Ragnarök 3

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Alinea
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Alinea »

Damien

Das Schiff ächzt und stöhnt und steht still.
Noah, zitternd, lässt seinen Steuerhebel los und plumpst zu Boden.
Ich lasse den Balken los, den ich umklammert hatte. Meine Hände schmerzen. Wir sind gelandet.
"Gute Arbeit.", sage ich und trete zu Noah. "Wir könnten uns keinen besseren Steuermann wünschen."
Noah nickt nur, unfähig etwas zu sagen. Sein Hemd ist schweissnass, seine Augen noch immer weit aufgerissen.

Direkt vor dem Fenster sind die Baumwipfel. Wir sinken noch immer langsam herab - die Kohle geht aus, wir können nicht einmal mehr schweben. Wir können nur hoffen, dass die Ballonhüllen nicht beschädigt werden, wenn wir zwischen die Bäume sinken.
Ich schüttele den Kopf. Ich kann nicht alle Probleme selbst lösen.

Friederike und ihr Team haben sich schon im Heizungsraum versammelt, wo knapp genug Platz ist für die Techniker. Es gibt nicht viele - Friederike, Franziska, Michail und noch zwei weitere. Michail erklärt gerade etwas über Kondensatoren.
Er bricht ab, als ich den Raum betrete. Friederike wirft mir einen eisigen Blick zu. "Was?"
"Friederike, ich möchte, dass du die Schiffsreparaturen leitest.", erkläre ich.
"Ah.", macht sie. "Ich dachte, das sei Bulwar's Sache?"
"Niemand kennt das Schiff so gut wie du.", erkläre ich. "Du wirst wissen, welche Reparaturen zu priorisieren sind. Zusammen mit Bulwar und der Decksmannschaft kannst du das Schiff bestmöglich wieder in Schuss bringen."
Ich habe Mühe, Friederikes Reaktion abzuschätzen. Ich hätte gedacht, sie würde es schätzen, selbst für die Reparaturen verantwortlich zu sein - doch sie scheint nicht wirklich zufrieden.
"Na gut.", meint sie schliesslich. "Wir werden sehen, was zu retten ist."

Auf dem Rückweg treffe ich auf Irrin, die wohl gerade vom Steuerdeck her kommt. "Oh, da bist du ja!", ruft sie aus. "Ich habe die Ankerwinde repariert, aber ich fürchte, nach der Landung ist sie schon wieder kaputt..."
Ich seufze. "Sie hat gehalten, das ist die Hauptsache.", erkläre ich.
Irrin nickt. "Was passiert jetzt?"
"Wir suchen nach diesem Trollstamm, der Kohle abbaut.", erkläre ich. "Mah... Marrakin?"
"Marrakun."
"Ah ja. Wir beide müssen mitkommen, Tolkin will ebenfalls dabei sein, und Emizel wohl auch. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn alleine auf dem Schiff lassen will, ehrlich gesagt."
"Und wer von uns bleibt dann hier?", will Irrin wissen.
"Nur ein paar Ritter.", antworte ich. "Wir müssen der Mannschaft auch zeigen, dass wir ihnen vertrauen. Ausserdem können sie ohne die Kohle nirgendwo hin. Ich hoffe nur, dass sie nichts Dummes anstellen, falls Trolle auftauchen."
Irrin antwortet nicht. Sie sieht etwas besorgt aus.

Wir finden Offizier Bulwar auf dem zweiten Deck, direkt vor dem Lagerraumzugang. Er scheint etwas zu inspizieren. "Offizier?", spreche ich ihn an.
"Ah, Herr Kapitän.", meint er und wendet sich zu mir um. Er wirft Irrin einen kurzen Blick zu, sagt aber nichts. Jemand hat ihm einen Eisbeutel gegeben für seine Kopfverletzung. "Ich muss sagen, ich bin froh, dass wir heil gelandet sind.", meint er nur.
Ich nicke. "Allerdings werden wohl mehr Reparaturen anstehen. Ich möchte, dass Ihr mit Offizierin Friederike zusammen die Schäden evaluiert. Friederike wird die Schäden priorisieren und Eure Mannschaft wird die Reparaturen entsprechend ausführen."
Bulwar antwortet nicht, er sieht ein wenig schockiert aus. "Gibt es ein Problem?", bohre ich nach.
Der Offizier seufzt. "Ich schätze nicht.", meint er kühl.
Ich verstehe nicht, was alle hier für ein Problem haben. Friederike wollte schon nicht mit Bulwar zusammen arbeiten. Gab es da einen Streit?
Plötzlich fällt mir wieder meine erste Begegnung mit Friederike ein. Sie hat sich mit der ersten Offizierin gestritten. "Wenn euch das zu viel ist, dann seid ihr wohl nicht geeignet für die Position..."
Ich atme tief durch. "Friederike mag nicht vom Adel stammen, und sie hat vielleicht nicht den gleichen gesellschaftlichen Rang wie Ihr, aber sie ist die Erfinderin dieses Luftschiffs und kennt jedes Detail davon in- und auswendig. Sie ist am besten dazu fähig, die Schwere und Wichtigkeit aller Schäden schnell und akkurat zu beurteilen. Es geht hier nicht darum, Eure Position zu unterwandern, sondern lediglich darum, das Schiff schnell wieder einsatzbereit zu bekommen. Seht Ihr das ein?"
Bulwar zögert ein wenig, scheinbar nachdenklich.
"Ihr seid ein fähiger Offizier. Ich vertraue darauf, dass Ihr effektiv mit Offizierin Friederike zusammenarbeitet.", füge ich noch hinzu. "Ihr werdet wohl mehr zu Tun haben - als ranghöchster Offizier an Bord werdet Ihr das Kommando übernehmen, wenn der Hauptleutnant und ich von Bord gehen um mit den Trollen zu verhandeln. Ich denke, Ihr werdet die Hilfe mit den Reparaturen schätzen."
Damit mache mich dann auf den Weg nach oben. Irrin folgt mit leisen Schritten.

Wir gelangen endlich auf das Oberdeck, wo Tolkin die Mannschaft versammelt hat. Anscheinend hat er seine Instruktionen schon beendet, denn es herrscht reges Getue. Wie es aussieht, müssen wir das Schiff über eine Strickleiter verlassen, da der Landeturm hier fehlt. Ritter Tolkin macht sich gerade an den Abstieg. Anscheinend hat er sich ein paar Decksmatrosen geschnappt, die mitkommen sollen.
Dadurch unterwandert er Offizier Bulwar's Autorität - das sind seine Leute. Doch jetzt ist es zu spät, da noch etwas zu machen...
Ich seufze. Mal denke ich, ich hätte die Situation unter Kontrolle, und im nächsten Moment sieht es so aus als stünden wir kurz vor dem Chaos. Wie macht Emizel das? Wo ist er eigentlich?
Irrin steht an der Reling und sieht sich um. Ich stelle mich zu ihr. Wir sind jetzt ein gutes Stück zwischen die Bäume gesunken. "Weisst du, wo wir sind?", frage ich.
Irrin zuckt mit den Schultern, dann gibt sie ein leises Wimmern vor sich. Immer noch ihr Nacken?
"Ich bin mir nicht ganz sicher.", antwortet sie schliesslich. "Wir sind sicher unterhalb von Mah Jatennar und Mah Marrakun - die sind beide an der Waldgrenze. Ich glaube aber, wir sind oberhalb von Mah Tannarek. Aber ich könnte nicht sagen, wo genau die Stämme sind - ich kenne die Umgebung hier nicht."
"Werden wir sie überhaupt finden?", frage ich besorgt.
Statt wieder mit den Schultern zu zucken, dreht Irrin diesmal nur ihre Arme nach aussen. "Ich denke, sie finden uns. Wir sind nicht gerade unauffällig."
Ein sanftes "rumms" fährt durch das Schiff. Wir sind auf Grund gelaufen.



Irrin

Der Abstieg auf der verflixten Strickleiter erinnert mich wieder daran, wie müde meine Beine sind. Alles wackelt, und ich muss meinen ganzen Körper anspannen, um die Sache einigermassen ruhig zu halten.
Endlich komme ich am Boden an und nicke dankend dem Ritter zu, der unten die Leiter festgehalten hat. Ich kann mir nicht vorstellen, wie mühselig der Abstieg für Ritter Tolkin war - mit der Leiter frei hin- und herschwingend. Und dazu trägt er noch immer seine Rüstung!
Damien folgt mir - er scheint auch etwas Mühe zu haben, doch er ist viel leichter, und dadurch schwingt die Leiter nicht so. Ich verdränge erst mal den Gedanken, dass wir später wieder dort hoch steigen müssen.
Einige der Matrosen sind auch heruntergekommen und umrunden das Schiff. Von so nah sieht es noch viel grösser aus, als ich dachte. Es ist ein wirklich beeindruckendes Konstrukt. Doch jetzt, wo es ganz zu Boden gesunken ist, wird es von den Bäumen überragt.
Das Schiff ist nicht vollständig am Boden. Es ist zwischen einigen Tannen sozusagen eingeklemmt. Die armen Tannen sind von dem Gewicht zur Seite geknickt worden. An einigen Stellen wurden dadurch weiter Löcher - Lecks - in den Schiffsrumpf gerissen.

Damien führt mich zu einer kleinen Gruppe von Rittern, die etwas abseits stehen. Tolkin erklärt etwas, wird dann aber von Manu unterbrochen, der auf irgendwas im Wald zeigt.
Ich kann zwar nicht hören, was Manu sagt, aber ich sehe tatsächlich etwas im Wald. Ein Troll versteckt sich hinter einem Baum. Sind wir so nah an einem Stamm?
"Ich weiss nicht, wer das sein könnte.", erkläre ich. "Aber wir sollten ihn begrüssen."
Tolkin nickt nur und weist mir an, voranzugehen. Die Bäume stehen hier nicht besonders dicht und es gibt kaum Unterholz - ich gehe trotzdem nur langsam auf den Baum zu, hinter dem ich jemanden gesehen habe. Damien und die Ritter folgen mir mit ein wenig Abstand.
"Ich bin Irrin Mah Flugschiff, wir sind... Händler aus den Menschenländern.", verkünde ich in der Trollsprache. "Mit wem darf ich sprechen?"
Jetzt, wo ich näher bin, kann ich die Gestalt besser erkennen, die sich hier hinter einem Baum versteckt. Es ist ein Junge, vermutlich noch drei oder vier Jahre in der Stube. Ich bleibe ein paar Meter vom Baum entfernt stehen, und nach kurzem Zögern kommt er hervor. "Ich bin Tarruk Mah Makker, wir sind Holzfäller von Ten Unnak.", erklärt er schüchtern. "Ich grüsse dich, Irrin Mah Flugschiff."
"Und ich grüsse dich, Tarruk Mah Makker.", gebe ich zurück. Mah Makker also - wir sind etwas weiter weg von Mah Marrakun als ich dachte. Der Junge hat eine Axt dabei - wohl ein Lehrling. "Sag mir, Tarruk, wie weit ist es von hier bis Mah Makker?"
Tarruk sieht sich kurz um. "Vielleicht eine halbe Stunde?"
Oh, so weit. "Ist dein Meister hier?", will ich als nächstes wissen.
Etwas verunsichert meint Tarruk: "Wir sind dem seltsamen Boot - dem fliegenden Schiff? - nachgerannt." Ertappt blickt der Junge zur Seite. Erst jetzt sehe ich noch einen Troll, der sich hinter einer Böschung versteckt hat. Ebenfalls ein Junge.
Tarruk wird etwas nervös: "Wir - unsere Meister sind noch etwas oberhalb. Die sind wahrscheinlich wütend..."
So so, die beiden Lehrlinge sind also weggerannt. Nun, das ist nicht meine Sache. "Tarruk, würdest du zu deinen Meistern gehen und sie hierher bitten? Sag ihnen, Mah Flugschiff ist hier angekommen, und wir suchen Hilfe und Handel. Mah Makker hat nichts zu befürchten."
Tarruk nickt und rennt geradezu davon, der zweite Junge dicht hinter ihm. Ich sehe zu, wie sie hangaufwärts zwischen den Bäumen verschwinden, dann wende ich mich wieder Damien und den Rittern zu.

"Was ist denn jetzt Mah Temakkan?", will Damien sofort wissen.
"Das sind wir.", erkläre ich. "Der Stamm vom Flugschiff. Nicht gut?"
"Ah." Damien grinst. "Doch, das gefällt mir."
Die restlichen Ritter haben natürlich kein Wort verstanden. "Was ist jetzt?", will Tolkin wissen.
"Das waren Holzfäller-Lehrlinge. Kinder. Ich hab sie gebeten, ihre Meister herzubringen, denn die können eher für den Stamm sprechen."
"Weisst du, ob sie Kohle haben, die sie uns verkaufen können?"
"Ich hab nicht gefragt, aber ich würde schätzen nein.", erkläre ich. "Mah Makker ist ein Holzfällerstamm. Sie werden nur so viel Kohle haben, wie sie selbst brauchen. Wir müssen entweder mit Mah Marrakun verhandeln, oder mit Mah Tannarek. Tarruk sagt, wir seien etwa eine halbe Stunde von Mah Makker entfernt. Das heisst, wir sind etwas weiter bergabwärts gekommen als ich gehofft hatte. Mah Tannarek dürfte näher liegen."
Einer von Tolkins Rittern - Ritter Marcin - schaltet sich ein: "Wenn der Kohlestamm höher am Berg liegt, wie bekommen wir die Kohle dann zum Schiff?"
Ich überlege kurz. "Ich hoffe, dass wir Schlitten verwenden können.", erkläre ich dann. "Es kommt ein bisschen drauf an, wie gut zugänglich unser Landeplatz ist. Da können uns die Trolle von Mah Makker sicher weiterhelfen, sie kennen die Umgebung bestimmt gut."
"Und was haben wir überhaupt als Angebot zu machen?", will Ritter Marcin wissen.
Darauf weiss ich keine Antwort, doch Damien schaltet sich ein: "Ich habe mir dazu Gedanken gemacht.", erklärt er und wedelt mit einem Papier herum. "Wir haben nicht sonderlich viel Ladung, doch ein Teil davon könnte für die Trolle interessant sein. Unsere Vorräte zum Beispiel. Einiges davon ist hier bestimmt exotisch, zum Beispiel diese eingelagerten Äpfel und solche Sachen. Und wir haben auch einige Materialien, an denen die Trolle vielleicht Wert finden, zum Beispiel das gewachste Segeltuch von den Ballons."
Ich versuche mir vorzustellen, wie Tamarin diese Dinge schätzen würde. Mit so vielen verschiedenen Sachen ist Mah Tannarek vielleicht doch der bessere Verhandlungspartner - sie werden mehr für die Kohle verlangen, aber sie werden auch mehr dafür akzeptieren.
"Bei den Vorräten kann ich mir gut vorstellen, dass die Trolle die wollen.", überlegt Tolkin. "Aber was wollen die Trolle mit einem gewachsten Segeltuch?"
Damien setzt an zu antworten, doch Beno kommt ihm zuvor: "Brauchen wir die Vorräte nicht selber?"
"Nicht alle.", antwortet Damien. "Zephyr wollte wohl sichergehen - wir haben mehr als nötig. Vielleicht wurde damit gerechnet, dass das Luftschiff einige Zeit am Stützpunkt bleibt - ich weiss es nicht. Jedenfalls gibt es genug, und ausserdem..." Damien unterbricht kurz und sieht sich um. Ausser den Rittern ist niemand in Hörweite. "Wir planen ja gar nicht, bis Silberstein zu fliegen.", fährt er dann fort. "Die Vorräte sind für eine längere Strecke gedacht als wir brauchen."
"Irgendwas finden wir bestimmt.", füge ich an. "Aber als erstes müssen wir mit den Händlern reden. Und dazu müssen wir überhaupt erst wissen wo wir sind."
Damien nickt. "Die Trollmeister kommen ja hierher, ja? Dann kümmern wir uns in der Zwischenzeit um das Schiff. Das Leck da gefällt mir gar nicht." Und damit schreitet er davon.
Ich blicke ihm nach und sehe ihn mit ein paar Matrosen reden. Ich denke, es gefällt ihm, Kapitän zu sein.
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Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Emizel

Es tut sich was. Zwischen den Blättern erkenne ich wie die Ritter sich fortbewegen. Geschwind kletter ich die wackelige Leiter runter. Es ist doch leicht schwierig, weil niemand unten die Leiter hält. Der Wind weht nicht mehr so stark.
Endlich unten angekommen halte ich nach den anderen Ausschau.
Glück gehabt! Ich sehe sie weiter oben laufen.

“Damiiiieeeeeeeeeeen! Huhuuuuuu!!“, ruf ich ihm mit wedelnden Arm hinterher.
Erst jetzt erkenne ich weitere Wesen die der Lady Irrin etwas ähneln. Sind das Trolle?
Die Wesen wirken erschreckt. Irrin spricht mit ihnen, was sie beruhigt. „Tut mir leid, das ich so spät komme! Ich hab dich Küche durchforstet, weil ich Hunger hatte.“
Kein Kommentar von den anderen. Hab ich was falsches gesagt? Die Ritter schauen mich noch misstrauischer an als sonst. Frech grinse ich sie an.

Gelassen lege ich meinen Arm um Damien. Für einen kurzen Moment musste ich mich dem Schritttempo anpassen. Damien informiert mich grob wer das ist und wohin wir gehen. „Interessant.. wenn ich dir helfen soll, dann sag einfach Bescheid. Doch..“, ich senke meine Stimme zu einem Flüstern. „.. wenn ich etwas projizieren soll musst du noch eines wissen. Nachteil Nummer 2: Wenn du einen Pfeil abschießt, dann kommt er nicht wieder zurück. Ich kann nur einmal etwas zeigen und wenn es weg ist ist es weg... aus meiner Erinnerung.“ Damit löse ich mich von ihm.
Schnee fällt langsam vom Himmel. Es ist kalt. Die Bäume verlieren ihre Dichte aber das macht es nicht besser. Man kann schwer Rauch aus der Ferne sehen. Etwas weiter kann man die Umrisse von Häusern erkennen. „He Lady, ich glaube wir sind da?“
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Alinea »

Irrin

Es hat ein bisschen Überzeugung gebraucht, doch schlussendlich war Mah Makker einverstanden, mit uns zu handeln. Das war Damien's Idee - um zu sehen, wie das abläuft, und auch um den Menschen zu zeigen, dass Handel möglich ist. Ein halbes Fass Äpfel für einen halben Stapel Holzplanken und drei Stämme.
Janni Mah Makker beaufsichtigt die Holzfäller, die den Transportschlitten ziehen. Sie ist eine der Meister, mit denen wir am Anfang verhandelt haben. Mir scheint, der halbe Stamm hat sich hier versammelt - wohl neugierig auf die seltsame Flugmaschine, die hier plötzlich vom Himmel gefallen ist. Ich kann das verstehen. Wie wäre es in Mah Jatennar gewesen, wenn dort so etwas passiert wäre? Hätte Bakko mit den Menschen gehandelt? Oder hätten wir eher versucht sie fortzuschicken?
Die Matrosen halten sich von den Trollen fern. Denen ist die Sache wohl nicht ganz geheuer. Immerhin benehmen sie sich. Damien hat sich Sorgen gemacht, dass einige der Matrosen ausfällig werden könnten. Offizier Derwik hat geholfen, die wahrscheinlichsten Unruhestifter ausfindig zu machen, und diesen Reparaturarbeiten im Inneren des Schiffs zugeteilt.

Die Reparatur geht gut voran. Ich hatte sogar etwas Zeit, mit der Luftzufuhr zu helfen, während wir auf das Holz gewartet haben. Friederike hat mir das Problem erklärt und mich dann mit dem Rohr alleine gelassen mit den Worten, ich solle besser nichts kaputt machen. Sie scheint etwas aufgewühlt zu sein.
Das Rohr ist jetzt so weit, wie ich es machen konnte, und den Propeller habe ich gegen einen Grösseren getauscht. Das sollte hoffentlich helfen. Friederike sagt, in der Höhe gäbe es zu wenig Sauerstoff in der Luft. Mir ist nicht ganz klar warum, aber ich vertraue auf Friederikes Einschätzung.
Jetzt sind vor allem noch Ausbesserungen an der Hülle zu machen. Das Luftschiff ist nach und nach immer schwerer geworden, weil die heisse Luft jetzt abkühlt. Mittlerweile wird es nur noch von den Bäumen aufrecht gehalten, und einige Wände wurden dadurch beschädigt. Die Masten sind auch abgebrochen, die wurden geradezu in den Boden gerammt. Aber auch da konnte uns Mah Makker weiterhelfen; mit den Stämmen können wir neue Masten bauen. Es wird noch eine Weile dauern, bis wir startbereit sind.

In der Zwischenzeit sollen wir Mah Tannarek aufsuchen. Ich, Damien, Ritter Tolkin, und Janni Mah Makker - sie hat sich bereit erklärt, für uns zu bürgen. Das sollte helfen!
Mah Tannarek ist etwa eine halbe Stunde entfernt von unserem Landeplatz. Wir haben nicht viel dabei - eine kleine Auswahl von unseren "Handelsgütern" zur Demonstration, und ein wenig zu Essen für uns selbst.
"Meinst du, die kommen hier klar, ohne dich?", frage ich Damien.
Der wirft einen skeptischen Blick auf die arbeitenden Matrosen. "Müssen ja.", meint er nur. "Ich kann nicht hier bleiben - ich bin der einzige Mensch, der ein bisschen Trollisch spricht, und du hast ja gesagt das würde helfen. Die Offiziere haben das Kommando, und ich glaube sie haben sich ein bisschen an die Trolle gewöhnt... und sie können ja schlecht wegfliegen."
Ich nicke. "Alles klar, dann lass uns gehen!"
Janni führt uns bergabwärts durch den Wald, und nach einer Weile gelangen wir zur Handelsstrasse. Zumindest sagt Janni, dass es die Handelsstrasse ist - ich hätte sie nicht erkannt. Sie ist hier unten viel breiter als bei Mah Jatennar, welches höher am Berg liegt.
Der Strasse entlang kommen wir gut voran, und schliesslich taucht das Stammesdorf Mah Tannarek zwischen den Bäumen auf. Es befindet sich am Waldrand und ist dank der vielen Holzhütten gut sichtbar. Die Handelsstrasse geht mitten ins Dorf hinein und endet in einem runden Platz, dem Markt. Schon von hier können wir das geschäftige Treiben der Trolle erkennen - es ist mitten am Nachmittag, die beste Zeit für Handel.
Wir folgen Janni in den Markt. Einige Trolle erspähen uns, zeigen aufgeregt auf die beiden Menschen. Eine angespannte Stille legt sich über den Markt.
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Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Emizel

Es geht voran aber nicht schnell genug!
Seit Tagen, wenn nicht sogar Wochen, bin ich nun unterwegs und meine einzige Möglichkeit die Narbe zu erreichen ist in Reperatur.
Wie frustrierend ist das bitte?! Ich habe doch nicht alle Zeit der Welt für sowas- außer vielleicht für ein Spiel.
Damien und die anderen sind woanders hin. Vielleicht hätte ich ja mitgehen sollen? Wäre bestimmt spaßiger gewesen, als die Aufsicht hier zu übernehmen.
Schmollend verschrenke ich die Arme bis jedoch ein kleiner Ast vor mir runterfällt. "Kräh!", krächzt es über mir. Stillschweigend ignoriere ich es.
"Kräh!! Kräh!", krächzt es schon wieder. Diesmal kommen zwei kleine Äster runtergefallen.
Genervt schau ich nach oben. Meine Augen erblicken die Gestalt eines Raben. "Ah... du bist es, Kohlra.", kommentiere ich das Theater, während Kohlra mit blitzenden Augen und ausgebreiteten Flügeln mich anstarrt und krächzt.
An seinem Bein erkenne ich, wie ein Stück Papier um sein Bein gewickelt wurde. Elegant lässt sich der Rabe langsam auf meine Schulter nieder und entbinde das Stück Papier, was sich aber als ein Stück Stoff entpuppt. Der Stoff ist rot, weich und mit goldenen Stickereien versehen.
Eine blutende Rose, das Zeichen der Rozengards. Ich drehe den Stofffetzen um und ein Mond ist darauf abgebildet.
"Soso. Man hat sich um meinen kleinen Gefallen gekümmert.", murmel ich vor mich hin. Ich muss für einpaar Minuten vor mich hingeträumt haben. Vor mir steht plötzlich ein Fass mit Augen. "He! Was ist das für ein Stoff? Ist das nicht ein Hauswappen?", fragt mich das Fass, was wohl einer dieser Ritter sein soll.
"Interessiert Ihr euch etwa auch für Stickereien? Ich sammle so einpaar Dinge und-"
"Seh ich etwa wie eine Nonne aus?", grummelt das Fass fast zornig.
"Hmm... Ne, wie ein Fass mit Augen. Für eine Nonne seid Ihr zu fett.", gebe ich zurück, ohne mit der Wimper zu zucken. Wahrscheinlich hätte ich das nicht sagen sollen. "Und das, was Ihr hier seht, ist eine Stickerei was das Haus der Rozengard zeigen soll. Ziemlich unkreativ, findet Ihr nicht? Ich hatte ja vorgeschlagen etwas anderes zu verwenden... aber auf mich hat niemand gehört.", zucke ich mit den Schulter und dem Gesicht eines Kindes mit Heiligenschein.

Unerwartet wurde das Fass ganz still. Vom einen Moment auf den anderen zog er sein Schwert und richtet es gegen mich. Kohlra schreit auf und rettet sich auf einen Ast, weit oben über uns. Der hat es gut. Ich hätte auch gerne Flügel zum wegfliegen oder einen schönen Platz zum Schlafen zu finden.
Vorsichtig greife ich in meine Tasche. Das Fass behält mich im Blick, während ich ein Stück Trockenfleisch nehme und davon abbeiße. "..Hunger?", biete ich es ihm an und ziehe es wiede zurück. "Achja.. Lieber nicht, sonst platzt Ihr ja aus eurer Rüstung."

Um es wie Ita zu sagen, NEXT #1
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Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Emizel

Was soll ich jetzt tun? Ich habe es zwar geschafft, dass man das Luftschiff im Grenzgebiet südlich der Narbe nicht angreift, aber soll ich mich jetzt schon verraten?
Mir wird jedoch ein Schwert entgegen gehalten. Dieses Fass... "Wollt Ihr mich ernsthaft bekämpfen?", frag ich ihn mit neutraler Miene. Ein Kampf in einem Wald... amüsant.
Jedoch ist der Wald nicht so dicht, dass er sein Schwert nicht schwingen könnte. Und ich kann mich nur schwer verstecken. Damien ist glaube mit einpaar anderen Leuten gegangen. Haaach wäre das alles nicht so kompliziert würde ich das Fass einfach töten wollen.
"Ich bin sozusagen ein Botenjunge der zwischen den Länder der großen Häuser wandert. Zurzeit bin ich aber arbeitslos und unterstütze aus reinem Interesse euch allen.", erkläre ich ihm ruhig. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich schon längst tot.
"Du bist also nur ein Spion?! Von Anfang an kamst du mir verdächtig vor.", brüllt er mich an. Es schallt fast durch den Wald. Ich spüre einige Blicke auf mich gerichtet.
"So kann man das nicht sagen. Dank mir werden wir schließlich ungehindert am Grenzgebiet der Narbe sein.-zumindest teilweise." Der Drang ist zu groß. Wenigstens bei ihm will ich es tun.

Einpaar Bäume weiter höre ich wie ein Ast zerbricht. Jemand ist hier.. Dann werden wir mal sehen wen die Götter des Glücks mir bereitgestellt haben.
Mit Ernsthaftigkeit schaue ich dem Fass in die Augen.
"Aus der Asche erwacht das Leben neu. Erinnere dich, Kind, was dir dein Vater für Geschichten erzählte."
Diese Art "Zauberspruch" dient nur dazu um mich besser konzentrieren zu können. In Wirklichkeit brauche ich ja mich nur an etwas zu erinnern... aber mir gefiel die Art von Aldin, wie er damals dieses Wesen mit seinem Schwert aufgespießt hatte und die Ferse aus einem Buch sprach, somit der Fluch gebrochen wird.
"Erzähl es erneut und lebe sie.. lebe die Geschichten deiner Vergangenheit."
Auch wenn es kitschig zu sein scheint ich mag es trotzdem.
"Sei der Erzähler deiner eigenen Geschichte!"
Für einen kurzen Moment verschwimmt die Umgebung. Verwundert schaut mich das Fass an. "Was hast du gemacht?", fragt er mich. Ich antworte nur mit einem Schulterzucken. Plötzlich tritt hinter mir jemand hervor. Fast schon schockiert sind seine Augen. Eine Person mit seinem Aussehen steht direkt neben mir und richtet sein Schwert ihn selbst.
Und als ob das nicht schon genug wäre! Jetzt sieht er sich noch einmal. Genau, ich verändere mein Aussehen auch und verwandel mich in das Fass. Natürlich ist das ja nur eine Illusion...das Aussehen mein ich. Die Person dahinter ist aber echt.

"W-was hat das zu bedeuten?" Er bewegt seinen linken Arm, die Kopien machen es ihm gleich. Seine Kopien laufen um ihn herum. Ab und zu sind sie hinter den Bäumen versteckt aber tauchen sofort wieder auf. Dieser Ritter hat Mühe seinen beiden Kopien zu folgen. Wahrscheinlich will er nicht erkennen wie fett er doch ist?
Einpaar mal haben die Kopien ihn umrundet und einpaar Mal haben sie sich gegenseitig getroffen. Verwirrt versucht er sie anzugreifen. Nur knapp wich sie ihm aus.
"Hyaaaaaaah!", brüllt er und erwischt einen. Ein sauberer Schnitt lässt diese Illusion auflösen. Vor einem Baum steht die andere Kopie, fasst schon gebannt bei dem Anblick. "DU..!"
Mit Anlauf rammt der Ritter sein Schwert in die Kopie hinein. Überraschenderweise fließt Blut die Klinge seines Schwertes entlang.
Händeklatschend trete ich hinter einem Baum hervor. "Bravo!", sage ich," Ihr habt wirklich alle Trugbilder erledigt.. wobei.." Das Bild der Illusion verschwindet abrupt. Das was gerade die Kopie des Ritters gewesen ist...war ein Matrose, der gerade das Schwert in den Bauch bekommen hat.

Wieso ist plötzlich ein Matrose dort? Erinnert ihr euch an das Geräusch des Astes? Ja, nun. Ich bin in eines der Trugbilder mitgelaufen und hab den Matrosen heimlich abgefangen. Er war so verwirrt und schockiert, dass ihm gar nicht bewusst war wie ihm geschah.
Ich musste ihn nur dorthin platzieren wo ein Baum bereits stand und habe ihn auch als Baum getarnt. Die eine Ritterkopie blieb dann vor den Matrosen stehen und wurde dadurch zur Zielscheibe geworden.

"Ich bin schockiert! Wie konntet Ihr nur einen Unschuldigen töten!?" Der Ritter hatte Probleme dem Ganzen zu Folgen.
Langsam trete ich an seine Seite und halte meinen Mund ganz nah an sein Ohr. "Ich bin der rote Teufel. Ich diene meiner Habgier und dem Verlangen..", flüstere ich ihm ins Ohr.
Der Matrose hingegen ist hinüber. Keuchend sackt er zu Boden. Schockiert und zitternd lässt der Ritter das Schwert los und schreit.
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leuchtelicht
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von leuchtelicht »

Zu der Zeit, als die ersten Luftschiffe den Himmel Ragnas durchfuhren, war Jotunn mit Abstand der bevölkerungsärmste Landstrich des Kontinents. Obwohl das Land den Namen eines Adelsgeschlechts trug, in diesem Fall den der Joter, hatte es im Gegensatz zu seinen Nachbarn keine zentrale Regierung. Vielmehr erinnert die damalige Staatsform Jotunns an eine dezentrale Konkordanzdemokratie, wie wir sie heute kennen.

- Erwin von Rosengart
; Encyclopedia Ragna Band VIII, Seite 74.


Tsimion I.

Was ist das Grausamste an der sterblichen Existenz? Im Laufe meines Lebens war es mir vergönnt, diese Frage so manchem Menschen (und einigen Nichtmenschen) zu stellen, und die Vielzahl an Antworten zu hören, die jeder und jede einzelne darauf zu geben gedachte. Der Verlust jener Personen, die einem nahestanden, ist eine der Antworten gewesen, die ich am häufigsten zu hören bekommen habe. Die Erfahrung und der Verlust der Liebe eine weitere. Ich hingegen habe schon vor langer Zeit meine eigene Antwort gefunden.
Das Grausamste am Leben, zumindest auf rein intellektueller Ebene, separiert von allen Gefühlen, ist die Tatsache, dass wir in es hineintreten, es durchschreiten und es wieder verlassen, ohne jemals auch nur einen Bruchteil unseres Potenzials realisiert zu haben. Für jede Tür, die sich uns öffnet, bleibt ein Dutzend für immer verschlossen, für jedes Quäntchen Potenzial, das wir realisieren verlöschen hunderte weitere unwiederbringlich. Manchmal frage ich mich, wo ich jetzt wäre, exakt in diesem Moment, wenn mein Leben anders verlaufen wäre. Wenn mich damals niemand von der Straße aufgelesen und in die Gemeinschaft eingeführt hätte.
Wann immer mich solche Tagträume auf der Zitadelle plagen, bestelle ich mir für gewöhnlich extrastarkes vrantisches Graubier auf mein Zimmer. Bin ich gerade unterwegs, improvisiere ich häufig mit lokalen Alternativen. Unangenehmerweise beschränken sich diese Gedanken aber nicht auf Gelegenheiten, in denen man sich der Ablenkung des alkoholbedingten Rauschs ohne nachzudenken hingeben kann. Manchmal kommen sie auch in solchen Situationen, in denen man seine volle Konzentration der vor sich liegenden Aufgabe widmen muss, weil jeder Fehler tödlich sein kann.
Wie zum Beispiel dann, wenn man gerade unterwegs ist, um die viertwichtigste Person im Staate Donnerstatt zu ermorden.

Mir gelingt es aus der Welt meiner Gedanken in die Realität zurückzukehren, als ich die Ecke des Landhauses umrunde und den Vorplatz betrete, der ganz im Sinne des Hausherren an eine Mischung aus Garten und Exerzierplatz erinnert. Die großen, kiesbedeckten Flächen sind gesäumt von Hecken und Büschen, die mit einiger Kunstfertigkeit in strenge geometrische Formen geschnitten sind. Der Landsitz des Generaladjutanten dahinter wirkt trotz der Schießscharten und der militärischen Beflaggung geradezu pittoresk in der Dunkelheit. Erbaut im Stil der dritten Dynastie unterscheidet sich das Anwesen von den harten, militärischen Kanten und quadratischen Grundrissen, die in der modernen Architektur Donnerstatts so beliebt sind. Stattdessen begrüßen mich verspielte, wellenförmige Giebel und eine Vielzahl schmaler Fenster, die in den jeweiligen Räumen vom Boden bis an die Decke reichen und die durch die Laternen auf dem Gelände und im Haus auch noch inmitten der Nacht hell erleuchtet sind. Das Gebäude beherbergt die Wohn- und Arbeitsräume des Generaladjutanten, seiner Familie und der Dienerschaft, sowie die von vierzig Soldaten des militärischen Wachdienstes der donnerstätter Armee.
Acht von ihnen behalten die Auffahrt und den Vorplatz im Blick als ich zwischen zwei Hecken hervortrete. Sie alle tragen Plattenrüstungen, ihre Waffenröcke künden allen Eingeweihten von ihrem militärischen Rang und ihrer Aufgabe. Als ich näherkomme, kann ich auch die Qualität der Rüstungen genauer in Augenschein nehmen. Sie ist exzellent, die Donerstätter haben zum Schutz eines ihrer wichtigsten Funktionäre weder Kosten noch Mühen gescheut.
Wenn morgen früh die Sonne aufgeht, werden sie sich wünschen, etwas geiziger gewesen zu sein.

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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Tolkin
Duell fremder Zungen.

Zahllose Stunden in den tiefsten Katakomben der zwergischen Archive hätten mich auf das hier vorbereiten sollen. Aber letztendlich ist es immer anders, als es in Büchern steht. Fast hätte sich ein wehmütiges, aber auch schelmisches Grinsen über mein Gesicht gelegt, als die Erinnerungen an die Stundenlangen Diskussionen mit dem Abt hochkommen, in denen ich genau diesen Standpunkt vertreten habe. Was wenn das Wissen der Zwerge falsch ist? Was wenn die zahllosen Schriften in den Archiven gar nicht echt waren? Wie sollte man sich sicher sein, dass die hastig übersetzten Texte von den jahrtausendealten Autoren wirklich so gemeint waren, wie man es im schummrigen Kerzenlicht, und mit der ständigen Angst erwischt zu werden, verstanden hatte? Sprachen wandeln sich im Laufe der Zeit. Und hundert bei einem Einbruch gelesene Texte in uralten Dialekten einer fremden Sprache sind nun wirklich nicht die Quelle, auf der man strategische und politische Entscheidungen treffen sollte. Aber Kolja sieht es anders. Damals wie heute. Kolja sieht es immer anders. Und so war der Friede mit den Trollen eine Notwendigkeit, lediglich basierend auf ein paar Worten von längst toten Zwergen, die vielleicht nie einem Troll begegnet sind.

Doch von allen Momenten, in denen mich Zweifel geplagt hat, war nun wirklich der schlechteste. Bisher hat Kolja stets recht gehabt, wenn es um kühne Entscheidungen auf Basis von ein paar Wortfetzen ging, und eigentlich sollte diese Erfahrung mir auch in dieser Situation die notwendige Sicherheit geben. Und dennoch, hier, auf dem engen Markt inmitten eines unwirtlichen Nadelwaldes irgendwo in der gigantischen Eiswüste, zwischen all diesen Halbriesen, die uns mit Blicken zwischen Neugier, Abscheu und Hass begegnen, schwindet all dieses Vertrauen in ein paar lose Worte dahin. Nur die Dame Irrin und Herr Lorraine scheinen sich der Sache noch relativ sicher zu sein.

Die Trollfrau, die für uns bürgen soll… jedenfalls hat die Dame Irrin es so genannt, tritt vor einen, vermutlich weiblichen, Troll an einem Stand und sagt etwas im typisch abgehackten Tonfall der trollischen Sprache. Die Marktfrau regt keinen Muskel und gibt nur ein unbestimmtes Brummen von sich. Hinter ihr postieren sich zwei weitere Hühnen und blicken grimmig in meine Richtung. Mühsam versuche ich mir die Texte über die Zeit vor den Trollkriegen in Erinnerung zu rufen. Es sind keine Bestien. Es sind keine Bestien. Es klingt immer so viel einfacher von den sicheren Mauern des Klosters aus. Dennoch bewahre ich meinen einstudierten, unbefangenen Gesichtsausdruck, der auf Menschen stets entwaffnend wirkt. Bei Trollen scheint das nicht so einfach zu sein. Oder 300 Jahre Verfolgung sind nicht durch ein väterlich angedeutetes Lächeln zu überbrücken, wer weiß.

Inzwischen redet auch die Dame Irrin auf die Marktfrau ein. Viel schneller als sonst. Dabei deutet sie immer wieder zu Damien, der, seinem konzentrierten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, Schwierigkeiten hat dem Gespräch zu folgen. Schließlich tritt Irrin zur Seite und gibt den Blick auf den Schlitten frei. Zeit für mein Angebot. Ich beuge mich herunter, hebe ein Fass mit getrockneten Früchten an und bringe es vor die Marktfrau. Gut, dass wir die loswerden, denke ich mir, während ich das Fass öffne und die Früchte präsentiere wie Goldmünzen. Wenn man den Saft von frischen Äpfeln gewohnt ist, sind diese trockenen Klumpen wie eine müde Erinnerung an bessere Zeiten, aber für Trolle, die sich vermutlich von nichts als Fisch und gefrorenen Wurzeln ernähren, sind es vermutlich tatsächlich Goldmünzen. Damien deutet unauffällig auf die herumstehenden Hühnen und seinem Wink folgend verteile ich einige der Früchte. Daraufhin tritt Damien vor und beginnt ebenfalls mit den Trollen zu reden. Die Frau deutet auf das Fass und scheint etwas zu fragen. Damien deutet auf den Berg und dann in die Richtung, aus der wir kamen, während er in holprigen Sätzen etwas zu erklären scheint. Die Frau unterbricht ihn, vielleicht mürrisch, und fragt wieder etwas. Damien seufzt und antwortet mit nur wenigen Worten. Was ist los?

Die beiden Hühnen kauen auf den Früchten herum, während die restlichen Trolle uns weiterhin aus sicherer Entfernung schweigend anstarren. Schließlich antwortet die Marktfrau Damien, während sie auf das Fass klopft. Damien scheint die Antwort nicht zu gefallen. Bevor er jedoch etwas erwidern kann, ruft eine tiefe, kehlige Stimme aus der Menge etwas. Einige andere Trolle beginnen ebenfalls zu rufen. Ich schaue nervös zu ihnen. Freundlich sehen die nicht aus. Einer der Hühnen ruft etwas zurück und wirft dem ersten Zwischenrufer eine der Früchte zu. Dieser jedoch schlägt sie zur Seite und sie fällt zu Boden. Ein Beno also. Großartig. Wieder reden die Trolle aus der Menge durcheinander und die beiden Hühnen hinter der Marktfrau drehen sich nun zu den Unruhestiftern um. Sie gestikulieren wild, während sie sich offensichtlich mit den Zuschauern streiten.

Schließlich schnauzt die Marktfrau einen Befehl und augenblicklich schweigen alle. Wohl doch keine einfache Händlerin, denke ich mir. Sie zeigt wieder auf dem Fass, schüttelt den Kopf und sagt etwas zu Damien. Dieser sieht kurz zu den Hühnen, die das Fass gierig beäugen und ein kaum merkliches Grinsen zuckt in seinen Mundwinkeln. Er schaut wieder zu der Marktfrau, deutlich zuversichtlicher als zuvor, zuckt mit den Schultern und bedeutet mir, das Fass zurückzubringen. Ich runzele die Stirn, aber als ich die beiden Trolle hinter der Frau sehe, wie sie entsetzt zu mir schauen, wird mir der Plan klar. Ich nehme also das Fass und bringe es zurück zum Schlitten.

Die Marktfrau lacht trocken. Oder vielleicht hustet sie auch. Oder vielleicht ist das das gleiche auf trollisch. Es klingt jedenfalls gleich. Sie sagt etwas zu Damien, in fast schon höhnischem Tonfall. Offenbar glaubt sie uns nicht, dass wir einfach wieder von dannen ziehen würden. War vielleicht doch kein so guter Plan, ein paar Händlern mit den ältesten Tricks der Welt zu begegnen. Doch Damien wirkt nicht so entmutigt. Er erwidert etwas und zeigt auf den Wald. Nun verzieht die Trollfrau doch das Gesicht und kommt ein paar Schritte auf Damien zu. Sie zischt ihm etwas zu. Damien sieht verwirrt aus und beugt sich zur Dame Irrin. "Was heißt naketta?". "Erpressen, aber verneint", antwortet Irrin. Damien setzt zu einer Antwort an, doch Irrin schaltet sich ein. Sie zeigt auf Damien, dann auf mich, dann wieder in Richtung des Schiffes. Ihre Rede zieht sich hin, doch währenddessen würdigt die Marktfrau sie keines Blickes. Sie starrt weiterhin Damien an, der seine Selbstsicherheit nun wieder verloren hat. Ich unterdrücke den Drang in Richtung meines Schwertes zu greifen und bemühe mich um einen weiterhin neutralen Gesichtsausdruck.

Als die Dame Irrin ihre Ausführung beendet hat, schaltet sich die Bürgerin Janni ein und sagt ebenfalls etwas. Jetzt endlich entspannt sich die Marktfrau, schaut auf den Schlitten und dreht sich schließlich zu ihren Begleitern. Ein letztes Mal dreht sie sich zu Damien, nickt ihm zu und sagt ein einzelnes Wort. Dann winkt sie den beiden Hühnen und sie verschwinden. Die Frau verschwindet in der Menge, die ihr respektvoll Platz machen. Kurz darauf kommen die Hühnen mit Säcken voller Kohle wieder und der Handel ist vollzogen. Wir können endlich verschwinden.
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

??????????

Saftiges Fleisch, Wärme, der Geruch vom Blut das mir die Kehle runterläuft und meinen Magen füllt. Befriedigung und Freude erfüllen mein Inneres.
Diese Gefühle und diese Erinnerungen schwelgen in meiner Seele. Jedes Mal bohrte ich meine Zähne in das weiche Fleisch und genoss jede Sekunde. Ich fühlte mich lebendig!.... aber dennoch so leer. Egal wie oft ich es getan habe, egal wie oft ich dafür gekämpft habe, es wurde nicht besser.
Das Fleisch der Meschen schmeckte so anders, als die der Tiere, aber das rote Leben gleich. Eingezäunt hinter Steinen und gefangen von vielen Augen wurde ich gefoltert und bejubelt.
Haben diese Wesen das alles geliebt? Haben sie alle mich geliebt oder das Spektakel? Nachdem ich meiner Heimat beraubt wurde habe ich nichts weiteres getan als zu kämpfen. Jede meiner Wunden, jede einzelne Attacke meiner Gegner machten mich stärker. Allein die Sonne und der Mond wissen wie lange ich in dieser Höhle aus Stein und Augen überlebt und gelebt habe.
War der Feind ein starkes Tier so habe ich es in Ehren getötet. War der Feind schwach habe ich mich geweigert, dafür wurde ich mit einer dehnbaren, langen Wurzel geschlagen. Mein Rücken war mit Narben bedeckt und mein Fell schwarz von getrocknetem Blut.
Der Vater aller Bestien schlief. Er hörte nicht die Rufe seiner Kinder. Der Zorn war meine Waffe, mein Schild. Mein letztes Opfer kannte keine Angst. Als ich über ihm stand, er unter mir, und meine Reißzähne in seine Schulter bohrte, tat er als hätte er keine Schmerzen. Kein lieblicher Schrei von ihm, was sonst jedes meiner Opfer kurz vor ihrem Tod sang. Kein Ausdruck in den Augen. War er noch am leben oder gar schon vor dem Kampf tot?
Alles was ich nurnoch sah war plötzlich sein zufriedenes Lächeln und das Blut an seiner Klinge, was meinen Kopf abgetrennt hatte. Daraufhin starb auch er. Zerfiel zu Asche. Keins dieser Wesen war so übermächtig gewesen. Kein Tier war so mächtig und verbraucht wie dieses Etwas.

Seitdem wanderte meine Seele umher, auf der Suche nach Erlösung, zwischen den Steinen dieses Käfiges aus Steinen und Augen. Kurz vor dem Tod eines sterbenden Wesens gab ich meine Kraft in dessen Körper. Der wilde Zorn aller bündelte sich in die Sterbenden, sodass sie wahrscheinlich siegreich sterben konnten, ein letztes Glück.
Auch das eine Wesen, was bereits eine Seele in sich barg, gab ich meine Kraft. Jedoch hielt es mich gefangen. Das Blut aus der Wunde schrie und band mich an dessen Körper. In der Zeit versuchte ich mich zu befreien aber ich konnte nicht fliehen. Die Seele des Wesens war verletzt und sendete trotzdem Wärme aus. Ich konnte nicht anders... ich konnte nichts anderes tun, als darauf zu hoffen, bis sich sein Fleisch durch die Kraft zweier Tiere zersprengt hätte.
Es war schmerzhaft. Mein Schrei voller Zorn und die Wärme der Güte kämpften miteinander. Beide verletzten sich und beide gaben sich Hilfe. Ein endloser Kampf aus Wunden und Genesung.

Plötzlich sah ich ein Licht. Ich lief darauf zu, nicht ahnend was mich erwarten könnte. Das weite Tal, der harte Boden unter mir, weiter Himmel über mir und die wallenden Flüsse.
Meine Heimat stand vor mir und war doch nicht echt. Mein Schmerz war zu groß, als wenn ich mich lösen könnte. Meine Seele heimatlos. Eine Pfote kam mir entgegen. Ich tat nichts und ließ mein Fell streicheln. Ein warmer Wind blies und beruhigte meinen Schmerz.
Mein Name ist Lusio. Meine Klaue und mein Schild sind der Zorn und jeder wird vor mir knien!
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

Haku
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Re: Ragnarök 3

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Emizel

"Schnauze!", sag ich und schlage dem schreienden Fass in sein Gesicht. "Mein Gott! Ich dachte, ihr Ritter werdet mit allem fertig. Ist das dein erster Toter?", frage ich ihn während ich herablassend auf ihn schaue.
Genervt packe ich sein Kinn, sodass er mir in die Augen sieht. Seine blauen Augen sprudeln Tränen, wie eine Quelle ihren Fluss entspringen lässt. Verwirrung, Furcht und Verzweiflung sind in dieser Quelle gemeizelt.
"Ich gebe dir einen Vorschlag. Ich helfe dir, die Leiche zu verstecken. Im Gegensatz dazu lässt du mich tun was ich will, sonst..." Mit der anderen Hand fahre ich mit den Fingern sein Gesicht von unten bis zu seinen Augen hoch. "..sorge ich dafür, dass du diesen Unfall nie gesehen haben wirst."
Zart streiche ich über das Augenlid seines rechten Auges, begutachte es faszinierend. Ob er verbluten würde, wenn ich ihm das Auge entferne?
Mit einem Schwung löse ich mich von diesem überfülltem Fass und helfe ihm, die Leiche zu vestecken.

Das Fass rappelt sich benommen auf. Ich gebe ihm einen Klaps auf den Rücken und flüster ihm noch etwas ins Ohr... "Vergiss nicht, mein Schweinchen, solange ich nichts sage, wird dir nichts passieren und umgedreht." Ich erschrecke mich gerade vor mir selbst. Am liebsten würde ich mit mir selbst ins Bett wollen.
Wir begeben uns wieder zurück zum Luftschiff.
Leider kann ich Damien nicht finden. Ich brauche meine bessere Hälfte, um Frust abzulassen. Hoffentlich ist ihm nichts passiert.. Wieso mache ich mir denn überhaupt Sorgen? Aldin war ja auch für mich da, wenn ich spielen wollte. Bei ihm war es aber nicht das gleiche wie bei Damien. Ich hoffe, er kommt bald zurück. Den Matrosen wird man bestimmt erst vermissen, wenn wir losfliegen.

An meinem Finger bemerke ich etwas Blut kleben. Verwundert schau ich mir den Blutfleck an und lecke daran. "Wieso mögen sie Blut?...", murmel ich vor mich hin. Ob Damien ein Angebot zum "Vampir werden" annehmen würde? Er könnte dadurch viel Wissen sammeln und alles forschen. Würde es ihm gefallen? Würde er dann immernoch an meiner Seite sein, sobald ich die Schlange gefunden habe und wahrscheinlich das Leid der Menschen umso schlimmer mache?
Er soll nicht gehen. //Er beginnt Spaß zu haben. Je länger er mit mir zusammen ist, desto schöner wird es.// Ja, genau. Es wird ihm gefallen. Ganz bestimmt...
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Kanon

Es ist eine Weile her, seitdem ich mich mit dem Handel beschäftigt habe. Der Markt von Silberstein mag zwar eng und nicht überschaubar sein aber man findet trotzdem alles was man braucht.
Eine Dienstmagd hatte mich gebeten sie zum Einkauf zu begleiten. Ich habe zugesagt, nicht aus Höflichkeit, sondern weil ich endlich Abstand von Ramon und seinen Kindern brauchte. Jedes Mal wenn ich Ramon begegnet bin haben sich meine Nackenhaare aufgesetzt. Seine eisige Aura ist beängstigend.
Meine Kleidung durfte ich zum Glück selbst aussuchen. Silberstein liegt weit oben auf einem Berg fast schon auf dem Gipfel. Deswegen hab ich mir ein Leinenhemd mit Fellweste besorgt. Die Luft ist um diese Zeit recht kalt.
"Herr Kanon!", ruft mich die Magd winkend zu. Sie ist neu im Dienst und auch etwas tollpatschig. Hinzu kommt, dass sie sich zu oft übers Ohr hauen lässt, weswegen das Essen immer so teuer wird. "Herr Kanon, ich habe meine Einkäufe fertig.", erklärt sie mit Begeisterung. "Und dieses Mal hab ich den Preis auf 70% runtergehandelt!"

"Ehm... Wie viel hat es am Anfang gekostet?", frage ich sie vorsichtig. Für einen Moment überlegt sie kurz. "Also es hat 80 gekostet und haben auf 70...." Erst jetzt fällt es ihr mit Entsetzen auf und fängt gleich an zu heulen. "Es tut mir leeeiiiiid! Ich habe nicht aufgepasst! Wuhabaaaaaa..."
Sie hat es leider nicht so mit dem Rechnen. Tröstend lege ich meine Hand auf ihre Schulter und versuche sie zu beruhigen. "Beim nächsten Mal klappt es bestimmt...", was ich aber eher bezweifle.
Langsam verlassen wir wieder den Markt und machen uns auf dem Heimweg.

"Sagt, Herr Kanon, was habt Ihr in der Zwischenzeit getrieben?", fragt das Mädchen mich neugierig.
"Du kannst mich ruhig Kanon nennen und du zu mir sagen.", weise ich sie hin. Etwas unbeholfen trägt das Dienstmädchen in Ausbildung ihre Einkaufstüten, diese schwerer zu sein scheinen als sie aussehen. "Ich habe einen Brief an meine Eltern abgeschickt. Danach hab ich mich nur umgesehen...", antworte ich ihr. Natürlich hab ich gehofft nicht erkannt zu werden. In der Arena habe ich natürlich für viel Aufsehen gesorgt.
Die Anima haben, wie jedes Tier, einen Fressfeind und das sind nicht die nettesten Leute. Es sind Jäger. Sie jagen einen Anima, zwingen ihn sich zu verwandeln und ziehen ihm das Fell über die Ohren. Den Kindern werden nur die schönsten Geschichten erzählt aber das Schlimmste lassen die Eltern natürlich aus, wenn sie nicht möchten wie ihr Kind verstört schlafen geht und sich Zuhause einsperrt.
"Ooooh wie ist deine Heimat so? Ramja war es oder? Die freie Republik Durhiid soll ja angenehme Temperaturen haben." Sie scheint von der Ferne zu schwärmen. Ihre Augen glitzern bei den Gedanken. Ich muss dabei leicht schmunzeln. "Ja das stimmt. Ich war aber noch nicht überall in Durhiid gewesen. Die Küstenregion gleicht fast einer Wüste. Zwar nicht heiß aber vom Aussehen her. Aber die Hauptstadt habe ich glaube 3 Mal besucht."
Begeistert hört sie mir zu. Für einen Moment hat sie vor sich hingeträumt und ist dabei beinahe gestolpert.
Aus der Ferne sind Glockenläuten zu hören.

"Irgendwann möchte ich auch heiraten.. und das Reich von Zephyr besuchen..", fast schon melancholisch ist ihre Stimme, "Ich komme ursprünglich aus Donnerstatt, weißt du? Natürlich gilt mein Glaube den Göttern, wie der Allmutter. An was glaubt denn eure Republik?"
Erst jetzt wurde mir bewusst, wie verschieden die Reiche doch sind. Nicht jeder glaubt an das Gleiche und hat die gleiche Sichtweise. Es macht mir Spaß mit jemanden zu reden, der nur aus Spaß und Freude mit mir reden will.
"Durhiid war der Ursprungsort der Anima. Da glauben wir an die drei Bestien. Sie sind die ersten Tiere auf Erden gewesen und haben das Leben ermöglicht.", erkläre ich ihr so gut es geht.
Irgendwas macht sie stutzig. Mit einer gekonnten Kopfbewegung schwingt sie ihr braunes langes Haar zur Seite. "..aber haben die Götter nicht die Bestien auf die Erde geschickt? Ich meine so etwas gehört zu haben.. bin mir aber nicht mehr so sicher." Religion kann echt zu einem Streitthema werden.



Emizel

Mit einem gekonnten Schlag auf den Tisch lege ich das Tuch, was mir Kohlra gebracht hatte, auf den Tisch, während der Rabe selbst versucht nicht von meiner Schulter zu fallen.
"Das ist das Zeichen, dass wir sicher an Jotunn vorbei kommen! Ich habe meinen Raben losgeschickt und das ist die Antwort.", gebe ich selbstbewusst von mir. "Wenn wir knapp an der Grenze fliegen und weiter westlich, kurz vor Rozengard ankommen, sollten wir dann Kurs auf Norden setzen. Dort steht ein Wachposten der Rozengard."
Die Ritter schauen mich gestört an. Einige sind geschockt. Andere hingegen glauben mir kein Wort. "Und woher habt Ihr Eure Verbindung, Sir Frederik?", fragt mich der Chefarzt. Zurecht, denn aus freiem Himmel, da wir ironischerweise uns dort befinden, eine sichere Route vorzuschlagen ist nicht besonders vertrauenswürdig.
mit erhobenen Zeigefinger erkläre ich in Ruhe. "Um an den Feind vorbei zu kommen sollte man gut vorbereitet sein und seine Spione überall an einzelnen Punkten verteilen. So bekommt man seine Informationen." Ich gehe zum Fenster und schau hinaus in die Ferne. Langsam und ruhig atme ich tief ein und aus. "...Wenn ihr alle mir nicht glauben wollt... dann werft mich in den Kerker und wir werden sterben."

"Aber wir haben doch keinen Kerker auf dem Schiff?", wirft der Hilfsmatrose in die Runde. Ich wirbel um mich herum und zeige auf den Matrosen. "Richtig! Und DESWEGEN solltet ihr mir auch trauen, werter Herr Arzt."
Nach weiteren 10 Minuten Reden sind wir endlich fertig. Es ist so ermüdend aber solange ich uns in die richtige Richtung setze, sollte nix schief laufen. Natürlich ist da ja noch die trollige Elfe und einpaar Soldaten, die mir eh nicht über den Weg trauen. Ich frage mich nur, wieso sie auch zur Narbe wollen?
Ich verlasse den Navigatorraum. "He Steuermuskel!", rufe ich dem Steuermann zu,"Wie sieht es aus? Sind wir noch auf Kurs?" Er nickt mir zu. Perfekt. Ich begebe mich auf das Außendeck. Die Aufbereitung des Schiffes hat uns zu viel Zeit gekostet.
Gereizt verschränke ich die Arme und tippe dabei auf denen. So langsam bekomme ich Entzugserscheinungen und meine Ungeduld wird größer je näher ich meinem Ziel komme.
Die Wolken ziehen an mir vorbei, Kohlra ist bereits herumgeflogen und lässt auf eines der Geläder nieder. Seine Augen starren mich an. "Ja, ich weiß... aber ich kann einfach nicht anders als den Turm auf dem Schachbrett in die richtige Position zu setzen, um dann auf mein Ziel zu richten.", besänftige ich den Vogel und streichel seinen Kopf.
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Ryokina
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Ryokina »

Sasquehama
Nachdenklich stehe ich an der Reling und blicke in die Ferne. Es hat eine Weile gedauert, bis wir die Reparaturen an dem Schiff abgeschlossen hatten, aber jetzt sind wir tatsächlich wieder in der Luft. Friedericke scheint das Problem mit den Öfen gelöst zu haben, denn meine Feuerkraft brauchen sie nicht mehr. Ist auch besser so, ich habe nicht wirklich Lust, dass meine Fähigkeiten publik werden. Ich könnte sie ja unter Umständen noch einmal benötigen. Natürlich konnte ich meinen Aufenthalt nicht dauerhaft vor Friedericke verheimlichen, zumal sie die Reparaturen leitete. Also habe ich recht zügig ein Gespräch unter vier Augen mit ihr geführt und ihr mitgeteilt, dass ich es vorziehen würde, wenn keiner von meinen „Zauberkräften“ erfährt. Aus diplomatischen Gründen, habe ich behauptet. In meinem Beruf sei es nicht gern gesehen, wenn man Zauberkräfte besitzt. Sie hat natürlich zugestimmt und versprochen Stillschweigen zu bewahren… Nun, eventuell habe ich bei unserem Gespräch intensiv die Klinge meines Schwertes betrachtet. Danach habe ich ihr bei den Reparaturen geholfen. Die Frau ist eigentlich ganz in Ordnung, wenn man sie länger kennt.
Mit den Matrosen habe ich mich in der Zwischenzeit auch angefreundet. Ich hatte viel Zeit bei den Reparaturen mit ihnen zu reden und zu lauschen, welche Meinung sie zu den Trollen haben. Manche waren total begeistert von der Trollfrau und ganz erstaunt, wie friedlich die Trolle doch waren. Andere waren eher feindlich gesinnt. Das habe ich mir natürlich zu Nutzen gemacht. Wenn wir mit Männern alleine waren, die den Trollen feindlich gesinnt waren, habe ich allerlei Geschichten über die Monstrosität von Trollen erzählt, und so sporadische Feindseligkeit gestreut. Wahrscheinlich wären die Männer schon längst auf die Trollfrau losgegangen, aber sie hält sich bedeckt und taucht meist nicht auf Deck auf. Für die Meisten ist sie eben doch noch kein schöner Anblick.
Mein Blick streift über die Ebenen unter uns. Ab und zu entdeckt man zwischen den Wolken einen dunklen Fleck. Ein Dorf oder eine Stadt, ganz winzig klein hier oben. Ich drehe mich um und betrachte das Deck.
Ehrlich gesagt, selbst ich konnte bei all den Geschichten, die ich über die Trolle gehört und selber erzählt habe, nicht leugnen, dass sie sich in der Tat sehr friedlich verhalten haben. Sie haben sogar gehandelt, wie die Menschen und Elfen! So ganz traue ich ihnen noch nicht, aber wahrscheinlich ist gerade das der Grund, warum ich noch keinen Aufstand gegen die Trollfrau angezettelt habe. Und natürlich, dass ich keine Lust habe wieder im Gefängnis zu landen…
Aber, was ist nun mein Plan? Rael, Kanon und auch Elevyn, sie alle sind entkommen. Ich konnte ihnen das Leben retten, aber bin selbst auf dem Luftschiff stecken geblieben. Naja, zumindest Rael und Elevyn konnte ich retten, was mit Kanon geschehen ist, weiß ich noch immer nicht. Ich habe ihn jedenfalls nie wieder gesehen. Ich könnte bei unserem nächsten Halt vom Schiff und einfach wieder in meine Heimat reisen, doch ein wenig reizt es mich doch zu wissen, was Hohentann mit diesem Luftschiff vorhat.
Ich blicke wieder in die Ferne. Wir fliegen Richtung Silberstein. Die Matrosen sagen es geht nach Silberstein, jedenfalls glauben sie das. Keiner weiß es so wirklich. Aber ich bezweifle, dass das stimmt. Ich habe gesehen, wie die Ritter von Hohentann im Lager an der Eiswüste die Wachen von Zephyr umgebracht und erschlagen haben. Es gibt kein Bündnis mit Zephyr. Das hat es nie gegeben, auch wenn das ist, was sie die Matrosen glauben machen. Jedenfalls sagt man das. Sie haben das Schiff gestohlen, nur so ist ihre gewaltsame Übernahme erklärbar. Und wozu man ein Luftschiff klauen sollte, ist kein Geheimnis: Jeder weiß, dass die Häuser sich darum streiten das erste Luftschiff zu bauen, um zur Narbe zu gelangen. Zephyr hat es gebaut, und Hohentann hat es geklaut. Auch wenn ich ehrlich gesagt nicht weiß, was ein so kleines Haus in der Narbe will - vielleicht hoffen sie wieder zu Macht und Größe zu gelangen, wenn sie erstmal die Macht über die Toten haben – wir fliegen in die richtige Richtung. Und nach Silberstein können wir nicht, denn es gibt kein Bündnis. Spätestens nachdem sie die Wachen umgebracht haben. Irgendjemand wird überlebt haben und mittlerweile weiß sicher der ganze Kontinent von Hohentanns Taten. Solche Botschaften verbreiten sich wie ein wahres Lauffeuer. Wenn sie wirklich dort landen würden, würden sie sofort niedergemetzelt werden. Und die hohen Leute in Kriegsgefangenschaft landen.
Die Narbe… Hm… Kann man wirklich die Toten zurückholen? Ich greife in meinen Hosenbund, ziehe das rote Band heraus, das dort nun schon seit Wochen versteckt ist. Ich kann es wohl wieder ohne Gefahr tragen. Kurz zucke ich mit den Schultern, dann binde ich es mir wieder um den Arm. Wenn man die Toten zurückholen kann, dann ist die Narbe auch für mich interessant. Ich könnte Eyndalan zurückholen. Wenn er das will. Ich lasse mich auf den Boden sinken und lehne mich gegen die Relingswand hinter mir. Ich frage mich, ob es nicht seinen Sinn hat, dass die Toten tot sind. Und eben nicht mehr lebendig. Vielleicht geht es ihnen ja sogar besser, da drüben.
Ein lautes Trampeln reißt mich aus meinen Gedanken: Emizel ist auf dem Deck erschienen, kommandiert ein paar Soldaten herum, versucht einen Spielgefährten zu finden und schmollt, weil keiner mit ihm spielen will. Beim Anblick dieses Mannes läuft mir jedes Mal ein Schauer den Rücken hinunter. Er ist nicht normal, das merkt man. Er hat etwas… Unheimliches. Etwas krankhaftes. Was will er bei der Narbe? Ein ungutes Gefühl beschleicht mich. Es ergibt keinen Sinn, dass er mit Hohentann gemeinsame Sache macht. Hohentann ist ein höchst religiöser Staat. Dort ist kein Platz für Geisteskranke. Oder Menschen, die nicht in das allgemeine Muster passen. Oder Spielsüchtige. Emizel blickt zu mir herüber und in seinem Blick spiegelt sich etwas wider. Mein Herz schlägt unruhig. Sein Blick hat etwas Böses. Nur einen Moment ist es zu sehen, dann wendet er sich wieder ab und sucht weiter nach einem Spielpartner. Was hat er vor? Eine Zeit lang bleibe ich noch sitzen, wo ich bin, dann stehe ich auf. Es lässt mir keine Ruhe. Ich muss wissen, was es mit ihm auf sich hat. Glücklicherweise hat er eine Schwäche: Seine Spielsucht. Wenn ich eine Wette mit ihm eingehe, dann wird er sich vielleicht verleiten lassen mir sein Geheimnis zu verraten. Womöglich werde ich nicht alles erfahren. Aber wertvolle Informationen bekomme ich auf jeden Fall… Wenn mein Einsatz hoch genug ist. Ich schließe die Augen, um mich zu fassen und schließe meine Angst tief in meinem Herzen ein. Dann setze ich ein Lächeln auf und trete auf ihn zu.

Ryokina
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Ryokina »

Sasquehama
"Heeeey, Emizel, mein alter Freund. Sei mal ehrlich, ihr fliegt doch gar nicht wirklich nach Silberstein, oder, hm?“ Scheinbar freundschaftlich lege ich ihm einen Arm um die Schulter und rubbele über seinen Kopf. Der Bursche springt sofort auf mein Gehabe an und wirft mir mit Elan ebenfalls seinen Arm über die Schulter.
„Heeey Langohr, wie geht es meinem entflohenen Häschen? Natürlich fliegen wir in Richtung Silberstein! Wo denkst du hin? Es wollen doch alle nach Hause, Schnuckelchen.“ Hm, dachte ich mir, dass er nicht die Wahrheit sagen wird. Nun denn, dann lasse ich ihn wohl wissen, dass ich die Wahrheit kenne. Ich beuge mich vor und flüstere:
„Ich habe gesehen, wie Hohentann die zephyrischen Wachen erschlagen hat. Ihr habt das Schiff geklaut. Ihr wollt zur Narbe, nicht wahr?“ Dann grinse ich und lass ihn los.
„Du brauchst es mir nicht zu beantworten, ich kenne die Antwort bereits. Aber was ich nicht weiß ist, was du dort willst. Wer bist du und warum unterstützt du Hohentann?“ Emizel blickt mich an und für einen Moment sehe ich Belustigung in seinen Augen. Schnell rede ich weiter, bevor er meinen Plan durchschauen kann.
„Was hältst du davon? Wir spielen. Und wenn ich gewinne, verrätst du es mir.“
„Und was bietest du mir, wenn ich gewinne? Letztes Mal bist du einfach aufgesprungen und wolltest mich töten. Was wäre wenn der Verlierer wirklich etwas verlieren sollte?“ Emizel tritt vor mich, hebt seine Hand und… streicht mir sanft eine Strähne aus dem Gesicht. Oh Gott, mir wird schlecht. Ich schlucke kurz, dann verfalle ich wieder in meine Rolle und antworte ihm süffisant:
"Keine Sorge, Rotschopf, dein Tod bringt mir keinen weiteren Gewinn. Du musst nicht um dein zartes Leben fürchten." Ein Hauch von Sarkasmus liegt in meiner Stimme. Dann trete ich neben ihn, ziehe ihn an mich heran und flüstere leise in sein Ohr:
"Hm..., ich könnte jemanden für dich loswerden. Jemanden, den du gerne tot sehen würdest, dessen Ermordung für dich jedoch unangenehme Konsequenzen mit sich brächte... Vorausgesetzt natürlich, der Tod dieser Person würde nicht den Tod aller anderen auf diesem Schiff bedeuten, insbesondere meinen eigenen..." Ich entferne mich wieder von seinem Ohr und blinzele unschuldig.
„Klingt interessant... Was schlagen Sie vor?“ Emizel packt mich an meiner Hüfte und nimmt mich in eine Tanzpose.
„Welchen Tanz wollen wir dieses Mal tanzen? Oder lassen wir das Glück entscheiden? Ein Münzwurf? Ratespiel? Oder…“ Er lässt von mir ab und zeigt auf seinen schwarzen Raben, der auf der Reling sitzt. „Soll mein kleiner Gefährte jemanden herlocken und wir versuchen zu erraten welche Person - ob Matrose, Frau, Mann, Ritter, dick oder dünn - es sein wird?“
Ich gehe schnell auf Distanz als der Kerl mich aus der Tanzpose loslässt und versuche mir nicht anzumerken, wie unangenehm mir das war. Dieser Mann scheut echt keinen Körperkontakt. Als wollte er mich daran erinnern, dass er mich noch immer fest im Griff hat… Naja, zurück zu meinem Plan.
"Dein kleiner Gefährte ist nicht neutral." Dem Glück traue ich nicht genug, um einen solchen Preis aufs Spiel zu setzen. Nein, es muss ein Spiel sein, bei dem ich die Kontrolle habe, wer gewinnt. Ein Spiel, bei dem Illusionen mich nicht täuschen können. Ein Spiel, das ich nur gewinnen kann. "Ein Strategiespiel", sage ich. "L'Attaque. Wir führen beide eine Armee. Wer gewinnt, kriegt seinen Preis."
Emizel kratzt sich am Kopf. „Und wo kriegen wir das Spiel her?“
„Die Karte können wir auf ein Pergament zeichnen. Das sollte es hier geben. Selbiges gilt für die Truppen. Dafür sollte ein gutes Stück Leder reichen.“ Emizel nickt, grinst und winkt einen Matrosen herbei.
„Toooom! Bring uns bitte ein Pergament und etwas Leder! Mir egal, wo du es herholst, Hauptsache du holst es!“ Der Matrose will protestieren.
„Mein Name ist nicht-“, doch Emizel lässt ihn nicht fortfahren.
„Wie auch immer. Bring uns das Zeug. Hop, hop. Oh, und noch einen Kohlestift, wenn‘s geht!“
Wir warten, bis der Matrose mit dem Zeug zurückgekehrt ist. Dann begeben wir uns in einen Raum, in dem wir in Ruhe spielen können. Ich setze mich, zeichne mit dem Kohlestift auf das Pergament die Karte und erkläre Emizel das Spiel, während ich die Zahlen in das Leder ritze und es in verschiedene Stücke aufteile.
„Also, du hast 1 Spion, 1 Flagge, 4 Fallen, 8 Späher, 4 Entschärfer, 4 Feldwebel, 4 Leutnanten, 4 Kapitäne, 2 Majoren, 2 Oberst, 1 Brigadier und einen Oberstbefehlshaber. Klar soweit?“ Emizel nickt aufgeregt.
„Das klingt ja spannend!“ Ich verdrehe nur die Augen. Was auch immer.
„Stärkere gewinnen gegen Schwächere. Fallen töten alle Menschen, außer Entschärfer. Den Oberstbefehlshaber kann niemand töten, außer der Spion.“ Emizel grinst.
„Klingt logisch.“ Er beginnt eifrig sich seine Figuren zu schnappen.
„Wir verteilen die Figuren mit dem Leder nach oben, sodass der andere nicht sehen kann, welche Figur sich wo befindet. Mit deinen Spähern kannst du beliebig viele Schritte in eine Richtung machen. Mit allen anderen Figuren immer nur einen Schritt. Flagge und Fallen kannst du nicht bewegen. Ziel des Spiels ist es die Flagge des anderen zu erobern. Wenn du vor einem Gegner stehst und Attacke rufst, müssen beide ihre Identität aufdecken und der Stärkere gewinnt.“ Er nickt.
„Dann los.“ Wir beide nehmen unsere Armeen und legen sie auf das Feld. Verdeckt natürlich. Los geht es. Ich bewege meinen Späher etwas nach vorne. Angreifen werde ich noch nicht. Emizel zieht ein Leder nach vorne, mehrere Schritte, eindeutig ein Späher. Ich ziehe meinen Feldwebel nach vorne und stelle ihn wie einen Köder heraus. Emizel nimmt den Köder. Er zieht sein Leder bis zu meinem Feldwebel. „Attacke.“ Ich drehe meinen Feldwebel um und nehme seinen Späher vom Feld. Nun gehe ich auf Spähzug. Ich gehe mit meinem Späher voran und attackiere eines seiner Leder. Ein Kapitän. Mein Späher stirbt. Ich blicke zu Emizel und warte auf seinen nächsten Zug…

….

Wir spielen schon eine Weile und das Spielfeld hat sich mittlerweile sehr gelichtet. Einige Fallen sind bereits aufgedeckt worden. Auf beiden Seiten. Emizel hat einen typischen Anfängerfehler gemacht. Alle Fallen umkreisen einen Punkt im Feld. Ich schicke meine Entschärfer vor und beseitige seine Fallen. Er entdeckt in der Zwischenzeit meinen Oberstbefehlshaber. Ich umringe ihn mit hochrangigen Figuren, um ihn vor dem Spion zu schützen. Emizel arbeitet sich mit einem Leder beständig auf meine Seite des Feldes vor. Vermutlich sein Spion. Ich schicke einen Späher vor, umgehe sein Leder und laufe direkt auf das Leder am Ende seines Spielfeldes zu. „Attacke“, sage ich. Emizel schmollt und deckt das Leder auf. „Na gut! Du hast gewonnen!“ Unter dem Leder erscheint das Symbol der Flagge. Ich grinse genüsslich. Dann stelle ich ihm meine Frage.
"Also, wer bist du wirklich? Und warum unterstützt du Hohentann? Du wirkst nicht wie einer, der eine natürliche Affinität zu Kirchen hat." Ich verschränke die Arme vor der Brust.
„Wer sagt, dass ich einer Kirche helfe? Vielleicht benutze ich sie auch nur?“ Er hebt seine Hand und lässt eine Rose erscheinen. „Ich diene jemandem, dem ich vertraut habe und den ich hasse. Vielleicht ist es Hassliebe? Rot wie eine Rose und scharf, dass ihrem Opfer das Blut geleert wird.“ Er schaut mir tief in die Augen und fängt an zu grinsen. „Klingelt es da bei dir?“
„Außerdem war es Zufall, dass ich dazugekommen bin. Ich wollte schon immer Mal an unerreichbare Orte reisen.“
Ich denke nach. Was meint er damit? Rot wie eine Rose und scharf, dass den Opfern das Blut geleert wird? Hm… Eine Rose… Rozengard! Meine Augen weiten sich und ich weiche erschrocken einen Schritt zurück. "Bist du etwa selbst ein V-vampir?", bringe ich stotternd hervor und die Schauergeschichten meiner Kindheit kommen mir in den Sinn. ... Keine Schwäche zeigen, erinnere ich mich mahnend an mein oberstes Gebot und zwinge schnell einen ausdruckslosen Blick auf mein Gesicht. Emizel blickt mich einen Moment verdutzt an, dann fängt er an hysterisch zu lachen. Es dauert einen Moment, bis er sich wieder beruhigt hat, dann wischt er sich eine Träne weg, schaut mich an und schüttelt den Kopf.
„Tut mir leid, haha... ich bin kein Vampir. Pffff!!! Das ist das erste Mal, dass einer das gedacht hat. Ich bin nur ein Bote und Diener... in gewisser Weise.“
Erleichtert atme ich aus und merke, wie sich die Anspannung in mir löst. "Nur ein Bote also..." Ich bin versucht zu fragen, ob es ihn nicht stört blutrünstigen Vampiren zu dienen, aber wenn ich darüber nachdenke, ist das bei diesem Mann sicher nicht verwunderlich. Also stelle ich stattdessen eine sinnvolle Frage:
"Und was sucht der Diener und Bote Rozengards auf einem Luftschiff der Zephyr, das von den Hohentanns gestohlen wurde?" Die Politik der Menschen... Jeder scheint sich bei jedem einzumischen...
„Wie gesagt, ich bin rein zufällig hier eingetreten. Mein Auftrag war bereits erledigt und ich wollte wieder zurück, aber ich wurde abgefangen.“ Ach richtig. Das hatte ich vor lauter Schock schon wieder vergessen. Er kichert noch ein wenig, und fährt fort:
„Wer glaubst du hat den Rittern geholfen hier auf das Schiff zu kommen?“
Mh. Er scheint die Wahrheit zu sagen. Also hat er vielleicht tatsächlich nichts Böses vor. Auch wenn ich nicht begreife, warum er nicht einfach gegangen ist, es ist ihm zuzutrauen, dass er so irrational handelt und bleibt ohne ein Ziel zu haben. "Auf das Schiff zu kommen war nicht wirklich schwer. Wie dir sicher bereits aufgefallen ist, sind die paar Wachen, die Zephyr abgestellt hat, nicht gerade kampferprobt...“, kommentiere ich etwas karg. „Mich würde eher interessieren, woher ihr überhaupt von dem Luftschiff wusstet."
Emizel zuckt mit den Schultern. „Woher soll ich das wissen? Frag doch den Bischof?“
Genervt verdrehe ich die Augen. „Nun, der ist nicht auf dem Schiff.“ Wissen die Hohentanns, dass sie einen Spitzel von Rozengard auf dem Schiff haben? Ich verschränke die Arme und kneife die Augen zusammen. „Wie dem auch sei. So ganz traue ich dir noch nicht. Sei dir gewiss, dass ich dich beobachten werde.“
Der Rabe springt auf und fliegt über meinen Kopf hinweg. Kurz zucke ich, doch ich lasse ihn in Ruhe. Er landet auf Emizels Schultern, dreht seinen kohlrabenschwarzen Kopf zu mir und krächzt aggressiv.
Emizel schmunzelt.
„Ich wusste nicht, dass du was Besonderes bist. Mein Freund hier mag dich ja überhaupt gar nicht haha.“ Er verlässt das Zimmer, geht wieder an das Geländer des Decks und schaut in die Ferne.
Ich zucke nur mit den Schultern, folge ihm, lehne mich an den Mast und beobachte Emizel. Ich sollte mir einen Ort auf dem Schiff suchen, an dem ich unbemerkt trainieren kann. Das viele Herumsitzen schadet meiner Flinkheit. Und ich habe ein Gefühl ich werde sie noch brauchen…

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Kolja
Krieg.

"Wie kommt Ihr überhaupt auf so eine hirnrissige Idee?", poltert der General. "Seit dreihundert Jahren kalter Krieg; seit dreihundert Jahren versuchen wir die Narbe der Welt zu erobern, um unser Hoheitsrecht auf dieses verfluchte Land zu sichern und endlich bahnt sich ein Wendepunkt in dieser ewigen Pattsituation an und Ihr müsst unserem zukünftigen Bündnispartner das größte Unikat der modernen Kriegstechnologie stehlen!"
Ich versuche ein ausdrucksloses Gesicht zu bewahren. Dieser General hört sich genauso wie all die anderen Schwachköpfe an, die seit 300 Jahren das gleiche palavern. Jedes Bündnis soll den Krieg beenden, und doch ziehen sofort zwei Feindmächte nach und nichts passiert. Hatte ich zuvor doch so viel Gutes über General Felix von Lügenburg gehört. Mit der Eroberung von drei Hafenstädten und der anschließenden Zerschlagung der nördlichen Battalione Gaias vor zwanzig Jahren hat er sich einen Namen gemacht. Bis über die Ufer der Svagrone mussten sich die Truppen Gaias zurückziehen, bevor sie den Vormarsch Donnerstatts aufhalten konnten. Und der General, anders als alle seine Vorgänger, war schlau genug nicht zu versuchen die neue Linie zu durchbrechen, sondern die Front zu halten und weiteren Druck im Süden auszunutzen, um einen Waffenstillstand zu vereinbaren und das gewonnene Land so langfristig zu besetzen. Viele der heutigen Verteidigungsanlagen am Ufer der Svagrone sind nach ihm benannt worden: Felixburg, Felixfeste, Felixwall. Aber am Ende ist es wohl doch nur Gerede gewesen, tritt er jetzt doch direkt in die Fußstapfen seiner Vorgänger. Als ob ein einfaches Bündnis jemals reichen könnte, die Wälle von Gaias Festen zu brechen.
Anstatt ihn jedoch weiter zu provozieren, versuche ich auszuweichen: "Wisst ihr denn überhaupt, was sich unten in der Schlucht befindet? Ihr investiert ganz schön viel für einen so fernen Traum von Herrschaft."
"Versucht gar nicht erst das Thema zu wechseln!", schreit der General. Gut - dass er darauf nicht anspringt, hätte ich mir auch denken können.
"Um ehrlich zu sein, war mir nicht bewusst, dass es sich bei Zephyr neuerdings um einen Bündnispartner handelt", sage ich ruhig, um die Strategie zu wechseln.
"Verkauft mich nicht für dumm. Ich weiß wer Ihr seid. Ihr habt eure Finger in der Weltpolitik von hier bis an die Landesgrenze dieser Vampirbastarde. Mich würde es nicht einmal wundern, wenn ihr selbst bei den Elfen Freunde bei Hofe habt, oder die stinkenden Söldner aus Durhiid nach Eurer Pfeife tanzen. Also erzählt mir nicht, Ihr wüsstet nichts von Rammon."
"Ich hörte von einer Hochzeit im Hause Zephyr mit Verbindungen zur Generalität, aber die Tragweite ist mir tatsächlich nicht bekannt." Eine Lüge, bei der ich Angst haben muss, dass die Dachbalken über mir splittern, aber woher sollte er das wissen.

Der General grunzt frustriert und massiert seine Stirn mit der Hand, während er wütend durch die Zähne zischt: "Rammon ist ein hoher Offizier mit guten Verbindungen ins Haus. Sein Sohn heiratet die Tochter der Ratsherrin Rhelia."
"Ich werde meine Glückwünsche entrichten", erkläre ich.
"Es ist eine politische Hochzeit, jetzt stellt Euch nicht so dumm!", poltert der General weiter. "Die Eroberung Gaias ist in greifbarer Nähe. Das Bündnis beinhaltet neben mehreren arrangierten Hochzeiten zur Absicherung auch den Austausch von Technologie und vor allem einen Angriffspakt. Es ist mir egal, was sie da unten für Spielchen treiben, und wenn Ihr euren Gott persönlich beschwört, ich werde diese Gelegenheit nicht einbüßen, weil Euch die Politik der Generalität egal ist!"
"Ein Angriffspakt?", frage ich mit zusammengekniffenen Augen. Als der General erneut zu einer Tirade ansetzt unterbreche ich ihn selber: "Ihr Volltrottel!"
Der General läuft jetzt rot an, doch ich lasse ihn nicht zu Wort kommen und erhebe zum ersten Mal selbst die Stimme.
"Die Kriegstrommeln der Trolle hallen durch die Wüste. Selbst Zephyr weiß das und verlagert Truppen an die Grenze. Wohlgemerkt an unsere Grenze. Auf unserem Land! Mit einem Luftschiff. Und Ihr wollt jetzt einen Krieg gegen Gaia anzetteln? Sobald die Trolle über die Siedlungen herfallen müsst ihr eure Armeen ohnehin zurückziehen. Und selbst mit Zephyrs Hilfe wird es schwer Gaia davon abzuhalten Euch in den Rücken zu fallen und die Hauptstadt zu erobern, während Ihr die Grenze schützt."
"Die Trolle sollen uns angreifen? Diese riesigen, strohdoofen Troglodyten? Das glaubt ihr doch selber nicht. Und was soll's? Als ich das letzte mal nachgesehen habe, konnten die Trolle nicht fliegen. Die Schiffe Zephyrs aber schon. Sollten die wirklich Ernst machen, dann werden wir es Stahl regnen lassen!", spottet der General.
"Fliegende Trolle habe ich noch nicht gesehen, aber ich hatte bis vor wenigen Tagen auch noch keine zaubernden Trolle gesehen!", erwidere ich kalt.
"Trollelementare? Macht euch nicht lächerlich", donnert der General.
Ich übergehe den Einwurf und fahre fort: "Und wenn ihr euch so sicher seid, dass die Trolle nicht kommen, warum fliegt Zephyr dann Truppen in ein geheimes Lager, das keine halbe Tagesreise von meinem Kloster entfernt aufgeschlagen wird."
"Es reicht. Eure Einmischung in die Politik Donnerstatts wurde viel zu lange geduldet. Ich weiß, wie viele Freunde Ihr noch habt. Die Äbte der südlichen Klöster mögen euch treu ergeben sein, aber in Hohentann spricht man in einem ganz anderen Ton von Euch. Eure Taten werden Konsequenzen haben. Und wir werden mit Eurer Absetzung beginnen. Zudem müssen wir noch überlegen, wie wir Zephyr mitteilen wollen, dass ihr bisher einziges Luftschiff samt Besatzung abhanden gekommen ist. Ich rate Euch also zur Kooperation, wenn Ihr euch nicht in einem Gerichtssaal in Silberstein wiederfinden wollt."
Das Gesicht des Generals ist nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt.
"Spielt keine Spiele, deren Regeln Ihr nicht versteht", drohe ich, nun mit gesenkter Stimme und ohne jede gespielte Naivität.
"Oh ja. Ihr mögt weit vernetzt sein, aber ihr habt keine Freunde mehr, die euch jetzt noch retten können. Dieses Mal seid Ihr zu weit gegangen!"
"Die Bischöfe mögen nicht so gut auf mich zu sprechen sein, aber Ihr habt es eben selbst gesagt: Ich habe Verbindungen bis nach Rozengard, wollt ihr Euch wirklich so einen mächtigen Feind machen, kurz bevor Ihr einen Zweifrontenkrieg anfangt?"
"Droht Ihr mir gerade mit Hochverrat?", fragt der General ungläubig.
"Nicht doch", wehre ich ab. "Ich sage lediglich, dass ihr es euch in eurer Position nicht leisten könnt, auch mich zum Feind zu haben. Und das ist eine Drohung".
Der General haut mit der Faust auf den Tisch.

"So sei es. Die Bischöfe werden sich die Finger lecken, wenn ich ihnen einen Grund präsentiere, Euch des Hochverrats anzuklagen!", poltert der General.
"Wenn Ihr das tut, werdet ihr einen Religionskrieg anzetteln! Dann habt ihr drei Kriege vor den Toren und ich bezweifle, dass Donnerstatt diesem Sturm standhalten kann!"
Zum ersten mal weicht die Wut des Generals und ein Flackern von Unsicherheit mischt sich in seine Mimik.
"Dazu habt Ihr nicht die Macht!", versucht er sich selbst zu überzeugen, doch es ist klar, dass er sich seiner Sache nicht mehr so sicher ist.
"Ich habe nicht die Macht ein gewaltsames Schisma gegen die Bischöfe zu führen, aber ich habe die Macht, die Bischöfe vom Blutvergießen im Süden abzuhalten. Doch das ändert sich, wenn ihr mich vom Spielfeld nehmt."
Jetzt fällt die Fassade des Generals. Langsam dämmert dem Soldaten die Tragweite seines Kontrollverlusts.
"Und wenn schon", stammelt er, "dann räumen die Bischöfe eben ein wenig unter Euren Klöstern auf, was stört mich das?"
"Ihr wollt Gaia überfallen und Krieg gegen die Trolle führen, während das Land südlich Eurer Hauptstadt einen Bürgerkrieg ausfechtet, und die Ritter Hohentanns eure Armeen nicht mehr unterstützen?", frage ich.
"Was habt ihr getan?", fragt der General.
"Ich? Ich verrichte nur das Werk der Götter", antworte ich trocken.
Der General kneift die Augen zusammen, als wolle er einschätzen, ob ich das ernst meine. Schließlich schüttelt er den Kopf, greift unter sein Leinenhemd und holt einen kleinen Anhänger in Form einer Kirschblüte hervor. "Das glaube ich kaum, denn die Botschaft der Götter könnte nicht eindeutiger sein. Lassen wir es doch darauf ankommen."

Beim Anblick der Kirschblüte ist es jetzt meine Miene, die ich nicht länger neutral halten kann. Entgeistert starre ich den kleinen Talisman an, der mir so lange den Weg der gefesselten Götter gewiesen hat. So lange habe ich im Geheimen gekämpft, um dem uralten Geheimnis auf die Spur zu kommen. Ich habe Kriege niedergerungen und Feinde geeint, nur im Namen der drei Götter, um einen Pfad zu öffnen ins innere der Welt: Einen Pfad, der ein neues Zeitalter einläuten sollte. Einen Pfad der wahren Götter, der wahren Schöpfer dieser Welt. Und nun sitzt mir ein Dämon höchstselbst gegenüber, ein Kriegstreiber, ein Kleindenker, und er führt das Zeichen der wahren Götter in einen Krieg, der selbstsüchtiger nicht sein könnte.
Ich werde von hinten gepackt. Der General muss die Wachen gerufen haben. Doch ich bin zu schwach um gegen den festen Griff der Soldaten anzukämpfen. Gebrochen lasse ich mich wegzerren. Meine Gedanken kreisen. Ungläubig. Wütend. Verzweifelt. So lange habe ich die Geschicke der Priesterschaft gelenkt. So viele Anhänger habe ich gefunden, so viele Türen geöffnet. So viele Menschen, Zwerge und sogar Elfen habe ich getroffen, und von meiner Mission überzeugt, entgegen der Generationen von Hass und Blutrache. So viel Gold, und so viel Mühe, die ich in die Befriedung der Länder investiert habe, damit kein Krieg der Mission im Weg stünde. Und alles nur, damit der Krieg in Gestalt des Generals von Lügenburg sein Schwert neu erhebt und im Namen ebenjener Götter, die ich zu finden suchte, das Chaos wieder neu beschwört. War es alles umsonst?
Als die Kerkertür hinter mir zufällt, und ich auf das stinkende Feldbett sinke, wird mir der volle Umfang meiner Lage bewusst. Ich habe versagt. Und die letzte Hoffnung, das Geheimnis zu lüften, für dessen Lösung ich mein ganzes Leben investierte, liegt auf den vier Rittern, die es auf das Luftschiff schafften. Ich vergrabe mein Gesicht in den Händen. "Angord. Jera. Was ist euer Plan? Warum erlaubt ihr diesem Dämon mein Werk in eurem Namen zu vernichten? Was habe ich falsch gemacht? Bitte sprecht zu mir."
Nichts in meinem Leben hat mir je solche Schmerzen bereitet, wie die nun herrschende Stille.
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Emizel

Es weht ein kühler Wind während die Wolken an mir vorbei fliegen. Der Morgen könnte nicht schöner sein. Gerade schieben sich die ersten Strahlen der Sonne über den Rand des Horizonts und erwärmen oberflächlich mein rotes, wirres Haar.
„Endlich..“, flüster ich vor mich hin und schaue nach unten, „.. der Eingang zur Schlange ist fast erreicht.“  Kohlra schlägt aufgeregt mit den Flügeln. Irgendetwas scheint ihn zu beunruhigen. Beobachtet jemand uns? Oder etwas?
Plötzlich kommt aus der Tiefe ein kalter Luftstoß nach oben geschossen. Das Luftschiff wackelt für einen Moment. Ich selbst halte mich am Geländer fest.
Aus dem Inneren des Luftschiffes kommt Gebrüll. Die Matrosen toben.

Was erhoffen sich Aldin und Alice von der Narbe? Die alte Macht der Elementare wiederherstellen? Die verlorenen Seelen der Oberhäupter retten? Was erhoffen sich die anderen Häuser davon? Gibt es so was wie Götter überhaupt und es war ein Hirngespinnst von mir? Wohlmöglich ist der Hass auf die Welt mir über die Ohren gestiegen und ich bilde mir das nur ein......
Doch plötzlich kralle ich mich noch fester in das Geländer fest! Mein Herz rast, es springt vor Freude. Dieses Gefühl von zwei kalten Augen beobachtet zu werden verschwindet nicht. Nein, es gibt sie wirklich. Woher sonst sollte ich diese schmerzerfüllten Bilder in meinem Kopf haben?
Was für ein Dämon möge ich wohl sein, wenn ich das Unheil der Welt loslasse und daran Freude empfinde? ... ob ich überhaupt je Freude haben werde...? Es fühlt sich so leer in meinem Inneren an. Meine Seele ist bereits seit meiner Kindheit verdorben, wenn nicht schon verrottet, und mein Herz erfüllt nur die Spielerei. Es gibt nix mehr auf der Welt was mich erfüllen könnte. Selbst die Spiele fließen durch mich hindurch wie köstlicher Wein, so verschwenderisch. Ach was würde ich nur alles geben um einen Strauß voller Leben zu bekommen und mein Herz am Leben zu erhalten.
Immernoch spüre ich diese Kälte auf mich gerichtet. Sie sticht auf mich ein wie ein Lanzenträger ein Schwein zum üben gebraucht.
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

Haku
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Emizel

Eigenartig, sehr eigenartig. Wieso erinnere ich mich an so etwas?
Als der Wind für einen Moment verrückt spielt durchfliegt mich ein Gefühl von Unbehagen und Trauer, Wut und Durst. Ein Flur voller Leichen. Fahles Licht fällt durch die Fenster. Die Farbe der Toten, Rot, bedeckt meine Finger und verschmiert mein Gesicht. Gleichzeitig fallen die Tränen von meinen Wangen, eine dieser Tränen läuft in meinen Mund, es schmeckt salzig.

Rennen. Rennen. Rennen, sagt mein Körper. Rennen. Rennen. Rennen tut er. Ich renne durch den Flur. Überall liegen die müden Wesen.
Ich öffne eine Tür. Ganz einfach geht sie auf. Überall sind Rosen, weiß und rot gefärbt. Sie umrahmen das Porträt des Ehemaligen Oberhauptes der Rozengard. Nur dieses eine Bild. Alle anderen Oberhäupter besitzen einen normalen Rahmen, selbst Ed.
Auf einem Podest sitzt eine Puppe. In einem schönen Kleid sitzt es da und starrt geradeaus.

„Warum...?“, frage ich die gemalten Männer und Frauen. „Warum mussten sie alle sterben?“ Meine Stimme hatte einen kalten aber auch traurigen Klang.
Das von Rosen geliebte Oberhaupt starrt mich mit seinen roten Augen an. Seine schwarzen Haare, verziert mit roten Strähnen, liegen nicht sehr perfekt wie man es erwartet. Seine Augen strahlen keine Kälte aus, eher sanft. Und dennoch macht er mich wütend!
„Warum müssen Unschuldige sterben damit IHR alle euch ein Monster heranzüchten könnt?! All Ihr Oberhäupter habt jeden ausgenutzt. Auch mich!!“, brülle ich die Bilder an.
Ich weiß sie hören mich... ich weiß sie sehen mich...

Wütend öffne ich meine Hand und sehe das Abbild eines Speers vor mir. Ein Speer manifestiert sich in meiner Hand. Auch wenn es nur eine Illusion sein mag, wenn die Person genug Vorstellungskraft besitzt kann diese auch jemanden verletzen!
... habe ich damals zu mir gesagt....
Mit Schwung werfe ich den Speer auf das rosengeliebte Bild und hoffe auf ein Loch darin. Jedoch zerbröselt die Waffe, noch bevor die Spitze einen Kratzer anrichten konnte, vor dem Bild. Müde sack ich zu Boden. Schlage auf den Boden ein und brülle alles aus mir heraus.

Sogleich diese Erinnerung kam sogleich verschwand sie wieder. Der Wind flüstert unheimlich. Was war das? Eine Illusion? Traum? Spielt ein Wesen Spielchen mit denjenigen die der Narbe zu nahe kommen?
Je tiefer wir gehen desto unheimlicher wird es mir. Das ich das überhaupt denke muss was heißen.

Zweiter Teil des Posts wird editiert. Ihr Autor :D
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

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Cydhra
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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Cydhra »

Manu
Das Gesicht des Abgrunds

Die Tage an Deck des Flugschiffs verschwimmen langsam. Der Himmel ist grau. Der Schnee am Boden weicht abgeernteten Feldern weichen den Ausläufern grauer Berge weichen mehr Schnee. Die Stimmung ist schlecht. Die kalte Luft setzt der Mannschaft zu, und unsere wackelnde Führungsstruktur trägt nicht gerade zur Moral bei.
Der Kipppunkt schien bereits vor Tagen erreicht, als wir keinen Halt im Lager am Rande der Eiswüste machten. Natürlich haben wir dort nicht haltgemacht, das stand nie zur Debatte. Doch die Mannschaft hatte es sich erhofft. Tolkin hielt eine kurze Rede und sagte etwas von mangelnder Sicherheit und der Mission. Aber niemand ließ sich mehr beeindrucken.
Jeden Abend fürchtete ich, dass die Nachtschicht endgültig die Geduld verlor und meuterte.

Doch nichts dieser Angespanntheit kann mit der Bedrückung mithalten, die von der Schlucht unter uns ausgeht. Der schwarze Schlund ist seit gestern Abend sichtbar und scheint alles andere zu verschlucken. Selbst der leichte Schneefall, der uns seit heute Morgen begleitet, scheint vor der Schwärze der Narbe zu verschwinden. Die Schlucht hätte beeindruckend sein sollen; der Anblick hätte Ehrfurcht erzeugen sollen. Ein Naturschauspiel, wie es es nur einmal auf der Welt gibt.
Doch so ist es nicht.
Die Finsternis der Narbe scheint unnatürlich. Sie sollte nicht dort sein; es ist, als wäre sie in diese Welt hinein gezwungen worden. Der Name Narbe ergibt plötzlich einen viel tieferen Sinn.
Und während ich vor zwei Tagen noch dachte, die Stimmung an Deck sei schlecht, kommt es mir jetzt im Nachhinein vor wie ein sanfter Sommerregen. Kaum einer spricht noch miteinander und jeder hat nur noch einen finsteren Blick über die Reling übrig, bevor man sich wieder unter Deck begibt. Fast als wollte jeder dem unnatürlichen Anblick der Schlucht entkommen.

Vor Stunden hatten wir einen langsamen Sinkflug begonnen. Die Motoren waren repariert, wenn sie auch nur wenig überzeugend klangen. Friederike hatte sich nicht ein Mal an Deck blicken lassen, sondern lebte die vergangenen Tage nur noch im Maschinenraum. Ich glaube, Damien hat kurz bei der Reparatur geholfen, war aber schnell aus dem Maschinenraum vertrieben worden.
Nun, da wir in der Schlucht angekommen sind, müssen die Motoren das Steuern übernehmen, denn die Segel haben keinen Wind mehr. Kaum zu glauben, bei dem Heulen, das uns seit Beginn des Sinkflugs begleitet, aber anscheinend helfen diese Winde nicht beim Segeln.

Da ich nicht gebraucht werde, habe ich mich an Deck begeben und zwinge mich seither die Schlucht zu beobachten. Es reicht noch viel Tageslicht bis hier, aber die Wände scheinen es geradezu zu verschlucken. Obwohl ich nichts anderes tat als die Wände und die Schlucht unter uns zu beobachten, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, ob es ein dunkles Gestein ist, das sich wie Adern durch die Felswände zieht, oder ob es unnatürlich dunkle Schatten sind.

Plötzlich wird hinter mir die Tür aufgestoßen und laute Stimmen dringen von der Treppe an Deck hervor. Ich drehe mich überrascht um. Was hat die Lethargie der Mannschaft so plötzlich unterbrochen?
Ritter Beno, gefolgt von dem Großteil der Schiffsbesatzung, marschiert an Deck, sieht mich und baut sich vor mir auf. Als ich mich bereits auf eine Auseinandersetzung bereit mache, scheint er es sich anders zu überlegen und ohne den Blick von mir abzuwenden, schreit er: “TOLKIN!”.
Er übertönt das Heulen des Windes überraschend laut. Für einen Moment schwebt das Schiff wie in eisiger Erwartung. Keiner regt sich, keiner gibt einen Ton von sich. Gerade als ich den Mund zu einer Frage öffnen will, schreit Beno erneut: “TOLKIN, HÖR AUF DICH ZU VERSTECKEN!”.

Nach einem weiteren angespannten Moment geht am anderen Ende des Decks ebenfalls die Tür auf, und Tolkin kommt heraus. “Was soll der Aufruhr?”, fährt er Beno an.
Jetzt endlich wendet sich Beno von mir ab und funkelt Tolkin direkt an: “Genug ist genug! Kolja ist durchgedreht. Deine Lügen enden hier!”
Tolkins Blick verfinstert sich. “Lügen? Hüte deine Zunge, Ritter!”
Doch Beno lässt sich nicht beirren. “Dies hier ist infam! Schändlich! Wenn Kolja denkt…”
Tolkin unterbricht ihn: “Kolja ist nicht hier, also wirst du demjenigen gehorchen, den der Abt dazu auserkoren hat!”
Beno zieht sein Schwert. Ich packe entsetzt meinen Schwertknauf. Ist er völlig durchgedreht?
“Genug! Die Mannschaft hat genug. Ich habe genug. Die Götter dulden diese Schande nicht länger! Diese Mission endet hier. Ich werde euch alle vor das Konzil stellen! Erst nimmt Kolja diesen Dämon auf”, Beno zeigt auf mich, “dann verbündet er sich mit Blutfeinden”, Beno zeigt in Richtung Steuerdeck, “und jetzt opferst du die ganze Mannschaft dieser elenden Schlucht. Dein Kommando endet hier! Von jetzt an regieren die Götter wieder!”
Das Schwert auf Tolkin gerichtet, macht er einen Schritt auf diesen zu. Tolkin hat die Hand am Schwertgriff, zieht es jedoch nicht.
In ruhigem, fast schon gefährlichen Ton antwortet er Beno: “Wage es nicht. Seit Jahren arbeiten wir auf diese Mission hin. Seit Jahren –”, doch Beno unterbricht ihn.
“Schweig! Die ganze Mannschaft steht hinter mir. Dein gottloses Treiben ist vorbei!”
Tolkin zieht sein Schwert drohend ein Stück aus der Scheide. Nur einen Daumen breit. Doch in Benos Augen flammt der Wahnsinn auf.
“Nicht!”, schreie ich, und ziehe mein Schwert, doch es ist zu spät. Beno macht einen überraschenden Sprung nach vorne und sein Schwert schneidet mühelos in den Hals Tolkins, der durch sein angetäuschtes Schwertziehen einen Atemzug zu langsam beim Parieren ist. Blut spritzt auf Deck, und Tolkin sackt tot zusammen.
“Du Wahnsinniger! Du… du… VERRÄTER!", schreie ich, und gehe auf Beno los. Blut rauscht in meinen Ohren. Mein Herz rast, meine Arme zittern. Doch der Zorn treibt mich voran. Nicht Tolkin. Nicht jetzt.
Beno schlägt meinen Hieb mühelos zur Seite. Mit grimmigem Blick zischt er: “Du machst es mir zu einfach”.
Beno ist viel erfahrener als ich und treibt mich mühelos zurück an die Reling. Er schlägt mehrmals heftig zu, um mich weiter in Bedrängnis zu treiben. Mir bleibt keine Zeit zum Gegenangriff überzugehen, Schlag um Schlag versuche ich mühevoll zu parieren.
Dann trifft mich plötzlich ein harter Schlag gegen das Knie. Beno hat mir gegen die Beine getreten. Überrascht stolpere ich zur Seite und entgehe gerade so einem weiteren Stich. Ich falle hin.
Meine Arme sind schwer, ich kann kaum noch atmen. Verzweifelt versuche ich, Distanz zwischen mich und Beno zu bringen. Doch er macht nur einen lässigen Schritt nach vorne, um mit mir mitzuhalten. Meine Hand rutscht auf dem glitschigen Deck unter mir weg und ich falle auf den Rücken.
Drohend erhebt sich Beno über mich und sagt: “Die Götter strafen Dämonen!”, und er hebt das Schwert ein letztes Mal.

Plötzlich weicht die Erschöpfung und die Angst einem unbändigen Zorn. “Die Götter haben mir den Pfad gezeigt”, zische ich, und spüre, wie ich eine nie gekannte Energie in mir staue. Das Schwert Benos fährt herab, doch anstatt auszuweichen, greife ich direkt in die Klinge. Ich bekomme sie nicht zu packen und sie gräbt sich schmerzhaft in mein Fleisch. Doch der kurze Moment der Berührung reicht aus. Es knallt, und Beno wird mit einem hellen Lichtblitz mehrere Meter zurückgeschleudert. Das Schwert fällt mir wirkungslos in den Schoß. Blut quillt aus meiner geschlossenen Faust.

Schmerzerfüllt stehe ich auf, und humple zu Beno, der zusammengekrümmt auf dem Holzdeck liegt. Die Mannschaft, die wohl bis eben nur das Kampfgeschehen verfolgt hat, weicht vor mir zurück. Der Schnee, der sich auf Benos Umhang gesammelt hatte, ist geschmolzen. Dampf quillt aus seiner Kleidung hervor. Sein Gesicht zuckt, als er versucht, mich anzusehen. Ich sollte… Nein. Er hat die Götter verraten. Er steht im Weg. Er hat Tolkin getötet. Er will die Götter untergehen sehen. Ich bin der, der die Götter befreien wird. Er hat sein Schicksal gewählt. Der Pfad ist gerecht. Meine Hand, erneut aufgeladen und von kleinen Blitzen umgeben, fährt herab.
"Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.

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Re: Ragnarök 3

Beitrag von Haku »

Emizel

Ein leichtes Dröhnen kommt aus den Wänden. Kohlra krächzt aufgeregt auf einem der Sprechrohre. Der Steuermann hat es aufgegeben ihn von dort zu verscheuchen. Bis jetzt saß Kohlrah ruhig und machte ein Nickerchen.
"Sag mal" , fängt der Muskelsteuermann an mit einem verwunderten Ton, "muss dieser Vogel nicht hungrig sein?" Selbst im Sinkflug hält er das Steuer fest. Wir wollen ja nicht gegen die Wände prallen.
"Nein, er braucht nicht viel Futter. Er braucht nur Zuneigung und Liebe.", zucke ich mit den Schultern. Am Fenster wandert das Gestein nach oben, als würde es nach oben klettern und Licht suchen wollen. Es sind einige Stunden vergangen.........und es ist langweilig! Die ganze Zeit nur eine Steinwand an jeder Seite und sonst die gähnende Leere.
Die Tür zur Brücke wurde aufgeschlagen, ein Matrose kam hektisch herein. "Sir, d-die Mannschaft-..ich meine ein Großteil der Mannschaft ist an Deck! Angeführt von einem dieser Ritter."
"Das ist ein schlechter Witz!", fahre ich genervt den Matrosen an.

Nachdem ich auf dem Deck angekommen bin fliegt Kohlra von drinnen nach draußen raus auf das Deck. Ich finde die Mannschaft wie sie leicht schockiert auf einen jungen Mann starrt, dieser wiederum über ein Fass von Mann gebeugt ist. Seine eine Hand ist mit Blut überströmt, während die andere den scheinbar toten Ritter berührt. Was ist hier passiert? Weiter weg liegt noch ein Ritter. Ist das dieser Tolkin? Leblos liegt er da. Der Wind pfeift schwach über unser aller Köpfe hinweg.
Schweigend geh ich zum Ritter und lege meine Hand auf seine Schulter. Er zuckt zusammen und starrt mich an. "Holt einen der Sanitäter her! Und erklärt mir mal jemand, was verdammt nochmal ihr euch dabei gedacht hattet?!", brüll ich sie an.
Jetzt scheint es endgültig eskaliert zu sein. Einer der Matrosen ist auf meinen Befehl weggerannt.
Die anderen zögern auf meine Frage. "Wir..wir haben genug von allen und wollen hier raus! Dieser Ritter hier-", antwortet nun jemand.
"... und wie habt ihr euch das vorgestellt?", gehe ich ihm ins Wort. "Ihr tötet andere Menschen damit ihr weniger Proviant verbraucht und dann nach oben kommt? Seht euch um! Der Wind bringt uns nicht nach oben. Kein Segel ist gefüllt von der Hoffnung nach oben. Momentan können wir nur nach unten und von Glück reden, dass wir nicht abstürzen."
Ich bin es langsam leid auf diesem Schiff zu sein.
Währenddessen kommt tatsächlich einer der Sanitäter und schaut sich die Ritter an. Dem lebendigen verbindet er die Hand.

"Was bringt es uns überhaupt hier runterzukommen?", kommt von einem anderen die Frage.
"Ja, genau!", dringt es zwischen den Reihen. Scheiße, denk ich mir. Allein schaffe ich es nicht. Einer der Offiziere muss her aber bis der ankommt bin ich wahrscheinlich der nächste Tote Mann.
Kohlra fliegt ganz knapp über die Köpfe aller hinweg. Krächztend versucht er die Leute abzulenken und pickt auf einen der Matrosen ein. "Du Mistvieh!", brüllt dieser.
Plötzlich macht das Schiff einen kurzen Schwank zur Seite. Alle haben Mühe das Gleichgewicht zu halten. Der angegriffene Matrose kippte nach hinten zur Reling und wurde weiterhin von Kohlra angegriffen. "Es reicht, Kohlra!", rufe ich aber ohne Erfolg. Das Schiff kippt zur anderen Seite. Ist der Treibstoff schon alle?
Jeder hält sich an jeden fest. Mit einem letzten Schwank und einer Schnabelattacke kann sich der Matrose nicht mehr halten. "W..waaaaaaaaaaa...!!" Er fällt. Er ist verloren. Das nächste Opfer der Narbe ist gefallen.
Ein schlanker Mann komm durch die Tür zum Deck. Derwin.. Derwyk.. ich habe den Namen vergessen, ist aufgebracht. "Sind alle unversehrt?", ruft er was überflüssig ist. Das Luftschiff hat sein Gleichgewicht wieder erhalten und es gibt 3 Tote. Ich erkläre ihm die Situation. ".. ich konnte nichts machen.", sage ich zum Schluss leicht beschämt. Selbst ich hatte keine Kontrolle über das Geschehen. "Es ist bedauerlich.", sagt der Offizier.
Es weht leicht der Wind über das Deck. Der Schock sitzt noch in den Köpfen der Mannschaft. "Übernehmt Ihr die Mannschaft. " und gehe zur Reling wo Kohlra sitzt.

Böse blinzel ich ihn. Dieser Vogel zeigt keine Reue und tut scheinheilig. "Das hätte nicht sein müssen.", murmel ich.
Der Wind weht von unten nach oben. Er heult auf, fast schreiend und verstummt mit einem Plätschern.
Meine Ohren zucken beim letzten Geräusch. Vorsichtig schau ich über die Reling hinab in die Finsternis. "Was zum..."
Oh Herr, heile dieses Fahrrad!

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