damien und seine Haare sind länger. Mit den Metallkleidern sieht er etwas aus wie die Menschen, die mich damals gefangen haben, aber Damien hatte recht – er scheint uns nichts antun zu wollen.
Im Gegenteil, er bietet uns sogar seine Hilfe an. Ich weiss nicht genau, was “Geleitschutz” bedeutet, aber anscheinend will er uns bis zur Eiswüste begleiten.
“Das ist aber nett!”, rufe ich aus.
Damien zögert ein wenig. “Ja absolut, aber macht das Sinn? Wir wandern nachts, um nicht gesehen zu werden, wäre das denn in Ordnung für dich? Oder hast du eine andere Idee, wie wir Irrin verstecken können?”
Der Mann kratzt sich am Kopf, anscheinend denkt er nach. “Nicht wirklich.”, meint er schliesslich. “Es sei denn… wir könnten sie in Ketten legen und so tun, als sei sie eine Gefangene. Dann könnten wir tagsüber reisen und hätten nicht das Problem, nachts über schlafende Ritter zu stolpern.”
Da bleibt mir kurz die Luft weg. Letztes Mal wurde ich bewusstlos geschlagen und in einen Wagen geworfen. Ich mochte es gar nicht, dass die Menschen mich so eingesperrt haben. Denkt der Mann etwa, ich sei gefährlich?
“Daran hatte ich nicht gedacht...”, murmelt Damien, anscheinend nicht halb so schockiert wie ich. “Ketten wären doch kein Problem, oder Irrin?” Er schaut mich mit einem vielsagenden Grinsen an.
Natürlich! Ich erinnere mich wieder, wie ich damals in Damiens Stadt angekommen bin. Die Menschen haben mich mit ihren langen Messern bedroht und mir Ketten um die Arme und Beine gelegt. Ich habe das Metall so lange verformt, bis ich mich befreien konnte. Ketten sind kein Problem.
“Das könnte gehen.”, meine ich. “Haben wir denn Ketten dabei?”
“Also ich nicht.”, erklärt der Mann. “Ich habe auch kein Seil oder ähnliches.”

Damien blickt plötzlich auf, und ich kenne ihn gut genug um zu wissen, dass er gerade eine Idee hatte. “Reich mir mal den Rucksack.”, sagt er zu mir, und ich tue wie geheissen. Damien beginnt sofort, unsere Habseligkeiten auszupacken. “Ich hab ein paar Bauteile… die sind natürlich ganz unten...”, murmelt er, während er mehr und mehr Dinge zutage fördert. Nebst den Decken und dem Proviantbeutel haben wir auch zwei Wasserflaschen, einen frischen Satz Kleidung für Damien und das dünne Seil, das wir für das Stoffdach verwendet haben. Der Rest kommt direkt aus Damiens Werkstatt. Ein paar Schraubenschlüssel und ein Massstab. Ein Ersatz-Akkumulator für die Laterne. Drei Glühbirnen, eine Rolle Kupferdraht, eines von Damiens Messgeräten, und schliesslich ein kleiner Beutel voller verschiedenster Stahlbauteile. Ich erkenne sie sofort. “Der Flieger?”
“Konnt ihn doch nicht einfach alleine lassen.”, meint Damien nur und reicht mir einige der Zylinder, die zusammen den Treibstofftank bilden sollten. “Daraus kannst du wahrscheinlich eine Handschelle machen. Zwei enge Armbänder mit einer Kette dazwischen.”
“Das reicht doch nie.”
“Mach sie hohl. Sie muss ja nicht halten.”
Da hat Damien recht. Ich setze mich hin und lege die Teile in meinen Schoss, dann beginne ich, sie zu Kettengliedern zu formen. Hohle Kettenglieder, also im Prinzip gebogene Rohre. Darin habe ich Übung, gebogene Rohre sind ein wichtiger Bestandteil von vielen von Damiens Geräten.
Zusätzlich zur Kette mache ich zwei Manschetten, die mir an den Handgelenken eng anliegen. Damien nickt zufrieden. “Das sollte überzeugen.”
Der Mann beobachtet mich misstrauisch und meint dann, an Damien gewendet: “Sie ist ein Metallelementar? Hast du auch irgendwelche weiteren Fähigkeiten, von denen ich wissen sollte?”
“Fähigkeiten hab ich einige, aber ich bin kein Elementar, falls du das meinst.”, antwortet Damien, und damit scheint der Mann zufrieden. Ich nehme in der Zwischenzeit meine Fessel wieder ab. Wenn ich das richtig verstehe, reisen wir ja ab jetzt am Tag, also würden wir wohl erst am Morgen weiterziehen.

“Wie heisst du eigentlich?”, wende ich mich schliesslich an den Mann, während Damien den Rucksack wieder packt.
“Mein Name ist Novize Manu, Anwärter des Ritterordens Mornstein.”, erklärt er.
“Oh, das ist ein langer Name.”
“Sein Name ist nur Manu.”, meint Damien und blickt vom Rucksack auf. “Novize ist ein Titel. Und ‘Anwärter des Ritterordens Mornstein’ ist sozusagen sein Beruf.”
“Ein Titel wie von einem Buch?”, frage ich nach.
“Nicht ganz.”, entgegnet Damien. “Wenn ein Mensch einen Titel hat, dann meistens, weil er eine besondere Stellung hat. ‘Novize’ ist ein Titel für… nun ja, Anwärter eines Ritterordens zum Beispiel. Stimmt das so?” Damit wendet er sich wieder an den Mann, Manu.
“Ja das ist in etwa korrekt.”, bestätigt dieser. “In den Ritterorden der drei Götter gehört der Titel zum Namen.”
“Ah, interessant.”, meine ich. “Also muss ich dich ‘Novize Manu’ nennen?”
“Für eine formale Anrede schon, aber da du kein Untergebener und kein Würdenträger bist, besteht dazu eigentlich keine Notwendigkeit.”, erklärt Manu.
“Was ist denn ein Würdenträger?”, hake ich nach, und so reden wir noch ein Weilchen, bevor Manu schliesslich sagt, dass er ganz gerne auch mal schlafen möchte.
“Wir sollten uns auch hinlegen.”, meint Damien. “Für uns sind Tag und Nacht verschoben, das wird mühselig genug.”
Wir holen unsere Decken und legen uns dann hin, ohne das Dach diesmal. Die Felswand, neben der Manu sein Feuer gemacht hat, bietet guten Schutz vor Wind. Ich mag diesen Mann. Er weiss viele Dinge, die für mich ganz neu sind, und er scheint uns nichts Böses zu wollen.
A cloud of mystical dust appears, shrouding Alinea in its magic. You roll a four. The cloud dissipates and Alinea is gone.

Ryokina
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Ryokina »

Name: Sasquehama (w)
Element: Feuer
Rasse: Elfe
Alter: 108
Aussehen: Sasquehama ist eine kleine und recht flinke Elfe (156 cm). Sie sieht aus wie etwa 35, hat schulterlanges, braunes Haar, eine hohe und glatte Stirn, wie jede Elfe und sehr helle Haut. Bekleidet ist sie mit nichts als einer einfachen Stoffkleidung, bestehend aus knielanger Hose und ärmellosem Oberteil und auf dem Rücken trägt sie zwei Falchion mit überkreuzten Scheiden. Im Gürtel hat sie ein kleines Messer, das mehr für das Zubereiten von Essen als für den Kampf geeignet ist. Ihr einziges Accessoire ist ein Stoffband in rot, das sie um ihren Oberarm geschlungen hat.
Sasquehama
Die Sonne erschien gerade am Horizont, als ich den Fuß der Stadt Silberstein erreichte. Meine Füße waren verhornt von dem langen Weg, den ich wie immer ohne ein festes Fußwerk zurückgelegt hatte. Für die steinigeren Teile des Weges hatte ich mir einfache Stoffschlappen zugelegt, doch auch diese waren mittlerweile verlaufen. Aus einem kleinen Beutel an meinem Gürtel zog ich einen Apfel hervor, warf ihn in die Luft und fing nach einem schnellen Hieb mit meinem Falchion den zerteilten Apfel wieder auf. Ich steckte das Falchion wieder ein und machte mich daran das Kerngehäuse zu entfernen, ehe ich genüsslich in den Apfel biss. Schließlich beschloss ich, dass es Zeit wurde den Weg fortzusetzen. Achtlos warf ich das Kerngehäuse etwas seitwärts vom Weg hin und schritt in zügigen Schritten weiter.
„Eine gute Mahlzeit dem Tiere, dass sich an diesem Gehäuse erfreuen wird“, murmelte ich und blickte zum Stadttor, das ich nun bald erreichen würde. Etwas zweifelnd runzelte ich die Stirn. War Zephyr das richtige Haus für mein Anliegen? Es war groß, natürlich. Aber ebenso weit von der Eiswüste weg. Und im ständigen Streit mit den van Trancys. Außerdem vermisste ich die Wälder. Ich wusste wirklich nicht, ob ich es lange so fern von der frischen Waldluft aushalten würde. Nun denn, wenn ich Glück hatte, brachten meine Beziehungen zu der Verwandtschaft der Ratsvorsitzenden mir etwas. Sonst musste ich mir eben ein anderes Haus suchen. Am Stadttor angekommen, wurde ich nur kurz aufgehalten. Eine Elfe in fortschreitendem Alter schien wohl nicht allzu bedrohlich auf die Wachen zu wirken und nun, da, wie ich wusste, die alljährlichen Arenenkämpfe bald begannen, war es auch nicht unüblich, dass Fremde Waffen bei sich trugen.
In der Stadt angekommen suchte ich zunächst einen Laden auf, indem ich mich mit etwas frischem Fleisch und ein wenig Brot versorgte. Meine Mutter hatte mir schon früh beigebracht, wie man kochte, denn „das gehörte sich ja für eine gute Elfengattin“, doch als ich festgestellt hatte, dass ich jegliche Zutaten auch fröhlich ohne Kochfeuer erhitzen konnte, war jede Hoffnung auf gesittete Lehrstunden verloren. Statt meiner Mutter zuzuhören, fing ich schon während der Erklärung an das Fleisch in meinen Händen zu garen, was anfangs meist in entweder verkohltem Essen oder gänzlich zu Asche gewordenen Haufen endete. Doch irgendwann hatte ich den Bogen heraus und fing an auch noch ganz andere Sachen zu erhitzen. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, als ich die Idee hatte die Milch für meine kleine Schwester langsam zu erhitzen, sodass sie unbemerkt schnell schlecht wurde. Hatte das einen Ärger gegeben. Ich durfte mehrere Tage nicht mehr nach Hause kommen, sondern musste im Wald übernachten und „über mein Verhalten nachdenken“. Wenigstens das gute Würzen meiner Mahlzeiten hatte ich dann doch noch gelernt, als meine Mutter beschloss mir zu gestatten, den Kessel mit bloßen Händen erhitzen zu dürfen, sofern ich dann zuhörte. Nun zog ich mich jedoch in eine ruhige Ecke zurück, kletterte auf die kleine Mauer eines Hauses und erhitzte das Fleisch langsam und sorgfältig, ehe ich es in meinen Beutel packte. So war es gut zu transportieren und später würde ich davon essen können, denn ich wusste nicht, wie lange mein Besuch bei der Herrin des zephyrischen Rates dauern würde. Nachdenklich betrachtete ich das Brot in meiner anderen Hand. Vielleicht war es sinnvoller sich einen größeren Beutel zu holen. Doch dieser würde mich nur behindern. Also biss ich das Brot in kleinere Stücke und stopfte es zu dem Rest in den Beutel, der nun sehr prall gefüllt war. Dann sprang ich wieder von meiner Mauer hinab und lief zielgerichtet auf die Burg zu. Diesmal wurde ich von den Wachen aufgehalten.
„Was wollt Ihr?“, fragten diese, während sie mir den Weg versperrten. Kühl sah ich sie an. „Nun, offensichtlich die Burg betreten. Ich habe eine wichtige Angelegenheit mit Ratsmitglied Rhelia zu besprechen.“ „Es wird nicht jeder zu Ratsmitglied Rhelia gelassen. Zumal sie sich gerade für ihre Rede in der Arena vorbereitet.“ Diese Worte brachten nichts als ein skeptisches Hochziehen der Augenbraue hervor. „Sagt Rhelia, ihr Bruder wäre sicher nicht erfreut, wenn man der Elfe den Weg versperrt, die ihn vor einem schlimmen Raub bewahrt hat“, antwortete ich bloß und stellte zufrieden fest, dass die eine Wache der zweiten einen unsicheren Blick zuwarf. Kurz zögerte sie, dann drehte sie sich um. „Ich werde einen Diener zu ihr schicken“, sagte er und winkte einen jungen Mann Mitte 20 zu sich. Kurz flüsterte er ihm etwas ins Ohr, dann verschwand der Diener und eilte in die Burg. Währenddessen lehnte ich mich entspannt knapp neben dem Torbogen an die Mauer und zog einen Apfel aus dem Beutel. Wie die Ruhe selbst, hielt ich diesen der einen Wache hin und bot ihn mit der einfachen Frage „Apfel?“ an. Etwas irritiert sah diese sie an, ehe sie mit dem Kopf schüttelte. „Nein danke“, antwortete der Wachmann und sah wieder starr nach vorne. Ich zuckte nur mit den Schultern und biss kräftig hinein. Ich brauchte neues Obst und zwar dringend. Vitamine waren schließlich wichtig.
Es dauerte eine ganze Weile, bis der Diener zurückkehrte und bei seiner Rückkehr sah er etwas verlegen und gestresst aus. „Ratsmitglied Rhelia, sie…“, stammelte er und schluckte kurz. „Sie lässt ausrichten, dass sie wichtigeres zu tun hat, als sich mit Fremdlingen zu beschäftigen“, beendete er seinen Satz. Ruckartig richtete ich mich auf und durchbohrte den Diener mit meinem Blick. „Ihr ist bewusst, dass ihr Bruder mir zu Dank verpflichtet ist?“ Der Diener nickte und sah auf den Boden. „Nun, sie sagt, dass die Angelegenheiten ihres Bruders sie nichts angehen. Sie kümmert sich um ihre Angelegenheiten und das ist der Arenakampf.“ Wütend verengte ich meine Augen. „Der Arenakampf… welche Belohnung erhält der Sieger dieses Kampfes?“ Die Wachen musterten mich merklich von oben bis unten. „Nun… er wird ins Haus Zephyr aufgenommen.“ „Und hat dann in Folge seiner Ehrung wohl die Möglichkeit mit Ratsmitglied Rhelia zu sprechen?“ Die Wache nickte zögerlich. „Das… ist wohl im Rahmen der Möglichkeiten…“ Entschlossenheit machte sich in mir breit. „Gut… Wir sehen uns“, murmelte ich und wandte mich ab. Mit schnellen Schritten lief ich hinab in die Stadt. Und zu der Arena, die für alle sichtbar zu sehen war.
Als ich an der Arena ankam, sah ich mich um. Ich fand den Tisch, an dem schon jetzt die Anmeldung lief und trat auf die beiden Soldaten dort zu. „Ich trete im Kampf morgen an.“ Die Soldaten nickten. „Name, Herkunft, Kampfstil.“ „Sasquehama, Elfenwald, Doppelschwertkampf“, antwortete ich und sah zu, wie die Soldaten mich eintrugen. „In Ordnung. Wer sich bereits heute anmeldet, kann in den Schlafräumen auf der Pritsche schlafen. Dort entlang und dann rechts“, wies mir der Soldat den Weg und ich folgte seiner Beschreibung, ehe ich in einem Raum voller Pritschen landete. Dort setzte ich mich auf eine Pritsche in einer der hinteren Ecken, packte mein Fleisch und mein Brot aus und fing an zu essen. Den Nachmittag würde ich etwas nutzen, um meine Kampftechniken und meine Flinkheit aufzufrischen, ehe es dann morgen in die Arena ging.

Coragna
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Coragna »

Elevyn

„Kanon gegen Eidar, Ludwig und Greta Silberspeer gegen Spinix und Xerxes, Thomar,...“ mit klopfendem Herzen höre ich zu wie die ersten Namen aufgerufen werden. Nacheinander treten die einzelnen Leute vor und ich beobachte wie sie durch die riesige Tür gehen, manche mit geschwollener Brust, andere mit zitternden Händen und gesenktem Blick. Insbesondere fällt mir der erste Mann mit dunkelblonden Haar auf, der eine fiese Wunde am Arm hat (Kanon). Wie soll er denn damit kämpfen können? Er sieht generell nicht so aus als wäre er ein Krieger.

Mein eigener Name reißt mich aus meinen Gedanken. „Elevyn und Mhara“ ruft der Aufseher vorne und mir rutscht das Herz in die Hose. Dann fängt es umso schneller an zu schlagen. Wir haben unseren wahren Nachnamen nicht genannt. Mhara packt mich am Arm und zieht mich rasch mit sich auf die Tür zu. Wir gehen als letztes hindurch und folgen den anderen bevor sie sich hinter uns schließt.

„Mhara, sie haben gar keinen Gegner genannt, oder?“ besorgt wende ich mich an meine Schwester, die stur geradeaus blickt und mit entschlossenen Schritten vorangeht.
„Ich glaube nicht, aber das macht nichts... wenn sie wollen, dass wir ein Tier töten, dann Töten wir eben ein Tier.“, flüstert sie mir zu, damit die Zwergin vor uns nichts mitbekommt. „Das wichtigste ist nur, dass sie uns danach zuhören. Du musst dein Element nutzen, damit sie sehen, dass du eine der Auserwählten in unserem Haus bist.“ Ich nicke entschlossen. „Danach müssen sie uns zuhören, und wenn sie es nicht nach dem ersten Kampf tun, dann nach dem zweiten oder nach dem Dritten.“
„Wir haben es im Blut.“ flüstere ich Mhara zu und gucke sie von der Seite an. Sie lächelt mir zu, und wir kommen gerade an dem Zugang zu der Arena an, als der junge Mann mit den blonden Haaren zusammen mit einem riesigen Krieger mit Wolfsmaske nach draußen geschickt wird. Das Geschrei der Menge, dass ich zuvor nur am Rande wahrgenommen habe, schwillt plötzlich zu gewaltigen Dröhnen an, sie schreien und stampfen irgendwo weit über uns mit den Füßen. Ich muss schlucken, und sehe auch wie Mhara die Lippen fest zusammenpresst.

Ein weiterer Aufseher steht neben der Tür mit einer langen Liste in der Hand. Neben ihm steht eine Laterne, die ist jedoch noch ganz normal mit einer Kerze bestückt. „Als nächstes kommen direkt Elevyn und Mhara, nach den beiden Kerlen brauchen wir ein bisschen Abwechslung. Ihr geht raus, euer Gegner kommt von der anderen Seite herein. Danach kommen Ludwig und Greta gegen Spinix und Xerxes.“ Wir treten näher an die Tür an und das Herz klopft mir bis zum Hals. Draußen stöhnt die Menge auf, lacht, stöhnt noch mal.... einige Sekunden Stille – und plötzlich wahnsinniger Jubel, der gar nicht mehr aufhören will. Kurz darauf klopft jemand von der anderen Seite gegen das Tor und eine Wache öffnet sie.

„Jetzt!“ fordert uns der Aufseher auf und wir treten hindurch. Das Licht draußen ist furchtbar grell und helle Lichtflecken auf dem Boden bescheinen uns beide und verfolgen unseren Weg. Die Brüstung ist beleuchtet mit mehr blauen und roten Lichtern als ich zählen kann. Hinter ihnen ist ein Meer an Menschen und es dauert eine Weile bis ich mich einigermaßen orientieren kann. Meine Hände ballen sich zu Fäusten als ich die Tribüne des großen Rates sehe. Es sitzt nur eine Frau dort neben zwei Männern. Die Wut, die ich verspüre, überdeckt meine gesamte Aufregung und ich ziehe in einer fließenden Bewegung meine Dolche. Es wird Zeit, dass meine Familie Gerechtigkeit bekommt. Mhara zieht neben mir ihre Armbrust und legt sie an. Wir werfen uns einen Blick zu und schauen uns dann aufmerksam in der Arena um. Plötzlich erhebt sich eine Stimme aus der Menge. Einer der großen drei, ein Mann mit langem, braunen Bart, den ich anhand der Geschichten meines Vaters als Dietar identifizieren kann. Er ist das älteste Mitglied des Rates.

„Willkommen, willkommen liebe Mitbürger und Fremde der Stadt, liebe Angehörige des Hauses Zephyr und liebe Verbündete. Nach diesem spektakulären Auftakt der 28. Arena unseres geliebten Hauses möchte ich eine Ankündigung machen. Keine Sorge, es wird nicht lange dauern, bevor wir die tapfersten, geschicktesten und stärksten Krieger unseres Landes gegeneinander antreten lassen. Dieses Jahr ist es anders als in den Jahren zuvor. Ein großer Krieg steht uns bevor und unser Haus wird natürlich nicht still daneben sitzen und uns zurückhalten gegen die Daimonen, die Trolle aus dem Eis, die hässlichen Kreaturen ohne Kultur!“ Die Menge jubelt laut und ich höre wie einige die Namen der Ratsmitglieder rufen. „Dietar! Zhyrenian! Rhelia!“
„Wir werden nicht tatenlos in Silberstein bleiben und die Menschen in den Hochebenen auf sich alleine gestellt lassen. Deswegen haben wir uns etwas besonderes für heute überlegt. Doch seht selbst! Ehre, wem Ehre gebührt.“

Mhara und ich wechseln einen verunsicherten Blick und ich umfasse meine Dolche fester. Ein Gong ertönt. Auf der anderen Seite hebt sich langsam ein Falltor und ich höre wie sich ein lauter, aggressiver Schrei und das Knallen einer Peitsche von dem Jubeln der Menge abheben. Als das Falltor ganz nach oben gezogen ist, zeichnet sich plötzlich eine gigantische Gestalt dahinter ab. Das Gegröle wird leiser als die Gestalt weiter nach vorne in das Licht tritt. Ich habe so etwas noch nie gesehen, es ist um einiges größer als ein normaler Mensch, hat einen viel zu kleinen Kopf für die breiten Schultern und einen Unterbiss. Die Haut ist gräulich und ein paar vereinzelte Haare stehen von seinem Kopf ab. Es schaut etwas verwirrt in das grelle Licht und mit Entsetzen stelle ich fest, dass das ein Troll sein muss.

Ich brauche einige viel zu lange Sekunden, um das Entsetzen abzuschütteln. Trolle sind mörderische, dumme Geschöpfe, die ihre Kinder auffressen und die in normalen Wesen ihren größten Feind sehen und sie ohne Erbarmen niedermetzeln. Ich schaffe es schließlich doch mich zu fassen, und hebe meine Dolche, was manchen Leuten draußen ein nervöses Kichern entlockt. Klar, für sie erscheine ich chancenlos im Vergleich zu dem gigantischen, hässlichen Riesen vor mir. Das ist fürs erste das letzte Mal, dass ich sie wahrnehme. Der Troll stößt ein lautes, primitives Brüllen aus als sich der helle Lichtkegel, der zuvor mich und Mhara beleuchtet hat, auf ihn richtet. Ich höre das Schnappen mit Mharas Armbrust und sehe wie ein Bolzen in seinem Bauch stecken bleibt. Er brüllt animalisch und stürmt scheinbar unbeeindruckt auf uns zu. Bestimmt verspüren diese Wesen nicht einmal Schmerz.

Ich nehme aus dem Augenwinkel wahr, dass Mhara ein paar Schritte zurück geht und zum Nachladen ansetzt. Ich sammle alle Kraft, die ich in mir spüre und spanne meine Muskeln an. Der Wind um mich umspielt meine Klingen und ich renne los, schneller als es einem normalen Menschen möglich wäre, weil der Wind mich von hinten antreibt. Der Troll trägt eine riesige Axt bei sich, die er bedrohlich auf mich zu schwingt als ich wenige Sekunden später bei ihm bin. Ich nutze den Schwung des Windes und weiche mit einem Sprung zur Seite aus, er schafft es schwerfällig zu bremsen, dreht sich dann aber um einiges wendiger zu mir um, als man es ihm mit seinem Körperbau zutrauen würde. Mharas nächster Bolzen fliegt einen guten Meter neben seinem Kopf vorbei. Er schwingt brüllend die Axt über seinen Kopf und ich kann gerade noch so zur Seite springen bevor sie sich genau dort, wo ich zuvor stand, in den Boden bohrt. Er erwischt mich jedoch mit seiner Pranke an der Hüfte, und ich schlitze ihm eher zufällig als geplant mit meinen Dolch den Arm auf. Er brüllt laut und ich tue es ihm nach während ich durch die Luft fliege. Ich reiße meine Hände nach hinten, wie ich es so oft geübt habe, und befehle der Luft meinen Sturz abzufangen. Statt mir den Arm zu brechen, wie es vermutlich ohne das Luftpolster geschehen wäre, lande ich so wieder auf beiden Beinen.

Der Troll ist schon auf den Weg zu mir. Dunkles, fast schwarzes Blut tropft seinen Arm hinunter in den Sand der Arena. Er hält seine Axt in der anderen Hand fest umklammert. Mit einer raschen Handbewegung nach oben wirbele ich den Sand auf und treibe ihn dem Troll in die Augen. Verwirrt bleibt er stehen und ich stoße mich von Boden ab und katapultiere mich nach vorne. Er schlägt um sich, doch der Sand stört ihn genug, sodass er mich nicht erwischt. Mein Dolch bohrt sich in seine Schulter, er brüllt erneut auf und greift mit seiner freien Pranke nach mir. Ich versuche mich nach unten gleiten zu lassen, doch zu meinem Entsetzen steckt der Dolch fest und ich kriege ihn nicht sofort aus der Wunde hinaus. Gerade nach rechtzeitig lasse ich ihn los und der Troll greift ins Leere.

Ich springe gute drei Meter zurück, damit er mich nicht direkt mit seiner Axt erwischt. Mein Dolch steckt immer noch tief in seiner Schulter. Ich mache mich dazu bereit erneut anzugreifen, als ich Mharas Stimme hinter mir höre: „Töte ihn! Spring wieder auf seinen Rücken!“, doch gerade als ich zum Sprung ansetzen will, fällt die Axt des Trolles mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden. „Töte ihn!“ dringt Mharas Stimme erneut zu mir durch, doch ich zögere, als der Troll sich zu mir umdreht, einen langen, gequälten Laut von sich gibt und ich in seinem Blick keinen Hass und keine Mordlust mehr erkennen kann, sondern bloße, nackte Angst in seinen aschgrauen Augen. Kaum einen Wimpernschlag später bohrt sich zielgenau ein Bolzen aus Mharas Armbrust in seinen Schädel und der fällt tot zu Boden. Die Menge tobt um uns herum.

„Nun! Wie wir sehen haben wir unsere ersten richtige Anwärter für den Namen Zephyr gefunden!“ Ich schlucke, blicke auf und es ist nicht mehr Dietar, der spricht, sondern Rhelia, die mich und Mhara von oben herab anschaut. Auf die Entfernung kann ich nicht sagen, ob sie uns erkannt hat, doch spätestens als von zwei Seiten Wachen auf mich zu kommen, ist mir klar, dass gar nichts mehr nach Plan laufen wird. Ich bin völlig durcheinander, aber mir fällt ein was Mhara zu mir gesagt hat, bevor wir nach draußen gegangen sind, und so rufe ich so laut ich kann: „Ich bin Elevyn, aus dem Hause Zephyr, Windelementarkriegerin und somit wahre Erbin der edlen Position im Rat.“
„Ja, ja, Kindchen. Jeder hier in der Arena würde gerne zu uns gehören.“ Rhelia lächelt süffisant. „Doch warst es nicht du, die den Troll getötet hat, sondern deine Schwester. Und so wirst auch nicht du es sein, die die Chance erhält, den Rang im Haus zu erlangen, sondern deine Schwester.“ Die Wachen sind inzwischen bei mir angekommen, packen mich, und beginnen mich aus der Arena zu schleifen. Ich beginne um mich zu schlagen, doch ich schaffe es nicht meine Gedanken zu fokussieren und mir den Wind gefügig zu machen. Rhelia spricht weiter und ihre Stimme halt durch die gesamte Arena während die Lichter unnatürlich um mich herum blinken. „Sie wird die erste sein, die zu den Trollen in die Eiswüste fliegt, mit unserem ersten Luftschiffe, dem Himmelsjäger, wo sie neben allen anderen Gewinnern in der Arena beweisen kann, dass sie als Kriegsheldin würdig ist den Namen Zephyr zu tragen. Das ist unser Geschenk an die Länder nahe der Eiswüste, eine Armee aus den besten der besten, die sich dort beweisen kann, wie es einem Krieger gebührt.“ Die Menge jubelt und johlt so laut, dass ich nicht einmal mehr hören kann, wie Mhara meinen Namen brüllt, sondern nur sehe wie sie verzweifelt versucht schnell genug zu mir zu kommen. Dann schließen sich zwei große Tore hinter mir und versperren mir die Sicht in die Arena.

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Rael.
Gladiatoren.

Ich biege in einige Seitengassen ab. Ich habe Hunger, vielleicht finde ich ja jemanden für etwas freundlichere Gesellschaft als die Leute in diesem Wirtshaus. Ich suche einen der üblichen Treffpunkte der Straßenbanden Silbersteins. Mit dem Geld, das ich auf dem Markt bekommen habe und dem, das ich diesem Ekel gerade eben abgenommen habe, kann man sicher fürstlich speisen. Das will ich einem Freund doch nicht vorenthalten. „Hallo Katze“, werde ich plötzlich begrüßt. Vielleicht hätte ich doch eher alleine essen sollen. „Hallo Dummschwätzer“, schieße ich zurück. Über mir sitzt Lauk, auf einem Mauervorsprung einer Hausfassade. Ich hasse es, wenn er mich Katze nennt. Ich weiß, dass er es nicht böse meint, sondern wegen meiner gelben Augen und meiner Flinkheit, aber es erinnert mich an die vielen Vorurteile, die ich wegen meines Aussehens ohnehin schon erdulden muss. Mit einem Satz landet er vor mir. „Wir brauchen deine Hilfe!“, sagt er und macht auf dem Absatz kehrt um loszustürmen. „Hey!“, rufe ich ihm hinterher, doch er ist bereits in einer Gasse verschwunden. Ich laufe ihm hinterher. Großartig, dabei wollte ich doch nur was essen. Nach einer schier unendlichen Hetzjagd durch die Gassen Silbersteins hole ich ihn schließlich ein. Ich atme schwer und muss mich an einer Wand abstützen. „Ich… bin… nicht… so… schnell… wie… du...“, japse ich, nach Luft ringend. Er grinst nur, nicht einmal außer Atem. Er zieht mich durch ein Fenster mit herausgebrochenen Gitterstäben in einen verstaubten Kellerraum. Dort sitzen noch zwei weitere Gestalten, ebenfalls bekannte Gesichter. Jack und Guillaume, beides Diebe aus einer Bande, mit der ich früher schon zusammen gestohlen habe. „Ick ist verschwunden“, begrüßt mich Guillaume, der kräftigere der beiden. „Wir haben seine Spur verfolgt. Scheinbar hat er versucht bei irgendeinem Sesselfurzer einzubrechen aber wurde erwischt. Sie haben ihn ins Gefängnis geworfen. Ich weiß nicht warum, aber sie haben ihn zum Arenatod verurteilt. Wir müssen ihn rausholen!“, erklärt Jack in seiner kurz angebundenen Art. Er war kein Mann vieler Worte, er kam auf den Punkt und man wusste woran man war. „Morgen ist ein Kampf in der Arena. Es sind viele Kämpfer da, es gibt keine Chance für Ick, wir müssen ihn rausholen!“, wiederholt Guillaume. Lauk nickt bekräftigend. Ich mag Ick nicht besonders, habe ihn immer für einen Angeber gehalten. Aber er ist ein ehrlicher Typ… abgesehen von seinem Diebesdasein natürlich, und ein Einbruch in die Arena ist eine willkommene Abwechslung. Mit den Schwachköpfen von Haus Zephyr habe ich ohnehin noch eine Rechnung offen. Ich spüre, wie die Kampfeslust in mir hochsteigt. „Bin dabei“, verkünde ich vergnügt.

Aus meinem Essen wurde nichts mehr, ich musste mich mit ein paar Stücken trockenem Brot zufrieden geben. Die Nacht haben wir größtenteils darauf verwendet, einen Plan auszuhecken. Die anderen waren wohl schon einmal in die Arena eingebrochen und kannten den Aufbau der Gebäude. Jetzt, im Morgengrauen huschen wir durch die engen Gassen zwischen den Hauptstraßen in Richtung der Arena. Unser Einstiegspunkt ist ein Fenster in etwas weniger als drei Metern Höhe. Jack und Guillaume gehen in Stellung und mit zwei eleganten Sätzen über ihre Hände und Schultern sitze ich auf dem Fenstersims. Lauk tut es mir nach. Das Fenster lässt sich nicht richtig verschließen, hatte Jack am Abend zuvor erzählt. Ich stoße es auf und gleite hinein. Lauk hilft den anderen beiden und kurz darauf stehen wir in einem Gang. „Die Gefangenen sind direkt unter uns“, zischt Guillaume. „Wir brauchen aber noch den Schlüssel. Lauk, Rael, ihr geht da lang!“, er deutet auf das linke Ende des Ganges. „Wir gehen hier rum. Wer zuerst eine Wache mit Schlüssel findet“, grinst er und schon sind die beiden auf dem Weg. Ich grinse Lauk an und sage: „Die zwei haben keine Chance“. Es fällt nur wenig Licht durch die Fenster und so verschmelze ich unter Zuhilfenahme meiner Kräfte mit den Schatten. Ich haste den Gang entlang und öffne vorsichtig die Tür. Ich blicke einen weiteren Gang hinunter und sehe eine Treppe, die nach unten führt. Lauk auf meinen Fersen wissend, husche ich die Treppe hinunter und renne fast in eine Wache. „Halt“, schreit der gerüstete Mann mich an. „Ich bremse abrupt ab und komme vor ihm zum Stehen. Lauk steht noch über mir auf der Treppe und traut sich nicht, einen weiteren Schritt zu tun. „Was tust du hier?“ fragt die Wache grimmig. Ich schaue ihn irritiert an und meine frech: „Na die Gefangenen holen. Die kämpfen doch nicht in der Zelle?“ Der Gerüstete schaut nun etwas verunsichert, scheinbar habe ich Glück und er weiß nicht, ob er mich daran hindern sollte, oder ob ich auf Befehl eines Vorgesetzten handele. „Du allein? Wie willst du mit mehreren Gefangenen fertig werden?“, fragt er mich schließlich. „Nun, genaugenommen soll ich nur einen holen. Einen Ick. Hat gestohlen, jetzt bekommt er, was er verdient“, plaudere ich drauf los, doch die Wache unterbricht mich: „Und wieso kommst du von da oben, wenn die Arena doch am anderen Ende des Ganges hier liegt?“ Ich rolle mit den Augen, greife nach den Schatten und versetze ihm einen Tritt. Lauk springt über mich auf die Wache und versetzt ihm weitere Schläge, während ich die Schatten verdichte um dem Krieger die Sicht zu verdecken. Die Wache will gerade um Hilfe schreien, doch ich bin schon unter ihm hindurchgetaucht und trete ihm in die Kniekehle. Der Mann stolpert nach vorne und Lauk haut seinen Kopf gegen die Wand. Die Wache sinkt zu Boden. Lauk fischt ihm einen Schlüssel vom Gürtel und grinst mich triumphierend an.

Der Gang endet in einem Vorraum, und von dort führt eine Tür in die Arena. An den Seiten des Ganges befinden sich Zellen, wo die Gefangenen untergebracht sind, bis sie zu den übrigen Kämpfern geführt werden. Wir wollen gerade Ick suchen, da öffnet sich die Tür und ein Gefesselter wird in den Vorraum geführt und an die Wand gekettet. Wir verstecken uns schnell wieder im Treppenhaus und ziehen die bewusstlose Wache weiter hinein, sodass die Wachen am Ende des Ganges sie nicht sehen können. Doch die scheinen das Geschehen im Gang nicht weiter zu beachten und lassen den gefesselten Kämpfer einfach an der Wand zurück. Es sind sechs. Zu viele. Wir müssten den Gang entlang rennen und selbst wenn ich mich in den Schatten verbergen kann, könnte ich nicht sechs Wachen ausschalten, ohne das mindestens eine Hilfe hohlen kann. Doch wir haben Glück. Nachdem sie die Ketten noch einmal überprüft haben, verlassen die Wachen den Raum wieder durch die Türe, durch die sie gekommen sind, in Richtung Arena. Wir huschen los, Jack und Guillaume tauchen im selben Moment vom anderen Ende des Ganges auf, der weiter in das Gebäude führt. Lauk beginnt die Türen zu öffnen und in die Zellen zu schauen, doch findet er Ick nicht auf Anhieb. Ich gehe neugierig auf den Angeketteten zu und begutachte ihn. Er hat blutverschmierte Hände und auch sein Gesicht ist über und über mit Blut bedeckt. Ist es sein eigenes? Er scheint etwas neben sich zu sein, vielleicht wegen des Blutverlustes? Während Guillaume und Lauk weitere Zellen öffnen, treten mittlerweile die ersten Gefangenen verwirrt auf den Gang. Die beiden sollen sich besser beeilen denke ich mir ärgerlich, während ich mich an den Ketten zu schaffen mache. Ich weiß nicht warum, aber ich will den Armen da auch nicht einfach so hängen lassen, er hat schließlich gerade erst einen Kampf überlebt. Was er wohl ausgefressen hat? Mit einem kleinen Metallspieß, den ich nebst allerlei anderem Werkzeug stets am Gürtel trage – Türschlösser sind schließlich eher Ärgernisse als Hindernisse – sind die Ketten schnell geöffnet. „Was tust du da?“, ruft Jack von hinten. Ich überlasse den Kämpfer vorerst sich selbst und laufe zurück zu Jack. Ich verscheuche einige der Gefangenen, die sich das nicht zweimal sagen lassen und in die andere Richtung verschwinden, aus der Jack und Guillaume gerade gekommen sind. Vielleicht werden sie sogar einen Ausgang finden. Endlich finden wir die Zelle von Ick. „Ick!“, ruft Lauk und fällt ihm um den Hals. Der glotzt ihn überrascht an. „Hast wohl nicht mehr mit uns gerechnet, was?“, necke ich ihn. „Los, wir sollten verschwinden.“

Gerade will ich die Zelle wieder verlassen, da öffnet sich erneut die Tür und die Wachen zerren eine Frau herein. Die scheint in besserem Zustand zu sein, als der andere Gefangene, jedenfalls versucht sie sich gegen den Griff der Wachen zu wehren. Es sind nur noch vier Wachen. Seltsam, wenn man bedenkt, dass der andere sich nicht einmal gewehrt hat. Die letzte Wache zieht gerade die Tür zu, da ruft eine andere: „Hey was ist denn da los?“, und deutet dabei auf die geöffneten Zellentüren. Zum Glück kann er mich hinter Icks Tür nicht sehen. Lauk rollt mit den Augen: „Gut, die hätten wir vielleicht wieder schließen sollen“. Ich ziehe die Schatten zu mir und warte, bis sich die ersten zwei Wachen in Bewegung setzen, während die anderen beiden die Kämpferin festhalten. Dann stürme ich auf den ersten zu, während sich eine Schattengestalt aus der Dunstwolke löst, die mich umgibt. Die Wache hebt instinktiv den Schild und will den Schemen abwehren. So ein Pech aber auch, der ist gar nicht echt, denke ich mir, während ich unter dem Schild und den Beinen des Mannes durchrutsche und meine Dolche ziehe. Eigentlich ist töten ja nicht so mein Stil, aber ich will es nicht riskieren, dass die anderen Wachen nach Verstärkung rufen, während ich den ersten mühsam verprügele. Ich ramme der Wache ein Messer in den Rücken, während die Schatten bereits nach der zweiten greifen und ihr die Sicht rauben. In einer mehr oder weniger eleganten Drehung werfe ich mein zweites Messer, das dem immer noch überraschten und blinden Wächter in den Hals dringt. Lauk und Jack stürmen an mir vorbei und stürzen sich auf die beiden Wachen, die entsetzt noch immer die Kämpferin aus der Arena festhalten. Ich lasse die beiden Sterbenden zurück und will mich übermütig auch ins Gefecht stürzen, doch die beiden haben sich mittlerweile aus ihrer Starre gelöst und mich trifft ein Faustschlag ins Gesicht. Ich taumele zurück und sehe Guillaume, der das Schwert einer Wache in der Hand hält und sich schützend vor mich stellt. Lauk und Jack jedoch ringen noch mit der anderen Wache, die mittlerweile unbewaffnet ist. Ich rolle mich zurück und orientiere meine Schatten an dem aufgewirbelten Staub, um die Wache gegenüber von Guillaume zu blenden. Mein Gesicht schmerzt noch, doch das hindert mich nicht an einem erneuten übermütigen Lachen, als Guillaume der geblendeten Wache das Schwert durch die Deckung schlägt. „Guter Schlag, Guillaume“, rufe ich und werfe meinen verbliebenen Dolch an ihm vorbei. Er schlägt an die Wand. „Hey!“, brüllt Guillaume, während er den Kopf einzieht. „Tschuldigung“, murmele ich, während ich nach vorne stürme um die Wache zu überwältigen, bevor mich die Kräfte verlassen und sie wieder sehen kann.

Nur wenige Augenblicke später fällt auch die letzte Wache tot zu Boden. Der Kampf hat kaum ein paar Sekunden gedauert, und entsprechend sprachlos steht die Kämpferin der Arena noch in unserer Mitte. „Lasst uns abhauen, da kommt nur noch mehr Ärger auf uns zu!“, ruft Jack und er stürmt mit Guillaume los. Ick, der inzwischen aus der Zelle getreten ist, läuft ihnen anstandslos hinterher. Ich blicke zu dem blutenden Krieger und der anderen Kämpferin. „Wenn ihr das nicht erklären wollt, würde ich vorschlagen, ihr rennt uns hinterher!“, und mit diesen Worten beginne ich mit Lauk, den anderen hinterher die Treppe nach oben zu laufen, jedoch nicht ohne vorher meine Dolche aufzusammeln. Man lässt dem Hause Zephyr ja nichts geschenkt.
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

Ryokina
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Ryokina »

Sasquehama

Nachdem ich fertig gegessen hatte, versteckte ich meinen Beutel sorgfältig und fragte bei den Wachen nach einem Trainingsplatz. Er lag am Stadtrand und war umgeben von einer niedrigen Stadtmauer. Während ich verschiedene Kampftechniken übte, mal mit einem, mal mit beiden Falchions, waren meine Ohren aufmerksam gespitzt und ich lauschte den Gesprächen um mich herum. Denn ich war keinesfalls so dumm irgendwelche wertvollen Informationen zu verpassen, weil ich so auf meinen Plan fokussiert war. Obwohl es möglicherweise einen Plan A gab. Ich war gerade dabei einen Ausfallschritt kombiniert mit einem überkreuz ausgeführten Schlag zu üben, bei dem dem Gegner unmöglich war zur Seite auszuweichen. Die linke Klinge wurde dabei vorne am imaginären Brustkorb des Körpers entlang gezogen, während die rechte Klinge mehr in die tiefe stach und einen Gegner, der nicht ausweicht, in die linke Schulter stechen würden. Dadurch dass die rechte Klinge mehr in die Tiefe schlug war es auch erschwert nach hinten auszuweichen. Diese Technik war ich jedenfalls am Üben, als zwei Jungen von vielleicht 12 Jahren vorbeiliefen. Sie sahen mich und einer von ihnen zeigte begeistert auf mich. „Kuck mal, wie cool! Die muss bestimmt in der Arena kämpfen! Ich wünschte, ich könnte hin, aber mein Vater sagt das würde Kinder zu Mördern erziehen“, jammerte er und aus dem Augenwinkel sah ich, wie der andere Junge stolz sein Kinn reckte. „Also WIR gehen hin. Meine Mutter ist ein begeisterter Fan des Hauses Zephyr und wir gehen sogar so früh hin, dass wir möglichst nah bei den Ratsvorsitzenden sitzen.“ Von diesen Worten hellhörig geworden, verließ ich meine Position und steckte meine Falchion zurück in die Scheiden. Ich trat an die beiden Jungen heran und fragte ruhig. „So befinden sich die drei Ratsvorsitzenden also mitten auf der Tribüne?“ Der eine der Jungen nickte. „Ja! Sie haben natürlich besondere Sitze. Aber abgesehen von der Leibgarde gibt es keine Trennung zwischen ihnen und dem gemeinen Volk.“ Ich nickte, neigte kurz den Kopf als elfisches Zeichen der Dankbarkeit und trat weg.
Auf dem Weg zurück zu meinen Schlafräumen dachte ich nach. Mh… eine Leibgarde war also die einzige Grenze? Nun, die ließe sich ja gut beseitigen, aber ob Rhelia dann noch mit mir sprechen würde, wäre die andere Frage. Um die Leibgarde kam ich also nicht herum. Aber vielleicht in die Leibgarde… Ich überlegte. Die Wachen am Burgtor kannten mich bereits, ebenso in der Arenaanmeldung. Diese konnte ich nicht überlisten. Vielleicht am Stadttor? Ich beschloss es zu versuchen. Es gab ja nicht nur ein Stadttor. Also holte ich meinen Beutel wieder, damit man glaubte ich sei gerade erst von meiner Reise gekommen, dann verließ ich die Stadt durch das Tor, durch das ich gekommen war, lief etwas um die Stadt herum und bog kurz vor dem nächsten Tor ab, sodass ich wieder auf den Fußweg kam und von vorne auf das Tor zulief. Durch meine Wanderung war einige Zeit vergangen und die Sonne stand bereits tief. Ich musste mich beeilen, bevor die Tore schlossen. Als ich am Tor ankam und die Wachen wieder einmal kein großes Interesse an mir zeigten, blieb ich stehen, verbeugte mich grüßend und sprach:
„Seid gegrüßt. Ich suche die Leibgarde des Hauses Zephyr. Man schickte uns einen Boten mit der Bitte die besten Kämpfer des Elfenwaldes zum Schutze der Ratsmitglieder bei den Arenakämpfen abzustellen. Für den Fall, dass sie Verstärkung brauchten. Nun, hier bin ich“, log ich und richtete mich mit meiner ganzen Eleganz wieder auf. Still hoffend, dass die Wachen nicht über die Aktivitäten der Leibwache informiert waren, wartete ich. Und ich hatte Erfolg. Die Wachen nickten. „Nun, die Schlafgemächer der Leibgarde liegen etwa eine halbe Meile rechts der Burg. Dort wird man dich einweisen.“ Ich nickte, grüßte sie zum Abschied und ging mit der neu gewonnenen Information zum Haus der Leibgarde. Dort war zur Zeit nur ein Türwächter, da die meisten im Dienst oder zuhause bei ihren Familien waren. Ich wiederholte ihm meine Geschichte und glücklicherweise lies auch er mich ein. Er zeigte mir die Schlafgemächer und führte mich zu einem Stapel Klamotten. „Hier ist die Uniform der Leibgarde. Sieh, ob du etwas zu finden vermagst. Frauengröße gibt es hier nicht oft“, murrte er wenig motiviert und ging wieder auf seinen Platz. Ein schelmisches Lächeln kam auf meine Lippen und ich machte mich an die Arbeit. Die Kleidung bestand aus einem hellblauen Kopftuch, einem dunkelblauen Hemd und einer hellgrünen Hose. Ich suchte Sachen zusammen, die mir einigermaßen passten. Rüstungen fand ich hier keine, ich nahm an, die bekam man direkt vor der Arbeit. Also machte ich mich an die Arbeit. Für solche Fälle hatte ich gewissermaßen vorgesorgt. Und natürlich für den Fall, dass mein sichtbarer Beutel zu klein wurde. Wenn ich mehrere Tage auf Reisen war, reichte er eigentlich nie aus. Ich griff mir unter mein Wams und in ein eingenähtes Tuch hinein. Kurz fuhr ich mit meiner Hand hindurch, dann zog ich sie überrascht heraus. „Sieh mal einer an…“, murmelte ich und betrachtete eine kleine Ecke Knäckebrot, die mir bisher entgangen war. „Das erklärt, warum mein Wams immer so gekratzt hat.“ Ich steckte es in den Mund, nahm die zusammengefaltete Kleidung und steckte sie hinein. Da ich nun aussah, als hätte ich ein paar Pfund zu viel auf den Rippen, holte ich tief Luft und zog den Bauch bis an die Grenze ein. In die dadurch entstehende Kuhle steckte ich meine zusätzliche Füllung. Dann trat ich wieder an den Türwärter heran.
„Wo und wann trifft sich die Leibgarde morgen früh für die Arena?“, fragte ich ihn förmlich. Der Türwärter sah auf einen Zettel, der bei ihm hing. „Nun… Eigentlich sollte man euch darüber informiert haben“, sagte er etwas misstrauisch. „Aber da ihr gerade erst angekommen seid, wird es wohl noch nicht dazu gekommen sein. Die Leibgarde trifft sich morgen zur zweiten Stunde am Eingang zur Tribüne, bereits in Rüstung. Dort erhaltet ihr die Einweisung. Um eine Rüstung zu erhalten, musst du vor Dienstantritt zur Rüstungskammer in der Burg. Dort wird dich vermutlich erwarten, wer für dich zuständig ist.“ Ich nickte, atmete flach, zog den Bauch ein. „Gut. Ich werde heute Abend noch Freunde in der Stadt besuchen und bei ihnen schlafen. Bis morgen“, sagte ich und ging hinaus. „Bis morgen“, grummelte der Mann und ich lief von der Burg herab zur Stadt ohne mich umzusehen. Als ich außer Sichtweite war, beschleunigte ich meine Schritte und eilte zielgerichtet auf einen Kräuterladen am Rande der Stadt zu. Es war von Vorteil, dass ich nicht das erste Mal in dieser Stadt war, auch wenn ich mich bisher nicht mit den kriegerischen Orten beschäftigt hatte. In die Burg und zu den Rüstungen würde ich nicht ohne Weiteres kommen, das wusste ich sicher. Ich vermutete, dass die täglich Diensthabenden auf einer Liste standen und man seinen Namen bei Erhalt der Rüstung zunächst nennen musste. Darum hatte ich einen anderen Plan. Wäre ja wirklich schade, wenn einer der Soldaten krank ist.

Am Kräuterladen angekommen, trat ich ein, den Bauch hatte ich nun nicht mehr eingezogen. Die Frau hinter der Theke blickte auf und lächelte freundlich. „Guten Abend, was darf es heute sein?“, fragte sie und ich trat heran. „Ich brauche eine Pflanze deren Dämpfe eine einschläfernde Wirkung haben. Und eine Wanne, wenn dies möglich wäre.“ Die Frau nickte. „Ein Mann mit Schlafproblemen, nehme ich an?“ Ich nickte bloß freundlich. „Natürlich.“ Als die Frau mir das gegebene Kraut reichte, zahlte ich zügig, steckte es in meinen Beutel und nahm auch die Wanne entgegen. Sie war klein und für mein Vorhaben vollkommen ausreichend. Dann ging ich wieder zurück zur Arena, zu meiner Pritsche. Mittlerweile waren auch einige andere Kämpfer eingetroffen. Ich entdeckte zwei Mädchen, die sich stark ähnelten. Außerdem sah ich auch noch eine andere Elfe, die sehr klein war und zwei Zwerge. Mit dem Rücken zu den anderen machte ich meinen Beutel ab. Mein Beutel bestand aus zwei Stoffschichten, die ineinander gesteckt waren. Dies hatte ich vor langer Zeit so entwickelt, damit ich nachts die äußere Schicht zum Schlafen als kleine Decke nehmen konnte, während das Essen in der Inneren noch immer vor Feuchtigkeit beschützt wurde. Nun benutzte ich die äußere Schicht, um damit die Leibgardenkleidung abzudecken, legte mich hin und schlief zügig ein. Am nächsten Morgen erwachte ich schon vor allen anderen, nahm meine Sachen und schlich mich hinaus. Ich suchte mir eine verdeckte Stelle und zog mich schnell um. Meine alte Kleidung steckte ich mit dem Beutel unter einen Busch, dann nahm ich die Wanne und die Kräuter und lief zum nächsten Brunnen. Zügig kurbelte ich den Eimer nach oben und ließ daraus Wasser in mein Wännchen fließen. Dann eilte ich damit hoch zur Burg. Bedacht darauf kein Wasser zu verschütten. Ich sah, wie die ersten Männer der Leibgarde aus der Burg kamen, jedoch in einer Gruppe. Ich kroch mit meiner Wanne unter einen Busch, wie praktisch es doch war, dass ich klein war und zerschnitt die Kräuter. Ich legte mich seitwärts, damit ich besser agieren konnte und presste den Saft der Kräuter in die Wanne. Dann legte ich mich wieder flach hin und wartete. Die nächste Wache lief vorbei. Ein großer, stämmiger Mann, dann kam ein etwas schmächtigerer Soldat. Das ist meine Chance!, dachte ich, wartete, bis er vorbei war, kroch dann hervor, sprang hinter ihm her und war mit meiner Wanne schnell bei ihm. „Entschuldigung?“, fragte ich freundlich und als er sich umdrehte, nahm ich ihn am Nacken und drückte seinen Kopf über die Wanne. Im gleichen Moment erhitzte ich das Wasser mit meiner linken Hand, sodass das Wasser anfing zu dampfen und die Säfte des Krautes mit aufstiegen. „Wären Sie so nett einmal daran zu riechen? Ich bin mir nicht sicher, ob ich das für mein nächstes Dampfbad verwenden kann.“ Der Mann blinzelte benommen, denn er hatte bereits einige der Dämpfe in der Überraschung eingeatmet. „Kommen Sie“, sagte ich, fasste ihn an der Hand und führte ihn zu den Büschen. Er folgte mir und gähnte ausgiebig. „Wo führen Sie mich…?“, fragte er noch, ehe ich ihn auffangen musste, da er eingeschlafen war. Ich schmunzelte, dann sah ich mich kurz um und machte mich daran uns beide auf die nicht sichtbare Seite der Büsche zu befördern. Dafür schnitt ich eine kleine Kerbe in das Buschwerk, was mit meinem großen Falchion zum Glück nicht allzu lange dauerte und zog ihn herüber und seitwärts. Gerade zeitig genug, denn auf der anderen Seite sah ich, wie wieder ein Gardist vorüberschritt. Ich legte den Mann nieder, schob die Schüssel zu ihm und erhitzte sie noch ein wenig, damit sie weiter dampfte und er den Dampf inhalierte. Dann machte ich mich daran ihn von seiner Rüstung zu befreien. Sobald er sie vom Leib hatte, hatte ich sie schon an, drehte mich ein wenig unzufrieden in ihr, da ich nicht an so schwere Last gewohnt war und schnallte meine Falchion hinten auf. Dann beugte ich mich zum Mann herab. „Schlaf gut“, flüsterte ich aus schelmischen Augen, drückte ihm einen Kuss auf die Stirn und ging. Zurück zur Kerbe, dann in einem unbeobachteten Moment hindurch und runter zu der Arena. Den Eingang zur Anmeldung mied ich und lief direkt zum Tribüneneingang. Ich hatte meine Haare offen gelassen und mein Kopftuch so gebunden, dass es meine verräterischen Ohren verdeckte. Der Leiter war bereits vor Ort. Ich trat zu ihm und senkte respektvoll den Kopf. „Ein Gardist ist krank geworden. Ich bin neu und soll für ihn einspringen“, berichtete ich ihm und er musterte mich etwas skeptisch, ehe er seufzte. „Also gut. Stell dich zu den anderen. Wir fangen gleich mit der Einweisung an.“ Ich folgte seinem Befehl und wartete, bis alle angekommen waren. Hoffentlich reichte die einschläfernde Wirkung des Krauts lang genug. Als alle da waren, trat der Anführer an uns heran und fing an:

„Also, die Sache ist einfach. Die drei Ratsmitglieder sitzen in der Mitte auf der Tribüne und dort nah am Rand, sodass wir sie nur von drei Seiten decken müssen. Kaito, Heinrich und-“, er zeigte auf mich und wartete darauf, dass ich meinen Namen nannte. „Emira“, sagte ich und wählte damit den nächstbesten Menschennamen, der mir eingefallen war. „Emira“, wiederholte er und sprach weiter. „Ihr deckt sie von der linken Seite ab. Sandro, Emilio und Fernando, ihr von der rechten.“ Ich vermutete, dass diese drei südländischen Männer im Kampf ein eingespieltes Team waren, denn sie warfen sich nur kurz zufriedene Blicke zu. „Der Rest steht hinter den dreien, mit dem Gesicht zum Volk. Eure Aufgabe ist nichts als grimmig gucken. Es sollte keiner wagen sich zu nähern, wenn dem so wäre, fordert ihn auf, wieder zu gehen. Gewalt wendet ihr nur an, wenn dieser Aufforderung nicht nachgekommen wird. Habt ihr mich verstanden?“, fragte er und alle nickten einstimmig. „Also gut.“ Ich sah Rhelia und zwei Männer aus einer Kutsche steigen. „Die Vorsitzenden kommen. Alle auf Position.“ Wir stellten uns auf, marschierten mit den drei Vorsitzenden zwischen uns ein und begaben sich auf unsere Positionen. Dort stand ich nun und starrte grimmig. Wow, was für eine Aufgabe… Die Zeit verging und die Podeste füllten sich mit Menschenmassen. So langsam wurden mir die Schultern schwer. Schließlich, endlich, fingen die Kämpfe an. Gespannt sah ich nach unten. Ein riesiger Koloss lief in die Arena. Gemeinsam mit einem Mann, der neben ihm klein und schwächlich aussah. Etwas mitleidig verzog ich den Mund, dann sah ich wieder zum Volk. Dabei war mein Körper gespannt wie eine Feder, denn ich wartete nur auf eine Gelegenheit mit Rhelia zu sprechen. Doch wie? Ich war ihr nun so nahe, doch konnte ich nicht einfach zu ihr gehen. Ich musste einen Tumult abwarten. Oder selbst auslösen. Nun… wir würden sehen.

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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Itaga »

Arun:

Meine Auszeit wird mit einem grandiosen Kampf belohnt, zwei Mädchen, fast noch Kinder, kämpfen gegen einen Troll.

„Willkommen, willkommen liebe Mitbürger und Fremde der Stadt, liebe Angehörige des Hauses Zephyr und liebe Verbündete. Nach diesem spektakulären Auftakt der 28. Arena unseres geliebten Hauses möchte ich eine Ankündigung machen. Keine Sorge, es wird nicht lange dauern, bevor wir die tapfersten, geschicktesten und stärksten Krieger unseres Landes gegeneinander antreten lassen. Dieses Jahr ist es anders als in den Jahren zuvor. Ein großer Krieg steht uns bevor und unser Haus wird natürlich nicht still daneben sitzen und uns zurückhalten gegen die Daimonen, die Trolle aus dem Eis, die hässlichen Kreaturen ohne Kultur!“
Eröffnet der Rat des Hauses Zephyr diese Event, es ähnelt schon einer indirekten Großoffensive richtung anderer Stadtstaaten und Häuser.
Bedenkt man das das haus Zephyr damals nur knapp der Niederlage gegen die van Trancys entgangen ist, scheint diese Lobpreisung des eigenen Hauses schon fast wie ein verzweifelter Versuch die geschichte vergessen zu machen.

Der Kampf der beiden Mädchen gegen den Troll ist spannender als gedacht.
Eine von beiden bewegt sich fast übermenschlich schnell, als würde sie angestoßen werden. Sie scheint dies aber nicht zum ersten mal zu machen, da ihre Knochen und Muskeln an diese Belastung gewöhnt zu haben scheinen. So eine Kriegerin hätten wir damals gegen die Rozengards gebrauchen können.
Ihre Partnerin bearbeitet die Bestie währenddessen aus der hinteren Linie mit Ihrer Armbrust, eine beliebte Taktik beim jagen von Bestien, der flinkere oder mehr gepanzerte lenkt ab und provoziert, während aus den hinteren Linien der fatale Schaden verursacht wird.

Die beiden scheinen nahezu problemlos mit der bestie aus dem Eis zu spielen, jedoch verrät ein genauerer Blick das diese "Bestie" Angst hat ... sie ist kein Blutrünstiges Tier oder ein hungernder Vampir, welche in jeder Sekunde die Absicht haben ihr Gegenüber zu töten, dieses Ding versucht sich panisch am leben zu erhalten ... das ist doch krank.
Der Kampf endet, sie er enden musste, die Bestie stirbt und die Menge jubelt. Mein Blick fährt durch die Menge und bleibt bei der Ratsvorsitzenden hängen, strafend blicke ich sie von meinem Platz am Gelände aus an, starre aber nur in ihr selbstgefälliges lächeln:

„Nun! Wie wir sehen haben wir unsere ersten richtige Anwärter für den Namen Zephyr gefunden!“ beginnt sie zu tönen.
„Ich bin Elevyn, aus dem Hause Zephyr, Windelementarkriegerin und somit wahre Erbin der edlen Position im Rat.“ Dröhnt aus der Arena, kurz löse ich meinen Blick von der Ratsvorsitzenden und sehe mir die selbsternannte Erbin an, welche bereits von Wachen abgeführt wird.
„Ja, ja, Kindchen. Jeder hier in der Arena würde gerne zu uns gehören. Doch warst es nicht du, die den Troll getötet hat, sondern deine Schwester. Und so wirst auch nicht du es sein, die die Chance erhält, den Rang im Haus zu erlangen, sondern deine Schwester.“
„Sie wird die erste sein, die zu den Trollen in die Eiswüste fliegt, mit unserem ersten Luftschiffe, dem Himmelsjäger, wo sie neben allen anderen Gewinnern in der Arena beweisen kann, dass sie als Kriegsheldin würdig ist den Namen Zephyr zu tragen. Das ist unser Geschenk an die Länder nahe der Eiswüste, eine Armee aus den besten der besten, die sich dort beweisen kann, wie es einem Krieger gebührt.“

Die Menge tobt so laut das ich kaum verarbeiten kann was ich da gerade gehört habe ... die Zephyrs haben bereits ein fertiges Luftschiff?
Wo haben sie die Techniker dafür aufgetrieben?
Wie haben sie die Materialien aufgetrieben?
Gab es keine Vampirangriffe auf ihre Karawanen?
Alleine diese Angriffe werfen uns um Monate zurück und das regelmäßig.
Eine weitere Frage plagt mich umso mehr, wieso die Eiswüste und nicht die Narbe? Ist das ein Jungfernflug und man will alle eventuellen Schwachstellen dadurch ausmachen, bevor man einen Flug antritt von dem es beim kleinsten Fehler keine Rückreise mehr antreten kann?
Ist die nächste Konsequenz nach der Eiswüste ein Angriff aus der Luft auf Haus van Trancy?

Mir schießen allerlei Gedanken in den Kopf, Eylyn wird bestimmt auch die Informationen auftreiben das diese Schiff bereits existiert, genauso Bertram.
Kämpfe ich in der Arena um Zugang zum Schiff zu erhalten? Die Anmeldefrist ist vorbei und meine Medizin würde nicht ausreichen, ohne meine Kräfte bin ich wahrscheinlich vielen Kämpfern unterlegen.
Ich könnte mich auf die Suche nach dem Schiff machen und es stehlen ... aber ich kann es nicht steuern ... niemand den ich kenne könnte es.
Letzte Möglichkeit, ich zerstöre es, aber da mir sein Aufenthaltsort gänzlich unbekannt ist, scheidet diese Möglichkeit ebenfalls aus.
Selbst wenn ich mich hier zu erkennen gebe und einen Direktangriff auf den Rat starte, was ziemlich unüberlegt wäre, würde mein Leben vermutlich vergolten sein bevor ich die Ratsmitglieder erreiche.

Ich will meinen Platz in der Arnea verlassen ... allerdings könnte ich mich nach so einer Nachricht als Gegner des Hauses Zephyr und somit recht schnell als van Trancy zu erkennen geben, was ebenfalls ungünstig ist.
Verzweifelt überlege ich meine Möglichkeit mit meinen Verbündeten zu kommunizieren, allerdings ist das klügste was mir einfällt bis zu einer Pause weterhin die Kämpfe zu verfolgen und mich in der großen Menschenmasse unauffällig zu verhalten.

Rat des Hauses Zephr, ihr mögt mich vielleicht gerade festgesetzt haben, aber ich schwöre bei meinem Leben und dem Schwur den ich geleistet habe, das ich einen Weg finden werde euch aufzuhalten ... ich brauche die van Trancys, denn sie bringen mich in die Narbe!!


NEXT - es wird spannend! #5
Probleme mit Mitgliedern?
Etwas auf dem Herzen?
Brauchst du wen zum reden?

-> PN oder im Skype anschreiben.
Ich habe für jeden ein offenes Ohr und hin und wieder einen guten Ratschlag ^-^

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Kanon

Mich reißt eine Stimme wieder in die Realität. Aufgeschreckt blicke ich auf die Personen vor mir. Sie fliehen alle und lassen eine Leiche zurück. Der Geruch von Blut liegt in der Luft. Es scheint, ich habe mich daran gewöhnt, da ich in letzter Zeit viel Blut auf meiner Kleidung oder sonstiges habe. Das ist abartig...
Aber hierbleiben will ich nicht. Ich habe gewonnen und darf dafür gehen, das wurde mir gesagt. Etwas wackelig auf den Beinen steh ich auf und laufe den zwielichtigen Personen hinterher. Hoffentlich komme ich endlich hier raus.

Wir laufen die Treppe hoch, einen Gang nach links und dann wieder runter. Plötzlich bleiben alle an einer Ecke stehen. Eine Wache patrouilliert.
Sie wissen anscheinend nicht was sie machen sollen. Ich höre wie einige unter sich beraten. „Sollen wir ihn umgehen?“ „..töten wir ihn lieber bevor er um Hilfe ruft!“

Ruhig gehe ich um die Ecke. Die Wache sieht mich sofort und ruft „Halt! Was hast du hier zu suchen?“

„Es tut mir leid, wenn ich euch erschreckt habe. Ich habe mich verlaufen...“

Erst schaut er mich nachdenklich an. „Moment! D-du bist dieser Ani....Ani-irgendwas! Wieso bist du hier?!“
Er zittert am Körper. Wahrscheinlich hat er meinen Kampf gesehen. Das Blut an meiner Kleidung und Körper scheint ihm Angst zu machen.
„Man hat mich gehen lassen, nachdem ich mich beruhigt habe. Keine Sorge!“ versuche ich ihn zu beruhigen. „...es wurde so befohlen.“

„Befohlen?... etwa von Lord Ramon?“ fragt er mich verwundert. Ich lächel nur, was er als Ja versteht. Es ist keine direkte Lüge aber auch nicht komplett war, dass Ramon es befohlen hatte.
„Gut, dann geh dich aber lieber waschen. Hier wurden Gefangenen gesichtet, die frei rumlaufen, und es könnte sich bei dir um ein Missverständnis dann handeln!
Ich meine, du bist Wahnsinn gewesen! Gegen einen Berserker zu gewinnen ist unglaublich!“
Ich kratze mich verlegen am Kopf. Sowas darf mir nicht nochmal passieren, schließlich bin ich wegen eines Missverständnis hier gelandet.
Der Wachmann lacht etwas erheitert. „Nun“ er zeigt in die Richtung hinter mir.„ Du musst nur diesen Gang folgen bis du zu einem Treppenhaus kommst. Einfach die Treppe runter und einmal links abbiegen, dann bist du schon in der Nähe der Unterkünfte und Haupthalle.“
„Ich danke euch! Und bitte dank Ramon von mir, dass er sein Versprechen einhält!“
Er winkt mir noch kurz zu und geht in die andere Richtung.

Armer Irrer.
Die Leute, denen ich gefolgt bin kommen aus ihren Versteck heraus. Erst jetzt sehe ich wie sie aussehen. Wie die Schurken aus den Geschichten, die ich als Kind gehört und gelesen habe, sehen sie aus. „Ich danke euch, dass ihr mich befreit habt!“ Ich verbeuge mich aus Höflichkeit. „Eigentlich hat man mir gesagt, dass ich frei bin wenn ich im Kampf gewinne aber... ich bin wohl durchgedreht.“
Meine Kräfte sind die eines Tieres und sind oft genug außer Kontrolle geraten.
„Wir sollten gehen.. die Informationen des Wachmannes sind mein Dank an euch.“
Schon in meiner Ausbildung zum Händler hab ich gelernt aus dem Käufer viele Informationen zu holen, um ihm etwas anzubieten was er nicht abschlagen kann. Oft reicht nur ein Lächeln.

Ich wollte schon immer die Welt und deren Menschen sehen. Momentan bin ich nicht besonders erfreut aber das macht.... Spaß!
„Eine Bitte hätte ich noch: Bitte lasst mich euch bis zum Ausgang begleiten. Etwas kämpfen kann ich!“

Von weitem hört man Schritte...
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

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Gralaer
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Gralaer »

Godrick

Die letzten Sonnenstrahlen scheinen über die Insel Augentau, eigentlich wunderschön. Wenn man vergisst, dass direkt vor mir Krieger ausgebildet werden, die womöglich Blut sehen werden, verkauft werden, einem brutalem Training ausgesetzt wurden, ist es doch recht schön.
Langsam verdunkeln sich die Palisaden des Ausbildungslagers Wendel, ich stehe schon zu lange hier.

Die Fährenfahrt ist recht kurz, der Fluss, Ärmel, ist gerade mal 500 Meter breit. Es ist auch immer derselbe Fährmann Jack der das hölzerne Gefährt bedient. Und uns nasse Hosen erspart.
Ein alter Mann, graues kurzes Haar, langer zerzauster Bart und einen fischäugigen Blick. Er macht das seit Jahren und ihm scheint es zu gefallen, er summt immer leise alte Seemannslieder. Einige kenne ich.
Auf der Fähre sind nicht viel mehr außer mir, ein paar entlassene Krieger und eine junge Frau.
Die Fahrt über lehne ich mich gegen das Gelände und höre den Kriegern zu. Sie reden über belanglose Dinge wie Ehre, Mut und wo sie hin geschifft werden. Ans andere Ufer, dachte ich mir und musste grinsen.

Die Fähre dockt an, alle steigen auf das brüchige Dock welches nach Furtstätte führt. Das Dörfchen besteht eigentlich nur aus einem Wirtshaus, und selbst dieses eine Gebäude ist heruntergekommen.
Die entlassenen Krieger aus der Wendelschule bleiben nicht lange und verschwinden gen Süden mit einer Kutsche. Die junge Frau ist auch verschwunden.
Nur Jack und ein Mann in einer Kutte gehen an mit vorbei Richtung Dorf. Offensichtlich habe ich nicht alle auf der Fähre gesehen.
Ohne weiter über den Mann in der Kutte nachzudenken miete ich mir ein Zimmer für eine Nacht.

Morgens bestelle ich mir ein Frühstück und sortiere alles Vergammelte und Schimmlige aus, dementsprechend zahle ich dann auch, ohne Einwände zu bekommen.
Draußen wartet eine bescheidene „Kutsche“. Ein Karren mit einem großen Leinentuch überzogen.
„Wo fahrt ihr hin?“ frage ich den Fahrer des Schmugglerwagens.
„Silberstein und dann nach Adlerhorst.“
„Fahr erst nach Adlerhorst, dann kommen wir bei Hohentann durch.“ mit dem Satz zusammen reiche ich ihm 20 Seren. Ich weiß nicht ob es das Geld war oder mein Ruf, oder beides, aber es gab keine Widerworte.
Ich setze mich in den Wagen. Im Wagen peitscht der Wind einem nicht so um die Ohren und es wird wärmer, das raue Wetter von Augentau, endlich wieder Abwechselung...Richtung Süden.
„Wo fährt dieser Wagen hin?“ höre ich vorne fragen.
„Adlerhorst und Silberstein, guter Herr.“
„Fürwahr, das ist vortrefflich für mich. Hier ein paar Seren.“
Der Mann in der Kutte gesellt sich zu mir in den Wagen.
„Oh hallo, du bist Godrick? Ach was rede ich da, du bist Godrick, fürwahr! Ich habe dich gestern gesehen, nachts. Man erkennt dich trotz allem an deinem Ohr, fürwahr! Wie geht es dir? Wo verschlägt es dich Gesell hin? In die Arena von Silberstein? Willst du dein Können auf die Probe stellen?“
„Auf welche Frage soll ich antworten?“ der Mann schaut mich an, eine Weile.
„Ich bin Iridian, Haus Rozengard, und ein frisch ausgebildeter Wendler, fürwahr.“ er reicht mir die Hand, ich ignoriere diese Geste grundsätzlich. Er legt die Kutte ab und ein hochgewachsener junger Mann mit weißem Haar und saphierblauen Augen erscheint. Er trägt eine leichte silberne Rüstung, damit wirkt eher wie ein strahlender Ritterheld als wie eine Leibwache für den hohen Rang.
Der Karren gerät langsam ins rollen.

„Also, da stand ich nun, fünf Banditen vor mir, und wie ich es geplant hatte fingen sie alle an zu tanzen, fürwahr! So war ich hier stehe und Iridian von Rozengard bin!“
Der Fahrer, Henk wie ich erfuhr, lachte lautstark vorne. „Wirklich?!“ und lachte weiter.
„Natürlich musste ich im nach hinein alles der Prinzessin erklären, aber, sie war hin und weg. Und der Fluch war gebrochen, fürwahr!“
„Hahahahahaha!“ Henk konnte sich kaum auf seiner Bank halten.
„Das war nun die Geschichte, wie versprochen, verbreitet sie wie es euch hilft, aber meine Kehle ist ausgetrocknet, fürwahr!“ Iridian nimmt einen großen Schluck aus seinem Trinkschlauch.
„Godrick! Du fandest die Geschichte nicht gut? Sie ist wahr, jedes einzelne Wort und lustig dazu, eine meiner Lieblingsabenteuer. Vielleicht willst du mal eine erzählen? Ich meine, du bist Godrick, allein dein Name verbreitet Schrecken. Da muss es doch aufregende Geschichten geben, fürwahr!“
Ich saß da und überlegte, mir fällt etwas ein, doch dann erhob Henk das Wort.
„Du bist ein Wendler sagst du?“ er warf die Frage in den Raum, vermutlich aus Unwohlsein.
„Fürwahr! Iridian der Wendler!“
„Ich hab noch nie einen getroffen, ich weiß das jeder hohe Herr, Lord und was weiß ich mindestens einen an seiner Seite hat, aber...“ Henk stoppt und achtet kurz auf die Straße.
„Aber, wie...also was macht euch so besonders? Ihr geltet als Legende, als wandelnder Mythos. Man sagt ein Wendler wiegt 100 kampferprobte Soldaten auf.“
Iridian blieb kurze Zeit ernst. „Tut mir Leid, aber das ist Teil des Ausbildung, und die ist geheim. Ich würde es ja demonstrieren, aber der einzige würdige Gegner wäre Godrick…und nein danke.“
„Ich verstehe, nun gut. Das ist unglaublich...ich Henk, zukünftiger fürstlicher Kutscher geleite einen Wendler und Godrick zu ihrem Ziel, das ist wohl meine Lieblingsgeschichte ab sofort!“
„Fürwahr, ist sie das. Und mögen noch viele darauf folgen!“ Iridian hebt die Arme und nimmt einen weiteren Schluck. „Ach da fällt mir ein, es gibt eine Ballade über mich, hahaha, aber das nicht genug, sie ist falsch! Es ist die Ballade „Feuer und Schnee.“ Eine Tolle Geschichte wenn sie richtig erzählt wird!

„Du malst?“ Iridian beugt sich vor und verdreht seinen Kopf so das er sieht was ich zeichne.
„Das sieht...interessant aus. Ach nein, du schreibst! Fürwahr! Hahahaha!“
„Als Wendler kann man lesen.“ gebe ich ihm als Antwort zu fressen.
„Kopfüber ist das schwer: Du-ell...Godrick ge-gen … Ri-tt-er Tom-as...Schwer-t-kam-pf...Leben und Tod. Aha.“
Ich bin wieder mit einem Papier fertig geworden und lege auf den Stapel der anderen. „Ein Duell? Der arme Tomas, ich würde nicht wollen dich als Gegner zu haben, fürwahr!“
„Henk, für die Tinte und das Papier komme ich auf.“ Er bestätigt das nur mit einem Kopfnicken.
„Schade, ich würde das gerne sehen, aber mich hat man nach Silberstein geordert. Zu einem Herren Kikeltat, hohes Ansehen, viele Feinde, einer dieser Art, fürwahr!“

Die weitere Reise verlief ruhig, mit Geschichten und Zwischenstopps für Übernachtung.
Wir fuhren von früh Morgens bis spät Abends und erreichten Hohentann am dritten Tag.
Sobald wir die Grenzen des Hauses Hohentann überschritten verbreitete ich meine Zettel für den Kampf in Dörfern, Schwarzbrettern und derlei. Dies merkte man leicht da der Baumwuchs in diesem Land wesentlich besser ist, woher das kommt scheint ein Geheimnis zu sein.
In Solberg, einer großen Stadt im Herrschaftsgebiet Hohentann, und nahe dem Kloster Mornstein liegt, machten wir halt.
Von dort an gingen Iridian, Henk und ich getrennte Wege. Henk weiter gen Süden, Iridian gen Westen.

Die Stadt, überwuchert von hohen Tannen, war groß, sehr groß und weitflächig. Auf einem naheliegenden Berg stand stolz die Burg Obernstein, sie grenzt gerade so an der Stadt, dort hausiert dann wohl der hohe Herr. Die Kirche war auch kaum zu übersehen und prachtvoller und größer als Obernstein. Ich habe gehört dass hier die Religion herrscht. Drei Götter oder so. ich halte nicht viel von Religion, und die Götter halten nicht viel von mir.
Es tummelten viele Menschen umher, Händler, Alchemisten, Bettler, Söldner, Arbeiter und allerlei anderes Volk. Es herrschte überall reger Betrieb, Gefluche und Münzenklirren.
Die Hauptressource von Solberg lag im Handel mit Holz, daher kommt der Geruch von Sägemehl den man beinah überall riecht. Doch nicht nur zerschnittenes Holz, große Maschinen, dampfbetrieben und grau. Große Sägeblätter zerschnitten die noch größeren Stämme der Tannen. Und das alles bedient von einem einzelnen Mann. Es gab noch genügend klassische Sägewerke, die Maschinen besaß aber das größte der Holzverarbeiter. Kikeltat, ein furchtbar schrecklicher Name für ein so großen Einfluss.
Schlendernd durch die Straßen, Pfade und Gassen der Stadt verbreitet ich die letzten Aushänge.
Danach muss ich nur noch am vereinbarten Ort erscheinen, ich bin mir sicher das Tomas die Herausforderung nicht ablehnt. Das wäre eine zu große Schande für seinen Ruhm und Ruf in Hohentann und damit hätte ich dann auch mehr oder weniger den Auftrag abgeschlossen.

Der Kampf beginnt morgen, ich verschaffe mir ein Zimmer in einer Schenke namens „Zum Nachbar“ und würfle mit den hiesigen Stammkunden, bis spät in die Nacht bis ich dann zu Bett gehe.
Faal sosin se laas!

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Manu.
Die Ritter.

Am nächsten Morgen wache ich früh auf. Vermutlich hat sich mein Geist sofort wieder ins Bewusstsein gekämpft, als er bemerkt hatte, dass die Sonne aufgeht und sich erinnert hat, dass ich nun von einem Verrückten mit dämonischen Artefakten und einer Trollfrau begleitet wurde. Ich bin immer noch unruhig deshalb, doch will ich mir auf keinen Fall etwas anmerken lassen. Dass Irrin ein Metallelementar ist, hat mich zunächst auch beunruhigt, doch langsam setzt sich eine neue Erkenntnis in meinen Gedanken fest: Wenn sie ein Metallelementar ist, bin ich dann vielleicht ein Stromelementar? Gibt es so etwas? Ich habe von allerhand Elementaren gehört, meistens werden sie Krieger – sogenannte Elementkrieger. Aber ich habe in all den Unterrichtsstunden über Politik, Geschichte, Magie und das Ritterwesen nie von einem Stromelementar und nie von Trollelementaren gehört. Bisher glaubte ich, dass nur Elfen und Menschen Affinitäten entwickelten. Andererseits glaubte ich bisher auch, dass Trolle ungestüme, dumme Tiere sind, die hauptsächlich fressen und kämpfen. Irrin scheint zwar etwas naiv, jedoch neugierig und eindeutig lernfähig, spricht sie doch die Sprache der Menschen. Ob sie mehr über ihre Fähigkeiten weiß? Nein… woher denn. Weder ich, noch Priester Michal, noch Abt Jakub wissen etwas über diese Kräfte, woher sollte sie es also wissen. Ob sie die Kräfte schon immer hat? Habe ich meine Kräfte vielleicht schon länger? Kommen sie vielleicht doch nicht von Dämonen? Könnte der Abt Recht haben?

Wir wandern schweigsam in Richtung Süden. Ich bin tief in meinen Gedanken versunken, versuche meine Kräfte verzweifelt zu erklären. Ich habe Angst davor, was sie bedeuten könnten. Ein Dämon, der von mir Besitz ergriffen haben könnte, das ließe wohl jedem das Blut in den Adern gefrieren. Wobei… Ich werfe Damien einen Blick zu. Den Lorraine ließe das wohl kalt, wandert er doch fröhlich mit einem Dämonenlicht in Richtung des Trolllandes. Irgendwann durchbricht Irrin die Stille, sie hat wieder Fragen und wahrscheinlich langweilt sie sich in ihrer Handfessel. Ich verfolge das Gespräch zwischen ihr und Damien nur halbherzig und denke wieder über ihre Fähigkeiten nach. Ob das Verändern von Metall sich wohl genauso anfühlt wie Strom durch ein Schwert zu leiten? Mir kommt ein anderer Gedanke: Könnte man unsere Fähigkeiten kombinieren? Immerhin sind Metallteile das Werkzeug, das ich mit meiner Fähigkeit manipulieren könnte. Andererseits bergen ihre Fähigkeiten auch eine große Gefahr. Sowohl meine Waffen, als auch meine Rüstung bestehen aus Metall. Ich habe nie so darüber nachgedacht. Wenn ich zurückkehre, sollte ich mit Ritter Thomaš darüber sprechen, immerhin bergen Metallelementare eine gewaltige Gefahr für das Ritterwesen.

Schließlich entschließe ich mich doch zu einem Gespräch: „Damien, woher habt Ihr diese Lampe?“, frage ich. Vielleicht hat er ja eine Erklärung. Er zögert erst und fragt dann: „Warum ist das wichtig?“ Eine Erklärung wird er wohl doch nicht haben, so defensiv wie er reagiert. Aber warum sollte er freiwillig ein Werkzeug Tars mit sich herumtragen, wenn es ihm so unangenehm ist? Ich versuche mich unvoreingenommen zu geben: „Nun, ich sah noch nie eine derartige Lampe. Mich interessiert sie nur!“ Das ist nicht einmal gelogen, stelle ich fest. Die elektrische Natur der Lampe wirkt wie ein Magnet auf meine Gedanken und meine Neugier. Doch ich bin mir unsicher, ob dieses Verlangen meinen Kräften allein geschuldet ist, oder eine dämonische Macht mich zur Nähe dieser Lampe treibt. Die Zweifel sind zum aus der Haut fahren. „Die hab ich gebaut“, antwortet Damien schließlich knapp. Ich ziehe erstaunt eine Augenbraue hoch. Er hat sie gebaut? Das habe ich nicht erwartet. Ohnehin ist mir die Funktionsweise elektrischer Geräte nicht schlüssig. Sie scheinen keine Magie zum Betrieb zu benötigen, doch... „wie kann man ein solches Artefakt ohne Magie erschaffen?“. Damien beginnt zu grinsen und antwortet: „Das hat nichts mit Magie zu tun. Die Lampe ist nicht viel mehr als ein Draht, der glüht, wenn er heiß wird.“ Das verwirrt mich nur noch mehr. „Aber wie wird der Draht denn ohne Magie heiß?“ Damien hebt die Laterne hoch und deutet auf den Ölspeicher. „In der Basis ist ein Akkumulator. Das ist ein Gerät, welches Strom speichert. Wenn ich diesen Schalter umlege, fließt der Strom durch den Draht, und davon wird der Draht heiß.“ „Also wird die Magie vorher im Akkumulator gespeichert? Muss die Lampe von einem Magier aufgeladen werden?“ „Die Lampe wird aufgeladen in dem man eine Weile an der Kurbel hier dreht. Strom ist nicht magisch. Es verhält sich ein wenig wie Wasser. Wasser kann man in einem Tank speichern, und es kann ein Wasserrad antreiben. Strom kann man in einem Akkumulator speichern, und er kann Drähte erhitzen. Mit der Kurbel pumpe ich den Strom zurück in den Akku. Man muss nicht alles als böse abstempeln, nur weil man es nicht versteht.“

Strom sollte wie Wasser sein? Und überhaupt nicht magisch? Der Mann muss verrückt sein. Ich denke zurück an den Tag, als ich Blitze aus meinem Schwert beschwor. Wie Wasser hatte es sich nicht angefühlt. Andererseits erinnerte das Gefühl, als ich die Blitze aus dem Metall trieb schon ein wenig an etwas fließendes. Als würde ich mit einer Hand eine Welle auf einer Wasseroberfläche bilden und vor mir her schieben. Sollte das Strom sein? Ich betrachte die Lampe eine Weile lang skeptisch und gerade als Damien sie wieder an seinen Beutel hängen will frage ich: „Kann ich diesen Akkumuladingsda mal sehen?“ Damien zuckt mit den Schultern und schraubt die Verdeckung des Ölspeichers ab. Darunter befinden sich einige Drähte, die verschiedene Teile der Lampe verbinden und zwei Glasgefäße, in denen sich zwei verschiedenfarbige Flüssigkeiten befinden. Die Gefäße sind über etwas weißes verbunden. Ich nehme die Lampe entgegen und betrachte die Glasgefäße neugierig. Eine der Flüssigkeiten ist klar, so wie Wasser. Die andere ist blau, so etwas habe ich noch nie gesehen. Ob das Strom ist? Wenn es Strom wäre, hätte es ja auch aus meinem Schwert kommen müssen. Oder darin versteckt sein müssen und ich denke nicht, dass der Schmied sich die Mühe gemacht hat diese blaue Flüssigkeit einzuschmieden. Ich drehe die Lampe vorsichtig in der Hand und betrachte den Akkumulator von allen Seiten. Ich betrachte die Flüssigkeiten erneut. Ob sie sich so verhalten würden wie das Metall? Die klare Flüssigkeit hat einen mächtigeren Eindruck auf mich, ich konzentriere mich also auf sie. Ich versuche die Flüssigkeit zu manipulieren. Mein Erfolg ist zwar nicht sichtbar, doch ich spüre nun deutlich den Verlauf des Kabels und auch, wie es meinen Versuchen Widerstand leistet etwas hindurchzudrücken.

Ich verleihe meinem Versuch der Manipulation etwas Nachdruck und plötzlich springt ein Funke über den Schalter der Lampe und sie blitzt auf. Damien schaut verwundert auf: „Warst du das?“ Ich betätige den Schalter der Lampe und augenblicklich sinkt die Gegenwehr des Drahtes gegen meine Versuche Strom durch ihn zu leiten. Die Lampe glüht hell auf. Tatsächlich fühlt sich der Strom mehr und mehr wie ein Fluss an. Jetzt versuche ich den Fluss anzuhalten und diese Übung erweist sich schon als wesentlich komplexer. Scheinbar verhalten sich Stromflüsse da wie gewöhnliche Flüsse. Die Lampe flackert und schließlich ist sie für einen Moment aus, bevor ich die Kontrolle über den Fluss wieder verliere und sie wieder in gewohnter Stärke leuchtet. Ein paar kleine Schübse gegen den Stromfluss und die Leuchtstärke nimmt ruckartig zu. „Vielleicht ist sie doch magisch?“, vermute ich und gebe sie Damien zurück. „Nö“, gibt Damien sofort zurück. „Die meisten Komponenten hab ich selber gebaut, und die Akkumulatorzelle gibt nicht so viel Strom her wie da gerade geflossen ist. Soweit ich das sehe, gibt es eigentlich nur eine Erklärung: du bist affin.“ Meine Neugierde hat mich direkt auf den Präsentierteller geführt. Aber nun ja, eigentlich war das ja schon klar gewesen, als ich begonnen habe, die Lampe zu untersuchen. Jetzt kann ich auch in die Offensive gehen. „Gibt es überhaupt eine solche Affinität? Ich habe nie davon gehört!“ Damien zuckt erneut mit den Schultern: „Wasser, Luft, Metall... warum nicht Elektrizität?“ Plötzlich meldet sich Irrin von hinten, die bisher nur hinterhergetrottet war: „Das heisst du bist wie ich?“ Ich sehe sie zweifelnd an, so sicher bin ich mir da nicht. „Wer weiß...“ Und damit endet das Gespräch und wir wandern schweigend weiter durch den Tannenwald. Gegen Abend schlagen wir ein Lager auf und ruhen uns aus. Auf eine Nachtwache verzichten wir, damit wir am nächsten Tag hoffentlich erholter sind und mehr Strecke zurücklegen können.

Der nächste Tag verläuft ähnlich ereignislos wie schon der erste. Der Wald lichtet sich allmähig und weicht einer grauen Tundra. Den Südwinden entkommt man jetzt überhaupt nicht mehr, mit jeder Stunde wird es kälter. Zwar müssen wir keinen Berg erklimmen, doch ist eine leichte Steigung stetig spürbar und zehrt beständig an den Kräften. Dunkle Wolkenfetzen ziehen über den Himmel und Büsche und Bäume weichen allmähig starren gelben Gräsern und Geröllfeldern. Ab und zu kommen wir an kleinen Bächen vorbei, sich einen Weg durch die hügeligen Hochebenen suchen und irgendwo in den Tälern wieder verschwinden. Das Wasser der Bäche ist eiskalt und schmerzt dadurch beim Trinken. Zudem wäscht es die letzten Anzeichen von Wärme, die ich unter der Rüstung und meiner Kleidung noch verspüre aus meinen Gliedern. Wieder wandern wir schweigsam, diesmal jedoch vor allem wegen der Anstrengung. Obwohl das Wetter schlechter wird und der Weg durch die Tundra kräftezehrend ist, treibe ich die anderen zur Eile. Ich möchte garnicht wissen, wie sich die Südwinde anfühlen, wenn Regen ersteinmal unsere Kleidung durchdringt und die stetig dunkleren Wolken versprechen nichts Gutes.

Gegen Nachmittag entdecken wir eine kleine Menschengruppe in einige Entfernung. Sie bewegen sich in die gleiche Richtung wie wir, jedoch langsamer, und so hohlen wir beständig auf. Kurz bevor wir sie erreichen, bemerken sie uns plötzlich und Bewegung kommt in die Gesellschaft. Sie deuten auf Irrin und scheinen beständig etwas miteinander zu bereden. Schließlich bleiben sie stehen und erwarten uns. Ich straffe meine Haltung und lege meine Hand auf meinen Schwertknauf. Jetzt wird sich zeigen, ob unsere Verkleidung taugt, denn die paar Wanderer, denen wir unterwegs begegnet sind mögen den Fesseln um Irrins Hände vielleicht geglaubt haben, doch vor uns befinden sich Ritter! Wir erreichen die Gruppe und ich mustere die sechs Gestalten. Es ist zwei dunkel gekleidete Ungerüstete, die ich anhand der aufgestickten Zeichen auf ihren Kutten als Mönche der Allmutter erkenne, zwei Ritter und zwei, der eher nach Bauern aussehen. Die Bauern scheinen etwas verängstigt von Irrins Anblick und flüstern sich etwas zu. Die Mönche halten sich zurück, doch bewahren Haltung. Einer der Ritter jedoch tritt vor. Er trägt eine edle Plattenrüstung, einen Anderthalbhänder am Gürtel und einen verstärkten Holzschild am Arm. Den Schild ziert ein Wappen, das von den Taten des Ritters berichtet. Ich erkenne zwei Wölfe und eine Eiche: Erstere sind Abzeichen für herausragende Leistungen im Kampf und letztere steht für großen Mut. Er wendet sich an uns: „Im Namen der Allmutter, wer seid ihr?“ „Mein Name ist Novize Manu, Anwärter des Ritterordens Mornstein, Herr“, antworte ich und deute eine Verbeugung an. „Ich begleite diesen Magier aus dem Hause Lorraine, der diese Gefangene zur Grenze bringt!“, erkläre ich. Ich habe mir diese Worte zurecht gelegt, falls wir Soldaten eines anderen Hauses begegnen sollten. Damien mag zwar kein Magier sein, doch ist das die einzige logische Erklärung, warum nur ein Unbewaffneter und ein Novize einen Troll zur Grenze bringen. Dass ich nun zwei Ritter und zwei Mönche der drei Götter belüge, widerstrebt mir, doch will ich meine Bedenken bezüglich Damien und der Trollfrau nicht vor den beiden äußern. Ich werde erst Abt Kolja oder Bischöfin Franziska die Wahrheit sagen, beschließe ich. „Was hat ein Novize des Hauses Mornstein mit einem Lorraine und einem Troll zu schaffen?“, blafft der Ritter und kommt etwas näher. Sein Begleiter legt die Hand auf den Schwertknauf. Ich bleibe ruhig, so schnell werden zwei Ritter der Allmutter keinen Novizen angreifen. „Ursprünglich verfolge ich eine Mission für meinen Abt. Ich habe eine Nachricht für Bischöfin Franziska und eine Nachricht für Abt Kolja. Ich begegnete diesem Mann...“, ich deute auf Damien und fahre fort: „und er gab sich als Lorraine zu erkennen. Ich bot ihm Geleitschutz an, hatte er doch fast das gleiche Ziel wie ich.“ Die Ritter werfen sich Blicke zu, die ich nicht zu interpretieren vermag. „An Bischöfin Franziska sagt ihr?“, fragt nun der andere Ritter. Auch er trägt eine Plattenrüstung, doch ist seine aus dunklem Stahl, ähnlich wie mein Schwert. Er trägt ein gewöhnliches Kampfschwert und ebenfalls einen Schild. Sein Schild zeigt einen blühenden Kirschbaum, dessen Bedeutung ich nicht kenne und zwei Ruder. Der Ritter ist im Kampf auf Schiffen und zu Wasser ausgebildet. Zudem spannt sich eine stilisierte Eisenkette um die Illustrationen und ein silberner Stern strahlt oben im Wappen. Die Kette bedeutet, dass der Ritter im Kampf das Leben anderer rettete und der Stern bedeutet, dass das Herz des Ritters einer Frau gehört. „Ich denke ihr solltet uns folgen. Abt Kolja wäre sich sicher gerne im Klaren darüber, wer hier wen zur Grenze bringt.“ Mit diesen Worten dreht er sich um, es war nicht als Bitte oder als Vorschlag gemeint. Der andere Ritter tritt zur Seite, offenbar um uns in die Mitte der Gruppe zu nehmen und bedeutet uns, ihnen zu folgen. Nicht einmal ihre Namen haben die beiden genannt. Kein gutes Zeichen.
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

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